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Pressedossier «Ursula» downloaden - Ursula Leben in Anderswo

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AUS DER DREHVORLAGE VON WALO DEUBER<br />

„Früher ist Ursi gern geritten, heute fährt sie am liebsten Elektromobil.“<br />

Anita Utz<strong>in</strong>ger hat <strong>in</strong> den 90er Jahren für sich und <strong>Ursula</strong> e<strong>in</strong> Elektromobil konstruieren lassen.<br />

Bewegung ist für die taubbl<strong>in</strong>de <strong>Ursula</strong> wichtig und tut ihr wohl. Den Zweisitzer, der gewöhnlich<br />

vor ihrem Wohnhaus <strong>in</strong> Zürich am Kabel hängt, lässt sich Anita Utz<strong>in</strong>ger an ihr Feriendomizil<br />

im Appenzell br<strong>in</strong>gen, für Ausfahrten zu zweit. Das Fahrzeug ist heute Voraussetzung<br />

zur Mobilität für beide Passagiere.<br />

An e<strong>in</strong>em kalten Samstag im November 1958 fährt die 30 jährige, <strong>in</strong> den USA an der Boston<br />

University ausgebildete Zürcher Heilpädagog<strong>in</strong> Anita Utz<strong>in</strong>ger <strong>in</strong>s toggenburgische Wolfertswil.<br />

Im K<strong>in</strong>derheim „Im Moos“ ist sie am Ziel ihrer Bemühungen, <strong>in</strong> der Schweiz e<strong>in</strong> taubbl<strong>in</strong>des<br />

K<strong>in</strong>d zu f<strong>in</strong>den. Über die ersten Tests, die sie mit Bewilligung der Amtsvormundschaft Zürich mit<br />

<strong>Ursula</strong> machen darf, berichtet sie der Behörde mit Datum vom 16. November 1958 unter anderem:<br />

„Die Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>deutig, dass <strong>Ursula</strong> bildungsfähig ist. Sie sollte daher unverzüglich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anstalt überwiesen werden, die über die nötigen Mittel und Lehrkräfte verfügt, e<strong>in</strong> taubbl<strong>in</strong>des<br />

K<strong>in</strong>d zu unterrichten. Jede Verzögerung des Schulungsbeg<strong>in</strong>ns dürfte die Aussicht auf<br />

Erfolg verkle<strong>in</strong>ern.“<br />

E<strong>in</strong>e solche „Anstalt“ gibt es 1958 nicht. Aber anfangs der 70er Jahre wird es sie geben. Dank<br />

<strong>Ursula</strong> und Anita Utz<strong>in</strong>ger unter anderem. In der Zwischenzeit wird die junge Heilpädagog<strong>in</strong> um<br />

<strong>Ursula</strong>s Schicksal kämpfen. Indem sie <strong>Ursula</strong> zu sich nimmt und ihre Erziehung zum menschlichen<br />

Dase<strong>in</strong>, zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Vater, der <strong>Ursula</strong>s Vormund wird, selber<br />

betreibt.<br />

Von Hoffnungen und Rückschlägen bei diesem 24-Stunden-Job erzählt Anita Utz<strong>in</strong>ger im<br />

Film, davon, was es bedeutet, e<strong>in</strong>em taubbl<strong>in</strong>den K<strong>in</strong>d immer und immer wieder das Gleiche zu<br />

„zeigen“, damit es im wortwörtlichen S<strong>in</strong>ne „begreift“, davon, dessen S<strong>in</strong>ne weiter zu entwickeln,<br />

um damit den kle<strong>in</strong>en Alltag des Aufstehens am Morgen und die Beschäftigung am Tage<br />

<strong>in</strong> Würde bestehen zu können, mit Gehen Mobilität und Beweglichkeit zu erreichen und mit<br />

Tast- und Geruchss<strong>in</strong>n e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an Orientierung zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Von Erfolgen erzählt sie, wenn sie festgestellt hat, dass <strong>Ursula</strong>s verbliebene S<strong>in</strong>ne ihr ermöglichen,<br />

zum Reiten zwischen ihr lieben oder unangenehmen Pferden zu unterscheiden. Von<br />

Niederlagen erzählt sie, als sie etwa e<strong>in</strong>sehen musste, dass <strong>Ursula</strong>s verme<strong>in</strong>tlicher Hör-Rest<br />

nicht zur Weiterentwicklung e<strong>in</strong>es wirklichen Sprachverständnisses reichte.<br />

E<strong>in</strong> halbes Jahrhundert zwischen Hoffen und Bangen, Erfolg und Rückschlägen hat Anita<br />

Utz<strong>in</strong>ger mit <strong>Ursula</strong> an deren Mutterstelle verbracht, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges <strong>Leben</strong> im Zeichen elementarer<br />

Menschlichkeit. Ihr E<strong>in</strong>satz hat mehr bewirkt als e<strong>in</strong> würdevolles <strong>Leben</strong> für <strong>Ursula</strong>. Ihr Beispiel<br />

wurde wegweisend für die Errichtung e<strong>in</strong>er Spezial-Institution wie der „Tanne“ für Taubbl<strong>in</strong>de.

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