verliebt in schweden - Der Nordland-Shop
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lag am Wasser und war relativ günstig. Auf Schwedisch: alles lagom*.<br />
Natürlich handelte es sich bei me<strong>in</strong>em Heimatort um nicht viel<br />
mehr als um e<strong>in</strong> ziemlich großes Dorf. Es gab ke<strong>in</strong> Kulturleben,<br />
das der Rede wert gewesen wäre. Nach 22 Uhr herrschte an Werktagen<br />
Grabesstille und völlige Leere <strong>in</strong> den Straßen. Gleichzeitig<br />
gab es e<strong>in</strong>e Art aggressive, protzige Attitüde. E<strong>in</strong> Bedürfnis, konstant<br />
da rauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass man wirklich e<strong>in</strong>e richtige Stadt war,<br />
was man mithilfe bizarrer Bauprojekte und der Lokalpresse <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong><br />
zu br<strong>in</strong>gen versuchte. E<strong>in</strong> bisschen wie e<strong>in</strong> Terrier, der<br />
sich gegenüber allem <strong>in</strong> Rage bellt, was größer als er selbst ist.<br />
Dennoch sehnte ich mich immer nach der Stadt, wenn ich ausgeflogen<br />
war und umherreiste, vielleicht, weil sie trotz allem me<strong>in</strong><br />
fixer Punkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen Welt blieb, <strong>in</strong> der ich oft an e<strong>in</strong>em Ort<br />
aufwachte, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Wie e<strong>in</strong> Bumerang<br />
kam ich immer wieder zurück. <strong>Der</strong> Teil me<strong>in</strong>es Lebens, der<br />
sich nicht <strong>in</strong> ständiger Bewegung befand, war dort verankert.<br />
Ich begriff lange nicht, dass ich dabei war, den Boden unter<br />
den Füßen zu verlieren. Ich fühlte mich oft so e<strong>in</strong>sam, dass ich<br />
hätte heulen können, obwohl ich umgeben war von guten Freunden<br />
und e<strong>in</strong>er Familie, die sich um mich sorgte. Doch <strong>in</strong> gewisser<br />
Weise waren die Freunde, die ich unterwegs gewonnen hatte, wirklicher<br />
für mich als die Menschen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er unmittelbaren Umgebung.<br />
Die wunderten sich mehr und mehr, wer ich eigentlich war.<br />
Und ich hatte ke<strong>in</strong>e gute Antwort auf diese Frage. Ich wusste nur,<br />
dass ich mich nie richtig anwesend fühlte, so als ob me<strong>in</strong> Unterbewusstse<strong>in</strong><br />
nicht mit dem Tempo me<strong>in</strong>er physischen Standortveränderungen<br />
Schritt halten konnte.<br />
Die kle<strong>in</strong>en alltäglichen D<strong>in</strong>ge, die die meisten Leute als wichtig<br />
ansehen, fühlen sich fremd an, wenn man immer nur kommt<br />
und geht. Die E<strong>in</strong>drücke, die ich von me<strong>in</strong>en Reisen mitbrachte,<br />
bedeuteten dagegen nichts für me<strong>in</strong>e Familie und me<strong>in</strong>e Freunde,<br />
die jeden Morgen e<strong>in</strong>er geregelten Arbeit nachg<strong>in</strong>gen und über<br />
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