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"Es ist für den kultivierten Menschen schwer zu glauben, daß seine Art der<br />
Wahrnehmung von Musik in der Tat die niedrigste Stufe der Möglichkeiten<br />
darstellt, die der Musik innewohnen." (Hatim el-Askari)<br />
Hauptteil (1-6)<br />
Ausgestattet mit diesen 6 Vorbehalten will ich in 6 Stationen gegliedert<br />
einige Aspekte skizzieren, die auf Lern- und Wahrnehmungsprozesse innerhalb<br />
meiner eigenen Arbeit verweisen, die von nicht-musikalischen zu<br />
musikalischen Gebieten (und retour) geführt haben. (Der Text besteht – wie<br />
alle meine längeren Texte – aus einer Collage aus Material das für den<br />
jeweiligen Anlaß verfertigt wurde und solchem das aus älteren<br />
Notizbucheintragungen stammt. Letztere gehen in diesem Fall bis auf das<br />
Jahr 1983 zurück.)<br />
1. EINE LINIE ZIEHEN<br />
Die Essenz des Graphischen ist für mich immer noch die Vorstellung eines<br />
gespitzten Bleistifts, der auf weißem Papier eine freihändig-gerade Linie<br />
zieht. Noch bevor ich mein Musikstudium begann, habe ich gut zwei Jahre<br />
Graphik studiert. Damals stellte sich mir die Frage: Soll ich das in der<br />
Kunst Gelernte in der Musik, oder das in der Musik Gelernte in der Kunst<br />
anwenden? Und seither sind die beiden Denkweisen bei mir so sehr ineinander<br />
verzahnt, daß es mir gar nicht mehr möglich ist einen Klang zu hören, ohne<br />
ein Bild zu denken und umgekehrt. Kaum jemals skizziere ich die Idee zu<br />
einem Stück anders, denn als Zeichnung, als Bild, das nicht unbedingt von<br />
links nach rechts zu lesen ist. Und wenn sich umgekehrt, beim Betrachten<br />
bildender Kunst, die musikalische Vorstellung nicht ohnehin von selbst<br />
einstellt, zwinge ich mich dazu, indem ich mich frage, was würde dieses<br />
oder jenes bildnerische Konzept musikalisch für Konsequenzen haben. Diese<br />
Fragestellung ist mein Elexier, meine Geheimwaffe. Ich kann das ruhig ganz<br />
offen hinschreiben, da es mir sowieso niemand glaubt. Und vor allem dann,<br />
wenn man diese Frage nicht nur auf die bildende Kunst anwendet, sondern auf<br />
alles was nicht Musik ist, gewinnt man eine Draufsicht, einen Überblick<br />
über das was man tut und wo man steht, der von einer seltenen und kostbaren<br />
Klarheit ist.<br />
Abstrakter Expressionismus.<br />
"Medium" bedeutet "Mittel", ein Zwischending zwischen etwas und<br />
etwas. McLuhan´s Satz "the medium is the message" scheint dem zu<br />
widersprechen, indem er das "Medium" aufzuwerten sucht. Aber das<br />
scheint nur. Auch die "message", die Botschaft, auch die Information<br />
ist nur ein Mittel zwischen etwas und etwas. Oder jemand und jemand.<br />
Und: jemand und jemand sind noch nicht die symmetrisch flankierenden<br />
Enden des beobachtbaren Spektrums. Sie stehen selbst noch relativ in<br />
der Mitte. Sind fast noch Mittel.<br />
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