Jagd auf die - Dolphin House
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Biologie<br />
Dornenkronenseesterne<br />
Schonzeit für den Atlantik<br />
Der gesamte Indopazifik wird von Dornenkronen<br />
bewohnt. Die Karibik ist bisher<br />
verschont geblieben da der Seestern im<br />
Atlantik nicht vorkommt<br />
Dornenkronen-Verbreitung<br />
Natürliche Fressfeinde kennt der in allen<br />
Korallenriffen der tropischen und subtropischen<br />
Regionen des Indopazifiks und Roten<br />
Meers vorkommende Seestern kaum. Sein<br />
Erzfeind, das große Tritonshorn (Charonia<br />
tritonis), eine Schnecke, wurde wegen seines<br />
schönen Gehäuses stark dezimiert. Die<br />
paar Drücker-, Kugel- und Lippfische, <strong>die</strong><br />
manchmal an ihm herumknabbern, kann er<br />
leicht verkraften. Abgefressene Teile werden<br />
einfach wieder erneuert – und sollte mal<br />
ein Arm verloren gehen, bildet sich daraus<br />
gleich ein komplett neuer Seestern!<br />
Bei der Fortpflanzung wird ebenfalls<br />
nicht gekleckert. Ein großes Dornenkronen-<br />
Weibchen kann in der Fortpflanzungssaison<br />
bis zu 60 Millionen Eier ins Freiwasser<br />
entlassen, <strong>die</strong> dann durch <strong>die</strong> zur gleichen<br />
Zeit ausgestoßenen Samen der Männchen<br />
befruchtet werden. Die daraus entstehenden<br />
Larven treiben mit den Meeresströmungen<br />
zum nächsten Korallenriff, wo sie sich<br />
niederlassen und in Seesterne verwandeln.<br />
Die winzigen Nachkommen ernähren sich<br />
circa zwei Jahre lang von Phyto-Plankton,<br />
ehe sie sich <strong>auf</strong> das Polypengewebe von<br />
Korallen spezialisieren. Normalerweise fällt<br />
ein Großteil der Larven Fischen, Riesenmuscheln,<br />
Ringelwürmern, Krebsen, Garnelen,<br />
Schnecken und kurioserweise auch Korallenpolypen<br />
zum Opfer, so dass nur wenige<br />
Individuen überleben. Der farbenfrohe<br />
Raubstern, zwischen dessen Stacheln oft<br />
kleine Kardinalbarsche (Siphamia zaribae)<br />
und <strong>die</strong> Seesterngarnele (Periclimenes soror)<br />
Schutz suchen, stellt dann kaum eine Gefahr<br />
für das Korallenriff dar. Im Gegenteil, durch<br />
das Dezimieren der schnellwüchsigen „Acropora-Spezies“<br />
verbessert er <strong>die</strong> Verbreitung<br />
anderer, langsamer wachsender Korallenarten,<br />
was wiederum eine höhere Vielfalt an<br />
Bewohnern nach sich zieht.<br />
schadensbegrenzung<br />
Treten <strong>die</strong> ansonsten nützlichen Dornenkronen<br />
allerdings in Massen <strong>auf</strong>, entwickeln <strong>die</strong><br />
Tiere einen unersättlichen Appetit. Dabei<br />
geraten sie in einen Rauschzustand, der sie<br />
Tag und Nacht fressen lässt. Zurückbleibt<br />
ein vollständig verwüstetes Korallenriff, das<br />
durch Algenbewuchs und Erosion kaum<br />
mehr in der Lage ist, sich zu erholen. In den<br />
60er-Jahren vernichteten Millionen von Individuen<br />
in der Nähe von Guam 90 Prozent<br />
der dortigen Korallenriffe.<br />
Über den Grund solcher Populationsexplosionen<br />
streiten sich <strong>die</strong> Wissenschaftler<br />
seit Jahrzehnten. Eine Ursache könnten<br />
Düngemittel und andere Verunreinigungen<br />
sein, <strong>die</strong> vor allem nach starken Regenfällen<br />
unkontrolliert ins Meer gelangen. Aber<br />
auch der Temperaturanstieg des Oberflächenwassers<br />
durch <strong>die</strong> globale Erwärmung<br />
und <strong>die</strong> damit verbundene Anreicherung<br />
an Nährstoffen könnten das Überleben der<br />
Acanthaster-Larven begünstigen, so dass<br />
sich <strong>die</strong>se in zu großer Zahl an den nahen<br />
Riffen ansiedeln.<br />
Strategien zur Schadensbekämpfung<br />
mussten entwickelt werden. Einfach abwarten,<br />
bis das Areal leergefuttert ist und <strong>die</strong><br />
„Riffkiller“ verhungert sind, würde nicht nur<br />
mannigfaltige Ökosysteme zerstören, sondern<br />
auch menschliche Nahrungsressourcen<br />
und touristische Ziele. Die Dornenkronen<br />
mit Gift zu bekämpfen ist zwar wirksam,<br />
aber <strong>auf</strong>wendig und kostspielig, da oft mehrere<br />
Arme injiziert werden müssen. Die bislang<br />
beste und bewährteste Methode ist das<br />
Einsammeln und anschließende Verbrennen<br />
der Tiere. Neu ist ein kürzlich entwickelter<br />
Duftstoff, der <strong>die</strong> Seesterne anlocken soll,<br />
so dass <strong>die</strong> <strong>auf</strong>gestellten Fallen nur noch in<br />
Intervallen geleert werden müssen.<br />
Egal mit welcher Methode man gegen<br />
<strong>die</strong> Dornenkronen zu Felde zieht, ohne<br />
aktive Riffschützer wie Rudi und Eddi von<br />
Moalboal, würde es um einige Plätze bereits<br />
schlecht bestellt sein. Auch heute tragen <strong>die</strong><br />
Tauchteams wieder schwer an ihrer Last.<br />
68 tauchen.de 8/2011