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Louis Brisson als junger Priester<br />
IX., fand nur lobende Worte für<br />
diesen französischen Priester<br />
und dessen seelsorgerliches<br />
Wirken.<br />
In vielen Äußerungen zur<br />
Seelsorge, die Louis Brisson in<br />
seinen Kapitelvorträgen an die<br />
von ihm gegründete Ordensgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Oblaten des<br />
heiligen Franz von Sales richtete,<br />
können wir noch heute<br />
erkennen, wie sehr ihm daran<br />
lag, das zu verwirklichen, was<br />
er sich schon als Zwölfjähriger<br />
vornahm, nämlich in den<br />
Menschen die Liebe Gottes zu<br />
entflammen.<br />
„<strong>Der</strong> Eifer für das Heil <strong>der</strong><br />
Seelen“, so sagte er in einem<br />
Vortrag am 30. März 1892,<br />
„muss uns ganz erfüllen, <strong>der</strong> Eifer<br />
für ihre Reinigung und ihre<br />
Heiligung. Für ihren Fortschritt<br />
in <strong>der</strong> Liebe zu Gott müssen<br />
wir alles tun, was wir können.“<br />
Und am 4. Januar 1893 trug<br />
er seinen Mitbrü<strong>der</strong>n auf, den<br />
„Wohlgeruch Gottes“ zu verbreiten,<br />
damit die Menschen<br />
„Geschmack“ daran finden:<br />
„Die Gebete, die wir sprechen,<br />
die Beichten, die wir<br />
Licht 2/2013<br />
hören, die Messen, die wir feiern,<br />
die guten Ratschläge, die<br />
wir geben, alle Verpflichtungen<br />
unserer Ämter, all das sollte<br />
zu einem Weihrauch werden,<br />
<strong>der</strong> zum Himmel emporsteigt,<br />
das Herz Gottes erfreut und<br />
die Herzen <strong>der</strong> Gläubigen mit<br />
Wohlgeruch erfüllt. … Unsere<br />
Seelsorge, unsere Unterweisungen<br />
und Katechesen, unsere<br />
Heiligen Messen sollten von<br />
diesem Wohlgeruch wahrnehmbar<br />
durchzogen sein.<br />
Dann finden die Menschen<br />
Geschmack am Worte Gottes<br />
und werden für die Wege Gottes<br />
bereitet. Ihr könnt sie dann<br />
auf diesen Weg hinführen und<br />
voranschreiten lassen.“<br />
Die Tugenden des heiligen<br />
Franz von Sales sollen dabei<br />
die tragenden Säulen sein: „Tut<br />
all das als Kin<strong>der</strong> des heiligen<br />
Franz von Sales. Bringt dazu<br />
seine Tugenden mit: seine Klugheit,<br />
Weisheit und Sanftmut.<br />
Die Gläubigen sollten bei den<br />
Oblaten diesen Stempel <strong>der</strong><br />
Schlichtheit und Güte feststellen,<br />
die die Seele auf <strong>der</strong> Stelle<br />
in Beschlag nimmt und sie<br />
den Händen Gottes ausliefert“<br />
(Kapitel 27. 1. 1886).<br />
Mit ganzer Liebe<br />
Vor allem jenen, die zur<br />
Beichte kommen, soll man<br />
„mit ganzer Liebe“ begegnen.<br />
Die Oblaten-Seelsorger „sollen<br />
darauf achtgeben, gegen<br />
die Beichtkin<strong>der</strong> sehr gütig zu<br />
verfahren. Nicht das Verhalten<br />
weltlicher Richter schwebe<br />
ihnen vor. Da es um die Seelen<br />
geht, die durch das kostbare<br />
Blut des Erlösers losgekauft<br />
wurden, gebührt ihnen religiöse<br />
Ehrfurcht. Ihnen gebührt ferner<br />
ein ganz väterliches Verhalten“<br />
(Kapitel 20. 2. 1879).<br />
Und bezüglich des Predigtstils<br />
meinte Louis Brisson: „Unser<br />
Wort sollte ganz entflammt sein<br />
von Liebe, zumal es das Herz<br />
ist, das Beredsamkeit verleiht,<br />
das Herz macht den Redner.<br />
Nur wenn das Herz mit dabei<br />
ist beim Reden, findet unser<br />
Wort den Weg zum Herzen <strong>der</strong><br />
Zuhörer. Wir dürfen uns aber<br />
nicht nur damit begnügen, zu<br />
überzeugen, wir sollen begeistern<br />
und fortreißen. Darum<br />
gilt es, mit Liebe zu sprechen“<br />
(Kapitel 22. 6. 1892).<br />
Die Botschaft des Christentums<br />
ist keine Drohbotschaft,<br />
so war Louis Brisson zutiefst<br />
überzeugt, son<strong>der</strong>n eine Botschaft<br />
<strong>der</strong> Liebe Gottes zu uns<br />
Menschen. Aufgabe des Seelsorgers<br />
ist es, dieses Evangelium<br />
„neu zu drucken“, und zwar<br />
so, dass es von den Menschen<br />
gerne angenommen und ihm<br />
zur Nahrung wird, zum nährenden<br />
Brot für die Welt: „Die<br />
frohe Botschaft muss die Seele<br />
anrühren, es muss als Brot <strong>der</strong><br />
Tröstung, als Brot <strong>der</strong> <strong>Hoffnung</strong><br />
von je<strong>der</strong> Seele aufgenommen<br />
werden können“ (29. Ansprache<br />
am 17. 5. 1892). n<br />
P. Herbert Winklehner ist Oblate<br />
des heiligen Franz von Sales.<br />
Er ist <strong>der</strong> Leiter des Franz Sales<br />
Verlages, Chefredakteur <strong>der</strong><br />
Zeitschrift <strong>LICHT</strong> und lebt in<br />
Eichstätt, Bayern.<br />
1919