Einleitung: Alltagssprache und Deutsch als ... - GFL-Journal
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<strong>Alltagssprache</strong> <strong>und</strong> <strong>Deutsch</strong> <strong>als</strong> Fremdsprache<br />
9<br />
Die Beiträge von Geraldine Horan <strong>und</strong> John Partridge behandeln zwei wichtige<br />
alltagssprachliche Phänomene, deren Behandlung im Unterricht <strong>Deutsch</strong> <strong>als</strong> Fremdsprache<br />
sicher nicht selbstverständlich ist.<br />
Geraldine Horan untersucht Fluchen <strong>und</strong> Beschimpfungen im <strong>Deutsch</strong>en, die, auch<br />
wenn es ein wenig paradox erscheint, <strong>als</strong> Teil von Nähesprache anzusehen sind <strong>und</strong> vor<br />
allem im alltäglichen Sprachgebrauch zum Einsatz kommen. Der Beitrag widmet sich<br />
dem Spannungsfeld zwischen der verbreiteten Ablehnung von Fluchen <strong>und</strong><br />
Beschimpfen <strong>als</strong> sozial unerwünschtes verbales Verhalten auf der einen Seite <strong>und</strong> dem<br />
anhaltenden Reiz, den eben dieses Verhalten <strong>und</strong> sein Ausdruck, oder die Möglichkeit<br />
dieses Verhaltens, ausübt. Dieses Interesse ist v. a. dokumentiert durch die Vielzahl an<br />
populären Schimpfwörterbüchern <strong>und</strong> Dialektschimpfwörterbüchern. Es ist anzunehmen,<br />
dass Letztere auch <strong>als</strong> Angebot zu regionaler Identifikation wahrgenommen<br />
werden.<br />
John Partridge beschäftigt sich mit Formen informeller Anrede im Englischen <strong>und</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>en. Informelle Anrede ist <strong>als</strong> Ausdruck von sozialer Nähe zu verstehen <strong>und</strong><br />
daher relevant für unser Verständnis von <strong>Alltagssprache</strong>. Der Beitrag zeigt aus seiner<br />
kontrastiven Perspektive, dass es einige Asymmetrien zwischen dem Englischen, wo<br />
informelle Anrede mit Formen wie „mate“ oder „love“ realisiert werden kann, <strong>und</strong> dem<br />
<strong>Deutsch</strong>en gibt, in dem solche Formen weniger gebräuchlich sind <strong>und</strong> die<br />
Unterscheidung zwischen „du“ <strong>und</strong> „Sie“ eine wichtige Funktion beim Ausdruck von<br />
Nähe <strong>und</strong> Distanz einnimmt.<br />
Einen systemlinguistischen Blick werfen die Aufsätze von Alan Scott <strong>und</strong> Regina<br />
Weinert auf alltagssprachliche Phänomene.<br />
Alan Scott beschäftigt sich mit dem Wandel des Genitivgebrauchs im <strong>Deutsch</strong>en.<br />
Nachdem wir uns jahrelang angehört haben, dass der Dativ dem deutschen Genitiv<br />
einen langsamen, aber sicheren Tod bereite, bietet der Beitrag eine wohltuende<br />
Differenzierung an, die die verschiedenen Gebrauchsweisen <strong>und</strong> Funktionen des<br />
Genitivs <strong>und</strong> seiner ‚Konkurrenzfälle‘ berücksichtigt. Anhand alltäglichen<br />
Sprachgebrauchs in Twitter Tweets ermittelt Alan Scott den aktuellen Stand des<br />
Genitivgebrauchs im heutigen Alltagsdeutsch <strong>und</strong> stellt dabei fest, dass dieser robuster<br />
ist, <strong>als</strong> man es angenommen hätte.<br />
© gfl-journal, No. 1/2011