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Axel Dunker - Das Goethezeitportal

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<strong>Dunker</strong>: Der „preßhafte Autor“, S.6<br />

deckt durch das „Andenken des Professors“ (844), für das im Text der mit den<br />

Pflanzennamen versehene Schlafrock steht. Unnennbarkeit, Namenlosigkeit<br />

und Ich-Auflösung gehen miteinander einher.<br />

Fermino Valies verwickelt Eugenius in ein erotisches Abenteuer, das in<br />

einem paradiesischen Garten stattfindet. Hier befinden sich „fremde Gewächse,<br />

Stauden [...], die Eugenius nur den Namen, der Abbildung nach gekannt“ (DF,<br />

854). Eugenius, selbst ein „Staudengewächs mit den seltsamsten Blüten“ (DF,<br />

831), begegnet sich selbst in diesem Garten in der Gestalt des erotischen<br />

Traums. Er wiederholt am Ende des 4.Kapitels den Handkuß, den er der Braut<br />

gegeben hatte und der ihm >die Sinne hatte schwinden lassen< (DF, 828).<br />

„[D]ie wunderbaren Himmelstöne einer weiblichen Stimme“ (DF, 854) lassen<br />

ihn schon zuvor „alle[n] süße[n] namenlose[n] Schmerz der innigsten Wehmut“<br />

10 empfinden, „eine Trunkenheit der Sinne, die ihm ein unbekanntes fernes<br />

Zauberland voll Traum und Ahnung“ (DF 854f) erschließt. Der erotische<br />

Diskurs des Textes erreicht im botanischen Diskurs des Eugenius seinen Höhepunkt:<br />

Da gab die Gräfin ihre Guitarre dem Fermino, und hing sich in des<br />

Jünglings Arm, indem sie mit holder Anmut erklärte, daß sie auch<br />

ein wenig von der Botanik verstehe, über manches wunderbare Gesträuch<br />

aber gern belehrt sein wolle, und daher darauf bestehn müsse,<br />

daß Eugenius nochmals den Garten durchwandle.<br />

Bebend vor süßer Angst wandelte der Jüngling mit der Gräfin fort,<br />

aber freier wurde seine Brust, als die Gräfin nach dieser, jener seltsamen<br />

Pflanze fragte, und er sich in wissenschaftlichen Erklärungen<br />

ergießen konnte. Er fühlte den süßen Hauch der Gräfin an seiner<br />

Wange spielen; die elektrische Wärme, die sein Inneres durchdrang,<br />

erfüllte ihn mit namenloser Lust, er kannte sich selbst nicht<br />

mehr in der Begeisterung, die ihn plötzlich umgeschaffen zu einem<br />

ganz andern Wesen. (DF, 864f.) 11<br />

Sexualität drückt sich hier sprachlich-symbolisch aus: das sexuell konnotierte<br />

>Sich-Ergießen< findet nur in der wissenschaftlichen Erklärung statt; für Eugenius'<br />

Zustand selbst aber gibt es keine Signifikanten mehr, seine Lust wird<br />

„namenlos“ und damit einher geht erneut die Ich-Auflösung, der Ich-Verlust,<br />

der aber als lustvoll erlebt wird: „er kannte sich selbst nicht mehr"“.<br />

Diese Namenlosigkeit der (erotischen) Begeisterung wird in zweifacher<br />

Weise problematisch, als dann Zeichen für die Vermittlung dieser Erfahrung<br />

gefunden werden müssen. Für Eugenius in der Auseinandersetzung mit der<br />

10 Hervorhebung von mir, A.D.<br />

11 Hervorhebung von mir, A.D.

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