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Rechtsstaat Kaukasus - GIZ

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ENGAGIERT<br />

In den letzten Jahren sind neue Materialien für das Jurastudium entstanden.<br />

die staatliche Justiz anrief, hatte angesichts dieser<br />

funktionierenden Schattenjustiz, deren Vertreter<br />

es gelegentlich bis in höchste Staatsämter<br />

brachten, verloren.<br />

Die staatlichen Gerichtsgebäude präsentierten<br />

sich damals nahezu folgerichtig noch heruntergekommener<br />

als andere Behörden, so dass<br />

sich der Rotary-Club von Tiflis noch Ende der<br />

1990er Jahre daranmachte, wenigstens einen<br />

Gerichtssaal in der georgischen Hauptstadt in<br />

einer Wochenendaktion neu zu streichen, um so<br />

für das notwendige Vertrauen in die „neue Justiz“<br />

zu werben. Sogar der Justizminister nahm<br />

bei dieser Goodwillaktion Farb eimer und Pinsel<br />

in die Hand.<br />

Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse<br />

der Reformanstrengungen in allen drei<br />

<strong>Kaukasus</strong>ländern mehr als respektabel. Das zeigten<br />

auch zwei internationale Konferenzen im<br />

Frühjahr und Sommer 2011 in Tiflis und Baku.<br />

In Tiflis ging es bei der „Kaukasischen Richterkonferenz“,<br />

veranstaltet von der <strong>GIZ</strong> im Auftrag<br />

des BMZ sowie dem Entwicklungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen (UNDP), um eine Bestandsaufnahme<br />

der Justizreform im Südkaukasus,<br />

unter anderem vor dem Hintergrund der<br />

„Bangalore Principles of Judicial Conduct“<br />

(„Bangalore-Prinzipien zum richterlichen Verhalten“,<br />

siehe auch Kasten rechts). In Baku fand<br />

die „Internationale Verwaltungsgerichts-Konferenz“<br />

statt, die ebenfalls im Auftrag des BMZ<br />

von der <strong>GIZ</strong> und dem Obersten Gericht Aserbaidschans<br />

veranstaltet wurde.<br />

Die Justiz hat an Ansehen gewonnen<br />

Der Grundtenor beider Konferenzen: Die Gewaltenteilung<br />

ist ebenso in den Verfassungen der<br />

drei Länder verankert wie die Unabhängigkeit<br />

der Richter. Oberste Justizräte haben die Aufgabe,<br />

die Richter auszuwählen und zu ernennen,<br />

Transparenz bei den Verfahren ist gewährleistet.<br />

Auf Richterfortbildung wird allerorts höchster<br />

Wert gelegt und die Entlohnung der Richter garantiert<br />

in aller Regel ein Auskommen, das dem<br />

Stand des Amts angemessenen ist – ein wichtiger<br />

Ansatz bei der Bekämpfung der früher in den<br />

Gerichtsfluren allgegenwärtigen Korruption.<br />

Die meisten Gerichtsgebäude, auch auf dem<br />

Land, sind technisch auf dem modernsten Stand.<br />

Die Justiz als eine konstitutive Säule des <strong>Rechtsstaat</strong>s<br />

hat an Ansehen gewonnen, vor allem im<br />

Zivilrecht, was nicht zuletzt dem Wunsch ausländischer<br />

Investoren nach Rechtssicherheit geschuldet<br />

ist. Georgien hat zum Beispiel ein Zivilund<br />

Wirtschaftsrecht, das auch im Justiz-Alltag<br />

durchaus europäischen Standards entspricht.<br />

In allen Ländern gibt es aber auch erhebliche<br />

Fortschritte im Verwaltungsrecht. In Armenien<br />

existiert eine eigene, dreistufige Gerichtsbarkeit<br />

für diesen Bereich. Georgien kennt zwar<br />

keine eigenen Verwaltungsgerichte, hat aber seit<br />

Jahren eine entsprechende Prozessordnung. In<br />

Aserbaidschan sind Klagen gegen Behörden bei<br />

den Wirtschafts- und Verwaltungsgerichten angesiedelt.<br />

Eine eigenständige Verwaltungsgerichtsbarkeit<br />

ist ein wichtiger Gradmesser für<br />

Fortschritte in der Justizreform, gibt sie den Bürgerinnen<br />

und Bürgern doch erstmals eine<br />

30 akzente 04/2011

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