18.11.2013 Aufrufe

Sprach(wissenschaft)liche Kulturen. - Linguistik online

Sprach(wissenschaft)liche Kulturen. - Linguistik online

Sprach(wissenschaft)liche Kulturen. - Linguistik online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

74<br />

<strong>Linguistik</strong> <strong>online</strong> 14, 2/03<br />

könnte (vgl. z.B. Blommaert und Verschueren 1998). Diese Auffassung schließt sich der von<br />

Apfelbaum und Müller (1998) geäußerten These an, dass Interkulturelle Kommunikation kein<br />

linguistischer Forschungsgegenstand, sondern eine linguistische Forschungsperspektive sei. 24<br />

Eine solche Analyse, die eine ReAnalyse bisheriger linguistischer Forschungen ebenso<br />

umfasst wie eine metadisziplinäre Analyse der in den konkreten Forschungen jeweils<br />

vertretenen Konzepte von <strong>Sprach</strong>e und Kultur, wird als ein linguistisch fundiertes Projekt<br />

innerhalb einer transdisziplinären Kultur<strong>wissenschaft</strong> verstanden. Bormann (2001: 24)<br />

formuliert für eine Reflexion der Sozial<strong>wissenschaft</strong>en und Ethnologie, was hier auf die<br />

<strong>Linguistik</strong> übertragen werden soll:<br />

Die gegenwärtige Zentralität des Kulturellen, verstanden als die kognitiven Mechanismen der<br />

Bedeutungszuweisung und die damit verbundenen symbolischen Praxen, impliziert eine<br />

Auseinandersetzung mit den bisherigen Ordnungsvorstellungen, mit den die Wahrnehmung, die<br />

Interpretation und die Praxen der sozialen Welt konstituierenden Setzungen von<br />

Unterscheidungen, von Identität und Differenz. Der Kulturbegriff selbst war und ist zum Teil<br />

noch immer eine derartige sozial höchst wirksame Identitäts- und Differenzkategorie. So folgt<br />

paradoxerweise als erste Konsequenz der Verständigung auf einen konstruktivistischen<br />

Kulturbegriff die Notwendigkeit der Analyse von "Kultur" als einer kulturellen Konstruktion<br />

zur sozialen Selbst- und Fremdverortung [...]. (Bormann 2001: 24)<br />

Es wird vorgeschlagen, Interkulturelle Kommunikationsforschung als Teil einer<br />

Forschungsrichtung aufzufassen, die sich auf die Untersuchung kommunikativer<br />

Aushandlungen von Identitäten bezieht.<br />

Die Kritische Diskursanalyse wird als ein mög<strong>liche</strong>r methodischer Rahmen für eine solche<br />

transdisziplinäre kultur<strong>wissenschaft</strong><strong>liche</strong> Analyse angesehen und soll im folgenden<br />

dahingehend diskutiert werden.<br />

4.2 Kritische Diskursanalyse als ein methodischer Rahmen einer transdisziplinären<br />

Kultur<strong>wissenschaft</strong><br />

Die Kritische Diskursanalyse ermöglichst eine methodisch detaillierte, auf sprach<strong>liche</strong><br />

Handlungen fokussierte Analyse der Herstellung von Identität. 25 Sie bietet sich somit als ein<br />

Rahmen an, um linguistische Analysemethoden in eine transdisziplinäre Kultur<strong>wissenschaft</strong><br />

einzubringen. Die Kritische Diskursanalyse ist kein in sich geschlossenes methodisches<br />

Konzept, sondern ein Rahmen, der es ermöglicht, verschiedene methodische Ansätze<br />

miteinander zu kombinieren, so dass neben z.B. textlinguistischen Analyseverfahren u.a. auch<br />

sozial<strong>wissenschaft</strong><strong>liche</strong> Methoden Platz finden können. Als solche überschreitet sie den<br />

24 Einen gewissen Niederschlag findet diese Frage in dem Titel ihres Sammelbandes "Fremde im Gespräch", in<br />

der eine entsprechende Veränderung der Forschungsperspektive anklingt. Im Untertitel des Bandes hingegen<br />

taucht auch der Begriff "Interkulturelle Kommunikation" wieder auf.<br />

25 Ich sehe es nicht als einen Zufall an, dass die beiden anderen eher programmatisch-theoretischen Artikel<br />

dieses Heftes beide die Kritische Diskursanalyse zum Zentrum ihrer Argumentation machen<br />

(http://www.linguistik-<strong>online</strong>.de/14_03/threadgold.pdf; http://www.linguistik-<strong>online</strong>.de/14_03/benke.pdf).<br />

ISSN 1615-3014

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!