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Sohn Gottes, laß mich heute an Deinem Tisch - Michael Pfeifer

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<strong>Michael</strong> <strong>Pfeifer</strong><br />

die liturgische Ordnung, die im 9. Jahrhundert <strong>an</strong> der dortigen Hauptkirche<br />

Hagia Sophia gepflegt wurde. 4 Für den Gründonnerstag wird Toû deípnou<br />

sou toû mustikoû <strong>an</strong>stelle des Cherubikons O¥ tà xeroubím sowie als Koinonikon<br />

(Kommunionlied) vorgeschrieben. 5 Ein weiteres Typikon aus dem 10.<br />

Jahrhundert enthält das Toû deípnou sou toû mustikoû dreimal innerhalb der<br />

Basiliusliturgie des Großen Donnerstags: <strong>an</strong>stelle des Cherubikons O¥ tà<br />

xeroubím, als Koinonikon und nach der Kommunion <strong>an</strong>stelle des Plhrwqëtw.<br />

6 Diese Ordnung, die bis <strong>heute</strong> Gültigkeit hat, belegt eine Vielzahl<br />

liturgischer Bücher bereits des 10. bis 12. Jahrhunderts.<br />

Anders stellt sich die Situation im palästinischen Raum dar. Dort findet<br />

sich Toû deípnou sou toû mustikoû am Großen Donnerstag nur als Cherubikon<br />

zur Gabenprozession, nicht aber zur Kommunion. An dieser Stelle<br />

werden stattdessen ältere regionale Propriumsgesänge bewahrt. 7 Ein Georgisches<br />

Lektionar aus dem späten 10. Jahrhundert bietet Toû deípnou sou toû<br />

mustikoû als einen von zwei Gesängen zur Kommunion und als Hypakoë<br />

im Morgengottesdienst. 8<br />

Es scheint, daß Toû deípnou sou toû mustikoû in Konst<strong>an</strong>tinopel höher geschätzt<br />

wird als in Palästina. Dort ist das Tropar bedeutsam genug, zwei<br />

Ordinariumsgesänge am Großen Donnerstag zu verdrängen. 9 In Konst<strong>an</strong>tinopel<br />

ist es laut Georgios Kedrenos auch in die Liturgie dieses Tages eingeführt<br />

worden, und aus dortigem Umfeld begegnen uns erste Quellen. Dennoch<br />

können Ursprünge in Palästina nicht ausgeschlossen werden. Im<br />

Gegenteil: Aus der geringeren Häufigkeit im Proprium des Großen Donnerstags<br />

läßt sich möglicherweise sogar ableiten, daß das Tropar in seinem<br />

Herkunftsl<strong>an</strong>d eine längere Tradition hatte, damit weit selbstverständlicher<br />

war und daher nicht diese herausgehobene Stellung wie in Byz<strong>an</strong>z erreich-<br />

4 Typikon, Patmos MS 266, ed. Dimitrievskij, Opis<strong>an</strong>je liturgieskich rukopisei, 1–152.<br />

Nach Baumstark läßt sich die zugrundeliegende Schicht auf die Jahre 802–806 datieren,<br />

Baumstark, Typikon. Nach Mateos entstammt sie erst dem späten 9. Jahrhundert, Mateos,<br />

Typicon, x–xviii. Ein Typikon ist eine den römischen Ordines vergleichbare Ritensammlung.<br />

5 O¥ yáltai tò mustikòn ˜ntì toû; O¥ tà xeroubím, légoun Toû deípnou sou toû mustikoû<br />

sëmeron. Tò a1tò légetai kaì koinwnikón. Dimitrievskij, Opis<strong>an</strong>je liturgieskich rukopisei,<br />

131.<br />

6 Jerusalem Hagiou Stavrou MS 40 fol 227.<br />

7 Das Jerusalemer Typikon von 1122 beispielsweise bewahrt, obwohl schon unter konst<strong>an</strong>tinopolit<strong>an</strong>ischem<br />

Einfluß stehend, ein Koinonikon palästinischer Tradition. (Jerusalem<br />

Hagiou Stavrou MS 43 fol 81’, ed. Dimitrievskij, Bogusluzenhie strastnoi i paschalnoi<br />

sedmits, 106.)<br />

8 Tarchnischvili, Le Gr<strong>an</strong>d Lectionnaire, 189, 92; 205, 99f., 103.<br />

9 Das gewöhnliche Cherubikon O¥ tà xeroubím – Die Cherubim stellen wir geheimnisvoll dar<br />

wird im Lauf des Jahres überhaupt nur durch drei Gesänge ersetzt: Bei der Liturgie der<br />

vorgeweihten Gaben in der Großen Fastenzeit durch Nûn a¥ dunámeiß — Nun dienen die<br />

Himmelsmächte, am Großen Samstag durch Sighsátw pâsa sárc – Nun schweige alles<br />

Fleisch und eben am Großen Donnerstag durch Toû deípnou sou toû mustikoû – Zu <strong>Deinem</strong><br />

heiligen Abendmahl. Demgegenüber wird nach der Kommunion zwar öfter das<br />

Apolytikion (Troparion des Festtages) <strong>an</strong>stelle des dort sonst gemäß Ordinarium erklingenden<br />

Ges<strong>an</strong>gs wiederholt, doch ist der Austausch durch ein Troparion wie Zu<br />

<strong>Deinem</strong> heiligen Abendmahl, das nicht Apolytikion ist, tatsächlich einzigartig.

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