wissensmanagement - Institut für Wirtschaftsgestaltung
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lungsübergreifenden Wissenstransfer, der die Strukturlogik hierarchischer Linienorganisationen<br />
durchbricht. Dies ist eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> lernende Organisationen,<br />
die sich an den Prozessketten der Wertschöpfung und nicht an Abteilungen und Bereichen<br />
orientieren.<br />
Wissensmanagement erfordert darüber hinaus, daß das Prinzip des grenzüberschreitenden<br />
Wissens- und Kommunikationstransfers durch funktional analoge Arbeitsformen, Organisationsstrukturen-<br />
und -kulturen umgesetzt wird.<br />
In vielen Unternehmen werden organisationale Veränderungen, die der Logik des Wissensmanagements<br />
entsprechen, bereits mehr oder weniger erfolgreich realisiert. Stichworte<br />
sind flachere Hierarchien, abteilungs- und funktionsübergreifende verteilte Projektarbeit,<br />
Business-Learning-Communities, Projekt- oder Netzwerkmanagement. All diese<br />
Maßnahmen können jedoch in Konflikt geraten mit der noch bestehenden Hierarchie,<br />
in der sie eingebettet sind. Auf der Ebene der Mitarbeiter/innen äußern sich diese organisationalen<br />
Widersprüche dann oft in Rollenkonflikten, Zeit- und Ressourcenproblemen,<br />
Kommunikations- und Verständigungsproblemen. Diese verlangen ein hohes Maß an<br />
„Konfliktfähigkeit“, „Kommunikationskompetenz“, „Verhandlungskompetenz“ und „Managementkompetenz“,<br />
was nicht selten zur Überforderung der Einzelnen oder Projektgruppen<br />
führen kann. 2<br />
VOM “ORGANISATIONAL LAG” ZUM “ORGANISATIONAL GAP”<br />
Die Schwierigkeit, organisationale Veränderungsprozesse in Gang zu bringen, kann analog<br />
zum Konzept des „Cultural Lag“ (William Oghburn) als „Organizational Lag“ bezeichnet<br />
werden. Demnach erfolgen Innovationen im Bereich der Organisation und Kultur grundsätzlich<br />
mit zeitlicher Verzögerung zu technischen Innovationen. Oghburn hat dies mit<br />
der Veränderungsträgheit von kulturellen und organisationalen Elementen begründet, im<br />
Gegensatz zur hohen Veränderungsdynamik der Technik.<br />
Daß sich Organisationen tendenziell langsamer verändern als technische Elemente, gilt<br />
auch <strong>für</strong> die Einführung von Wissensmanagement. Je nach Unternehmens- oder Managementphilosophie<br />
wurden in einer Untersuchung vier unterschiedliche Implementierungspfade<br />
identifiziert, die jeweils in drei typischen Phasen ablaufen. Die erste Phase ist<br />
gekennzeichnet durch die Entwicklung und Bereitstellung der technischen Tools und der<br />
technischen Infrastruktur. In der zweiten und dritten Phase werden Anreizsysteme entwickelt,<br />
diese Tools zu nutzen und eine wissensbasierten Unternehmenskultur und -struktur<br />
aufgebaut. 3<br />
Organisationsentwicklung ist kein technikinduzierter Automatismus, wie es Oghburns<br />
Lag-Konzept glauben macht. Vielmehr ist die Frage der „richtigen“ Organisation, ein<br />
Ergebnis von Managmententscheidungen und aktiven Aushandlungs- und Gestaltungsprozessen,<br />
die in ganz unterschiedliche Richtung verlaufen können: Im Extremfall wird auf<br />
Veränderungen der Organisation sogar ganz verzichtet und Wissensmanagement hätte<br />
sich in der <strong>Institut</strong>ionalisierung der technischen Systeme erschöpft. Der dadurch entstandene<br />
„Organizational Gap“ – die Lücke von technischer Innovation und „alter“ Organisation<br />
– führt dann dazu, dass Synergieeffekte eines umfassenden Wissensmanagement-<br />
Ansatzes gegebenenfalls verschenkt werden. Eine solche Entscheidung kann dann „rational“<br />
sein, wenn sich der Anspruch des Wissensmanagements auf die technikunterstützte<br />
Dokumentation, Präsentation, Nutzung und Bewahrung vorhandener Wissenbestände beschränkt<br />
und die strukturellen Produktionsbedingungen des Wissens außer Acht gelassen<br />
werden.<br />
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