Gunter E. Grimm: Siegfried der Deutsche. Zur Konstruktion und ...
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<strong>Siegfried</strong>. <strong>Zur</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>und</strong> Dekonstruktion eines Nationalhelden 229<br />
danach nicht mehr möglich. So ist <strong>Siegfried</strong> heute allenfalls auf parodistischer<br />
o<strong>der</strong> ironischer Ebene denkbar, wobei die burlesken Szenen im<br />
Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen: einerseits die Tolpatschigkeit <strong>und</strong> Ungehobeltheit<br />
des unbedarften Junghelden, an<strong>der</strong>erseits seine verfängliche Hilfe in Liebesdingen.<br />
Doch nicht nur in Parodien <strong>und</strong> Dialektversionen, auch im<br />
Drama wird er destruiert, wie Heiner Müllers <strong>und</strong> Moritz Rinkes Adaptionen<br />
ausweisen. Wenn <strong>Siegfried</strong> sich heutzutage nicht mehr im Gedicht<br />
<strong>und</strong> schon gar nicht in <strong>der</strong> Ballade präsentiert, son<strong>der</strong>n vor allem<br />
im Roman, speziell in <strong>der</strong> Variante des Mytho-Fantasy-Romans, dann<br />
hat er wie<strong>der</strong> den mainstream erreicht. <strong>Siegfried</strong> ist spätestens seit den<br />
fünfziger Jahren mit Hansrudi Wäschers Sigurd-Comics in die Unterhaltungsbranche<br />
abgewan<strong>der</strong>t, ein Kraftmeier, ähnlich dem unsterblichen<br />
Kelten Asterix. Der ideologische Missbrauch scheint ein Ende zu haben.