Das Kreuz mit der Kunst. Bildende Kunst und Religion ... - Theo-Web
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<strong>Theo</strong>-<strong>Web</strong>. Zeitschrift für <strong>Religion</strong>spädagogik 12 (2013), H.1, 136-145.<br />
auf Kirche <strong>und</strong> <strong>Religion</strong> beziehen, stellt das im Rahmen ihres gesamten Schaffens<br />
eher einen Ausnahmefall dar. Man kann das allerdings nicht unter dem Stichwort „Indifferenz“<br />
abhandeln, denn in <strong>der</strong> Sache geht es eher um das Zu-Sich-Selbst-<br />
Kommen <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong>. <strong>Kunst</strong> bezieht sich als <strong>Kunst</strong> auf <strong>Kunst</strong>.<br />
3. Die kritische künstlerische Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong> dem <strong>Kreuz</strong><br />
Ich möchte mich im Folgenden auf einen Schwerpunkt im Konfliktverhältnis von Bilden<strong>der</strong><br />
<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Religion</strong> aus den letzten 50 Jahren konzentrieren, den kritischen<br />
Umgang <strong>mit</strong> dem <strong>Kreuz</strong>. Denn vor allem das <strong>Kreuz</strong> bzw. das ästhetische Spiel <strong>mit</strong><br />
dem <strong>Kreuz</strong> stehen seit Längerem im Fokus <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung, an ihm entzündeten<br />
sich immer wie<strong>der</strong> Konflikte. Und diese Konfliktgeschichte 11 ist noch nicht zu<br />
Ende. In aller Regel, auch das sollte man hinzufügen, sind diese Konflikte seitens <strong>der</strong><br />
<strong>Religion</strong> in einem gewissen Sinne Rückzugsgefechte. Ein Werk wird so lange bekämpft,<br />
wie es einem nicht vertraut ist. Viele <strong>der</strong> einstmals religiös inkriminierten Bil<strong>der</strong><br />
finden sich heute in <strong>Religion</strong>sbüchern wie<strong>der</strong>. Ein gutes Beispiel dafür ist weiterhin<br />
das Bild von Max Ernst „Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen“ 12<br />
aus dem Jahr 1926, das zu einem Skandal führte (nicht wegen <strong>der</strong> Züchtigung, son<strong>der</strong>n<br />
weil <strong>der</strong> Heiligenschein auf dem Boden lag). Und man kann davon ausgehen,<br />
dass auch die heute als extrem religionskritisch beurteilten Werke irgendwann adaptiert<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> religionspädagogischen Bearbeitung zugeführt werden.<br />
2.1. Joseph Beuys<br />
<strong>Das</strong> kann man auch sehr gut an Arbeiten von Joseph Beuys sehen, <strong>der</strong> in den 60er<strong>und</strong><br />
70er-Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>der</strong> Schrecken des Bürgertums schlechthin<br />
war <strong>und</strong> heute fast schon als Ikone gefeiert wird. <strong>Das</strong>s je<strong>der</strong> Mensch ein Künstler sei<br />
11 SCHWEBEL 2002.<br />
12 Max Ernst, La vierge corrigeant l’enfant Jésus devant trois témoins: André Breton, Paul Eluard et le<br />
peintre, 1926, Öl auf Leinwand, 196 x 130 cm, Museum Ludwig.<br />
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