Der pinke Schal
Der pinke Schal
Der pinke Schal
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<strong>Der</strong> <strong>pinke</strong> <strong>Schal</strong><br />
Ein Theaterprojekt<br />
von Asylsuchenden,<br />
Studierenden und<br />
Potsdamer BürgerInnen
INHALT<br />
DER PINKE SCHAL<br />
SEITE<br />
3 - 4<br />
- Das Projekt<br />
- <strong>Der</strong> Inhalt<br />
PLANET PINK e.V.<br />
5<br />
- <strong>Der</strong> Verein<br />
AM SCHLAATZ - der Stadtteil<br />
6 - 7<br />
- Man arbeitet...<br />
LEBEN - im Wartezimmer<br />
8 - 9<br />
- Mit der Unterzeichnung...<br />
1
DER PINKE SCHAL<br />
Ordnung, Sicherheit, Stabilität.<br />
Wir wissen was passieren muss,<br />
in allen Situationen.<br />
Wir ziehen die Fäden im Hintergrund.<br />
2
DER PINKE SCHAL<br />
Das Projekt<br />
Wir schreiben das Jahr 2010,<br />
Geburtsstunde des Theaterprojekts „ <strong>Der</strong> <strong>pinke</strong> <strong>Schal</strong> “.<br />
Ins Leben gerufen wurde es von Asylsuchenden aus dem<br />
Wohnheim am Schlaatz und Potsdamer Studierenden. Wir wollen<br />
die Umstände, denen Geflüchtete in Deutschland ausgesetzt sind,<br />
thematisieren und den Austausch zwischen den BewohnerInnen<br />
des Heims und AnwohnerInnen des umliegenden Stadtteils fördern.<br />
Zwar wurde das Wohnheim aus dem weit abgelegenen Lerchensteig<br />
in den vergleichsweise zentralen Stadtteil Am Schlaatz verlegt,<br />
aber immer noch sind die Asylsuchenden weitgehend gesellschaftlich<br />
isoliert. Durch unser Projekt werden gegenseitige Berührungsängste<br />
und Vorurteile abgebaut.<br />
3<br />
Das Skript zu unserem Theaterstück „ <strong>Der</strong> <strong>pinke</strong> <strong>Schal</strong> “ entstand<br />
in gemeinschaftlicher Arbeit, wobei Geflüchtete ihre eigenen<br />
Erfahrungen einbrachten. Auf der Suche nach professioneller<br />
Unterstützung spielte uns ein glücklicher Zufall Tanja Otolski in die<br />
Hände – unsere Theaterpädagogin und Regisseurin, die das Skript<br />
in ein bühnentaugliches Stück verwandelte.
<strong>Der</strong> Inhalt<br />
„ Ordnung, Sicherheit, Stabilität. Wir wissen, was passieren muss<br />
in allen Situationen. Wir ziehen die Fäden im Hintergrund. “<br />
Das Ensemble besteht aus SchlaatzerInnen, Asylsuchenden und<br />
Studierenden. Durch das Theaterspielen werden Selbstwertgefühl<br />
und Selbstbewusstsein gestärkt. Innere Blockaden werden abgebaut.<br />
Nach einer intensiven Probenphase wird das Stück im<br />
September 2011 im Bürgerhaus am Schlaatz und im Waschhaus in<br />
der Schiffbauergasse aufgeführt.<br />
Mit der Unterstützung des Bürgerhauses und der Projektvollfinanzierung<br />
des Förderprogramms „ STÄRKEN vor Ort “ wurde ein<br />
Traum zur Wirklichkeit. Das Programm wird vom Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und<br />
dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union gefördert.<br />
„ <strong>Der</strong> <strong>pinke</strong> <strong>Schal</strong> “ erzählt die Geschichte eines jungen Asylbewerbers,<br />
der ein Leben im Wartezimmer am Rande der Gesellschaft<br />
führt. Das Wartezimmer ist ein deutsches Asylbewerberheim.<br />
Jeder seiner Schritte wird überwacht und reglementiert<br />
durch eine übermächtige bürokratische Maschine – den Chor<br />
der Bürokratie. Alles überwachend thront er über der Szenerie.<br />
Es erscheint dem Protagonisten unmöglich, ein selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen.<br />
In der Straßenbahn lernt er die Studentin Maria Kaiser kennen.<br />
Die beiden verlieben sich. Als er versucht, aus seiner Situation<br />
auszubrechen, gerät er in einen Konflikt mit den Behörden.<br />
Ein Koffer wird zum herrenlosen Gepäckstück und löst eine fatale<br />
Ereigniskette aus...<br />
Das Thema: Bürokratie und Menschlichkeit. Auf surreale Weise<br />
erleben wir die Geschichte des Protagonisten im Zeitraffer. Überzogen,<br />
mit einem kleinen Augenzwinkern, aber der nötigen Ernsthaftigkeit<br />
fordern wir dazu auf, gängige Klischees zu hinterfragen.<br />
4
<strong>Der</strong> Verein<br />
Vielen Menschen ist die Situation von Asylsuchenden, die an<br />
Stadträndern in Wohnheimen auf engstem Raum leben, gar nicht<br />
bewusst. Allein durch die isolierte Lage ihrer Unterkünfte ist die<br />
Teilhabe an der Gesellschaft stark erschwert. Hinzu kommen<br />
Vorurteile, die bei vielen das Bild von Geflüchteten und Asylsuchenden<br />
prägen.<br />
Häufig wird vergessen, dass immer schwerwiegende Gründe<br />
vorliegen, die Heimat zu verlassen. Aus lebensgefährlichen Situationen<br />
in ihrem Herkunftsland entkommen, treffen sie hier oft auf<br />
Skepsis, Demütigung und Ablehnung.<br />
Vor diesem Hintergrund haben wir, Asylsuchende und Studierende,<br />
im Jahr 2011 den Verein PLANET PINK e.V. gegründet.<br />
5<br />
Wir veranstalten Musik- und Theaterprojekte, welche die Öffentlichkeit<br />
erreichen, auf die Situation aufmerksam machen und der<br />
sozialen Isolation entgegen wirken sollen.<br />
Wir möchten einen Austausch zwischen Menschen verschiedener<br />
persönlicher Hintergründe ermöglichen und einen Beitrag zu<br />
mehr Verständnis, Toleranz und Respekt gegenüber allen Lebensentwürfen,<br />
Überzeugungen, Kulturen und Nationalitäten leisten.<br />
Auf dem PLANET PINK ist dies eine Selbstverständlichkeit.<br />
Er ist ein Ort voll Energie, Emotionen und Kreativität.
AM SCHLAATZ<br />
der Stadtteil<br />
„Man arbeitet...<br />
...in einer Wildnis, wo man nichts als Wasser, Strohm, Busch und<br />
Schilf um sich siehet und wo man an vielen Orten den Grund mit<br />
Stöcken suchen muß, um nicht zu versinken. “<br />
Diese Beschreibung der Nuthe-Niederung aus dem Jahr 1757<br />
hat nicht mehr viel mit dem heutigen Stadtteil Am Schlaatz zu tun.<br />
„Vom Sumpf umgeben “ – so übersetzen Sprachwissenschaftler<br />
den slawischen Namen Schlaatz.<br />
<strong>Der</strong> Stadtteil ist jung. Erst 1987 wurden die Baumaßnahmen<br />
abgeschlossen. Gemäß dem Programm „ Jedem seine Wohnung “<br />
wurde in der ehemaligen DDR dringend nötiger Wohnraum<br />
geschaffen.<br />
Nach der Wende änderte sich das Leben schlagartig und dem<br />
Schlaatz ging es wie vielen anderen Plattenbaugebieten: Er galt<br />
als unattraktiv. Eine enorme Abwanderungswelle in den 90er<br />
Jahren machte den Stadtteil zu einem verlassenen und unbeliebten<br />
Wohnort.<br />
Jede/r dritte BewohnerIn ist auf Sozialleistungen angewiesen.<br />
Das Viertel verzeichnet den höchsten Anteil an AusländerInnen<br />
in Potsdam.<br />
6
Die mit solchen Statistiken verbundenen Vorurteile gipfelten 2009<br />
in eine hitzige Diskussion, als das Potsdamer AsylbewerberInnenheim<br />
an den Magnus - Zeller - Platz verlegt wurde.<br />
Dies stieß in der Bevölkerung auf erheblichen Widerstand.<br />
„ Noch mehr Probleme ins Problemviertel! “ riefen verärgerte<br />
BürgerInnen bei einer Diskussionsveranstaltung.<br />
Die DVU und die NPD nutzten die Situation für ihre Propaganda<br />
– zum Glück erfolglos.<br />
Die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft PBG hatte Konsequenzen<br />
angekündigt, sollte das Wohnheim an den Schlaatz<br />
ziehen. „ Kommt das Heim, werden wir unsere Investitionen neu<br />
prüfen “, sagte PBG - Vorstand Roland Zellmann.<br />
Seitdem fanden zahlreiche soziokulturelle Projekte im Schlaatz<br />
statt, mit dem Ziel den Stadtteil aufzuwerten und die Situation zu<br />
entschärfen.<br />
7<br />
Das Wohnheim wird aber immer noch nicht als selbstverständlicher<br />
Teil des Viertels anerkannt.
LEBEN<br />
im Wartezimmer<br />
Mit der Unterzeichnung...<br />
... der Genfer Flüchtlingskonvention vom 28. Juli 1951 verpflichtete<br />
sich Deutschland – gemeinsam mit 144 anderen Staaten<br />
– Menschen Schutz zu bieten, die in ihrem Heimatland wegen<br />
ihrer „ Rasse “, Religion, Nationalität, ihrer Zugehörigkeit zu einer<br />
sozialen Gruppe oder ihrer politischen Überzeugung verfolgt werden.<br />
Auf der Flucht vor Folter, Vergewaltigung, Krieg und Terror und<br />
auf der Suche nach einem Ort, der ihnen ein menschenwürdiges<br />
Leben ermöglicht, gelangen nur wenige bis nach Deutschland.<br />
In den letzten Jahren waren es jeweils zwischen 20.000 und<br />
40.000 Menschen, die in der Bundesrepublik um Aufnahme baten.<br />
Die meisten von ihnen werden direkt an der Grenze abgewiesen<br />
oder nach einem erfolglosen Antragsverfahren wieder abgeschoben.<br />
Nur ein Bruchteil erhält tatsächlich Asyl und damit eine<br />
weitgehend gesicherte Aufenthaltsberechtigung.<br />
2010 waren das 643 Menschen.<br />
Für einige der Geflüchteten ergibt sich durch die deutsche Asylpolitik<br />
eine paradoxe Situation.<br />
8
9<br />
Ihr Asylgesuch wird zwar abgelehnt, doch weil die Menschenrechtslage<br />
in ihrem Heimatland keine Abschiebung zulässt,<br />
erhalten sie eine sogenannte Duldung. Diese wird für höchstens<br />
sechs Monate gewährt und muss immer wieder verlängert<br />
werden. Die Betroffenen müssen stets damit rechnen, nach<br />
Ablauf der nächsten Frist abgeschoben zu werden.<br />
2010 lebten rund 90.000 Menschen in diesem prekären Zwischenstatus<br />
– zwei Drittel von ihnen seit über sechs Jahren.<br />
Die Möglichkeiten der Asylsuchenden und Geduldeten zur Teilhabe<br />
am gesellschaftlichen Leben sind stark beschränkt. In der<br />
Regel werden sie in Sammelunterkünften untergebracht – oft<br />
weitab von Wohngebieten und öffentlicher Verkehrsanbindung.<br />
Im ersten Jahr gilt ein generelles Arbeitsverbot. Auch danach<br />
unterliegen sie für mindestens drei weitere Jahre einem nachrangigen<br />
Zugang zum Arbeitsmarkt. Viele sind in der Folge von<br />
staatlichen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz<br />
abhängig. Diese liegen deutlich unter dem Existenzminimum,<br />
nach dem sich beispielsweise die Höhe der Hartz - IV - Sätze<br />
richtet. Neben einem Taschengeld von rund 40€ im Monat<br />
werden die Betroffenen primär durch Sachleistungen versorgt.<br />
Diese bestehen aus Lebensmittelpaketen, Kleiderspenden oder<br />
Gutscheinen, die gegen eine begrenzte Auswahl an Produkten<br />
des täglichen Bedarfs eingetauscht werden können. Eine selbstbestimmte<br />
Lebensführung ist so nur schwer möglich.<br />
Durch die Residenzpflicht wird die Bewegungsfreiheit von Asylsuchenden<br />
und Geduldeten eingeschränkt. Sie dürfen ohne eine<br />
Erlaubnis der Ausländerbehörde ein bestimmtes Gebiet rund um<br />
ihre Unterkunft – in der Regel den jeweiligen Landkreis – nicht<br />
verlassen.<br />
Ein Anspruch auf Deutschkurse und andere Integrationsangebote<br />
besteht nicht. Nur vereinzelt existieren Initiativen von Wohlfahrtsverbänden<br />
und anderen privaten Organisationen, die der<br />
sozialen Isolation entgegenwirken und es den Betroffenen<br />
ermöglichen, Kontakte zu knüpfen und Anschluss an die deutsche<br />
Gesellschaft zu finden.
IMPRESSUM<br />
Impressum<br />
HERAUSGEBER<br />
PLANET PINK e.V.<br />
PROJEKTORGANISATION<br />
Asya Pekyiğit, Eric Wambui, Florian Schinagl, Franziska Linz,<br />
Jonas Rinderlin, Newton Kairu Njuguna, Ronja Hinz<br />
ENSEMBLE<br />
Asya Pekyiğit, Christian Sänger, Cihan Ötcan, Eric Wambui,<br />
Florian Schinagl, Franziska Linz, Hasan Taşgın, Isabel Müller,<br />
Jonas Rinderlin, Newton Kairu Njuguna, Ronja Hinz, Sarah Wambui<br />
MITWIRKENDE<br />
Alex Kaman Njane, Daniel & Daniel, Hisham Sharia Zein,<br />
Lydiah Akoth, Philis Karan, Sophia Muthoni<br />
AUTORINNEN • AUTOREN<br />
Asya Pekyiğit, Eric Wambui, Franziska Linz, Linda Wulkau,<br />
Newton Kairu Njuguna, Ronja Hinz, Tanja Otolski, Viola Stasch<br />
REGIE<br />
Tanja Otolski<br />
REGIEASSISTENZ • BÜHNENBILD • REQUISITE<br />
Florian Schinagl, Jonas Rinderlin, Sophia Muriel Hannß<br />
CHOREOGRAFIE<br />
KOSTÜME<br />
Linda Burcu<br />
Sophia Muriel Hannß<br />
TONMEISTER<br />
Florian Schinagl, Harry Stubenvoll, Eric Wambui<br />
DESIGN<br />
FOTOGRAFIE<br />
Bertram Steidel<br />
Kristin Hoell, Sarah Ungan, Willy Mutuku<br />
DRUCK<br />
A. M. Printender.com, Berlin<br />
© PLANET PINK e.V. • Sitz in Potzdam • e-mail: der_<strong>pinke</strong>_schal@web.de<br />
Postanschrift: Dresdener Str. 9 • 10999 Berlin • www.der<strong>pinke</strong>schal.de<br />
BESONDEREN DANK AN<br />
Steffen Heise, Rainer Brückner und das Bürgerhaus • Brigitte Löwning und den<br />
gesamten Begleitausschuss des Förderprograms „ STÄRKEN vor Ort “ • Tilo und<br />
das Waschhausteam • Bertram Steidel, Sophia Muriel Hannß, Hermann Voesgen,<br />
Kathrin Feldmann, Kristin Hoell, Linda Burcu, Sarah Ungan, Willy Mutuku,<br />
Zozan Bilir und an alle, die nach dem Druck dieses Booklets noch mitgeholfen<br />
haben.<br />
Einen lieben Gruß an Reclaim Society!<br />
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DER PINKE SCHAL<br />
Ein Theaterprojekt von Asylsuchenden,<br />
Gefördert von : Unterstützt durch :<br />
Studierenden und Potsdamer BürgerInnen<br />
23./ 24. September 2011<br />
Bürgerhaus Am Schlaatz, 19 Uhr<br />
25. September 2011<br />
Waschhaus,<br />
Schiffbauergasse, 19 Uhr<br />
Reservierung:<br />
<strong>Der</strong> Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische<br />
Förderinstrument der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung<br />
der Beschäftigung durch Förderung der Beschäftigungsfähigkeit,<br />
des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie<br />
der Chancengleichheit und der Investition in die Humanresourcen.<br />
www.der<strong>pinke</strong>schal.de<br />
Tel: 0170 6507 961