Das biblische Menschenbild und der anthropologische ... - TheoBlog
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Hanniel Strebel<br />
„Artikel 9.2 Der Wille im Stand <strong>der</strong><br />
Unschuld: Der Mensch besaß im Stand<br />
seiner Unschuld Freiheit <strong>und</strong> Macht,<br />
das zu wollen <strong>und</strong> zu tun, was gut<br />
<strong>und</strong> Gott wohlgefällig war (Pred 7,29;<br />
1Mose 1,26), war jedoch in <strong>der</strong> Weise<br />
verän<strong>der</strong>lich, dass er davon abfallen<br />
konnte (1Mose 2,16–17; 1Mose<br />
3,6).“ 33<br />
Auf die Frage, weshalb Gott dem<br />
Menschen neben dem großen Freiraum<br />
ein Gebot gab, antwortet Böhl<br />
treffend:<br />
„<strong>Das</strong> Gebot gehört mit zur Definition<br />
des Menschen. Ohne Gebot kein<br />
Mensch. (...) Der Mensch soll beschränkt<br />
– aber in Gott beschränkt sein. (...) Er<br />
soll nicht wählend über dem Gebote<br />
Gottes stehen, son<strong>der</strong>n gehorsam unter<br />
demselben. (...) Es konnte Gott nicht<br />
zum Gesetz gemacht werden, dass er<br />
den Menschen so mache, dass er durchaus<br />
nicht abfiel.“ 34<br />
Die Bezogenheit des Menschen auf<br />
Gott (vgl. Apg 17,28 „denn in ihm leben,<br />
weben <strong>und</strong> sind wir“) hat zur Folge,<br />
dass <strong>der</strong> Mensch nur in seinem Wort<br />
sein Wesen <strong>und</strong> seinen Bestand hat.<br />
Und es macht ihn verantwortlich. 35<br />
Wie stand es aber um den Willen des<br />
Menschen? Calvin sagt dazu:<br />
„In dieser ursprünglichen Reinheit war<br />
<strong>der</strong> Mensch im Besitz des freien Willens,<br />
so daß er das ewige Leben erlangen<br />
konnte, wenn er wollte. ... Da allerdings<br />
sein Wille in jede Richtung sich neigen<br />
konnte <strong>und</strong> ihm die Beständigkeit zur<br />
Beharrung nicht gegeben war, deshalb<br />
fiel er so leicht.“ 36<br />
Ich fasse zusammen:<br />
• Die Gottesebenbildlichkeit gibt<br />
dem Menschen eine große Würde.<br />
• In dieser Stellung handelt <strong>der</strong><br />
Mensch als Gottes Stellvertreter in<br />
dieser Schöpfung <strong>und</strong> ist berechtigt,<br />
verän<strong>der</strong>nd in sie einzugreifen.<br />
• Offensichtlich hatte <strong>der</strong> Mensch in<br />
sich auch die Fähigkeit, sich zum<br />
Schlechten zu verän<strong>der</strong>n. Er übertrat<br />
bewusst die von Gott gesetzten<br />
Grenzen.<br />
2.2 Der Mensch nach<br />
dem Sündenfall<br />
2.2.1 Der Sündenfall<br />
Der Sündenfall ist <strong>der</strong> erste grosse<br />
Wendepunkt in <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte.<br />
An manchen Stellen erwähnt<br />
die Bibel die Sündhaftigkeit des Menschen.<br />
(Röm 3,9–19; 2Chr 6,36; Jer<br />
17,9; Jer 13,23; Ps 143,2; Spr 20,9; Pred<br />
7,20; Jes 53,6; Jer 6,28). 37<br />
Riess stellt zurecht fest, dass unsere<br />
westliche Gesellschaft dabei ist, sich des<br />
Schuldthemas zu entledigen:<br />
„In unserer Zeit vollzieht sich weithin<br />
ein lautloser Abschied von Schuld,<br />
zumindest von <strong>der</strong> Wahrnehmung,<br />
dem Eingeständnis <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gutmachung<br />
von Schuld.“ 38<br />
Wie<strong>der</strong>um zitiere ich das Westminster<br />
Bekenntnis, welches das entscheidende<br />
Ereignis des Sündenfalls prägnant<br />
zusammenfasst:<br />
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