Konrad Fischer Evangelium auf den Sonntag Reminiscere: Markus ...
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Mk 12, 1-12<br />
umzuwen<strong>den</strong>. Noch weilt der Herr des Weinbergs fern. Es reißt das Gleichnis mich nicht in<br />
die Hölle. Es spricht kein Urteil vor der Zeit. Es stellt mir nur <strong>den</strong> letzten Ernst vor Augen. Es<br />
ruft mich einem jüngsten Tag entgegen, an welchem ich, was mich angeht, nichts werde anzubieten<br />
haben. "Wen suchen wir, der Hilfe tu, daß wir Gnad erlangen", hat Luther in seiner<br />
Eindeutschung von media vita in morte gedichtet 24 . - Wir sind jetzt wieder irgendwo in Syrien.<br />
Der Zwischenruf signalisiert, wie sich der Sinn des Ganzen anfängt zu verändern. Der Fall<br />
Jerusalems bestimmt die Tagesordnung der Gedanken. Wo immer einer Unglück leidet, da<br />
sucht mein Menschenherz nach dem Versagen, das ursächlich dahinter liegt. Hättest du nur<br />
anderswie gehandelt, es wäre anders ausgegangen. So weisen wir einander die Schuld am Unglück<br />
zu und lassen dann am Ende Gott selber haftbar sein. Gott will das nicht. Das lerne ich<br />
Joh. 9 25 . - Es geht <strong>auf</strong>'s Ende der Geschichte. Sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn<br />
zum Weinberg hinaus. Der Lektor hebt <strong>den</strong> Blick: Was wird der Herr des Weinbergs tun? Es<br />
bleibt im Ungewissen, wer die Frage stellte. Das Thomas <strong>Evangelium</strong> läßt sie aus 26 . Ich <strong>den</strong>ke<br />
an die Ehebrecherin (Joh. 8, 2 - 11). Da fragen ihn die Schriftgelehrten und die Pharisäer wegen<br />
dieser Frau, die man im Ehebruch ertappte. Die Situation ist ähnlich der, in der sie ihn<br />
nach seiner Vollmacht fragen (Mk. 11, 27ff.). Dort, in Joh. 8, spricht Jesus wenig. Er inszeniert<br />
in Zeichen, Wort und Geste, was auch ein Gleichnis hätte wer<strong>den</strong> können. Er malt ein<br />
Bild und nötigt die ihn hinterlistig Fragen<strong>den</strong>, sich <strong>auf</strong> sich selber zu besinnen. Da gehen sie<br />
beschämt davon. Das geht in unserer Geschichte ähnlich ab. Sie zieht mich selbst als Handeln<strong>den</strong><br />
und Urteilen<strong>den</strong> mit ins Gespräch. Ich, der ich höre, bin längst in ihr drin. Ich bin<br />
gefragt, und augenblicklich weiß ich mich von diesem Wort ergriffen, weiß mein Versagen,<br />
meine Schuld. Ich stehe da mit leeren Hän<strong>den</strong>.- Jetzt allerdings, jetzt kommt die Antwort; und<br />
jetzt erst wird es wirklich schwer: Er wird kommen und wird die Weingärtner verderben und<br />
wird <strong>den</strong> Weinberg andern geben. Wer spricht jetzt hier? Und wer spricht hier zu wem? An<br />
dieser Stelle hatte schon Mt. seine Mühe 27 . Er hat deshalb <strong>den</strong> Hohenpriestern und <strong>den</strong> Ältesten<br />
die Antwort in <strong>den</strong> Mund gelegt, nicht ohne noch hinzuzufügen, daß allerdings die neuen<br />
Pächter rechtzeitig-redlich ihren Pachtzins liefern wür<strong>den</strong>. Dagegen hält sich Lk. 28 mehr an<br />
Mk., nicht ohne freilich, daß auch er von einer Reaktion der Zuhörer berichtet. Er läßt sie<br />
24 EKG 309, 1; textlich verändert EG 518, 1.<br />
25 Joh. 9, 2f.: Wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren ist? Jesus antwortete: Es hat weder dieser<br />
gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar wer<strong>den</strong> an ihm.<br />
26 Jeremias, l. c., S. 70.<br />
27 Mt. 21, 41.<br />
28 Lk. 20, 16.<br />
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