Medienbericht: Die anderen Seiten Balis - Seventheaven
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eisen<br />
20 000 Rupien (rund 2 Franken), und wer<br />
über ein Minimum hinaus produziert,<br />
bekommt einen Bonus. Hergestellt werden<br />
Hüte und Verpackungen, Souvenirs<br />
aus Kürbissen, verarbeitete Lebensmittel<br />
und seit kurzem auch modische Accessoires.<br />
Jeder Familie wird ein Bankkonto<br />
eröffnet, auf das sie Ersparnisse<br />
einzahlen kann. So können ei nige Einheimische<br />
ihre Häuser aus bauen, was auf<br />
der Wanderung eindrücklich zu sehen<br />
ist. Früher verliessen viele Jugendliche<br />
ihre Heimat, um in Hotels zu arbeiten,<br />
zum Beispiel als Masseure, heute bleiben<br />
mehr denn je hier. Am ersten Pausenplatz<br />
des Trekkings warten frische Kokosnüsse<br />
auf die Besucher, die von den Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern gleichzeitig mit<br />
Scheu und Neugierde empfangen werden.<br />
Pica erzählt, dass die Regierung tatenlos<br />
geblieben sei und lediglich eine<br />
«technokratische» Lösung für das Wasserproblem<br />
anbiete, indem Wasser aus<br />
dem Danau-Batur-See über den Berg in<br />
die arme Gegend gepumpt werde. Doch<br />
die Stromrechnung von rund sechs Millionen<br />
Rupien pro Monat sei für die Bevölkerung<br />
unbezahlbar.<br />
Zufällig treffe ich nach der Wanderung<br />
im Hotel, in dem wir das Mittagessen<br />
einnehmen, auf den finanziellen Koordinator<br />
und Revisor des Vereins Zukunft<br />
für Kinder. Heute pensioniert und hier<br />
ansässig, arbeitete der Romand Georges<br />
Capt während Jahrzehnten für den Bund<br />
in der Entwicklungszusammenarbeit. Er<br />
erzählt gerne von seinen Erfahrungen in<br />
unterschiedlichsten Ländern und über<br />
seine grosse Hoffnung, dass die Unterstützung<br />
hier auch langfristig erfolgreich<br />
sein wird trotz einigem Widerstand von<br />
politischer Seite. Capt, der mit einer Balinesin<br />
verheiratet ist, hebt hervor, dass<br />
inzwischen auch indonesische Organisationen<br />
das Projekt unterstützen, was auf<br />
politischer Ebene von Vorteil sei.<br />
benachteiligte frauen<br />
<strong>Die</strong> teilweise prekäre Stellung der Frauen<br />
auf Bali kommt auf der Fahrt zurück<br />
nach Ubud erneut zur Sprache, als ich<br />
meinen Guide Dumya frage, warum es<br />
entlang der Hauptstrasse ungezählte<br />
kleine Getränkeshops oder Bars gebe.<br />
«In diesen Hütten warten junge Mädchen,<br />
um die männlichen Gäste zu bedienen<br />
und sich zu prostituieren», antwortet<br />
er mit niedergeschlagener Miene.<br />
Tatsächlich sind Frauen in der balinesischen<br />
Gesellschaft noch immer benachteiligt.<br />
Sie haben in der dörflichen Politik<br />
wenig zu sagen, in der «Gemeindeversammlung»<br />
Banjar kein Stimmrecht.<br />
Frauen müssen nach der Heirat fast<br />
immer zur Familie des Mannes ziehen,<br />
und nach einer Scheidung werden die<br />
Kinder dem Vater zugeschlagen. Neben<br />
den Javanern sind es die Frauen, die im<br />
Strassen- und Hausbau die schwersten<br />
Arbeiten erledigen müssen. Schliesslich<br />
erinnere ich mich an die Aussage einer<br />
PR-Managerin eines Luxushotels, die erzählt,<br />
was sie nach der Heirat mit einem<br />
Mann aus einer niederen Kaste gewärtigen<br />
musste: Ihre Eltern kamen nicht an<br />
die Hochzeit und besuchten das junge<br />
Paar bisher nie, erzählte die gebildete<br />
Frau. Selbst das erste Kind war für die Eltern<br />
kein Grund, die Frau mit ihrem<br />
Mann zu besuchen.<br />
Der Tourismus auf Bali verhilft nicht<br />
allen Bewohnern zu einem besseren<br />
Leben, auch wenn viele dank dem Boom<br />
ihre Lebensgrundlagen entscheidend<br />
festigen konnten. Wie sich die Insel in<br />
den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt<br />
hat, bekommt der Pauschaltourist<br />
während seiner Strandferien mit<br />
Ausflügen ins Inland höchstens rudimentär<br />
mit. Doch bietet sich Bali Reisenden<br />
geradezu an, um nicht nur das übliche<br />
Sightseeing zu unternehmen, sondern<br />
Hintergründe über die Geschichte und<br />
die heutige Lage der Insel zu erfahren.<br />
Balinesen zeichnet ein aufgeschlossenes,<br />
freundliches und interessiertes Wesen<br />
aus, das sich nicht zuletzt aus der frühen<br />
Begegnung mit Touristen ergeben hat.<br />
Bereits in den zwanziger und dreissiger<br />
Jahren erkundeten Reisende aus Europa<br />
und den USA die Insel. Dass sie heute zu<br />
einer reinen Strand ferien-Destination<br />
für Australier, Chinesen und Europäer<br />
verkommt, hat sie nicht verdient. Zu<br />
schön ist ihre Landschaft, zu reich ihre<br />
Kultur und zu faszinierend die Spiritualität<br />
ihrer Bewohner, als dass man sie nur<br />
in Form gesichtsloser Badeorte und<br />
kommerzialisierter Sehenswürdigkeiten<br />
kennenlernen sollte.<br />
Am Tag vor der Abreise sehe ich viele<br />
prachtvolle Drachen in Form von<br />
Schmetterlingen, Fabelwesen und Schiffen<br />
am blauen Himmel. Ganze Dorfschaften<br />
versammelten sich und nähmen<br />
an Wettbewerben teil, erzählt Dumya.<br />
Kinder, Jugendliche und Erwachsene<br />
lies sen ihre Kunstwerke steigen, die besten<br />
könne man in Denpasar beobachten.<br />
Ein letztes eindrückliches Erlebnis. Was<br />
mich am meisten fasziniert, ist jedoch<br />
die Tatsache, dass nicht etwa der am<br />
höchsten oder längsten fliegende Drache<br />
gewinnt, sondern derjenige, der am<br />
schönsten tanzt. Roberto Zimmermann<br />
Links oben:<br />
In der Region<br />
Muntigunung fertigen<br />
Frauen Souvenirs an.<br />
Ganz oben:<br />
Reinigung im Tempel<br />
Pura Tirta Empul.<br />
Oben:<br />
Gemälde im Neka-<br />
Museum, Ubud.<br />
Auf einen Blick<br />
Anbieter: <strong>Die</strong> Boutique-Reiseagentur<br />
<strong>Seventheaven</strong> in Zürich, die diese Recherchereise<br />
unterstützt hat, bietet massgeschneiderte<br />
Reisen in Kulinarik, Kultur und Lifestyle. <strong>Die</strong><br />
ideenreichen Reise-Erlebnisse werden dank gut<br />
vernetzten Einheimischen nach den indivi -<br />
du ellen Vorlieben der Kunden kreiert – von<br />
einfach bis luxuriös. Haldenstrasse 65, 8045<br />
Zürich, Tel. 044 777 70 70, www.seventheaven.ch<br />
Hotels: Alila Manggis. Zwischen dem Meer<br />
und dem heiligen Mount Agung gelegen, ideal,<br />
um den Osten zu erkunden, und für Badeurlaub<br />
(www.alilahotels.com/manggis, DZ ab 200 Fr.).<br />
The Menjangan. Resort im Nordwesten, liegt<br />
in einem Naturschutzgebiet, perfekt für Trek king<br />
(www.themenjangan.com, DZ ab 200 Fr.).<br />
Komaneka Bisma. Luxuriöses Stadtresort bei<br />
Ubud, in grünem Tal gelegen. Elegant, urban<br />
(www.komaneka.com, Suite ab 250 Fr.).<br />
Wayan Karjas Pension Santra Putra:<br />
www.karjabali.com/santra-putra/index.html<br />
Verein Zukunft für Kinder: www.<br />
zukunft-fuer-kinder.ch (bietet u. a. Trekking an)<br />
Neka-Museum: www.museumneka.com<br />
Fotos: roberto zimmermann, claudius wirz, VARIO IMAGES (2), pd<br />
«z – die schönen seiten» ausgabe 4/13 31