Familiärer Brust- und Eierstockkrebs - Amedes
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l ärztliche information<br />
<strong>Familiärer</strong> <strong>Brust</strong>- <strong>und</strong> <strong>Eierstockkrebs</strong><br />
2 Welche Familienkonstellationen sind<br />
charakteristisch für familiären <strong>Brust</strong>- <strong>und</strong><br />
Eierstock krebs (sogenannte Risikofamilien):<br />
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Mindestens zwei Frauen der Familie sind an <strong>Brust</strong><br />
<strong>und</strong>/oder <strong>Eierstockkrebs</strong> erkrankt, wobei eine Frau<br />
zum Zeitpunkt der Erkrankung jünger als 50 Jahre alt<br />
(gewesen) ist.<br />
Mindestens drei oder mehr Betroffene, unabhängig<br />
vom Alter, sind an <strong>Brust</strong> <strong>und</strong>/oder <strong>Eierstockkrebs</strong><br />
erkrankt.<br />
Eine Frau der Familie ist an einseitigem <strong>Brust</strong>krebs<br />
erkrankt, wobei die Erkrankung im Alter von<br />
35 Jahren oder früher aufgetreten ist.<br />
Eine Frau der Familie ist an beidseitigem <strong>Brust</strong> krebs<br />
erkrankt, wobei die Erkrankung im Alter von<br />
50 Jahren oder früher aufgetreten ist.<br />
Eine Frau der Familie ist an <strong>Eierstockkrebs</strong> erkra nkt,<br />
wobei die Erkrankung im Alter von 50 Jahren oder<br />
früher aufgetreten ist. Oder es finden sich in der<br />
Familie 2 Ovarialtumore unabhängig vom Alter.<br />
Eine Frau der Familie ist sowohl an <strong>Brust</strong>-, als auch an<br />
<strong>Eierstockkrebs</strong> erkrankt.<br />
Ein männlicher Verwandter ist an <strong>Brust</strong>krebs erkrankt<br />
(Risikofamilie nach Verb<strong>und</strong>projekt der Deutschen<br />
Krebshilfe).<br />
Eine Genetische Beratung kann jeder Patientin mit <strong>Brust</strong>krebs<br />
angeboten werden. In jedem Fall ist die Genetische<br />
Beratung jedoch indiziert, wenn eine der oben aufgeführten<br />
Risikokonstellationen vorliegt.<br />
3 Was kann die Genetische Beratung leisten?<br />
Die Genetische Beratung kann anhand der persönlichen<br />
Anamnese <strong>und</strong> der Familienvorgeschichte klären, ob im<br />
Einzelfall eine Risikofamilie vorliegt.<br />
Ist die Patientin selber an <strong>Brust</strong>- oder <strong>Eierstockkrebs</strong> erkrankt,<br />
werden bei der Genetischen Beratung die individuellen<br />
Risiken für das Auftreten bestimmter Zweit tumoren<br />
erläutert, die notwendigen Früherkennungsmaßnahmen<br />
besprochen <strong>und</strong> unter Umständen sek<strong>und</strong>äre Präventionsmaßnahmen<br />
erörtert (z. B. prophylaktische Mastektomie<br />
<strong>und</strong> Ovarektomie). Auch das Risiko für das Auftreten der<br />
Erkrankungen bei nahen Verwandten wird angesprochen,<br />
um entsprechend auch dort Früherkennungsmaßnahmen<br />
nicht zu versäumen.<br />
Ist die Ratsuchende ges<strong>und</strong>, aber eine nahe Familienangehörige<br />
von einer der o. g. Tumorerkrankungen betroffen,<br />
wird im Rahmen der Genetischen Beratung das individuelle<br />
Risiko für die Entwicklung von <strong>Brust</strong>- <strong>und</strong> <strong>Eierstockkrebs</strong><br />
anhand empirischer Risikodaten <strong>und</strong> unter Umständen<br />
Computerprogrammen fest gestellt. Auch hier werden die<br />
individuellen Früherkennungsmaßnahmen eingehend erläutert.<br />
In jedem Fall wird bei Risikofamilien auch die Möglichkeit<br />
der Durchführung einer genetischen Untersuchung in<br />
einem der bekannten <strong>Brust</strong>krebsgene BRCA1 oder BRCA2<br />
angesprochen.<br />
Bei der erkrankten Person selber kann keine genetische<br />
Veränderung festgestellt werden. In diesem Fall ist eine<br />
genetische Untersuchung für Nachkommen kaum sinnvoll.<br />
Auch falls die erkannte Veränderung ist nicht aussagekräftig<br />
ist, ist die Einschätzung der Pathogenität für eine zu<br />
untersuchende Person nicht zu leisten. In diesen Situationen<br />
müssen individualisierte Vorsorgemaßnahmen aufgr<strong>und</strong><br />
eines empirischen Risikos empfohlen werden.<br />
4 Worin besteht der Nutzen einer Genanalyse<br />
bei familiärem <strong>Brust</strong>krebs?<br />
Etwa in der Hälfte der Familien, in denen die oben genannten<br />
Risikokonstellationen bestehen, kann eine Mutation in<br />
einem der beiden bekannten <strong>Brust</strong>krebsgene BRCA1 <strong>und</strong><br />
BRCA2 nachgewiesen werden. Kann in einer Hochrisiko-<br />
Familie bei einer Betroffenen keine Mutation nachgewiesen<br />
werden, liegt wahrscheinlich eine Mutation in einem<br />
anderen, heute noch nicht ausreichend erforschten Gen<br />
vor.<br />
Die Tumorpatientin selber kann nur begrenzten Nutzen<br />
aus den Ergebnissen einer Genanalyse in einem der Gene<br />
BRCA1 <strong>und</strong> BRCA2 ziehen: In vielen Fällen kann bei Nachweis<br />
einer Mutation in einem der beiden Gene das individuelle<br />
Risiko für das Auftreten von Zweittumoren (z. B. <strong>Eierstockkrebs</strong><br />
<strong>und</strong> Pankreaskrebs) besser festgelegt werden<br />
<strong>und</strong> somit auch die Vorsorge- <strong>und</strong> Früherkennungsuntersuchungen<br />
gezielter gesteuert werden.<br />
Für Verwandte von Tumorpatientinnen mit <strong>Brust</strong>- oder <strong>Eierstockkrebs</strong><br />
jedoch kann die genetische Untersuchung<br />
von hohem Nutzen sein: Hier sind drei mögliche Konstellationen<br />
vorstellbar:<br />
1. Bei der Tumorpatientin selbst kann eine Genveränderung<br />
nachgewiesen werden. Diese Genveränderung ist<br />
bei der ratsuchenden Verwandten nicht nachweisbar.<br />
In dieser »prognostisch günstigen« Kon stellation kann<br />
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