Die süßesten Früchte...wachsen in Pakistan und im ... - EURAC
Die süßesten Früchte...wachsen in Pakistan und im ... - EURAC
Die süßesten Früchte...wachsen in Pakistan und im ... - EURAC
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Die</strong> <strong>süßesten</strong> <strong>Früchte</strong>…<strong>wachsen</strong> <strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> V<strong>in</strong>schgau!<br />
Als „Marillenpapst" ist Mart<strong>in</strong> Fliri Dane <strong>im</strong> V<strong>in</strong>schgau bekannt <strong>und</strong> nicht<br />
nur dort. Bereits sieben Mal war er zu Forschungszwecken <strong>im</strong> Hunzatal <strong>in</strong><br />
<strong>Pakistan</strong>, von wo er neue Marillenkulturen mit nach Südtirol brachte. In<br />
e<strong>in</strong>em Gespräch berichtet er über die v<strong>in</strong>schger-pakistanische Marillenunion.<br />
Herr Dane, wie kommt man dazu nach <strong>Pakistan</strong> auf Marillentour zu<br />
fahren?<br />
Das ganze war eigentlich e<strong>in</strong> großer Zufall. Vor 14 Jahren las ich e<strong>in</strong>en Bericht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Bergsteigerzeitschrift über das Hunzatal an der Seidenstraße <strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong>. <strong>Die</strong> Hunza s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> altes<br />
Bergvolk, das angeblich von Alexander dem Großen abstammen soll. Man sagt, es seien die<br />
Nachkommen von Soldaten, die während der asiatischen Eroberungszüge Alexanders des Großen<br />
<strong>im</strong> Norden <strong>Pakistan</strong>s zurückgeblieben s<strong>in</strong>d. Und <strong>in</strong> der Tat, viele von Ihnen haben europäische<br />
Züge, manche s<strong>in</strong>d sogar blond <strong>und</strong> blauäugig. Dass sie von Alexander abstammten, ist natürlich<br />
nur e<strong>in</strong>e Legende. In Wahrheit ist das Volk schon älter, aber es kann durchaus se<strong>in</strong>, dass sich zu<br />
Zeiten Alexanders e<strong>in</strong>ige Europäer dort niedergelassen haben. Nun, der Artikel berichtete, dass<br />
dieses Bergvolk der Hunza über Jahrh<strong>und</strong>erte Selbstversorger war. Sie ernährten sich von Getreide,<br />
getrockneten Beeren <strong>und</strong> Marillen, die sie auf ihren Terrassenfeldern kultivierten <strong>und</strong> auf den<br />
Dächern der Häuser trockneten.<br />
Das kl<strong>in</strong>gt nach e<strong>in</strong>er äußerst ges<strong>und</strong>en Ernährung.<br />
Oh ja, <strong>und</strong> es sche<strong>in</strong>t sich auch auszuzahlen. <strong>Die</strong> Hunza werden um durchschnittlich zehn Jahre<br />
älter als wir Mitteleuropäer. E<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> dafür soll <strong>in</strong> der Heilwirkung der Marillen liegen. Schon der<br />
Schweizer Arzt Max<strong>im</strong>ilian Bircher-Benner, der Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts das "Bircher-Müsli"<br />
erfand, soll an die Legende der Hunza geglaubt haben. Obwohl er selbst nie das Hunzatal, das erst<br />
seit der Eröffnung des Karakorum-Highways 1978 verkehrstechnisch zugänglich ist, bereist hat,<br />
waren die Hunza für ihn "das Volk, das ke<strong>in</strong>e Krankheiten kennt!".<br />
Was ist nun das Besondere an den Marillen des Hunzatals?<br />
Nun, man muss sich vorstellen, dass die Hunza ihre Marillen auf über 2500 Höhenmetern anbauen.<br />
Sie gediehen dort gut <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>en unbeschreiblichen süßen Geschmack. Als ich das las, habe<br />
ich gedacht, dass wär's doch für den V<strong>in</strong>schgau. Damit könnte man doch dem Marillenanbau neuen<br />
Antrieb geben.<br />
Und dann s<strong>in</strong>d sie an die Seidenstraße gefahren, um die Marillenkulturen vor Ort zu<br />
studieren?<br />
Zunächst habe ich mir von e<strong>in</strong>er Trekk<strong>in</strong>g-Agentur, die Reisen nach <strong>Pakistan</strong> anbietet, e<strong>in</strong>ige<br />
Marillenkerne mitbr<strong>in</strong>gen lassen, die ich nach e<strong>in</strong>igen missglückten Versuchen dann schließlich<br />
zum Ke<strong>im</strong>en gebracht habe.<br />
Verraten Sie uns, wie Sie das gemacht haben?<br />
Ne<strong>in</strong>, das muss leider me<strong>in</strong> Gehe<strong>im</strong>nis bleiben.<br />
Wie g<strong>in</strong>gs dann weiter?<br />
Das Versuchszentrum La<strong>im</strong>burg hat sofort starkes Interesse an me<strong>in</strong>en Versuchen gezeigt <strong>und</strong> ca. 80<br />
Stück angekauft. 1994 b<strong>in</strong> ich schließlich das erste Mal selbst <strong>in</strong>s Hunzatal gefahren, um<br />
herauszuf<strong>in</strong>den, welche Sorten es dort gibt <strong>und</strong> wie sie angebaut werden. Interessant ist, dass <strong>im</strong><br />
Hunzatal e<strong>in</strong> Bewässerungssystem genutzt wird, das dem unsrigen sehr ähnelt. Auch die Hunza<br />
bewässern ihre Marillen durch e<strong>in</strong> Waalsystem, das Gletscherwasser aus den Seitentälern nutzt.<br />
Obwohl die Marille e<strong>in</strong>e Steppenfrucht ist, die auf sandigem Boden gedeiht <strong>und</strong> wenig<br />
Niederschlag braucht, ist das Gletscherwasser dort sehr kostbar, denn das Hunzatal hat nur ca. ¼
des Niederschlags des V<strong>in</strong>schgaus, <strong>und</strong> das Wasser aus den Waalen wird <strong>im</strong> Gegensatz zu unserer<br />
Wasservorsorgung dort auch als Tr<strong>in</strong>kwasser genutzt.<br />
Wie sieht nun der aktuelle Stand ihrer Marillenforschung aus?<br />
Ich habe herausgef<strong>und</strong>en, dass es <strong>im</strong> Hunzatal ca. 15 verschiedene Marillensorten gibt. Bei e<strong>in</strong>igen<br />
ist es mir nun gelungen, sie auf me<strong>in</strong>em Versuchsfeld <strong>im</strong> V<strong>in</strong>schgau zu kultivieren. So e<strong>in</strong>ige 100<br />
Bäume haben auch schon <strong>Früchte</strong> getragen. <strong>Die</strong> Zucht wird vom Amt für Pflanzenschutz der<br />
Prov<strong>in</strong>z Bozen <strong>und</strong> vom Versuchszentrum La<strong>im</strong>burg regelmäßig überwacht. Es hat sich rausgestellt,<br />
dass die Hunza-Marillen nicht nur kle<strong>in</strong>er <strong>und</strong> süßer s<strong>in</strong>d, als die herkömmlichen V<strong>in</strong>schger Sorten,<br />
sondern auch 7 Tage bis 3 Wochen später reifen. Das ist natürlich von enormem Vorteil für die<br />
Vermarktung. Da man Marillen nicht sehr lange lagern kann, müssen sie direkt nach der Ernte<br />
verkauft werden. Mit den neuen Sorten aus dem Hunzatal könnte nun die Bandbreite der Reife voll<br />
ausgeschöpft werden. Zunächst würden die he<strong>im</strong>ischen Sorten vermarktet werden <strong>und</strong> 1-3 Wochen<br />
später die neuen pakistanischen Sorten. Das würde den Markt extrem beleben.<br />
Julia Reichert<br />
06.12.2004