21.11.2013 Aufrufe

Otto Rauter, 1903 bis 1986 - Marktgemeinde Zell am Ziller

Otto Rauter, 1903 bis 1986 - Marktgemeinde Zell am Ziller

Otto Rauter, 1903 bis 1986 - Marktgemeinde Zell am Ziller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1942 heiratete er Paula Wilberg, die Raumgestalterin, Designerin und Innenarchitektin, die<br />

ihm eine kongeniale und verlässliche Begleiterin gewesen ist.<br />

<strong>Otto</strong> <strong>Rauter</strong> war auch bauwissenschaftlich immer interessiert, gerade das Bauen im<br />

bäuerlichen Umfeld. 1933 machte er eine erste Studienreise nach Dänemark, das als weit<br />

fortgeschritten in der bäuerlichen Betriebswirtschaft und d<strong>am</strong>it auch Bauweise galt. Im<br />

Auftrag des Kultur<strong>am</strong>tes konnte er weitere Studienreisen unternehmen zur „Untersuchung<br />

landwirtschaftlicher Bauten“:1942 (Norwegen) und 1943 (Schweden), diesmal im Auftrag<br />

des „Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums“ (RKF).<br />

Diese Arbeiten wurden in der Zeitung „Der Landbaumeister“ veröffentlicht. Dies war eine<br />

Beilage von Prof. K. Meyers Zeitschrift „Neues Bauerntum“, Verlag Deutsche<br />

Landbuchhandlung.1943 folgte die Schrift „Das Bauernhaus im Gau Tirol und Vorarlberg“,<br />

erschienen im Verlag „Deutsche Landbuchhandlung“, Berlin. Im selben Jahr entwickelte er<br />

Musterhöfe, mit modularem Ausbaukonzept zus<strong>am</strong>men mit dem Architekten Harting, dieses<br />

Vorhaben gewann einen Preis.<br />

Ab November 1943 wurden der Verlag und er nach Posen verlegt. Gleichzeitig übernahm er<br />

die Bildredaktion des „Landbaumeister“ als Nachfolger von Alfons Leitl. Gleichzeitig hatte er<br />

den Auftrag, zus<strong>am</strong>men mit Prof. Reinhard Niemeyer eine Lehmbauschule aufzubauen Prof.<br />

Niemeyer hat über Lehmbau ein Standardwerk geschrieben. Die Aufgabe „Dorfbau“ der er<br />

zugeordnet war, bestand wohl hauptsächlich darin, im Sinne von Professor Wiepking-<br />

Jürgensmann (Lehrstuhl für Landschaftsgestaltung, Berlin), generell moderne, produktive<br />

bäuerliche Siedlungs- und Bauformen zu entwickeln. Das RKF, soviel zu den historischen<br />

Fakten, beheimatete auch Dienststellen, die mit Konzepten zu berüchtigten „Ostkolonisierung“<br />

betraut waren. 1944 schien man jedoch vor allem an den Aufbau von<br />

„Wehrdörfern“ gedacht zu haben. Im Lebenslauf von Herbert Frank wurde die Zeit beim RKF<br />

als „dienstverpflichtet“ bezeichnet.<br />

Der Lichtblick in dieser Zeit, er und seine Architektenkollegen konnten sich nachweislich,<br />

erfolgreich dem Druck widersetzen, in irgendeine NS Organisation einzutreten.<br />

Im November 1944 wurde <strong>Otto</strong> <strong>Rauter</strong> auf Betreiben von Prof. Wiepking beim OKW, Kdo<br />

Tarnung als Tarnreferent, dienstverpflichtet und so war er wieder der Wehrmacht unterstellt,<br />

Nachdem die Wohnung in Berlin, Kaiserd<strong>am</strong>m 21 durch Bomben beschädigt war, schickte er<br />

seine schwangere Frau 1944 nach Tirol in das Haus seiner Mutter.<br />

Er verbrachte die Zeit von November 1944 <strong>bis</strong> Januar 1945, vor allem in Leslau, dem<br />

heutigen Wloclawek, in Polen. Dem Sturm der Sowjets im Januar 1945 über das Wartheland<br />

konnte er in letzter Minute entfliehen.<br />

Zurück in Tirol<br />

1945 wurde er, nach einer Denunziation in Tirol durch den befreundeten (!) Direktor des<br />

Magnesitwerkes (wehrwichtig) in Lanersbach, Dr. Loch – er hatte ihm die Erfolge der Russen<br />

bei ihrem Vormarsch wohl etwas zu deutlich geschildert,- noch zum Gebirgsjägerbatallion<br />

137 eingezogen. Er überlebte mit viel Glück den Einsatz dieses Volkssturms in den letzten<br />

Kriegstagen zur Verteidigung des Fernpasses in Tirol. Die Hälfte der Männer, darunter viele<br />

Jugendlichen ist umgekommen, so sein Bericht.<br />

Diese Episode und die unmittelbare Nachkriegs- und Wendezeit in Tirol hat Erich Kästner in<br />

seinem Buch „Nota Bene 45“ festgehalten und <strong>Otto</strong> <strong>Rauter</strong> darin d<strong>am</strong>it ein kleines<br />

literarisches Denkmal gesetzt.<br />

In den unmittelbaren Nachkriegsjahren nach 1945, hatte er Zeit, akri<strong>bis</strong>ch die Bausubstanz<br />

seiner engeren Heimat um Mayrhofen im <strong>Ziller</strong>tal in Hunderten von Skizzen und<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!