Verhältnis der Kirche zum Judentum - Deutsche Bischofskonferenz
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zeitliche Angaben zu machen, weil das Heil Israels ebenso wie das Heil <strong>der</strong><br />
Vollzahl <strong>der</strong> Heiden im Geheimnis Gottes verborgen bleibt (Röm 11,25f.).<br />
5. An die Stelle des unter Christen noch immer mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
weiterlebenden „Antisemitismus“ muß <strong>der</strong> von gegenseitiger Liebe und<br />
Verstehen getragene Dialog treten. Die „geistlichen Bande und die historischen<br />
Beziehungen, die die <strong>Kirche</strong> mit dem <strong>Judentum</strong> verknüpfen, verurteilen jede<br />
Form des Antisemitismus und <strong>der</strong> Diskriminierung als dem Geist des<br />
Christentums wi<strong>der</strong>sprechend“. 44 Der Antisemitismus richtet sich nicht nur<br />
gegen die Botschaft Jesu Christi, son<strong>der</strong>n letztlich gegen ihn selbst.<br />
Auch wenn betont werden muß, daß Auschwitz ein Produkt des dezidierten<br />
Abfalls vom jüdischen wie vom christlichen Glauben war, so müssen die<br />
schrecklichen Ereignisse, die mit Auschwitz und den an<strong>der</strong>en<br />
Konzentrationslagern verbunden sind, uns Christen aufschrecken und <strong>zum</strong><br />
Umdenken und zur Umkehr bewegen.<br />
6. Immer wie<strong>der</strong> müssen wir <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Karfreitagsliturgie Folge<br />
leisten: „Laset uns auch beten für die Juden, zu denen Got, unser Her, zuerst<br />
gesprochen hat: Er bewahre sie in <strong>der</strong> Treue zu seinem Bund und in <strong>der</strong> Liebe<br />
zu seinem Namen, damit sie das Ziel erreichen, zu dem sein Ratschluß sie<br />
führen wil.“ Zur Liebespflicht <strong>der</strong> Christen gegenüber den Juden gehören auch<br />
das immerwährende Gebet für die Millionen im Laufe <strong>der</strong> Geschichte<br />
ermordeten Juden und die ständige Bitte an Gott um Vergebung des vielfachen<br />
Versagens und <strong>der</strong> zahlreichen Versäumnisse, <strong>der</strong>en sich Christen in ihrem<br />
Verhalten den Juden gegenüber schuldig gemacht haben.<br />
7. In Deutschland haben wir beson<strong>der</strong>en Anlaß, Gott und unsere jüdischen<br />
Brü<strong>der</strong> um Verzeihung zu bitten. Auch wenn wir uns dankbar daran erinnern,<br />
daß viele Christen sich teils unter großen Opfern für die Juden eingesetzt<br />
haben, dürfen und wollen wir we<strong>der</strong> vergessen noch verdrängen, was gerade<br />
in unserem Volk Juden angetan wurde. Wir rufen ins Gedächtnis, was die<br />
Fuldaer <strong>Bischofskonferenz</strong> 1945 bei ihrer ersten Zusammenkunft nach dem<br />
Krieg erklärt hat: „Viele <strong>Deutsche</strong>, auch aus unseren Reihen, haben sich<br />
von den falschen Lehren des Nationalsozialismus betören lassen, sind bei<br />
den Verbrechen gegen menschliche Freiheit und menschliche Würde<br />
gleichgültig geblieben; viele leisteten durch ihre Haltung den Verbrechen<br />
Vorschub, viele sind selber Verbrecher geworden. Schwere Verantwortung<br />
trifft jene, die auf Grund ihrer Stellung wissen konnten, was bei uns<br />
vorging, die durch ihren Einfluß solche Verbrechen hätten hin<strong>der</strong>n können,<br />
und es nicht getan haben, ja diese Verbrechen ermöglicht und sich dadurch<br />
mit den Verbrechern solidarisch erklärt haben. 45<br />
Erneut bekennen wir: „Miten unter uns sind unzählige Menschen gemordet<br />
worden, weil sie dem Volk angehörten, aus dem <strong>der</strong> Messias dem Fleisch<br />
nach stammt.“ Wir biten den Hern: „Führe ale zur Einsicht und Umkehr,<br />
die auch unter uns mitschuldig geworden sind durch Tun, Unterlassen und<br />
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