Die schöne Kunst und der freie Staat - Schiller-Institut - Vereinigung ...
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Sprecher2: Warum beginnt <strong>Schiller</strong> das Gedicht mit einem Lob des Menschen? Auch<br />
damals war nicht alles Gold, was glänzt!<br />
Sprecher1: Genau weiß ich das auch nicht. Er beginnt das Gedicht mit dem Menschen <strong>der</strong><br />
Gegenwart, dann folgt eine lange Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Menschheit, <strong>und</strong> am<br />
Ende beschreibt <strong>Schiller</strong> die Rolle <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> für die Zukunft <strong>der</strong> Menschheit.<br />
Sprecher2: Du kennst das Gedicht schon.<br />
Sprecher1: Ursprünglich hatte <strong>Schiller</strong> das Gedicht an<strong>der</strong>s begonnen, nicht mit <strong>der</strong><br />
Beschreibung des Menschen, son<strong>der</strong>n mit <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> auf den<br />
Menschen. <strong>Die</strong>se Anfangszeilen hat er auf Anraten seines Fre<strong>und</strong>es Christian Körner<br />
gestrichen. Sie sind später zur Gr<strong>und</strong>lage eines eigenen Gedichts geworden: <strong>Die</strong> Macht des<br />
Gesanges.<br />
Rezitator1:<br />
<strong>Die</strong> Macht des Gesanges.<br />
Ein Regenstrom aus Felsenrissen,<br />
Er kommt mit Donners Ungestüm,<br />
Bergtrümmer folgen seinen Güssen,<br />
Und Eichen stürzen unter ihm;<br />
Erstaunt, mit wollustvollem Grausen,<br />
Hört ihn <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er <strong>und</strong> lauscht,<br />
Er hört die Flut vom Felsen brausen,<br />
Doch weiß er nicht, woher sie rauscht:<br />
So strömen des Gesanges Wellen<br />
Hervor aus nie entdeckten Quellen.<br />
Verbündet mit den furchtbarn Wesen,<br />
<strong>Die</strong> still des Lebens Faden drehn,<br />
Wer kann des Sängers Zauber lösen,<br />
Wer seinen Tönen wi<strong>der</strong>stehn?<br />
Wie mit dem Stab des Götterboten<br />
Beherrscht er das bewegte Herz:<br />
Er taucht es in das Reich <strong>der</strong> Toten,<br />
Er hebt es staunend himmelwärts<br />
Und wiegt es zwischen Ernst <strong>und</strong> Spiele<br />
Auf schwanker Leiter <strong>der</strong> Gefühle.<br />
Wie wenn auf einmal in die Kreise<br />
Der Freude, mit Gigantenschritt,<br />
Geheimnisvoll, nach Geisterweise,<br />
Ein ungeheures Schicksal tritt;<br />
Da beugt sich jede Erdengröße<br />
Dem Fremdling aus <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Welt,<br />
Des Jubels nichtiges Getöse<br />
Verstummt, <strong>und</strong> jede Larve fällt,<br />
Und vor <strong>der</strong> Wahrheit mächt'gem Siege<br />
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