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erklärt - RUBICON Beratungszentrum für Lesben und Schwule

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„Alles so schön bunt hier“ –<br />

<strong>Lesben</strong> <strong>und</strong> <strong>Schwule</strong> zwischen Freiheitsgewinn <strong>und</strong><br />

Anpassungsdruck<br />

Im Zeitalter der Individualisierung, des Anything Goes wird lesbische <strong>und</strong> schwule Lebensweise<br />

allenthalben als problemlos wählbare Option verhandelt. Verb<strong>und</strong>en ist diese gesellschaftliche<br />

Entwicklung mit einer Sichtweise auf Individuum <strong>und</strong> Gesellschaft, die besagt,<br />

jeder sei seines Glückes Schmied, sei allein selbst verantwortlich <strong>für</strong> Gelingen <strong>und</strong> Scheitern<br />

des Lebens.<br />

Dieser Diskurs, der eine bereits erreichte Gleichheit der Lebensformen proklamiert, wird<br />

nicht nur von einer liberalen heterosexuellen Öffentlichkeit geführt, sondern auch von <strong>Lesben</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Schwule</strong>n selbst – möglicherweise als ein Weg, die lang verankerte Mitgliedschaft im „Chor<br />

der Opfer“ aufzukündigen <strong>und</strong> sich als aktiv <strong>und</strong> selbstbewusst Handelnde zu entwerfen. Zu fragen<br />

ist allerdings, ob hier nicht eine Rhetorik der Gleichheit mit dem Erreichen einer faktischen<br />

Gleichheit verwechselt wird. Und zu fragen wird insbesondere sein, welche Konsequenzen ein<br />

Mythos der Gleichheit <strong>für</strong> diejenigen hat, denen zwar Gleichheit versprochen wird, die jedoch in<br />

ihrem subjektiven Erleben die vielfältigen Spielarten der Ungleichheit zu spüren bekommen.<br />

Vortrag I:<br />

Ulrike Hänsch<br />

9<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> die Einladung zu diesem Vortrag. Ich habe ich mich auf diese Tagung besonders<br />

gefreut, weil ich sowohl das Tagungsthema insgesamt wie auch das von den Einlader-<br />

Innen von mir gewünschte Vortragsthema sehr spannend finde. Die Thematik setzt am<br />

gewachsenen Selbstbewusstsein von <strong>Lesben</strong> <strong>und</strong> <strong>Schwule</strong>n an, an den veränderten, insgesamt<br />

verbesserten gesellschaftlichen Ausgangslagen – <strong>und</strong> will gleichzeitig kritisch <strong>und</strong> auch selbstkritisch<br />

Erreichtes reflektieren. Die Aufgabe, die mir das Sozialwerk gestellt hat, lautete, Visionen<br />

<strong>und</strong> Hypothesen zu entwickeln, wie sich <strong>Lesben</strong> <strong>und</strong> <strong>Schwule</strong> an eine heterosexuelle<br />

Dominanzkultur anpassen – auf eine destruktive selbstschädigende Art <strong>und</strong> Weise, aber möglicherweise<br />

auch nach konstruktiven Weisen zu fragen.<br />

Dr. phil. Ulrike Hänsch ist Sozialwissenschaftlerin <strong>und</strong> war Stipendiatin des DFG-Graduiertenkollegs „Geschlechterverhältnis<br />

<strong>und</strong> sozialer Wandel“ der Universitäten Bielefeld, Bochum, Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> Essen. 2002 Promotion<br />

mit Auszeichnung an der Universität Dortm<strong>und</strong> im Bereich soziologischer Biographieforschung. Zahlreiche<br />

Veröffentlichungen im Bereich Biographieforschung, Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung, Queer Theory.<br />

Ihre letzten Buchpublikationen: Lebenswege lesbischer Frauen. Hrsg. vom Ministerium <strong>für</strong> Frauen, Jugend, Familie<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit des Landes Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 2002.<br />

Individuelle Freiheiten – heterosexuelle Normen. Leske+Budrich, Opladen 2003.<br />

Zur Zeit arbeitet Dr. Ulrike Hänsch an der Universität Dortm<strong>und</strong> an einer Studie <strong>für</strong> das Wissenschaftsministerium<br />

zum Thema Kontinuitätssicherung von Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung. Sie ist außerdem Lehrbeauftragte an<br />

der Universität Oldenburg. Sie lebt in Berlin.<br />

Kontakt: Ulrikehaensch@t-online.de

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