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WALTER BENJAMINS KONZEPT DES EINGEDENKENS Über ...

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3. Eingedenken als mémoire involontaire: Benjamins Proust-<br />

Interpretation<br />

Proust dresse une image de la pensée qui s’oppose à celle de la<br />

philosophie.<br />

(Gilles Deleuze)<br />

Proust had a bad memory. […] The man with a good memory does<br />

not remember anything because he does not forget anything.<br />

(Samuel Beckett)<br />

3.1. Im Anfang war die <strong>Über</strong>setzung<br />

Vom November 1925 bis Ende 1926 widmete sich Benjamin zusammen mit Franz Hessel der<br />

<strong>Über</strong>tragung von drei Bänden des Proustschen Zyklus’ À la recherche du temps perdu ins<br />

Deutsche. 1 Während Sodom und Gomorrha leider als verschollen gilt, wurden Im Schatten der<br />

jungen Mädchen 1927 (beim Verlag »Die Schmiede«) und Die Herzogin von Guermantes 1930<br />

(bei Reinhard Pieper) veröffentlicht. 2 Wie zutreffend bemerkt wurde: »Benjamins Verhältnis zu<br />

Proust war zunächst und vor allem das des <strong>Über</strong>setzers« (Tiedemann und Schweppenhäuser, in<br />

GS II, 1044).<br />

An ihre Arbeit hatten sich Benjamin und Hessel herangemacht, nachdem der erste Band des<br />

Romans (Du côté de chez Swann, 1913) unter dem Titel Der Weg zu Swann 1926 in der<br />

1<br />

2<br />

»Von November 1925 bis Ende 1926 übersetzte Benjamin Proust, zunächst den vierten Band, Sodom und<br />

Gomorrha, dann gemeinsam mit Hessel den zweiten Band, Im Schatten der jungen Mädchen, den sie im August<br />

1926 beendeten, und schließlich den dritten Band, Guermantes […]. Der Plan, außer dem ersten, neu zu<br />

übersetzenden Band auch die drei letzten, posthum erschienenen Bände der ›Recherche‹, La prisonnière,<br />

Albertine disparue und Le temps retrouvé, zu übersetzen, ist gescheitert […]. Man muß annehmen, daß Benjamin<br />

das Manuskript von Sodom und Gomorrha vom [Piper] Verlag zurückerhalten hat und daß es 1933, bei Beginn<br />

der Emigration, verlorenging« (Hella Tiedemann-Bartels, in Supplement III, 588 u. 591). Wegen Schwierigkeiten<br />

mit dem Verleger Reinhard Pieper kündigte Benjamin seine Mitarbeit am 11. März 1930 auf (vgl. GB III, 512).<br />

Kurz vorher hatte Benjamin seine <strong>Über</strong>setzung einiger Auszüge aus einem Proustschen Aufsatz <strong>Über</strong> das Lesen.<br />

Zu John Ruskins 30. Todestag veröffentlicht (in Die literarische Welt vom 28. Februar 1930; jetzt in Supplement<br />

I, 34-43).<br />

Die erhaltenen Proust-<strong>Über</strong>setzungen Benjamins liegen seit 1987 als Supplement II (Im Schatten der jungen<br />

Mädchen) und III (Guermantes) zu den Gesammlten Schriften vor. Hier eine <strong>Über</strong>sicht über die französischen<br />

Erstveröffentlichungen: Du côté de chez Swann (Grasset, 1913), À l’ombre des jeunes filles en fleurs (NRF,<br />

1918), Le côté de Guermantes (2 Bde., NRF, 1920-21), Sodome et Gomorrhe (2 Bde., NRF, 1921-22). Nach<br />

Prousts Tod (18. November 1922) erschienen dann drei weitere Bände, immer bei der Nouvelle Revue Française<br />

(i. e. Gallimard, Paris): La prisonnière (1923), Albertine disparue (1925) und Le Temps retrouvé (1927). Für<br />

weitere genaue Auskünfte über Proust verweise ich auf das ausgezeichnete Dictionnaire Marcel Proust<br />

(Bouillaguet / Rogers 2004) (vgl. auch die deutsche Ausgabe: Marcel Proust Enzyklopädie. Handbuch zu Leben,<br />

Werk, Wirkung und Deutung, hrsg. von Luzius Keller, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 2009).<br />

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