ClubDA SCHOLARSHIPS 2011/12 - Diplomatic Academy Vienna
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DA Alumni and Current Affairs<br />
Der Fall Griechenland Ilias Manoussos<br />
8<br />
bedingungen sahen unter anderem vor, dass die<br />
griechische Administration als Sicherheiten die<br />
Grundstücke und Ländereien der Türken einbringen<br />
musste, die im Rahmen des Befreiungskrieges<br />
die befreiten Gebiete verließen. Die Bedingung<br />
als Sicherheit für die Kreditgewährung<br />
nach einem verlustreichen Befreiungskrieg, befreites<br />
„Land“ im Sinne des Geistes des 19. Jahrhunderts<br />
gegenüber ausländischen Investoren zu<br />
kollateralisieren, ist im griechischen kollektiven<br />
Bewusstsein immer noch eine schmerzhafte historische<br />
Erfahrung. Die Gewährung eines neuen<br />
Kredites von 60 Millionen Französischen Franken<br />
(1832), welcher im Jahre 1827 gewährt wurde<br />
und nunmehr der Restrukturierung der Altschuld<br />
von 1824/1825 diente, wurde zu 2/3 ausgezahlt.<br />
Dies führte dazu, dass im Jahre 1843 der griechische<br />
König Otto einen neuen offiziellen Staatbankrott<br />
erklären musste, da Griechenland erneut<br />
nicht in der Lage war, die Auslandsstaatsschulden<br />
zu bedienen. König Otto war gezwungen die<br />
Staatsausgaben signifikant zu verringern, eine<br />
Auflage der Kreditoren, die den heutigen Gegebenheiten<br />
sehr ähnlich ist.<br />
Im Jahre 1857 wurde eine internationale Kommission<br />
von Engländern, Franzosen und Russen<br />
eingesetzt, um die Rückzahlung des Kredits von<br />
1832 samt Zinsen sicherzustellen. Sämtliche<br />
Staatseinnahmen wurden an die Kreditoren abgetreten.<br />
Die Sanierung des Staatshaushalts und<br />
die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung<br />
wurden von den Kreditoren als höchste Zielsetzungen<br />
angesehen. Auch diese Bedingung ähnelt<br />
der heutigen Berichterstattung sehr.<br />
1893 folgt eine weitere Staatsbankrotterklärung<br />
durch den griechischen Premierminister Harilaos<br />
Trikoupis. 1932 wurde im griechischen Parlament<br />
der letzte griechische Staatsbankrott des 20.<br />
Jahrhunderts proklamiert.<br />
Die Etablierung der Europäischen Währungsunion<br />
1999 war ein zwar ökonomisch motiviertes<br />
aber von den Gründungsvätern primär politisch<br />
gedachtes Konstrukt. Eine gemeinsame Währung<br />
würde nicht nur die Fremdwährungsrisiken innerhalb<br />
der Währungsunion eliminieren, Transparenz<br />
schaffen und somit die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Mitglieder erhöhen, sondern vor allem die<br />
politische Zusammenarbeit unter den Mitgliedern<br />
verstärken. Mitterrand erblickte sogar in der<br />
gemeinsamen Währung – in weiser Voraussicht –<br />
ein Instrument der Reduzierung der Verwundbarkeit<br />
der einzelnen Volkswirtschaften gegenüber<br />
spekulativen Attacken des Finanzkapitals. Dies<br />
wäre „nicht tolerierbare Immoralität“. Der politische<br />
Wille war so stark, dass man dabei übersah,<br />
was eigentlich für alle Involvierten diese Währungsunion<br />
in der Praxis bedeuten würde. Themen<br />
wie eine mögliche Uniformierung der Zinssätze<br />
und deren Resultate für die Überschuldung<br />
der Defizitländer konnte in der Entstehungsphase<br />
der Währungsunion von den Politikern gar nicht