Iran in der Krise (pdf) - Hans-Georg Wieck
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bestehen – begleitet von <strong>der</strong> Hoffnung des Regimes, ungeachtet weitergehen<strong>der</strong> VN-<br />
Sanktionen im Wege <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit Russland und Ch<strong>in</strong>a die an großer<br />
Arbeitslosigkeit leidende Wirtschaft des Landes weiter aufbauen und mo<strong>der</strong>nisieren zu<br />
können. Die Drohung e<strong>in</strong>er möglichen iranischen Nuklearwaffe bliebe im Raume, ohne<br />
allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e akute Gefahr für irgende<strong>in</strong> Land darzustellen. Diplomatischer, politischer<br />
Handlungsspielraum für „konstruktive Kompromisse“ bliebe bestehen.<br />
Diese Spielräume s<strong>in</strong>d immer wie<strong>der</strong> auszuloten. US-Präsident Obama hat diesen Spielraum<br />
wie<strong>der</strong>holt angesprochen. Er ist e<strong>in</strong> Axiom <strong>der</strong> US-Außenpolitik dieser Tage. Es ist nicht<br />
ohne Bedeutung, dass dieser Ratschlag auch von erfahrenen Strategen und Internationalisten<br />
wie Zbigniew Brzez<strong>in</strong>ski („Außenansicht“, Süddeutsche Zeitung 05.05.2010) und Dom<strong>in</strong>ique<br />
Moisi („2010 et le defi iranien“; Le Monde, Datum….2010) gegeben wird. Im Raum steht<br />
aber auch die For<strong>der</strong>ung des iranischen Exilpolitikers Abu-I--Hasan Banisadre, dem ersten<br />
frei gewählten Präsidenten nach <strong>der</strong> Revolution (Januar bis Juni 1980), <strong>der</strong> als Repräsentant<br />
des demokratischen Flügels <strong>der</strong> Schah-Opposition nur vorübergehend <strong>in</strong> das islamischfundmentalistische<br />
Staatskonzept des Ajatullah Khome<strong>in</strong>i passte: Er for<strong>der</strong>t vom Westen die<br />
Unterstützung <strong>der</strong> demokratischen Opposition im Lande und lehnt e<strong>in</strong> taktisches bed<strong>in</strong>gtes<br />
Zusammengehen des Westens mit dem heutigen Regime im <strong>Iran</strong>, zum Beispiel zur<br />
Stabilisierung des Irak ab (World Security Network Newsletter – 08.03.2010).<br />
E<strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Position e<strong>in</strong>er potentiellen Nuklearmacht würde die schon vom Schah<br />
Mohammed Reza Pahlewi unternommenen Versuche wie<strong>der</strong> aufnehmen, sich regional als<br />
Vormacht zu etablieren, die sich – im Unterschied zum letzten Schah - nicht als e<strong>in</strong><br />
verlängerter Arm <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten geriert, son<strong>der</strong>n sich regional mit dem Drängen<br />
an<strong>der</strong>er Staaten auf Selbstbestimmung verb<strong>in</strong>den könnte, was immer das im e<strong>in</strong>zelnen<br />
bedeuten mag. Es könnte beispielsweise die Vernetzung <strong>der</strong> beteiligten Län<strong>der</strong> mit Öl- und<br />
Gas-Pipel<strong>in</strong>es bedeuten (<strong>Iran</strong>-Pakistan-Indien). Die Entwicklungen im Irak und <strong>in</strong><br />
Afghanistan, die Stärkung <strong>der</strong> islamistischen Tendenzen <strong>in</strong> Zentralasien und im Kaukasus<br />
s<strong>in</strong>d nicht ohne Bedeutung und Interesse für e<strong>in</strong>en selbstbewusst auftretenden, wenn auch <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Nuklearfrage <strong>in</strong>ternational isolierten o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gedämmten <strong>Iran</strong>.<br />
Der <strong>Iran</strong> stellt ohne Frage e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Gefahrenherde des Mittleren und Nahen Osten dar. Der<br />
<strong>Iran</strong> ist aber auch Teil <strong>der</strong> Lösung bei e<strong>in</strong>er auf die Stabilität, den Wohlstand und den Frieden<br />
<strong>in</strong> diesem krisengeschüttelten Raum gerichteten Strategie <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft. Diese<br />
Perspektive mag heute als e<strong>in</strong>e Quadratur des Kreises ersche<strong>in</strong>en, aber das muss angesichts<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>nenpolitischen <strong>Krise</strong>nsituation des Landes nicht so bleiben.<br />
Berl<strong>in</strong>, Juni 2010