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Münchner Natur und Umwelt - Bund Naturschutz in Bayern e.V. ...

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<strong>Natur</strong><br />

<strong>Umwelt</strong><br />

Fotos: H.D. Volz , Kai Tholen, beide pixelio.de<br />

te er noch nichts. Wenig später beg<strong>in</strong>nt<br />

das Kohlezeitalter. Der Engpass mit<br />

der begrenzten Ressource Holz wurde<br />

mit e<strong>in</strong>em fossilen Brennstoff gelöst.<br />

Die Holzprobleme wurden durch gravierendere<br />

Folgen wie Luftschadstoffe,<br />

Treibhausgase <strong>und</strong> Klimawandel<br />

ersetzt. E<strong>in</strong> Ressourcenproblem nicht<br />

nachhaltiger Nutzung wurde durch e<strong>in</strong><br />

neues ersetzt.<br />

1972 br<strong>in</strong>gt der Club of Rome mit<br />

se<strong>in</strong>en „Grenzen des Wachstums“ die<br />

forstliche Nachhaltigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e globale<br />

Perspektive. Im Zentrum des<br />

Berichts stehen Warnungen vor e<strong>in</strong>er<br />

Verschärfung des Rohstoffmangels.<br />

Aus dem Holzmangel Europas des 17.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts war e<strong>in</strong> globaler Ressourcenmangel<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

geworden. Die UN-Kommission für<br />

Entwicklung <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> antwortet<br />

mit dem Br<strong>und</strong>tland-Bericht „Unsere<br />

geme<strong>in</strong>same Zukunft“ <strong>und</strong> entfaltet<br />

die Leitidee von der „Nachhaltigen<br />

Entwicklung“: die Bedürfnisse der<br />

Gegenwart sollen befriedigt werden,<br />

ohne zu riskieren, dass künftige Generationen<br />

ihre eigenen Bedürfnisse<br />

nicht befriedigen können.<br />

Wie e<strong>in</strong>st vor 300 Jahren die Wälder<br />

<strong>in</strong> Sachsen ihre Grenzen der Holznutzung<br />

erreichten, nähert sich die<br />

menschliche Gesellschaft immer wieder<br />

den Grenzen der <strong>Natur</strong>nutzung.<br />

Was damals für den sächsischen Wald<br />

gefordert wurde, gilt heute für unsere<br />

Böden, die Ozeane <strong>und</strong> den Regenwald.<br />

Unser Raubbau an der <strong>Natur</strong> ist<br />

eben nicht nachhaltig. Die Kohle behob<br />

im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert den Holzmangel,<br />

heute soll mit immer raff<strong>in</strong>ierteren<br />

Fördertechniken wie Tiefseebohrungen<br />

<strong>und</strong> Frack<strong>in</strong>g die Knappheit an<br />

fossilen Energiequellen <strong>und</strong> wichtigen<br />

Rohstoffen behoben werden. Der Peak<br />

von <strong>Natur</strong>nutzung ist längst erreicht:<br />

Im Jahre 2012 wurden durch<br />

menschliche Maßnahmen weltweit so<br />

viele Klimagase (Kohlendioxid, Methan,<br />

Lachgas) <strong>in</strong> die Atmosphäre freigesetzt<br />

wie noch nie <strong>in</strong> der Menschheitsgeschichte.<br />

Als Ergebnis ändert<br />

sich das Klima so, wie es die pessimistischsten<br />

Prognosen vor 20 Jahren<br />

vorhergesagt haben. Der von Menschen<br />

verursachte Verlust der Ökosysteme<br />

sowie von Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />

droht das Sauriersterben vor 65<br />

Millio nen Jahren zu übertreffen.<br />

Was ist zu tun?<br />

Wir müssen dafür sorgen, dass sich<br />

das Dreieck der Nachhaltigkeit mit<br />

der <strong>Natur</strong> als Basis unseres Lebens,<br />

wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> sozialer Gerechtigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Balance bef<strong>in</strong>det. Dies bedeutet: solide<br />

Staatsf<strong>in</strong>anzen statt Schulden für<br />

nachfolgende Generationen, funktionierende<br />

Sozialsysteme statt ausbeuterischer<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, Biotop<strong>und</strong><br />

Artenschutz statt <strong>Natur</strong>zerstörung,<br />

<strong>Umwelt</strong>bildung mit primären <strong>Natur</strong>erfahrungen<br />

statt virtueller Welten <strong>und</strong><br />

nachhaltige Waldwirtschaft statt Gew<strong>in</strong>nmaximierung<br />

im Forst. Für e<strong>in</strong>en<br />

nachhaltigen Wirtschafts- <strong>und</strong> Lebensstil<br />

müssen die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

von der Politik geschaffen werden.<br />

Wir brauchen:<br />

geschlossene Kreisläufe bei der<br />

Produktion von Gütern statt Müll <strong>in</strong><br />

den Weltmeeren,<br />

Zauneidechse auf K<strong>in</strong>derhand bei e<strong>in</strong>em BN<br />

Ausflug: Echte <strong>Natur</strong>erlebnisse sensibilisieren<br />

K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche für e<strong>in</strong>en sanften Umgang<br />

mit der <strong>Natur</strong> (Foto: Mart<strong>in</strong> Hänsel).<br />

die Förderung von Technologien,<br />

die weniger endliche Ressourcen benötigen,<br />

beispielsweise deutlich mehr<br />

erneuerbare Energien,<br />

ökologische Landwirtschaft ohne<br />

Pestizide <strong>und</strong> Kunstdünger, also Green<strong>in</strong>g<br />

auf 100 Prozent <strong>und</strong> nicht nur<br />

auf 5 Prozent der landwirtschaftlichen<br />

Fläche,<br />

deutlichen Schutz der Meeresfauna<br />

statt Überfischung,<br />

besseren Schutz der Biodiversität,<br />

Flächen, wo wir <strong>Natur</strong> <strong>Natur</strong> se<strong>in</strong><br />

lassen, um von ihr lernen zu können<br />

<strong>und</strong><br />

nachhaltige Waldwirtschaft im<br />

S<strong>in</strong>ne von Carlowitz´.<br />

Nachhaltigkeit muss zur Basis unserer<br />

Gesellschaft werden. Letztlich<br />

muss jeder die Nachhaltigkeit bei sich<br />

selbst verwirklichen: Lebe so, dass die<br />

nächsten Generationen auch noch e<strong>in</strong><br />

menschenwürdiges Leben <strong>in</strong> <strong>in</strong>takter<br />

<strong>Natur</strong> haben.<br />

Dr. Rudolf Nützel<br />

Heft 57, Mai bis Oktober 2013<br />

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