„Mein Leben hat heute mehr Inhalt.“ - Arbeitskreis der ...
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Selbsthilfe<br />
Fortsetzung von Seite 5 ÷ Es war sein Arzt, selbst Diabetiker, <strong>der</strong> ihm über die erste<br />
Zeit hinweghalf und ihm den Umgang mit <strong>der</strong> Insulinpumpe<br />
erklärte. Heute gehört die Pumpe wie selbstverständlich<br />
zu Udo Hemmers <strong>Leben</strong>.<br />
Ein feiner durchsichtiger<br />
Schlauch führt durch die<br />
Knopfleiste seines Hemdes<br />
hoch zu seiner Brusttasche.<br />
Dort befindet sich das Herzstück<br />
<strong>der</strong> Pumpe. Mit diesem<br />
kann er die täglich benötigte Insulinmenge<br />
einstellen. „Esse<br />
ich eine große Portion Süßes,<br />
muss ich einfach nachspritzen.<strong>“</strong><br />
Ein Stück Freiheit und <strong>Leben</strong>squalität.<br />
Die Insulinpumpe<br />
gehört für Udo Hemmers<br />
mittlerweile<br />
zum Alltag.<br />
Buchtipp<br />
Der Arzt für Hämatologie/Onkologie<br />
und<br />
Rehabilitationsmedizin<br />
und Leiter <strong>der</strong> onkologischen<br />
Rehabilitationsklinik<br />
in<br />
Wuppertal-Ronsdorf,<br />
Prof. Dr. Hermann<br />
Delbrück, beantwortet<br />
in seinem Buch<br />
„Bauchspeicheldrüsenkrebs<strong>“</strong><br />
viele Fragen von<br />
Betroffenen nach dem<br />
neuesten Stand <strong>der</strong><br />
Medizin.<br />
Kohlhammer,<br />
ISBN: 3170173405;<br />
19,- Euro<br />
Foto: medicalpicture/A. Perkovic<br />
Die geben Udo Hemmers auch<br />
die Verdauungsenzyme,<br />
die er immer zu einer<br />
Mahlzeit einnimmt. Enzyme für die Kohlenhydrat-,<br />
Eiweiß- und Fettverdauung. „Natürlich<br />
musste ich auch damit erst einmal lernen, umzugehen.<strong>“</strong><br />
Zwei Jahre kämpfte er mit Blähungen<br />
und Fettstühlen. Aber das hielt ihn nicht davon<br />
ab, ins Restaurant zu gehen. „Gleich mein erster<br />
Gang aus dem Krankenhaus führte mich zum<br />
Koreaner<strong>“</strong>, sagt er schmunzelnd.<br />
Ein Stück <strong>Leben</strong>slust, das Udo Hemmers weitergeben<br />
möchte. Seit fünf Jahren engagiert er sich<br />
deshalb auch im „<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>der</strong> Pankreatektomierten<strong>“</strong>,<br />
gründete in Wesel eine neue Gruppe.<br />
Oft rufen ihn die Leute direkt aus dem Krankenhaus<br />
an. Dann fährt er hin, versucht ihnen die<br />
Angst vor <strong>der</strong> neuen Situation zu nehmen. „Ich erkläre<br />
den Patienten, dass die Krankheit ihr <strong>Leben</strong><br />
nicht völlig einschränken muss, son<strong>der</strong>n dass sie jetzt einfach<br />
<strong>mehr</strong> planen müssen.<strong>“</strong> Schließlich lässt er ihnen einige<br />
Broschüren für weitere Informationen da. „Gerade die<br />
Hefte über Ernährung sind sehr gefragt<strong>“</strong>, erklärt Udo<br />
Hemmers. Er läuft die Treppe seines Hauses hinunter,<br />
öffnet die Tür zu einem Raum voll mit Informationsmaterial<br />
zu Ernährungsschulung und Ernährungsratgebern.<br />
Eine Tür weiter: ein Raum voll mit Ordnern. „Zweimal im<br />
Jahr organisiere ich Fachvorträge, hin und wie<strong>der</strong> auch<br />
einen Ausflug mit <strong>der</strong> Gruppe<strong>“</strong>, meint Udo Hemmers stolz.<br />
Plötzlich werden an<strong>der</strong>e Dinge wichtig<br />
Zwölffingerdarm<br />
Er investiert viel Zeit in die Menschen, die ohne Bauchspeicheldrüse<br />
leben müssen. Doch er übertreibt es nicht.<br />
Das <strong>hat</strong> er aus seiner Krankheit gelernt. Vor <strong>der</strong> Operation<br />
arbeitete er nachts als Elektriker im Bergbau. Schichtdienst.<br />
In den Ferien rollte er dann mit seiner Familie Tausende von<br />
Kilometern nach Spanien. Ein kräfteraubendes Dasein, das<br />
Udo Hemmers keineswegs vermisst. „Heute <strong>hat</strong> mein <strong>Leben</strong><br />
viel <strong>mehr</strong> <strong>Inhalt</strong><strong>“</strong>, sagt er nachdenklich.<br />
Schicksale hinterlassen Spuren<br />
Krankheit verän<strong>der</strong>t. Immer wie<strong>der</strong> trifft Udo Hemmers in<br />
<strong>der</strong> Gruppe auf Menschen, die unheilbaren Krebs haben,<br />
die durch Chemo- und Vitamintherapien versuchen, ihr<br />
<strong>Leben</strong> zu verlängern. „Es ist erstaunlich, wie sehr diese<br />
Menschen einen Blick für das Wesentliche entwickeln. Die<br />
Zeit mit <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong> mit Freunden steht plötzlich im<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Und wenn wir einmal feiern, dann sind es<br />
gerade sie, die sich am besten amüsieren.<strong>“</strong> Udo Hemmers<br />
blättert in einem seiner Ordner, findet Fotos. Ein Fest im<br />
Münchner Hofbräukeller. Ausgelassene Gesichter und<br />
Gesten – auch ohne Alkohol. Doch es gibt auch verzweifelte<br />
Momente.<br />
Gallenblase<br />
Pankreas<br />
Milz<br />
Pankreasdrüsen<br />
mikroskopisch<br />
Illustration: Deutsche Krebshilfe e. V.<br />
Je nach Lokalisation und Ausbreitung des Tumors in <strong>der</strong> Bauchspeicheldrüse<br />
müssen bei einer Operation unter Umständen auch benachbarte<br />
Organe entfernt werden.<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> versucht, die Menschen so gut wie möglich<br />
aufzufangen, bietet psychologische Hilfe durch seinen<br />
Wissenschaftlichen Beirat an. Dort sitzen Fachleute, die mit<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten große Erfahrung<br />
haben. Die Betroffenen können sich aber auch direkt an<br />
den Gruppenleiter wenden. „Ich empfehle den Menschen<br />
gerne einen Bekannten von mir. Auch eine Bekannter von<br />
mir – er ist Psychologe, Theologe und <strong>hat</strong> selbst Krebs – <strong>hat</strong><br />
schon vielen geholfen, die Krankheit und auch den Tod zu<br />
akzeptieren.<strong>“</strong><br />
„Aber wenn wie<strong>der</strong> einmal ein Mensch stirbt, mit dem ich<br />
viel geredet, gelacht und gelitten habe, fällt es mir immer<br />
wie<strong>der</strong> sehr schwer, Abschied zu nehmen.<strong>“</strong><br />
-cor …<br />
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