SicherheitsProfi 1/2012 - Berufsgenossenschaft für Transport und ...

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GESUND UND SICHER Bei einem Tunnelbrand kann es heißer als 1.000 °C werden. Ein heißes Eisen Wenn sich im Tunnel ein Brand entwickelt, wird es schnell lebensgefährlich. Darum sollte jeder die wichtigsten Verhaltensweisen im Notfall kennen. Es ist ein ganz gewöhnlicher Montag. Peter Schulz* hat seine Tour frühmorgens begonnen und fährt gegen Mittag mit seinem Sattelzug in den Hamburger Elbtunnel ein. Nach einer kurzen Fahrstrecke bricht unter dem Führerhaus Feuer aus. Peter hält sofort an, springt aus der Fahrerkabine und versucht, das Feuer zu löschen. Chancenlos! Nach kurzer Zeit gibt er auf und bringt sich in Sicherheit. Wer sich jetzt noch im Tunnel aufhält, gibt Gas und versucht, sich ins Freie zu retten. Peters Zugmaschine brennt aus. Zum Glück ist die Feuerwehr schon kurze Zeit später vor Ort und kann eine Ausbreitung des Brandes verhindern. Dennoch entsteht an der Tunnelröhre hoher Sachschaden und sie bleibt für die Instandsetzungsarbeiten einige Tage gesperrt. Hätten die Flammen auf die 28 t Ladung mit Weizen übergegriffen, wäre es vielleicht zu einer Katastrophe gekommen … Verheerende Folgen Im Grunde ist dieser Fall noch sehr glimpflich abgelaufen. Andere Tunnelbrände dagegen hatten verheerende Folgen: So kamen im Jahr © Sylter Verkehrsgesellschaft 1999 beim Brand im Mont-Blanc-Tunnel 39 Menschen ums Leben. Ein mit Mehl beladener Lkw hatte im Motorbereich Feuer gefangen und einen Brand verursacht, der nach wenigen Minuten nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden konnte und 53 Stunden dauerte! Im österreichischen Tauerntunnel kam es ebenfalls im Jahr 1999 zu einem folgenschweren Auffahrunfall. Dadurch entstand bei einem mit Lacken und Farben beladenen Lkw ein Feuer. Durch die große Hitze, Explosionen und dichten Qualm konnte die Feuerwehr erst sieben Stunden später zum Unfallherd vordringen. Zwölf Menschen starben und 57 wurden verletzt. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat einen Forschungsbericht mit dem Titel „Verhaltensanweisungen bei Notsituationen in Straßentunneln“ veröffentlicht. In dieser Studie sind auch eine Vielzahl von Brandsituationen in Tunneln untersucht worden. Zum einen gibt der Bericht Hinweise dazu, wie Tun- Brandlöschanlage im Motorraum eines Busses: Steigt die Temperatur über 170 °C, wird ein feines Löschpulver aus den Kartuschen geschleudert. * Name von der Redaktion geändert 18 SicherheitsProfi 1. 12
GESUND UND SICHER nel sicherer gestaltet werden können. Zum anderen werden die Verhaltensempfehlungen unterschiedlicher Institutionen dargestellt und miteinander verglichen. Schnell und besonnen handeln Eine der Hauptregeln (siehe Kasten unten) beim Tunnelbrand ist schnelles, aber besonnenes Reagieren. Es bleibt nicht viel Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. Bei einem Brand in einem Wohnhaus sprechen Experten von nur drei Minuten. Schließlich muss man bedenken – und das haben die Untersuchungen im Auftrag der BASt gezeigt – dass bei einem Tunnelbrand eine Temperatur von mehr als 1.000 °C entstehen kann. Außerdem besteht große Gefahr durch Rauchgase. Ein normaler Pkw setzt beim Brand etwa 100.000 Kubikmeter Rauchgase frei. Das richtige Verhalten beim Brand ist das eine, den Fahrzeugbrand im Vorfeld zu verhindern bzw. bei der Entstehung zu bekämpfen, das andere. Insbesondere große Nutzfahrzeuge besitzen eine hohe „Brandlast“ (als „Brandlast“ bezeichnet man die mögliche Hitzeentwicklung bei einem Brand). Diese beträgt nach einer Studie der Vereinten Nationen bei einem Pkw mindestens drei Megawatt an Hitze, bei einem Lkw das Zehnfache und bei einem Tanklastzug bis zum 100-fachen dieses Wertes. Darum ist es ganz besonders wichtig, bei Nutzfahrzeugen die Entstehung eines Brandes zu verhindern. Brandlöschanlagen für Nutzfahrzeuge Schon heute rüsten einige Speditionsunternehmen und Verkehrsbetriebe ihre Fahrzeuge mit Brandlöschanlagen aus. Grundsätzlich sind zwei unterschiedliche Systeme im Angebot: Löschanlagen mit Pulver und solche mit Wasser. Die Systeme mit Wasser sind von Einbau und Wartung her teurer und aufwendiger. Schließlich muss hierfür Wasser unter Druck gesetzt werden. Dieser hohe Druck muss dann auch immer zur Löschung zur Verfügung stehen. Fällt der Druck ab, muss die Anlage gewartet werden. „Jede Sekunde zählt: Sie müssen schnell reagieren und sich unbedingt rechtzeitig in Sicherheit bringen!“ Einen schnelleren und kostengünstigeren Einbau soll ein Pulverlöschsystem ermöglichen. Hier werden vier bis fünf Kartuschen im Motorraum des Lkw oder Omnibusses pl atziert und mit Verbindungsleitungen versehen. Steigt die Temperatur über den Wert von 170 °C, werden die Kartuschen aktiviert. Das überaus feine Löschpulver wird mit hohem Druck aus den Kartuschen geschleudert und deckt die glühenden Teile ab. So wird verhindert, dass Sauerstoff an die heißen Teile gelangt – das Feuer wird also erstickt. Solche Anlagen sind bereits für circa 1.000 Euro inklusive Einbau zu haben. Die Sylter Verkehrsgesellschaft, ein Mitgliedsunternehmen der BG Verkehr, hat ihren gesamten Fuhrpark mit diesem Pulverlöschsystem ausgestattet, die THÜSAC, ein Verkehrsbetrieb aus Windischleuba, lässt fünf Fahrzeuge mit dieser Anlage laufen. Bedenkt man, welche Sachwerte oft bei einem Brand vernichtet werden, so ist die Investition in eine Löschanlage ein vergleichsweise geringer Kostenblock. Evakuierung üben Aber viel wichtiger als die Sachwerte ist auf jeden Fall der Schutz von Menschenleben. Die Fahrer müssen geschützt werden und beim Omnibus sind zusätzlich die Passagiere vor Schaden zu bewahren. Die Evakuierung der Fahrgäste kann besonders bei Doppeldeckerreisebussen eine sehr schwierige Aufgabe sein. Und dabei geht es um wenige Minuten, die über Leib und Leben der Menschen entscheiden. Wie ein Bus richtig evakuiert wird, lernt man zum Beispiel in der Ausbildung zum AGO-Moderator (Arbeitsplatz Omnibus: Gesund und Sicher). Dort wird mit einer entsprechenden Personenzahl am Omnibus geübt. Fazit: Wer sein Fahrzeug mit einer Brandlöschanlage ausrüstet und hin und wieder das Verhalten bei einem Notfall in Gedanken durchspielt, schützt sich und andere. Sprechen Sie bei Unterweisungen der Mitarbeiter Tunnelfahrten und das Verhalten in Notfällen an! Das Wichtigste bei einem Brand ist und bleibt die schnelle Reaktion: Also schnell handeln und – wenn Löschen nicht mehr möglich ist – sich schnell in Sicherheit bringen! Kilian Blobner EMPFEHLUNG ZUM VERHALTEN IM IN NOTFÄLLEN NOTFALL Am besten ist es, mit aus dem Tunnel Fahrzeug herauszufahren! dem Tunnel herausfahren. Sollte Wenn das nicht dies nicht mehr mehr möglich möglich sein: ist, gilt: . Fahrzeug seitlich abstellen . Motor abstellen und Fahrzeug verlassen . Brandalarm an Notrufstation auslösen auslösen . Wenn möglich, erste Erste Hilfe leisten . Brand mit Feuerlöscher aus der Notrufstation löschen . Wenn Löschen nicht möglich, sofort sich zum sofort Notausgang zum Notausgang gehen begeben. Ein Notruf sollte nicht per Handy, sondern über die Tunnel-Not- . Ein rufstation Notruf sollte erfolgen. nicht per So Handy, können sondern die Einsatzkräfte wenn möglich sofort über den die Tunnel-Notrufstation Standort der Person erfolgen. feststellen So können und zielgerichtet die Einsatzkräfte reagieren. sofort den Standort Der Zündschlüssel der Person sollte feststellen beim Verlassen und zielgerichtet des Fahrzeugs reagieren. in jedem Fall Der stecken Zündschlüssel gelassen werden, sollte beim damit Verlassen die Feuerwehrleute des Fahrzeugs das in jedem Fahrzeug Fall stecken später noch gelassen bewegen werden. können. So können später Feuerwehrleute das Fahrzeug Vom Wenden noch bewegen. und Rückwärtsfahren im Tunnel wird hartnäckig abgeraten. Wenden Nichtsdestotrotz und Rückwärtsfahren sei jedoch im darauf Tunnel wird hingewiesen, hartnäckig dass ab- Vom geraten. sich bei der Nichtsdestotrotz Katastrophe im sei Mont-Blanc-Tunnel jedoch darauf hingewiesen, etliche Personen dass sich mit ihren bei der Fahrzeugen Katastrophe ins im Freie Mont-Blanc-Tunnel retten konnten, etliche indem Personen sie diese mit Regel ihren missachteten. Fahrzeugen Allerdings ins Freie waren retten in konnten, diesem indem Fall die sie Ampeln diese Regel am Tunneleingang missachteten. auf Allerdings Rot und waren zusätzlich in diesem eine Fall Seite die mit Ampeln einer am Schranke Tunneleingang verschlossen, auf Rot sodass und zusätzlich keine weiteren eine Seite Fahrzeuge mit einer einfuhren. verschlossen, so dass keine weiteren Fahrzeuge Schranke ein- © Misha / Fotolia SicherheitsProfi 1. 12 19
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