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Rocholl, Prof. Dr. Jörg, European School of Management and ...

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Deutschl<strong>and</strong> über jeden Zweifel erhaben sei. Es drängt sich eher der Eindruck auf, dass<br />

wirklich einschneidende und nachhaltige Reformen, gerade bei den L<strong>and</strong>esbanken, erst auf<br />

europäischen <strong>Dr</strong>uck hin geschehen sind. So sind sowohl die Abschaffung der<br />

Gewährträgerhaftung und Anstaltslast im Jahr 2001, hier allerdings mit der höchst<br />

problematischen Übergangsfrist bis zum Jahr 2005, als auch die Abwicklung der West LB das<br />

Ergebnis europäischer Interventionen. Es ist unklar, ob diese weitreichenden Entscheidungen<br />

ohne diese Interventionen zust<strong>and</strong>e gekommen wären.<br />

Umsetzung dagegen höchst umstritten<br />

Sehr viel kritischer wird die Frage diskutiert, wo die Bankenaufsicht angesiedelt und wie sie<br />

genau ausgestaltet werden soll. Hier ist vor allem die Entscheidung, die Bankenaufsicht bei der<br />

Europäischen Zentralbank (EZB) anzusiedeln, stark kritisiert worden. Die Kernfrage ist, ob<br />

dadurch die Rolle und vor allem die Unabhängigkeit der EZB gefährdet sind. Dazu ist es<br />

hilfreich, sich nochmals die in den Abschnitten 171/172 des sogenannten De-Larosière-Berichts<br />

geäußerten Bedenken vor Augen zu führen. 1 Dabei geht es vor allem um drei Punkte:<br />

1) Interessenkonflikte: „Die EZB ist in erster Linie für die Erhaltung der Geldstabilität<br />

zuständig. Würden ihr darüber hinaus noch Aufgaben auf Mikroebene übertragen,<br />

könnte sich dies auf ihr eigentliches M<strong>and</strong>at auswirken.“<br />

2) Unabhängigkeit: „Bei einer Krise wird die Aufsichtsbehörde aufgrund der Tatsache, dass<br />

unter Umständen Steuergelder benötigt werden, in ständigem Kontakt mit den<br />

Finanzgebern (in der Regel den Finanzministerien) stehen. Dies könnte politischen<br />

<strong>Dr</strong>uck und Einmischung nach sich ziehen und so die Unabhängigkeit der EZB<br />

gefährden.“<br />

3) Operative Expertise: „Da einige EZB-/ESZB-Mitglieder über keinerlei Fachkompetenz im<br />

Bereich der Aufsicht verfügen, wäre es extrem schwierig, die EZB mit mikroprudentiellen<br />

Aufgaben zu betrauen.“<br />

Die Schlussfolgerung des Berichts ist daher klar: „Aus all diesen Gründen ist die Gruppe der<br />

Auffassung, dass die EZB nicht mit der Beaufsichtigung von Einzelunternehmen betraut werden<br />

sollte.“ Neben diese Bedenken tritt ein weiterer Punkt: Jede noch so effiziente Bankenaufsicht<br />

wird nicht verhindern können, dass es zu Schieflagen im Bankensektor kommen kann. Diese<br />

Schieflagen sind immer mit Reputationsgefahren für die Bankenaufsicht verbunden, wiegen<br />

1 The High-Level Group <strong>of</strong> Financial Supervision in the EU, 2009<br />

3

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