30.12.2013 Aufrufe

Download Broschüre Sicherung des Unterrichtsertrags - cisOnline

Download Broschüre Sicherung des Unterrichtsertrags - cisOnline

Download Broschüre Sicherung des Unterrichtsertrags - cisOnline

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

- 4 -<br />

Die vorliegende Ausgabe trägt den Titel „<strong>Sicherung</strong> <strong>des</strong> <strong>Unterrichtsertrags</strong> und Möglichkeiten<br />

<strong>des</strong> Feedback“. Somit beschäftigt sich dieses Heft mit einem sehr sensiblen Bereich unseres<br />

Schulsystems, der durchaus sehr unterschiedlich betrachtet wird und gegensätzliche Standpunkte<br />

und Meinungen provoziert.<br />

Ich möchte in diesem Vorwort die Thematik von verschiedenen Seiten beleuchten. Die dargestellten<br />

Sichtweisen sind durchaus subjektiv, sie sollen sensibilisieren und zur persönlichen<br />

Auseinandersetzung motivieren.<br />

Wir brauchen Schularbeiten und Tests, um Schüler/innen zu beurteilen<br />

In der Leistungsbeurteilungsverordnung (BGBl. Nr. 371/1974, zuletzt geändert durch BGBl. II<br />

Nr. 35/1997) wird sehr genau beschrieben, welche Leistungen der Schüler/innen zur Leistungsbeurteilung<br />

heranzuziehen sind. Schriftliche Arbeiten sind nur ein Teil davon, auch wenn wir<br />

dies in unserem Schulalltag manchmal zu vergessen scheinen. Schularbeiten und Tests bestimmen<br />

nicht selten sehr wesentlich die Zeugnisnoten, die anderen Aspekte der Leistungsbeurteilung<br />

spielen oft eine untergeordnete Rolle. Die entsprechende Verordnung bietet diesbezüglich<br />

bedeutend mehr Freiräume und Möglichkeiten, als manche Lehrer/innen ausnützen.<br />

In meiner Ausbildung – es ist zugegebenermaßen bereits einige Jahre her – habe ich gelernt,<br />

dass die erreichten Noten einer „gut zusammengestellten Schularbeit“ durch eine Gauß’sche<br />

Glockenkurve (= Normalverteilung) veranschaulicht werden können. Das heißt, es gibt im<br />

Idealfall wenige Sehr Gut und Nicht Genügend, mehr Gut und Genügend und der Großteil der<br />

Arbeiten sollte mit Befriedigend beurteilt werden können. Ich muss eingestehen, ich bin<br />

einige Jahre diesem Ideal gefolgt und „schwebte pädagogisch im siebten Himmel“ wenn sich<br />

die Schularbeitenergebnisse „meiner Klasse“ diesem Glockenideal möglichst optimal annäherten.<br />

Heute schaue ich etwas distanziert darauf zurück und messe dieser Kurve nur noch<br />

wenig Bedeutung bei. Die größte Gefahr ist meines Erachtens, dass wir über dem Erreichen<br />

der Normalverteilung unseren Blick für die Einzelleistungen der Schüler/innen trüben. Der<br />

Blick auf die Kurve fokussiert unser Augenmerk auf die Noten und nicht auf die erbrachten<br />

Leistungen der Schüler/innen. Und es kann leicht passieren, dass Schularbeitenergebnisse<br />

durch Änderungen <strong>des</strong> Beurteilungsschlüssels nachjustiert werden.<br />

Unser Schulsystem ist auf Leistungsüberprüfungen und Beurteilungen aufgebaut, und wir<br />

möchten uns auch immer wieder messen (an anderen, an eigenen früheren Leistungen …),<br />

aber die exklusive Ausrichtung auf eine festgelegte Norm birgt die Gefahr, dass die Kinder –<br />

und hier vor allem jene mit Lernschwächen – auf der Strecke bleiben.<br />

Reinhard Mey hat diesen Umstand in seinem Lied „Der unendliche Tango der Deutschen<br />

Rechtschreibung“, das seine Erinnerungen an die eigene Schulzeit thematisiert, treffend besungen:<br />

„Hab' ein altes Heft gefunden mit krakliger Kinderschrift. Abgewetzt, vergilbt, geschunden<br />

– und ein böser, roter Stift metzelt in den Höhenflügen meiner armen Niederschrift<br />

mit sadistischem Vergnügen und verspritzt sein Schlangengift. Und ich spüre, jeder rote<br />

Strich am Rand trifft wie ein Pfeil. Die Zensur ist keine Note, die Zensur ist wie ein Beil.“<br />

Wir brauchen Schularbeiten und Tests, um Leistungsfortschritte von Schüler/innen festzustellen<br />

In einer Mathematikschularbeit mit dem Schwerpunkt Bruchrechnungen musste Max mit<br />

Nicht Genügend beurteilt werden, da er den Lehrstoff noch nicht verstanden hatte und die gestellten<br />

Aufgaben nicht lösen konnte. Bereits bei der Verbesserung der Schularbeit gingen<br />

ihm die Augen auf und bei der nächsten Schularbeit mit schwierigeren Bruchrechnungen<br />

glänzte er, Max bekam ein Gut. Der Stoff der vorangegangenen Schularbeit bereitet ihm<br />

schon lange keine Schwierigkeit mehr, er hat bewiesen, dass er sich verbessert hat, trotzdem

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!