PDF zum Download - Denkmalpflege Baden-Württemberg
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Folge: allenthalben Verrottung, Hausschwamm<br />
und sogar Algenkulturen.<br />
Schnitzer in seinem „Sachbericht" unter<br />
der Überschrift „Zustand vor der Sanierung":<br />
„Das Tragwerk aus hölzernen Bogenbindern<br />
mit Zugstange wies an den<br />
Auflagerpunkten starke Verrottungsschäden<br />
auf, verursacht durch Wassereintritt<br />
auf Grund undichter und zugesetzter<br />
Dachrinnen, durchrostete Kehlbleche und<br />
verstopfte Regenwasserfallrohre ... Vollständig<br />
abgängig war die Elektroinstallation<br />
einschließlich der Leuchten, deren<br />
Fassungen und Schirme stark korrodiert<br />
waren."<br />
Luft fürs Dach<br />
Rythmisch mit Giebelaufbauten gegliedert, die Seitenfront.<br />
lagen dieser Art außerordentlich selten,<br />
<strong>zum</strong>al auch die Stallungen heute noch der<br />
Pferdehaltung dienen. In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
ist die ehemalige Telegrafenkaserne<br />
die einzige militärische Pferdehaltungs-<br />
und Reitanlage, die kontinuierlich<br />
... der Unterbringung von Pferden dient."<br />
Wie ein Fabrikchen<br />
Von außen wirkt das Reithaus wie eine<br />
kleine feinmechanische Fabrik, wobei<br />
der Baumeister Zweckdienlichkeit mit<br />
Eleganz zu verbinden wusste: Gliedernde<br />
Pilaster mit regionaltypischen Bossenquadern<br />
aus Buntsandstein, kompakt an den<br />
beiden Ecken der Vorderfront, schmaler,<br />
zurückhaltender an der Längsseite. Dazwischen<br />
weißer Putz und, als belebendes<br />
Element, die kleinteiligen Metallsprossenfenster.<br />
An der straßenabgewandten Hofund<br />
Stallseite ergibt sich durch die dunkelgrün<br />
gestrichenen Türen dazu noch<br />
eine reizvolle Tri-Colorität: dunkelgrün,<br />
buntsandsteinrot, kalkweiß.<br />
Die zurückhaltende Hülle lässt die erstaunlich<br />
weite, großzügige Halle im Inneren<br />
nicht ahnen. Aber vor allem ihre<br />
fachgerechte, unaufdringliche Renovierung<br />
demonstriert, dass es sich insgesamt<br />
um eine Wiederherstellungsarbeit aus einem<br />
Guss handeln muss. Und, wie unlängst<br />
beim Bericht über das Dettinger<br />
Schloss bei Horb (IV/2000), lässt sich auch<br />
in diesem Fall sagen, dass hier Nutzer und<br />
Bauwerk auf glückliche und der Sache<br />
förderliche Weise zusammengefunden<br />
haben: Bauherr war die Egon von Neindorff-Stiftung,<br />
die zusammen mit dem<br />
Architekten Professor Ulrich Schnitzer,<br />
der hier selbst ein Pferd hält, die Rettungsaktion<br />
durchführte.<br />
Bedroht von Schwamm und Algen<br />
Die Halle, spektakuläres Kernstück der<br />
Anlage, war dramatisch bedroht, insbesondere<br />
im Dachbereich durch permanent<br />
unsachgemäßes Flickwerk von den<br />
Nachkriegsjahren bis in unsere Tage. Die<br />
Zufriedene Mienen bei Reiter und Pferd in der<br />
„neuen" alten Halle.<br />
un galt es erst einmal, das Dach so zu<br />
belüften, dass sich darunter kein<br />
Kondensat mehr bilden konnte, - Hauptursache<br />
für die schlimmen Schäden.<br />
Schnitzer zu den Maßnahmen hierfür:<br />
„Der ursprüngliche (Dach)Aufbau bestand<br />
darin, dass auf der Dachschalung eine<br />
Papplage, teilweise PVC-Folie, aufgenagelt<br />
war, darauf befand sich unmittelbar<br />
die Dachdeckung. Kondensat unter der<br />
Papplage musste die Schalung schädigen.<br />
Bei dem neuen Aufbau sind Schalung und<br />
Dachdeckung voneinander getrennt. Auf<br />
der Schalung liegt eine dampfdurchlässige<br />
Bahn, darüber schafft eine Konterlattung<br />
eine Lüftungszone. Diese ist von der<br />
Raumlüftung unabhängig."<br />
Bei der Dachentwässerung sorgte der Architekt<br />
zugleich dafür, dass auch die<br />
Mauer selber nicht mehr gänzlich schutzlos<br />
im Regen stand. Deshalb zog er die<br />
Traufzone, wie er es nennt, „geringfügig"<br />
vor. Folge dieses Tricks: „Durch diese Maßnahme<br />
war es gleichzeitig möglich, die<br />
Abdeckung der Pfeilervorlagen von den<br />
Regenrinnen mit zu erfassen. Diese Verbesserung<br />
der Regenentwässerung ist zugleich<br />
mit einem gestalterischen Gewinn<br />
für das Gebäude verbunden, da die früher<br />
unschönen Blechverwahrungen nunmehr<br />
sinnvoll eingebunden sind."<br />
Die Kosten für diese Rettungsmaßnahmen<br />
beliefen sich insgesamt auf etwa 970.000<br />
Mark. Den bei weitem größten Teil mit<br />
fast 720.000 Mark brachte der Bauherr -<br />
vom Eigentümer, der Stadt Karlsruhe, mit<br />
einem langfristigen Mietvertrag ausgestattet<br />
- selber auf. Der Denkmalstiftung<br />
war dies erstaunliche Institut 100.000<br />
Mark Zuwendung wert. Gut angelegt für<br />
ein der klassischen Reitkunst gewidmetes<br />
Hippodrom, dessen Innenraum mittlerweile<br />
wieder der Klasse hier agierender<br />
Dressurpferde entspricht.<br />
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