Jesus an der Schule - die Apis
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Auf den Punkt gebracht<br />
Leben k<strong>an</strong>n sich dort entfalten, als bereichernd erlebt<br />
werden, wo Teilhabe ermöglicht und gelebt wird. Wor<strong>an</strong><br />
können wir als Kirche, als Gemeinde, als freies Werk vor<br />
Ort Anteil geben? Was haben wir, was wir mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en, mit<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen teilen, ihnen mitteilen können?<br />
Kennen wir den Reichtum unserer Kirche und Gemeinde?<br />
Als Beschenkte müssen wir uns hoffentlich kein Armutszeugnis<br />
ausstellen! Für <strong>die</strong> Entwicklung junger Menschen<br />
ist <strong>die</strong> Teilhabe <strong>an</strong> strukturierten und verlässlichen Lebensvollzügen<br />
von grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung. Schulisches<br />
Lernen braucht mehr konkret erfahrbaren Lebensbezug.<br />
Deshalb suchen <strong>Schule</strong>n Partner und außerschulische<br />
Experten, <strong>die</strong> ihren Schülerinnen und Schülern Erfahrungs-<br />
und Lernfel<strong>der</strong> erschließen.<br />
Der Lernort Gemeinde ist auch aus <strong>der</strong><br />
Perspektive des schulischen<br />
Lernens interess<strong>an</strong>t.<br />
Das Ev<strong>an</strong>gelische<br />
Jugendwerk in Württemberg<br />
hat schon vor über 15 Jahren mit großem Weitblick das<br />
Thema „<strong>Schule</strong> – Jugendarbeit“ aufgegriffen und Qualifizierungsprogramme<br />
– wie das Schülermentorenprogramm<br />
o<strong>der</strong> Schüler-Juniorenprogramm – für Schülerinnen und<br />
Schüler aller Schularten entwickelt. Die Schülerarbeit des<br />
ejw begleitet und unterstützt junge Menschen, <strong>die</strong> sich<br />
<strong>an</strong> ihrer <strong>Schule</strong> als Schülerbibelkreis, zum Singen, Beten,<br />
Bibellesen treffen und das Schulleben als junge Christen<br />
bereichern. Im Rahmen diakonischer Arbeitsfel<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />
in einer Kin<strong>der</strong>- /Jugendgruppe können junge Menschen<br />
im Rahmen eines Praktikums o<strong>der</strong> als Mitarbeiter/in <strong>die</strong><br />
beglückende Erfahrung machen, gebraucht zu werden. Die<br />
christliche Gemeinde mit ihren Aufgaben, den Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Mitgestaltung und Mitver<strong>an</strong>twortung ist wichtiges<br />
Lern- und Erfahrungsfeld. Jugendliche, <strong>die</strong> sich für<br />
<strong>die</strong> Mitarbeit in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit gewinnen<br />
lassen und eine gute Begleitung erhalten, bekommen eine<br />
Talentför<strong>der</strong>ung von unschätzbarem Wert.<br />
Vom Projektm<strong>an</strong>agement bis zur freien Rede reichen <strong>die</strong><br />
erworbenen Kompetenzen, g<strong>an</strong>z abgesehen von den theologischen,<br />
geistlichen Kenntnissen und Fähigkeiten und<br />
<strong>der</strong> Entwicklung ihrer Gesamtpersönlichkeit. Zentrale und<br />
glaubwürdige Lebensäußerungen eines christlichen Lebens<br />
im Glauben bleiben vielen Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen und<br />
ihren Eltern meisten fremd – persönliche Fürbitte, gegenseitige<br />
Hilfe und Unterstützung, Fürsorge für kr<strong>an</strong>ke und<br />
schwache Menschen, gelebte Vergebung, Ch<strong>an</strong>cen zum<br />
Neubeginn, Geborgenheit und Zuversicht des Glaubens,<br />
Zuspruch des Segens.<br />
Die Gemeinde ist und bleibt <strong>der</strong> Ort, <strong>an</strong> dem <strong>die</strong>s erlebt<br />
und erfahren werden k<strong>an</strong>n. Erfahrungen, <strong>die</strong> „fit“ machen<br />
für’s Leben. Mit Schulseelsorge<strong>an</strong>geboten begleiten Religionslehrkräfte<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in ihren jeweiligen<br />
Lebenssituationen, nehmen sich Zeit für ihre Fragen, bieten<br />
Gruppen<strong>an</strong>gebote o<strong>der</strong> Tage <strong>der</strong> Orientierung im klösterlichen<br />
Umfeld <strong>an</strong>.<br />
Kontakte knüpfen und<br />
Beziehungen pflegen<br />
Um eine fruchtbare Partnerschaft zu leben und zu gestalten,<br />
braucht es aber Kontakte, gute Beziehungen, Vertrauen<br />
und Verlässlichkeit. Wenn wir als Kirche und Gemeinde<br />
im Sozialraum, im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gärten und <strong>Schule</strong>n<br />
eine Rolle spielen sollen, d<strong>an</strong>n müssen Kontakte aufgenommen,<br />
Beziehungen gepflegt, Ansprechpartnerinnen<br />
und Ansprechpartner ben<strong>an</strong>nt und beauftragt werden.<br />
Sind uns als Kirchengemein<strong>der</strong>at o<strong>der</strong> als ver<strong>an</strong>twortliche<br />
Jugendmitarbeiterinnen und Jugendmitarbeiter <strong>der</strong> Schulleiter,<br />
<strong>die</strong> Schulleiterin namentlich o<strong>der</strong> gar persönlich<br />
bek<strong>an</strong>nt? Was könnten wir dem <strong>Schule</strong>ntwicklungsteam<br />
<strong>der</strong> Werkrealschule o<strong>der</strong> <strong>der</strong> neuen Gemeinschaftsschule für<br />
Kooperationsvorschläge, für außerschulische „Lernfel<strong>der</strong>“<br />
in unserer Gemeinde vorstellen? Waren <strong>die</strong> Religionslehrkräfte<br />
<strong>der</strong> örtlichen <strong>Schule</strong> schon einmal zu einem Abendessen<br />
und Austausch über den Religionsunterricht und <strong>die</strong><br />
Schulseelsorge mit dem Kirchengemein<strong>der</strong>at eingeladen?<br />
Schuldek<strong>an</strong>innen und Schuldek<strong>an</strong>e können Türen öffnen.<br />
Sie gehen in den <strong>Schule</strong>n ein und aus.<br />
Christlicher Glaube keine Privatsache!<br />
<strong>Schule</strong>n suchen Partnerschaften. Und zugleich macht sich<br />
eine immer größer werdende Verunsicherung breit. Darf<br />
und k<strong>an</strong>n es <strong>an</strong> einer staatlichen <strong>Schule</strong>, außerhalb des<br />
Religionsunterrichts, ein christliches Engagement geben?<br />
Ist <strong>Schule</strong> in einer pluralen Gesellschaft nicht zur strikten<br />
Neutralität verpflichtet? Religion, christlicher Glaube –<br />
je<strong>der</strong> wie er will, aber bitte nicht öffentlich.<br />
© me<strong>die</strong>nREHvier.de / Anja Brunsm<strong>an</strong>n<br />
Vielen sagen heute, Religion sei Privatsache und müsse<br />
Privatsache bleiben. Vielen wollen „Religion“ mit ihrem<br />
Wahrheits<strong>an</strong>spruch aus dem öffentlichen Leben verb<strong>an</strong>nen.<br />
Dies trifft den Nerv <strong>der</strong> Religionsfreiheit, einem hohen Gut<br />
in unserem L<strong>an</strong>d.<br />
Für <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> gilt das „Überwältigungsverbot“. Es ist<br />
nicht erlaubt, Schülerinnen und Schüler mit einer Welt<strong>an</strong>schauung<br />
o<strong>der</strong> persönlichen Meinung zu überrumpeln und<br />
damit <strong>an</strong> einer selbständigen Urteilsbildung zu hin<strong>der</strong>n.<br />
Indoktrination ist indiskutabel. Gegen sie gilt es nicht nur<br />
<strong>an</strong> <strong>Schule</strong> einzuschreiten. Ein weiterer Grundsatz ist <strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Ausgewogenheit beziehungsweise <strong>der</strong> Kontroversität.<br />
Das was in <strong>der</strong> Gesellschaft, in Wissenschaft und Politik<br />
kontrovers ist, muss auch in <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> kontrovers dargestellt<br />
und diskutiert werden können.<br />
Das heißt aber nicht, dass eine Lehrkraft, ein Jugendmitarbeiter,<br />
ein Ehren- o<strong>der</strong> Hauptamtlicher im schulischen<br />
Kontext nicht seine persönliche Überzeugung, seine eigene<br />
Position zeigen darf. Im Gegenteil, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
brauchen für ihre Entwicklung und Orientierung Menschen,<br />
<strong>die</strong> ihnen zum Gegenüber, für sie erkennbar werden,<br />
mit dem was ihnen wichtig ist. Sie müssen Menschen<br />
begegnen, <strong>die</strong> Gesicht zeigen, Rede und Antwort stehen<br />
auf ihre Fragen. Die sagen können, auf was sie bauen und<br />
wem sie vertrauen. Ohne solche Menschen sind Kin<strong>der</strong> und<br />
Erwachsene dazu verdammt, Selbstgespräche zu führen.<br />
Das Ich eines Menschen entwickelt sich am Du. Persönlichkeitsbildung<br />
braucht Personen. Und zum Personsein<br />
gehört, dass das, was wir sind, „durchtönt“ (lat. personare).<br />
Es gibt keine Neutralität in Sachen Erziehung und Bildung.<br />
Sie sind eine Frage <strong>der</strong> Beziehung. Urteilsfähig, frei zur<br />
eigenen Entscheidung und fähig, Ver<strong>an</strong>twortung zu übernehmen,<br />
werde ich durch orientierende Persönlichkeiten,<br />
durch Menschen, <strong>die</strong> mir selbst zum Gegenüber geworden<br />
sind.<br />
Gerade Pluralität braucht Positionalität. Mein christliches<br />
Bekenntnis, mein Christusbekenntnis, ist nicht vereinnahmend<br />
o<strong>der</strong> überwältigend, es beschreibt meine Beziehung,<br />
eröffnet dem <strong>an</strong><strong>der</strong>en <strong>die</strong> Möglichkeit und <strong>die</strong> Freiheit<br />
seine Beziehungsfragen zu klären. Die Frage nach<br />
gelingenden Beziehungen gehört mit zur zentralen Frage<br />
unseres Menschseins. Und <strong>die</strong>se Frage stellt sich in vierfacher<br />
Weise – in <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Beziehung zu mir selbst,<br />
zu meinen Mitmenschen, zur Natur und in <strong>der</strong> Frage nach<br />
<strong>der</strong> Beziehung zu Gott. Weil Begegnungen das Wesentliche<br />
in unserem Leben sind, sind wir als Christen gefragt, wenn<br />
es um Erziehung, um prägende Begegnungen mit Kin<strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen geht. In <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit,<br />
im Konfirm<strong>an</strong>denunterricht und in <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> sind wir als<br />
„orientierende Persönlichkeiten“ gefragt und gefor<strong>der</strong>t.<br />
„Sprachschule des Glaubens“ –<br />
Beitrag zur Integration<br />
Gerade in einer religionspluralen Gesellschaft kommt <strong>der</strong><br />
religiösen Beheimatung und <strong>der</strong> Sprachfähigkeit in Sachen<br />
Religion eine beson<strong>der</strong>e gesellschaftliche Bedeutung zu.<br />
Wer zur eigenen Glaubensgewissheit gefunden hat, k<strong>an</strong>n<br />
seinem Mitmenschen mit seiner Religion und ihrem Wahrheits<strong>an</strong>spruch<br />
mit Respekt und Achtung begegnen. Wer<br />
über seinen Glauben Auskunft geben k<strong>an</strong>n ist gesprächsund<br />
dialogfähig für und ins Gespräch zu kommen. Einen<br />
wichtigen Beitrag dazu leistet <strong>der</strong> Religionsunterricht.<br />
Bibelgesprächskreise sind Sprachschulen des Glaubens.<br />
Außerdem wird Integration kein Fremdwort bleiben, wenn<br />
wir in unseren Gemeinden eine ausgeprägte Kultur <strong>der</strong><br />
Gastfreundschaft entwickeln. Der Begegnungsort <strong>Schule</strong><br />
bietet <strong>die</strong> Ch<strong>an</strong>ce mit Menschen unterschiedlicher Herkunft<br />
in Kontakt zu kommen.<br />
Erziehungs- und Bildungsver<strong>an</strong>twortung<br />
nach <strong>der</strong> L<strong>an</strong>desverfassung<br />
Die L<strong>an</strong>desverfassung von Baden-Württemberg nimmt<br />
uns als Kirche in <strong>die</strong> Pflicht, wenn es um den Erziehungsund<br />
Bildungsauftrag geht. In Artikel 12, Abs. 2 heißt es:<br />
„Ver<strong>an</strong>twortliche Träger <strong>der</strong> Erziehung sind in ihren Bereichen<br />
<strong>die</strong> Eltern, <strong>der</strong> Staat, <strong>die</strong> Religionsgemeinschaften, <strong>die</strong><br />
(kommunalen) Gemeinden und <strong>die</strong> in ihren Bünden geglie<strong>der</strong>te<br />
Jugend.“ Das sozialwissenschaftliche Institut <strong>der</strong> EKD<br />
legt mit dem Ergebnis einer Stu<strong>die</strong> noch eins drauf. Den<br />
Kirchen wird auch von Nichtkirchenmitglie<strong>der</strong>n eine hohe<br />
und breit <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte Kompetenz für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
zugeschrieben. Nutzen wir <strong>die</strong> Ch<strong>an</strong>ce und stellen<br />
uns <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung einer Bildungsmitver<strong>an</strong>twortung<br />
in unserem kommunalen Umfeld als Gemeinde o<strong>der</strong> freies<br />
Werk.<br />
Gemeinschaft 5/2013 Gemeinschaft 5/2013<br />
© me<strong>die</strong>nREHvier.de / Anna J<strong>an</strong>zen