31.12.2013 Aufrufe

Social Entrepreneurship (2. Jg.) - Die Stiftung

Social Entrepreneurship (2. Jg.) - Die Stiftung

Social Entrepreneurship (2. Jg.) - Die Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Soziale Unternehmer | 13<br />

von nachhaltiger und profitabler – bewirtschaften.<br />

In der Zeit seit Gründung, also<br />

seit fünf Jahren, haben sie schon 35 neue<br />

landwirtschaftliche Betriebe aufgebaut<br />

und mehr als 200 junge Menschen in<br />

Unternehmertum geschult. In den nächsten<br />

Jahren sollen 70 weitere Betriebe<br />

hinzukommen. Landwirtschaft heißt hier<br />

eben auch, eine Ziegenfarm zu errichten<br />

oder Bienen zu züchten, um Honig herstellen<br />

zu können. Hier sind wir also weit<br />

weg von dem klassischen Bild der Großbetriebe,<br />

das von der brasilianischen<br />

Land wirtschaft allseits bekannt ist.<br />

Foto: SAP<br />

DIE STIFTUNG: Also echte Landwirtschaft<br />

eben, und nicht lediglich Monokulturen, bis<br />

der Boden nicht mehr kann.<br />

van der Ploeg: Das Faszinierende bei Adel<br />

ist der Hintergrund der jungen Leute, die<br />

die Organisation gegründet haben. Ihnen<br />

sind die Besonderheiten der Region vertraut<br />

und sie wissen, was es braucht,<br />

damit die jungen Menschen in der Region<br />

bleiben und dort ihre Zukunft aufbauen<br />

wollen. Bei Adel begeistert aber auch,<br />

wie fundiert und strukturiert sie ihre Projekte<br />

weiter vorantreiben. Sie skalieren<br />

ihre Bemühungen und hinterfragen alles,<br />

um letztlich die Jungen mit einer Aufgabe<br />

zu versehen, die sie antreibt, in ihrer Heimat<br />

zu bleiben. Der Preis im Wettbewerb<br />

hat jetzt dazu geführt, dass Adel eine<br />

zweite Spende einer großen Regierungsorganisation<br />

erhalten hat. Adel musste<br />

also praktisch an einem internationalen<br />

Wettbewerb teilnehmen, um landesintern<br />

Beachtung zu finden. Vor allem das hat<br />

die Gründer und alle diejenigen, die bei<br />

Adel involviert sind, zusätzlich in ihrem<br />

Tun bestätigt.<br />

<strong>Die</strong> StiFTUNG: Ein spannender Ansatz. Und<br />

wer konnte noch begeistern?<br />

van der Ploeg: Flash Cast Kenya haben<br />

nicht nur die Jury, sondern auch die<br />

anderen Wettbewerbsteilnehmer mit<br />

ihrem Konzept beeindruckt. Sie bieten in<br />

öffentlichen Bussen Kleinstunternehmern<br />

die Möglichkeit zu werben. Über<br />

dem Fahrer befindet sich dann ein Digital-Display,<br />

das die Werbung des jeweiligen<br />

Gemüsehändlers oder Friseurs<br />

zeigt, wenn der Bus durch die Region<br />

fährt, in der der Betrieb ansässig ist. Werbung<br />

ist für kleine Betriebe oft zu teuer,<br />

aber Flash Cast Kenya bietet den Service<br />

extra kostengünstig an und will sich<br />

„The Power of Small“ verbindet Welten: SAP-Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe (l.) im Gespräch<br />

mit Caine Wanjau von Flash Cast Kenya (r.), einem der elf Finalisten des Wettbewerbs, auf der Preisverleihung.<br />

auch zukünftig nicht für große Betriebe<br />

öffnen, sondern allenfalls für NGOs.<br />

DIE STIFTUNG: Haben Sie noch ein weiteres<br />

spannendes Konzept aus Afrika?<br />

van der Ploeg: Nicht aus Afrika, aber<br />

eines, das gerade nach Kenia expandiert.<br />

„The Power of Texting“ ist ein indisches<br />

Projekt, das Kleinstunternehmern Buchhaltung<br />

per SMS bietet: <strong>Die</strong> Unternehmer<br />

können ihre täglichen Einnahmen und<br />

Ausgaben per SMS in eine Datenbank einspeisen<br />

und bekommen am Tagesende<br />

eine entsprechende Übersicht zurück.<br />

Außerdem werden die Daten gesammelt<br />

und ermöglichen es, eine Kreditwürdigkeit<br />

für die Kleinstunternehmer aufzubauen.<br />

Für die Mikrofinanzinstitute bedeutet<br />

das eine größere Sicherheit, weil sie<br />

auf diese Weise ihre Schuldner beziehungsweise<br />

deren Kreditfähigkeit noch<br />

besser beurteilen können. <strong>Die</strong> Kleinstunternehmer<br />

kommen an Kredite, die vorher<br />

für sie nicht zugänglich waren. Zudem<br />

werden Trainings angeboten, sodass die<br />

Nutzer buchhalterische Kenntnisse erlangen<br />

beziehungsweise verbessern können.<br />

DIE STIFTUNG: <strong>Die</strong> vorgestellten Konzepte<br />

kommen von drei unterschiedlichen Kontinenten.<br />

Kann man generell sagen, dass<br />

solche unternehmerischen Innovationen<br />

die Entwicklung in den Emerging Markets<br />

und Emerging Economies fördern?<br />

van der Ploeg: <strong>Die</strong>se Konzepte bedienen<br />

einen Markt, der sonst kaum bedient<br />

wird. Es gibt Millionen von Menschen, die<br />

von ein bis zehn Dollar täglich leben.<br />

<strong>Die</strong> eingereichten Wettbewerbsbeiträge<br />

sind genau auf diese Zielgruppe ausgelegt,<br />

d.h. auf die lokalen Gegebenheiten<br />

abgestimmt, und müssen auch in der<br />

Umsetzung leicht handhabbar sein.<br />

Wenn die Unternehmer es dann noch<br />

schaffen, ihre Ideen skalierbar zu machen,<br />

ist in jedem Fall ein Mehrwert für<br />

alle gegeben. All das ist auch für SAP interessant.<br />

DIE STIFTUNG: <strong>Social</strong> Businesses müssen ja<br />

viele Grenzen überwinden. Gibt es welche,<br />

die sie nicht überwinden können? Was<br />

hemmt diese Unternehmen?<br />

van der Ploeg: Geld und Sichtbarkeit sind<br />

da wohl die offensichtlichsten Hürden.<br />

Oft werden die Unternehmen nicht wahrgenommen,<br />

und das bedeutet dann<br />

auch kein Geld. Fast noch kritischer ist<br />

allerdings die Fähigkeit der Gründer,<br />

das wachsende Geschäft weiter professionell<br />

aufzubauen beziehungsweise<br />

zu erweitern. Das gilt aber letztlich für<br />

alle Unter nehmen.<br />

DIE STIFTUNG: Da haben Sie recht. Vielen<br />

Dank für diese spannenden Einblicke.<br />

Das Interview führte Tobias M. Karow.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!