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Schwermetallvegetation, Bergbau und Hüttenwesen im westlichen ...

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> GeoPark Harz<br />

pen wachsen. Sie werden als Metallophyten i. w. S., Chalkophyten oder Galmeipflanzen<br />

(nach Galmei = silikatische <strong>und</strong> karbonatische Zinkerze) bezeichnet. Als wuchsschwache<br />

Pflanzen entgehen sie auf schwermetallreichen Böden dem Konkurrenzdruck<br />

anderer Arten. Da hier keine Gehölze wachsen können, gehören Schwermetallstandorte<br />

zu den wenigen natürlichen Offenlandbiotopen in den großräumigen (potenziellen)<br />

Waldgebieten Mitteleuropas. Diese eigentlichen (pr<strong>im</strong>ären) Naturbiotope kommen<br />

an Erzausbissen vor, sind allerdings nach dem Ende des Erzabbaus kaum noch vorhanden.<br />

Dafür gibt es heute in Mitteleuropa sek<strong>und</strong>äre Schwermetallstandorte auf<br />

Abraum <strong>und</strong> Verarbeitungsrückständen von <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> Erzverhüttung, oft nur kleinflächig<br />

isoliert <strong>und</strong> weit verstreut, vorwiegend in historisch alten Industrielandschaften<br />

wie dem Harz. Entsprechend zeigen die Metallophyten teilweise sehr disjunkte Areale<br />

<strong>und</strong> haben oft endemischen Charakter. Schwerpunkte der bisherigen Untersuchungen<br />

sind ökophysiologische Anpassungen der Metallophyten (z. B. Ernst 1965, 1974;<br />

Küpper et al. 2000; Ueno et al. 2008), ihre genetische Differenzierung <strong>und</strong> taxonomische<br />

Stellung (z. B. Ernst 1974, Lefèbvre 1974; Kruckeberg & Kruckeberg 1990; Baumbach<br />

& Schubert 2008; Pauwels et al. 2008) <strong>und</strong> nicht zuletzt ihre Vergesellschaftung<br />

(für die Harzregion: Schubert 1953, 1954; Ernst 1965, 1974; Hülbusch et al. 1981;<br />

Pott & Hellwig 2007; Becker & Brändel 2007; Becker et al. 2007; Becker & Dierschke<br />

2008; Dierschke & Becker 2008).<br />

Schwermetallstandorte sind von der FFH-Richtlinie, Anhang I, erfasst (Lebensraumtyp<br />

6130 Schwermetallrasen Violetalia calaminariae) <strong>und</strong> gehören zu den nach § 30<br />

BNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen. Die Orte der Schwermetallgewinnung<br />

<strong>und</strong> -verarbeitung <strong>im</strong> Harz stellen daher mit ihren seltenen <strong>und</strong> gefährdeten Pflanzenarten<br />

als ein altes Zeugnis der Industrialisierung sowohl ein Natur- als auch Kulturerbe<br />

von großem Wert dar. Die <strong>im</strong> Folgenden beschriebene Exkursion führt nicht<br />

nur exemplarisch zu typischen Plätzen der Erzgewinnung mit ihrer charakteristischen<br />

Vegetation, sondern zeigt auch die damit verb<strong>und</strong>enen Probleme in Form sanierter <strong>und</strong><br />

noch unsanierter Altlasten auf, die teilweise bis heute eine nicht unerhebliche Gefahr<br />

für Boden <strong>und</strong> Wasser darstellen. Da bei diesen Sanierungen <strong>im</strong>mer wieder auch Teile<br />

der wertvollen <strong>Schwermetallvegetation</strong> <strong>im</strong> Rahmen der Güterabwägung verlorengehen,<br />

führen die Abwägungskonflikte oft auch zu lehrreichen Diskussionen, die in der Ausbildung<br />

von Studierenden der geoökologischen <strong>und</strong> geobotanischen Disziplinen besonders<br />

interessant sind. Daneben ist dieser Exkursionsführer mit dem Ziel der Vermittlung<br />

von kulturhistorischen, biologischen <strong>und</strong> geoökologischen Gr<strong>und</strong>lagen aber auch<br />

für gesellschaftliche Entscheidungsträger sowie für interessierte Laien gedacht.<br />

2 Geologie, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> Harz<br />

Eines der klassischen Untersuchungsgebiete der Vegetation schwermetallreicher<br />

Standorte (oft <strong>und</strong> auch hier weiter einfach als <strong>Schwermetallvegetation</strong> bezeichnet)<br />

ist der Harz <strong>und</strong> seine weitere Umgebung, eines der ältesten Industriegebiete Mitteleuropas.<br />

Reiche Vorkommen von Blei, Cadmium, Kupfer, Zink <strong>und</strong> vor allem von Silber,<br />

die sich durch Mineralisation schwermetallhaltiger Lösungen in Klüften <strong>und</strong> Gängen<br />

(Oberharzer Gangerze) bzw. als schichtförmige Lager aus dem untermeerischen Vulka-<br />

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