Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden - Technische ...
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Diskussionen in der westlichen Öffentlichkeit und Politik löste auch die<br />
Behandlung der Angehörigen der nationalen Minderheiten in der Tschechoslowakei,<br />
besonders der Deutschen, aus. 41 Neben kritischen Stimmen wurden<br />
zwar auch solche laut, die für Verständnis plädierten, schlimm genug<br />
war jedoch bereits die Tatsache, dass man die Tschechoslowakei im Zusammenhang<br />
mit einem Fragenkomplex des Öfteren erwähnte, den man heute<br />
wohl als Beachtung der Menschenrechte bezeichnen würde. Dessen war<br />
man sich offensichtlich auch tschechischerseits bewusst, selbst wenn die<br />
Bereitschaft, davon öffentlich zu reden, gering war. Zu den wenigen<br />
Ausnahmen gehörte die Zeitschrift der Tschechoslowakischen Volkspartei<br />
„Obzory“ (Horizonte), die bereits Ende des Sommers 1945 im Zusammenhang<br />
mit der Behandlung der Deutschen feststellte: „Noch nie war der Ruf<br />
der Tschechoslowakei im Westen so schlecht wie heute.“ 42 Das Volk, mahnte<br />
im Oktober 1945 Präsident Beneš, dürfe nicht seinen Ruf eines „demokratischen<br />
und menschlich würdigen Regimes“ aufs Spiel setzen, die Regierung<br />
lasse es nicht zu, dass der gute Ruf der Republik durch „verantwortungslose<br />
Elemente“ beschädigt würde. 43 Dies war sicher das richtige, wenn auch einigermaßen<br />
verspätete Wort von der höchsten Stelle, den Kern der Sache traf<br />
es jedoch nicht ganz. In den Augen eines Teils der westlichen Gesellschaft<br />
mochten nicht nur Gewalttaten und Ausschreitungen gegen die deutsche<br />
Bevölkerung in der Tschechoslowakei abstoßend wirken, sondern auch die<br />
nüchtern kalkulierte, in technischer Hinsicht perfektionistisch vorbereitete<br />
und später auch durchgeführte Abrechnung mit etwa drei Millionen ehemaliger<br />
Mitbürger.<br />
Bald zeigten sich deutliche Differenzen zwischen der Tschechoslowakei<br />
und den Westalliierten auch in den deutschlandpolitischen Vorstellungen.<br />
Zieht man lediglich diejenigen Momente in Betracht, die tschechoslowakischerseits<br />
einen Unmut hervorriefen – die Einstellung der UNRRA-Hilfe<br />
(Dezember 1946), die ergebnislosen handelspolitischen Verhandlungen zwischen<br />
der Tschechoslowakei und der Bizone (Januar 1947) und die gescheiterten<br />
Gespräche über die Wiederaufnahme der Aussiedlung der Deutschen<br />
mit der OMGUS (April 1947, vgl. Kap. 2.1.1), den Clay-Douglas-Plan<br />
(August 1947) und die tschechoslowakischen Proteste gegen die Tätigkeit<br />
sudetendeutscher Organisationen in der amerikanischen Besatzungszone<br />
(Dezember 1947, vgl. Kap. 2.1.1) –, so liegt der Eindruck einer eher spannungsreichen<br />
Atmosphäre nahe. Ein Exposé des Außenministeriums vom<br />
Anfang Februar 1948 unterstellte den amerikanischen „einflußreichen Kreisen“<br />
Kriegsabsichten sowie Bemühungen, zur Realisierung dieser Absichten<br />
die besiegten Völker, vor allem das deutsche und japanische, zu instrumenta-<br />
41 Eine Reihe von Belegen aus dem anglo-amerikanischen Milieu siehe in: Zayas,<br />
Anglo-Amerikaner, S. 147–172, bzw. Stanek, Odsun, S. 93f.<br />
42 Obzory, 1 (1945), S. 177.<br />
43 Rede von Beneš in Mělník am 14.10.1945. In: Beneš, Odsun, S. 155.<br />
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