Das Münchner Kindernotarztsystem - Hauner Journal
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AUS DEM KLINISCHEN ALLTAG<br />
Aktuell<br />
Am Dr. von <strong>Hauner</strong>schen<br />
Kinderspital<br />
stellen derzeit Kollegen<br />
der Pädiatrie, Chirurgie<br />
und Anästhesie für sieben<br />
Tage im Monat den<br />
Kindernotarzt. Mittlerweile<br />
besetzten speziell<br />
geschulte Rettungsassistenten<br />
der Feuerwehr<br />
die Notarzteinsatzfahrzeuge.<br />
Sie fungieren als<br />
Fahrer und Assistent<br />
des Arztes, vermitteln<br />
zur Einsatzzentrale und<br />
kommunizieren, beispielsweise<br />
bei Unfällen<br />
und Bränden mit den<br />
übrigen Rettungskräften<br />
und der Einsatzleitung.<br />
Sie bilden sich unter<br />
anderem in Praktika in<br />
Einsatzzahlen<br />
unserer Anästhesieabteilung zur Notfallversorgung von Kindern<br />
weiter.<br />
Während der 24stündigen Bereitschaft fahren Notarzt und<br />
Rettungsassistent vom Krankenhaus aus oder starten von<br />
der Feuerwache 3 an der Theresienwiese. In der Nacht ist<br />
der Kindernotarzt dort in einem Bereitschaftszimmer stationiert.<br />
Im Alarmierungsfall verstreichen bis zur Abfahrt des<br />
Kinder-NEF im Mittel zweieinhalb Minuten.<br />
<strong>Das</strong> Kinder-NEF ist für die Versorgung kranker oder verunfallter<br />
Kinder speziell ausgestattet und führt deshalb für<br />
Inhalationstherapie, Venenpunktion und Kinder-Intubation<br />
geeignetes zusätzliches Instrumentarium und Medikamente<br />
mit.<br />
Der Kindernotarzt ist konsiliarisch tätig und hat als zusätzlicher<br />
Dienst im Rettungsdienst Münchens in mehrfacher<br />
Hinsicht eine Sonderstellung. Seine Aufgabe ist es, durch<br />
spezielle Kenntnis der Krankheiten im Kindesalter auch bei<br />
seltenen Erkrankungen differenziert entscheiden zu können.<br />
<strong>Das</strong> Einsatzgebiet München erstreckt sich über eine Fläche<br />
von 980 qkm. Hier sind 9 Notarztstandorte eingerichtet,<br />
die ein Erreichen des Patienten innerhalb der vom bayerischen<br />
Rettungsdienstgesetzt geforderten Hilfsfrist von 8 min<br />
ermöglichen.<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
Jahr<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
Die Alarmierung des Kindernotarztes erfolgt über den Disponenten<br />
der Rettungsleitstelle. Er entscheidet innerhalb<br />
kürzester Zeit aufgrund des Meldebildes im Anruf, ob ein<br />
Einsatz des Kinder-NEFs erforderlich ist.<br />
Zusätzlich werden meist der nächste zuständige Notarzt und<br />
Rettungswagen alarmiert. Bei einem Drittel aller Alarmierungen<br />
wird das Kinder-NEF schon auf der Anfahrt abbestellt<br />
und gestoppt, da das erstversorgende Notarztteam vor<br />
Ort das Kind selbst erfolgreich behandelt hat und die Lage<br />
eigenverantwortlich beherrscht. Andernfalls nimmt der Kindernotarzt<br />
bei Eintreffen zunächst beratende Funktion wahr,<br />
oder er übernimmt die Versorgung und weitere Betreuung<br />
inklusive Transport des Patienten.<br />
Die Alarmierungs- und Einsatzzahlen des Kindernotarztes<br />
sind innerhalb der letzten 10 Jahre von 503 Einsätzen<br />
(1990) auf 1940 Einsätze (2001) pro Jahr gestiegen (s. Abb. 1).<br />
Bedarfsspitzen liegen am Nachmittag und frühen Abend mit<br />
teilweise bis zu 5 Alarmierungen gleichzeitig.<br />
Aus den Daten des Jahres 2000 der DIVI-Notarztprotokolle<br />
(Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und<br />
Notfallmedizin) der Dr. v. <strong>Hauner</strong>schen Kinderklinik beispielsweise<br />
ist ersichtlich, dass sich die Kindernotarzteinsätze<br />
auch nicht gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilen.<br />
<strong>Das</strong> Jugendamt der Stadt München hat eine Dokumentation<br />
von Belastungen in Haushalten von Familien mit Kindern<br />
erstellt und dies nach Stadtvierteln aufgegliedert. Solche<br />
Belastungen sind Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, finanzielle<br />
Auch die an den Rettungsbereich München angrenzenden<br />
Landkreise nehmen den Kindernotarzt im Rahmen der<br />
'Nachbarschaftshilfe' in Anspruch. In diesen Fällen holen<br />
der ADAC Hubschrauber Christoph 1, oder ein Edelweiß<br />
Hubschrauber der Polizei den Notarzt auf der Theresienwiese<br />
oder anderen geeigneten Treffpunkten ab und transportieren<br />
ihn zum Notfallort.