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Interaktives PDF - Sandstein

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54 Traditionshandwerk<br />

Traditionshandwerk<br />

55<br />

Filigrane moderne Klöppelkunst<br />

Geklöppelte Designertaschen<br />

Von Stroh<br />

zu Spitze<br />

Nur gute Klöppelbriefe überdauern die Zeit,<br />

sagt Beatrice Müller. Die Mittvierzigerin<br />

hält und fügt die Fäden der Klöppelschule<br />

im Schneeberger Kulturzentrum »Goldne Sonne«<br />

zusammen. Sie spinnt dabei ein Netz von Ideen,<br />

das Tradition und Moderne<br />

dieser Handarbeitskunst verbindet.<br />

Text: Anna Neef · Fotos: Bernd März<br />

Der Werdegang von Beatrice<br />

Müller ist ein außergewöhnliches<br />

Geflecht. Keiner in ihrer<br />

Familie hat je geklöppelt. Trotzdem hegte<br />

sie schon als Kind den Wunsch, genau<br />

damit – wie einst viele Frauen im Erzgebirge<br />

– ihr Geld zu verdienen. »Es ist<br />

mein Traumjob«, sagt die zweifache Mutter<br />

und strahlt das auch aus. Die Leiterin<br />

der Schneeberger Klöppelschule war Annaberger<br />

Klöppelkönigin und nennt renommierte<br />

Preise ihr Eigen. Für Taschen,<br />

einen »Hauch von Gold« und »Nachtschattengewächse«<br />

zum Beispiel. Stroh<br />

ist die neue Herausforderung. »Als Spitze<br />

verarbeitet wird es für mich zu Gold. Wie<br />

im Märchen«, sagt Müller mit Blick auf<br />

den Schnürli-Kurs der Schweizer Dozentin<br />

Monika Schmied, die im Oktober<br />

2014 zeigt, wie Spitzen aus Rosshaar und<br />

Stroh entstehen.<br />

Neben dem Erhalt traditioneller Muster<br />

als Fundament sind laut Müller neue Impulse<br />

der Schlüssel, um das Klöppeln<br />

attraktiv und dauerhaft salonfähig zu halten.<br />

»Wir vermitteln historische Techni-<br />

ken, bauen darauf dann mit zeitgenössischen<br />

Variationen auf.« Ein Quell der<br />

Kreativität sprudelt vor der eigenen<br />

Haustür: Klöppeln hat in Schneeberg<br />

dank der Angewandten Kunst als Fakultät<br />

der Westsächsischen Hochschule ein gewisses<br />

Renommee. Dort legte auch Müller<br />

ihr Diplom ab – in Textildesign, Fachrichtung<br />

Klöppeln. Dass es die Fachschule<br />

gibt, findet die gelernte Täschnerin enorm<br />

wichtig. »Nur durch Probieren und Experimentieren<br />

entstehen gute Klöppelbriefe,<br />

die die Zeit überdauern. Da ist die<br />

Angewandte Kunst Vorreiter.« Dort, so<br />

Müller, entstanden schon in den 1960er<br />

Jahren wertvolle Vorlagen.<br />

Und die Königsdisziplin? Da zögert sie<br />

keine Sekunde: »Binche. Wer diese Technik<br />

feinster Fäden beherrscht, der kann es<br />

wirklich.« Für den Meisterkurs 2014 reist<br />

eine Dozentin aus Belgien nach Schneeberg<br />

ins soziokulturelle Zentrum an, wo<br />

das Angebot breit gefächert ist. Neben<br />

Kursen für Anfänger und das Erlernen<br />

traditioneller Muster stehen extravagante,<br />

teils regionsspezifische Techniken wie<br />

Hohl-, Nadel- und dreidimensionale<br />

Margaretenspitze im Lehrplan. »Es gibt<br />

unendlich viele Möglichkeiten«, sagt<br />

Müller. »Mit Edelstahl, Holz oder eben<br />

sogar Stroh und Rosshaar.« Aus historischen<br />

Bahnen darf und soll sie ausbrechen.<br />

»Dafür bin ich dankbar.« Nur das<br />

eröffne der Spitze die Chance, ihren Stellenwert<br />

zu steigern – fern vom Deckchen-<br />

Charme.<br />

a<br />

Kurse für Kinder und Erwachsene, Anfänger und Fortgeschrittene<br />

sowie Exkursionen bietet die Klöppelschule<br />

des Kulturzentrums »Goldne Sonne«, Fürstenplatz 5<br />

in 08289 Schneeberg, ganzjährig an. Darunter auch 2014<br />

spezielle Angebote wie die 7. Sommerakademie mit<br />

vier parallel laufenden Workshops im Juli und der Kurs<br />

»Schnürli – Spitzen aus Rosshaar und Stroh« im Oktober.<br />

Tel.: +49 (0) 3772 370911<br />

www.goldne-sonne.de<br />

Klöppelexpertin Beatrice Müller<br />

Barbara Uthmann<br />

»500 Jahre Barbara Uthmann« werden 2014<br />

in der erzgebirgischen Klöppelhochburg<br />

Annaberg-Buchholz gefeiert, die die Heimat<br />

von Barbara Uthmann (1514 – 1575) war. Sie<br />

gilt als bedeutende Montanunternehmerin<br />

und Bortenverlegerin des Erzgebirges, die im<br />

16. Jahrhundert bis zu 900 Bortenwirkerinnen<br />

beschäftigte. Daran wird im Jahr ihres 500.<br />

Geburtstags vielseitig erinnert – mit Ausstellungen,<br />

einer Spitzenmodenacht, einem<br />

Festwochenende im August, den Annaberger<br />

Klöppeltagen im September, einem Barbara-<br />

Uthmann-Kolloquium und weiteren themenbezogenen<br />

Angeboten im Jahresverlauf.<br />

Tourist-Information Annaberg-Buchholz<br />

Buchholzer Straße 2<br />

09456 Annaberg-Buchholz<br />

Tel.: +49 (0) 3733 19433<br />

www.annaberg-buchholz.de<br />

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Erlebnisheimat Erzgebirge<br />

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