DEZ FORE! - Golfclub Schloss Liebenstein

FORE!02 Dez 2013
Gedanken über das Scheitern
Vor langer Zeit las ich einen Artikel über ein Phänomen das Golfer seit der Erfindung dieses faszinierenden Spiels beschäftigt.
Wie kann ich erfolgreich scheitern?
Die Quelle ist mir leider nicht mehr
in Erinnerung, daher versuche ich
aus dem Gedächtnis die hier
beschriebenen Lebensweisheiten
nachzuerzählen.
Begonnen hatte der Autor mit dem
Hinweis auf Sisyphos, der als klassisches
Beispiel eines Gescheiterten
gilt. Er wurde von den Göttern dazu
verurteilt, einen Stein den Berg hinauf
zu wälzen – oben angelangt rollte
der Stein wieder abwärts und er musste wieder von Neumen beginnen.
Bis in alle Ewigkeit. Also leider kein happy end.
mentar lautete nach einem Desaster
kurz und bündig:“ Papa, Du hast
Schei… gespielt “.
Ein vernichtendes Urteil, aber
Ansporn genug mein Spiel zu analysieren
und dann festzustellen, nur
ein paar Hacker weniger und ich bin
wenigstens wieder Mittelmaß. Das
setzt neue Energien frei und es geht
scheinbar aufwärts. Ich betone
scheinbar, denn wie bei Sisyphos ist
der Berg unendlich hoch und ich muss immer wieder von vorn
beginnen. Kein happy end?
Übertragen auf das Golfspiel: Heute hopp morgen top! Eine never
ending story. Selbst mein Freund Martin Kaymer kämpft wie Sisyphos:
heute eine 69 Runde, tags darauf eine 75. Er muss von Neuem
beginnen. Auch sein Berg ist unendlich hoch.
Geblendet werden wir durch den Zeitgeist. Die Medien versuchen
uns zu suggerieren, dass wir von Siegern umgeben sind und nur sie
etwas gelten. Sie werden zu Leitbildern erhoben und sollten sie doch
einmal scheitern, verschwinden sie mehr oder weniger geräuschvoll
von der Bildfläche. Danach wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben.
Die Erfolgreichen sehen zum Verwechseln gut aus, sind gesund,
schlank und natürlich sportlich, ausgestattet mit einem sagenhaften
hcp. Beneidenswert! (Kleiner Tipp von mir, wer sich mit einem niedrigen
handicap schmücken möchte, kann es auch bei einem Metzger
in Marokko kaufen.)
Böse Zungen behaupten, ein niedriges hcp macht erotisch. Ich erinnere
nur an Tiger Woods . Also meine Herren nur fleißig trainieren
und ab geht die Post.
Aber kommen wir wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Der
Tag des „Losers“ kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Leider
sind die wenigsten auf dieses einschneidende Ereignis ausreichend
vorbereitet.
Da helfen weder die lieben Freunde, die gern noch in der frischen
Wunde des Scheiterns herumrühren. noch die Ehefrau oder Geliebte,
denn sie wollen sowieso nur Sieger im Bett haben.
Auf meinen Sohn kann ich mich auch nicht verlassen. Sein Kom-
Und jetzt die Lebensweisheit eines Hackers: Nicht das Scheitern oder
das Versagen sollte im Vordergrund stehen, sondern die Lektion, die
wir daraus ziehen. Wir haben die Freiheit uns neu zu erfinden und
Golf auf das ursprüngliche zurückzustufen. Es ist ein Spiel – kindlich,
mit Lust den Ball zu bewegen und das alberne handicap außer
acht lassen.
Wir könnten auch wagen ein neues Spiel zu beginnen. Hallenhalma
oder gar Krokodilreiten? Absurd aber schon der Gedanke ist reizvoll,
dass ich außer Golf noch etwas anderes unternehmen könnte. Die
Gewissheit, dass ich es könnte, verschafft mir als Gescheitertem Freiheit.
Der Gescheiterte hat dem Erfolgreichen gegenüber einen entscheidenden
Vorteil: Er weiß um die Ungewissheit des Erfolges und kalkuliert
die Niederlage ein. Er wird sich bemühen und eines Tages fast
zufällig siegen. Schon Fouché ein Bürger der Französischen Revolution
bekannte:
Nur wer die Niederlagen kennt, kann das Oben genießen – oder anders formuliert:
Ohne Schatten gibt es kein Licht.
Und noch ein Zitat für Freunde der englischen
Sprache:
Ever tried; ever failed; no matter. Try again; fail again –
fail better! (Samuel Beckett)
Lernen Sie erfolgreich Scheitern!
Herzlichst Ihr Frederik Legrand
F!
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