Informationen Nr. 137 - 3/2013 (PDF, 4.28 MB) - Evangelische ...
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Mission zwischen den Zeite<br />
Albert Schweitzers Krankenhaus in Lambarene ist Vorläufer moderner<br />
Im April dieses Jahres jährte es<br />
sich zum 100. Mal, dass Albert<br />
Schweitzer zusammen mit seiner<br />
Frau Helene in Lambarene am Fluss<br />
Ogowe in Gabun eintraf, um dort als<br />
Arzt in einer Missionsstation zu arbeiten.<br />
Lambarene wurde in den folgenden<br />
Jahrzehnten nicht nur zum<br />
Markenzeichen des „Urwalddoktors“,<br />
sondern auch zum Symbol für eine<br />
neue Form von Mission, die weniger<br />
vom Wunsch nach Bekehrung fremder<br />
Völker als vielmehr von selbstloser<br />
Nächstenliebe geleitet ist. Damit<br />
ist Schweitzers Urwaldexperiment<br />
wegweisend für ein modernes Missionsverständnis,<br />
das die Menschen als<br />
Partner in der „einen Welt“ begreift.<br />
Albert Schweitzer wurde am 14. Januar<br />
1875 in Kayserberg im Elsass geboren;<br />
weil das Elsass seit dem Ende<br />
des Deutsch-Französischen Krieges<br />
1871 als Deutsches Reichsland unter<br />
preußischer Verwaltung stand, galt er<br />
als deutscher Staatsbürger, was für<br />
sein späteres Engagement in Afrika<br />
nicht ohne Bedeutung war. Als Albert<br />
ein halbes Jahr alt ist, zieht die Familie<br />
nach Günsbach im Münstertal, wo der<br />
Vater, Louis Schweitzer, eine Pfarrstelle<br />
übernimmt. Schon in seiner Schulzeit<br />
gilt Albert Schweitzer als begnadeter<br />
Orgelspieler.<br />
Gleichzeitig praktizierender Arzt und Kulturphilosoph: Albert Schweitzer korrespondiert mit vielen bekannten Persönli<br />
Bruch in der Lebensgeschichte<br />
1893 beginnt Albert Schweitzer an der<br />
damals preußischen Universität Straßburg<br />
mit dem Studium der <strong>Evangelische</strong>n<br />
Theologie und der Philosophie.<br />
Beide Fächer schließt er mit der Promotion<br />
ab. Wohl schon während des<br />
Studiums, der Legende nach an Pfingsten<br />
1896, fasst er den Entschluss zu einem<br />
„unmittelbaren menschlichen Dienen“<br />
nach dem 30. Lebensjahr.<br />
Tatsächlich gibt es einen Bruch in<br />
der Lebensgeschichte Albert Schweitzers,<br />
der um seinen 30. Geburtstag datiert<br />
werden kann. Im Herbst 1904 liest<br />
er in einem Heft der Pariser Missionsgesellschaft<br />
einen Aufruf zur Mitarbeit<br />
in den Missionsstationen der Gesellschaft<br />
in Gabun, der nördlichen Provinz<br />
der damaligen französischen Kolonie<br />
Kongo. Schweitzer macht sich den Aufruf<br />
zu eigen und plant, als Arzt nach<br />
Gabun zu gehen. Im Jahr darauf beginnt<br />
er, parallel zu seiner wissenschaftlich-theologischen<br />
Tätigkeit, ein<br />
Medizinstudium, das er 1912 mit einer<br />
Dissertation über „Die psychiatrische<br />
Beurteilung Jesu“ abschließt – es ist<br />
sein dritter selbst erworbener Doktortitel,<br />
dem später einige Ehrendoktortitel<br />
folgen sollen. Ausgehend von diesem<br />
Bruch, wird die Lebensgeschichte Albert<br />
Schweitzers gerne in zwei Teilen erzählt.<br />
Bis 1912 ist er der akademische<br />
Theologe, der 1906 sein wichtigstes<br />
theologisches Werk „Von Reimarus zu<br />
Wrede“ (1913 erweitert unter dem Titel<br />
„Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“)<br />
veröffentlicht und mit einem<br />
eigenständigen Forschungsansatz eine<br />
große Professorenkarriere vor sich hat;<br />
damit endet der erste Teil.<br />
Der zweite Teil beginnt damit, dass<br />
Schweitzer 1912 seine Karriere abbricht,<br />
um ab 1913 mit seiner Frau in<br />
Lambarene mit privaten Mitteln ein<br />
Tropenhospital aufzubauen. Die einzige<br />
Verbindung zwischen beiden Teilen<br />
scheint zu sein, dass Schweitzer nach<br />
der erzwungenen Rückkehr aus Lamba-<br />
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