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Programmheft - GMTH

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Preisverleihung<br />

Samstag, 05.10., 18:00 (Kammermusiksaal)<br />

Hartmut Fladt (Berlin)<br />

›Witz‹ als philosophische, ästhetische und musikalische Kategorie im<br />

18. Jahrhundert<br />

Um 1770 scheint die Kultur des »produktiven Witzes« als »ingenium« (Kant), englisch<br />

›wit‹, weitgehend abgelöst zu sein durch die ›Genie-Kultur‹, zumindest in<br />

der Rangordnung der für die Künste wichtigsten Voraussetzungen, wobei aber dem<br />

›Witz‹ dennoch weiter eine tragende Funktion zugesprochen wird, wie aus Sulzers<br />

Allgemeiner Theorie der schönen Künste zu entnehmen ist. Immanuel Kant bleibt<br />

bis in die 90er Jahre, besonders in der Kritik der Urteilskraft und der Anthropologie<br />

in pragmatischer Hinsicht, seiner bis heute anregenden Definition der Relation<br />

von ›Genie‹ und ›Witz‹ verpflichtet. Das Lachen, nur ein Teilmoment des »produktiven<br />

Witzes«, ist ein »Affekt aus der plötzlichen Verwandlung einer gespannten<br />

Erwartung in nichts«. So wird Kants Definition in der Kritik der Urteilskraft oft<br />

zitiert, doch es fehlt da ein wesentliches vorausgehendes Moment, wodurch die<br />

notwendige paradoxale Grundlegung eliminiert ist: »Es muß in allem, was ein lebhaftes,<br />

erschütterndes Lachen erregen soll, etwas Widersinniges sein (woran also<br />

der Verstand an sich kein Wohlgefallen finden kann). Das Lachen ist ein Affekt aus<br />

der plötzlichen Verwandlung einer gespannten Erwartung in nichts.«<br />

Drei (knappe) analytische Beiträge (Werke von C.Ph.E. Bach, Haydn und Mozart)<br />

erhellen die zitierten Texte – auch dieser Komponisten –, die von einer sehr lebendigen<br />

intellektuellen Streitkultur in dieser Epoche zeugen. »Es ist mit dem Witz<br />

wie mit der Musik, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man.«<br />

(Lichtenberg)<br />

Hartmut Fladt, geb. in Detmold, studierte dort Komposition (Rudolf Kelterborn), in Berlin<br />

Musikwissenschaft, Philosophie, Literaturwissenschaft; Promotion bei Carl Dahlhaus.<br />

Editor bei der Richard-Wagner-Gesamtausgabe (4 Bände). 1981 Professur für Musiktheorie<br />

an der Universität der Künste Berlin, 1996 bis 2000 auch an der Universität für Musik<br />

und darstellende Kunst Wien. Habilitation Musikwissenschaft. Promotionsbetreuungen<br />

Musikwissenschaft. Mentoring-Programm zur Förderung von Hochschullehrerinnen.<br />

Editionsbeirat der Hanns Eisler Gesamtausgabe (HEGA). Gutachter für die Studienstiftung<br />

des Deutschen Volkes, für den österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen<br />

Forschung, für die Deutsche Forschungsgemeinschaft und in Promotions- und Berufungs-<br />

Verfahren, auch in Urheberrechtsverfahren (u. a. im Fall Bushido).<br />

Ca. 80 Veröffentlichungen über Musik des 13. bis 21. Jahrhunderts, darunter auch<br />

Schulbücher und Populärwissenschaftliches. Kompositionen: Bühnenwerke, Ballettmusiken,<br />

Kammermusik, Lieder, Orchesterwerke, elektroakustische Musik, Chormusik und<br />

›angewandte Musik‹ (Filmmusik, Musikkabarett, Musik für Kinder, Politische Musik).<br />

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