17.01.2014 Aufrufe

Arbeitszufriedenheit in Deutschland sinkt langfristig - Institut Arbeit ...

Arbeitszufriedenheit in Deutschland sinkt langfristig - Institut Arbeit ...

Arbeitszufriedenheit in Deutschland sinkt langfristig - Institut Arbeit ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

IAQ-Report 2011-03 6<br />

Fazit<br />

Die Befunde unserer Analyseweisen e<strong>in</strong>en <strong>langfristig</strong> s<strong>in</strong>kenden Trend der <strong><strong>Arbeit</strong>szufriedenheit</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> nach. Dieser Rückgang ist <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Westdeutschland zu verzeichnen und<br />

bei älteren Beschäftigten besonders ausgeprägt. Für dieses Phänomen s<strong>in</strong>d unterschiedliche Erklärungen<br />

denkbar. Zum e<strong>in</strong>en hat sich <strong>in</strong> den vergangenen zehn Jahren die E<strong>in</strong>kommenssituation<br />

der <strong>Arbeit</strong>nehmer deutlich verschlechtert (Brenke 2009). Dies gilt sowohl für die Verteilungsrelationen<br />

zwischen Löhnen und Unternehmensgew<strong>in</strong>nen als auch h<strong>in</strong>sichtlich der Reallohnentwicklung,<br />

die <strong>in</strong> der letzten Dekade stagnierte. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt die deutliche<br />

Zunahme ger<strong>in</strong>g entlohnter Beschäftigung (vgl. Kal<strong>in</strong>a / We<strong>in</strong>kopf 2010). Im Zuge dessen<br />

hat auch die Lohnspreizung merklich zugenommen. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die<br />

Angst vor e<strong>in</strong>em Verlust des <strong>Arbeit</strong>splatzes seit Beg<strong>in</strong>n des neuen Jahrtausends gewachsen ist<br />

(Erl<strong>in</strong>ghagen 2010).<br />

Jedoch hat der Rückgang der <strong><strong>Arbeit</strong>szufriedenheit</strong> schon vorher e<strong>in</strong>gesetzt, weshalb weitere<br />

Gründe e<strong>in</strong>e Rolle spielen müssen. Denkbar wäre auch, dass sich im Zuge veränderter Rollenbilder<br />

und der damit e<strong>in</strong>hergehenden wachsenden Erwerbsbeteiligung von Frauen die Schwierigkeiten<br />

der Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf eventuell negativ auf die Zufriedenheit im Job<br />

auswirken (Drobnic et al. 2010). Zu vermuten ist ferner, dass <strong>langfristig</strong> der Leistungsdruck <strong>in</strong><br />

den Betrieben zugenommen hat. So weist bspw. Flecker (2005) auf die Folgen der Intensivierung<br />

von <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> Betrieben im Zuge verstärkter <strong>in</strong>terner Flexibilisierung h<strong>in</strong> (vgl. auch Green 2004;<br />

Gerlmeier et al. 2010). Die Wurzeln dieser zunehmenden <strong>in</strong>ternen Flexibilisierung s<strong>in</strong>d nicht<br />

zuletzt <strong>in</strong> den enormen Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>sorganisation seit den 1980er Jahren zu suchen.<br />

In der Verschlankung der betrieblichen Organisation, der Delegation von Verantwortung auf<br />

untere Entscheidungsebenen bei gleichzeitig schwacher Lohnentwicklung und wachsender Angst<br />

vor Jobverlust könnten die Ursachen für die <strong>langfristig</strong> deutliche Verschlechterung der <strong><strong>Arbeit</strong>szufriedenheit</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> liegen. Zwar stehen dazu sche<strong>in</strong>bar Befunde im Widerspruch, wonach<br />

e<strong>in</strong>e vergrößerte Autonomie am <strong>Arbeit</strong>splatz <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit erweiterten <strong>Arbeit</strong>saufgaben<br />

die <strong><strong>Arbeit</strong>szufriedenheit</strong> erhöht (Fahr 2011). Jedoch gibt es H<strong>in</strong>weise darauf, dass die konkrete<br />

Ausgestaltung autonomer <strong>Arbeit</strong>sbed<strong>in</strong>gungen hier von Bedeutung ist. So könnten positive<br />

Autonomieeffekte durch fehlende Anerkennung durch Vorgesetzte überdeckt werden (Fietze<br />

2011).<br />

Zukünftige Untersuchungen sollten die Möglichkeit von Kohorteneffekten <strong>in</strong> Betracht ziehen<br />

(vgl. z.B. Schulte 2005: 337ff). Es ist durchaus denkbar, dass Bewertungsmaßstäbe und subjektive<br />

Interpretationsmuster der <strong>in</strong>dividuellen Beschäftigungssituation durch Erfahrungen bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden, die bestimmte Geburtsjahrgänge im Laufe ihres Berufslebens kollektiv gemacht<br />

haben. Beispielsweise könnte die Erfahrung e<strong>in</strong>es problematischen Übergangs von der Schule <strong>in</strong><br />

den Beruf – wie z.B. für den Berufse<strong>in</strong>stieg geburtenstarker Jahrgänge <strong>in</strong> der konjunkturellschwierigen<br />

Situation Anfang der 1980er Jahre zu beobachten gewesen ist - die <strong><strong>Arbeit</strong>szufriedenheit</strong><br />

für diese Generation dauerhaft gesenkt haben.<br />

Dass deutsche <strong>Arbeit</strong>nehmer im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich nicht zu den zufriedensten gehören,<br />

kann zunächst wenig überraschen, da es e<strong>in</strong>e Korrelation zwischen der <strong><strong>Arbeit</strong>szufriedenheit</strong> e<strong>in</strong>erseits<br />

und der allgeme<strong>in</strong>en Lebenszufriedenheit andererseits gibt (Drobnic et al. 2010). Und<br />

bezüglich der allgeme<strong>in</strong>en Lebenszufriedenheit rangieren die Deutschen <strong>in</strong> der Regel eher im<br />

Mittelfeld, während die Menschen <strong>in</strong> den skand<strong>in</strong>avischen Ländern oder auch den Niederlanden<br />

von e<strong>in</strong>er höheren Lebenszufriedenheit berichten (vgl. Böhnke 2008). Trotz dieser grundlegenden,<br />

allgeme<strong>in</strong>en Unterschiede überrascht der deutliche Abstand zwischen der durchschnittlichen<br />

<strong><strong>Arbeit</strong>szufriedenheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>erseits und anderen nord- und westeuropäischen Ländern

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!