Viele Seelsorger haben jah - Soldatenfamilien-Netzwerk
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Dienst | versetzung<br />
JS: 800 Kilometer, das wird ja eine<br />
stramme Pendelei.<br />
KliScH: Ja, aber ich kenne die ständigen<br />
Versetzungen, ich bin schon neun<br />
Mal versetzt worden. Und wir <strong>haben</strong><br />
uns vor etwa zehn Jahren ein Grundstück<br />
in der Nähe von Husum gekauft.<br />
Meine Frau hat dort Verwandte und<br />
Freunde.<br />
WiecHerN: Es ist ja auch so: Je älter<br />
man wird, desto eher bleibt ein Elternteil<br />
irgendwo übrig, den man pflegen<br />
muss. Dazu kommen die Kinder: Ich<br />
bin vier Mal mit der Familie umgezogen<br />
und höre noch heute den stillen<br />
Vorwurf meiner Kinder, dass sie<br />
so viele verschiedene Schulsysteme<br />
durchleiden mussten.<br />
JS: Was würden Sie sich von der<br />
Bundeswehr an Unterstützung bei<br />
Versetzungen wünschen?<br />
WiecHerN: Sehr viele Kameraden<br />
pendeln ja inzwischen. Bei den gestiegenen<br />
Benzinkosten sehe ich den<br />
Dienstherrn hinterherhinken, da bekomme<br />
ich die Kosten für Sprit, Verschleiß<br />
am Auto usw. nicht gedeckt.<br />
oberFeldWebel daNiel börNer:<br />
Und es gibt kaum mehr militärische<br />
Unterkünfte für Pendler. Mit 25 wird<br />
man ja förmlich aus der Kaserne rausgeschmissen.<br />
Fritz: Man hat keine Chance, eine<br />
bezahlbare Wohnung zum Beispiel in<br />
Köln zu finden. Die Lebensqualität leidet<br />
dann deutlich darunter.<br />
börNer: Ich würde mir wieder Wohnheime<br />
für Unteroffiziere und Offiziere<br />
wünschen, 180 Euro für ein Zimmer<br />
mit Bad. Wenn ich mir heute eine<br />
Wohnung an meinem neuen Standort<br />
für 400 Euro Miete suchen müsste –<br />
dann zahle ich deutlich drauf.<br />
WiecHerN: Es gibt Kameraden, die<br />
verzichten auf eine förderliche Verwendung<br />
an einem anderen Standort,<br />
weil sie sagen: Ich habe mehr im Portemonnaie,<br />
wenn ich meine alte Besoldungsgruppe<br />
behalte, bleibe, wo ich<br />
bin, und nicht pendle.<br />
Fritz: Ich sehe da ein Problem auf die<br />
Bundeswehr zukommen: Gutes Perso-<br />
14 . js magazin 04/2008<br />
daS lebeN – eiN UmzUg<br />
Das Paar ist sich einig: Wer es denn schwerer habe, bei den vielen Versetzungen,<br />
der Soldat oder seine Ehefrau? Beide antworten: Sie, die Frau.<br />
Inzwischen könnten die beiden fast ein Umzugsunternehmen eröffnen:<br />
Der vierte Umzug in fünf Jahren steht bevor – und jedes Mal mit der<br />
ganzen Familie. Zu der gehören: Hauptbootsmann Christian Schweckendieck,<br />
seine Frau Christiene, drei Kinder im Alter von 1, 2 und 7 Jahren<br />
und ein Hund. Zusammen ging es bislang durch die republik, und jetzt,<br />
im Juni, nach neapel, nato-Hauptquartier. „Die Umgebung hier wurde<br />
nach zwei Jahren ja auch fast schon langweilig!“ sagt Christiene und lacht.<br />
Sie mag Veränderungen, opfert sich nicht auf für ihren Mann. Aber sie sagt<br />
auch: „Man sitzt schon mal abends da mit Tränen in den Augen.“ Wenn<br />
wieder alles neu ist, die Suche nach dem Supermarkt, nach dem besten<br />
Zahnarzt, der nächsten Straßenbahnhaltestelle. Und sie alleine damit ist.<br />
Der Mann arbeitet. Freunde finden – das dauert. Und Unterstützung durch<br />
die Bundeswehr gab es bislang keine, kein Infopaket zur neuen Stadt, kein<br />
Frauennetzwerk, keine Einladung zum Kommandeur, kein Begrüßungswochenende<br />
für neuzuversetzte. Also heißt es: Sich selber auf die Socken<br />
machen. Auch ihr Mann würde sich mehr von der Bundeswehr wünschen,<br />
auch er sagt: Ein kaserneneigener Kindergarten – das wär’s. Er hofft auf die<br />
Zukunft. Für die Gegenwart bilanziert er: „Familienfreundlichkeit hat eben<br />
nicht die höchste Priorität bei der Bundeswehr.“