Wunder gibt es nicht - Gaby Weber
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geworden sind. Unsinn. Hier soll wohl der Eindruck vermittelt werden, die Firma habe sich verteidigen<br />
müssen, um ihre Existenz zu retten. Fakt ist, dass die Kommunisten die gelben Gewerkschaften unterstützten<br />
und nach dem Putsch mit der Diktatur zusammen arbeiteten. Dann kündigt TVSchoenfilm Interviews mit den<br />
Hinterbliebenen an, die „von den jahrelangen Demütigungen durch den Konzern berichten und von den<br />
Drohungen der Regierung“. Unsinn. Es hat weder Demütigungen d<strong>es</strong> Konzerns noch Drohungen der<br />
Regierung gegeben, und TVSchoenfilm hat die angekündigten Hinterbliebenen <strong>nicht</strong> vor die Kamera<br />
bekommen. Schli<strong>es</strong>slich kündigt TVSchoenfilm im Exposé eine Sensation an, man habe „den Opferanwalt<br />
Collingsworth für eine exklusive Zusammenarbeit für unser Projekt gewonnen. (Er) hat einen hochrangigen<br />
Informanten, einen Zeugen aus der damaligen Führungsetage von Merced<strong>es</strong>, der bereit ist auszusagen. Wir<br />
werden mit Collingsworth‘ Hilfe versuchen, von ihm das erste Interview überhaupt zu bekommen“. Das hört<br />
sich richtig aufregend an, doch wo ist das versprochene Interview denn geblieben? Der US-Opferanwalt hat<br />
TVSchoenfilm <strong>nicht</strong> einmal die erbetenen Adr<strong>es</strong>sen der Hinterbliebenen überreicht. War das der Redakteurin<br />
<strong>nicht</strong> aufgefallen?<br />
Ich schrieb ihr eine Email und berichtete von meinem aktualisierten Dokumentarfilm, der 2003 mangels ein<strong>es</strong><br />
entsprechenden Sendeplatz<strong>es</strong> abgelehnt worden war. Mein Angebot, ihn zu schicken, nahm die Redakteurin<br />
<strong>nicht</strong> an, sondern teilte mir nach drei Monaten mit, dass sie auf jeden Fall an ihrem Projekt f<strong>es</strong>thalten werde.<br />
Sie habe aber mein Buch über MBA gel<strong>es</strong>en. Später wird der WDR in der Öffentlichkeit verbreiten, ich habe<br />
die Zusammenarbeit mit dem WDR abgelehnt.<br />
Das Plagiat:<br />
Am 2. 12. 2013 strahlte die ARD das Machwerk, nachdem <strong>es</strong> im September abg<strong>es</strong>etzt worden war, im<br />
Nachtprogramm aus. Ich halte <strong>es</strong> für ein Plagiat und eine Irreleitung der Zuschauer. Beispiele:<br />
1.37 Kritische Aktionäre/ Hauptversammlung. Fast di<strong>es</strong>elben Bilder wie in meinem Film. Alle Informationen,<br />
die Rechtsanwalt Rothbauer von den Kritischen Aktionären über den Fall MBA weiss, hat er von mir. Er erzählt<br />
nach, was ich recherchiert habe, ohne die Quelle zu nennen. Oder Rothbauers Hinweis auf die Quelle wurde<br />
rausg<strong>es</strong>chnitten.<br />
2.33 Nach Allgemeinheiten (Füllmaterial) werden die drei Protagonisten vorg<strong>es</strong>tellt: „Héctor Ratto, Hugo<br />
Crosato und Julio D´Al<strong>es</strong>sandro waren in den 70er Jahren bei MBA b<strong>es</strong>chäftigt.“<br />
Die G<strong>es</strong>chichte Rattos habe ich seit 1999 im Hörfunk und in meinem Film in der ganzen Welt bekannt gemacht,<br />
nach 14 Jahren dreht der WDR nach, Neu<strong>es</strong> berichtet Ratto <strong>nicht</strong>.<br />
„Crosatto spürte nach dem Militärputsch die tödliche Bedrohung bei MBA. Um sich zu retten, verli<strong>es</strong>s er das<br />
Unternehmen im Sommer 1976.“ Damals arbeiteten 4.000 Arbeiter bei MBA. Crosatto hat VOR der Mordwelle<br />
den Betrieb verlassen und ist danach <strong>nicht</strong> mehr aufgetaucht. Zu den Ereignissen hat er wenig zu sagen. In der<br />
Sendung kommt weder ein Familienmitglied ein<strong>es</strong> Verschwundenen vor noch ein Arbeiter, der die Morde und<br />
die Zeit der Diktatur im Betrieb erlebt hat.<br />
„Julio d ´Al<strong>es</strong>sandro tauchte 76 unter, und setzte sich ein Jahr später ins Ausland ab, gerade noch<br />
rechtzeitig.“Al<strong>es</strong>sandro ist bei MBA am 1.September 1975 nach Zahlung einer ansehnlichen Abfindung<br />
ausg<strong>es</strong>chieden, also lange vor der Mordwelle. Er hat bis vor einigen Jahren in Europa im Exil gelebt. Jetzt stellt<br />
er sich als DER Kämpfer in Sachen MBA dar. Die Familienangehörigen der Verschwundenen meiden den<br />
Kontakt mit ihm. Weder er noch Crosato sind Kläger in dem US-Verfahren. Sie haben aber gegen den<br />
ausdrücklichen Wunsch der Opferanwälte und ohne die geringste Chance in Argentinien ein Zivilverfahren<br />
gegen Daimler eröffnet. Die US-Anwälte Daimlers haben damit in dem US-Verfahren begründet, warum<br />
Argentinien und <strong>nicht</strong> die USA für die Klage zuständig sei. Die Abweisung der Eröffnung durch das Gericht in<br />
San Francisco im Jahr 2009 ist u.a. damit begründet worden. Das heißt: di<strong>es</strong>e beiden Personen sind die Zeugen<br />
Daimlers in dem US-Verfahren. Di<strong>es</strong> steht in den Gerichtsakten und das entsprechende Dokument seit Jahren<br />
auf meiner homepage. TVSchoenfilm hat meine homepage, wie man mir schrieb, intensiv studiert. Man muss<br />
also gewusst haben, dass man den Zuschauern die Zeugen d<strong>es</strong> Konzerns präsentiert.<br />
4.15 Rechtsanwalt Capurro wird als „erster Anwalt, der den Fall bearbeitet hat“, vorg<strong>es</strong>tellt; er sagt, was in<br />
Argentinien jeder weiss: „Unternehmen wie MBA waren Komplizen der Diktatur, und sie haben sie genutzt um<br />
ihren Gewinn zu maximieren“. Tatsache ist, dass Capurro niemals den Fall MBA vor ein Gericht gebracht hat.