Heft 3/08 als PDF-Dokument - Internationale Gesellschaft für ...

Editorial: 30 Jahre Internationale Gesellschaft für
Nutztierhaltung IGN
Andreas Steiger, Präsident der IGN
Vor 30 Jahren, im Mai 1978, wurde in Heidelberg
die Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung
IGN gegründet. Das Jubiläum soll am 20. November
2008 anlässlich der Tagung »Angewandte
Ethologie« im Historischen Kaufhaus in Freiburg
i. Br. mit einer kleinen Feier gewürdigt werden.
Vorgesehen sind – eingerahmt in musikalische
Beiträge und ein Stehbuffet – einige Kurzreferate
über das Werk des Mitbegründers und Förderers
Dr. h.c. Felix Wankel, über die Gründungszeit und
über die Tätigkeiten der IGN. Der Anlass wird
in verdankenswerter Weise finanziert durch die
Felix-Wankel-Stiftung.
Die Gründung der IGN fällt in die Anfangszeit der
kontroversen Diskussionen über Tierschutzfragen,
besonders in der Nutztierhaltung, des Erlasses von
ersten nationalen und internationalen Tierschutzregelungen
und des Beginns der wissenschaftlichen
Bearbeitung von Tierschutzthemen insbesondere
durch die aufkommende angewandte
Ethologie. 1964 erschien das aufrüttelnde Buch
»Animal Machines« der britischen Tierschützerin
Ruth Harrison über die Auswüchse der Intensivhaltung
von Nutztieren, 1965 als Antwort darauf
von einem britischen Wissenschafter-Gremium
der »Brambell-Report«, 1966 wurde die »Society
for Veterinary Ethology« SVE (die spätere International
Society for Applied Ethology« ISEA)
gegründet, 1969 fand die erste Tagung über »Angewandte
Ethologie« in Freiburg i. Br. statt (sie
begeht im November 2008 ihr 40. Jubiläum), und
1974 erschien das erste Heft der Zeitschrift »Applied
Animal Ethology« (später »Applied Animal
Behaviour Science«). 1972 wurden in Deutschland,
1978 in der Schweiz und 1988 in Schweden
fortschrittliche Tierschutzgesetze eingeführt, und
im Europarat in Straßburg wurden fünf Europäische
Übereinkommen über Tierschutz verabschiedet,
1968 zu internationalen Tiertransporten, 1976
zu landwirtschaftlichen Tierhaltungen, 1979 zur
Schlachtung von Tieren, 1986 zu Tierversuchen
und 1987 zur Heimtierhaltung. Ab 1986 erließ
dann auch die EU diverse Richtlinien im Bereich
Tierschutz. In diese Zeiten fiel auch die Herausgabe
von zahlreichen englisch- und deutschsprachigen
Büchern über das Verhalten von Haus- und
Nutztieren und über Tierschutz.
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der IGN
wurden im Jahr 2003 die Geschichte und die
Tätigkeiten der IGN in verschiedener Hinsicht
beleuchtet (Editorials in den Heften »Nutztierhaltung«
1/2003 und 2/2003 und Rückblick »25 Jahre
IGN – Gründung, Erreichtes und Zukunft«, im Internet
unter www.ign-nutztierhaltung.ch). Seither
wurden, zumeist in Kooperation mit Partnerorganisationen,
acht IGN-Tagungen veranstaltet (Halle,
Wien zweimal, Colmar, München zweimal,
Celle und Gießen), weiterhin jährlich mehrere
IGN-Forschungspreise für artgemäße Nutztierhaltung
verliehen, verschiedene Stellungnahmen zur
Legehennenhaltung verfasst, das Buch »Welfare
of laying hens in Europe – reports, analyses and
conclusions« herausgegeben und die Internetseite
»Artgemäße Schweinehaltung« aufgeschaltet.
Eine Internetseite »Artgemäße Hühnerhaltung«
wird im Verlauf von 2008 abgeschlossen sein.
Mehrere Institutionen haben seit Jahren der IGN
in verdankenswerter Weise namhafte finanzielle
Unterstützung gewährt, insbesondere die Felix-
Wankel-Stiftung, dann auch das Bundesministerium
für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft BMVEL, das Bundesamt für Veterinärwesen
BVET, der Deutsche Tierschutzbund
DTB, der Schweizer Tierschutz STS und der Zürcher
Tierschutz.
Manches konnte durch die IGN in den vergangenen
30 Jahren erreicht werden, manches
Wünschbare indessen nicht. Viele Projekte stehen
noch an und an Arbeit wird es der IGN in den
kommenden Jahren zweifellos nicht fehlen. Eine
wichtige Aktivität wird weiterhin das aktive Wirken
gegenüber Behörden und der Praxis der Tierhaltung
bilden, in erster Linie über die Abgabe
von wissenschaftlich fundierten Stellungnahmen
und die Verbreitung von Fachwissen. Eine Grundaufgabe
der IGN wird auch künftig das Vermitteln
zwischen Wissenschaft, Praxis, Behörden und
weiteren Kreisen bilden. Möge die IGN möglichst
viele ihrer Ziele erreichen und mögen möglichst
viele Tiere davon profitieren!
3