gibt es den Hessenlöwen zum Download - KSV Hessen Kassel
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WAS MACHT EIGENTLICH? 21<br />
Was macht eigentlich... Partha Ghosh?<br />
Er hat nie ein Spiel für <strong>den</strong> <strong>KSV</strong> H<strong>es</strong>sen<br />
b<strong>es</strong>tritten, g<strong>es</strong>chweige <strong>den</strong>n, ein Tor erzielt.<br />
Dennoch ist er eine Art lebende Legende<br />
bei <strong>den</strong> Löwen. Die Rede ist von Partha<br />
Ghosh, der von 1978 an über 20 Jahre lang<br />
für <strong>den</strong> <strong>KSV</strong> als Physiotherapeut gearbeitet<br />
hat. Er kurierte so manch<strong>es</strong> „Wehwehchen“<br />
von Stars wie Heinz Traser, Hans Wulf, Dirk<br />
Bakalorz oder Helmut Hampl.<br />
Der gebürtige Inder kam 1965 im Alter von 22<br />
Jahren nach Deutschland. Eigentlich wollte er<br />
in <strong>den</strong> englischsprachigen Raum, landete aber<br />
als Hilfsarbeiter in Waldeck. Da er immer schon<br />
Inter<strong>es</strong>se an der Medizin hatte, ging er nach<br />
<strong>Kassel</strong>, wo er über Umwege Hilfspfleger in der<br />
Orthopädischen Klinik in Wilhelmshöhe wurde<br />
und nebenbei seine Ausbildung machte. Später<br />
machte er sich selbstständig und eröffnete seine<br />
eigene Praxis. Irgendwann bekam er einen Anruf<br />
vom <strong>KSV</strong> H<strong>es</strong>sen und sollte sich mit einem „Herrn<br />
Walter“ im Clubhaus treffen. Doch Ghosh hatte<br />
<strong>den</strong> Namen nicht richtig verstan<strong>den</strong>, gemeint war<br />
Erich Balders, der langjährige Spielausschuß-<br />
Vorsitzende der Löwen. Trotz zweier Konkurse<br />
blieb er als vom DFB-zertifizierter „Physio“ seinen<br />
Löwen treu, bis er zu Kreisliga A-Zeiten aufgrund<br />
g<strong>es</strong>undheitlicher Probleme aufhören musste.<br />
1985: Partha Ghosh (rechts) führt <strong>den</strong> verletzten<br />
Walter Horch vom Platz<br />
Hallo Herr Ghosh, wie geht<br />
<strong>es</strong> Ihnen heute?<br />
PG: Soweit gut, trotz Diabet<strong>es</strong><br />
und Bandscheibe. Im September<br />
bin ich 70 gewor<strong>den</strong> und habe<br />
mich gefreut, dass so viele Menschen<br />
an mich gedacht haben.<br />
Sogar Helmut Hampl hat mich<br />
aus Thailand angerufen.<br />
Welche Erinnerungen haben<br />
Sie an Ihre Zeit beim <strong>KSV</strong><br />
H<strong>es</strong>sen?<br />
PG: Für viele Spieler ist der Physiotherapeut<br />
eine Vertrauensperson,<br />
eine Art „Kummerkasten“,<br />
gerade für die, die nicht spielen.<br />
Michael Deuerling lag mal auf<br />
meiner Massagebank und hat<br />
sich furchtbar über Trainer Jörg<br />
Berger b<strong>es</strong>chwert. Was Deuerling<br />
aber nicht sehen konnte,<br />
war, dass Berger direkt hinter uns<br />
stand und inter<strong>es</strong>siert zuhörte.<br />
Ich habe angefangen immer kräftiger<br />
zu massieren und Deuerling<br />
sogar zu kneifen, damit er nicht<br />
weiter über <strong>den</strong> Trainer meckert.<br />
Sie haben als Physiotherapeut<br />
viele Trainer bei <strong>den</strong> Löwen<br />
erlebt...<br />
PG: Das stimmt. Da waren einige<br />
dabei, mit <strong>den</strong>en ein richtig guter<br />
und netter Kontakt b<strong>es</strong>tand.<br />
Jörg Berger, Rudi Kröner, Franz<br />
Brungs und natürlich Holger<br />
Brück.<br />
Gab <strong>es</strong> auch welche, mit <strong>den</strong>en<br />
Sie gar nicht zurecht gekommen<br />
sind?<br />
PG: Oh ja, Timo Konietzka. Er hat<br />
gleich am Anfang g<strong>es</strong>agt, dass er<br />
mich nur brauchen könne, wenn<br />
ich Vollzeit für <strong>den</strong> <strong>KSV</strong> arbeiten<br />
würde. Das ging für mich wegen<br />
der geringen Bezahlung nicht.<br />
Zudem wollte er, dass ich meine<br />
Medikamente aus der Schweiz<br />
beziehe. Ich habe dann für ein<br />
Jahr, bis er weg war, beim <strong>KSV</strong><br />
aufgehört. Wie er als Trainer war,<br />
kann ich nicht beurteilen, aber als<br />
Mensch war er sehr schwierig.<br />
Obwohl Konietzka <strong>es</strong> verboten<br />
hat, sind die Spieler zu mir in die<br />
Praxis gekommen. Einmal kam<br />
Mats Nordgren, direkt vor einem<br />
Spiel am Samstag. Konietzka hat<br />
davon erfahren und Nordgren<br />
wurde ohne Begründung auf die<br />
Bank g<strong>es</strong>etzt.<br />
Wie war <strong>es</strong> mit Werner Biskup,<br />
dem man ja damals erhebliche<br />
Alkoholprobleme<br />
nachg<strong>es</strong>agt hat?<br />
PG: Biskup kam manchmal im<br />
Schlafanzug <strong>zum</strong> Training und<br />
hatte sich nur einen Mantel über<br />
gezogen und eine Flasche Jägermeister<br />
dabei. Vor einem Auswärtsspiel<br />
in Oberhausen hat Biskup<br />
bei einem Sieg je<strong>den</strong> Spieler<br />
1000 DM versprochen, das war<br />
damals richtig viel Geld. Michael<br />
Drube hat in der 90. Minute das<br />
1:0-Siegtor gemacht, da hat sich<br />
Biskup richtig geärgert. Trotzdem<br />
hat er dann am Tag danach jedem<br />
Spieler einen 1000 DM-Schein<br />
in die Hand gedrückt. Mir leider<br />
nicht (schmunzelt).<br />
Wie sieht heute ihr Kontakt<br />
<strong>zum</strong> <strong>KSV</strong> aus?<br />
PG: Auch wenn <strong>es</strong> im Moment<br />
nicht so gut aussieht, lässt einen<br />
di<strong>es</strong>er Verein nicht mehr los. Aus<br />
g<strong>es</strong>undheitlichen Grün<strong>den</strong> kann<br />
ich leider nicht so oft ins Stadion.<br />
Manchmal lädt mich Holger Brück<br />
ein. Ansonsten verfolge ich natürlich<br />
im Videotext, Internet und in<br />
der Zeitung, wie <strong>es</strong> derzeit läuft.<br />
(Interview: Oliver Zehe)