Kat.-Nr. 1-89 Sonderkatalog Antike Waffen & Rüstungen
Kat.-Nr. 1-89 Sonderkatalog Antike Waffen & Rüstungen
Kat.-Nr. 1-89 Sonderkatalog Antike Waffen & Rüstungen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
18* Stechzeugfragment, , deutsch, um 1490, aus<br />
drei Teilen zusammengestellt. Eisen blank, be-<br />
stehend aus Helm, Brust und Rücken. Helm,<br />
sog. Froschmaulhelm: Aus drei Platten, die<br />
mit Eisennieten verbunden sind, Nieten teil-<br />
weise mit Messingkappen, eine Frontniete<br />
fehlt. Die Deckplatte, respektive die Helmglo-<br />
cke ist gewölbt, der Mittelgrat und die Schei-<br />
telpartie sind geriefelt. Vier Paare Futterlö-<br />
cher. Die Frontplatte, nach oben verstärkt,<br />
von ausgesprochen schnittiger Form, begrenzt<br />
den gewinkelten Sehschlitz. Unten massiv eingenietetes<br />
Scharnier mit einer flachen, recht-<br />
eckigen Klappe, Klappe mit zwei Dekorstrei-<br />
fen, dazwischen zwei grosse Rundlöcher und<br />
ein in Messing eingelegtes Herz mit Stiel,<br />
Rückseite mit vier Bolzen zur Verriegelung<br />
mit der Brust. Auf den Helmseiten je eine<br />
Längsdurchbrechung für den Einzug von Le-<br />
derriemen, Riefelungen. Oberhalb der Schulter<br />
beidseitig eine Öse für Riemenbefestigung<br />
der Schulterstücke, zwei Paare Futterlöcher.<br />
Unten Scharnier. Schadstellen: Oben links<br />
Loch und gegen Mitte Beulen. Brust: : Leicht<br />
gewölbt, Armausschnite mit gekerbten Zier-<br />
wulsten, in der Mitte drei Lochreihen mit je<br />
vier Löchern zur alternativen Befestigung der<br />
Helmklappe. Links und rechts vom Halsaus-<br />
schnitt je ein grosses Scharnier zur Befesti-<br />
gung der Träger, diese mit wulstigen, gekerb-<br />
ten Borten und Dreifachösen zur Befestigung<br />
des Rückens. Seitlich weitere Dreifachösen an<br />
Scharnieren. Kleinere Futterlöcher und grö-<br />
ssere Durchbrechungen zur Befestigung einer<br />
Stechtartsche. Rüsthaken auf Platte dreifach<br />
verschraubt. Darunter seitlich Löcher zur Be-<br />
festigung des Rasthakens. Unten angehängt<br />
zweilappiges Blech mit Lederfutter (sog.<br />
Schwänzel, gehört eigentlich an einen Rü-<br />
cken). Rücken: : Aus drei Platten zusammenge-<br />
nietet, mit versenkt geschlagenen Randleisten,<br />
die beiden Aussenplatten mit durchbrochen<br />
gesägten gotischen Zierelementen. Alle Platten<br />
mit Riefelungen. Ösen mit Schnallen für<br />
Belederung, eine def. Mittelplatte mit grösse-<br />
rer Durchbrechung unten. Futternieten.<br />
Z: 2<br />
An extremely rare German Armour for the<br />
Joust (Stechzeug), composed from three pie-<br />
ces, ca.1490.<br />
CHF 400 000 / 600 000.–<br />
EUR 333 350 / 500 000.–<br />
Diese frühen Stechzeuge und deren Frosch-<br />
maulhelme sind extrem selten. In den <strong>Kat</strong>alo-<br />
gen der Sammlungen Kuppelmayr 1<strong>89</strong>5 (<strong>Kat</strong>.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 und 71), Zschille 1<strong>89</strong>7 (<strong>Kat</strong>.<strong>Nr</strong>. 145) und<br />
Gimbel 1904 (<strong>Kat</strong>.<strong>Nr</strong>. 17) sind Stechzeuge auf-<br />
geführt. Die meisten befinden sich heute in fes-<br />
ter Hand, das heisst in Museen: Deutsches His-<br />
torisches Museum in Berlin, Germanisches<br />
Nationalmuseum in Nürnberg, Historisches<br />
Museum in Dresden, Kunsthistorisches Muse-<br />
um Hofjagd- und Rüstkammer in Wien, Metro-<br />
politan Museum in New York, Musée de<br />
l’Armée in Paris, Musée Royale de l’Armée et<br />
d’Histoire in Bruxelles, Royal Armouries in<br />
London und Leeds, The J.W. Higgins Armory<br />
Worcester Mass., Wallace Collection in Lon-<br />
don.<br />
Laking G.F., A Record of European Armour<br />
and Arms through seven Centuries, Vol. II<br />
(1920), S. 119-128. Er schrieb “Such harnesses<br />
are of the greatest rarity. Proof of this may be<br />
found in the fact that within the last thirty years<br />
only two such equipments have found their way<br />
into the market. One of the two tournament<br />
sets in question is one now in the collection of<br />
Viscount Astor at Hever Castle, and the other in<br />
the Metropolitan Museum, New York.”<br />
Weitere Literatur: Blair, European Armour, S.<br />
156 ff. Abb. 56. Burgkmair Hans, The Triumph<br />
of Maximilian I. (Reprint, Herausgeber Stan-<br />
ley Appelbaum, 1964), S. 45-47. Müller, Alb-<br />
recht Dürer <strong>Waffen</strong> und <strong>Rüstungen</strong>, S. 117-123.<br />
Pfaffenbichler M., Medieval Craftsman - Ar-<br />
mourers, Abb. 12. Quaas G., Ritter und Turnie-<br />
re, in: Eisenkleider - Plattnerarbeiten aus drei<br />
Jahrhunderten aus der Sammlung des Deut-<br />
schen Historischen Museums, S. 51-58. Tho-<br />
mas B., Deutsche Plattnerkunst, Abb. 16 (Rü-<br />
ckenansicht mit Schwänzel). Thomas B. und O.<br />
Gamber, Die Innsbrucker Plattnerkunst, Aus-<br />
stellungskatalog 1954, <strong>Kat</strong>.<strong>Nr</strong>. 9, 12, 18, 19.<br />
Thomas B. und O. Gamber, <strong>Kat</strong>alog der<br />
Leibrüstkammer I, S. 133-158, Abb. 68-73. Wo-<br />
zel H. und J. Karpinski, Turniere - Exponate<br />
aus dem Historischen Museum zu Dresden,<br />
Abb. 23.<br />
Provenienz: 1906 Kauf durch Lord Waldorf<br />
Astor beim Pariser Händler M. Bachereau, in-<br />
tegriert in seine bedeutende Sammlung im<br />
Schloss Hever Castle. Verkauf eines Teils der<br />
Hever Castle Collection in London im Mai<br />
1983 durch Sotheby’s. Die <strong>Kat</strong>alognummer des<br />
Stechzeugs war 45 und wurde für umgerechnet<br />
CHF 544’000.- (plus 10 % Aufgeld) verkauft.