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SPIELEN

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Jewellery watches Fashion<br />

02/2013 € 7,50 (D)<br />

€ 8,60 (A), SFR 12,50 (CH)<br />

SPIELTRIEB<br />

JANNIK SCHÜMANN<br />

DER NEUE STAR<br />

DES DEUTSCHEN FILMS<br />

SPIELART<br />

DAVID GARRETT<br />

MACHT JETZT KINO<br />

SPIELZEIT<br />

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER<br />

ÜBER ARBEIT, ABENTEUER<br />

UND DAS ALTERN<br />

SEITEN<br />

FASHION,<br />

STYLES, UHREN,<br />

JUWELEN<br />

WIR WOLLEN<br />

<strong>SPIELEN</strong>


SPIEL MIT!<br />

„DAS SPIEL IST DIE HÖCHSTE FORM DER FORSCHUNG“,<br />

HAT ALBERT EINSTEIN MAL GESAGT. UMSO WICHTIGER,<br />

DASS WIR ES NIE VERLERNEN. EIN PAAR FAKTEN.<br />

QUELLE: WORLD WIDE WEB<br />

„ATOME<br />

SPALTEN<br />

IST EIN<br />

KINDERSPIEL,<br />

VERGLICHEN<br />

MIT<br />

EINEM<br />

KINDERSPIEL.“<br />

Albert Einstein<br />

89 %,<br />

also neun von zehn Männern zwischen 16 und 65 Jahren,<br />

HABEN SCHON EINMAL EIN<br />

GLÜCKSSPIEL<br />

GESPIELT,<br />

bei Frauen sind es 82 %.<br />

➤ Spielforscher definieren das Hauptspielalter des Menschen auf die<br />

Lebensjahre sechs bis zehn. ➤ Jedes dritte Kind wohnt heute in Verhältnissen<br />

ohne ausreichende Spielmöglichkeiten. ➤ Der Spieldrang<br />

ist den meisten Säugetieren angeboren. ➤ Eine 84-Jährige aus Florida<br />

hat 2013 mit 590 Millionen Dollar den höchsten Einzelgewinn in<br />

der Lottogeschichte der USA erspielt. ➤<br />

„Das Spiel ist so notwendig für das<br />

MENSCHLICHE LEBEN<br />

wie das<br />

AUSRUHEN.“<br />

Thomas von Aquin<br />

35 %<br />

der Jugendlichen<br />

NUTZEN TÄGLICH<br />

bzw. mehrmals pro Woche<br />

ELEKTRONISCHE<br />

SPIELE.<br />

Spitzenreiter sind die Jungen<br />

mit 55 %, bei den Mädchen<br />

sind es nur 14 %.<br />

„BEIM SPIEL KANN MAN EINEN MENSCHEN<br />

IN EINER STUNDE BESSER KENNENLERNEN ALS IM<br />

GESPRÄCH<br />

IN EINEM JAHR.“<br />

Plato<br />

024 GZ LIVE • 02/2013


SPIEL & STIL<br />

➤ Die Spielzeugindustrie setzt mit<br />

„Toys 3.0“ zunehmend auf die Kombination<br />

von Spielzeug mit moderner<br />

Elektronik. ➤ Mit 75 Millionen US-<br />

Dollar ist Robert Downey Jr. der bestbezahlte<br />

Schauspieler des Jahres. ➤ Die<br />

deutsche Spielwaren-Produktion stieg<br />

2012 um 10,7 % auf rund 1,53 Milliarden<br />

Euro und erreichte damit erneut<br />

einen Spitzenwert. ➤ Etwa die Hälfte<br />

der deutschen Bevölkerung gibt jeden<br />

Monat Geld für Glücksspiele aus. ➤<br />

„KINDER SOLLTEN MEHR <strong>SPIELEN</strong>,<br />

ALS VIELE ES HEUTE TUN.<br />

DENN WENN MAN<br />

GENÜGEND SPIELT,<br />

solange man klein ist,<br />

DANN TRÄGT MAN SCHÄTZE<br />

MIT SICH HERUM,<br />

aus denen man später<br />

EIN LEBEN LANG SCHÖPFEN KANN.“<br />

Astrid Lindgren<br />

„<strong>SPIELEN</strong> IST EINE<br />

TÄTIGKEIT, DIE MAN<br />

GAR NICHT<br />

ERNST<br />

GENUG NEHMEN<br />

KANN.“<br />

Jacques-Yves Cousteau<br />

„Es ist das Spiel und nur das Spiel,<br />

DAS DEN MENSCHEN<br />

VOLLSTÄNDIG<br />

MACHT.“<br />

Friedrich Schiller<br />

DIE KÄUFER VON LUXUS-AUTOMODELLEN,<br />

FERNGESTEUERTEN SEGELSCHIFFEN UND<br />

LEGO-RIESENBAGGERN SIND<br />

im Schnitt<br />

38 JAHRE ALT.<br />

➤ Spieleforscher gehen davon aus, dass Kinder bis zum vollendeten 6. Lebensjahr<br />

sieben bis acht Stunden pro Tag spielen sollten. Aber Kinder haben heute weniger<br />

Zeit zum Spielen, da ihre Zeit viel verplanter ist als vor 20 oder 30 Jahren.<br />

„Wir haben<br />

in der deutschen<br />

Gesellschaft<br />

ZU VIELE<br />

SCHIEDSRICHTER<br />

und<br />

ZU WENIGE<br />

SPIELER.“<br />

Lothar Späth<br />

„Liebe:<br />

EIN SPIEL,<br />

BEI DEM MAN GANZ<br />

VERLOREN<br />

IST, WENN MAN SEINEN<br />

PARTNER BESIEGT.“<br />

Ron Kritzfeld<br />

Jungen haben bereits ab dem<br />

sechsten bis neunten Lebensmonat eine<br />

VORLIEBE FÜR<br />

GESCHLECHTSTYPISCHE<br />

SPIELOBJEKTE:<br />

ein Ball wird einer Puppe vorgezogen,<br />

ein Lenkrad einer Bürste.


SPIEL & STIL<br />

20<br />

FOTOS: XXX; TEXT: XXX<br />

026 GZ LIVE • 02/2013


SPIEL & STIL<br />

DIE MACHT<br />

DES SPIELS<br />

DAS GANZE LEBEN IST EIN SPIEL. EXPERTEN WISSEN: IMMER MEHR<br />

VIRTUELLE SPIELELEMENTE DURCHDRINGEN UNSER LEBEN. „GAME-<br />

BASED MARKETING“ SOLL DIE NEUE ZIELGRUPPE DER „KIDULTS“<br />

GLÜCKLICH MACHEN. ZEIT FÜR EIN PAAR GEDANKENSPIELE.<br />

TEXT: SIGRID JÜRGENS ILLUSTRATION: HANNA TEMBRINK<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK<br />

Wer heute an Spiele denkt,<br />

kommt an Computerspielen<br />

nicht mehr vorbei.<br />

Längst haben sie<br />

sich in der digital vernetzten<br />

Welt etabliert. Der Sog der virtuellen<br />

Parallelwelt ist eben stark. Und groß ist die<br />

Sehnsucht, abzutauchen und ohne Konsequenzen<br />

in der Realität fürchten zu müssen,<br />

in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen.<br />

Zumal das Leben in der virtuellen Welt ja<br />

auch längst nicht mehr einsam sein muss: Im<br />

Mehrspielermodus können sich Spieler aus<br />

aller Welt auf der virtuellen Ebene begegnen.<br />

Ob Monster bekämpfen, Außerirdische jagen<br />

oder einen Bauernhof betreiben und beispielsweise<br />

reales Geld in virtuellen Dünger<br />

investieren, damit das computergenerierte<br />

Getreide besser gedeihen kann – die größten<br />

Schlachten werden heute in digitalen Spielwelten<br />

geschlagen.<br />

Dieser Trend hinterlässt natürlich auch<br />

Spuren in unserem Alltag. „Die Durchdringung<br />

unserer Lebenswelt mit Elementen des<br />

Virtuellen steigt ständig an“, ist die Spielexpertin<br />

Nora S. Stampfl und Autorin des<br />

Titels „Die verspielte Gesellschaft“ überzeugt.<br />

Wir erleben heute in den verschiedensten<br />

Lebensbereichen „die bewusste<br />

Nutzbarmachung von Spielmechanismen,<br />

um die Motivation von Menschen zu wecken<br />

und sie zu ganz bestimmtem Verhalten<br />

zu animieren“, sagt sie. Natürlich hat diese<br />

Entwicklung auch einen Namen: In Fachkreisen<br />

wird das als „Gamification“ bezeichnet,<br />

zu Deutsch „Spielifizierung“.<br />

Ein Paradebeispiel für diesen Trend ist<br />

beispielsweise die App „Epic Win“, die Rollenspielelemente<br />

mit alltäglichen Aufgaben<br />

des Alltags kombiniert. Schnöde „To-do“-<br />

Listen waren gestern. Das Motto heißt heute:<br />

„Macht euer Leben zum Rollenspiel!“.<br />

Für die Erledigung lästiger Pflichten werden<br />

bei „Epic Win“ Erfahrungspunkte gutgeschrieben,<br />

die wiederum mit Freunden getauscht<br />

oder auch gleich in Boni umgewandelt<br />

werden können. Das Ziel ist natürlich,<br />

seinen Charakter „aufzuleveln“. Damit im<br />

Alltag keine Langeweile aufkommt, wird bei<br />

„Epic Win“, wie in einem Computerspiel,<br />

zunächst ein „Avatar“ erschaffen und eine<br />

Liste der zu erledigenden „Quests“ erstellt.<br />

Ob Fenster putzen, aufräumen oder bügeln<br />

– mit „Epic Win“ soll die Erledigung lästiger<br />

Alltagspflichten zum Abenteuer werden.<br />

Aber auch ein Blick in unseren Alltag<br />

zeigt, wie sich Spiele in unser Leben schleichen<br />

und was mit „Gamification“ gemeint<br />

ist. Gehen wir beispielsweise einkaufen, erhalten<br />

wir Treuepunkte. Fliegen wir um die<br />

02/2013 • GZ LIVE 027


SPIEL & STIL<br />

SPIELTRIEB<br />

ER IST DER DEUTSCHE SHOOTINGSTAR. JETZT HAT ER DIE HAUPTROLLE IN<br />

„SPIELTRIEB“, DEM FILM NACH JULI ZEHS GROSSEM ROMAN. WIR HABEN<br />

JANNIK SCHÜMANN IN BERLIN GETROFFEN. UND SEINE BLAUEN AUGEN.<br />

FOTOS FELIX KRÜGER<br />

STYLING PATRICK RINKEL<br />

HAARE UND MAKE-UP SACHA SCHÜTTE<br />

FOTOASSISTENZ BJARNE KUHRT<br />

PRODUCTION SIGRID JÜRGENS UND HANNA TEMBRINK<br />

Was ist so blau wie Jannik<br />

Schümanns Augen?<br />

Vielleicht der Himmel,<br />

wenn er einen richtig<br />

guten Tag hat. Vielleicht<br />

das Meer, wenn die Sonne ganz stark scheint.<br />

Vielleicht aber auch nichts davon, weil nichts<br />

davon stimmt. Es ist ein Septembertag in<br />

Berlin-Schöneberg und wir treffen den jungen<br />

Schauspieler Jannik Schümann zum<br />

Fotoshooting. In der Verfilmung von Juli<br />

Zehs Roman „Spieltrieb“ ist er zurzeit als<br />

durchtriebener Außenseiter Alev auf der<br />

Kinoleinwand zu sehen. Heute posiert er<br />

für uns vor der Kamera.<br />

Hohe Decken, raue Wände, blanke Dielen:<br />

„The Apartment“ ist eine Fotolocation mit<br />

dem unverwechselbaren morbiden Charme<br />

Berlins. Charakteristisch für eine Stadt, in<br />

der immer alles gleichzeitig spürbar ist – Geschichte<br />

und Gegenwart, Schönheit und Hässlichkeit,<br />

Reichtum und Armut, Hoffnung<br />

und Verzweiflung. Die leichten Mädchen<br />

stolzieren auf hohen Hacken die Bülowstraße<br />

entlang. Mütter schieben ihre Kinderwagen<br />

über den nahe gelegenen Wochenmarkt. In<br />

den Straßencafés wird Latte macchiato serviert.<br />

Und der Himmel über Berlin ist blau<br />

an diesem Tag im September – aber nicht so<br />

blau wie die Augen von Jannik Schümann.<br />

Er hat nicht viel Zeit, Hörbuchaufnahmen<br />

warten auf ihn bis spät in die Nacht. Aber<br />

Druck scheint Jannik Schümann nichts auszumachen.<br />

Raus aus den Jeans, rein in den<br />

Anzug. Es ist sein erstes Shooting, doch er<br />

wirkt so gelassen, als hätte er das schon oft<br />

gemacht. Kein Wunder: Mit seinen 21 Jahren<br />

ist er bereits ein Veteran im Unterhaltungsgeschäft.<br />

Seit seinem neunten Lebensjahr<br />

steht der in einem kleinen Dorf bei Hamburg<br />

aufgewachsene Schauspieler schon auf der<br />

Bühne oder vor der Kamera. Seine erste Rolle<br />

MAURICE LACROIX „PONTOS S“, AUTOMATIKWERK ML 157, EDELSTAHLGEHÄUSE, SCHWARZ GEBÜRSTETER<br />

SKALENRING MIT ROTEN ANZEIGEN, 43 MM DURCHMESSER, SAPHIRGLAS, GRAVIERTER GEHÄUSEBODEN, SCHWARZES<br />

SONNENSCHLIFF-ZIFFERBLATT, DATUM, METALLARMBAND, WASSERDICHT BIS 200 METER, CA. 3450 EURO.<br />

ANZUG UND HEMD: HUGO<br />

042 GZ LIVE • 02/2013


060 GZ LIVE • 02/2013


SPIEL & STIL<br />

DER<br />

TEUFELSGEIGER<br />

ER SPIELT GÖTTLICH. ER FÜLLT DIE KONZERTSÄLE. UND DIE<br />

FRAUEN BETEN IHN AN. JETZT KOMMT DAVID GARRETT SOGAR<br />

INS KINO, ALS GEIGENVIRTUOSE NICCOLÒ PAGANINI.<br />

TEXT: BETTINA AUST<br />

FOTO: UNIVERSAL MUSIC<br />

Als sich gleichaltrige Jungen<br />

noch stundenlang begeistert<br />

mit Bauklötzen und Autos<br />

beschäftigen, spielt ein Vierjähriger<br />

bereits auf seiner ersten<br />

Geige: David Christian Bongartz – heute<br />

besser bekannt unter seinem Künstlernamen<br />

David Garrett. Die ersten Griffe auf dem Instrument<br />

bringt ihm sein Vater bei. Seinen<br />

ersten öffentlichen Auftritt hat der Junge im<br />

zarten Alter von zehn Jahren mit den Hamburger<br />

Philharmonikern. Kaum dreizehn,<br />

hat David bereits als jüngster Künstler einen<br />

Exklusivvertrag mit dem renommierten<br />

Plattenlabel Deutsche Grammophon Gesellschaft:<br />

Zusammen mit dem italienischen<br />

Dirigenten Claudio Abbado spielt er Violinkonzerte<br />

von Mozart ein. Er ist das, was man<br />

ein „Wunderkind“ nennt, bedeutende Geigen<br />

virtuosen wie Yehudi Menuhin loben sein<br />

Talent. Doch eine besondere Begabung bringt<br />

nicht nur Licht-, sondern auch Schattenseiten<br />

mit sich. Statt unbeschwert mit Freunden<br />

Fußball zu spielen oder einfach nur in den<br />

Tag hinein zu leben, prägen Disziplin und<br />

stundenlanges Üben auf der Geige seine<br />

Kindheit und Jugend. Gegen den Wunsch<br />

seiner Eltern geht David Garrett 1999 nach<br />

New York, um dort Musikwissenschaften<br />

und Komposition zu studieren. Das ist seine<br />

Form der Rebellion. Er muss sich sein Studium<br />

selbst finanzieren und ist sich nicht zu<br />

schade, auch als Kellner zu jobben. Talent<br />

allein ist nur ein Baustein zu einer internationalen<br />

Karriere, es braucht so etwas wie ein<br />

Alleinstellungsmerkmal. Und das hat sich<br />

Garrett nicht mit Klassikkonzerten geschaffen,<br />

sondern mit seinen Crossover-Stücken,<br />

der Mischung von Klassik mit Pop-, Rockund<br />

Rhythm-and-Blues-Elementen. Die Fans<br />

lieben seine Arrangements und Live-Shows,<br />

in denen er schon einmal an einem Seil hängend<br />

und Geige spielend über den Köpfen<br />

seines Publikums schwebt. Klassik-Puristen<br />

rümpfen die Nase. Garrett ficht das nicht an,<br />

er weist die Kritik als „Musik-Snobismus“ zurück<br />

und betont, mit seinem Mix aus Unterhaltungs-<br />

und ernster Musik Bevölkerungsschichten<br />

erreichen zu wollen, die der Klassik<br />

sonst fernblieben. Nun spielt der 33-Jährige<br />

in dem Film „Der Teufelsgeiger“ (ab 31. Oktober<br />

im Kino) den legendären Geigenvirtuosen<br />

Nic colò Paganini, der in den frühen<br />

30er-Jahren des 19. Jahrhunderts nicht nur<br />

die Konzertsäle Europas eroberte, sondern<br />

auch zahlreiche Frauenherzen. Genau wie<br />

David Garrett. Der Geiger und die Frauen –<br />

doch dieses Thema ist erschöpft, dazu möchte<br />

er nichts mehr sagen, leider … David Garrett<br />

brennt für sein neues Projekt, mit dem er<br />

Neuland betritt. Keine Nebenrolle, sondern<br />

gleich die Hauptrolle hat er sich zugetraut.<br />

Wir treffen David Garrett im Ritz-Carlton<br />

Hotel in Berlin. Die langen Haare sind heute<br />

ordentlich zu einem kleinen Dutt am Hinterkopf<br />

zusammengebunden. Dafür hängen die<br />

Schnürsenkel seiner braunen Boots lose aus<br />

ihren Löchern heraus. Über dem bedruckten<br />

T-Shirt trägt er ein schwarzes Jackett mit<br />

aufgekrempelten Ärmeln, ein Totenkopf-<br />

Ring ziert die linke Hand. „Na, dann legen<br />

wir mal los“, lächelt er entspannt. Gern!<br />

02/2013 • GZ LIVE 061


SPIEL<br />

MIT MIR<br />

„PUPPEN SIND WIR, VON UNBEKANNTEN GEWALTEN AM DRAHT GEZOGEN“,<br />

SCHREIBT GEORG BÜCHNER IN „DANTONS TOD“. HEUTE ABER NEHMEN WIR MAL<br />

DIE FÄDEN IN DIE HAND UND LASSEN DIE PUPPEN TANZEN.<br />

FOTOS MAXIMILIAN ATTILA BARTSCH<br />

STYLING ANNIKA BECKER<br />

HAARE UND MAKE-UP HELENA NARRA (AGENTUR NINA KLEIN)<br />

USING TOM FORD & TIGI<br />

MODEL ANJA (MD MANAGEMENT)<br />

FOTOASSISTENZ JAN REISER<br />

PRODUCTION HANNA TEMBRINK<br />

074 GZ LIVE • 02/2013


SPIEL & STIL<br />

VIARÉ COLLIER UND RING AUS<br />

DER KOLLEKTION „GLAM ’N SOUL“<br />

AUS EDELSTAHL MIT EINER AUF 750 GOLD<br />

BASIERENDEN PVD-BESCHICHTUNG;<br />

COLLIER CA. 689 EURO, RING MIT<br />

90 SWAROVSKISTEINCHEN CA. 399 EURO.<br />

ROCK: LENA HOSCHEK, STULPEN UND HANDSCHUHE: WOLFORD, HUT: HENRIK VIBSKOV


WEMPE RING UND COLLIER<br />

AUS DER KOLLEKTION „BLU BY KIM“<br />

AUS 18 KARAT ROSÉGOLD MIT<br />

BRILLANTEN; RING CA. 5775 EURO,<br />

COLLIER CA. 19 975 EURO.<br />

SPITZENTOP: VILA, BH: MONKI<br />

076 GZ LIVE • 02/2013


SPIEL & STIL<br />

BLUSE: AMERICAN APPAREL, MIEDERHOSE: NATURANA<br />

RICHARD HANS BECKER<br />

ARMBAND, MODELL 4369,<br />

AUS 750 GELBGOLD MIT<br />

SAPHIREN, PREIS AUF ANFRAGE.


078 GZ LIVE • 02/2013<br />

CARDIGAN: BARBARA LOHMANN, MIEDERHOSE: TRÈS BONJOUR


GELLNER COLLIER AUS DER KOLLEKTION<br />

„MERMAID“ MIT SÜDSEE-ZUCHTPERLEN,<br />

PREIS AUF ANFRAGE; VARIOSCHLIESSE AUS<br />

750 WEISSGOLD, SCHWARZ RHODINIERT,<br />

MIT 32 BRILLANTEN, CA. 3380 EURO.<br />

SPIEL & STIL


MESSIKA COLLIER AUS<br />

750 WEISSGOLD MIT DIAMANTEN,<br />

PREIS AUF ANFRAGE.<br />

BRILLE: MYKITA & ALEXANDRE HERCHCOVITCH, WESTE: PAUL & JOE SISTER


SPIEL & STIL<br />

TOP: FRENCH CONNECTION<br />

SCHREINER HAUTE JOAILLERIE<br />

OHRRINGE UND COLLIER AUS<br />

DER KOLLEKTION „COPA CABANA“,<br />

750 WEISSGOLD MIT DIAMANTEN,<br />

SAPHIREN, TSAVORITEN,<br />

PREISE AUF ANFRAGE.<br />

02/2013 • GZ LIVE 081


TREND 08 · EISBLAU<br />

WHAT’S NEW? WHAT’S HOT? GZ LIVE ZEIGT DIE TOP-TRENDS DER SAISON.<br />

01<br />

02<br />

08<br />

07<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

EISKALT<br />

ZAUBERHAFTES GLITZERN WIE AUF EINEM ZUGE-<br />

FRORENEN SEE AN EINEM SONNIGEN WINTERTAG:<br />

„FROZEN BLUE“ HEISST DER TREND DER SAISON.<br />

01 Viventy Ohrringe aus 925 Sterlingsilber mit synthetischem<br />

Aquamarin, ca. 279 Euro. 02 Rabinovich<br />

Ring aus der Kollektion „Lively Curves“ aus mit Emaille<br />

beschichtetem Silber, ca. 149 Euro. 03 Carrera y<br />

Carrera Ring aus der Kollektion „Reina“ in Weißgold<br />

mit Diamanten und blauem Topas, Preis auf Anfrage.<br />

04 Catherine Sauvage Ohrringe aus 18 Karat Weißgold<br />

mit Topasen und blauen Brillanten, ca. 6990 Euro.<br />

05 Al Coro Ring aus der Kollektion „Amori“, gefertigt<br />

aus 750 Weißgold mit Aquamarin, blauen Saphiren<br />

und Brillanten, ca. 10 999 Euro. 06 Georg Spreng<br />

Anhänger „Blub“ aus 950 Platin mit facettiertem Aquamarin,<br />

ca. 2800 Euro; mit Rosenquarz im Cabochon-<br />

Schliff, ca. 3300 Euro. 07 Niessing Ring „Max“ aus<br />

Edelstahl mit synthetischem Edelstein, ca. 345 Euro.<br />

084 GZ LIVE • 02/2013


17<br />

15<br />

16<br />

14<br />

09<br />

13<br />

10<br />

11<br />

12<br />

FOTO: SIEBMANN/ACCESS<br />

08 Tamara Comolli Charmlet aus 18 Karat Weißgold<br />

mit weißen Brillanten, ca. 2290 Euro. 09 Thomas<br />

Jirgens Ohrringe „Blue Shades“, gefertigt aus Weißgold<br />

mit Aquamarinen, Preis auf Anfrage. 10 Nomades<br />

Ring „Calgary“ aus 750 Weißgold mit Aquamarin<br />

und Brillanten, ca. 10 400 Euro. 11 Tiffany Anhänger<br />

„Cobblestone“ aus Platin mit Montana-Saphiren und<br />

Diamanten, ca. 12 600 Euro. 12 Brahmfeld & Gutruf<br />

Ohrstecker aus Weißgold mit Brillanten, ca. 2970 Euro;<br />

Einhänger aus Weißgold mit Saphiren und Topasen, ca.<br />

1380 Euro. 13 Capolavoro Anhänger „Espressivo“<br />

aus 750 Weißgold mit „London Blue“-Topas und<br />

Brillanten, ca. 980 Euro. 14 Caï Ring aus 925 Sterlingsilber<br />

mit Zirkonia, ca. 90 Euro. 15 Pandora<br />

Ohrringe in Tropfenform aus Sterling silber mit<br />

facettiertem italienischen Muranoglas, ca. 68 Euro.<br />

16 Noelani Ring aus rhodiniertem Messing mit<br />

„Swarovski Elements“, ca. 40 Euro. 17 Amor Halskette<br />

mit Anhänger aus 925 Sterlingsilber sowie<br />

Steinen aus Kristallglas, ca. 30 Euro.<br />

02/2013 • GZ LIVE 085


MAGIC MOMENTS AUF DEM<br />

DANCEFLOOR<br />

WENN ENGEL SINGEN … DÜSTER IST DIE SEHNSUCHT, DOCH IHRE STIMME IST<br />

GLOCKENHELL UND GETRAGEN VON EINER UNBESCHWERT-LEICHTEN MELODIE.<br />

DAS IST MUSIK MIT TIEFGANG, DIE ZUM TANZEN VERFÜHRT. WEHMÜTIG UND<br />

EINFACH WUNDERVOLL. CLARENCE + NAPOLEON – DIE ENTDECKUNG.<br />

TEXT: JÜRGEN H. KOEPP<br />

094 GZ LIVE • 02/2013


MENSCHEN & MARKEN<br />

FOTO: BEVA SEWELL<br />

Alles beginnt mit den Sphärenklängen<br />

des Universums<br />

einer verwunschenen Welt.<br />

Plötzlich zwei Töne – glockenrein,<br />

gefolgt von einer<br />

engelsgleichen Stimme. Das Schweigen ist<br />

gebrochen, das Herz in Brand gesetzt, die<br />

Reise des Odysseus hat begonnen: „Breaking<br />

the Silence/Hearing the Sirens“. Durch weit<br />

aufgerissene Augen erkennen wir unsere<br />

Hoffnung auf Überwindung aller existenziellen<br />

Grenzen, sind getrieben von der<br />

Sehnsucht nach dem erlösenden Wort und<br />

wissen: Dieser magische Moment der Erlösung<br />

ist Gesang – das Wort wird Musik.<br />

Fast will man es nicht glauben, dass<br />

solche Gedanken, eine solche fast düstere<br />

Sehnsucht das Debütalbum von Clarence +<br />

Napoleon eröffnen: Viel zu unbeschwert,<br />

mit fast zu großer Leichtigkeit trägt einen<br />

die Melodie mit sich fort und setzt sich der<br />

Refrain im Ohr fest. Wer ist dieses Duo, das<br />

ein solch widersprüchliches Kunststück zuwege<br />

bringt?<br />

Arne Straube und Anna Katharina Bauer<br />

lernen sich im Popkurs der Hochschule für<br />

Musik und Theater in Hamburg kennen.<br />

Die eine ist 1985, der andere 1979 geboren.<br />

Zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens sind<br />

beide zwar noch weit vom 30. Lebensjahr<br />

entfernt, aber keineswegs musikalische<br />

Anfänger. Arne studiert Jazz und entdeckt<br />

zunehmend die Elektronik für sich, Anna<br />

ist seit ihrer Kindheit mit Instrumenten<br />

und Musik vertraut und spielt direkt nach<br />

dem Abitur Saxofon und Klavier in diversen<br />

Bars und Theatern. Clarence + Napoleon,<br />

zunächst eine Allianz aus fünf bis sechs<br />

Musikern, die diesen Bandnamen im Jahr<br />

2008 eher klangspielerisch entwickeln,<br />

gründet sich gut zwei Jahre später neu –<br />

geboren werden das Singer-Songwriter-Duo<br />

Anna und Arne, die den klingenden Namen<br />

behalten und unter Clarence + Napoleon<br />

spätestens seit 2011 konsequent an den zwölf<br />

Tracks ihres Debüts arbeiten.<br />

Mit dem Label ferryhouse und insbesondere<br />

mit dem Produzenten Swen Meyer<br />

(durch den sie auch an der „Stardust“-Platte<br />

von Lena Meyer-Landrut mitwirken) finden<br />

sie den kreativen Rahmen, um diese eigenartige<br />

Verbindung aus Up-Tempo-Elementen,<br />

nachdenklichen Balladen und pulsierenden<br />

Dancefloor-Beats zu entwickeln.<br />

Musik mit Ohrwurmqualitäten, die einen<br />

innehalten lässt, während man gleichzeitig<br />

auf die Tanzfläche rennt: „And all of the<br />

angels come down on me/Bring back the<br />

dream of infinity/Wanna dance – I wanna<br />

dance/Wanna stay here“.<br />

Das Feuilleton, das ja keine Vergleiche<br />

scheut, spricht vom „Kopfnicker-Reflex“,<br />

einer Welt „zwischen Melancholie und<br />

Disco“ und entdeckt „Referenzen an Dark<br />

Wave und James Bond“. Die Plattenfirma<br />

setzt auf den Bonnie-and-Clyde-Mythos<br />

in unseren Köpfen und spannt den Bogen<br />

über alle Popduos zwischen Sonny and<br />

Cher, Eurythmics, Moloko und Goldfrapp.<br />

Auch Depeche Mode wird gern genannt –<br />

was wohl ein wenig auch der Wortklangähnlichkeit<br />

des DM-Superhits „Enjoy the<br />

Silence“ geschuldet ist. Auch Camouflage<br />

könnte man sicher nennen. Interessant ist,<br />

dass all diese Versuche zur Verortung eines<br />

eint: Sie verweisen auf eine Zeit, in der<br />

Begriffe wie Synthie-Pop oder Elektropop<br />

erfunden wurden, nämlich auf die 70er- und<br />

80er-Jahre. Und damit kann tatsächlich<br />

musikalisch wie auch biografisch eine Linie<br />

zu Clarence + Napoleon gezogen werden.<br />

„,Blue‘ war der Soundtrack meiner Teenager-Zeit“,<br />

sagt Anna Bauer im Gespräch<br />

und erzählt, wie sie insbesondere dieses<br />

Album von Joni Mitchell während eines<br />

Jahres in Neuseeland vor und zurück studierte,<br />

um den Songwriter-Qualitäten auf<br />

die Spur zu kommen („Dies ist eine Ecke,<br />

in der ich zu Hause bin“). Neben Mitchell


MENSCHEN & MARKEN<br />

Märchenhafte Roben in einem märchenhaften Ambiente.<br />

Er ist ein Visionär. Ein Macher.<br />

So ein Mann hat viele Fans. Und<br />

er hat Feinde. „Wer nicht wagt,<br />

der nicht gewinnt“, schwärmen<br />

die einen. „Wer hoch fliegt, fällt<br />

tief“, flüstern die anderen. So läuft das Spiel.<br />

Missgunst und Häme erntet so einer, wenn er verliert. Respekt,<br />

Bewunderung, aber auch Neid erfährt er, wenn er gewinnt.<br />

Verneigen wir uns also vor jenen, die träumen, sich trauen, etwas<br />

tun – die allen Nörglern zum Trotz ihre Visionen Gestalt werden<br />

lassen. „If you can dream it, you can do it.“ Es sind die berühmt<br />

ge wordenen Worte von Walt Disney, die diese Menschen beflügeln.<br />

DAS SPIEL …<br />

DIE LUXUSMARKE MEISSEN<br />

IST REIF FÜR DEN ROTEN TEPPICH.<br />

MIT DER DEBUT COLLECTION<br />

„ROYAL BLOSSOMS“ BETRITT<br />

DAS TRADITIONSHAUS DIE<br />

WELT DER HAUTE COUTURE.<br />

TEXT: SIGRID JÜRGENS<br />

Dr. Christian Kurtzke ist so einer, der<br />

sich traut. Als die über 300 Jahre alte Manufaktur<br />

Meissen vor dem Abgrund steht,<br />

kommt er und lässt das alte unverkäufliche<br />

Porzellan in einer öffentlichen Aktion zerschlagen,<br />

um der ganzen Welt zu zeigen: Wir<br />

läuten eine neue Zeit ein. In nicht einmal fünf Jahren baut der heute<br />

44-Jährige die marode ostdeutsche Porzellanmanufaktur zu einem<br />

internationalen Luxuskonzern um und macht Meissen zu einer<br />

Luxusmarke, die neben edlem Tafelservice hochkarätigen Schmuck<br />

und feine Uhren, extravagante Möbel, Textilien und Leuchten in<br />

kunstvoller Handarbeit kreiert und fertigt. Als Quelle der Inspira-<br />

FOTOS: THOMAS GASPARINI, NILS GUENTHER<br />

100 GZ LIVE • 02/2013


Dr. Christian Kurtzke präsentiert in der „Villa Meissen“ in Mailand die erste Haute-Couture-Linie von Meissen.<br />

… GEHT WEITER<br />

tion dient Christian Kurtzke und seinem Team dabei stets das überlieferte<br />

Archiv mit seinem einzigartigen Schatz an Formen und Dekoren.<br />

Sein Credo: „Tradition ist das, was man daraus macht. Der Rest<br />

ist Geschichte.“<br />

Nun spielt der Meissen-Chef einen weiteren Trumpf in seinem<br />

Spiel des Lebens aus. Im Rahmen der Mailänder Fashion Week präsentierte<br />

er im September in der „Villa Meissen“, dem haus eigenen<br />

Markentempel in der Mailänder Luxusstraße Via Monte Napoleone 3,<br />

den Einstieg in die Welt der Haute Couture: die Debut Collection<br />

„Royal Blossoms“ – eine Hommage an das „Weiße Gold“.<br />

„Wir machen luxuriös bestickte Kleider mit feinen Details und<br />

hochwertigen Materialien für besondere Anlässe“, erklärt Chefdesignerin<br />

Frida Weyer die Philosophie. Die Inspiration für die wundervollen<br />

blütenbestickten Abendroben, Cocktailkleider und Brautkleider<br />

schöpft das Traditionshaus auch hier wieder aus seinem<br />

größten Fundus: den geschichtsträchtigen Meissener Malereien und<br />

dem Formenschatz des mehr als 300 Jahre alten Archivs.<br />

Unter den zahlreichen Gästen tummelten sich unter anderem die<br />

italienische „Vogue“-Chefredakteurin Franca Sozzani sowie Supermodels<br />

wie Karolina Kurkova oder Nadja Auermann. Letztere konnte<br />

Christian Kurtzke sogar für das „Meissener Kompetenz team Couture“<br />

gewinnen.<br />

Sein Spiel geht also weiter. Es führt direkt auf den roten Teppich.<br />

Und es wird in jeder Hinsicht immer schöner …<br />

02/2013 • GZ LIVE 101


MENSCHEN & MARKEN<br />

IM RAUSCH DER<br />

FARBEN<br />

SIE KREIERT EINZIGARTIGE JUWELEN MIT KINDLICHER FREUDE, EXALTIERTER GESTE<br />

UND PARISER ELEGANZ: VICTOIRE DE CASTELLANE ENTWIRFT DEN<br />

SCHMUCK VON DIOR UND IST SELBST SO ORIGINELL WIE IHRE SCHÖPFUNGEN.<br />

TEXT: IRIS WIMMER-OLBORT<br />

Diese Frau ist ein Wirbelwind.<br />

Wenn Victoire de Castellane<br />

einen Raum betritt, richten<br />

sich alle Blicke auf sie. Das<br />

lange, rotblonde Haar, das in<br />

einem strengen Schnitt ihr Gesicht rahmt,<br />

der leuchtend rote Lippenstift, die schwindelerregend<br />

hohen High Heels und die feminine,<br />

elegante Art sich zu kleiden, ihre energische<br />

Gestik, das lebhafte Lachen und das<br />

schnelle Erzählen: Diese Frau fällt einfach<br />

auf. In einem Interview sagte sie einmal<br />

schmunzelnd, dass sie als Cartoonfigur gern<br />

Daisy Duck wäre – „weil die so tolle runde<br />

Schuhe mit gigantischen Schleifen trägt“.<br />

Das Kindliche und Spielerische gehört zum<br />

Wesen der zierlichen Französin, die ein<br />

Geheimnis um ihr Alter macht, bekanntermaßen<br />

vier Kinder hat und mit ihren<br />

Juwelen zauberhafte Geschichten erzählt.<br />

Victoire de Castellane fasziniert – ebenso<br />

wie ihre Schmuck-Kreationen. Die Juwelen<br />

der Pariserin sind ein Feuerwerk der Farben<br />

und originellen Ideen. Damit wusste sie<br />

schon früh zu bezaubern und nachhaltig zu<br />

beeindrucken. Als junge Frau begegnete sie<br />

Karl Lagerfeld, der ihr Talent erkannte und<br />

sie für 14 Jahre zu Chanel holte. Dort war<br />

sie für den Modeschmuck verantwortlich<br />

und hinterließ einen guten Eindruck. Erst<br />

vor Kurzem nannte Lagerfeld sie „eine tolle<br />

Person“ und eine „sehr spezielle Persönlichkeit“<br />

– obwohl Victoire de Castellane bereits<br />

seit Anfang 1998 für Dior tätig ist. Seitdem<br />

kreiert sie die Echtschmuck- und die Haute-<br />

Joaillerie-Linien des Hauses.<br />

Die Liaison der Pariserin mit Schmuck<br />

währt schon seit ihrer Kindheit: Bereits mit<br />

fünf Jahren demontierte die kleine Victoire<br />

Ohrringe, die ihr die Mutter geschenkt<br />

hatte; sie gefielen ihr nicht und sie wollte sie<br />

anders aussehen lassen. Mit zwölf Jahren<br />

schmolz sie dann religiöse Medaillen ein,<br />

um sich einen großen Ring zu fertigen.<br />

Das größte Vorbild war stets ihre Großmutter<br />

– die hochelegante Sylvia Hennessy<br />

aus der gleichnamigen Cognac-Dynastie,<br />

eine Dame der Gesellschaft, stets perfekt geschminkt<br />

und gekleidet. Sie wechselte ihren<br />

Schmuck passend zur Garderobe und ließ<br />

ihre Enkelin mit ihren Juwelen spielen. „Sie<br />

war keine normale Großmutter, sondern<br />

eher wie ein Hollywood-Star. Sie war mit<br />

der amerikanischen Millionärin Barbara<br />

Hutton befreundet und lebte in einer völlig<br />

exzentrischen Welt, die von Schriftstellern,<br />

Stars und Modedesignern bevölkert war. Sie<br />

hat mich maßlos beeindruckt“, erinnert sich<br />

Victoire de Castellane. „Meine Großmutter<br />

hatte Berge von edlem Schmuck: für den<br />

Tag, für den Abend, immer passend. Damals<br />

hatte ich keine Ahnung, wie kostbar Juwelen<br />

sind. Sie gehörten ganz selbstverständlich zu<br />

meinem Leben. Daher rührt auch mein unbefangener<br />

Umgang mit Preziosen.“<br />

Der Ausdruck „unbefangen“ passt auch<br />

perfekt zum Spiel mit Farben und Formen,<br />

das Victoire de Castellane in ihrem Schmuck<br />

so vortrefflich zelebriert. Ebenso unbefangen<br />

FOTO: DIOR<br />

104 GZ LIVE • 02/2013


02/2013 • GZ LIVE 105


HERZKLOPFEN<br />

GZ LIVE IST DABEI, WENN DER PULS ZU RASEN BEGINNT.<br />

LIVE<br />

IST LIFE<br />

MENSCHEN KÖNNEN SICH IN MENSCHEN VERLIEBEN.<br />

UND IN SCHÖNE DINGE. DESHALB IN JEDER AUSGABE: EIN TIEFER BLICK<br />

INS HERZ – UND AUF DAS, WAS ES HÖHERSCHLAGEN LÄSST.<br />

TEXT: SIGRID JÜRGENS<br />

Vertu „Constellation“<br />

Handwerkskunst trifft Innovation: Smartphone, Android 4,2 (Jelly Bean), Vorderseite aus Saphirkristall,<br />

High-Definition-Screen , Gehäuse aus Titan Grade 5, Kalbsleder in der Farbe Raspberry<br />

(alternativ Black, Orange, Mocha), handgefertigt in England, Servicepakete: Vertu „Life“ und Vertu „Certainty“,<br />

seit Oktober im Handel, ab ca. 4900 Euro<br />

124 GZ LIVE • 02/2013


„Der<br />

BRIEF<br />

ist ein<br />

UNANGEMELDETER<br />

BESUCH,<br />

EIN UNHÖFLICHER<br />

ÜBERFALL …“<br />

Das hat der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900)<br />

einmal geschrieben. Wie putzig, denken wir „Kommunikationsjunkies“<br />

von heute da. Sind wir doch alle<br />

irgendwie rund um die Uhr empfangs- und sendungsbereit.<br />

E-Mails checken, SMS schreiben, twittern und<br />

auf Facebook posten, Bilder und Statements liken, über WhatsApp<br />

chatten und stets zur Stelle sein, wenn das Handy klingelt. Man könnte<br />

fast sagen: Die Heimsuchung durch „unangemeldeten Besuch“ ist<br />

heute ein Dauerzustand. Wir leben mit unseren Smartphones im<br />

Modus des permanenten „unhöflichen Überfalls“.<br />

Hätte Professor Nietzsche da wohl mitgespielt, seine Geniestreiche<br />

im Internet gebloggt oder via Facebook oder Twitter um Fans und<br />

Follower gebuhlt? Kaum vorstellbar, wenn er das Flattern einer Brieftaube<br />

bereits als Zumutung betrachtete. Vermutlich wäre er einfach<br />

nur noch ein bisschen früher als zu seinen Lebzeiten verrückt geworden,<br />

um sich – umnachtet in einer Nervenheilanstalt – dem „ganz<br />

normalen Wahnsinn“ der Zeit zu entziehen.<br />

Nun zähle ich ja zu den (vielen) Menschen, die trotz allen Jammerns<br />

über den ständigen Kommunikations-Overload der Gegenwart<br />

durchaus meinen, ohne ihr Handy nicht mehr alltagsfähig zu<br />

sein. Zugegeben: Ich verstoße gegen fast alle Höflichkeitsgebote heutiger<br />

Kommunikation, verpasse Anrufe, weil ich mein Handy mal wieder<br />

nicht rechtzeitig in meiner Handtasche finde, und beantworte auch<br />

durchaus nicht jede SMS im Sekundentakt. Dennoch: Die Vorstellung,<br />

erreichbar zu sein, beruhigt mich. Frei nach dem Motto: Man muss<br />

nicht jedem öffnen, wenn es an der Haustür klingelt, aber man freut<br />

sich über Gäste, wenn sie im rechten Moment anklopfen. Der Aphoristiker<br />

Ernst R. Hauschka hat mal gesagt: „Das Telefon hat beinahe<br />

etwas Überirdisches an sich: Man kann theoretisch jederzeit jeden erreichen<br />

und trotzdem selber unerreichbar bleiben …“ Das ist doch mal<br />

ein Statement in einer Zeit, in der alle über die Geißel der ständigen<br />

Erreichbarkeit klagen. Wie wär’s also, einfach mal die Tür geschlossen<br />

zu lassen und die Spielregeln nach eigenem Gutdünken zu definieren?<br />

Denn wie bei jeder innigen Beziehung bedarf es eben auch beim Bund<br />

mit einem Smartphone hin und wieder einer kleinen Pause.<br />

Das überzeugendste Argument für die Existenzberechtigung von<br />

Handys lieferte aber sicherlich die Schweizer Lyrikerin Margot S.<br />

Baumann: „Früher saß man, wenn man verliebt war, stundenlang<br />

neben dem Telefon und wartete auf einen Anruf. Heute kann man<br />

dabei wenigstens spazieren gehen.“ Wer es erlebt hat, weiß, was das<br />

für ein Vorteil ist …<br />

Termine, Verabredungen, berufliche und private Kontakte koordinieren:<br />

Ohne ein Smartphone wäre das sich immer schneller drehende<br />

Karussell des Lebens wohl kaum noch zu bewältigen. Heute<br />

hier, morgen da, Job und Freizeit, Meetings, Dates, Verpflichtungen<br />

und pures Vergnügen – und alles am besten gleichzeitig im Blick. Da<br />

wünscht man sich neben einem guten Netzempfang doch manchmal<br />

nur noch eins: eine gute Fee, die als Ratgeberin, Beraterin und Assistentin<br />

in Personalunion auf jede Frage eine Antwort weiß. Einmal<br />

drücken und schon schwirrt sie herbei und versichert mit sanfter<br />

Stimme: „Hier werden Sie geholfen“ …<br />

VERTU heißt deshalb auch mein kleiner großer Traum. Diese<br />

Zauberluxushandys, die nicht nur mit nobler Technik und schickem<br />

Design aufwarten, sondern auch mit sagenumwobenem Service.<br />

Einfach die kleine Zaubertaste „Life“ drücken – und sich wie ein<br />

VIP fühlen: Eintritt in die besten Privatclubs der Stadt, ein Ticket<br />

für Events, die sonst nur geladenen Gästen vorbehalten sind, exklusive<br />

Einkaufserlebnisse hinter verschlossenen Türen? Und wenn das<br />

nicht mehr reichen sollte, dann noch fix den berühmten „Concierge-<br />

Dienst“ dazubuchen, der in allen Belangen stets zu Diensten ist …<br />

Ach ja. Das Leben ist schnell und schön. Und mit Vertu könnte es<br />

noch ein klitzekleines bisschen schneller und schöner sein.<br />

Vorher muss ich nur noch schnell reich, wichtig und berühmt<br />

werden, „148 Mails checken“, „kurz die Welt retten“, eben so richtig<br />

Karriere machen. Davor bleibt mir nur mein kleiner großer Traum –<br />

und der andere Luxus: die Freiheit, immer mal wieder die andere<br />

kleine Zaubertaste zu drücken. Um mich nach einer Pause umso<br />

mehr auf meinen treuen Begleiter zu freuen, der mir jeden Tag dabei<br />

hilft, meinen Alltag zu handlen. Vorausgesetzt, ich finde das gute<br />

Stück in meiner viel zu großen Handtasche.<br />

02/2013 • GZ LIVE 125

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