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Journal Dampf & Heißluft Sonderheft "Dampf auf Tour" Dampf auf Tour Sonderheft (Vorschau)

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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />

Sonderausgabe: <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

<strong>Journal</strong><br />

<strong>Dampf</strong><br />

<strong>Heißluft</strong><br />

ISSN 1616-9298<br />

€ 9,60 [D] € 9,90 [A]<br />

€ 9,90 [EU] sfr 15,90<br />

E 54336<br />

SONDER-<br />

AUSGABE<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

Nostalgische Ausflugsziele,<br />

Museen, <strong>Dampf</strong>schiffe und Bahnen


Mit<br />

servieren<br />

wir Ihnen Monat für Monat das<br />

Gelbe vom Ei<br />

Bauen Sie mit uns Kreuzer, U-Boote, Segelschiffe, Schnellboote, historische Schiffe, Fischkutter,<br />

Yachten oder Eisbrecher mit und ohne <strong>Dampf</strong>antrieb. Besuchen Sie mit unserer Redaktion<br />

interessante Fachmessen und Wettbewerbe, oder lassen Sie sich einfach wertvolle<br />

Tipps und Tricks von unseren Autoren geben.<br />

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Hintergrund: © Arno-Bacher / PIXELIO


EDITORIAL<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Liebe<br />

Leserinnen<br />

und Leser!<br />

Nach der ersten Sonderausgabe des <strong>Journal</strong><br />

<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> mit dem Untertitel „Stationäre<br />

Maschinen“ liegt Ihnen nun die zweite Sonderausgabe<br />

„<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>“ mit dem thematischen<br />

Schwerpunkt <strong>Dampf</strong>maschinen im musealen Umfeld<br />

in den Händen. Dabei sind alle Sparten der<br />

<strong>Dampf</strong>technik vertreten. Das Spektrum reicht vom<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> der Schiene, über <strong>Dampf</strong>schiffe und<br />

stationäre <strong>Dampf</strong>maschinen bis hin zum Straßendampf.<br />

„<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>“ nimmt Sie mit <strong>auf</strong> große<br />

<strong>Dampf</strong>reise. Auf dieser Reise kommen auch die<br />

<strong>Dampf</strong>modellbauer nicht zu kurz. So soll „<strong>Dampf</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>“ auch zum Nachbau der gezeigten<br />

originalen <strong>Dampf</strong>maschinen und <strong>Dampf</strong>modelle<br />

anregen.<br />

Die <strong>Tour</strong> beginnt in der Hauptstadt Berlin, im<br />

Deutschen Technikmuseum. Der umfangreichen<br />

Sammlung von internationaler Bedeutung ist die<br />

Titelseite der Sonderausgabe „<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>“ gewidmet.<br />

Weiter geht die Reise über Polen, die<br />

Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz und<br />

über Kuba nach Argentinien. Das <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong><br />

& <strong>Heißluft</strong> wünscht allen Lesern eine gute<br />

<strong>Dampf</strong>reise<br />

und viel Spaß beim Lesen!<br />

Ihr Udo Mannek<br />

DAMPF IM MUSEUM<br />

Udo Mannek<br />

<strong>Dampf</strong> im Deutschen Technikmuseum Berlin . . . . . . . 4<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

„Grüne Lady“ als schwimmendes Wahrzeichen<br />

Museumsschiff „Rickmer Rickmers“<br />

im Hamburger Hafen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Udo Mannek<br />

Technisches Museum Frenzel in Markersbach . . . . 38<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Molenmuseum De Wachter in Zuidlaren (NL) . . . . . 42<br />

Richard Reppisch<br />

Amberley Working Museum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

F. J. Keite<br />

Abfahrt 1911 – Eine Zeitreise mit der Eisenbahn<br />

im Sauerland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Trotz 2200 PS ein geräuscharmer <strong>Dampf</strong>er<br />

Eisbrecher „Stettin“ im Museumshafen<br />

Hamburg-Oevelgönne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Windmühlen als Technikdenkmäler und Museen<br />

Besuch in der Vareler Mühle und Moorseer Mühle<br />

Nordenham . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

Tipp aus der Redaktion – unterwegs gesehen<br />

Unter Volldampf! – Mechanik die sich sehen läßt . . . 80<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Freilichtmuseum Roscheider Hof . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Reinhard Laupitz<br />

Auf Großvaters Spuren – <strong>Dampf</strong>nostalgie in Polen . 88<br />

DAMPF<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

<strong>Dampf</strong>technik in Paderborn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Chris König<br />

<strong>Dampf</strong>nostalgie <strong>auf</strong> der Zuckerrohr-Plantage<br />

Rafael Freyre in Holguin/Kuba . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Gerhard Kieffer<br />

Der Swiss Vapeur Park und seine Geschichte . . . . . 46<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

<strong>Dampf</strong>-Eisbrecher Wal – Historische <strong>Dampf</strong>technik<br />

in Bremerhaven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

DAMPF AUF DER SCHIENE<br />

Udo Mannek<br />

<strong>Dampf</strong>bahnnostalgie im Schwalmtal . . . . . . . . . . . . 32<br />

Gerhard Kieffer<br />

<strong>Dampf</strong>spektakel bei der BC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Werner Hinz<br />

Die „Trochita“ – ein <strong>Dampf</strong>zug mit Geschichte . . . . . 66<br />

HISTORIE<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

<strong>Dampf</strong> unverzichtbar – NS-Raketenzentrum<br />

Peenemünde, heute Mahnmahl für Frieden . . . . . . . 60<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

Foto Titelseite: Manuela Mannek<br />

Adressen, Inserentenverzeichnis, Impressum . . . . . 90<br />

3


DAMPF IM MUSEUM<br />

D<br />

ieser Bericht widmet sich in erster Linie den<br />

im Deutschen Technikmuseum Berlin (DTMB)<br />

ausgestellten Exponaten, welche mit <strong>Dampf</strong><br />

angetrieben wurden. Darunter befi nden sich zahlreiche<br />

Lokomotiven, mehrere Schiffsdampfmaschinen und zwei<br />

stationäre <strong>Dampf</strong>maschinen. Im Oldtimer-Depot ist neben<br />

zahlreichen Omnibus-Oldtimern eine Schwartzkopff-<br />

<strong>Dampf</strong>walze ausgestellt. Zudem sind in den verschiedenen<br />

Ausstellungsabschnitten etliche <strong>Dampf</strong>modelle<br />

ausgestellt. Als Quellenangabe dieses Berichtes dienten<br />

überwiegend Informationstafeln an den ausgestellten<br />

Objekten.<br />

Das Deutsche Technikmuseum Berlin <strong>auf</strong> dem historischen<br />

Gelände des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs<br />

und des Bahnbetriebswerks Anhalter Bahnhof wurde 1982<br />

gegründet und steht in der langen Tradition zahlreicher<br />

technischer Sammlungen, die über 120 Jahre in Berlin<br />

beheimatet waren und deren Bestände teilweise in diesem<br />

Museum eine<br />

neue Heimat fanden.<br />

Das Muse-<br />

Außenansicht<br />

um mit internationaler<br />

Bedeutung<br />

präsentiert sich<br />

<strong>auf</strong> über 25.000<br />

m² und zählt jährlich<br />

600.000 Besucher.<br />

Das Deutsche<br />

Technikmuseum<br />

Berlin hat mehr<br />

zu bieten, als<br />

dampfbetriebene Fahrzeuge und Maschinen. Es wäre<br />

ungerecht, an dieser Stelle nicht auch noch die umfangreiche<br />

Luft- und Raumfahrtsammlung und den großen<br />

Themenbereich Schifffahrt zu erwähnen. Ferner gibt es<br />

Werkstätten zur Schmuck- und Kofferproduktion. Neben<br />

Foto- und Filmtechnik wird auch Nachrichten-, Textil- und<br />

Papiertechnik gezeigt. Werkzeugmaschinen, Schreibund<br />

Drucktechnik und der Zuse Computer werden ebenfalls<br />

vorgestellt. In einem<br />

separaten Gebäude befi n-<br />

det sich eine Brauerei. Im<br />

Museums park fi ndet man<br />

Windmühlen, eine Schmiede,<br />

einen Wasserturm und<br />

die beiden Drehscheiben<br />

der Lokschuppen 1 und 2.<br />

Unweit vom Museum gibt<br />

es noch das Science Center<br />

„Spectrum“ und das<br />

Oldtimer Depot.<br />

SCHIENENVERKEHR<br />

Besonders umfangreich ist<br />

die Eisenbahnausstellung<br />

Udo Mannek<br />

<strong>Dampf</strong> im<br />

Technikmus<br />

Tenderlok 13<br />

in den beiden historischen Halbrundschuppen<br />

mit zwei Drehscheiben aus dem Jahre<br />

1874. Hier sind 40 Schienenfahrzeuge in<br />

Originalgröße ausgestellt. Ferner sind zahlreiche<br />

Modelle und kleine Objekte zu sehen.<br />

Besucher können unter einer Lokomotive<br />

hindurchgehen oder <strong>auf</strong> einen <strong>Dampf</strong>l ok-<br />

Führerstand steigen.<br />

4 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

Fürstenportal


Deutschen<br />

eum Berlin<br />

von dem Ölgemälde<br />

„Vollendungsarbeiten<br />

an einer Lokomotive“<br />

aus. Gemalt <strong>auf</strong><br />

eine Kupferplatte stellt<br />

dieses Ölbild von Paul<br />

Friedrich Meyerheim<br />

die Arbeit in dem Eisenwerk<br />

der Firma<br />

Borsig in Moabit dar.<br />

Wenn man das Gemälde<br />

<strong>auf</strong> sich wirken<br />

lässt, fühlt man sich<br />

mitten in die Szenerie<br />

einer Lokomotivfabrik<br />

vor 140 Jahren<br />

zurückversetzt. Das<br />

Gemälde gehört zu<br />

dem Zyklus „Metamorphose der Bodenschätze zum lndustrieprodukt“,<br />

welches aus sieben Gemälden besteht.<br />

Der Maler schuf diese Bilderfolge für die Villa Borsig in<br />

Moabit. 1936 wurde diese zusammen mit dem Gemälde<br />

„Ehrenbreitstein“ von der Familie Borsig dem Verkehrsund<br />

Baumuseum geschenkt und gelangte schließlich im<br />

Jahre 1984 ins Deutsch Technikmuseum Berlin.<br />

Das Gemälde „Ehrenbreitstein“ schließt den siebenteiligen<br />

Zyklus. Auf dem Bild werden alle Bereiche des traditionellen<br />

Verkehrs zu Lande und zu Wasser vor Augen<br />

geführt. Das neue Verkehrsmittel Eisenbahn überquert die<br />

Hochbrücke zwischen Ehrenbreitstein und Koblenz. Beide<br />

Konstruktionen stammen von der Firma Borsig.<br />

Schnellzuglok „Magdeburg“ von 1872, Modell: In einer<br />

der ersten Vitrinen im Lokschuppen 1 gibt ein Objekt<br />

Rätsel <strong>auf</strong>: Nach der Plakette aus der Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

soll es eine von Schwartzkopff 1869 abgelieferte<br />

Lok darstellen. Doch konnte die Lok weder anhand ihrer<br />

Abmessungen, noch durch ihren Namen identifi ziert<br />

Schnellzuglok „Magdeburg“ von 1872<br />

Fürstenportal Anhalter Bahnhof: Wenn man den Lokschuppen<br />

1 betritt, fällt sofort das 5 m hohe Fürstenportal<br />

des zerstörten Anhalter Bahnhofs ins Auge. Dieser Eingang<br />

war in der Kaiserzeit den höchsten Herrschaften vorbehalten<br />

und ist jetzt hier für jedermann zu durchschreiten.<br />

Ölgemälde „Vollendungsarbeiten an einer Lokomotive“<br />

von 1874, Original: Eine gewisse Faszination geht<br />

werden. An den Radkästen ist vermutlich der Name des<br />

Modellbauers und das Baujahr eingraviert: „C. Kahlbau<br />

MAGDEBURG 1872.“ Das Modell mit versilberter Oberfl<br />

äche im Maßstab 1:18 ist sicherlich für Repräsentationszwecke<br />

gebaut worden. Man kann davon ausgehen,<br />

dass es seinerzeit in einem Direktorenzimmer damaliger<br />

Fabriken oder Eisenbahngesellschaften gestanden hat.<br />

Das Modell steht für die typische Schnellzuglok-Bauart<br />

um 1870.<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 5


Schnellzuglokomotive „B. Leipa“<br />

Schnellzuglokomotive „B. Leipa“, Modell: Das Modell<br />

im Maßstab 1:12 stammt aus dem Jahre 1877 und<br />

stellt die Schnellzuglokomotive „B. Leipa“ der Böhmischen<br />

Nordbahn von 1875 dar.<br />

Stephensons Lokomotive „Rocket“ von 1829, Modell:<br />

Die Rocket kann als die erste wirklich brauchbare <strong>Dampf</strong>lokomotive<br />

bezeichnet werden. Zwei Wagen mit einem<br />

Gewicht von 10 t konnte die Lok mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 22,5 km/h ziehen. Am 6. Oktober<br />

1829 gewann sie bei einer Wettfahrt der Liverpool-Manchester-Eisenbahn<br />

den ersten Preis. Verantwortlich für<br />

den Erfolg dieses Lokomotiv-Typs waren der Röhrenkessel,<br />

die außen liegenden Außenzylinder und die selbstregelnde<br />

Feueranfachung durch den Abdampf. Fast alle<br />

<strong>Dampf</strong>l okomotiven sind seitdem mit diesen Eigenschaften<br />

gebaut worden. Das Modell im Maßstab 1:10 stammt aus<br />

dem Jahr 1985.<br />

<strong>Dampf</strong>lokomotive „Der Adler“ von 1835, Modell: Die<br />

erste <strong>Dampf</strong>l okomotive für die erste deutsche Eisenbahnstrecke<br />

von Nürnberg nach Fürth wurde in der englischen<br />

Fabrik von Stephenson gebaut. Dieser hatte mit<br />

seinen „Patentlokomotiven“ seinerzeit fast ein weltweites<br />

Monopol für <strong>Dampf</strong>l okomotiven. Auf diese Weise kam<br />

auch die englische Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll (1435<br />

mm) <strong>auf</strong> den Kontinent. Das ausgestellte Modell wurde<br />

1907 von der Zentralwerkstätte Nürnberg angefertigt.<br />

Papiermodelle preußischer Lokomotivtypen: In einer<br />

Vitrine sind zahlreiche Papiermodelle preußischer Lokomotivtypen<br />

der Jahrhundertwende zu sehen. Sie zeigen<br />

die Vielfalt der damals vorhandenen Lok-Typen. Angefertigt<br />

wurden die Modelle von Jürgen Kegel zwischen 1945<br />

und 1948.<br />

Stephensons Lokomotive<br />

„Rocket“ von 1829<br />

Papiermodelle<br />

preußischer<br />

Lokomotivtypen<br />

Stellwerksbauarten um 1885, Modelle 1:5: Die ausgestellten<br />

Modelle im Maßstab 1:5 zeigen eine Auswahl verschiedener<br />

Stellwerksbauarten um 1885 aus dem Fundus<br />

des Museums. Solche Modelle entstanden zu Demonstrations-<br />

und Ausstellungszwecken.<br />

<strong>Dampf</strong>wagen des Hütteninspektors Krigar von 1816,<br />

Modell: Inspiriert durch eine Studienreise in England ließ<br />

der Hütteninspektor Johann Friedrich Krigar (1774–1852)<br />

im Jahre 1816 bei der Kgl. Eisengießerei in Berlin einen<br />

„<strong>Dampf</strong>wagen“ bauen. Dabei kopierte<br />

er offensichtlich die Lokomotive<br />

Salamanca von John Blenkinsop<br />

aus dem Jahr 1812. Zwei stehende<br />

Zylinder im Kessel wirken mit ihren<br />

Kolben <strong>auf</strong> das Treibzahnrad, das in<br />

eine Zahnreihe an der Außenseite<br />

der Fahrschiene eingreift. Krigars<br />

Lok eignete sich jedoch nicht für die<br />

Grubenbahngleise in Oberschlesien.<br />

Eine stärkere Lok ging 1818<br />

nach Saarbrücken. Hier konnte sie<br />

wegen undichter <strong>Dampf</strong>l eitungen<br />

nicht überzeugen. Das Modell im<br />

Maßstab 1:10 stellt Krigars 1816<br />

gebaute Lok dar.<br />

Görlitzer „Schneekreisel“ von 1907, Modell: Im Lokschuppen<br />

1 befi ndet sich in einer Vitrine das eindrucksvolle<br />

Modell „<strong>Dampf</strong>kreisel-Schneesch<strong>auf</strong>el“ im Maßstab<br />

1:5 wie sie bei der Eisenbahn zur Schneeräumung<br />

verwendet wurde. Sie ist mit einer<br />

stehenden Zweizylinder-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

mit einer Leistung von<br />

etwa 700 PS Leistung zum Antrieb<br />

der Schneeschleuder ausgerüstet.<br />

Die <strong>Dampf</strong>versorgung<br />

wurde vom Kessel der schiebenden<br />

<strong>Dampf</strong>l ok sichergestellt.<br />

Das Schleuderrad beförderte mit<br />

150 Umdrehungen pro Minute den<br />

Schnee etwa 20 m hoch und bis<br />

zu 100 m zur Seite. Der Abdampf<br />

wurde zurück in den Schornstein<br />

der <strong>Dampf</strong>l ok geführt. Das Vorbild<br />

wurde 1907 an die Eisenbahndirektion<br />

Breslau geliefet.<br />

6<br />

<strong>Dampf</strong>l okomotive „Der Adler“ von 1835<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Schwere Schnellzuglok<br />

01 1082 von 1956<br />

Stellwerksbauarten um 1885<br />

<strong>Dampf</strong>wagen der<br />

Hütteninspektors<br />

Krigar von 1816<br />

„Schneekreisel“ von 1907<br />

Schwere Schnellzuglok 01<br />

1082 von 1956 (ehemalige<br />

Stromlinienlokomotive von<br />

1939): „Um 1935 begannen<br />

Planungen der Deutschen<br />

Reichsbahn zu einer Dreizylinder<br />

Version der bekannten<br />

Baureihe 01 für schwere<br />

Fernschnellzüge bis 150<br />

km/h Höchstgeschwindigkeit.<br />

Versuche ließen <strong>auf</strong> einen Zugkraftgewinn von fast<br />

50 Prozent durch die Einführung der Stromlinienverkleidung<br />

hoffen, die aber auch viele Teile der Lok schwerer<br />

zugänglich machte. Die erste Lok dieses Typs wurde<br />

1939 ausgeliefert, weitere 204 Maschinen waren bestellt.<br />

Durch den Kriegsbeginn kam es nur noch zum Bau der<br />

Lokomotiven 01 1052 bis 1105, alle bei Schwartzkopff<br />

in Berlin-Wildau. Sehr bald setzte die Reichsbahn das<br />

Zugtempo drastisch herab und schränkte das Reisen ein.<br />

Teile ihrer Stromschale wurden abgebaut. Bis 1943 waren<br />

Schwere Schnellzuglok 01 1082 von 1956<br />

zuletzt fünf Loks der Reihe 01.10<br />

hier im Bahnbetriebswerk Anhalter<br />

Bahnhof beheimatet. Alle 55<br />

Maschinen befanden sich nach<br />

Kriegsende in den Westzonen.<br />

Die Deutsche Bundesbahn ließ<br />

sie ab 1953 völlig modernisieren.<br />

Die Elektrifi zierung drängte diese<br />

leistungsfähigsten <strong>Dampf</strong>l okomotiven<br />

der DB immer weiter nach<br />

Norddeutschland ab, bis die gesamte Baureihe am 31.<br />

Mai 1975 ausgemustert wurde.<br />

Die ausgestellte Maschine 01 1082 gelangte nach ihrer<br />

Abnahme am 2. Mai 1940 zum Bahnbetriebswerk (Bw)<br />

Bebra und im Dezember 1942 zum Bw Braunschweig.<br />

Vom Frühjahr 1945 bis Mitte März 1948 war sie schadhaft<br />

abgestellt. Das Ausbesserungswerk Frankfurt-Nied<br />

arbeitete nun die Lok mitsamt der Stromlinienverkleidung<br />

<strong>auf</strong>, doch schon im September 1949 entfernte man diese<br />

Hülle. Ab Mai 1948 war die Lok wieder im schweren<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 7


Schnellzugdienst des BW Bebra<br />

zu fi nden. 1956 erhielt sie einen<br />

geschweißten Neubaukessel mit<br />

Verbrennungskammer, zwei Jahre<br />

später eine Ölfeuerung. Von April<br />

1963 bis Oktober 1964 war Kassel<br />

ihre Heimat, dann Osnabrück Hbf.<br />

Im September 1968 ging sie für<br />

vier Jahre nach Hamburg-Altona,<br />

wo sie vor den Schnellzügen nach Westerland in angestrengtem<br />

Einsatz war. Zwei Dienstjahre folgten noch <strong>auf</strong><br />

der Emslandbahnstrecke von Rheine nach Norddeich.<br />

Wenige Monate nach ihrer Abstellung im Oktober 1974<br />

erwarb sie der Berliner Architekt Ralf Schüler, 1986 ging<br />

sie mit Unterstützung der Klassenlotterie in den Bestand<br />

des Museums über.“<br />

Technische Daten: Name: 01 1082 – Verwaltung: Deutsche Reichsbahn – Baujahr:<br />

1940 – Hersteller: BMAG (Schwartzkopff) – Fabriknummer: 11338 – Ausmusterung:<br />

1975 – Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h – Kesseldruck: 16 kp/cm²<br />

– Rostfl äche: 3,96 m² – Leergewicht: 101 t – Wasservorrat: 38 m³ – Ölvorrat:<br />

13,5 t – Länge über Puffer: 24,130 m – Die Angaben gelten für die Umbauversion<br />

Leichte Güterzuglok der Baureihe 50 von 1939: Der Informationstafel<br />

ist zu entnehmen: „Die erste Maschine dieser<br />

Baureihe, die Lokomotive 50 001 lief bereits vom 17.<br />

März bis zum 11. Juli 1939 bei der Lokomotiv-Versuchsanstalt<br />

Grunewald im Probebetrieb. Am 28. Juli 1939 wurde<br />

die Lok von der Deutschen Reichsbahn abgenommen<br />

und dem Bahnbetriebswerk Leipzig-Wahren zugeteilt. Erst<br />

für das Jahr 1966, damals war sie dem Betriebswerk Köln-<br />

Eifeltor zugeteilt, macht das Betriebsbuch der Lok wieder<br />

verlässliche Angaben. Am 3. Juni 1973 erfolgte ein Wechsel<br />

nach Gremberg und am 12. November 1974 wurde die<br />

Lok abgestellt. Kurz dar<strong>auf</strong> folgte die Ausmusterung. Der<br />

Berliner Architekt Ralf Schüler erwarb die Lok und arbeitete<br />

sie wieder <strong>auf</strong>. Im Jahre 1986 wurde diese Maschine<br />

vom Museum gek<strong>auf</strong>t.<br />

Kriegslokomotive der Baureihe 52 von 1942<br />

Technische Daten: Name: 50 001 – Verwaltung:<br />

Deutsche Reichsbahn – Baujahr:<br />

1939 – Hersteller: Henschel &<br />

Sohn, Kassel – Fabriknummer: 24 355 –<br />

Aus musterung: 5.12.1974 – Höchstgeschwindigkeit:<br />

80/80 km/h – Leistung:<br />

1625 PSi – Kesseldruck: 16 kp/cm² – Rostfl<br />

äche: 3,89 m² – Dienstgewicht mit Tender:<br />

136 t – Wasservorrat: 26 m³ – Kohlevorrat:<br />

8 t – Länge über Puffer: 22,940 m<br />

Kriegslokomotive der Baureihe 52 von 1942: Zur<br />

Kriegslokomotive der Baureihe 52 ist <strong>auf</strong> der Infotafel<br />

Folgendes zu lesen: „Die Deutsche Reichsbahn und die<br />

Industrie entwickelten im Sommer 1942 aus der BR 50<br />

die ‚Kriegslok’ der Baureihe 52. Die geringe Achslast von<br />

15 Tonnen war Voraussetzung für ihren Einsatz <strong>auf</strong> allen<br />

Bahnen in Osteuropa. Die Umstellung der Konstruktion<br />

<strong>auf</strong> unübliche Materialien und Produktionsweisen sollte<br />

den Buntmetallverbrauch mindern und höhere Produktionsziffern<br />

ermöglichen. Viele Bauteile entfi elen: Man verzichtete<br />

zum Beispiel <strong>auf</strong> den Speisewasservorwärmer<br />

und nahm dafür einen Mehrverbrauch an Kohle in K<strong>auf</strong>.<br />

Andererseits mussten Frostschutzvorrichtungen für den<br />

Osteinsatz eingebaut werden. Der Übergang von der Baureihe<br />

50 zur Kriegslok erfolgte fl ießend. So wurden frühe<br />

52er-Bauserien noch mit dem Barrenrahmen der Baureihe<br />

50 ausgerüstet, später ging man zum einfacher zu fertigenden<br />

Blechrahmen über. Viele Bauteile waren <strong>auf</strong> eine<br />

Haltbarkeit von nur fünf Jahren ausgelegt.<br />

Im September 1942 hatte Borsig die Prototyplok 52001<br />

fertiggestellt. Innerhalb von zehn Jahren produzierten inund<br />

ausländische Werke mehr als 7.300 Exemplare der<br />

Kriegslok, davon etwa 6.300 für deutsche Bahnen. Bald<br />

nach Kriegsende mussten die Kriegslokomotiven für einen<br />

langfristigen Einsatz umgerüstet werden. Sie sind auch<br />

manchmal als ,Friedenslokomotiven‘ bezeichnet worden,<br />

weil sie in den ersten Jahren nach 1945 in vielen euro-<br />

Leichte Güterzuglok der<br />

Baureihe 50 von 1939<br />

Württembergische<br />

Zahnradlok von 1925<br />

8 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


päischen Ländern zum Wieder<strong>auf</strong>bau beitrugen. Bei der<br />

Deutschen Bundesbahn endete ihr Einsatz bereits 1963.<br />

Dagegen war diese Baureihe für die ehemalige DDR noch<br />

länger unentbehrlich: Dort erhielt eine Anzahl von 52ern<br />

auch moderne Kessel. Erst im Mai 1988 endete bei der<br />

Reichsbahn der planmäßige Einsatz dieser Baureihe.<br />

Die Lokomotive 52 4966 wurde in den Babelsberger Werken<br />

von Orenstein & Koppel gebaut, deren Namen man<br />

damals durch die Firma ,Maschinenbau- und Bahnbedarf-AG‘<br />

ersetzt hatte. Sie wurde im Januar 1944 an die<br />

Reichsbahndirektion Berlin abgeliefert. Nach dem Krieg<br />

erhielt die Lok zur Verbesserung einen Oberfl ächen-Speisewasservorwärmer.<br />

Ab 1. April 1977 ist sie im Bahnbetriebswerk<br />

Berlin-Schöneweide nachgewiesen, wo sie zur<br />

Mitte der achtziger Jahre ausgemustert wurde. Im Herbst<br />

1988 rollte die Lok in das Museum.“<br />

Technische Daten: Name: 52 4966 – Verwaltung: Deutsche Reichsbahn – Baujahr:<br />

1944 – Hersteller: MBA Babelsberg (Orenstein & Koppel) – Fabriknummer:<br />

14 036 – Höchstgeschwindigkeit: 80/80 km/h – Kesseldruck: 16 kp/cm² – Rostfl<br />

äche: 3,89 m² – Leergewicht (der Lok): 76,0 t – Wasservorrat: 30 m³ – Kohlevorrat:<br />

10 t – Länge über Puffer: 22,975 m<br />

Württembergische Zahnradlok von 1925: Zur Württembergischen<br />

Zahnradlok von 1925 berichtete eine weitere<br />

Infotafel: „Für den Zahnstangenabschnitt Honau-Lichtenstein<br />

der Teilstrecke Reutlingen-Münsingen entwarfen die<br />

Maschinenfabrik Esslingen und die Deutsche Reichsbahn<br />

nach dem Ersten Weltkrieg eine schwere Zahnradlok, um<br />

ältere und schwächere Maschinen zu ersetzen. Da der<br />

Konstruktionszeitpunkt vor der Entwicklung der Einheitslokomotiven<br />

lag, weist diese Baureihe noch Länderbahnmerkmale<br />

<strong>auf</strong>. Sie erhielt die Länderbahn-Gattungsbezeichnung<br />

,württembergische Hz‘. Die gesamte Bauserie<br />

bestand nur aus vier Lokomotiven, die zwischen 1923 und<br />

1925 ausgeliefert wurden. Die Reichsbahn reihte sie mit<br />

den Nummern 97 501 bis 504 ein. Es waren die stärksten<br />

deutschen Zahnradlokomotiven.<br />

Kriegslokomotive<br />

der Baureihe 52<br />

von 1942<br />

Württembergische Zahnradlok von 1925<br />

Güterzuglokomotive der österreichischen Südbahn 1860<br />

Die Baureihe 97.5 besitzt ein Vierzylinder-Verbundtriebwerk,<br />

bei dem das innen und oben liegende Zylinderpaar<br />

über ein gut sichtbares Triebwerk im Bereich der ersten<br />

bis dritten Kuppelachse ein Zahnradvorgelege antreibt,<br />

während die unteren beiden Zylinder im Reibungsbetrieb<br />

<strong>auf</strong> die Treibräder wirken. Der <strong>Dampf</strong> wird zur besseren<br />

Energieausbeute zweistufi g gedehnt, zuerst in den unteren,<br />

dann in den oberen Zylindern. Auf Strecken ohne<br />

Zahnstange wird das Zahnradtriebwerk abgeschaltet. Als<br />

besondere Schienenbusse mit Zahnradabtrieb (Baureihe<br />

VT 97) die Steilstrecken eroberten, rollten die <strong>Dampf</strong>l o-<br />

komotiven 1962 <strong>auf</strong>s Abstellgleis. Drei Exemplare dieser<br />

bewährten Konstruktion blieben erhalten, davon zwei in<br />

Museen: 97 502 in Bochum-Dahlhausen und die hier ausgestellte<br />

97 504. Letztere war seit 1962 für ein Berliner<br />

Verkehrsmuseum reserviert; sie stand lange Zeit in Horb,<br />

Freudenstadt und zuletzt in Kornwestheim. Am 2. Juli<br />

1988 traf die Maschine im Schlepp einer Diesellok wohlbehalten<br />

in Berlin ein.“<br />

Technische Daten: Name: 57 504 – Verwaltung: Deutsche Reichsbahn/Württemberg<br />

– Baujahr: 1925 – Hersteller: Maschinenfabrik Esslingen – Fabriknummer:<br />

4142 – Ausmusterung: September 1962 – Höchstgeschwindigkeit: 50/12<br />

km/h – Kesseldruck: 14 kp/cm² – Rostfl äche: 2,5 m² – Leergewicht (der Lok):<br />

62,2 t – Wasservorrat: 7 m³ – Kohlevorrat: 3 t – Länge über Puffer: 11,870 m<br />

Güterzuglokomotive der österreichischen Südbahn<br />

1860: Auch über die Güterzuglokomotive der österreichischen<br />

Südbahn berichtet eine Informationstafel:<br />

„Zwischen 1860 und 1872 ließ die kaiserlich-königlich<br />

privilegierte österreichische Südbahn bei mehreren<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 9


Fabriken eine größere Serie von<br />

dreiachsigen Güterzuglokomotiven<br />

nach einer Konstruktion der Lokomotivfabrik<br />

Wiener Neustadt bauen.<br />

Eine Besonderheit des Entwurfs<br />

war der Außenrahmen, so dass die<br />

Achsen über ,Hall‘sche Kurbeln‘<br />

von den Treibstangen bewegt werden<br />

müssen.<br />

Insgesamt wurden 205 Maschinen<br />

dieses Typs gebaut, die zunächst<br />

als Reihe 23, später als Reihe 29<br />

bezeichnet wurde. Nach dem Ende<br />

der Donaumonarchie 1918 gingen<br />

erhebliche Stückzahlen der Reihe<br />

29 an Italien, Jugoslawien und<br />

Ungarn. Auch die private Graz-Köfl acher Bahn in Österreich<br />

besaß insgesamt 19 Maschinen dieses Typs. Seit<br />

den dreißiger Jahren setzte sie noch vier Maschinen mit<br />

den Nummern 671, 674, 677 und 680 im Rangierdienst<br />

und vor Güterzügen ein. 1966 wurde das letzte dieser<br />

Fahrzeuge ausgemustert.<br />

Die Lokomotive Nr. 680 hatte ein besonderes Schicksal:<br />

1962 fuhr sie mit eigener Kraft <strong>auf</strong> Reklametour durch die<br />

Bundesrepublik Deutschland, um für den Film „Der General“<br />

mit Buster Keaton zu werben. Bei diesem Einsatz<br />

geriet sie auch in die große Hamburger Sturmfl ut. Damals<br />

bemühte sich der Verein ,Verkehrsmuseum Berlin‘ um<br />

diese Maschine; 1966 konnte er sie übernehmen. Das<br />

Fahrzeug wurde nun in seine Hauptbauteile zerlegt und<br />

nacheinander in München, in Neuenmarkt-Wirsberg<br />

und in Bamberg eingelagert. 1987 konnte die Maschine<br />

endlich nach Berlin geholt werden. Durch Lehrlinge der<br />

Waggon-Union in Borsigwalde wurde sie wieder zusammengesetzt<br />

und l<strong>auf</strong>fähig gemacht.“<br />

Technische Daten: Name: „Nr. 680“ – Verwaltung: Österr. Südbahn – Baujahr:<br />

1860 – Hersteller: StEG/Haswell – Fabriknummer: 513 – Ausmusterung: 1965 –<br />

Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h – Kesseldruck: 9 kp/cm² – Rostfl äche: 1,59 m²<br />

– Leergewicht der Lok: 34 Mp – Wasservorrat: 8,5 m³ – Kohlevorrat: 8 t – Länge<br />

über Puffer: 14,246 m<br />

Preußische Omnibuslokomotive T O<br />

von 1883<br />

wiederum in Verbundausführung.<br />

Damals war August v. Borries der<br />

Lok-Dezernent in Hannover. Gleichzeitig<br />

entfi el das Gepäckabteil mangels<br />

Bewährung. Nachträglich wurde<br />

diese Bauart als Gattung T O in<br />

die „Normalien“ für Eisenbahn-Betriebsmittel<br />

<strong>auf</strong>genommen. Sie war<br />

die erste Maschine in Preußen mit<br />

Heusingersteuerung.<br />

Die Lok ,Hannover 1907‘ wurde<br />

anfangs <strong>auf</strong> der Strecke Hannover-<br />

Soltau verwendet. Sie erhielt 1906<br />

die Bezeichnung „Hannover 6003“.<br />

1917 wurde sie an eine Konservenfabrik<br />

in Raunheim (Main) verk<strong>auf</strong>t,<br />

wo sie bis 1932 in Betrieb blieb. Mitglieder des Deutschen<br />

Lokomotivbild-Archivs Darmstadt retteten die Rarität 1936<br />

vor der Verschrottung. Die Reichsbahn ließ sie mit Unterstützung<br />

der Firma Henschel im Ausbesserungswerk<br />

Tempelhof herrichten. 1938 erhielt sie einen Platz im Verkehrs-<br />

und Baumuseum, an dem sie unversehrt die Zeiten<br />

überdauerte.“<br />

Technische Daten: Name: T O „Hannover 1907“ – Verwaltung: Königlich Preußische<br />

Eisenbahn-Verwaltung – Baujahr: 1883 – Hersteller: Henschel & Sohn,<br />

Cassel – Fabriknummer: 1603 – Ausmusterung: 1932 – Höchstgeschwindigkeit:<br />

65 km/h – Kesseldruck: 12 kp/cm² – Rostfl äche: 0,80 m² – Leergewicht der Lok:<br />

17,2 Mp – Wasservorrat: 2,4 m³ – Kohlevorrat: 0,84 t – Länge: 6,400 m<br />

Preußische Omnibuslokomotive T O von 1883<br />

Preußische Omnibuslokomotive T O von 1883: Zur<br />

preußischen Omnibuslokomotive T O berichtet die Infotafel<br />

Folgendes: „Als „Omnibuszüge“ bezeichnete man vor<br />

über hundert Jahren sehr leichte und sehr kurze Lokalzüge,<br />

die mit möglichst geringem Aufwand den Personen-<br />

verkehr abseits der großen Verkehrsströme<br />

bedienten. Mit dem Anwachsen des Verkehrs<br />

verlagerte sich ihr Betätigungsfeld<br />

<strong>auf</strong> Nebenbahnen. Omnibuszüge gab es<br />

auch im Umfeld von Berlin. Sie bestan-<br />

den meist aus einer kleinen Lokomotive<br />

(ähnlich einer Trambahn-Lok) und nur<br />

einem Wagen. Diese waren häufi g doppelstöckig;<br />

Gepäck- oder Güterwagen wurden<br />

nicht mitgeführt. Ferner gab es B<strong>auf</strong>ormen mit Aufl iegerwagen,<br />

die mit der Lok eine triebwagenähnliche Verbindung<br />

eingingen sowie <strong>Dampf</strong>triebwagen.<br />

1880 erschienen vier Prototypen einer neuartigen 1A-<br />

Zweizylinder-Verbundlok mit Gepäckabteil, von der auch<br />

ein Modell ausgestellt ist. Nach eingehender Erprobung<br />

durch die Direktion Hannover lieferte Henschel 1883 zehn<br />

ähnliche Maschinen nach überarbeitetem Entwurf aus,<br />

Die Lokomotive „Beuth“ von Borsig<br />

10 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Omibuslokomotive von 1880,<br />

Modell: Das Modell im Maßstab<br />

1:5 zeigt eine der 1880 gebauten<br />

vier Prototypen einer neuartigen<br />

1A-Zweizylinder-Verbundlok mit<br />

Gepäckabteil. Das Modell der<br />

Omnibuslok wurde dem Verkehrs-<br />

und Baumuseum 1906<br />

vom Lieferwerk gestiftet.<br />

Die Lokomotive „Beuth“ von Borsig<br />

Die Lokomotive „Beuth“ von Borsig: Die von August<br />

Borsig 1844 konstruierte Lokomotive Beuth mit der Werknummer<br />

24 gilt als die erste eigenständig in Deutschland<br />

entwickelte <strong>Dampf</strong>l okomotive. Sie galt für die nachfolgenden<br />

zehn Jahre als der Prototyp schneller deutscher<br />

Lokomotivkonstruktionen. Eine angetriebene Achse und<br />

zwei L<strong>auf</strong>achsen sowie ein Stehkessel sorgten für vergleichsweise<br />

hohe Geschwindigkeiten. August Borsig gab<br />

der Lok den Namen Beuth. Christian Peter Wilhelm Beuth<br />

war Leiter der preußischen Gewerbeakademie. Dieser<br />

hatte Borsig prophezeit, dass aus ihm nie etwas werden<br />

würde. Die Lok ist als Nachbau im Deutschen Technikmuseum<br />

Berlin ausgestellt.<br />

Die Lokomotive Beuth besitzt gegenüber der Lokomotive<br />

Adler größere und außen liegende Zylinder. Auf diese Weise<br />

konnte <strong>auf</strong> eine <strong>auf</strong>wändig herzustellende Kropfachse<br />

verzichtet werden. Die Treibstangen der Zylinder wirken<br />

direkt <strong>auf</strong> das in der Mitte liegende Treibrad über exzentrisch<br />

<strong>auf</strong> dem Rad angebrachte<br />

Zapfen. Auf diese Weise sind<br />

die Zapfenlager zum Abschmieren<br />

und zur Kontrolle leichter<br />

zugänglich. Der höhere <strong>Dampf</strong>verbrauch<br />

des Antriebs erforderte<br />

einen leistungsstärkeren<br />

und größeren <strong>Dampf</strong>kessel in<br />

Form eines Stehkessels mit hoch liegendem <strong>Dampf</strong>dom,<br />

welcher typisch für alle frühen Borsig-Konstruktionen ist.<br />

Auch das hintere L<strong>auf</strong>rad unter dem offenen Führerhaus<br />

kommt bei vielen späteren Konstruktionen zum Einsatz.<br />

1844 wurde die Beuth <strong>auf</strong> der Berliner Gewerbeausstellung<br />

ausgestellt und anschließend bei der Berlin-Anhaltischen-Eisenbahn<br />

eingesetzt. Insgesamt 71 Exemplare<br />

dieser Bauart wurden bereits in einer Art Serieproduktion<br />

hergestellt. Sie fanden im gesamten norddeutschen<br />

Raum Verwendung. Als Weiterentwicklung der Beuth<br />

ging die Borussia von 1844 unter anderem <strong>auf</strong> der Köln-<br />

Mindener Eisenbahn in Betrieb. Weitere damalige Hersteller<br />

nahmen sich die Beuth als Vorbild. Die Beuth wurde<br />

nach ihrer Ausmusterung verschrottet. Der Nachbau, der<br />

heute in der Ausstellung des Deutschen Technikmuseums<br />

Berlin zu sehen ist, wurde 1912 detailgetreu rekonstruiert.<br />

2010 wurde der Nachbau in der Sonderausstellung „Adler,<br />

Rocket und Co.“ zum 175. Geburtstag der Eisenbahn in<br />

Deutschland im Verkehrsmuseum in Nürnberg gezeigt.<br />

Technische Daten: Hersteller: August Borsig – Baujahr: 1844 – Ausmusterung:<br />

1864 – Bauart: 1A1 n2 – Länge über Puffer: 11,53 m – Dienstmasse: 14,4 t – Höchstgeschwindigkeit:<br />

42 km/h – Kesselüberdruck: 5,5 kp/cm² – Rostfl äche: 0,83 m²<br />

Modell einer Omibuslokomotive von 1880<br />

Preußische Personenzuglokomotive<br />

P 8<br />

Preußische Personenzuglokomotive P 8 (Bauart<br />

1914): Robert Garbe, Lokomotivdezernent der Eisenbahndirektion<br />

Berlin, befasste sich 1905 mit dem Entwurf<br />

einer dreifach gekuppelten Personenzuglokomotive mit<br />

Heißdampfkessel, wie ihn der Ingenieur Wilhelm Schmidt<br />

zur Verbesserung der Wärmewirtschaft vorgeschlagen<br />

hatte. Mit der zunächst als Schnellzuglok gedachten Gattung<br />

P 8 erhielten die Preußischen Staatsbahnen eine<br />

universell einsetzbare und zuverlässige Maschine, deren<br />

Kessel und Triebwerk gut <strong>auf</strong>einander abgestimmt waren.<br />

Mehr als dreitausend Einheiten wurden davon gebaut. Die<br />

Maschinen wurden durch die beiden Weltkriege über fast<br />

ganz Europa verteilt und verschiedentlich auch nachgebaut.<br />

1973/74 verschwanden die letzten P 8 bei den deutschen<br />

Bahnverwaltungen, übrigens fast zeitgleich mit ihren<br />

„Nachfolgerinnen“ der Baureihen 23 und 23 10 .<br />

Die im Deutschen Technik Museum Berlin ausgestellte<br />

Maschine der Gattung P 8 ging 1919 neu zur Direktion<br />

Danzig und erhielt dort die Betriebsnummer 2441. Bald<br />

dar<strong>auf</strong> wechselte die Lok in den Bezirk Stettin und hieß<br />

nun „Stettin 2536“. Als 1925 das Reichsbahn-Nummernschema<br />

in Gebrauch kam, wurde die Gattung P 8 zur<br />

Baureihe 38 10-40 , und die Lok wurde nun als 38 2425 geführt.<br />

Ende 1932 und Anfang 1944 kann sie im Bahnbetriebswerk<br />

Stolp (Direktion Stettin) nachgewiesen werden,<br />

wo sie auch noch im Januar 1945 gewesen sein soll.<br />

Die Polnischen Staatsbahnen nannten die Lokomotive<br />

nach Kriegsende Ok 1-296. Stationiert war sie nun in Warschau,<br />

Siedlce, Jarocin, Gniezno (früher Gnesen), Pila<br />

(Schneidemühl) und Miedzyrzec (Meseritz). Um 1952/53<br />

fuhr sie beachtliche monatliche L<strong>auf</strong>l eistungen von durch-<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 11


Heeresfeldbahnlokomotive von 1944<br />

Hanomag-Gelenklokomotive, Typ Garratt von 1928<br />

Tenderlokomotive „Kiel“ von 1872<br />

schnittlich 8500 km. Im Frühjahr 1979 endete ihr Einsatz<br />

mit der Beförderung eines Sonderzuges für Eisenbahnfreunde<br />

aus der Bundesrepublik. 1980/81 diente sie dann<br />

in Krzyz (Kreuz) als Heizlok. Im Frühjahr 1986 nahm das<br />

Museum die von ihrem Betriebseinsatz deutlich gekennzeichnete<br />

Lok in seinen Fahrzeugbestand <strong>auf</strong>.<br />

Technische Daten: Name: „Danzig 2441“ – Verwaltung: Preußische Staatsbahn<br />

– Baujahr: 1919 – Hersteller: Schichau, Elbing – Fabriknummer: 2739 – Ausmusterung:<br />

14.11.1981 – Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h – Kesseldruck:<br />

12 kp/cm² – Rostfl äche: 2,64 m² – Leergewicht der Lok: 70,7 Mp – Wasservorrat:<br />

21,5 m³ – Kohlevorrat: 7 t – Länge: 18,590 m<br />

Hanomag-Gelenklokomotive, Typ Garratt von 1928: Die<br />

im Lokschuppen 2 ausgestellte Garatt-Lokomotive ist eine<br />

von zwölf der SAR Class NGG13-Lokomotiven, welche von<br />

Hanomag in Hannover für die South African Railways für<br />

das dortige 610 mm Streckennetz gebaut wurden.<br />

Die Bauart Garratt ist eine spezielle <strong>Dampf</strong>l okomotiven-<br />

Bauart, welche mit zwei separaten Fahrwerken samt eigenem<br />

<strong>Dampf</strong>triebwerk und Tender ausgerüstet ist. Der<br />

vordere Tender führt das Wasser mit. Der hintere Tender<br />

ist wegen des benachbarten Führerhauses mit Kohle beschickt.<br />

Triebgestelle sind durch einen Brückenrahmen<br />

verbunden, <strong>auf</strong> dem sich der <strong>Dampf</strong>kessel und der Führerstand<br />

befi nden. Namensgeber<br />

dieser Bauart ist der Ingenieur<br />

Herbert William Garratt, der<br />

diese zusammen mit der Firma<br />

Beyer, Peacock & Co. in Manchester<br />

entwickelte und herstellte.<br />

In den 1920jahren lieferten<br />

auch deutsche Hersteller Lokomotiven<br />

dieser Bauart. Garratt-<br />

<strong>Dampf</strong>l okomotiven eigneten sich besonders <strong>auf</strong> Strecken<br />

mit leichtem Oberbau und engen Bögen da sie genügend<br />

Zugkraft für schwere Züge <strong>auf</strong>brachten.<br />

Technische Daten: Name: 78/NGG 13 – Verwaltung: South African Railways –<br />

Baujahr: 1929 – Hersteller: Hanomag, Hannover – Fabriknummer: 10630 – Ausmusterung:<br />

um 1981 – Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h – Kesseldruck: 12,6 kp/<br />

cm² – Rostfl äche: 1,8 m² – Leergewicht der Lok: 54,5 t – Wasservorrat: 8,1 m³<br />

– Kohlevorrat: 4 t – Länge: 14,764 m<br />

Heeresfeldbahnlokomotive von 1944, verladen <strong>auf</strong><br />

Plattformwagen: Im Zweiten Weltkrieg plante das Deutsche<br />

Reich, die Landwirtschaft in der besetzten Ukraine<br />

mit einem Netz von Schmalspurbahnen auszubeuten.<br />

Dafür sollten 2000 Exemplare des Lokomotivtyps „KDL“<br />

(Kriegsdampfl okomotive) für 750 mm Spurweite gebaut<br />

werden. Dabei handelt es sich um eine kleine Heißdampflokomotive<br />

mit Schlepptender. Eine Serie dieser Maschinen<br />

wurde bei der belgischen Fabrik „Société Franco-<br />

Belge“ in La Croyère in Auftag gegeben. Bis 1945 wurden<br />

nur etwa 50 Stück davon gebaut.<br />

Die ausgestellte Heeresfeldbahnlokomotive „HF 2822“<br />

kam nicht mehr nach Russland. Nach dem Krieg stand<br />

sie in Österreich <strong>auf</strong> verschiedenen Bundesbahnstrecken<br />

unter der Nummer 699.02 im Einsatz. Seit ihrer Ausmusterung<br />

im Jahre 1973 gehörte<br />

sie zum Bestand einiger eisenbahnhistorischer<br />

Sammlungen.<br />

Von 1994 bis 1996<br />

wurde sie <strong>auf</strong> der Insel Rügen<br />

gezeigt. Seitdem befi ndet sie<br />

sich als Geschenk des Sammlers<br />

Walter Seidensticker in<br />

Berlin.<br />

12 Hanomag-Gelenklokomotive,<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

Typ Garratt von 1928


In der Ausstellung soll die Maschine <strong>auf</strong> die Rolle der<br />

Eisenbahn bei der Ausplünderung der Sowjetunion zwischen<br />

1941 und 1944 hinweisen. Dazu ist die schmalspurige<br />

<strong>Dampf</strong>l ok <strong>auf</strong> einen regelspurigen Flachwagen<br />

der Deutschen Reichsbahn verladen, wie dies früher zum<br />

Versand dieser Lokomotiven über längere Strecken üblich<br />

war. Der zugehörige Tender mit Kohle- und Wasservorräten<br />

befi ndet sich noch bei einer Museumsbahn im Einsatz.<br />

Tenderlokomotive „Kiel“ von 1872: Die Hannoversche<br />

Maschinenbau-AG, vormals Egestorff (1868 – 1871 zum<br />

Strousberg-Imperium gehörend), baute 1872 bis 1874<br />

sechs dieser leichten Tenderlokomotiven mit den Fabrik-<br />

Nummern 991–996. Die Maschinen erhielten zunächst<br />

keine Betriebsnummern, sondern Städtenamen. Wie bei<br />

zweiachsigen Loks üblich, war die hintere Achse angetrieben.<br />

Auffallend sind die weit vorgezogenen seitlichen<br />

Vorratskästen. Technisch besteht eine Verwandtschaft<br />

zu ähnlichen Konstruktionen der Maschinenbauanstalt<br />

Karlsruhe. Wenn auch die Kessellage noch sehr niedrig<br />

ist, so erkennt man doch schon die Hinwendung zu neuzeitlicheren<br />

Formen: Immerhin liegen zwischen der „Pfalz“<br />

und der „Kiel“ bereits 20 Jahre. Die erst 1870 in Privatbesitz<br />

übergegangenen Braunschweigischen Staatseisenbahnen<br />

(nun Braunschweigische Eisenbahn-Gesellschaft)<br />

kamen 1885 zur Preußischen Staatsbahn. Die Lok<br />

„Kiel“ ging nach der Übernahme damals an die Direktion<br />

Hannover und erhielt dort die Betriebsnummer 1417. Im<br />

Jahre 1898 teilte man sie dem Direktionsbezirk Cassel zu,<br />

wo sie 1899 in „Cassel 1467“ umgezeichnet wurde. Bereits<br />

1901 verk<strong>auf</strong>te die Staatsbahn diese Lok an die Zuckerfabrik<br />

Nörten bei Göttingen; über sechzig Jahre tat sie<br />

noch <strong>auf</strong> der Werksbahn Dienst. Während dieser Zeit sind<br />

einige Veränderungen an den Kessel<strong>auf</strong>bauten vorgenommen<br />

worden. So wurde der Schornstein verkürzt und<br />

der <strong>Dampf</strong>dom umgebaut. Mit Unterstützung von Dr. Erhard<br />

Born und Professor Friedrich Mölbert wurde die Lok<br />

1963 für ein zukünftiges Berliner Verkehrsmuseum gestiftet.<br />

Sie stand ab 1964 in Göttingen, später lange Jahre in<br />

Holzminden und Hameln im Schuppen. Nach über zwanzigjährigem<br />

Dornröschenschlaf kam sie am 11. Juli 1985<br />

<strong>auf</strong> einem Straßentiefl ader zum Berlin-Anhalter Bahnhof,<br />

wo sie zunächst provisorisch untergestellt wurde.<br />

Technische Daten: Name: „Kiel“ – Verwaltung: Braunschweigische Eisenbahn<br />

Gesellschaft – Baujahr: 1872 – Hersteller: Hannoversche Maschinenbau A.G. –<br />

Fabriknummer: 996 – Ausmusterung: 1963 – Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h<br />

– Kesseldruck: 10 kp/cm² – Rostfl äche: 0,74 m² – Leergewicht der Lok: 23,5 Mp<br />

– Wasservorrat: 2,67 m³ – Länge über Puffer: 7,7 m<br />

Leichte Nebenbahn-Tenderlokomotive mit stehendem<br />

Kessel von 1911: Nach der Jahrhundertwende zu 1900<br />

wurden einige <strong>Dampf</strong>l okomotiven für den leichten Nebenund<br />

Kleinbahndienst gebaut.<br />

Diese kann man als Nachfolger<br />

der ersten „Omnibuslokomotiven“<br />

betrachten, wie zum<br />

Beispiel die im Berliner Technik<br />

Museum ausgestellte T O aus<br />

dem Jahre 1883. Zu diesen<br />

Nachfolgern gehört auch die<br />

nach ihrem Erfi nder benannte<br />

„Kittel-Lokomotive“ aus Württemberg.<br />

Leichte Nebenbahn-Tenderlokomotive mit<br />

stehendem Kessel von 1911<br />

Die nach Plänen des Maschinenmeisters Eugen Kittel gebauten<br />

<strong>Dampf</strong>triebwagen und Kleinlokomotiven wies als<br />

besonderes Merkmal die effi ziente Einmannbedienung<br />

aus. Eugen Kittel entwickelte den stehenden Kessel des<br />

Franzosen Serpollet weiter. Die Maschinenfabrik Eßlingen<br />

rüstete mit diesem weiterentwickelten Kessel eine Kastenlok<br />

mit 120 PS Leistung und zwei gekuppelten Achsen aus.<br />

Eine vier Fahrzeuge umfassende Lieferung ging 1908 an<br />

die Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft. Diese gab die<br />

vier Maschinen jedoch 1910 wieder zurück. Nach umfangreichen<br />

Umbauten wurden die Lokomotiven dann von den<br />

Kgl. Württembergischen Staatseisenbahnen erworben.<br />

Die ausgestellte „Kleinlok 2“ war zwischen dem 29.07.1911<br />

und dem 15.08.1917 nacheinander in Tübingen und Ulm<br />

im Einsatz. Nach 127867 in dieser Zeit zurückgelegten Kilometern<br />

gab die Bahngesellschaft die Maschine an einen<br />

Händler ab. Bis 1970 war sie dann noch <strong>auf</strong> der Anschlussbahn<br />

des Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerkes beschäftigt.<br />

Dort erhielt sie 1961 einen neuen nach den ursprünglichen<br />

Zeichnungen geschweißten Kessel. Im Jahre 1970<br />

erfolgte die Ausmusterung. Danach wurde die Lokomotive<br />

an den Deutschen Eisenbahn-Verein übergeben. Dieser<br />

ließ die Lok von 1971 bis 1982 bei der <strong>Dampf</strong>eisenbahn<br />

Weserbergland <strong>auf</strong> der Strecke Rinteln-Stadthagen einsetzen.<br />

Das Deutsche Technik Museum Berlin erwarb die<br />

Lok 1984 und zeigte sie 1985 <strong>auf</strong> der Jubiläumsausstellung<br />

in Nürnberg. Am 23.12.1985 traf die Lok „KL 2“ <strong>auf</strong><br />

einem Eisenbahntiefl ader in Berlin ein.<br />

Technische Daten: Name: „KL 2“ – Verwaltung: Württembergische Staatsbahnen<br />

– Baujahr: 1911 (Umbau) – Hersteller: Maschinenfabrik Eßlingen – Fabriknummer:<br />

8401 – Ausmusterung: 1970/1982 – Höchstgeschwindigkeit: 55 km/h –<br />

Kesseldruck: 12 kp/cm² – Rostfl äche: 0,88 m² – Leergewicht der Lok: 20,2 t –<br />

Wasservorrat: 3,3 m³ – Kohlevorrat: 0,7 t – Länge: 6,70 m<br />

Feldbahnlokomotive von 1903 (Kolonialbahnlok): Zum<br />

Einsatz in Fabriken, in der Landwirtschaft und in schwierigem<br />

Gelände wurden leichte Eisenbahnen von schmaler<br />

Spurweite gebaut. Besonders verbreitet in den Plantagen<br />

der Kolonien war die 600 mm<br />

Spur. Die Lokomotivfabriken<br />

Krupp und Orenstein & Koppel<br />

lieferten viele Feldbahnlokomotiven<br />

in alle Welt. Um die<br />

Entwicklung neuer Typen und<br />

die Lieferung von Ersatzteilen<br />

zu erleichtern, stellte Orenstein<br />

& Koppel, Berlin, schon<br />

zur Jahrhundertwende eigene<br />

„Normalien“ (Typenreihen-Mus-<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 13<br />

Tenderlokomotive „Kiel“ von 1872


terzeichnungen) für Feldbahnlokomotiven <strong>auf</strong>. Aus dieser<br />

Entwicklungsreihe stammt auch der ausgestellte Zweikuppler,<br />

dessen kurzer Radstand einen guten Bogenl<strong>auf</strong><br />

ermöglichte. Später entwickelte die Fabrik eine weitere<br />

Typenreihe mit dem bekannten „Trompetenschornstein“<br />

(Kobelschornstein). Diese Maschinen wurden bis nach<br />

Asien, Afrika und Südamerika geliefert.<br />

Die im Museum ausgestellte Lok mit rund 50 PS Leistung<br />

kam fabrikneu zu den „Minas de Utrillas“ in Nordspanien,<br />

wo sie viele Jahrzehnte ihren Dienst als Grubenlok vor<br />

Kohlenzügen leistete. Nach ihrer Ausmusterung wurde sie<br />

1984 von der Museumseisenbahn Paderborn erworben<br />

und in ihr Ursprungsland zurückgeholt. 1985 k<strong>auf</strong>te das<br />

Museum für Verkehr und Technik die Maschine und überführte<br />

sie nach Berlin.<br />

Technische Daten: Name: ohne – Verwaltung: Minas de Utrillas – Baujahr: 1903 –<br />

Hersteller: – Orenstein & Koppel, Berlin – Fabriknummer: 1166 – Ausmusterung:<br />

vor 1984 – Höchstgeschwindigkeit: 18 km/h – Kesseldruck: 12 kp/cm² – Rostfl<br />

äche: 0,4 m² – Leergewicht der Lok: 6,8 t – Wasservorrat: 0,7 m³ – Kohlevorrat:<br />

0,46 t – Länge: 4,58 m – Spurweite: 600 mm<br />

Führerstand der preußischen Schnellzuglok S 3 (um 1900)<br />

Henschel-Baulokomotive Typ „Riesa“ als Trümmerbahn:<br />

Die Lokfabrik Henschel entwickelte schon ab 1905<br />

ein Standardprogramm für zweiachsige Feldbahnlokomotiven<br />

mit Leistungen zwischen 40 und 250 PS für Fabriken<br />

und das Bauwesen. Als Spurweiten waren üblicherweise<br />

600 mm und 900 mm vorgesehen, es gab aber auch Ausnahmen.<br />

Der Typ „Riesa“ (70 PS) wurde serienmäßig für<br />

600 mm Spurbreite angeboten und hundertfach gebaut.<br />

Diese 1949 gebaute Henschel-Feldbahnlok des Typs<br />

„Riesa“ kam ab Fabrik zur Sandgrube Richard Winter<br />

in Horrem (Raum Köln-Bonn). Nach ihrer Ausmusterung<br />

stand sie ab etwa 1980 <strong>auf</strong> einem Spielplatz in Bergheim<br />

(Erft). 1984 erwarb die Museumseisenbahn Paderborn<br />

diese Lok, wodurch ihr die Zerstörung erspart blieb.<br />

1985 ging sie in den Besitz des Museums für Verkehr<br />

und Technik über.<br />

Sie dient hier als Stellvertreterin der zahlreichen Baustellenlokomotiven<br />

an Deichen, Autobahnen und Munitionsfabriken,<br />

<strong>auf</strong> die man früher wegen des Mangels an geeigneten<br />

Lastkraftwagen und Kraftstoffen nicht verzichten<br />

konnte. Ab 1945 mussten sie zum Abtransport von Unmengen<br />

an Schuttmassen aus den zerstörten Städten <strong>auf</strong><br />

Feldbahnen mit beachtlichen Streckennetzen planmäßig<br />

verwendet werden. Mitunter wurden als Trümmerbahnen<br />

sogar Straßenbahnlinien herangezogen. Typisch für die<br />

deutschen Trümmerbahnen waren kleine, zweiachsige<br />

Feldbahnlokomotiven: Der Typ „Riesa“ war häufi g unter<br />

ihnen zu fi nden.<br />

Technische Daten: Name: ohne – Verwaltung: Sandgrube R. Winter – Baujahr:<br />

1949 – Hersteller: Henschel & Sohn, Kassel – Fabriknummer: 28 514 – Ausmusterung:<br />

um 1970 – Höchstgeschwindigkeit: ca. 20 km/h – Kesseldruck:<br />

12 kp/cm² – Rostfl äche: 0,5 m² – Leergewicht der Lok: 8,3 t – Wasservorrat:<br />

0,8 m³ – Kohlevorrat: 0,6 t Länge über Kupplung: 4,8 m – Spurweite: 600 mm<br />

Führerstand der preußischen Schnellzuglok S 3 (um<br />

1900): Mit dem ausgestellten Teilstück einer typischen<br />

Schnellzuglokomotive der Jahrhundertwende sollten einst<br />

junge Eisenbahner über den Aufbau und die Bedienung<br />

einer <strong>Dampf</strong>l ok unterrichtet werden. Es stammt aus dem<br />

frühen Verkehrs- und Baumuseum.<br />

Das Exponat repräsentiert die Schnellzuglok-Gattung S<br />

3, von der verschiedene Hersteller zwischen 1892 und<br />

1904 weit mehr als tausend Einheiten gebaut hatten, und<br />

die damals den Schnellzugdienst in Preußen fast allein<br />

bestritten. Der Entwurf geht zurück <strong>auf</strong> August von Borries<br />

(1852–1906), den Lokomotivdezernenten der Eisenbahndirektion<br />

Hannover, und seinen während einer Amerikareise<br />

1891 gemachten Beobachtungen. Besonderes<br />

Merkmal: das voranl<strong>auf</strong>ende Drehgestell. Die Deutsche<br />

Reichsbahn übernahm 1920 nur noch 28 dieser Lokomotiven,<br />

denn sie waren inzwischen durch die modernen<br />

S 10-Gattungen abgelöst worden. Der ausgestellte<br />

Führerstand hatte von 1906 bis 1985 seinen Standplatz<br />

Feldbahnlokomotive von 1903 (Kolonialbahnlok)<br />

Henschel-Baulokomotive Typ „Riesa“ als Trümmerbahn<br />

14 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


im „Hamburger Bahnhof“ von Berlin.<br />

Vermutlich wurde er eigens dafür<br />

angefertigt. 1930 wurde er zu<br />

Ausbildungszwecken mit einer „induktiven<br />

Zugbeeinfl ussung“ ausgerüstet,<br />

die das Überfahren haltzeigender<br />

Hauptsignale verhindern<br />

soll und notfalls den Zug selbstständig<br />

bremst. 1940 ersetzte die heute<br />

noch bei DB gebräuchliche Variante<br />

„Indusi“ (System VES 1939) die<br />

ältere Einrichtung an der Lok. Die<br />

Anlage wird im Museum allerdings<br />

nur noch im Bezug <strong>auf</strong> den Führerstand<br />

komplett gezeigt. Mit der S 3<br />

hatte das Zugsicherungssystem übrigens nichts zu tun.<br />

Der Führerstand im Museum diente, nachdem er technisch<br />

veraltet war, lediglich als Kulisse für diese damals<br />

hochmoderne Technik.<br />

Technische Daten: Name: (Gattung S 3) – Verwaltung: Preußische Staatsbahn –<br />

Baujahr: vor 1907 – Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h – Kesseldruck: 12 kp/cm²<br />

– Rostfl äche: 2,32 m² – Leergewicht der Lok: 45,33 t – Wasservorrat: 21,5 m³ –<br />

Kohlevorrat: 7,0 t – Länge über Puffer: 17,561 m<br />

GASAG-Werkbahnlokomotive<br />

von 1901 (T3)<br />

GASAG-Werkbahnlokomotive von 1901 (preußische<br />

Tenderlok T 3): Die kleine preußische Lokomotivgattung<br />

T 3 ist eine der bekanntesten deutschen Lokbaureihen.<br />

Allein die Preußische Staatsbahn beschaffte von 1881<br />

bis 1910 insgesamt 1345 Exemplare. Allerdings sind nicht<br />

alle dreiachsigen Rangierlokomotiven mit einem ähnlichen<br />

Aussehen als „T 3“ zu bezeichnen. Dies lässt sich<br />

nur <strong>auf</strong>grund der Abmessungen beurteilen, die aber auch<br />

innerhalb der T 3-Gattung noch verändert wurden. Die<br />

einfachen und sparsamen Maschinen wurden anfangs<br />

überwiegend im leichten Nebenbahn-Streckendienst verwendet,<br />

aber durch die Geschwindigkeitserhöhung bei<br />

den preußischen Nebenbahnen <strong>auf</strong> 50 km/h ab 1904 wurden<br />

sie in den Rangierdienst abgedrängt. Sie waren auch<br />

<strong>auf</strong> vielen Privat- und Werkbahnen vertreten und dort vielfach<br />

bis in die sechziger Jahre im Einsatz.<br />

Bei der Lok GASAG Nr. 1 handelt es sich um eine T 3 der<br />

„dritten Staatsbahnausführung“ mit verlängertem und verstärktem<br />

Rahmen. Ihr ganzes Lokomotivleben<br />

verbrachte sie mit dem<br />

Verschub schwerer Kohlezüge im<br />

Gaswerk Mariendorf. Nach 65 Jahren<br />

stellte die GASAG die Lok außer<br />

Dienst und stiftete sie 1966 für ein<br />

zukünftiges Berliner Verkehrsmuseum.<br />

Nachdem die Lok mehrere Jahre<br />

im Schuppen einer Zehlendorfer<br />

Anschlussbahn stand, wurde sie im<br />

August 1986 zum Anhalter Güterbahnhof<br />

überführt.<br />

Technische Daten: Name: „Lok 1“ – Verwaltung:<br />

GASAG – Baujahr: 1901 – Hersteller: Schwartzkopff,<br />

Berlin – Fabrikationsnummer: 3019 – Ausmusterung:<br />

1966 – Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h – Kesseldruck: 12 kp/cm² – Rostfl ä-<br />

che: 1,36 m² – Leergewicht der Lok: 27,3 t – Wasservorrat: 5,0 m³ – Kohlevorrat:<br />

2,0 t – Länge über Puffer: 8,78 m<br />

Leichte württembergische Rangierlok von 1899: Für<br />

den leichten Rangierdienst im Stuttgarter Hauptbahnhof<br />

beschafften die Württembergischen Staatsbahnen zwischen<br />

1896 und 1904 insgesamt zehn kleine zweiachsige<br />

Tenderlokomotiven von rund 100 PS Leistung. Es<br />

gab zwei Ausführungen dieser als „württembergische T“<br />

(nicht „T 2“) bezeichneten Gattung, deren jüngere Variante<br />

sich hauptsächlich durch den Übergang in der Führerhausrückwand<br />

vom Vorläufer unterschied. Von der älteren<br />

B<strong>auf</strong>orm (sechs Exemplare) kam 1920 noch ein Fahrzeug<br />

als 88 7401 zur Deutschen Reichsbahn, wurde aber<br />

bald ausgemustert. Eine weitere Maschine überlebte ihre<br />

„Schwester“ um viele Jahre: Diese als „T 1005“ bei den<br />

Württembergischen Staatsbahnen geführte Lok gehört<br />

ebenfalls zur älteren Ausführung und wurde nach dem<br />

Ersten Weltkrieg an einen Industriebetrieb verk<strong>auf</strong>t. Ihre<br />

Betriebsgenehmigung als Werkslokomotive der „Fürstlich<br />

Hohenzollernschen Hüttenverwaltung in Laucherthal“ (bei<br />

Sigmaringen) datiert vom 7. Oktober 1921. Mehr als fünf<br />

Jahrzehnte war sie dort im Einsatz. 1977 fand sich für die<br />

nun überfl üssig gewordene Lok ein neues Aufgabenfeld.<br />

Die Darmstädter Museumsbahn holte die Maschine und<br />

konnte sie weiter in Betrieb halten. 1979 wechselte die<br />

Lok nach Neuenmarkt-Wirsberg, wo sie beim dortigen<br />

Führerstand der preußischen Schnellzuglok S 3 (um 1900)<br />

GASAG-Werkbahnlokomotive von 1901 (T3)<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 15


Leichte württembergische<br />

Rangierlok von 1899<br />

<strong>Dampf</strong>l okmuseum unter <strong>Dampf</strong> vorgeführt wurde und<br />

Führerstandsmitfahrten ermöglichte. Als 1981 die Kesselfrist<br />

ablief, wurde die Lok abgestellt. 1986 erwarb das Museum<br />

für Verkehr und Technik diesen Winzling und holte<br />

ihn am 29. Oktober 1986 nach Berlin.<br />

Technische Daten: Name: „T1005“ – Verwaltung: Württemberg. Staatbahnen –<br />

Baujahr: 1899 – Hersteller: Maschinenbaugesellschaft Heilbronn – Fabrikationsnummer:<br />

374 – Ausmusterung: 1977/1981 – Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h<br />

– Kesseldruck: 12 kp/cm² – Rostfl äche: 0,51 m² – Leergewicht der Lok: 14 t<br />

– Länge über Puffer: 6,38 m<br />

Schmalspurlok der Eisenbahn-Brigade von 1918/1919:<br />

Nach den Erfahrungen des Deutsch-Französischen<br />

Krieges von 1870/71 stellte Preußen allmählich zwei Brigaden<br />

der Eisenbahntruppe <strong>auf</strong>, die als Teil der neuen<br />

„Verkehrstruppe“, galten. Diese Eisenbahnpioniere waren<br />

bis 1914 in Schöneberg bei Berlin und in Hanau stationiert.<br />

Zu ihrer Ausrüstung gehörten in einer Zeit, als der<br />

Straßenlastwagen noch geringe Bedeutung hatte, viele<br />

Schienen und Fahrzeuge in der Spurweite von 600 mm,<br />

um damit im Stellungskrieg Soldaten, Munition und Verpfl<br />

egung direkt an die Front zu transportieren. Urlauber<br />

und Verwundete wurden mit diesen Bahnen in die Etappe<br />

zurückgebracht. Auch andere Kriegsmächte besaßen solche<br />

Bahnen. Nachdem man in Preußen ursprünglich kleine<br />

Doppellokomotiven beschafft hatte, wurden 1907 bis<br />

1919 diese vierachsigen „Brigade-Lokomotiven“ in mehr<br />

als dreitausend Exemplaren gebaut und an allen Fronten<br />

eingesetzt. Sie wurden zur deutschen „Schützengraben-<br />

Lokomotive“. Die Konstruktion mit Lenkachsen nach System<br />

Klien-Lindner für enge Gleisbögen hat sich gut bewährt<br />

und wurde nach dem Ersten Weltkrieg <strong>auf</strong> vielen<br />

Kleinbahnen weiterhin genutzt. Heute ist dieser robuste<br />

Maschinentyp auch bei Museumsbahnen beliebt.<br />

Die spärlichen Unterlagen geben kaum Auskunft über Herkunft<br />

und Werdegang unseres Exemplars. Die Lok besitzt<br />

einen 1919 bei Borsig gebauten Kessel einer als „HF 2500“<br />

(später in Polen „Tx 209“) bezeichneten Brigadelok, Englischen<br />

Quellen zufolge wurde unsere Lok am Ende des<br />

Ersten Weltkrieges als „HF 2630“ abgeliefert, in Polen erhielt<br />

sie die neue Bezeichnung „Tx 203“. Sie lief nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg <strong>auf</strong> der Forstbahn von Carna Bialystocka<br />

bei der Forstverwaltung (OKL) in Hajnówka unweit<br />

der polnischen Ostgrenze. Während dieser Zeit ist auch der<br />

Kesseltausch mit der Tx 209 im Kesselbuch vermerkt worden.<br />

1985 wurde sie aus Mitteln der Lottostiftung erworben.<br />

Preußische Tenderlokomotive T 9³ von 1900: Gewachsene<br />

Zugleistungen <strong>auf</strong> den preußischen Nebenbahnen<br />

verlangten Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />

nach einer dreifach gekuppelten Tenderlok.<br />

Nach den Gattungen T 9 und T 91 mit der Achsfolge C1'<br />

entstanden weitere Bauarten,<br />

die T 9² und T 9³, beide<br />

jedoch mit umgedrehter<br />

Achsfolge. Die Gattung T 9³<br />

wurde ab 1900 in großen<br />

Stückzahlen beschafft; 2055<br />

Loks allein in Preußen. Erst<br />

Anfang der sechziger Jahre<br />

verschwanden die letzten<br />

Exemplare bei Bundesbahn<br />

und Reichsbahn von den<br />

Schmalspurlok der Eisenbahn-Brigade von 1918/1919<br />

Gleisen. Im Berliner Raum wurde die T 9³ vornehmlich<br />

<strong>auf</strong> der Ringbahn als Güterzuglokomotive, aber auch <strong>auf</strong><br />

vielen Nebenstrecken und vor allem <strong>auf</strong> Privatbahnen<br />

eingesetzt. Aus dieser Type gingen unter Robert Garbes<br />

Einfl uss die Bauarten T 11 und T 12 hervor, die bis zur<br />

Elektrifi zierung der Stadtund<br />

Ringbahn 1928 die<br />

Hauptlast des Nahverkehrs<br />

<strong>auf</strong> den Berliner Eisenbahngleisen<br />

trugen. Die hier<br />

gezeigte Lok rollte 1903<br />

fabrikneu als „Frankfurt<br />

1938“ an den Main und hieß<br />

ab 1906 „Frankfurt 7265“.<br />

Nach dem Kriegsende<br />

1918 soll sie in Polen<br />

16 Leichte württembergische<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

Rangierlok von 1899


Technische Daten: Name: „Frankfurt 7265“ – Verwaltung: Preußische Staatsbahn<br />

– Baujahr: 1903 – Hersteller: Hohenzollern, Düsseldorf – Fabriknummer: 1542<br />

– Ausmusterung: um 1980 – Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h – Kesseldruck:<br />

12 kp/cm² – Rostfl äche: 1,53 m² – Leergewicht: 46,5 t – Wasservorrat: 7,0 m³ –<br />

Kohlevorrat: 2,0 t – Länge über Puffer: 10,70 m<br />

Preußische Güterzuglokomotive der Gattung T9.3 von 1903<br />

Preußische Tenderlokomotive<br />

T 9³<br />

von 1900<br />

Preußische Güterzuglokomotive der Gattung T9.3<br />

von 1903, Modell: Dieses Modell aus dem Jahre 1967<br />

im Maßstab 1:10 soll zeigen, wie das im Lokomotivschuppen<br />

des Deutschen Technikmuseums Berlin ausgestellte<br />

Originalfahrzeug bei seiner Ablieferung einmal ausgesehen<br />

hat.<br />

Preußische Schnellzuglokomotive S 10 von 1911:<br />

Nachfolgende Informationen sind ebenfalls den <strong>auf</strong>gestellten<br />

Infotafeln entnommen: Da der wachsende<br />

Schnellzugverkehr nach der Jahrhundertwende immer<br />

höhere Leistungen verlangte, musste in Preußen eine<br />

dreifach gekuppelte Schnellzuglokomotive entwickelt werden.<br />

Robert Garbe, der „geistige Vater“ der Gattung P 8,<br />

trat für eine vergrößerte Ausführung dieses Typs mit nur<br />

zwei Zylindern ein. Da man aber damit ein zu starkes „Zucken“<br />

der Lokomotive befürchtete, wurde die Leistung <strong>auf</strong><br />

mehrere Zylinder verteilt. Im Gegensatz zu den süddeutschen<br />

Ländern wagte man in Preußen damals auch noch<br />

nicht den Sprung zur „Pacifi c-Lokomotive“ mit der hinteren<br />

L<strong>auf</strong>achse. Für die erste Version, die Gattung S 10, wählte<br />

man ein Vierzylindertriebwerk mit einstufi ger <strong>Dampf</strong>dehnung,<br />

dessen unwirtschaftliche Arbeitsweise damals<br />

schon recht unbeliebt war. So folgten weitere Versionen<br />

mit Vierzylinderverbundmaschine und mit Dreizylindertriebwerk<br />

(S 101 und S 102), die zeitlich fast parallel mit<br />

der S 10 und ebenfalls in größeren Stückzahlen beschafft<br />

wurden. Die S 10 genügte im norddeutschen Flachland<br />

völlig den Anforderungen. Mit ihrem mäßig hohen Achsdruck<br />

war sie <strong>auf</strong> sehr vielen preußischen Hauptbahnen<br />

verwendbar und war auch bald verbraucht. 1937 besaß<br />

die DR nur noch sieben Maschinen; bis 1951 wurden die<br />

letzten bei DB und DR ausgemustert.<br />

Preußische Schnellzuglokomotive<br />

S 10 von 1911<br />

als Werkslok „8002“ im Einsatz gestanden haben. Genauere<br />

Daten sind bisher nicht bekannt. 1941 verleibte<br />

sie sich die Deutsche Reichsbahn im Rahmen einer<br />

gro ßen Umzeichnungsaktion als 91 936 (Zweitbesetzung)<br />

wieder ein. 1945 kam sie abermals nach Polen<br />

und hieß von nun an „Tki 3-112“. Beheimatet war sie in<br />

Kostrzyn (früher Küstrin), Gorzow, Gniezno (Gnesen),<br />

Jarocin, Pleszew und Poznań (Posen).<br />

Ein Großteil der Tki 3-Maschinen wurde ab September<br />

1954 an Werksbahnen verk<strong>auf</strong>t, so auch unsere Maschine.<br />

Spätestens ab 1956 stand sie im Dienst eines<br />

metallverarbeitenden Werkes innerhalb des Eisenhüttenkomplexes<br />

im Raum Czenstochau. Bis zu ihrer<br />

Abstellung 1980 wurde sie dort in Poraj eingesetzt.<br />

Im Frühjahr 1986 kam sie zusammen mit einer P 8<br />

nach Berlin.<br />

Preußische Schnellzuglokomotive S 10 von 1911<br />

Die Lokomotive S 10 „Breslau 1008“ wurde 1911 in Dienst<br />

gestellt und hatte ab 1925 die Nummer 17 008. Im Jahre<br />

1933 war die Lok in Düsseldorf (Hbf) stationiert. Bereits<br />

1934 wurde sie außer Betrieb genommen und im Ausbesserungswerk<br />

Brandenburg-West als Museumsstück hergerichtet,<br />

<strong>auf</strong>geschnitten und beschriftet. Vom 11. März<br />

1935 bis zum 5. Juni 1985 stand die Lok <strong>auf</strong> elektrisch<br />

angetriebenen L<strong>auf</strong>rollen im Verkehrs- und Baumuse-<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 17


um von Berlin. Die Maschine wurde sodann<br />

vom „Hamburger Bahnhof“ mit dem<br />

Straßentiefl ader nach Neukölln verbracht.<br />

Im Herbst 1988 rollte sie <strong>auf</strong> eigenen Rädern<br />

über die Ringbahn zum Anhalter Güterbahnhof<br />

und gelangte so ins Deutsche<br />

Technikmuseum Berlin.<br />

Technische Daten: Name: „Breslau 1008“ –Verwaltung: Preußische<br />

Staatsbahn – Baujahr: 1911 – Hersteller: – Schwartzkopff,<br />

Berlin – Fabriknummer: 4760 – Ausmusterung: 1935 –<br />

Höchstgeschwindigkeit: 110 km/h – Kesseldruck: 14 kp/cm²<br />

– Rostfl äche: 2,86 m² – Dienstmasse: 80.9 t – Wasservorrat:<br />

31,5 m³ – Kohlevorrat: 7,0 t – Länge über Puffer: 20,75 m<br />

STATIONÄRE DAMPFMASCHINEN<br />

her. Borsig versah die Lokomotive<br />

mit der Fabriknummer 1 und dem<br />

Namen „Borsig“. Die Maschine hatte<br />

die Achsfolgebauart 2A1, einen<br />

Innenrahmen und schrägliegende<br />

Außenzylinder. Sechs weitere<br />

Maschinen dieser Bauart wurden<br />

1842 an die Berlin-Stettiner Eisenbahn<br />

und die Oberschlesische<br />

Eisenbahn geliefert. Bis 1843 bestellten<br />

preußische Bahnen 18<br />

Borsig Balancier-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

<strong>Dampf</strong>l okomotiven. Im Jahr 1844<br />

stellte Borsig <strong>auf</strong> der Berliner Industrieausstellung<br />

bereits seine 24. Lokomotive vor. Es<br />

war die Beuth, die erste eigenständig in Deutschland entwickelte<br />

Lokomotive.<br />

Borsig Balancier-<strong>Dampf</strong>maschine: Wenn der Besucher<br />

das Fürstenportal durchschritten hat, fällt der Blick<br />

unmittelbar <strong>auf</strong> die im Moabiter Borsig-Werk hergestellte<br />

Balancier-<strong>Dampf</strong>maschine, die im Jahr 1859 zum Antrieb<br />

einer Getreidemühle nach Spremberg bei Cottbus geliefert<br />

wurde. Bestellt wurde die Maschine für eine Leistung<br />

von 35 PS. Zuletzt wurde sie mit 135 PS betrieben. Nach<br />

54-jähriger Betriebszeit wurde sie zurückerworben und<br />

im Borsig-Werk Tegel hinter dem historischen Borsig-Tor<br />

als Denkmal <strong>auf</strong>gestellt. Heute kann die Maschine mittels<br />

Elektromotor für Vorführungen in Bewegung gesetzt<br />

werden.<br />

Borsig – ein deutscher Unternehmer: Der deutsche Unternehmer<br />

Johann Friedrich August Borsig (1804–1854)<br />

gründete nach seiner langjährigen Arbeit in der Eisengießerei<br />

von Franz Anton Egells am 22. Juli 1837, dem Tag<br />

des ersten erfolgreichen Gusses, eine eigene Gießerei<br />

und Maschinenbau-Anstalt. In den Anfangsjahren baute<br />

Borsig <strong>Dampf</strong>maschinen für den eigenen Bedarf und<br />

für andere Unternehmen. Ebenso entstanden Kunst- und<br />

Baugussteile. Im Jahre 1839 erfolgten erstmals Reparaturen<br />

an <strong>Dampf</strong>l okomotiven der Berlin-Potsdamer-Eisenbahn.<br />

1840 stellte Borsig die erste eigene Lokomotive<br />

Balancier-<strong>Dampf</strong>maschine von 1860: Etwas versteckt<br />

in der Eingangshalle des Museums steht eine Balancier-<strong>Dampf</strong>maschine.<br />

Die Maschine, eine Leihgabe des<br />

Science Museums London, besticht durch ihr stilvolles<br />

Aussehen und die klassischen Formen. Die Mittelsäule<br />

erinnert an antike Tempelsäulen.<br />

Technische Daten: Erbauer: Thomas Horn, Westminster – Baujahr: 1860 –<br />

Kesseldruck: 3 Atü – Hochdruckzylinder: 8,41 Zoll/20,95 cm – Niederdruckzylinder:<br />

16 Zoll/40,6 cm – Drehzahl: 50 U/min – Schwungraddurchmesser:<br />

10 Fuß/3,05 m – Riemenraddurchmesser: 6 Fuß/1,83 m – Gewicht: 12 t<br />

Lokomobile, Modell: Direkt neben der Balancier-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

von Borsig steht das funktionstüchtige Modell<br />

einer Lokomobile im Maßstab 1:10. Es wurde 1923 von R.<br />

Lokomobile, Modell<br />

Borsig Balancier-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

18 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


zurückerworben und im Fabrikhof<br />

der Borsigwerke in Berlin-<br />

Tegel als Denkmal <strong>auf</strong>gestellt.<br />

Im Jahre 1986 wurde sie dem<br />

Museum übergeben.<br />

Stehende <strong>Dampf</strong>maschine<br />

im Museumsinnenhof<br />

Patzelt gebaut und 1992 von G. Frenzel gründlich überholt.<br />

Lokomobilen wurden in der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts vor allem für die Landwirtschaft entwickelt.<br />

Die Maschine war <strong>auf</strong> den Kessel montiert, welcher in der<br />

Regel <strong>auf</strong> einem Fahrgestell mit Rädern ruhte. Zudem<br />

gab es, wie in dem ausgestellten Modell nachgebildet,<br />

die ortsfesten Lokomobilen ohne Fahrgestell. Wegen ihrer<br />

kompakten Bauweise wurden sie vor allem in Kleinbetrieben<br />

eingesetzt, die sowohl Wärme als auch mechanische<br />

Energie benötigten. Beispiele dafür sind Textilbetriebe,<br />

Wäschereien, Druckereien und Tischlereien.<br />

Stehende <strong>Dampf</strong>maschine (im Museumshof): Im Museumsinnenhof<br />

steht zwischen den beiden Lokschuppen<br />

eine dem Besucher nicht zugängliche große stehende<br />

Einzylinder-<strong>Dampf</strong>maschine. Die Maschine kann jedoch<br />

durch die Fenster von Lokschuppen 2 betrachtet werden.<br />

Die Maschine wurde von Borsig für das eigene Stahlwerk<br />

„Borsigwerk“ in Oberschlesien gebaut und dort als Luppenwalzenzugmaschine<br />

im Puddelwerk bei der Stahlerzeugung<br />

eingesetzt. Bei einer Drehzahl von 70 U/min und<br />

einem Betriebsdruck von 4,5 kp/cm² leistete sie 287 PS.<br />

Im Jahre 1922 wurde die Maschine vom Herstellerwerk<br />

Balancier-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

von 1860<br />

(Foto: Klaus-Uwe Hölscher<br />

Schleppdampfer Kurt Heinz<br />

DAMPFSCHIFFFAHRT<br />

Schleppdampfer Kurt Heinz:<br />

Im Jahre 1970 wurde der ehemalige<br />

Schleppdampfer Kurt<br />

Heinz zu einem Schubschlepper<br />

umgebaut. Dazu war es erforderlich,<br />

eine Schubschulter<br />

am Steven zu montieren sowie<br />

<strong>auf</strong> der Steuerbordseite eine<br />

Gewinderatsche und <strong>auf</strong> der<br />

Backbordseite einen Poller anzubringen. Auf diese Weise<br />

konnte das zu schiebende Schiff (der Schubprahm) durch<br />

das Kupplungsseil mit dem Schlepper zur Schubeinheit<br />

verbunden werden. Das Deck des Schubschleppers Kurt<br />

Heinz ist begehbar. Offene Lucken und Plexiglasscheiben<br />

ermöglichen einen Einblick auch in den Maschinenraum.<br />

<strong>Dampf</strong>maschine des Seitenraddampfers Marie, 1878:<br />

Die Verbund-Kondensationsmaschine des <strong>auf</strong> dem Ammersee<br />

verkehrenden Seitenraddampfers Marie wurde<br />

von Escher & Wyss in Zürich gebaut. Bei der oszillierenden<br />

<strong>Dampf</strong>maschine schwingen der Hochdruck- und<br />

der Niederdruckzylinder um eine hohle Achse, welche<br />

der Zu- und Ableitung<br />

des <strong>Dampf</strong>es dient. Somit<br />

können Pleuelstange und<br />

Kreuzkopf entfallen. Dies<br />

wiederum ermöglicht eine<br />

für Flussschiffe vorteilhafte<br />

platzsparende und<br />

niedrige Bauweise. Diese<br />

<strong>Dampf</strong>maschine wird den<br />

interessierten Museumsbesuchern<br />

regelmäßig<br />

vorgeführt. Dabei kann deutlich das Schwingen der Zylinder<br />

beobachtet werden. Ebenso bekommt man einen<br />

Einblick wie die Kolbenstange die Kurbelwelle antreibt.<br />

Die außerhalb des Schiffes liegenden Sch<strong>auf</strong>elräder waren<br />

direkt mit der Kurbelwelle verbunden. Von 1879 bis<br />

1907/1908 war die <strong>Dampf</strong>maschine ständig in Betrieb.<br />

<strong>Dampf</strong>maschine des<br />

Seitenraddampfers<br />

Marie, 1878<br />

<strong>Dampf</strong>maschine des Seitenraddampfers Luitpold,<br />

1887: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stieg der Ausfl<br />

ugsverkehr <strong>auf</strong> dem Chiemsee rapide an. Die Münchener<br />

Firma J. A. Maffei erhielt den Auftrag, diesen Seitenraddampfer<br />

zu bauen, welcher im Juni 1887 in Prien<br />

am Chiemsee vom Stapel lief und <strong>auf</strong> den Namen des seinerzeit<br />

regierenden Prinzregenten Luitpold get<strong>auf</strong>t wurde.<br />

Bis ins Jahr 1970 verrichtete der <strong>Dampf</strong>er zuverlässig seinen<br />

Dienst.<br />

Die schrägliegende Zweizylinder-Verbundmaschine wiegt<br />

17,5 Tonnen und ist mit einer Klugschen Umsteuerung<br />

ausgerüstet, welche eine Veränderung der <strong>Dampf</strong>füllung<br />

des Hochdruckzylinders zwischen 32 und 66 Prozent<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 19


<strong>Dampf</strong>maschine des Seitenraddampfers Luitpold, 1887<br />

Maschinenraum der Jean Cousin<br />

Holländisches Binnenschiff Unitas XV, 1911<br />

Schiffsdampfmaschine im Museumspark<br />

ermöglicht. Diese Maschine ist vermutlich<br />

die älteste funktionierende,<br />

schrägliegende Verbundmaschine<br />

Europas. Ein Elektrogetriebe ermöglicht<br />

es, das Prinzip der verstellbaren<br />

Rad sch<strong>auf</strong>eln den Museumsbesuchern<br />

vorzuführen.<br />

Holländisches Binnenschiff Unitas<br />

XV, 1911: Im Jahre 1911 und<br />

unter dem Namen Concordia IX lief<br />

die Unitas XV vom Stapel. Erst in<br />

den 1960er Jahren ging das Binnenschiff nach Rotterdam.<br />

Die Dreifach-Expansions-Diagonalmaschine der<br />

Unitas XV ist noch im Schiffsmittelteil eingebaut. Die sogenannte<br />

Holländerbauart mit schräg liegenden V-förmig<br />

angeordneten Zylindern ist eine Variante der Schraubenschiffsmaschine.<br />

Sie zeichnet sich besonders durch<br />

Platz- und Gewichtsreduzierung aus. Dagegen war die<br />

Maschine bei Reparaturen nur schwer zugänglich. Die<br />

Bug- und Heckteile der Unitas XV befi nden sich im Museumspark.<br />

<strong>Dampf</strong>maschine des Seitenraddampfers<br />

Luitpold, 1887<br />

Holländisches Binnenschiff Unitas XV, 1911<br />

Maschinenraum der Jean Cousin: Die vollständige begehbare<br />

Rekonstruktion des 14 Meter langen Maschinenraums<br />

der als Hafenschlepper eingesetzten Jean Cousin<br />

ist in einem offenen Schiffsspantenraum<br />

untergebracht. Dies ermöglicht<br />

dem Besucher einen guten Einblick<br />

in dieses komplexe Exponat. Gut<br />

zu erkennen ist der <strong>Dampf</strong>kessel<br />

und die aus drei Zylindern bestehende<br />

400 PS starken Triplex-Expansionsdampfmaschine,<br />

welche<br />

eine Schiffsschraube von 2,2 Metern<br />

Durchmesser antrieb. Als Hafenschlepper<br />

unterstützte die Jean<br />

Cousin die ein- und ausl<strong>auf</strong>enden<br />

Schiffe.<br />

Prinz Carl, 1835 – Preußisches<br />

Schlepp- und Passagierschiff,<br />

Modell: Das Modell des ersten eisernen<br />

<strong>Dampf</strong>ers Deutschlands im<br />

Maßstab 1:50 wurde von dem Modellbauer<br />

W. Quurck aus Xanten gebaut und stellt das<br />

preußische Schlepp- und Passagierschiff Prinz Carl dar,<br />

welches 14 Jahre nach dem Bau des ersten eisernen<br />

<strong>Dampf</strong>schiffs, der britischen Aaron Manby, in Berlin-<br />

Moabit vom Stapel lief. Das Seitenraddampfschiff mit einer<br />

Deckslänge von 33,4 m und einer Decksbreite von 5,6<br />

m wurde von der Königlich-Preußischen Seehandlungs-<br />

Societät als Schlepp- und Passagierschiff zwischen Berlin<br />

und Hamburg eingesetzt.<br />

Versuchsboot, um 1785 – amerikanisches <strong>Dampf</strong>boot,<br />

Modell: Zwischen 1785 und 1796 konstruierte der<br />

Amerikaner John Fitch vier verschiedene <strong>Dampf</strong>boote,<br />

die erfolgreich <strong>auf</strong> amerikanischen Binnengewässern<br />

erprobt wurden. Verschiedene Vortriebsarten<br />

kamen zum Einsatz. So<br />

auch die außergewöhnliche Paddelkonstruktion,<br />

die bei dem Modell<br />

im Maßstab 1:25 zu sehen ist.<br />

Das Deck hatte eine Länge von 12<br />

m und eine Breite von 2,3 m. Fitch<br />

20 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Prinz Carl, 1835 –<br />

Preußisches Schleppund<br />

Passagierschiff<br />

Clermont, 1807 – amerikanisches Raddampfschiff<br />

Versuchsboot,<br />

um 1785 –<br />

amerikanisches<br />

<strong>Dampf</strong>boot<br />

Versuchsboot 1804<br />

hatte sich bei der Paddelkonstruktion<br />

an den<br />

Paddeln der nordamerikanischen<br />

Indian Canoes<br />

orientiert.<br />

Clermont, 1807 –<br />

amerikanisches Raddampfschiff,<br />

Modell:<br />

Der Amerikaner Robert<br />

Fulton hatte in Europa<br />

mehrere Versuchsboote<br />

mit <strong>Dampf</strong>antrieb<br />

konstruiert. Er kehrte<br />

1806 nach New York<br />

zurück, um dort das<br />

erste, wirtschaftlich erfolgreiche<br />

<strong>Dampf</strong>schiff<br />

mit 20 PS Leistung<br />

Maschinenraum der Jean Cousin bauen zu lassen. Die<br />

Clermont machte 1807<br />

ihre erste Fahrt <strong>auf</strong><br />

dem Hudson-River und legte die 150 Meilen nach Albany<br />

in 32 Stunden zurück. Die Deckslänge betrug 38,5 m, die<br />

Decksbreite 5 m. Das Modell im Maßstab 1:50 wurde von<br />

L. Seitz gebaut.<br />

Liegende Zweizylinder-<strong>Dampf</strong>maschine, 2. Hälfte 19.<br />

Jahrhundert, Modell: Das funktionstüchtige Modell im<br />

Maßstab 1:25 wurde von M. Keyer gebaut und zeigt einen<br />

Teil des Achterschiffs eines Binnenschiffes. Zu erkennen<br />

ist die Anordnung der liegenden <strong>Dampf</strong>maschine und die<br />

Mechanik zur Kraftübertragung <strong>auf</strong> das Heckrad. Die Maschine<br />

ist mit einer Stephensonsche Kulissensteuerung<br />

ausgestattet, welche eine geregelte <strong>Dampf</strong>zufuhr in beiden<br />

Fahrtrichtungen ermöglicht.<br />

Versuchsboot 1804, Modell: Angeregt durch die Pläne<br />

des amerikanischen <strong>Dampf</strong>bootpioniers John Fitch ließ<br />

der Amerikaner Robert Fulton 1804 in Paris ein Versuchsboot<br />

mit Seitenrädern bauen, so wie das ausgestellte Modell<br />

im Maßstab 1: 50. Der lange Rumpf war von Fulton<br />

durch einen <strong>auf</strong> Deck liegenden Balken verstärkt worden,<br />

um die Längsfestigkeit zu erhöhen. Deckslänge: 17,8 m,<br />

Decksbreite: 3,1 m.<br />

Schiffsdampfmaschine Museumspark: Im Museumspark<br />

ist die große stehende Vierzylinder-Expansionsdampfmaschine<br />

der Rushen Castle aus dem Jahre 1943<br />

ausgestellt. Die Rushen Castle war eine britische Korvette<br />

von 1939. Von der Castle-Klasse wurden etwa 40 Schiffe<br />

gebaut.<br />

Liegende Zweizylinder-<strong>Dampf</strong>maschine,<br />

2. Hälfte 19. Jahrhundert<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 21


Fowler Straßenwalze von 1898.<br />

Foto: Deutsches Technikmuseum Berlin<br />

Borsig-Modell 1:15<br />

Ruthemeyer Straßenwalze von 1926<br />

Foto: Deutsches Technikmuseum Berlin<br />

Lokomotivmodelle<br />

STRASSENDAMPFFAHRZEUGE<br />

<strong>Dampf</strong>walze Schwartzkopff von 1890: Im Depot für<br />

Kommunalverkehr des Deutschen Technikmuseums<br />

Berlin (Monumentenstraße 15) ist neben zahlreichen<br />

Omnibus-Oldtimern eine <strong>Dampf</strong>straßenwalze der Berliner<br />

Maschinenbau AG vorm. L. Schwartzkopff von 1890<br />

ausgestellt. Das Depot ist nur an Tagen der offenen Tür<br />

zugänglich. Der Eintritt ist frei.<br />

Fowler Straßenwalze von 1898: Hersteller: John Folwer,<br />

Herkunft: Schüle Witte Sammlung, Maße: 5,6 x 2,2 x 3 m<br />

Ruthemeyer Straßenwalze von 1926: Hersteller: Ruthemeyer,<br />

Herstellungsort: Soest, Herkunft: Landschaftsverband<br />

Westfahlen–Lippe Westfälisches Freilichtmuseum<br />

Hagen, Maße: ca. 5,6 x 1,85 x 2,8 m. Die Straßenwalze<br />

wurde inzwischen restauriert.<br />

Adresse des Museums<br />

Deutsches Technikmuseum, Trebbiner Straße 9,<br />

10963 Berlin. Tel. +49(0)90254-0, E-Mail: info@sdtb.de,<br />

Internet: www.sdtb.de. Di. bis Fr.: 9.00–17.30 Uhr,<br />

Sa./So.: 10.00–18.00 Uhr. Mo. geschlossen.<br />

Fotos: Manuela Mannek<br />

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22 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Lanz-Lokomobile <strong>auf</strong> dem Gelände<br />

des TÜV Paderborn<br />

DAMPF<br />

<strong>Dampf</strong>technik<br />

in Paderborn<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Zylinder, Kolben und Schwungrad<br />

der Lanz-Lokomobile<br />

Lanz-Lokomobile und<br />

Henschel-<strong>Dampf</strong>walze<br />

Paderborn hat seinen Namen vom gleichnamigen Fluss,<br />

der von einem Brunnen bzw. einer Quelle gespeist wird.<br />

Als Kreisstadt mit ungefähr 120.000 Einwohnern und<br />

Bischofssitz im Regierungsbezirk Detmold in Nordrhein-<br />

Westfalen kann die Stadt <strong>auf</strong> eine ehrwürdige Geschichte<br />

zurückblicken. Paderborn ist die Geburtsstätte des Heiligen<br />

Römischen Reiches Deutscher Nation. Auf dem<br />

Reichstag zu Paderborn im Jahre 799 treffen Karl der<br />

Große und Papst Leo III. zusammen und es entsteht ein<br />

Bündnis zwischen Kaisertum und Papsttum. Bereits ein<br />

Jahr später wird Karl in Rom zum Kaiser gekrönt. 805<br />

wurde Paderborn Bistumssitz und der Bau des Domes begonnen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt starke Schäden,<br />

weist aber heute dennoch eine sehenswerte historische<br />

Bausubstanz <strong>auf</strong>.<br />

Auch einige Zeugnisse der <strong>Dampf</strong>technik sind heute in<br />

Paderborn zu besichtigen. Beginnen wir unseren Rundgang<br />

im Deutschen Traktoren und Modellauto Museum<br />

e. V. Die Sammlung des Spediteurs Oskar Vogel zeigt <strong>auf</strong><br />

über 3.000 m² Ausstellungsfl äche über 100 historische<br />

Traktoren vieler deutscher und amerikanischer Hersteller.<br />

Arbeitende <strong>Dampf</strong>maschinenmodelle, zum Beispiel<br />

Lokomobile mit Dreschmaschine, stellen die Anfänge der<br />

Landtechnik dar.<br />

Besonders eindrucksvoll ist eine originale fahrbare<br />

<strong>Dampf</strong>l okomobile. Sie wurde von der Firma Heinrich Gottlieb<br />

Lanz in Mannheim mit der Fabriknummer 1517 im<br />

Jahre 1889 hergestellt und leistet bei 15 at ca. 25 PS. Natürlich<br />

bildet die Firma Lanz einen Schwerpunkt im Traktorenmuseum<br />

Paderborn. Besonders seltene und wertvolle<br />

Bis zur Versteigerung vor dem Verwaltungsbüro der ehemaligen<br />

Firma Bau-Meier in Elbrinxen <strong>auf</strong>gestellt: Henschel-<strong>Dampf</strong>walze<br />

baugleich mit der Walze in Paderborn<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 23


Lanz-Lokomobile im Deutschen<br />

Traktoren und Modellautomuseum<br />

Paderborn<br />

Seltene Lanz-Exponate: links: Knicklenker-Bulldog (1925);<br />

rechts: Lanz Landbaumotor (1914)<br />

Links: Lanz-Kühlerbulldog (1930);<br />

rechts: Lanz-Raupenschlepper<br />

HR 8 (1936)<br />

Exponate sind der Lanz Landbaumotor<br />

Bauart Seck (1914),<br />

der Knicklenker-Bulldog Typ HP<br />

„Peter“ (1925) und der Lanz-<br />

Raupen-Bulldog HR 8 (1936).<br />

TÜV früher<br />

<strong>Dampf</strong>kessel-<br />

Überwachungsverein<br />

Fabrikschild an der Henschel-<strong>Dampf</strong>walze<br />

in Elbrinxen: 1953 ging die Ära<br />

der <strong>Dampf</strong>walzen zu Ende<br />

Heckseite der Lanz-Lokomobile:<br />

laut Fabrikschild wurde sie<br />

1889 gebaut<br />

Eine weitere Lanz-<strong>Dampf</strong>l okomobile<br />

befi ndet sich <strong>auf</strong> dem<br />

Gelände des Technischen<br />

Überwachungsvereins e. V. in<br />

Paderborn. Dieser Platz ist<br />

deshalb sinnvoll, da die Lokomobile<br />

bis zu ihrer Außerbetriebnahme<br />

vom TÜV überwacht<br />

und kontrolliert wurde.<br />

Die Lokomobile wurde bis zum<br />

Jahresende 1973 in einem Sägewerk<br />

in Fürstenau zum Antrieb<br />

eines Gatters verwendet.<br />

Sie wurde mit der Fabriknummer<br />

38 361 im Jahre 1919 von<br />

der Firma Lanz in Mannheim<br />

gebaut, hat eine Kesselheizfl ä-<br />

che von 14,5 m² und leistet bei<br />

24 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Detail<strong>auf</strong>nahme der<br />

Henschel-<strong>Dampf</strong>walze<br />

Henschel-<strong>Dampf</strong>walze vor dem<br />

Landes-Straßenbauamt in Paderborn<br />

einem Betriebsdruck von 10 at 22 kW bzw. 30 PS. Durch<br />

dieses Technikdenkmal wird gleichzeitig auch an die Ursprünge<br />

des TÜV erinnert, der 1873 als <strong>Dampf</strong>kessel-<br />

Überwachungsverein gegründet wurde. Zu Beginn der<br />

Industrialisierung stellten <strong>Dampf</strong>kessel-Anlagen die wesentlichste<br />

Energiequelle dar. In der Folgezeit wurde der<br />

TÜV mit der Prüfung anderer technischer Anlagen betraut.<br />

Das dritte Zeugnis historischer <strong>Dampf</strong>technik fi nden wir<br />

vor dem Landes-Straßenbauamt in Paderborn. Dort ist<br />

eine <strong>Dampf</strong>walze mit Aufreißhaken <strong>auf</strong>gestellt. Sie war<br />

früher bei der Firma Bau-Meier in Lügde-Elbrinxen (LK<br />

Höxter) im Dienst. Die <strong>Dampf</strong>walze wurde 1950 von der<br />

Firma Henschel in Kassel gebaut (Fabrik-Nr. 5011). Es<br />

handelt sich um eine liegende Zweikurbel-Verbundmaschine<br />

mit 12 at Kesseldruck.<br />

Die ehemalige Firma Bau-Meier besaß noch eine weitere<br />

Henschel-<strong>Dampf</strong>walze gleicher Bauart, Fabrik-Nr.<br />

5063, Baujahr 1953. Sie wurde im Jahre 2004 nach<br />

Großbritannien versteigert. Vorher konnte der Verfasser<br />

diese Maschine noch beim Verwaltungsgebäude der<br />

Firma Bau-Meier in Lügde-Elbrinxen fotografi eren. Deutlich<br />

lesbar ist das Firmenschild der Firma Henschel &<br />

Sohn, Kassel, die im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger<br />

Rüstungsbetrieb war und durch den Bau von Lokomotiven<br />

und Lastkraftwagen bekannt wurde. Im Jahre 1964<br />

übernahm die Rheinstahl AG in Essen die Mehrheit der<br />

Henschel-Aktien und erwarb auch die Hanomag-Werke<br />

in Hannover. 1974 liefen die letzten Henschel-Fahrzeuge<br />

vom Kasseler Band.<br />

Das <strong>Dampf</strong>maschinenregister des Fördervereins <strong>Dampf</strong>maschinenmuseum<br />

e. V. in Hanau-Großauheim (Stand:<br />

August 2006) weist für Deutschland 18 heute noch erhaltene<br />

Henschel-<strong>Dampf</strong>walzen nach. Die jüngste Maschine<br />

ist die Elbrinxer Nr. 5063, Baujahr 1953. Zu dieser Zeit<br />

endete die Ära der <strong>Dampf</strong>walzen, die von Motorwalzen<br />

abgelöst wurden. Die jüngste bekannte <strong>Dampf</strong>walze<br />

Fabrikat Zettelmeyer ist Baujahr 1949. Die Firma Ruthemeyer<br />

in Soest baute bis 1953 <strong>Dampf</strong>walzen.<br />

Adressen<br />

Deutsches Traktoren und Modellauto Museum e. V.<br />

Karl-Schoppe-Weg 8, 33100 Paderborn<br />

Tel. +49(0)5251/490711; Fax +49(0)5251/490712<br />

www.deutsches–traktorenmuseum.de.<br />

Technischer Überwachungsverein Paderborn<br />

In der Talle 7, 33102 Paderborn<br />

Tel. +49(0)5251/141-0; Fax +49(0)5251/141-101<br />

E-Mail: paderborn@tuev-nord.de.<br />

Landes-Straßenbauamt Paderborn<br />

Am Rippinger Weg 2, 33098 Paderborn<br />

Tel. u. Fax. +49(0)5251/692-0<br />

Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 25


DAMPF<br />

Chris König<br />

<strong>Dampf</strong>nostalgie <strong>auf</strong> der Zuckerrohr-Pla<br />

B<br />

eim Wort Kuba denkt man unwillkürlich an karibische<br />

Musik, Oldtimer, Zigarren und Che Guevara.<br />

Und natürlich an Rum. Der wird aus Zuckerrohr<br />

hergestellt. Zuckerrohr ist auch heute noch das<br />

wichtigste Exportgut der kubanischen Landwirtschaft, ob-<br />

wohl die Gesamtproduktion seit 1987 von 9 Mio. Tonnen<br />

<strong>auf</strong> knapp 2,5 Mio. Tonnen zurückgegangen ist. Mit dem<br />

Rückgang der Produktion verschwindet auch ein Relikt<br />

des vergangenen Jahrhunderts aus der Landwirtschaft<br />

Kubas: die <strong>Dampf</strong>l okomotive.<br />

Das Zuckerrohr (lateinisch Saccharum offi cinarum) gehört<br />

zur Familie der Süßgräser. Neben Kartoffeln, Reis<br />

oder Baumwolle gehört auch das Zuckerrohr zu jenen<br />

Pfl anzen, die die Evolution der Menschheit nachhaltig<br />

beeinfl usst haben. Christopher Columbus gelang im Jahr<br />

1493 bei seiner zweiten Reise in die neue Welt, dort<br />

Zuckerrohr erfolgreich anzupfl anzen. Die Karibik entwickelte<br />

sich, <strong>auf</strong>grund nahezu idealer Bedingungen für<br />

die Kultivierung der Pfl anze, ab dem 16. Jahrhundert zu<br />

einem Hauptanbaugebiet.<br />

Schnell wurde der karibische Rohrzucker zu einer wesentlichen<br />

Stütze im Außenhandel. Der sogenannte<br />

Atlantische Dreieckshandel wurde erfunden: afrikanische<br />

26 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Sklaven wurden gegen Zuckerrohr eingetauscht, während<br />

die Erlöse der Produktion nach Kontinentaleuropa<br />

fl ossen. Das Geschäft mit dem grünen Gold entwickelte<br />

sich so vielversprechend, dass beispielsweise Frankreich<br />

1763 <strong>auf</strong> seine kanadischen Anspruchsgebiete<br />

verzichtete. Als Gegenleistung räumten die Briten die Inseln<br />

Guadeloupe, Martinique und St. Lucia, die von nun<br />

an französisches Staatsgebiet waren. Auch Kuba prädestinierte<br />

sich für den Anbau von Zuckerrohr. Wie für<br />

alle anderen Anbaugebiete galt auch für Kuba, dass die<br />

Kultivierung der Plantagen eine sehr harte und gefährliche<br />

Arbeit darstellte. Die Lebenserwartung der bevorzugt<br />

männlichen Sklaven <strong>auf</strong> den Zuckerrohr-Plantagen<br />

war gering. Erst zur Mitte des 19. Jahrhunderts hielt die<br />

Mechanisierung <strong>auf</strong> den Plantagen Einzug. Die Entwicklung<br />

der Eisenbahn und das weitgehend unkomplizierte<br />

Terrain begünstigten auch in Kuba den Aufbau eines<br />

weitreichenden Schienennetzes, um den Transport des<br />

geschlagenen Zuckerrohres zu den Melassefabriken zu<br />

vereinfachen. Ein guter Plantagenarbeiter kann pro Tag<br />

zwischen 15 und 20 Tonnen (!) Zuckerrohr „hacken“ und<br />

wird nach dieser Menge entsprechend entlohnt. Da es<br />

genügend Plantagenarbeiter gab, stellte der Abtransntage<br />

Rafael Freyre in Holguin/Kuba<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 27


port <strong>auf</strong> den Großplantagen erhebliche logistische Anforderungen,<br />

die sich mit der Einführung von Eisenbahnen<br />

lösen ließen.<br />

Obschon am 10. Dezember 1898 von Spanien und am<br />

20. Mai 1902 von den USA unabhängig geworden, dominierten<br />

beide Staaten die Geschicke Kubas bis in die<br />

fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Entsprechend<br />

dem Einfl uss der USA <strong>auf</strong> die Inselrepublik dominierten<br />

in Kuba auch amerikanische <strong>Dampf</strong>l okomotiven.<br />

Vornehmlich waren dies Fabrikate der American Locomotive<br />

Company (ALCO) und von The Baldwin Locomotive<br />

Works (BLW). Letztere hatten sich seit ihrer Gründung<br />

1831 durch Matthias William Baldwin zum weltweit größten<br />

Produzenten von <strong>Dampf</strong>l okomotiven entwickelt. Bis zu<br />

ihrem Umzug nach Eddystone, Pennsylvania, im Jahre<br />

1912, hatte BLW durch zahlreiche Kooperationen mehrfach<br />

ihren Namen wechseln müssen. Zwischen 1839 und<br />

1842 hieß die Firma Baldwin, Vail & Hufty, dann bis 1845<br />

Baldwin & Whitney, 1846<br />

bis 1853 M. W. Baldwin<br />

und dann zwischen 1854<br />

und 1866 M. W. Baldwin &<br />

Co. Nach dem Tod des Firmengründers<br />

1866 wurde<br />

die Firma als M. Baird &<br />

Co. bis 1873 geführt, der<br />

eine neue Umbenennung<br />

in Burnham, Parry, Williams<br />

& Co. (1873–1890) folgte.<br />

Der Nachfolger Burnham,<br />

Williams & Co. fi rmierte<br />

1909 in Baldwin Locomotive<br />

Works um. Bis zum<br />

Ende der Produktion 1956<br />

wurden 70.541 <strong>Dampf</strong>l okomotiven<br />

produziert. Zu den<br />

bekanntesten Exemplaren<br />

gehörten die Lokomotiven<br />

für die Pennsylvania Railroad,<br />

die Baltimore & Ohio Railroad, die Gesellschaft<br />

Atchison, Topeka & Santa Fe und einige Exportmodelle<br />

für das Vereinigte Königreich, Frankreich, Indien, Ägypten<br />

und Kuba.<br />

Für die Plantagenarbeit fertigten die Baldwin Locomotive<br />

Works aus Eddystone, P. A., USA, eine Serie von<br />

2-8-0-Güterzug-<strong>Dampf</strong>l okomotiven in 30 Inch-Schmalspur-Auslegung.<br />

Sie wurden 1919/1920 ausgeliefert und<br />

fanden <strong>auf</strong> verschiedenen Plantagen Verwendung, zuletzt<br />

beispielsweise im Bestand der Zuckerfabrik Central<br />

Rafael Freyre in der Provinz Holguin/Cuba. Diese Zuckerfabrik<br />

gehörte noch im Sommer 2000 zu einem Kollektiv<br />

von 39 derartigen Mühlen (sugar mills), weitere elf Betriebe<br />

griffen zumindest in Spitzenzeiten <strong>auf</strong> <strong>Dampf</strong> zurück.<br />

Im regelmäßigen Betrieb waren demnach rund 50<br />

kleine Eisenbahnlinien in einem Land, das nur 111.000<br />

km² groß ist und von rund 11,4 Mio. Menschen bewohnt<br />

wird. 133 verschiedene <strong>Dampf</strong>l okomotiven zogen regelmäßig<br />

die bis zum Bersten beladenen Güter wagen mit<br />

Zuckerrohr zu den Mühlen. Der Gesamtbestand der<br />

<strong>Dampf</strong>l okomotiven <strong>auf</strong> Kuba wurde damals <strong>auf</strong> rund 300<br />

Exemplare geschätzt. Davon waren 240 einsatzklar oder<br />

zumindest einsatzfähig; die Masse entstammte der Bald -<br />

28<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


win-Fertigung. Die ältesten<br />

Lokomotiven gehörten<br />

zur Fertigung durch Burnham,<br />

Parry, Williams &<br />

Co., etwa eine 0-4-2 von<br />

1878, die modernsten<br />

stellten die 1935 von<br />

den Baldwin Locomotive<br />

Works gefertigten 2-8-2<br />

dar. Die Spurweiten waren<br />

höchst unterschiedlich:<br />

27 ¾ Inch, 30 Inch,<br />

36 Inch und 4 Fuß 8 ½<br />

Inch – entsprechend der<br />

amerikanischen Herkunft<br />

der Lokomotiven. Gleise<br />

und Gerät von Bethlehem<br />

Steel fanden sich in ganz<br />

Kuba.<br />

Mit dem Rückgang der<br />

Zuckerproduktion und der zunehmenden Umstellung<br />

<strong>auf</strong> Diesellokomotiven wurden die älteren Zuckermühlen<br />

sukzessive geschlossen und abgerissen. Die meisten<br />

Lokomotiven konnten <strong>auf</strong> die Verfeuerung von schwerem<br />

Heizöl umgestellt werden. Auch für die Mühle Central<br />

Rafael Freyre kam Anfang des neuen Jahrtausends das<br />

Aus, 2008/2009 wurde die Fabrik abgerissen. Vorher<br />

wurden verschiedene optisch gut erhaltene <strong>Dampf</strong>l okomotiven<br />

einer quasi musealen Nutzung zugeführt:<br />

Engine No. 1. Eine im Oktober 1920 von der ALCO<br />

American Locomotive Company als Werknummer 62542<br />

gebaute <strong>Dampf</strong>l okomotive, die im 5-Sterne-Hotel Playa<br />

Pesquero in Guardalavaca/Provinz Holguin als Denkmal<br />

<strong>auf</strong>gestellt ist. Zur Dekoration der Hotelanlage gehören<br />

ebenfalls verschiedene Güter- und Personenwagen und<br />

ein Verladekran für Zuckerrohr; in einem Park der Anlage<br />

sind die Heizrohre aus einer Baldwin 2-8-0 als Skulptur<br />

<strong>auf</strong>gestellt.<br />

Engine No. 6 „Junucun“. Die im Oktober 1919 von<br />

Baldwin ausgelieferte Werknummer 31375 (Anmerkung<br />

des Verfassers: die Werknummer steht <strong>auf</strong> dem Typenschild<br />

der Lokomotive, ist aber zweifelhaft!) gehörte als<br />

Nummer 1386 zur Zuckermühle Central Rafael Freyre.<br />

Sie wird dauerhaft für Rundfahrten touristisch genutzt.<br />

Engine No. 9 „Bienvenidos a Rafael Freyre“. Die<br />

ehemalige Nummer 1391 ist ein beliebtes Fotomotiv an<br />

der Straßenkreuzung Holguin-Guardalavaca. Sie wurde<br />

1914 bei Baldwin als Werknummer 41468 für die Mühle<br />

Central Santa Lucia gebaut und später von der Central<br />

Rafael Freyre übernommen.<br />

Engine No. 10 „Arroyo Blanco“. Ebenfalls eine Lokomotive<br />

von Baldwin, die 1919 als Werknummer 52380<br />

für die Mühle Central Santa Lucia in Fahrt kam. Dient <strong>auf</strong><br />

dem Betriebsgelände der Central Rafael Freyre neben<br />

zwei weiteren Exemplaren als Ersatzteilspender.<br />

Fotos: Chris König<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 29


DAMPF IM MUSEUM<br />

Dreimaster<br />

„Rickmer Rickmers“<br />

als Museumsschiff an<br />

den St. Pauli-<br />

Landungsbrücken<br />

in Hamburg.<br />

„Grüne Lady“<br />

als schwimmendes<br />

Wahrzeichen<br />

Museumsschiff<br />

„Rickmer Rickmers“<br />

im Hamburger Hafen<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Galionsfi gur am Bug der „Rickmer Rickmers“ in Hamburg.<br />

A<br />

n den St. Pauli-Landungsbrücken im Hamburger<br />

Hafen fällt das historische Segelschiff „Rickmer<br />

Rickmers“ sofort ins Auge. Gilt der „Michel“ als<br />

Wahrzeichen der Hansestadt, könnte man die „Grüne<br />

Lady“ als schwimmendes Pendant bezeichnen. Der stattliche<br />

Dreimaster präsentiert sich den Besuchern „gut in<br />

Schuss“, denn der „Freundeskreis Rickmer Rickmers“<br />

kümmert sich um die Substanzerhaltung des Schiffes.<br />

Dazu gehören auch die Verbesserung der technischen<br />

Ausstattung, Qualitätssteigerung der ständigen Ausstellung,<br />

die Aufwertung des Großseglers durch Eigenveranstaltungen<br />

und der Ausbau und die Pfl ege des Archivs.<br />

Mittlerweile ist die „Grüne Lady“ über einhundert Jahre<br />

alt, was man ihr <strong>auf</strong>grund ihres guten Pfl egezustandes<br />

wohl kaum ansieht. Im Jahre 1896 läuft das Vollschiff<br />

„Rickmer Rickmers“ in Bremerhaven vom Stapel. Mit<br />

kleiner Besatzung kann der Frachtensegler verhältnismäßig<br />

viel Ladung <strong>auf</strong>nehmen, maximal bis zu 3.000 Tonnen.<br />

Die Transportrouten bzw. Rundreisen führen nach<br />

Indochina, Australien, Südamerika, die USA und rund um<br />

Kap Horn.<br />

Im Taifun fast gekentert<br />

Bei einer seiner Fahrten <strong>auf</strong> den Weltmeeren gerät<br />

das Schiff vor dem Kap der Guten Hoffnung im August<br />

1904 in einen Taifun. Da die Ladung verrutscht und die<br />

„Rickmer Rickmers“ zu kentern droht, wird Kapstadt<br />

als Nothafen angel<strong>auf</strong>en. Dort wird das Schiff zur Bark<br />

umgetakelt. Auf der Heimreise von Chile wird die „Max“,<br />

wie das Schiff inzwischen heißt, vom Ausbruch des<br />

Ersten Weltkrieges überrascht und sucht <strong>auf</strong> den Azoren<br />

Zufl ucht.<br />

Anschließend beschlagnahmen die Portugiesen das<br />

Schiff und setzen es bis 1922 als „Flores“ (von lat. Flora =<br />

30 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Blume, Blüte) ein. Die portugiesische Marine übernimmt<br />

den Segler als Schulschiff „Sagres“ (von lat. Sacer =<br />

heilig), installiert zwei Antriebsmaschinen und bildet bis<br />

1962 an Bord Kadetten aus. Nach dieser militärischen<br />

Nutzung wurde der Segler abgetakelt und diente nur noch<br />

als Depotschiff.<br />

Vor dem weiteren Verfall bzw. gar der Verschrottung<br />

wurde das Schiff schließlich noch rechtzeitig bewahrt:<br />

1983 holte der Verein „Windjammer für Hamburg“ das<br />

Schiff nach Hamburg, restaurierte es und baute es zum<br />

Museumsschiff aus. 1987 wird die „Rickmer Rickmers“ in<br />

eine Stiftung überführt und liegt seitdem an den St. Pauli<br />

Landungsbrücken am Fiete-Schmidt-Anleger.<br />

Dreifach-Expansions-<strong>Dampf</strong>maschine von 1938 rechts vorn<br />

und Krupp-6-Zylinder-Dieselmotor von 1930 im Rumpf der<br />

„Rickmer Rickmers“.<br />

Antrieb durch <strong>Dampf</strong> und Diesel<br />

Außer der umfangreichen maritimen Ausstellung in<br />

dem gepfl egten Großsegler sind zwei große Antriebsmaschinen<br />

im Schiffsrumpf besonders sehenswert:<br />

eine Dreifach-Expansions-<strong>Dampf</strong>maschine wurde 1938<br />

von der Firma Christiansen & Meyer, Maschinenfabrik<br />

und Kesselschmiede in Hamburg-Harburg, mit<br />

der Fabrik-Nr. 860 gebaut. Die stehende Dreizylinder-<br />

<strong>Dampf</strong>maschine mit Kolbenschieber-Steuerung leistete<br />

225 PS und stammt aus einem Eimerkettenbagger. Im<br />

Jahre 1930, also 34 Jahre nach dem Stapell<strong>auf</strong>, wurden<br />

in das Schiff zwei Krupp-6-Zylinder-Dieselmotoren<br />

mit je 350 PS eingebaut. Einer davon ist erhalten geblieben<br />

und kann gegenüber der <strong>Dampf</strong>maschine der<br />

„Rickmer Rickmers“ besichtigt werden. Während das<br />

Schiff bei Segelbetrieb, d. h. nur Windkraft, eine maximale<br />

Geschwindigkeit von 4,8 Knoten erreichen konnte,<br />

waren bei Einsatz der beiden Hilfsmaschinen bis zu<br />

8,8 Knoten möglich. Beide Antriebsaggregate lassen sich<br />

bei ausreichender Beleuchtung im Maschinenraum gut<br />

fotografi eren und zeigen den Übergang von <strong>Dampf</strong>kraft<br />

zu Verbrennungsmotoren.<br />

Das Schiff „Rickmer Rickmers“ ist nach dem Enkel des<br />

Gründers der ehemaligen Rickmers-Werft in Bremerhaven<br />

benannt.<br />

Freundeskreis als Förderer<br />

Der Freundeskreis „Rickmer Rickmers“ heißt Gäste an<br />

Bord herzlich willkommen. Außer den Ausstellungen<br />

für historische und technisch Interessierte erwartet die<br />

Be sucher eine gepfl egte Gastronomie in gehobenem<br />

Ambiente. Außerdem sind Förderer und Spenden erwünscht,<br />

um das Museumsschiff, das sich überwiegend<br />

aus Eintrittsgeldern und Pacht fi nanziert, zu erhalten, da<br />

Wind und Wetter an Rigg (Takelage), Decksplanken und<br />

Inneneinrichtung nicht spurlos vorübergehen.<br />

Adressen<br />

„Rickmer Rickmers“: bei den St. Pauli Landungsbrücken,<br />

Fiete-Schmidt-Anleger, 20359 Hamburg; Tel. +49<br />

(0)40/3195959; Fax: +49(0)40/315027; www.rickmerrickmers.de;<br />

täglich geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr.<br />

Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />

Detail<strong>auf</strong>nahmen von der Schiffsdampfmaschine mit 225 PS<br />

in der „Rickmer Rickmers“.<br />

Geballte Kraft des Krupp-6-Zylinder-Dieselmotors in der<br />

„Rickmer Rickmers“.<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 31


DAMPF AUF DER SCHIENE<br />

Udo Mannek<br />

<strong>Dampf</strong>bahnnostalgie im Schwa<br />

V<br />

or einiger Zeit erwähnte ein Freund<br />

aus der <strong>Dampf</strong>szene so nebenbei,<br />

dass eine <strong>Dampf</strong>l okomotive<br />

in Brüggen vor dem ehemaligen hof abgestellt sei. Davon hatte ich,<br />

Bahnobwohl<br />

keine 30 km von Brüggen entfernt<br />

wohnend, noch nie gehört. Bei<br />

nächster Gelegenheit nahm ich mich<br />

dieser „Sache“ an.<br />

Die Gemeinde Brüggen liegt am linken<br />

Niederrhein im Westen des Bundeslandes<br />

Nordrhein-Westfalen und ist eine<br />

kreisangehörige Gemeinde des Kreises<br />

Viersen im Regierungsbezirk Düsseldorf.<br />

<strong>Dampf</strong>lokomotive als Denkmal<br />

am Brüggener Klimp<br />

In Brüggen angekommen entdeckten wir<br />

gleich die <strong>Dampf</strong>l ok, erbaut 1921 von<br />

Hanomag (Hannoverische Maschinenbau AG) in Hannover-Linden.<br />

Eine ähnliche Lokomotive fuhr auch <strong>auf</strong> der<br />

damaligen Bahnlinie Brüggen – Born – Amern – Schier –<br />

Waldniel – Dülken – Viersen nach Holland. Alle Armaturen<br />

der <strong>Dampf</strong>l okomotive mit der Fertigungsnummer 9591<br />

sind aus Messing gefertigt. Auf dem L<strong>auf</strong>blech befi ndet<br />

sich eine Gasfl asche zur Versorgung der<br />

Zugbeleuchtung.<br />

Der Brüggener Bahnhof wurde 1889/90<br />

erbaut und diente als Umschlagplatz der<br />

traditionellen Tonindustrie. Brüggen war<br />

Sackbahnhof. 1981 wurde der alte Bahnhof<br />

restauriert und zu einem modernen<br />

Komfort-Hotel, dem „Brüggener Klimp“<br />

umgebaut. Im Volksmund hieß der Zug<br />

„Klimp“ in Anlehnung am das Klimpern<br />

der Lokomotivglocke.<br />

Geschichtlicher Hintergrund<br />

der Schwalmtalbahn<br />

Ein Anfang der 1990-Jahre verfasster<br />

Aufsatz von Walter Thies aus Bochum,<br />

in dem der geschichtliche Hintergrund<br />

der Schwalmtalbahn <strong>auf</strong>gearbeitet wird,<br />

diente maßgeblich als Informationsquelle<br />

für den nachfolgenden Absatz. Zwischen dem linken<br />

Niederrhein und der niederländischen Grenze entstanden<br />

in der Mitte der 1850-Jahre die ersten Hauptbahnstrecken<br />

in 1435 mm Regelspur dieser Region. Das<br />

waren die Bahnstrecken: Homberg – Krefeld – Viersen<br />

im Jahre 1849. Viersen – Mönchengladbach – Rheydt in<br />

32 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


lmtal<br />

den Jahren 1851 und 1852. Neuß – Mönchengladbach<br />

im Jahre 1853.<br />

Bereits im Jahre 1849 war Viersen an das übrige deutsche<br />

Eisenbahnnetz angeschlossen. Doch eine lange<br />

Zeit musste der Rhein mit Fähren überquert werden. Eine<br />

feste Brückenverbindung wurde, beispielsweise zwischen<br />

Düsseldorf und Neuß, erst 1870 geschaffen. Als Grund<br />

für die Überlegungen im Jahre 1851, eine Bahnverbindung<br />

mit den Niederlanden zu schaffen, können die Interessen<br />

der Seidenindustrie am linken Niederrhein mit<br />

Schwerpunkt <strong>auf</strong> den Krefelder Wirtschaftsraum genannt<br />

werden. Streitigkeiten bei der Planung der Streckenführung<br />

verhinderten jahrelang die Umsetzung der Bahnlinie<br />

zur niederländischen Stadt Venlo. Für den Raum Viersen<br />

bestand die Gefahr, dass eine gänzlich andere Route gewählt<br />

werden würde.<br />

Als dann im Jahre 1860 die Niederländische Regierung<br />

den Bau einer Eisenbahnstrecke von Vlissingen<br />

beschloss, bestand dringender Handlungsbedarf. Dies<br />

führte zur Gründung eines Konsortiums für die Errichtung<br />

der „Preußisch-Niederländischen Verbindungsbahn<br />

AG“. Am 21.8.1863 erhielt diese die Konzession zum<br />

Bau der Bahn von Viersen über Dülken und Breyell nach<br />

Kaldenkirchen. Zusätzlich vereinbarte Preussen in einem<br />

Staatsvertrag mit den Niederlanden die Schaffung der<br />

grenzüberschreitenden Verbindung Kaldenkirchen – Venlo.<br />

Noch während der Bauarbeiten wurde die Konzession<br />

an die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft verk<strong>auf</strong>t.<br />

Diese nahm am 29.1.1866 den Verkehr <strong>auf</strong> dieser<br />

Strecke <strong>auf</strong>. Im Jahre 1863 wurde die Strecke Krefeld –<br />

Kempen in Betrieb genommen. Die Verbindung Kempen<br />

– Kaldenkirchen folgte im Jahr 1868. Der Ausbau des<br />

Bahnverkehrs führte zu einem deutlichen Wirtschaftswachstum<br />

des Viersen-Kempener Raumes. Zunächst<br />

beschäftigten zahlreiche Textilmanufakturen immer mehr<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 33


Weber in Heimarbeit. Deren Produkte konnten nun<br />

schnell über die niederländische Grenze und in das seit<br />

1871 geeinte und zollfreie Deutsche Reich befördert<br />

werden. Später wurden dann zunehmend Textilfabriken<br />

gegründet und es kam zur Ansiedlung einer nicht unbedeutenden<br />

Metall-, Röhren-, Tabak- und Dachziegelindustrie.<br />

In Dülken, wo schon 1830 die erste <strong>Dampf</strong>maschine<br />

in Betrieb genommen wurde, entstanden Gießereien<br />

und Eisen verarbeitende Fabriken.<br />

Dagegen waren die nicht am Schienennetz angeschlosser<br />

Landstriche vom wirtschaftlichen Aufschwung ausgeschlossen.<br />

Als typisches Beispiel dafür kann das<br />

Schwalmtal genannt werden. Mit der Gründung zahlreicher<br />

Textilfabriken ging die Hausweberei zurück und es kam zu<br />

einem sozialen Abstieg. Dieser konnte durch die neuen<br />

Industrieansiedlungen nicht <strong>auf</strong>gehalten werden. Doch<br />

die preussische Regierung sah die Notwendigkeit, auch<br />

das Schwalmtal mit einer Bahnverbindung verkehrstech-<br />

34<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


nisch zu erschließen. Daran waren neben den Gemeinden<br />

auch die Tonabbaubetriebe und <strong>Dampf</strong>ziegeleien in<br />

Bracht und Brüggen interessiert, welche bis dahin nur den<br />

örtlichen Bedarf gedeckt hatten. Diese Betriebe verzeichneten<br />

nach dem Bahnbau jedoch ein erhebliches Wachstum.<br />

Am 1. Oktober 1890 konnte nach Überwindung vieler<br />

Schwierigkeiten die „Staatsbahn Dülken – Brüggen“ endlich<br />

in Betrieb genommen werden. Über viele Jahrzehnte<br />

hat die Bahn alle Erwartungen in Gänze erfüllt und den<br />

erhofften Aufschwung in erster Linie durch die neuen Industrieansiedlungen<br />

gefördert.<br />

Die Entwicklung des Straßenverkehrs und ein erneuter<br />

Strukturwandel der heimischen Wirtschaft führten dazu,<br />

dass die Schwalmtalbahn eines der ersten Opfer der Rationalisierungsmaßnahmen<br />

der Deutschen Bundesbahn<br />

im Personenverkehr wurde. Der letzte Personenzug fuhr<br />

am 30. Juli 1966. Der Personenbahnhof Brüggen, nebst<br />

angrenzenden Lokbehandlungsanlagen und Schlafhaus<br />

für die Bahnbediensteten, wurde <strong>auf</strong>gegeben, die Gleise<br />

im Bahnhofsbereich und teilweise auch die Anlagen<br />

wurden abgebaut. Wenige hundert Meter östlich blieben<br />

die Gleisanlagen einschließlich eines Anschlussgleises<br />

zum Güterschuppen zunächst erhalten. Auf diese Weise<br />

konnte weiterhin Güterverkehr abgewickelt werden.<br />

Doch der Güterverkehr wurde im Jahre 1988 eingestellt<br />

und anschließend die gesamte Strecke abgebaut. Das<br />

Gelände und die verbliebenen Gebäude des ehemaligen<br />

Personenbahnhofs Brüggen wurden 1979 von Karl<br />

Haupts erworben. Unter Einbeziehung des äußerlich unverändert<br />

gebliebenen Empfangsgebäudes entstand das<br />

Hotel „Brüggener Klimp“. Auf vielfältige Weise wird man<br />

an die alte <strong>Dampf</strong>l okzeit erinnert. Nicht zuletzt deshalb<br />

dient der „Klimp“ dem <strong>Dampf</strong>stammtisch Niederrhein als<br />

Stützpunkt für regelmäßige Treffen.<br />

Wandel vom Bahnhof zum Hotel<br />

Nicht nur die <strong>Dampf</strong>l ok vor dem Hotel „Brüggener Klimp“<br />

erinnert an die alte Bahnzeit. Im Freigelände mit Biergarten<br />

und Grillhütte stehen Eisenbahnsignale, Radsätze.<br />

Bahnschrankenbäume dienen als Fahnenstangen. Doch<br />

das ist noch lange nicht alles: Karl Haupts hat in langen<br />

Jahren Sammlertätigkeit unzählige Bahnexponate zusammengetragen.<br />

Der gesamte Hotelbereich ist mit zahlreichen<br />

Lokomotiv-Lampen, <strong>Dampf</strong>pfeifen, Weichenhebeln,<br />

Typen-Schildern und anderen Erinnerungs stücken<br />

dekoriert. Auch in den Gast- und Tagungsräumen sind<br />

Lampen, Läutwerke, Armaturen und weitere Eisenbahnerinnerungsstücke<br />

zu bewundern. An den Wänden sind<br />

Foto-Reproduktionen aus der <strong>Dampf</strong>l okzeit <strong>auf</strong>gehängt.<br />

Als Bilderrahmen dienen alte Waggonfensterrahmen. Ein<br />

Foto zeigt eine <strong>Dampf</strong>l okomotive der Baureihe T 9 Baujahr<br />

1903 im Bahnhof Brüggen. Die Lokomotive wurde<br />

im Jahre 1931 ausgemustert. Die Aufnahme dürfte also<br />

mindestens 80 Jahre alt sein.<br />

Karl Haupts hatte das Ziel, eine der hier früher eingesetzten<br />

<strong>Dampf</strong>l okomotiven vor dem Hotel <strong>auf</strong>zustellen. Im<br />

Jahre 1989 hatte er sein Ziel nach großen Anstrengungen<br />

erreicht. Nirgendwo war eine Lokomotive der Baureihe T<br />

9 mit der Achsfolge 1 C (eine führende L<strong>auf</strong>achse und<br />

drei Treib-/Kuppelachsen) käufl ich zu erwerben. Die vor<br />

dem Hotel <strong>auf</strong>gestellte <strong>Dampf</strong>l ok hat jedoch eine gewisse<br />

äußere Ähnlichkeit mit den damals <strong>auf</strong> der Schwalmtalbahn<br />

eingesetzten Maschinen.<br />

Die lange Suche nach einer geeigneten Lokomotive führte<br />

Karl Haupts bis nach Finnland. Hierhin hatte die Hanomag<br />

in den Jahren 1921 und 1923 jeweils fünf Lokomotiven<br />

der Baureihe L 1 an die Finnische Staatsbahn VR<br />

(Valtion Rautatiet) geliefert. Die Lokomotive wurde überwiegend<br />

zum Transport von Holz und Torf eingesetzt.<br />

Im Zuge des Traktionswandels 1969 wurden diese zehn<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

35


Lokomotiven ausgemustert. Die Übernahme in die vorzuhaltende<br />

strategische Reserve bewahrte sie zusammen<br />

mit weiteren Loks der VR vor der Verschrottung. Gut konserviert<br />

wurden diese in verschiedenen Militärdepots abgestellt.<br />

Mit der Aufl ösung der strategischen Reserve ab 1985<br />

wurden zwei der zehn Hanomag-Lokomotiven <strong>auf</strong>grund<br />

des schlechten Erhaltungszustandes verschrottet. Eine<br />

weitere Lokomotive, die „Vr 1 665“, verblieb bei der VR<br />

und wird aktuell für <strong>Dampf</strong>sonderfahrten eingesetzt. Um<br />

die restlichen sieben <strong>Dampf</strong>koks entbrannte ein Wettbewerb<br />

unter zahlreichen Interessenten. Darunter eine Museumsbahn,<br />

eine private Lokführer-Gruppe und mehrere<br />

fi nnische Städte, in denen die Loks zuletzt im Einsatz<br />

gewesen waren. So steht heute <strong>auf</strong> dem Gelände des<br />

Bahnhofes Kotka die „Vr 1 667“ als Denkmal-Lokomotive<br />

(Stand Juni 2008).<br />

Lok bei Schiffsbeladung<br />

Von Finnland nach Brüggen<br />

Die „Vr 1 663“ wurde gemeinsam mit der von einem<br />

fi nnischen Hersteller stammenden Schwesterlok 798 in<br />

einem Militärdepot in Mittelfi nnland abgestellt. Im August<br />

1988 konnte die Lok 663 von Karl Haupts und mitgereisten<br />

Freunden gründlich inspiziert und schließlich<br />

gek<strong>auf</strong>t werden. Mit weiteren von der VR verk<strong>auf</strong>ten<br />

Loks wurde die 663 zunächst über Kuopio nach Joensuu<br />

geschleppt. Von dort sollte sie recht bald mit einem<br />

Küsten-Motorschiff der Reederei RMS aus Duisburg<br />

nach Krefeld transportiert werden. Doch es kam anders.<br />

Im früh einsetzenden Winter wurde das für den Transport<br />

der Lok eingeplante Kümo durch Eisgang in einer<br />

Schleuse beschädigt. Der Transport kam nicht zustande,<br />

so dass die Lok in Joensuu im VR-Depot überwintern<br />

musste.<br />

Die Reederei RMS hatte für Juli 1989 eine geeignete<br />

Ladungskombination gefunden und schickte „MS Truro“<br />

nach Joensuu. Die Verladung erfolgte problemlos,<br />

ebenso die Fahrt durch das Saima-Seen-Gebiet, den<br />

Saimaa-Kanal (Transit durch die UdSSR) und den Finnischen<br />

Meerbusen. Doch rauhe Stürme in Ost- und<br />

Nordsee führten zu einem Verrutschen der Lok im Schiff<br />

mit leichten Verstauchungen des Rahmens im Bereich<br />

der Pufferbohlen. Jedoch wurde das Küstenmotorschiff<br />

weitaus schlimmer und zwar an der Innenraum-Wand<br />

beschädigt. Ein Werft<strong>auf</strong>enthalt von einer Woche war<br />

fällig.<br />

Im Krefelder Hafen wurde die Lok 663 schließlich mit<br />

dem 200-t-Kran „Big Rocky“ aus dem Kümo <strong>auf</strong> einen<br />

Tiefl ader der Spedition Kahl aus Duisburg verladen. Am<br />

24. Juli 1989 erreichte der Tiefl ader samt Lok Brüggen.<br />

Ein Autokran erledigte das Absetzen der Lok <strong>auf</strong><br />

den vorbereiteten Standplatz vor dem Hotel „Brüggener<br />

Klimp“. Hierbei wurde es noch einmal kniffelig – die<br />

schwere Lok brachte den Autorkran an den Rand der<br />

Tragfähigkeit. Doch schließlich stand die Lok <strong>auf</strong> dem zugewiesenen<br />

Platz und die Aufarbeitungsarbeiten konnten<br />

beginnen. Das Entfernen der Konservierungsschicht war<br />

eine sehr <strong>auf</strong>wändige und unangenehme Arbeit. Dann<br />

endlich, nach ungezählten Arbeitsstunden, erstrahlte die<br />

Lok in neuem Glanz und kann auch heute noch betrachtet<br />

werden.<br />

Lok am Haken im Krefelder Hafen 20.7.89<br />

Fotos: Karl Haupts<br />

Lok im Finnischen Hafen<br />

Hanomag-Lokomotive Vr1 666<br />

als Modell<br />

Der fi nnische <strong>Dampf</strong>modellbauer Jan-Eric Nyström hat<br />

in zehn Monaten Bauzeit die Hanomag-Lokomotive Vr1<br />

666, Schwester-Lokomotive der am Brüggener Klimp<br />

<strong>auf</strong> gestellten Vr1 663, im Maßstab 1:12 nach gebaut. Die<br />

Lackierung kommt dem originalen Anstrich aus dem<br />

Jahre 1923 sehr nahe. Dieser Lokomotiven-Typ war bei<br />

den Besatzungen wegen der einfachen Handhabung sehr<br />

beliebt und wurde liebevoll „The Chicken“ genannt. Auf<br />

einen Bericht von Jan-Eric Nyström, über den Bau seiner<br />

Vr1 666 in einer späteren Ausgabe vom <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong><br />

& <strong>Heißluft</strong>, dürfen wir uns schon jetzt freuen!<br />

Bilder fi ndet man <strong>auf</strong> folgenden Seiten:<br />

http://www.saunalahti.fi /~animato/3003/060ad.html<br />

http://www.saunalahti.fi /~animato/3003/index060.html<br />

36 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Lok im Krefelder Hafen<br />

Klaus Buldt / Dirk Stukenbrok<br />

Volldampf voraus!<br />

Der Einstieg in den <strong>Dampf</strong>-Schiffsmodellbau<br />

Eine illustrierte Bauanleitung mit Plänen<br />

Umfang<br />

152 Seiten<br />

Abbildungen 135<br />

Best.-Nr. 159<br />

Preis<br />

20,40 [D]<br />

Neckar-Verlag GmbH<br />

Tel. 07721/8987-48 /-38<br />

www.neckar-verlag.de<br />

Lok <strong>auf</strong> Tiefl ader im Krefelder Hafen 24.7.89<br />

Hotel für Eisenbahner in Wernigerode<br />

Der Treffpunkt für <strong>Dampf</strong>bahnfreunde.<br />

Mit Blick <strong>auf</strong> das Betriebswerk der Schmalspurbahn!<br />

www.hotel-altora.de<br />

Hotel Altora, Bahnhofstrasse 24, 38855 Wernigerode/Harz<br />

Tel. 03943-40995-100 Täglich <strong>Dampf</strong>betrieb!!<br />

Aufstellen der Lok in Brüggen<br />

Fotos: Karl Haupts<br />

Das gezeigte Video zeigt die Fahrt mit der Modell-Lokomotive<br />

durch das fi nnische Eisenbahnmuseum:<br />

http://www.youtube.com/watch?v=hFCqRHI6nOI&feature<br />

=player_embedded#<br />

<strong>Dampf</strong>lokomotivfahrten mit „Vr 665“:<br />

http://personal.inet.fi /yhdistys/pmk-hoyryveturiyhdistys/<br />

etusivu.htm<br />

Brüggener Klimp:<br />

Akzent Hotel Brüggener Klimp, Burgwall 15<br />

41379 Brüggen, Tel. +49(0)2163955-0<br />

Internet: www.brueggener-klimp.de<br />

Fotos: Manuela Mannek<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

37


DAMPF IM MUSEUM<br />

Technisches Museum<br />

Frenzel in<br />

Markersbach<br />

Udo Mannek<br />

I<br />

m Sommer 2007 besuchten wir das Technische<br />

Museum und Sägewerk Frenzel in Markersbach<br />

im Erzgebirge. Der Ort Markersbach liegt zwischen<br />

Schwarzenberg und Annaberg-Buchholz. Das Sägewerk<br />

befi ndet sich in der Ortsmitte. Der <strong>auf</strong>fallend hohe Schornstein<br />

weist dem interessierten Besucher den Weg. Das<br />

Museum ist Station der „Mühlentour an der Silberstraße“.<br />

Hier befi ndet sich eine <strong>Dampf</strong>maschine, mit der auch<br />

heute noch gearbeitet wird. Gerne lassen wir uns gegen<br />

einen kleinen Obolus vom Besitzer des Sägewerkes<br />

durch den Betrieb führen. Über dieses Sägewerk berichtete<br />

bereits Klaus-Uwe Hölscher in der Sonderausgabe<br />

„Stationäre Maschinen“ des <strong>Journal</strong>s <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>,<br />

die im März 2009 erschienen ist (Neckar-Verlag).<br />

Das Sägewerk Frenzel ist aus der Georgie Mühle, einer<br />

Mahlmühle mit angeschlossener Bäckerei und dem späteren<br />

Sägewerk hervorgegangen. Anfänglich diente als<br />

Antriebsquelle ein oberschlächtiges Wasserrad. Bis zum<br />

Jahre 1888 kam ein Wasserrad mit 3 m Durchmesser zum<br />

Einsatz. Es erbrachte eine Leistung von ca. 6 PS. Danach<br />

leistete bis 1939 ein größeres Rad mit einem Durchmesser<br />

von 4 m ca. 8,8 PS.<br />

Um von der Wasserkraft unabhängig zu werden, wurde<br />

1904 die Energieversorgung verstärkt. Im Keller des Sägewerkes<br />

wurde eine doppeltwirkende schiebergesteuerte<br />

<strong>Dampf</strong>maschine mit Selbstschmierung eingebaut.<br />

Hersteller der Maschine ist die Firma Hermann Ulbricht in<br />

Chemnitz. Ein Riementrieb führt zum stehenden Steinle-<br />

38 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Fliehkraftregler, der die Schieberstange dreht. Die Zylinderweite<br />

beträgt 240 mm, Hub 430 mm. Die Leistung von<br />

20 PS bei 8 atü <strong>Dampf</strong>druck und 150 Umdrehungen pro<br />

Minute erweiterte man im Jahre 1972 <strong>auf</strong> 60 PS. Nach<br />

dieser Erweiterung konnte die Bewegungsenergie über<br />

ein Schwungrad mit 2,22 m Durchmesser über Transmissionen<br />

zu den zahlreichen Holzbearbeitungsmaschinen<br />

übertragen werden. Noch einmal zur Erinnerung: Diese<br />

Maschine verrichtet bis heute ihren Dienst! 1938 kam<br />

noch eine wasserbetriebene 2-Kammer-Freistrahlturbine<br />

zur Stromerzeugung und Antriebsunterstützung von<br />

Osberger dazu. Diese war bis 1961 in Betrieb. Seit 1992<br />

ist eine Francis-Turbine im Einsatz.<br />

Chronik<br />

Im Jahre 1859 gründete August Frenzel den heutigen<br />

Betrieb als Werkstatt und stellte Fassspunde her. 1889<br />

verk<strong>auf</strong>te Gottlob Friedrich Georgie die ehemalige Mühle<br />

an Friedrich Albin Frenzel. Der Mühlenbetrieb war<br />

1888 eingestellt worden. Mühle und väterliche Werkstatt<br />

wurden somit vereinigt. Sohn Albin Frenzel übernahm<br />

1895 den Betrieb und stellte Textilhülsen für Stoffrollen<br />

her. Ein Werksmeister legte 1945 Feuer im Betrieb und<br />

sorgte anschließend für ein Familiendrama. Kurt Frenzel<br />

führte ab 1959 den Betrieb weiter. Im Jahre 1968<br />

wurde Eberhard Frenzel Nachfolger. 1972 erfolgte die<br />

Verstaatlichung. In dieser Zeit wurde der Betrieb ins<br />

Kombinat Erzgebirgische Volkskunst Olbernhau integriert.<br />

1991 erfolgte nach der Wiedervereinigung die<br />

Reprivatisierung. Heute dient das Sägewerk als Museum<br />

für Holzverarbeitung und produziert hölzerne Extras<br />

für Handwerk und Kunstgewerbe. Die Hobelbänke und<br />

Fräsen aus Urgroßvaters Zeiten sind noch vorhanden.<br />

Seit 1982 werden mit Hilfe von <strong>Dampf</strong>kraft limitierte<br />

Serien von Räuchermännern hergestellt und besonders<br />

in der Weihnachtszeit an <strong>Tour</strong>isten verk<strong>auf</strong>t.<br />

Der ursprüngliche Einfl ammrohr-Kessel, 1904 von<br />

der Firma K. Sulzberger in Flöha/Sachsen gebaut, ist<br />

heute nicht mehr vorhanden. Er wurde 1971 durch einen<br />

Zweifl ammrohr-Kessel der Firma <strong>Dampf</strong>kesselbau<br />

Dresden-Übigau ersetzt. Als Heizmaterial werden die im<br />

Sägewerk reichlich anfallenden Holzreste, Späne und<br />

Sägemehl verwendet. Der Kessel besitzt einen Planrost<br />

mit Handbeschickung.<br />

Markersbach und die Firma August Frenzel mit der <strong>Dampf</strong>maschine<br />

von 1904 liegen an der Ferienstraße Silber straße.<br />

Sie wird als Europas größtes Freilichtmuseum bezeichnet,<br />

da sie zwischen Oelsnitz und Jöhstadt zu insgesamt<br />

21 Besucherbergwerken und Bergbaumuseen führt. Infos<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 39


dazu sind erhältlich beim <strong>Tour</strong>ismusverband Erzgebirge<br />

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Markersbach, Hammerstraße 1, 08352 Markersbach;<br />

Tel. +49(0)3774 /157222.<br />

<strong>Dampf</strong>maschine der<br />

Pappenfabrik Georgie in Markersbach<br />

Nachdem wir die <strong>Dampf</strong>maschine im Sägewerk Frenzel<br />

besichtigt hatten, waren wir <strong>auf</strong> der Suche nach einer<br />

zweiten nicht mehr in Betrieb befi ndlichen <strong>Dampf</strong>maschine<br />

in Markersbach. Einen Hinweis dar<strong>auf</strong> hatten wir<br />

aus dem interessanten Buch „<strong>Dampf</strong>maschinen – Motor<br />

der Industriellen Revolution“ aus dem Beton Verlag. Den<br />

hilfreichen Hinweis <strong>auf</strong> den Standort am Ortseingang erhielten<br />

wir im Sägewerk Frenzel. Nachdem wir die historischen<br />

Gebäude gefunden hatten, machte ich mich <strong>auf</strong><br />

die Suche nach menschlichem Leben. Alle Türen waren<br />

unverschlossen. Nachdem ich überall geklopft hatte und<br />

die Türen geöffnet hatte, stand ich vor dem <strong>Dampf</strong>kessel!<br />

Aber weiter hineingehen ohne Erlaubnis? Nein, das wäre<br />

mindestens Hausfriedensbruch! Wir hatten bereits <strong>auf</strong>gegeben,<br />

da kam ein freundlicher Herr aus dem Maschinenhaus.<br />

Er führte uns zur <strong>Dampf</strong>maschine aus dem Jahre<br />

1901. Eine Lampe erzeugte spärliches Licht im Maschinenraum.<br />

Ich hatte dass Gefühl, nach 1965 – dem Jahr<br />

der Stilllegung – der erste Mensch in diesem Raum zu<br />

sein. Einstmals hatte die <strong>Dampf</strong>maschine Unterstützung<br />

durch ein großes Wasserrad. Hersteller der 80 PS starken<br />

<strong>Dampf</strong>maschine der Pappenfabrik Georgie in Markersbach<br />

40 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


liegenden Einzylinder-<strong>Dampf</strong>maschine mit der Nr. 538 ist<br />

die Crimmitschauer Maschinenfabrik in Sachsen.<br />

Die original erhaltene Fabrikationshalle ist noch vollständig<br />

ausgerüstet, samt der Transmissionen und Maschinen<br />

zur Pappenherstellung. Lediglich der Schornstein<br />

neben dem Kesselhaus war einmal 40 m hoch, er musste<br />

vor Jahren <strong>auf</strong> 25 m abgetragen werden. Zur Zeit<br />

unseres Besuches dienten alle Räumlichkeiten als Lager.<br />

Frei nach dem Motto: „Weggeworfen ist schnell“.<br />

Wer weiß, welche historischen technischen Schätze sich<br />

noch unter dem Sammelsurium befi nden?! Alles schreit<br />

förmlich nach der Verwendung der gesamten Anlage zu<br />

einem Museum.<br />

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<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

41


DAMPF IM MUSEUM<br />

Die 1851 gebaute Windmühle in Zuidlaren<br />

beherbergt das Molenmuseum De Wachter und<br />

eine Ausstellung historischer <strong>Dampf</strong>technik.<br />

Molenmuseum<br />

De Wachter in<br />

Zuidlaren (NL)<br />

Vielseitige Sammlung historischer <strong>Dampf</strong>technik bei Groningen<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

D<br />

ie Niederlande sind mit ca. 41 Quadratkilometer<br />

Fläche etwas kleiner als das Bundesland Niedersachsen.<br />

Fast zwei Fünftel seiner Fläche liegen<br />

unter dem Meeresspiegel. Durch die Trockenlegung<br />

der früheren Zuidersee, jetzt Ijsselmeer, wurde Land gewonnen.<br />

Besonders wichtig ist der Deichbau zum Schutz<br />

gegen Meeresüberfl utungen. Viele Kanäle in einer Länge<br />

von über 3000 Kilometern durchziehen das fl ache Land<br />

und zahlreiche Wind- und Wassermühlen bestimmen<br />

auch heute noch das Landschaftsbild der Niederlande.<br />

Die allermeisten dieser Mühlen dienen heute nicht mehr<br />

ihrem ursprünglichen Zweck bzw. werden gewerblich nicht<br />

mehr genutzt. Daher eignen sich diese Objekte besonders<br />

dazu, sie als Museen einzurichten, um ihre Substanz als<br />

historische Denkmäler zu erhalten. So geschah es auch<br />

in Zuidlaren südöstlich von Groningen (NL). Dort liegt<br />

malerisch an einem Kanal eine Windmühle, die 1851<br />

gebaut wurde und mit der Getreide und Ölsaaten gemahlen<br />

wurden („koren- en oliemolen“). 1989 wurde die<br />

Mühle <strong>auf</strong> die Stiftung „Koren-en oliemolen“ übertragen.<br />

Zu den Öffnungszeiten vom Mai bis September werden<br />

den Besuchern die verschiedenen Funktionen vorgeführt:<br />

42 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Das Schwungrad hat den stolzen Durchmesser<br />

von ca. 4 Metern.<br />

Größte <strong>Dampf</strong>maschine im Molenmuseum:<br />

Mit 175 PS trieb sie in einer Groninger Holzhandlung<br />

einen Generator an.<br />

Stationäre <strong>Dampf</strong>maschine Carl Müller, Polsingen-Kotten,<br />

Baujahr 1904. Sie leistete 65 PS und trieb in einer<br />

Strohkarton-Fabrik einen Generator an.<br />

Kornmahlen mit „2 koppels maalstenen“, Herstellung von<br />

Leinöl und Gewürzmahlen: „kaneel, peper, nootmuskaat“<br />

(=Zimt, Pfeffer, Muskatnüsse). Im Bakkerswinkel wird<br />

„molenbrood“ aus der Mühlenbäckerei angeboten.<br />

Unser Augenmerk soll jedoch den „Stoommachines“<br />

(=<strong>Dampf</strong>maschinen) gelten, die recht zahlreich im Molenmuseum<br />

De Wachter in Zuidlaren zu besichtigen sind.<br />

Geordnet nach Baujahren ergibt sich folgende Sammlung,<br />

bei der fast alle Arten von <strong>Dampf</strong>technik vertreten<br />

sind: das älteste Exemplar der stationären <strong>Dampf</strong>maschinen<br />

ist eine liegende Kreuzverbund-<strong>Dampf</strong>maschine,<br />

Firma Werkspoor, Baujahr 1895. Ihr Schwungrad-Durchmesser<br />

beträgt stolze 4 Meter! Mit einer Leistung von<br />

175 PS trieb sie in einer Groninger Holzhandlung einen<br />

Generator an.<br />

Eine weitere stationäre <strong>Dampf</strong>maschine, gebaut von der<br />

Firma Carl Müller-Polsingen-Kotten, Baujahr 1904, leistete<br />

65 PS und war bis 1968 in der „Strokartonfabriek<br />

Toekomst“ im Einsatz: ebenfalls Generatorenantrieb.<br />

Die kleinste <strong>Dampf</strong>maschine im Moelenmuseum Zuidlaren<br />

ist mit bescheidenen 2 PS angegeben. Sie wurde<br />

um 1920 von der Firma „Machinefabriek De Hollandsche<br />

Ijssel, v/h de Jongh & Co“ in Oudewater gebaut<br />

und stammt ebenfalls aus einer Groninger Holzhandlung.<br />

Außerdem kann ein <strong>Dampf</strong>kessel für Holz- und Kohlefeuerung<br />

besichtigt werden („Ketel Ten Horn“).<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 43


Gut gepfl egt: Detail<strong>auf</strong>nahme der Müller-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

im Molenmuseum Zuidlaren.<br />

Stehende Zweizylinder-Schiffsdampfmaschine, Baujahr 1925.<br />

Mit 100 PS trieb sie bis 1995 einen Spülbagger an.<br />

Kolben und Öllämpchen<br />

an der „Mini-<strong>Dampf</strong>maschine“<br />

„Mini-<strong>Dampf</strong>maschine“ der „Machinefabriek De Hollandsche<br />

Ijssel“ mit 2 PS; Baujahr 1920.<br />

<strong>Dampf</strong>kessel „Ten Horn“ für Holz- und Kohlebefeuerung.<br />

Doch damit ist der<br />

Vorrat an historischen<br />

<strong>Dampf</strong>maschinen noch<br />

lange nicht erschöpft!<br />

Eine stehende Schiffsdampfmaschine,<br />

Firma<br />

Holthuis, Machinefabriek<br />

Veendam, Baujahr<br />

1925 präsentiert<br />

sich übermannsgroß.<br />

Mit ihren zwei Zylindern<br />

leistete sie 100<br />

PS und trieb bis 1995 einen Spülbagger an. Außerdem<br />

kann in Zuidlaren eine fahrbare <strong>Dampf</strong>l okomobile besichtigt<br />

werden. An ihren Fabrikschildern lassen sich alle<br />

wichtigen Daten ablesen. Firma Marshall Sons & Co,<br />

Gainsborough/England; Baujahr 1930; 10 bar; Nr. 85 220.<br />

Am Kessel die Angabe: „Marshalls Patent Firebox Patent<br />

No. 6490.“ Diese Lokomobile war früher in Sappemeer bei<br />

Groningen stationiert.<br />

Das jüngste Projekt im Molenmuseum Zuidlaren ist die<br />

Aufarbeitung einer kleinen Zuglokomobile, vermutlich<br />

auch ein englisches Fabrikat. Die Leistung dieses <strong>Dampf</strong>traktors<br />

liegt bei ca. 10 PS bei 14 bar. Diese Maschine<br />

gelangte im Jahre 2006 als Stiftung aus Hoogezand in<br />

den Bestand des Mühlenmuseums. Ehrenamtliche Kräfte<br />

(„Vrijwilligers“) wenden viel Zeit und Fachkenntnisse <strong>auf</strong>,<br />

um diese seltene Maschine zu restaurieren und wieder<br />

44 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Fahrbare <strong>Dampf</strong>l okomobile Firma<br />

Marshall Sons & Co. Gainsborough/<br />

England, Baujahr 1930.<br />

Eine englische Zuglokomobile (<strong>Dampf</strong>traktor) wurde 2006 dem<br />

Molenmuseum gestiftet und wird von Freiwilligen restauriert.<br />

Kesselpartie der Marshall-<strong>Dampf</strong>l<br />

okomobile;<br />

Kessel-No. 85 220.<br />

Das in Eigenbau hergestellte „Stoomraderboot“ (<strong>Dampf</strong>boot)<br />

„De Jonge Wachter“ bietet Rundfahrten für jeweils 12<br />

Personen an.<br />

funktionsfähig zu machen. Beim Besuch des Verfassers<br />

im Juni 2007 waren die Arbeiten am <strong>Dampf</strong>traktor noch<br />

im Gange.<br />

Aufgrund der Lage des Mühlenmuseums De Wachter<br />

an einem Kanal ließ man sich noch ein besonderes Arrangement<br />

einfallen: man entwarf und baute mit eigenen<br />

Kräften ein dampfbetriebenes Boot („Stoomraderboot“).<br />

Das Boot misst 10 Meter und hat inklusive der seitlichen<br />

Sch<strong>auf</strong>elradkästen eine Breite von 3,67 Metern. Es kann<br />

bei einer Geschwindigkeit von 5 Knoten (= 9,3 km/h)<br />

maximal 12 Personen befördern. Der ölbefeuerte <strong>Dampf</strong>kessel<br />

mit 200 Liter Wasserinhalt arbeitet mit 10 bar.<br />

Kessel und <strong>Dampf</strong>maschine sind Baujahr 2001 und das<br />

<strong>Dampf</strong>boot ist seit 2003 in Gebrauch und kann für Gruppenfahrten<br />

gechartert<br />

werden. So wird auch<br />

durch diesen Eigenbau<br />

die Verbindung<br />

zwischen den Elementen<br />

<strong>Dampf</strong> und<br />

Wasser hergestellt.<br />

Fazit: Ein Besuch<br />

des Molenmuseums<br />

De Wachter in Zuidlaren<br />

ist besonders für<br />

Freunde historischer<br />

<strong>Dampf</strong>technik empfehlenswert,<br />

da es ein vielseitiges und abwechslungsreiches<br />

Angebot für seine Gäste bereitstellt.<br />

Adresse: Molenmuseum De Wachter, Havenstraat<br />

36, NL-9471 Zuidlaren, Tel. +31-50-4094501/4090308;<br />

Fax: +31-50-4094812; E-Mail: info@dewachter.nl, www.<br />

dewachter.nl<br />

Alle Fotos: Klaus-Uwe Hölscher, Leer<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 45


Lokremise<br />

DAMPF<br />

Gerhard Kieffer<br />

Der Swiss Vapeur Park<br />

und seine<br />

Geschichte<br />

I<br />

m Schweizer Rhonetal, ganz in der Nähe von Montreux,<br />

liegt das kleine Städtchen Aigle (zu deutsch:<br />

Adler). An seinem östlichen Rand erblickt man<br />

<strong>auf</strong> einem Hügel ein schönes Schloss, das dem<br />

heute 8.000 Einwohner zählenden Städtchen seinen men gab. Die engen Gässchen und Lauben verleihen<br />

Na-<br />

Aigle ein ganz besonderes Flair. Dieses malerische Bild<br />

lockt alle Jahre viele <strong>Tour</strong>isten an.<br />

Dieser Teil des Rhonetales wird auch Chablais genannt.<br />

An den sonnigen Hängen reiht sich hier Rebberg an<br />

Rebberg. Die charaktervollen Weißweine dieser Gegend<br />

zählen zu den besten der Schweiz.<br />

Im Oktober 1979 gründeten Bahnfreunde in Aigle den<br />

„Club Vapeur Aigle (CVA)“. Im Stadtpark St-Pierre (Sankt<br />

Peter) entstand unter der tatkräftigen Führung des Präsidenten<br />

Willy Schaerer in erstaunlich kurzer Zeit ein Gleisoval<br />

von 300 Meter Länge. Im Schatten uralter Bäume<br />

befanden sich eine Drehscheibe und zehn Anheizgleise.<br />

Schon im März 1980 konnte der Betrieb mit den Spurweiten<br />

5 und 7 1/4 Zoll <strong>auf</strong>genommen werden.<br />

Alljährlich veranstaltete der CVA – meist im Juni – ein Festival,<br />

zu dem auch bald ausländische Gäste stießen. Die<br />

Partnerstadt zu Aigle ist das schwäbische Tübingen. Rolf<br />

Burkhardt, der unvergessene geniale <strong>Dampf</strong>bauer, war<br />

Bahnsteig 3<br />

99001 der Harzbahn<br />

46 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Lokschuppen 2<br />

Blick <strong>auf</strong> den Bahnhof<br />

Auf der Brücke<br />

Krokodil der RhB<br />

Astreiner Zug der<br />

Rhätischen Bahn.<br />

hier beim CVA all die Jahre hindurch ein würdiger und geschätzter<br />

Repräsentant seiner Wahlheimat Tübingen. Die<br />

Festivalabende waren urgemütlich. Die Teilnehmer saßen<br />

ganz familiär beisammen. Es gab ein feines Essen und<br />

dazu natürlich einen exzellenten Wein der Gegend. Ein<br />

kleiner Jodelchor bereicherte zusätzlich den Abend mit<br />

lüpfi ger und typischer Schweizer Folklore.<br />

Der „Club Vapeur Aigle“ wollte seine Anlage gerne vergrößern.<br />

Diesbezügliche Gespräche mit der Stadtverwaltung<br />

führten leider nicht zum gewünschten Erfolg. So<br />

verließ der CVA schweren Herzens im August 1987 den<br />

Park St-Pierre.<br />

Nun suchte der Verein eine neue Bleibe und wurde<br />

schließlich im benachbarten Wallis und zwar in Le Bouveret<br />

am Genfer See fündig. Das angebotene Brachland<br />

mit über 10.000 m² liegt zwischen dem Segelhafen und<br />

dem SBB-Bahnhof in geradezu idealer Lage. Jetzt konnte<br />

großzügig geplant und gebaut werden. In der ersten<br />

Ausbaustufe entstand ein Rundkurs für 5 und 7 1/4 Zoll<br />

mit über 1.000 Meter Länge. Mit einem Festakt konnte die<br />

neue Anlage unter dem Namen „Swiss Vapeur Park“ am<br />

8. Juni 1989 eröffnet werden. Zahlreiche ausländische<br />

Gäste nahmen an der Feier teil und gratulierten dem CVA<br />

für sein gelungenes Werk.<br />

Um die enormen Kosten der neuen Anlage, aber auch<br />

Geld für weitere Investitionen einzuspielen, entschloss<br />

sich der kleine, damals knapp 30 Mitglieder zählende<br />

Verein, den „Swiss Vapeur Park“ kommerziell zu nutzen.<br />

So entschieden jene zehn Männer, die sich nicht nur für<br />

das Projekt stark engagierten, sondern auch erhebliche<br />

fi nanzielle Mittel zur Verfügung stellten, eine Aktienge-<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 47


Die Mölm <strong>auf</strong> Strecke.<br />

Bild unten: Eine historische Zahnrad lokomotive der Montreux-<br />

Rochers de Naye klettert die 150 ‰ Rampe hin<strong>auf</strong>.<br />

Plan der Anlage<br />

(nicht maßstäblich)<br />

Amtrak (USA) <strong>auf</strong> 7 1/4 Zoll.<br />

sellschaft zu gründen. Damit wurde die Anlage <strong>auf</strong> eine<br />

sichere Basis gestellt und die Mitglieder konnten fortan<br />

mit relativ bescheidenen Jahresbeiträgen ihre vielfältigen<br />

Aufgaben erfüllen. Während der warmen Jahreszeit ist der<br />

Park täglich geöffnet und in Betrieb. Bereits im ersten Jahr<br />

zählte man 60.000 Besucher, heute sind es deutlich über<br />

150.000. Die Mitgliederzahl stieg <strong>auf</strong> 40 Aktive. In diesem<br />

Zusammenhang änderte der Club auch seinen Namen in<br />

„Club des Amis du Swiss Vapeur Parc (CASVP)“.<br />

Durch einen Glücksfall konnte der SVP im Jahre 1996<br />

eine angrenzende Brachfl äche von stattlichen 7.000 m²<br />

erwerben. Auf diesem Teil entstand ein See, den die<br />

Bahn <strong>auf</strong> einer imposanten 50 Meter langen Hängebrücke<br />

überquert.<br />

Der Park ist jetzt 17.000 m² groß. Einige Zahlen geben<br />

Auskunft über die Investitionen und die geleistete Arbeit<br />

der Mitglieder:<br />

Hauptstrecke: 1.700 Meter lang<br />

Nebengleise: 300 Meter<br />

Tunnels: 5<br />

Brücken: 10<br />

Weichen: 27<br />

Signale: 62<br />

Die Weichen werden vom Stellwerk aus fernbedient.<br />

Mit den Vor- und Hauptsignalen lassen sich mehrere<br />

Fahrbegriffe anzeigen, genau wie bei der großen Bahn.<br />

48<br />

Interessant ist auch die Zahnrad-Bergbahn mit einer<br />

Steigung von 150 ‰. Die <strong>Dampf</strong>l okomotive HG 3/4 nach<br />

Vorbild der Furka-Oberalpbahn (7 1/4”) klettert mühelos<br />

diesen Berg hin<strong>auf</strong>.<br />

Fußgänger können <strong>auf</strong> sinnvoll angelegten Wegen durch<br />

den „Swiss Vapeur Park“ wandern. An schattigen Stellen<br />

gibt es bequeme Bänke zum Ausruhen. Speziell für<br />

Familien ist auch eine Liegewiese vorhanden. Besondere<br />

Erwähnung verdienen die zahlreichen Gebäude, die<br />

kunstvoll mit enormem Aufwand, aber maßstäblich getreu<br />

nachgebildet, die Anlage bereichern.<br />

Für das leibliche Wohl ist ebenfalls bestens gesorgt. Es<br />

gibt ein Restaurant, ein Café und Kioske. Man sollte für<br />

den Besuch mindestens einen halben Tag ansetzen.<br />

Noch besser ist ein ganzer Tag. Der Swiss Vapeur Park<br />

ist leicht erreichbar:<br />

Mit dem eigenen Auto: Autobahn A 9 Vevey – Martigny,<br />

Ausfahrt Villeneuve, weiter Richtung Evian, Hinweisschilder<br />

an der Straße führen zum Park. Mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln wie Bahn oder Schiff: Station Bouveret<br />

der Schweizerischen Bundesbahnen. Per Schiff: Die Anlegestelle<br />

befi ndet sich gegenüber dem Bahnhof. Dann zu<br />

Fuß in fünf Minuten zum Park.<br />

Weitere Infos: www.swissvapeur.ch<br />

Fotos: Gerhard Kieffer<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


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der theoretischen Grundlagenvermittlung<br />

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Hierbei werden zum einen die physikalischen<br />

Vorgänge beim Betrieb eines U-Bootes ausführlich<br />

dargelegt und zum anderen die für<br />

den Bau von Modellen relevanten Hinweise<br />

zu Tauchsystemen, Abdichtung, Trimmung,<br />

Elektrik, Sicherheitsvorkehrungen usw. umfassend<br />

erläutert.<br />

Mit Hilfe dieses Fachbuches sollte es jedem<br />

präzise arbeitenden Modellbauer möglich<br />

sein, ein funktionales U-Boot-Modell zu bauen,<br />

auch wenn es sein erstes diesbezügliches<br />

Projekt sein sollte. Aber auch derjenige,<br />

der sich schon mit dieser Thematik befasst<br />

hat, wird noch etliche interessante Tipps und<br />

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<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 49


DAMPF AUF DER SCHIENE<br />

Mallet-Lokomotive 105<br />

der Wiesentalbahn<br />

Gerhard Kieffer<br />

<strong>Dampf</strong>spektakel bei der BC<br />

A<br />

lljährlich zu Pfi ngsten gibt es bei der Museumsbahn<br />

„Blonay-Chamby” (BC) ein <strong>Dampf</strong>spektakel.<br />

In diesem Jahr waren über dem Genfer See, bei<br />

strahlendem Sonnenschein, nicht weniger als fünf motiven angeheizt. Selbst Besucher aus Deutschland sind<br />

Lokozu<br />

diesem Event gekommen und haben nicht schlecht gestaunt,<br />

hier manchen alten <strong>Dampf</strong>veteranen ehemaliger<br />

heimischer Schmalspurbahnen zu entdecken.<br />

Zum Beispiel die 1918 im Auftrag der Heeresverwaltung<br />

bei der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe gefertigte<br />

Mallet-Lok G 2 x 2/2 105. Durch das Kriegsende<br />

wurde sie gar nicht mehr vom Militär genutzt, sondern<br />

kam gleich zur Nebenbahn Haspe-Voerde-Breckerfeld in<br />

Westfalen. Im Jahre 1928 übernahm die Süddeutsche<br />

Eisenbahn-Gesellschaft SEG die Lokomotive für die<br />

Wiesentalbahn Zell-Todtnau im Südschwarzwald. Der<br />

wachsende Güterverkehr <strong>auf</strong> dieser steigungsreichen<br />

Strecke erforderte dringend eine leistungsfähige Lokomotive.<br />

Mit der Stilllegung der oberen Wiesentalbahn im<br />

Jahre 1967 wurde die 105 arbeitslos. 39 Jahre stand sie<br />

im Dienst der SEG. Selbst in harten Wintern war <strong>auf</strong> sie<br />

Verlass. Reichlich mit Blumen geschmückt durfte sie den<br />

Abschiedszug ziehen.<br />

Die Museumsbahn Blonay-Chamby (BC) hat dann rasch<br />

zugegriffen und dieses Glanzstück übernommen. Da sie<br />

Triebwerk der Nr. 105<br />

50 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Die HG 3/4, ex Furka-Oberalp-<br />

Bahn (FO), SLM 1913<br />

Strassenbahn-Lokomotive von Krauss,<br />

Baujahr 1908<br />

Die G 3/3 Nr. 6 ex Brünig-Bahn,<br />

gebaut 1901 bei der SLM<br />

Noch ein Bild der Mallet 105<br />

Lokschilder der Nr. 105<br />

allerdings ziemlich viel Kohle braucht, wird sie nur zu speziellen<br />

Anlässen angeheizt. Kohlen wurden inzwischen<br />

auch für Museumsbahnen zu einem beachtlichen Kostenfaktor.<br />

Die BC bezog früher Fettkohle aus Deutschland.<br />

Jetzt wird über England preisgünstigere Steinkohle aus<br />

Sibirien gek<strong>auf</strong>t.<br />

Jedenfalls stand an Pfi ngsten die Nr. 105 ex Wiesental unter<br />

<strong>Dampf</strong> und war gewissermaßen ein Publikumsmagnet.<br />

Eine Mallet-Lokomotive hat Seltenheitswert, denn es gibt<br />

nicht viele.<br />

Im Jahre 1908 baute die Lokomotivfabrik Krauss in Linz<br />

für die Ferrovie Padane in Italien eine kleine zweiachsige<br />

Straßenbahnlokomotive. Durch glückliche Umstände<br />

gelangte die gut erhaltene Maschine 1970 zur BC. Jetzt<br />

über Pfi ngsten pendelte der Winzling mit einem leichten,<br />

vierachsigen Wagen am Haken zwischen dem Museum<br />

Chaulin und der MOB Station Chamby hin und her. Der<br />

Weg ist nicht weit, kaum einen Kilometer, aber es geht<br />

berg<strong>auf</strong>. Der Auspuffschlag wurde lauter und immer langsamer.<br />

Jeder hatte Angst, dem niedlichen Züglein gehe<br />

die Puste aus. Aber sie hat immer ihr Ziel erreicht, niemand<br />

musste schieben.<br />

Höhepunkt über Pfi ngsten war die Fahrt hinab nach<br />

Vevey. Die Strecke ist rund acht Kilometer lang. Bei der<br />

Rückfahrt ist die Steigung mit bis zu 50 ‰ eine echte<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 51


Originalzug der Wiesentalbahn. Auf dem<br />

Personenwagen ist zu lesen:<br />

SEG Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft<br />

Bild 6 Umsetzen der Lokomotive<br />

Lokführer mit Autobrille. Stolzes Statussymbol<br />

der französischen <strong>Dampf</strong>l okführer war rotes<br />

Halstuch, Baskenmütze und Autobrille.<br />

Herausforderung. Zwei Loks an der Spitze zogen den<br />

Zug problemlos bergwärts.<br />

In der Fahrzeughalle sind noch zwei Lokomotiven aus<br />

Baden-Württemberg zu sehen. Einmal die Mallet-Lokomotive<br />

G 2 x 3/3, also mit jeweils zweimal drei Treibachsen.<br />

Diese Achsanordnung ist für Meterspur eine echte<br />

Rarität. Hanomag hat den 56 Tonnen schweren Koloss<br />

1925 speziell für die obere Wiesentalbahn gebaut. Dort<br />

hat sie die Nummer 104 bekommen. Inzwischen ist die<br />

Kesselfrist abgel<strong>auf</strong>en. Ob sie je wieder in Gang kommt,<br />

ist mehr als fraglich, denn die Aufarbeitung kostet immens<br />

Geld.<br />

Die andere Maschine ist die 99 193 der ehemaligen<br />

Nebenbahn Nagold-Altensteig (bei Freudenstadt). Die<br />

Fünfkuppler mit 43 Tonnen Gewicht wurde 1927 bei der<br />

Die G 3/3 Nr. 6 ex Brünig<br />

unterwegs<br />

Maschinenfabrik Esslingen gebaut. Auch diese Maschine<br />

ist nicht mehr betriebsfähig.<br />

Das <strong>Dampf</strong>spektakel hat viel Publikum angelockt, vor<br />

allem Familien. Auf der großen Wiese vor dem Museum<br />

können sich Kinder austoben und sie ist für ein gemütliches<br />

Picknick bestens geeignet. Natürlich hat die Museumsbahn<br />

auch ein Restaurant, das von Mitgliedern in<br />

eigener Regie und mit zivilen Preisen betrieben wird.<br />

Der Museumsverein BC hat seine einsatzbereiten Lokomotiven<br />

an Pfi ngsten in einem hervorragenden Zustand<br />

präsentiert. Alles war geputzt und gewienert, die Messingteile<br />

<strong>auf</strong> Hochglanz poliert. Besucher haben daran<br />

ersehen können, wie sorgsam die Mitglieder ihre Schätze<br />

hegen und pfl egen. Dies ist ein ganz wichtiger Beitrag zur<br />

Bestandserhaltung wertvoller historischer Technik.<br />

Fotos: Gerhard Kieffer<br />

52<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


DAMPF IM MUSEUM<br />

2<br />

3<br />

1<br />

Richard Reppisch<br />

AMBERLEY<br />

Working Museum<br />

D<br />

as Amberley Working Museum ist ein Freiluftmuseum<br />

zu den Gebieten Industrialisierung, Kalksteinabbau,<br />

Energie, Telekommunikation und Eisenbahn.<br />

Das Museum fi ndet man im Süden Englands in<br />

West Sussex in der Ortschaft Amberley, nahe dem sehr<br />

bekannten Schloss Arundel. Das Museum kann man auch<br />

mittels der Southern Railway erreichen; direkt am Eingang<br />

liegt der Bahnhof von Amberley. Das Museum erstreckt<br />

sich sehr weitläufi g in einem Tal, in dem ehemals Kalksteinabbau<br />

seit viktorianischen Zeiten betrieben wurde.<br />

Industriell genutzt wurde das Gebiet bis 1964. Das Museum<br />

öffnete 1979. Es ist ein lebendiges Freiluftmuseum mit<br />

sehr vielen Vorführungen, von Freiwilligen und professionellen<br />

Handwerkern.<br />

Einige Exponate wie unterschiedliche Brennofenkonstruktionen<br />

zum Kalksteinbrennen sind noch am Originalstandort<br />

vorhanden. Andere Gebäude wurden zusammengetragen<br />

und an diesem Museumsstandort wieder <strong>auf</strong>gebaut,<br />

um die Industrialisierung in dieser Region <strong>auf</strong>zuzeigen.<br />

Man kann in dem Museum leicht einen halben bis ganzen<br />

Tag verbringen. Ich selbst hatte leider das Pech mich an<br />

einem der wenigen regnerischen Tage dort <strong>auf</strong>zuhalten.<br />

Vom Parkplatz aus erreicht man längs eines Talweges<br />

den Museumseingang. Das Eingangsgebäude bildet zusammen<br />

mit anderen ein erstes Gebäudeensemble. Dort<br />

ist dann auch das erste Themengebiet untergebracht. Es<br />

gibt mechanische Werkstätten (Bild 1), einen Eisenwarenhändler<br />

und eine Druckerei zu besichtigen. In allen Werkstätten<br />

halten sich freiwillige Helfer des Museums <strong>auf</strong><br />

und zeigen den Besuchern die typischen Arbeitsgänge.<br />

4<br />

5<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 53


6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Ebenfalls in diesem Gebäudebereich befi nden sich Unterstände<br />

für Gas- und Dieselmotoren (Bild 2–4) für die unterschiedlichsten<br />

Einsatzzwecke, z. B. als Stromerzeuger.<br />

In einer Scheune befi nden sich dann noch zwei <strong>Dampf</strong>walzen.<br />

Nach Besichtigung des vorderen Museumsbereichs geht<br />

es weiter das Tal entlang. Man kann zu Fuß den Rundweg<br />

abl<strong>auf</strong>en oder die regelmäßig verkehrende Busverbindung<br />

in Anspruch nehmen (Bild 5). Das nächste Gebäudeensemble<br />

zeigt verschiedene Themen aus vorindustriellen<br />

oder ländlichen Gebieten. Ein <strong>Dampf</strong>kran (Bild 6)<br />

<strong>auf</strong> Schienen aus dem Jahre 1937 zeigt den Abl<strong>auf</strong> bei<br />

der Holzverarbeitung. Andere Themen sind Drechselvorführungen,<br />

Schmiede und frühere Ölmühle (Bild 7) und<br />

eine kleine ländliche Telefonvermittlung. Die Häuser wurden<br />

von unterschiedlichen Orten abgebrochen und in<br />

Amberley wieder <strong>auf</strong>gebaut und restauriert. Im mittleren<br />

und hinteren Teil des Geländes befi nden sich Kalkstein-<br />

Brennöfen und eine Töpferei mit Tontrocknungshalle. Das<br />

Gelände begrenzt <strong>auf</strong> der einen Längsseite eine Schmalspurbahn<br />

mit kleiner Haltestelle. Die Schmalspurbahn bedient<br />

ebenfalls einen Stollen. Leider konnte man wegen<br />

des Regens die Eisenbahn nicht benutzen.<br />

Um das leibliche Wohl kann man sich zwischendurch im<br />

„Limeburners Restaurant“ (Kalkbrenner-Restaurant) kümmern<br />

(Bild 8). Auf der anderen Längsseite sind dann noch<br />

ca. 14 Gebäude verteilt, die sich mit den Themen Verkehr,<br />

Energie, Telekommunikation und ländliche Wasserversorgung<br />

befassen. In der EDF Energy Electricity Hall ist im<br />

Eingangsbereich ein Schnellläufer-<strong>Dampf</strong>motor der Firma<br />

Belliss & Morcom mit Generator <strong>auf</strong>gestellt (Bild 9). In<br />

diesem Gebäude ist dann noch eine große Auswahl<br />

von elektrischen Geräten aus Industrie und Haushalt zu<br />

sehen. Das Municipal Engine House präsentiert sehr<br />

schön eine Anzahl von Gasmotoren (Bild 10–12), z. B. den<br />

10<br />

11<br />

54 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


12 13<br />

Einzylinder der Firma Robey von 1929 und Hit-and-Miss-<br />

Maschinen. Die meisten Antriebsmaschinen wurden in<br />

Betrieb vorgeführt.<br />

Der Verkehrsbereich begann mit dem Kutschenbau; eine<br />

marode Kutsche wurde gerade in einer Werkstatt wieder<br />

<strong>auf</strong>gebaut (Bild 13). Das Werkstattgebäude stammt aus<br />

dem Jahre 1840. In mehreren Gebäuden befi ndet sich<br />

eine Feldbahnausstellung, teilweise mit Kriegsmaterial<br />

in Tarnanstrich. Der öffentliche Nahverkehr ist mit einer<br />

Ausstellung von Bus-Oldtimern aus dem umliegenden<br />

Southdown-Gebiet zu sehen (Bild 14 und 15). Immer<br />

wieder sehr liebevoll sind die Werkstätten <strong>auf</strong>gebaut;<br />

in den folgenden Bildern (Bild 16 und 17) ist eine Mo -‘<br />

torrad-Werkstatt zu sehen. Das Museum zeigt noch<br />

14<br />

16<br />

andere Themen, über<br />

die ich hier nicht berichten<br />

möchte, wie z. B.<br />

eine historische Feuerwehrauto-Sammlung,<br />

Beispiele des Straßenbaus,<br />

ländliche Raststätten<br />

aus der Frühzeit<br />

des Autoverkehrs.<br />

Insgesamt ein Museum, das den Besuch lohnt für technisch<br />

Interessierte. Nachstehend noch einige Internetlinks<br />

für eine Vertiefung.<br />

Internet<br />

Die Museumsseite: http://www.amberleymuseum.co.uk/<br />

Bus-Oldtimersammlung: http://home.fastnet.co.uk/<br />

gerrycork/amberleybus/amberleybus.htm<br />

Amberley Schmalspurbahn:<br />

http://www.amberleynarrowgauge.co.uk/<br />

Ein You-Tube-Video zu den Amberley-Eisenbahnen:<br />

http://www.youtube.com/watch?v=FeaI_6kz7E8<br />

Ein You-Tube-Video von einem <strong>Dampf</strong>tag in Amberley:<br />

http://www.youtube.com/watch?v=hzknTsYxcRw<br />

Fotos: Richard Reppisch<br />

15<br />

17<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 55


DAMPF<br />

<strong>Dampf</strong>-Eisbrecher „Wal“<br />

an seinem Liegeplatz<br />

in Bremerhaven:<br />

Ostkaje im Neuen Hafen<br />

DAMPF-EISBRECHERWAL<br />

HISTORISCHE DAMPFTECHNIK IN BREMERHAVEN<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Bremerhaven entstand im Jahre 1827 an der Mündung<br />

der Geeste in die Weser, als der Bremer Bürgermeister<br />

Johann Smidt von König Georg von Hannover ein<br />

Stück Land k<strong>auf</strong>te, um dar<strong>auf</strong> einen Hafen zu bauen. In<br />

Bremerhaven wurden im L<strong>auf</strong>e der Jahrzehnte über 250<br />

große Rahsegler gebaut und der Norddeutsche Lloyd<br />

setzte Maßstäbe im Schiffbau. Im Februar 1885 wurde<br />

mit dem Ausl<strong>auf</strong>en des ersten Fischdampfers zur Fangreise<br />

die Deutsche Hochseefischerei gegründet.<br />

Heute bietet Bremerhaven unter dem Motto „Meer erleben“<br />

eine Fülle von Attraktionen, so zum Beispiel das<br />

Deutsche Schifffahrtsmuseum mit der berühmten Bremer<br />

Hansekogge, das Übersee Museum, Auswandererhaus,<br />

Universum Science Center und den Zoo am Meer. Auch<br />

den Freunden maritimer <strong>Dampf</strong>technik wird Sehenswertes<br />

geboten. Im Deutschen Schifffahrtsmuseum ist der<br />

Mittelteil des Raddampfers „Meissen“ ausgestellt, der<br />

1907 umgebaut wurde und bis 1968 als „Kronprinz Wilhelm“<br />

<strong>auf</strong> der Weser verkehrte. Die Lloyd Werft bietet<br />

Führungen an, dort kann eine <strong>Dampf</strong>maschine besichtigt<br />

werden. Im Morgenstern-Museum (Historisches Museum,<br />

bezogen <strong>auf</strong> die Geschichte Bremerhavens) beeindruckt<br />

eine Dreifach-Expansionsdampfmaschine die Besucher.<br />

Sie wurde 1929 gebaut und trieb den Eimerkettenbagger<br />

„Bremen“ an. Später wurde sie bei den Geestemünder<br />

Eiswerken F. Busse & Co. eingesetzt. Ihr Schwungrad mit<br />

1964 wurde die Kesselanlage<br />

von Kohle- <strong>auf</strong><br />

Ölbefeuerung umgestellt<br />

56<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Blick <strong>auf</strong> das Vorschiff mit seinem mächtigen Bug<br />

Auf der Brücke sind historische und moderne nautische<br />

Instrumente vereinigt, um den Sicherheitsansprüchen zu<br />

genügen<br />

5 Meter Durchmesser trieb zwei Kompressoren zur Kälteerzeugung<br />

an. Pro Tag konnten 192 Kunsteisplatten mit<br />

jeweils 3 Tonnen Gewicht hergestellt werden, die zur Kühlung<br />

des Hochseefisches erforderlich waren. Im Morgenstern-Museum<br />

kann die Anlage durch Elektroantrieb in<br />

Bewegung gesetzt und demonstriert werden, die bis 1986<br />

Platteneis erzeugte. Am eindrucksvollsten ist wohl die<br />

<strong>Dampf</strong>technik im Eisbrecher „Wal“, da sie sich noch voll<br />

funktionsfähig an ihrem ursprünglichen Ort befindet. Im<br />

Jahre 1938 wurde mit der Fabrik-Nr. 800 dieses wuchtige<br />

<strong>Dampf</strong>schiff von den Stettiner Oderwerken gebaut.<br />

(Der <strong>Dampf</strong>eisbrecher „Stettin“, der heute im Hamburger<br />

Hafen beheimatet ist, Fabrik-Nr. 769, stammt ebenfalls<br />

von den Stettiner Oderwerken und ist Baujahr 1933.) Im<br />

Juni 1938 wurde der <strong>Dampf</strong>er „Wal“ zum Eisbrechen <strong>auf</strong><br />

dem Nord-Ostsee-Kanal (früher Kaiser-Wilhelm-Kanal<br />

genannt, als Verbindung zwischen Brunsbüttel an der<br />

Nordsee und der Kieler Förde) in Dienst gestellt. Mehr als<br />

50 Jahre lang war das <strong>Dampf</strong>schiff beim Wasserstraßen-<br />

Maschinenamt in Rendsburg im Einsatz. Weil es wegen<br />

der stetigen Klimaerwärmung immer weniger Eis zu brechen<br />

gab und das Schiff mit <strong>Dampf</strong>antrieb technisch<br />

Detail<strong>auf</strong>nahmen von der Dreifach-Expansions-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 57


Maschinentelegraf und Bedienstand<br />

unter Deck: die Stephenson-Steuerung<br />

ermöglicht problemloses Umschalten von<br />

Vorwärts- <strong>auf</strong> Rückwärtsfahrt<br />

Stilvoll ausgestalteter Salon mit Bar und Sitzecke<br />

überaltert war (nur 17 Prozent der eingesetzten Energie<br />

kommen an der Schraube an!), kam es schließlich für<br />

seine eigentliche Aufgabe nicht mehr in Frage. Um das<br />

seltene Schiff, das in den 1960er Jahren von Kohlebefeuerung<br />

<strong>auf</strong> Öl umgestellt wurde, vor der Verschrottung<br />

zu bewahren, bot das Bundesverkehrsministerium sein<br />

letztes <strong>Dampf</strong>schiff in der Flotte zum Verk<strong>auf</strong> an. Die<br />

Schiffergilde Bremerhaven e. V., ein gemeinnütziger Verein<br />

zum Erhalt traditioneller Berufsschiffe, k<strong>auf</strong>te den<br />

<strong>Dampf</strong>-Eisbrecher mit Unterstützung der Stadt Bremerhaven.<br />

So begann seit dem Sommer 1990 eine neue<br />

Karriere für den betagten <strong>Dampf</strong>er.<br />

Dazu heißt es in der Broschüre „Die Museumsflotte der<br />

Schifffahrts-Compagnie Bremerhaven e. V.“: „Im Juni 1990<br />

trat der <strong>Dampf</strong>er ,Wal‘ seine Reise von Rendsburg nach<br />

Bremerhaven an und wurde binnen eines halben Jahres<br />

restauriert und in wichtigen Bereichen auch umgebaut.<br />

Eine ehrenamtliche Crew bemüht sich mit sichtbarem und<br />

erlebbarem Erfolg darum, den <strong>Dampf</strong>er mit seiner reizvollen<br />

und interessanten Ausstattung in Maschine, Nautik<br />

und Wohnbereichen nicht nur zu erhalten, sondern<br />

auch Freunde traditioneller Schifffahrt bei kurzen und<br />

längeren Törns miterleben zu lassen, was ein altes<br />

<strong>Dampf</strong>schiff Besonderes zu bieten hat.“ Ziele sind zum<br />

Beispiel die Weser, Helgoland, der Hamburger Hafengeburtstag,<br />

die Kieler Wochen sowie diverse maritime Feste<br />

an Nord- und Ostsee. Da der „Wal“ also häufig <strong>auf</strong> Fahrt<br />

ist, empfiehlt es sich <strong>auf</strong> jeden Fall vorher anzufragen, ob<br />

das Schiff an der Ostkaje im Neuen Hafen liegt und zu<br />

besichtigen ist.<br />

Ein Rundgang durch das <strong>Dampf</strong>schiff, zumal mit individueller<br />

und sachkundiger Führung, ist wirklich ein Erlebnis.<br />

Das Äußere des Schiffes wird geprägt durch die<br />

weit ausladende Brücke, die sich fast über die gesamte<br />

Breite des Schiffes erstreckt, und den markanten gelbschwarzen<br />

Schornstein. Auf der Brücke sind historische<br />

und moderne Instrumente versammelt. Die nautische<br />

Ausrüstung mit zwei Radargeräten Typ Atlas 4500, zweimal<br />

UKW, Kreiselkompass, Magnetkompass, Echolot,<br />

Nautex, drei Handfunkgeräten und Mobil-Telefon sowie<br />

die Sicherheitsausrüstung entsprechen den Anforderungen<br />

der „Gemeinsamen Sicherheitskommission für historische<br />

Wasserfahrzeuge“ (GSHW), Gruppe C. Das Schiff<br />

bietet einen Salon für maximal 30 Personen, 1 Mannschaftsmesse<br />

für 16 Personen und 1 Kombüse. Es verfügt<br />

über 17 Kabinen mit überwiegend fließend Wasser.<br />

<strong>Dampf</strong>betriebene Steuerung der<br />

Ruderanlage<br />

Antriebswelle zur Schiffsschraube im Heck:<br />

wichtig ist eine gute Lagerung für einen<br />

ruhigen L<strong>auf</strong><br />

Alle Decks sind mit Duschen und WCs ausgestattet und<br />

eine moderne vollbiologische Fäkalienanlage ist installiert.<br />

Besonders interessant sind natürlich die Maschinenräume<br />

des „Wal“. Über schmale Eisentrittleitern (natürlich im<br />

„Rückwärtsgang“) sind alle Bereiche einigermaßen gut<br />

zugänglich. Alles wirkt für ein <strong>Dampf</strong>schiff recht geräumig,<br />

was sicher auch am beträchtlichen Tiefgang von<br />

5,25 Metern liegt. Eine Dreifach-Expansions-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

mit Stephenson-Kulissensteuerung ermöglicht<br />

problemloses Umschalten von Vorwärts- <strong>auf</strong> Rückwärtsfahrt<br />

und erbringt eine Leistung von 880 kW (1200 PS).<br />

Das Schiff (Länge über alles 49,96 m, Breite 12,30 m)<br />

erreicht eine Geschwindigkeit von 10 Knoten. Da es für<br />

den Nord-Ostsee-Kanal gebaut und somit als Binnenschiff<br />

konzipiert ist, ist es nur begrenzt hochseetauglich. Daher<br />

ist eine Ausfahrt bei Windstärken über 5–6 nicht zu empfehlen.<br />

Die Kesselanlage wurde 1964 <strong>auf</strong> Befeuerung mit leichtem<br />

Heizöl umgestellt. Zwei halbautomatische Wasserrohr-Seeschiffsdampfkessel<br />

erbringen jeweils 6000 kg/h<br />

<strong>Dampf</strong>leistung. Außerdem verfügt das Schiff über 3<br />

Generatoren: 2 x Cummins- 1 x Faryman-Diesel. Die<br />

58 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Blick in die Zylinderstation: Die unterschiedlichen<br />

Durchmesser sind gut zu erkennen<br />

Kraft der <strong>Dampf</strong>maschine wirkt <strong>auf</strong> einen Propeller im<br />

Heck. Er besitzt 4 Flügel, einen Durchmesser von 4<br />

Metern und das stolze Gewicht von 6,2 t. Am Heck<br />

des Schiffes ist eine deutliche Kerbe sichtbar. Falls<br />

das <strong>Dampf</strong>schiff als Schlepper fungierte, wurde das zu<br />

schleppende Schiff <strong>auf</strong> den Haken genommen und<br />

die Trosse soweit eingeholt, bis dessen Bugspitze<br />

in die Kerbe eingeführt war. Somit war ein enger Zugverband<br />

hergestellt, der<br />

bei Fahrtverlangsamung<br />

oder Stopp ein Aufl<strong>auf</strong>en<br />

verhinderte.<br />

Zur Museumsflotte der<br />

Schifffahrts-Compagnie<br />

Bremerhaven e. V. gehören<br />

zwei weitere Traditionsschiffe:<br />

Watten-<br />

Kurbelwelle im Raddampfer „Meissen“, deren Betrieb durch<br />

Elektroantrieb simuliert werden kann<br />

Mittelteil des ehemaligen Raddampfers „Meissen“ im<br />

Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven<br />

Technische Daten <strong>Dampf</strong>-Eisbrecher „Wal“<br />

Rufzeichen: DFDR<br />

Bauwerft:<br />

Stettiner Oderwerke, Stettin<br />

Bau-Nr.: 800<br />

Baujahr: 1938<br />

Länge über alles: 49,96 m<br />

Breite:<br />

12,30 m<br />

Tiefgang:<br />

5,25 m<br />

Geschwindigkeit: 10 Knoten<br />

Maschine: Dreifach-Expansions-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

mit Stephenson-Kulissensteuerung<br />

Leistung: 880 kW (1200 PS), 2-Wasserrohr-Seeschiffsdampfkessel<br />

halbautomatisch mit 6000 kg/h <strong>Dampf</strong>leistung je Kessel, befeuert<br />

mit leichtem Heizöl; Fa. Ottenser Eisenwerk GmbH Hamburg,<br />

Baujahr Juni 1964<br />

Stromversorgung: 3 Generatoren: 2 x Cummins,<br />

1 x Faryman-Diesel<br />

Propeller:<br />

4 Flügel, 4 m Durchmesser,<br />

6,2 t Gewicht<br />

Der <strong>Dampf</strong>-Eisbrecher „Wal“ wird von einer ehrenamtlichen<br />

Besatzung gefahren und gepflegt.<br />

Bergungsschlepper „Goliath“ (Bauwerft Deutsche Schiffund<br />

Mschinenbau AG Deschimag in Wesermünde-Geestemünde,<br />

Baujahr 1941, 2 Mercedes-Maybach-Maschinen<br />

mit je 425 PS) und die Barkasse „Quarantäne“ (Bauwerft<br />

Gebr. Schürenstedt, Bardenfleth/Weser, Baujahr 1960).<br />

Auffällig ist der Name dieses Schiffes, aber durchaus einleuchtend,<br />

wenn man etwas über seine frühere Aufgabe<br />

erfährt: Die Barkasse MS „Quarantäne“ war das ehemalige<br />

Dienstfahrzeug des Hafengesundheits- und Quarantäneamtes<br />

Bremerhaven <strong>auf</strong> dem Wasser. Damit konnte<br />

der Hafenarzt jederzeit ein- und ausl<strong>auf</strong>ende Schiffe <strong>auf</strong>suchen<br />

und bei schweren Erkrankungen bzw. Unfällen<br />

helfend eingreifen.<br />

Adressen:<br />

BIS Bremerhaven <strong>Tour</strong>istik, <strong>Tour</strong>istCenter Hafeninsel<br />

H.-H.-Meier-Str. 6; 27568 Bremerhaven<br />

Tel. +49(0)471/94646-120; Fax: +49(0)471/94646-129<br />

tourist-info2@bis-bremerhaven.de<br />

www.bremerhaven-tourism.de<br />

Schifffahrts-Compagnie Bremerhaven e. V.<br />

Am Alten Hafen 118, 27568 Bremerhaven;<br />

Tel. +49(0)471/94646-48; Fax: +49(0)471/46065;<br />

An Bord +49(0)471/411484; info@bis-bremerhaven.de;<br />

www.schiffahrts-compagnie.de<br />

Alle Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 59


HISTORIE<br />

Eingang zur Bunkerwarte, die während<br />

der Bombenangriffe 1943 und<br />

1944 als Luftschutzbunker diente;<br />

rechts: Modell des Aggregats 4,<br />

das später als Vergeltungswaffe V 2<br />

bezeichnet wurde.<br />

<strong>Dampf</strong> unverzichtbar<br />

NS-RAKETENZENTRUM PEENEMÜNDE<br />

HEUTE MAHNMAL FÜR FRIEDEN<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Die Ostseeinsel Usedom liegt südlich von Rügen in<br />

der Pommerschen Bucht nahe der Grenze zu Polen<br />

und zur Stadt Swinoujscie (bis 1945 Swinemünde). Bis<br />

zum Zweiten Weltkrieg kamen die Berliner in großer Zahl<br />

mit der Eisenbahn angereist und so erhielt<br />

das Seebad Ahlbeck den Spitznahmen<br />

„Badewanne der Berliner“. Westlich schließen<br />

sich die Kaiserbäder Heringsdorf und Bansin<br />

an. Alle drei renommierten Badeorte besitzen<br />

Seebrücken als Schiffsanleger und sind<br />

mit einer großzügig gestalteten Strandpromenade<br />

verbunden. Nach der DDR-Zeit<br />

mit staatlich organisiertem Urlaubsangebot<br />

wurde in den Ostseebädern kräftig investiert,<br />

was besonders der Bäderarchitektur mit den<br />

prachtvollen Villen und parkähnlichen Gärten<br />

zugute kam.<br />

Mittlerweile erlebt die Insel Usedom einen<br />

<strong>Tour</strong>ismus-Boom mit weiter ansteigender<br />

Tendenz, bietet aber auch mit seinem Hinterland<br />

ein idyllisches Naturparadies mit einer<br />

abwechslungsreichen Vogel- und Pflanzenwelt.<br />

Wegen seiner wechselvollen Geschichte<br />

ist ein Ort der Insel Usedom besonders<br />

bekannt geworden: Peenemünde, heute gut zu erreichen,<br />

wenn man hinter Wolgast von der B 111 abzweigt oder<br />

mit der Usedomer Bäderbahn fährt und in Zinnowitz<br />

umsteigt.<br />

Modell der Fieseler 103 / V 01. Diese pilotenlos fliegende<br />

Bombe hatte eine Schussweite bis max. 300 km.<br />

60 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Die Werkbahn in Peenemünde war größtenteils elektrifiziert<br />

und ihr Gesamtnetz umfasste ca. 110 km.<br />

Im März 1935 führten die Nationalsozialisten in Deutschland<br />

die allgemeine Wehrpflicht wieder ein. Dies bedeutete<br />

zwar einen eklatanten Verstoß gegen den Friedensvertrag<br />

von Versailles, der Deutschland nur die<br />

Reichswehr mit 100.000 Soldaten als Freiwilligenarmee<br />

gestattete, wurde aber von den Alliierten nur mit wirkungslosen<br />

Protesten <strong>auf</strong> diplomatischer Ebene beantwortet.<br />

Im Rahmen der Wieder<strong>auf</strong>rüstung wurde 1936<br />

der Beschluss gefasst, in Peenemünde Ost eine Heeresversuchsstelle<br />

und Peenemünde West eine Versuchsstelle<br />

der Luftwaffe zu errichten. Im folgenden<br />

Jahr begannen umfangreiche Bauarbeiten unter strengster<br />

Geheimhaltung, wobei sich hinter dem offiziellen<br />

Begriff Versuchs- und Fabrikationsanlagen für Raketen<br />

verbargen.<br />

WERNHER VON BRAUN<br />

Technischer Direktor in Peenemünde wurde der junge<br />

Forscher und Wissenschaftler Wernher von Braun (geb.<br />

1912, gest. 1977), der mit einer Dissertation zum Thema<br />

„Konstruktive, theoretische und experimentelle<br />

Beiträge zu den Problemen der<br />

Flüssigkeitsraketen“ promoviert hatte.<br />

Seit 1938 war von Braun NSDAP-Mitglied<br />

und unter seiner Leitung wurde<br />

das Aggregat A 4 (später Vergeltungswaffe<br />

V 2 genannt) entwickelt.<br />

Am 3. Oktober 1942 startete erstmals<br />

eine solche mit flüssigem Sauerstoff<br />

und Methylalkohol betriebene Rakete.<br />

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges<br />

erfolgten in Peenemünde 282 Erprobungsstarts.<br />

Der Einsatz gegen militärische<br />

und zivile Ziele der Kriegsgegner<br />

(hauptsächlich gegen England) erfolgte<br />

jedoch wegen der begrenzten Reichweite<br />

(maximal 300 km) von wesentlich<br />

weiter westlich stationierten Abschussrampen.<br />

Insgesamt wurden über 5000<br />

V 2 Raketen abgeschossen, brachten<br />

aber keine spürbaren militärischen<br />

Erfolge.<br />

Hatten die V 2 Raketen eine Länge von<br />

gut 14 Metern, war die V 1 Waffe mit<br />

TECHNISCHE DATEN:<br />

FLÜGELBOMBE V 1<br />

Hersteller:<br />

Fieseler Werke, Kassel<br />

Triebwerk: ARGUS 109-014<br />

Länge: 7,742 m<br />

Spannweite: 4,9 m<br />

Nutzlast: 847,11 kg<br />

Geschwindigkeit: 645 km/h<br />

Schussweite: bis max. 300 km<br />

AGGREGAT 4 = V 2<br />

Länge: 14,036 m<br />

Durchmesser: 1,651 m<br />

Abhebegewicht: 12,900 kg<br />

Schub: 25.700 kg<br />

Fluggeschwindigkeit:<br />

1.340 m/s / 4.824 km/h<br />

Flugzeit: 4:56 min<br />

Reichweite: 190,6 km<br />

Später bis zu 300 km<br />

7,74 Meter nur etwa halb so lang.<br />

Man könnte sie als fliegende Bombe<br />

bezeichnen, ihr Nachteil war ihre relativ<br />

geringe Geschwindigkeit (645 km/h), so<br />

dass sie von Jagdfliegern und Flakgeschützen<br />

vom Kurs abgebracht werden<br />

konnte. Hauptsächlich <strong>auf</strong> London und<br />

Antwerpen waren die ca. 20.000 abgefeuerten<br />

V 1-Geschosse gerichtet, von<br />

denen jedoch nur ein Drittel recht ungenau<br />

ihr Ziel erreichte. Dennoch wurden<br />

von der NS-Propaganda unter Führung<br />

von Joseph Goebbels die V 1- und V 2-<br />

Raketen als kriegsentscheidende Wunderwaffen<br />

gepriesen, um den Durchhaltewillen<br />

der Bevölkerung und den<br />

Glauben an den Endsieg zu stärken.<br />

Insgesamt starben bei den Angriffen schätzungsweise<br />

8.000 bis 12.000 Menschen, hauptsächlich in London und<br />

Antwerpen.<br />

VERLAGERUNG NACH<br />

NORDHAUSEN<br />

Am 18. August 1943 wurde Peenemünde durch die<br />

Royal Air Force bombardiert. Nach einem Luftangriff<br />

durch die US Air Force 1944 wurden Teile der Anlage<br />

in das unterirdische Mittelwerk „Dora“ bei Nordhausen<br />

am Harz ausgelagert, wo die V-Waffen-Produktion fortgesetzt<br />

wurde.<br />

Am 4. Mai 1945 besetzte die Rote Armee kampflos das<br />

Betriebsgelände in Peenemünde und demontierte die<br />

Anlagen. Später diente das Gelände als Flugplatz für<br />

sowjetische Marineflieger, die Seepolizei und Luftstreitkräfte<br />

der DDR. 1990 übernahm die Bundeswehr die<br />

Nationale Volksarmee der DDR. 1996 wurde das Marinestützpunktkommando<br />

geschlossen, womit nach über<br />

60 Jahren die Militärpräsenz endete.<br />

KOHLEKRAFTWERK MIT<br />

30.000 MEGAWATT<br />

Um die Raketenforschung und Produktion<br />

in Peenemünde zu ermöglichen,<br />

mussten gewaltige Mengen an Brennstoff<br />

und Wasser zur Verfügung stehen,<br />

womit die benötigte Energie sprich Elektrizität<br />

erzeugt werden konnte. Eine<br />

ungefähre Vorstellung von der Größe<br />

des zu versorgenden Areals (ca. 20<br />

km 2 ) bekommt man wohl am besten,<br />

wenn man die Gesamtlänge des weit<br />

verzweigten Gleisnetzes (ca. 110 km<br />

größtenteils elektrifiziert) bedenkt.<br />

Zwischen 1939 und 1942 wurde ein<br />

leistungsfähiges Kohlekraftwerk errichtet.<br />

Durch seine Lage direkt am Hafen<br />

konnte genügend Steinkohle (zu DDR-<br />

Zeiten Braunkohle) per Schiff angeliefert<br />

werden. Bis zur endgültigen Stilllegung<br />

im Jahre 1990 bewegte der Bekoh-<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 61


Schemazeichnung: Arbeitsweise eines Kohlekraftwerkes<br />

(aus: Knaurs Lexikon, Berlin 1938).<br />

Zwei russische Hubschrauber und Bekohlungsanlage für das<br />

ehemalige Kraftwerk.<br />

Ausstellung mit originalen Raketenteilen; die Schrankwand<br />

mit Aktenordnern soll die totale NS-Bürokratie und Überwachung<br />

zum Ausdruck bringen.<br />

lungshauptkran, mit dem die Schiffe entladen<br />

und die Förderbänder befüllt wurden,<br />

insgesamt 4.500.000 t Kohle. Das Kraftwerk<br />

verbrauchte 150.000 t Steinkohle pro Jahr<br />

(entspricht 400 t pro Tag). Vier Kessel<br />

erzeugten 450°C heißen <strong>Dampf</strong>, der über<br />

Turbinen zwei Turbogeneratoren von jeweils<br />

15 Megawatt Leistung antrieb. Deren<br />

Gesamtleistung betrug 5.700 PS.<br />

Epochen wachhält: NS-Zeit, Besetzung durch Sowjets,<br />

Nutzung durch die NVA und Bundeswehr. Das ehemalige<br />

Kohlekraftwerk (noch bis 1990 in Betrieb) ist eines der<br />

wenigen heute noch sichtbaren Zeitzeugen der Peenemünder<br />

Versuchsanstalt. Im Schalthaus befindet sich eine<br />

historische Ausstellung, die die Waffenentwicklung während<br />

des Dritten Reiches dokumentiert. Besonders eindrucksvoll<br />

gestaltet ist die riesige Regalwand eines Raumes,<br />

die mit Hunderten von Aktenordnern belegt ist. Die<br />

rote Aufschrift „Geheime Kommandosache“ unterstreicht<br />

die Bürokratie und autoritäre Befehlsstruktur des Nationalsozialismus.<br />

Ein Eindruck von Kälte und Pedanterie<br />

der Schreibtischtäter umfängt den Besucher.<br />

Im Freigelände werden außer originalgetreuen V 1- und<br />

V 2-Modellen Beispiele für Schiffs- und Flugzeugtechnik<br />

(Mig 17, Mig 21 und Mig 23-Düsenflugzeuge) der Nationalen<br />

Volksarmee der DDR gezeigt. Im Haupthafen Peenemünde<br />

können einige Schiffe besichtigt werden, zum<br />

Beispiel ein russisches Marschflugkörper – Unterseeboot<br />

der Juliett-Klasse (Baujahr 1961-1963), ein Raketenschiff<br />

„Tarantul I“ der Volksmarine der DDR und das Taucherhilfsschiff<br />

„Taucher II“. Letzteres wird vom Museumsschiffsverein<br />

Peenemünde e.V. betreut und befindet sich<br />

noch in Fahrt.<br />

„GEHEIME<br />

KOMMANDOSACHE“<br />

Auf dem Gelände des ehemaligen Marinestützpunktes<br />

Peenemünde ist ein Historisch-Technisches<br />

Informationszentrum<br />

eingerichtet, das die Erinnerung an alle<br />

Ausstellungsgelände in Peenemünde: links<br />

russische Boden-Luft-Rakete und einmotoriges<br />

Transportflugzeug AN-2 als Doppeldecker;<br />

rechts: Kranbrücke und Bekohlungshauptkran<br />

zur Versorgung des Kohlekraftwerkes.<br />

62 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Russisches U-Boot der „Juliett-Klasse“ mit Seeziel-Marschflugkörpern,<br />

Bug- und Hecktorpedorohren bestückt und 1998 von Kopenhagen nach<br />

Peenemünde überführt.<br />

Raketenschiff „Tarantul I“ bis 1990 im Bestand der DDR-Volksmarine;<br />

Gesamtleistung der Turbinen 30.000 PS; max. Geschwindigkeit 44<br />

bis 48 kn.<br />

TECHNISCHE DATEN:<br />

RUSSISCHES U-BOOT:<br />

JULIETT-KLASSE U 461<br />

Herstellerland: Sowjetunion<br />

Besatzung: 80 Personen<br />

Typ: Marschflugkörper-Unterseeboot<br />

Baujahr: 1961 – 1963<br />

Breite: 9,7 m – Länge: 85,9 – Tiefgang: 7 m<br />

max. Tauchtiefe: 300 m – max. Tauchdauer: 33 Tage<br />

Wasserverdrängung: 300 t <strong>auf</strong>getaucht<br />

und 3 750 t getaucht<br />

max. Geschwindigkeit: 15,9 kn <strong>auf</strong>getaucht und<br />

18 kn getaucht<br />

max. Treibstoffvorrat: 670 t Diesel<br />

max. Reichweite: 18.000 sm<br />

Antrieb: 2 Dieselmotoren und 2 E-Motoren<br />

8.000 PS <strong>auf</strong>getaucht, 12.000 PS getaucht<br />

Bewaffnung:<br />

4 Seeziel-Marschflugkörper SS-N-3 A „Shaddock“,<br />

Reichweite 450 km; Gefechtskopf: 1.000 kg TNT<br />

oder Nuklear 350 kt – 6 x 533 mm Bugtorpedorohre<br />

4 x 400 mm Heckrohre für U-Jagdtorpedos<br />

8 Reservetorpedos<br />

RAKETENSCHIFF „TARANTUL I“<br />

Herstellerland: Sowjetunion<br />

bis 1990 bei der DDR-Volksmarine<br />

Länge: 56,1 m – Breite: 10,2 m<br />

Höhe vom Kiel bis zum Mast: 18,9 m<br />

Tiefgang: 3,59 m<br />

Max. Geschwindigkeit: 44 - 48 kn = 81 bis 89 km/h<br />

Aktionsradius: 2.200 sm = 4.074 km<br />

Antriebsleistung: 2 Marschturbinen je 4.000 PS<br />

2 Gefechtsturbinen je 11.000 PS<br />

Gesamtleistung 30.000 PS<br />

Bewaffnung:<br />

4 Klappflügelraketen Typ P 21 oder P 22<br />

12 „Ein-Mann-Raketen“ Typ „Strela“<br />

1 x 76 mm Decksturmgeschütz AK 176<br />

2 x 30 mm sechsläufig Gatling-Geschütz AK 630<br />

GEDENKSTÄTTE FÜR KRIEGSOPFER<br />

Gegenüber dem Haltepunkt der Usedomer<br />

Bäderbahn in Peenemünde befindet sich die<br />

1993 wieder eröffnete Kapelle. Sie wurde<br />

bereits 1876 erbaut und überstand die Bombenangriffe.<br />

Sie dient heute als Mahnmal für<br />

die Opfer von Peenemünde, zu denen auch<br />

viele dienstverpflichtete Kriegsgefangene und<br />

Zwangsarbeiter gehören.<br />

Eine würdevolle Stätte der Erinnerung an die<br />

Schrecken des Krieges bildet außerdem der<br />

Soldatenfriedhof <strong>auf</strong> dem Golm, einer Erhebung<br />

ungefähr 35 Kilometer südöstlich von<br />

Gedenkstätte des Volksbundes Deutsche<br />

Kriegsgräberfürsorge <strong>auf</strong> dem Golm bei<br />

Swinemünde für über 20.000 Opfer.<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 63


Peenemünde an der deutsch-polnischen Grenze bei Swinemünde.<br />

Diese Gedenkstätte wird vom Volksbund Deutsche<br />

Kriegsgräberfürsorge e.V. betreut. Hier wurden über<br />

20.000 Opfer aus Swinemünde beigesetzt. Am 12. März<br />

1945 hatten US-Bomber die mit Lazarettzügen und<br />

–schiffen überfüllte Stadt Swinemünde angegriffen. In der<br />

Nähe zum Soldatenfriedhof befindet sich eine Jugendbegegnungsstätte<br />

zum benachbarten Polen, wo sich<br />

Jugendliche mit geschichtlichen, geografischen, kulturellen<br />

und politischen Aspekten befassen können als Grundbausteine<br />

für Verständigung und Versöhnung.<br />

Adressen:<br />

Historisch-Technisches Informationszentrum. Im Kraftwerk,<br />

17449 Peenemünde; Tel. +49(0)38371/505-0;<br />

www.Peenemünde.de, Führungen, Seminare, Workcamps,<br />

Komplettangebote für Reisegruppen, Projekttage<br />

für Schüler, Museumscafe, Film, Vorträge usw.<br />

Golm: Deutsche Kriegsgräberstätte, Infos über: Volksbund<br />

Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Werner-Hilpert-<br />

Straße 2, 34112 Kassel, Tel. +49(0)1805/7009-99; Fax:<br />

+49(0)561/7009-221, Internet: www.volksbund.de; E-Mail:<br />

info@volksbund.de<br />

Quellenangabe: Peenemünde. Wegweiser und Museumsführer.<br />

Alte Wache Verlag, Buchhandlung & Peenemünde-<br />

Information. 15. Auflage 2007; Dank an Herrn Dietrich.<br />

Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />

DAMPF IM MUSEUM<br />

ABFAHRT 1911<br />

Eine Zeitreise mit der<br />

Eisenbahn im Sauerland<br />

F. J. Keite<br />

Ab 16. Januar 1911 fuhren die ersten planmäßigen<br />

Züge im Personenverkehr <strong>auf</strong> der Bahnstrecke von<br />

Finnentrop über Eslohe nach Wennemen. Am 01. Oktober<br />

wurde der planmäßige Bahnverkehr <strong>auf</strong> der Strecke<br />

von Fredeburg nach Wenholthausen <strong>auf</strong>genommen.<br />

Diesen historischen Ereignissen widmen das Maschinenund<br />

Heimatmuseum und der Museumsverein Eslohe<br />

e. V. eine Ausstellung.<br />

Die Sonderausstellung unter dem obigen Titel wird vom<br />

14. Januar bis zum 25. September 2011 im Maschinenund<br />

Heimatmuseum Eslohe stattfinden. Sie soll an die<br />

Geschichte der Nebenbahnen im Sauerland erinnern.<br />

Zahlreiche Exponate, Bilder, Filme, Dokumente und<br />

andere Zeitzeugnisse werden die lebendige Vergangenheit<br />

dieser früheren Bahnstrecken mitten im Sauerland<br />

wach halten. Die Ausstellung wird in den im Jahr 2006<br />

neu eröffneten Hallen der Dauerausstellung und im Eberhard-Koenig-Saal<br />

über dem Foyer des Museums installiert.<br />

Die Bahnhistorie und andere geschichtliche Ereignisse<br />

<strong>auf</strong> den gesamten ehemaligen Nebenbahnstrecken<br />

von Finnentrop über Eslohe bis Wennemen und von Fredeburg<br />

bis Wenholthausen stehen dabei im Vordergrund.<br />

Aber auch die beginnende Schließung der Nebenstrecken<br />

in den 1960er Jahren bis zur heutigen Nutzung als<br />

Bahntrassenradwege findet Beachtung. Die Ausstellung<br />

wird durch besondere Aktionstage am Museum in Eslohe<br />

und <strong>auf</strong> den ehemaligen Bahntrassen flankiert, die heute<br />

als Rad- und Wanderwege eine neue Bestimmung gefunden<br />

haben.<br />

Begleitend zur Ausstellung hat das Maschinen- und Heimatmuseum<br />

Eslohe im Dezember 2010 eine Dokumentation<br />

unter gleichem Titel herausgegeben. In diesem<br />

Begleitbuch wird die Historie der Eisenbahn im Allgemeinen<br />

und der Jubiläumsstrecken im Sauerland im<br />

Besonderen facettenreich in Wort und Bild behandelt.<br />

Das Buch soll in erster Linie in der heimischen Bevölkerung<br />

auch über das Sauerland hinaus das Geschichtsbewusstsein<br />

und das Interesse an den Verkehrsverhältnissen<br />

und den Lebensumständen früherer Zeiten wach<br />

halten. Aber auch für Eisenbahnfans und -nostalgiker ist<br />

es eine lesenswerte Publikation. Den Besuchern der Ausstellung<br />

wird die Möglichkeit geboten, ihre Eindrücke<br />

durch die Lektüre zu vertiefen.<br />

Maschinen- und Heimatmuseum Eslohe<br />

ABFAHRT 1911 – Eine Zeitreise mit der Eisenbahn im<br />

Sauerland. 100 Jahre Eröffnung der Strecken Finnentrop<br />

– Eslohe – Wennemen und Fredeburg – Wenholthausen,<br />

216 Seiten; € 14,90. Das Buch ist erhältlich beim Maschinen-<br />

und Heimatmuseum Eslohe zu den Öffnungszeiten<br />

und kann im Internetshop bestellt werden unter:<br />

http://www.museum-eslohe.de/shop.html<br />

64 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


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Stationäre Maschinen<br />

Die Sonderausgabe des <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> beschäftigt<br />

sich, wie der Untertitel bereits aussagt, mit stationären Maschinen.<br />

Hierbei werden in Anlehnung an das<br />

<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong><br />

& <strong>Heißluft</strong> hauptsächlich stationäre <strong>Dampf</strong>maschinen sowie<br />

<strong>Heißluft</strong>motoren in Modell und Original beschrieben. Neben<br />

der musealen und historischen Betrachtung kommt auch der<br />

Modellbau nicht zu kurz. Etliche Baupläne, Bauvorschläge und<br />

Werkstatt-Tipps geben dem interessierten Modellbauer ge-<br />

nügend Stoff zum Nachbau. Bei der Modellauswahl liegt der<br />

Schwerpunkt dieser Ausgabe bei den <strong>Heißluft</strong>motoren.<br />

Umfang<br />

96 Seiten, DIN A4<br />

Abbildungen<br />

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Best.-Nr. 43-2009-01<br />

Preis<br />

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<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 65


DAMPF AUF DER SCHIENE<br />

Die „Trochita“ - ein Da<br />

Werner Hinz<br />

Einführung<br />

Mit 402 km Streckenlänge war diese <strong>Dampf</strong>bahn die<br />

längste Schmalspur-Passagierbahn weltweit. Sie erreichte<br />

literarische Berühmtheit in Paul Theroux’ „Der alte Patagonien-Express“,<br />

dieser Titel wurde Namensgeber des<br />

Zuges, auch wenn der Zug alles andere als ein Express<br />

war. Heute sind von der alten Strecke nur wenige Kilometer<br />

regelmäßigen Betriebes geblieben. In Argentinien wird<br />

die Bahn von ihren vielen Fans kurz „La Trochita“ genannt;<br />

nach der Verkleinerungsform von „Trocha“ (Spurweite), da<br />

sie eine Spurweite von nur 0,75 m hat.<br />

Historie und Streckenführung<br />

Die Strecke liegt im Süden Argentiniens; Patagonien war<br />

Ende des 19. Jahrhunderts unerschlossenes Gebiet. 1906<br />

wurde im Gesetz „Ley de Fomento de los Territorios Nacionales“<br />

die Förderung der wirtschaftlichen, politischen<br />

und sozialen Entwicklung Patagoniens mit Hilfe eines Eisenbahnnetzes<br />

beschlossen.<br />

66<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


mpfzug mit Geschichte<br />

1909 wurde der Bau einer Ost-West Normalspur-Strecke<br />

über die Hafenstadt San Antonio Oeste am Atlantik bis<br />

zum See Nahuel Huapi (etwa 840 km) gesetzlich gebilligt,<br />

einschließlich der „als erforderlich zu betrachtenden Abzweigungen“.<br />

Auf dieser Hauptstrecke verkehrte 1934 der<br />

erste <strong>Tour</strong>istenzug bis San Carlos de Bariloche.<br />

Die 3-jährigen Arbeiten zur Geländeerkundung für den<br />

Abzweig nach Süden begannen 1911 unter Federführung<br />

des amerikanischen Geologen Bailey Willis. Die Planung<br />

sah vor, die Orte Ingeniero Jacobacci (der Ort wurde<br />

erst etwas später nach dem leitenden Bahningenieur benannt),<br />

El Maitén und Esquel (Gründung 1906) zu verbinden.<br />

Eine wichtige Bedingung für die Streckenführung<br />

durch die semiaride und bergige Steppe Patagoniens war<br />

die Anbindung an Wasser – es wurden ca. 100 l/km für die<br />

<strong>Dampf</strong>l oks benötigt.<br />

Der Erste Weltkrieg unterbrach die ambitionierten Pläne,<br />

1921 erwog man aus Kostengründen den Bau einer<br />

Schmalspurbahn. Mit den Bauarbeiten wurde unter der<br />

Regie der staatlichen Gesellschaft „Red de Ferrocariles<br />

Livianos de la Patagonia“ im Oktober 1922 begonnen. Im<br />

gleichen Jahr k<strong>auf</strong>te die Gesellschaft Lokomotiven und<br />

Wagen in Übersee.<br />

1929 wurden die Arbeiten wiederum unterbrochen. 40 km<br />

Schienen und Telegrafenleitungen waren verlegt, ebenso<br />

16 km der dritten Spur zwischen Ingeniero Jacobacci und<br />

dem Abzweig von der Hauptstrecke bei km 648. 1931–<br />

1932 zerstörte extremes Hochwasser bereits vorbereitete<br />

Fundamente, was bei Fortführung der Arbeiten im Jahr<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 67


1933 zu einer optimierten Trassenplanung über Ñorquinco<br />

und El Maitén nach Esquel führte.<br />

Der Traum einer Fortführung des patagonischen Bahnnetzes<br />

nach Süden und an den Atlantik (nach Puerto<br />

Madryn und im Süden nach Puerto Deseado) erfüllte sich<br />

nie, auch wenn es Teilstrecken vom Atlantik nach Westen<br />

gab, ab Puerto Madryn (bis 1961 betrieben), ab Comodoro<br />

Rivadavia und Puerto Deseado, die spätestens in<br />

den 1970er Jahren <strong>auf</strong>gegeben wurden.<br />

Allein in El Maitén waren 400 Bauarbeiter untergebracht,<br />

insgesamt bot der Bau der Strecke Arbeit für Tausende,<br />

die als Arbeitsmittel Hacke und Sch<strong>auf</strong>el sowie Dynamit<br />

für die notwendigen Sprengungen zur Verfügung hatten.<br />

El Maitén wurde eine typische Eisenbahnerstadt. Der<br />

erste Zug aus Norden erreichte den Ort 1941. In etwa der<br />

Mitte der Strecke gelegen, wurden hier die Werkstätten<br />

zur Wartung der Züge und Schienenstränge eingerichtet.<br />

Dort arbeiteten in der Blütezeit der Bahn bis zu 200 Personen.<br />

Viele Häuser wurden mit Bahnschwellen errichtet,<br />

was auch heute gut zu sehen ist.<br />

Der erste Frachtzug erreichte Esquel am 25. Mai 1945,<br />

23 Jahre nach Baubeginn. Die Züge ersetzten die Pferdewagen,<br />

die bisher die Wolle und Schafe der Estancias<br />

Richtung Atlantik transportierten und Holz aus den Anden<br />

sowie Früchte und weitere Lebensmittel nach Patagonien<br />

brachten. Die Bahn konnte bis zu 200 Tonnen Fracht<br />

transportieren. Der erste Personenzug fuhr im Jahr 1950<br />

in Esquel ein.<br />

<strong>Dampf</strong>lok Technik<br />

Bereits 1922 wurden<br />

25 <strong>Dampf</strong>l okomotiven<br />

deutscher (Henschel &<br />

Sohn GmbH, Cassel) und<br />

amerikanischer (The Baldwin<br />

Locomotive Works, Philadelphia)<br />

Produktion erworben.<br />

Dazu gehören Personen- und Frachtwaggons<br />

belgischer Produktion (Société Anonyme des Ateliers<br />

de Construction de et à Familleureux). Bis heute fand keine<br />

Modernisierung der Technik statt – so kann die Trochita<br />

2012 ihren 90. Geburtstag feiern!<br />

Beide Fabrikate sind in den technischen Daten ähnlich,<br />

das Gewicht fahrbereit (ohne Tender) beträgt 23 Tonnen,<br />

mit Tender um die 43 Tonnen, die Länge etwa 14 m. Die<br />

<strong>Dampf</strong>l oks erreichten bis zu 430 PS und eine<br />

maximale Geschwindigkeit von 60 km/h,<br />

aber <strong>auf</strong>grund der Charakteristika der<br />

Strecke betrug die nutzbare maximale<br />

Geschwindigkeit 45 km/h,<br />

das Minimum 5 km/h (Schrittgeschwindigkeit).<br />

Früher wurden die Heizkessel<br />

der Loks mit schwerem Petroleum<br />

geheizt, mit der Viskosität ähnlich<br />

wie Teer, aktuell wird mit einer Mi-<br />

schung aus Heizöl und Ablassöl aus<br />

Schiffsmotoren im Verhältnis 1:5 gefeuert.<br />

In jedem Fall, und besonders im Winter, muss vorgeheizt<br />

werden. Dies wird mit Feuerholz oder Kohle gemacht,<br />

um den Brennstoff zu verfl üssigen. Das Vorbereiten<br />

68<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


einer Lokomotive dauerte zwischen vier und fünf Stunden,<br />

heute kann dies mit Hilfe von Druckluft <strong>auf</strong> zweieinhalb<br />

Stunden reduziert werden. Die lange „Startphase“<br />

bedeutete auch, dass man im fahrplanmäßigen Betrieb<br />

immer eine fertig beheizte Ersatzlokomotive bereithalten<br />

musste, um im Falle eines Defekts oder Unfalls schnell<br />

Ersatz zu haben.<br />

Aufgrund des Wasserverbrauchs von etwa 100 l/km mussten<br />

ungefähr alle 40–45 km Wasserpumpen installiert<br />

sein, um ca. 4.000 l Wasser <strong>auf</strong>nehmen zu können.<br />

Regelbetrieb 1950–1993<br />

Die beeindruckende Strecke führt über 640 Kurven sowie<br />

einige Brücken und Tunnels. Die längste der Brücken<br />

überquert mit 105 Metern Spannweite den Río Chico und<br />

wenige Meter entfernt folgt der längste Tunnel, dessen<br />

108 Meter Länge in den Granit des Cerro Mesa gesprengt<br />

wurden.<br />

Die Streckenführung mit zwei Anstiegen <strong>auf</strong> über 1.200 m.<br />

ü. NN und häufi gen An- und Abstiegen (bis zu 602 m. ü.<br />

NN in Esquel) war einer der Gründe für die lange Fahrzeit:<br />

14 Stunden dauerte die Reise, es gab nur sechs Bahnhöfe,<br />

acht offi zielle Haltepunkte und <strong>auf</strong> Verlangen wurde<br />

gestoppt. „Blumenpfl ücken während der Fahrt verboten“<br />

– <strong>auf</strong> dieser Strecke hatte man viel Zeit, mit dem Sitznachbarn<br />

<strong>auf</strong> den harten Holzbänken der „clase turista“ den<br />

heißen Mate-Tee, das argentinische Nationalgetränk, zu<br />

teilen. Der Reisende konnte ab Ingeniero Jacobacci umsteigen<br />

in die Züge zur etwa 1600 km entfernten Hauptstadt<br />

Buenos Aires. In der Blütezeit der Eisenbahn, Ende<br />

der 1950er Jahre, hatte Argentinien eines der größten<br />

Schienennetze weltweit von 47.000 km Länge.<br />

In den 1950er und 60er Jahren fuhren bis zu drei Züge<br />

täglich zwischen Ingeniero Jacobacci und Esquel. Im<br />

Sommer musste mit großer Hitze gerechnet werden, im<br />

Winter wurden die Personenwagen mit Brennholz beheizt,<br />

das die Passagiere mitbringen mussten. In den 70er Jahren<br />

wurde das Baumaterial für den Staudammbau am Río<br />

Futaleufú mit der Trochita transportiert.<br />

Die Reisen mit der Schmalspurbahn verliefen nicht immer<br />

ohne Probleme. So entgleisten zwischen 1959 und 1967<br />

drei Züge <strong>auf</strong>grund des extremen patagonischen Windes,<br />

bei einem weiteren Zwischenfall 1970 kamen der Lokführer<br />

und ein Helfer ums Leben. 1967 wurden durch eine<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 69


Überschwemmung die Gleise in Esquel blockiert. Ein Zusammenstoß<br />

mit einer Kuh führte 1979 zur Entgleisung<br />

der Trochita. Im Juli 1984 gab es einen weiteren Zwischenfall<br />

mit Todesfolge <strong>auf</strong>grund einer Entgleisung eines<br />

Gleisarbeiterzugs, der wie der Passagierzug im selben<br />

Jahr vom Schnee blockiert wurde.<br />

Schnell erwuchs dem Bahnverkehr Konkurrenz durch<br />

das Automobil. Die wichtigsten Orte in Patagonien wurden<br />

durch Schotterpisten erschlossen, mit den neueren<br />

Lastwagen konnte der Frachttransport günstiger, schneller<br />

und individueller abgewickelt werden. Schließlich<br />

stammten Lokomotiven und größtenteils auch die Waggons<br />

aus dem Jahr 1922 – eine Modernisierung fand<br />

nie statt. Einzige Ausnahme sind ein Speisewagen und<br />

einige Wagen der ersten Klasse, die Mitte der 1960er<br />

Jahre angeschafft wurden.<br />

Das Ende des Regelbetriebs kam im Dezember 1993 mit<br />

der Übergabe der Staatsbahn an die Provinzen. Weder<br />

hatten diese das Geld, um den Bahnbetrieb <strong>auf</strong>recht zu<br />

erhalten, noch gab es eine übergeordnete Planung zur<br />

Koordination des Betriebs. Für private Investoren war der<br />

Bahnbetrieb, wie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts,<br />

im dünn besiedelten Patagonien unattraktiv.<br />

Bahnbetrieb nach Stilllegung<br />

Heute wird die oben erwähnte Ost-West Strecke mit einer<br />

Spurweite 1,676 m vom Tren Patagonico bedient, Startpunkt<br />

ist die Stadt Viedma nordöstlich von San Antonio<br />

Oeste am Atlantik.<br />

Das Ende des Regelbetriebs für die Schmalspurbahn im<br />

Jahr 1993 war für La Trochita nicht das endgültige Aus.<br />

Die Bahn wurde als wichtiges historisches und kulturelles<br />

Erbe Patagoniens erkannt, so beschlossen die Provinzen<br />

Chubut im Februar und Río Negro im Mai 1994 den Zugverkehr<br />

weiter zu betreiben. Nicht zuletzt galt es auch, Arbeitsplätze<br />

zu erhalten.<br />

Es gab einen Betrieb zwischen Esquel und El Maitén und<br />

den <strong>Tour</strong>istenzug bis Nahuel Pan (Provinz Chubut) sowie<br />

von El Maitén nach Ingeniero Jacobacci (Provinz Río Negro).<br />

Zumindest zum 50. Jahrestag der ersten Fahrt nach<br />

Esquel (1995) gab es diese Züge, aber der Betrieb, mit<br />

Ausnahme des <strong>Tour</strong>istenzugs, wurde später eingestellt<br />

(im November 2000, nach Ingeniero Jacobacci vermutlich<br />

früher). Zudem ist unbekannt, wie häufi g die Züge<br />

verkehrten und ob es einen Winterbetrieb gab. 2003 erreichte<br />

ein erster Zug in einer Zweitagesreise ab El Maitén<br />

Ingeniero Jacobacci, angeblich 11 Jahre nach Einstellung<br />

des Betriebs, das würde den obigen Angaben aus der<br />

Festschrift widersprechen. Nach über drei Jahren Pause<br />

wurde die Strecke von El Maitén nach Esquel im Januar<br />

2004 in Betrieb genommen, geplant waren drei weitere<br />

monatliche Fahrten bis April. Ob in den Folgejahren diese<br />

Fahrten wiederholt wurden, ist mir nicht bekannt.<br />

Für den <strong>Tour</strong>ismus werden weiterhin an fünf Tagen pro<br />

Woche in der Sommersaison (in der Regel Januar–März)<br />

die Strecken Esquel – Nahuel Pan – Esquel (39,2 km)<br />

und El Maitén – Desvio Thomae – El Maitén (52,8 km)<br />

betrieben. Je zwei „aktive“ Lokomotiven sind in Esquel<br />

und El Maitén stationiert. Weitere Informationen über aktuelle<br />

Fahrpläne sind <strong>auf</strong> der Webseite der Trochita zu<br />

fi nden.<br />

In El Maitén befi nden sich bis heute die Werkstätten, die<br />

für die Wartung der Züge zuständig sind. Alle benötigten<br />

Teile werden hier nach den ursprünglichen Plänen hergestellt.<br />

Zahlreiche verfallene Lokomotiven stehen <strong>auf</strong> den<br />

Abstellgleisen. Das ehemalige Gebäude der Verwaltungsbüros<br />

beherbergt heute das Eisenbahnmuseum.<br />

Ausblick<br />

Die Trochita hat offensichtlich nicht nur eine Vergangenheit,<br />

sondern auch Zukunft, sie ist ein sehr wichtiger<br />

Bestandteil des Angebotes der Provinz Chubut für den<br />

<strong>Tour</strong>ismus nicht nur aus Übersee, auch für argentinische<br />

<strong>Tour</strong>isten, welche die größte Gruppe in der Nebensaison<br />

stellen. 2008 wurde in Esquel ein neues Bahnhofsgebäude<br />

eingeweiht, das alte Gebäude wird zu einem Museum<br />

umgebaut. Man plant zudem, die Stationen zwischen<br />

Esquel und El Maitén zu renovieren, um die Geschichte<br />

der Gebäude wieder zu erwecken und sie als Zentrum des<br />

örtlichen Handels zu etablieren. Jedes Jahr Mitte Februar<br />

fi ndet die dreitätige „Fiesta Nacional del Tren a Vapor“ in<br />

El Maitén statt, mit einem bunten Programm rund um Sonderfahrten<br />

mit der Trochita.<br />

Für <strong>Dampf</strong>zugfreunde sind Chartertouren möglich, so fuhr<br />

im November 2008 die Trochita mit einer Gruppe von 52<br />

Europäern (mehrheitlich aus Großbritannien) an zwei Tagen<br />

die Strecke von El Maitén nach Esquel und zurück,<br />

natürlich einschließlich zahlreicher Fotostopps. An der<br />

Station Lepá gab es das typische asado (Grillfest), untermalt<br />

von lokaler Folklore. Ein Richtwert für den Preis<br />

der Fahrt sind 80 US-Dollar/km, für Gruppen mit bis zu<br />

100 Personen. Anfragen kann man bei: Subsecretaria de<br />

Turismo y Áreas Protegidas, Rawson.<br />

Auch im Fernen Osten ist man Fan des <strong>Dampf</strong>zuges,<br />

im Rahmen einer japanischen Dokumentation „Around<br />

70 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


the World on Train” wurde die Trochita als einziger<br />

argentinischer Zug ausgewählt. Damit wird die Trochita<br />

in Japan bekannt, einem Land mit einer im Weltmaßstab<br />

sehr großen Gruppe von Eisenbahnfreunden.<br />

Bei der Bevölkerung in der Region wird die Bahn durchaus<br />

nicht nur als <strong>Tour</strong>istenattraktion gesehen, sie bietet einige<br />

Arbeitsplätze und hat sich vor allem einen festen Platz in<br />

den Herzen der Bürger erobert, es ist wie vor über 50 Jahren<br />

„ihr“ Zug. Dies konnte man an der echten Begeisterung<br />

erkennen, mit der die Trochita 2006 in Esquel empfangen<br />

wurde. Die Einfahrt in den Bahnhof war der mitternächtliche<br />

Höhepunkt des 100. Geburtstags der Stadt, der <strong>auf</strong> dem<br />

Bahnhofsgelände von Jung und Alt gefeiert wurde.<br />

Literatur- und Internet-Hinweise:<br />

Paul Theroux, „Der alte Patagonien-Express“ (dtv, 1979,<br />

vergr.). Theroux reiste per Bahn aus Boston/USA südwärts<br />

bis zur Endstation Esquel in Argentinien. Sein Weg führte<br />

ihn durch Mexiko und über den Panamakanal, durch Kolumbien,<br />

Ecuador, Peru und Bolivien nach Buenos Aires,<br />

wo er Jorge Luis Borges traf, und schließlich in den Süden<br />

Argentiniens.<br />

Zahlreiche Daten aus:<br />

– Puppy Zuker und Rodolfo Rena (Herausgeber), San<br />

Carlos de Bariloche „El Viejo Expreso Patagónico,<br />

Edicion Especial 50 Aniversario“, in Spanisch und<br />

Englisch (1995, 2. Aufl age, vergr.).<br />

– Conferencia de Prensa Diciembre 2008 (Presseerklärung<br />

Dezember 2008)<br />

– Der „Tren Patagónico“ <strong>auf</strong> der Ost-Weststrecke (Viedma<br />

– San Carlos de Bariloche):<br />

http://www.trenpatagonico-sa.com.ar/<br />

– Ein Teilstück bedient der <strong>Tour</strong>istenzug ab San Carlos<br />

de Bariloche: http://www.trenhistoricoavapor.com.ar/<br />

Mit einer Lokomotive aus dem Jahr 1912 wird eine<br />

Strecke von 40 km bis zur Station Perito Moreno<br />

zurückgelegt. Ausführliche Informationen <strong>auf</strong> der Webseite<br />

auch in Englisch.<br />

– Die Trochita im Internet: http://www.latrochita.org.ar/<br />

Ausführliche Seite mit Informationen zu Fahrplänen,<br />

Technik und Geschichte, in Englisch und Spanisch.<br />

– Ein Buch über die Trochita: http://www.latrochita.com/<br />

– Anfragen wegen Gruppenfahrten: Subsecretaria de<br />

Turismo y Áreas Protegidas, 9 de Julio 280, Rawson,<br />

Chubut, C. P. 9103, http://www.chubutalmundo.<br />

gov.ar/index.php/turismo/chubut-pura-patagonia<br />

E-Mail: info@chubutur.gov.ar<br />

– Die Eisenbahnen in Argentinien: http://www.todotren.<br />

com.ar/mundo/ und http://www.todotren.com.ar/mundo/<br />

arg_mapa.jpg<br />

– Neuigkeiten über die Bahnen in Argentinien und weiteren<br />

Ländern (ERF – El Reportero Ferroviario): http://<br />

www.erf.com.ar/index.php<br />

Kontakt: Werner Hinz<br />

Senefelderstr. 109, 70176 Stuttgart<br />

Tel. +49(0)711/294413<br />

E-Mail: werner.hinz@kanubuch.de<br />

Fotos: Werner Hinz<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 71


DAMPF IM MUSEUM<br />

Eisbrecher „Stettin“ an seinem Liegeplatz.<br />

Eisbrecher „Stettin“<br />

im Museumshafen<br />

Hamburg-Oevelgönne<br />

Trotz 2200 PS ein<br />

geräuscharmer <strong>Dampf</strong>er<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Die „Stettin“ wurde von den Stettiner Oderwerken AG<br />

erbaut und am 17. November 1933 in Dienst gestellt.<br />

Das Schiff galt als bis dahin größter Eisbrecher unter<br />

deutscher Flagge. Auftraggeber war die Industrie- und<br />

Handelskammer zu Stettin. Außer der „Stettin“ gab es<br />

vier weitere Eisbrecher: die „Preußen“, „Pommern“, „Berlin“<br />

und „Swinemünde“. Bis Anfang 1945 war die „Stettin“<br />

in ihren Einsatzgebieten <strong>auf</strong> der Oder und im Stettiner<br />

Haff zum Nutzen der Passagier- und Handelsschifffahrt<br />

und auch für die Marine im Dienst. „Im März 1945 konnte<br />

sie mit mehr als 500 Flüchtlingen an Bord und einem<br />

manövrierunfähigen, mit weiteren 1000 Menschen voll<br />

gestopften Anhang im Schlepp von Rügen aus über die<br />

Ostsee nach Kopenhagen – zeitweise unter Kriegsein-<br />

D<br />

as eindrucksvollste Exemplar der im Hamburger<br />

Museumshafen Oevelgönne vertäuten historischen<br />

Schiffe dürfte der Eisbrecher „Stettin“ sein.<br />

Wenn wir schon bei den Superlativen sind: Die „Stettin“<br />

(Baujahr 1933) ist das größte kohlebefeuerte und seegehende<br />

<strong>Dampf</strong>schiff, das noch funktionstüchtig in Fahrt<br />

ist. Viele Ehrenamtliche halten es unter <strong>Dampf</strong>. Auch heute<br />

noch ist die „Stettin“ in der Lage, Eis zu brechen. Sie ist<br />

in Hamburg als technisches Kulturdenkmal eingetragen,<br />

also ein Museum der ganz besonderen Art, heißt es in der<br />

Informations-Broschüre des Fördervereins.<br />

Vom Heck aus wirkt der <strong>Dampf</strong>er<br />

„Stettin“ recht wuchtig und<br />

man sieht ihm seine<br />

2200 PS wohl an.<br />

Gehen wir vom Namen des <strong>Dampf</strong>schiffes aus. Stettin,<br />

heute polnisch Szczecin, ist die größte und bedeutendste<br />

Stadt Pommerns und liegt an der Mündung der Oder ins<br />

Stettiner Haff der Ostsee. Mit einem Güterumschlag von<br />

8,4 Millionen Tonnen lag Stettin ab 1936 nach Hamburg<br />

an zweiter Stelle der deutschen Häfen. Da die strengen<br />

Winter im Osten oft schon vor Weihnachten geschlossene<br />

Eisdecken brachten, war Schiffsverkehr ohne Eisbrecherhilfe<br />

kaum möglich. Vom Hafen Stettin bis zur<br />

Ostsee waren 70 Kilometer Wasserweg eisfrei zu halten.<br />

Somit wurde die Stadt Heimathafen einer privatwirtschaftlichen<br />

Eisbrecher-Flotte.<br />

Rettung für Flüchtlinge<br />

72 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Außer der Hauptmaschine<br />

eine der 15 <strong>Dampf</strong>maschinen<br />

der „Stettin“: Dreizylinder-<br />

<strong>Dampf</strong>motor Firma<br />

Spillingwerk Hamburg.<br />

Denkmalschutz gestellt. Hatte<br />

es glücklicherweise alle<br />

Wirren des Krieges überstanden,<br />

war nun sein Weiterbestehen<br />

langfristig gesichert.<br />

Rückwärts <strong>auf</strong><br />

Eisentreppen<br />

Original-Fabrikschild<br />

im Maschinenraum<br />

mit Teleobjektiv und<br />

Blitzlicht fotografi ert.<br />

wirkungen stehend – und weiter nach Kiel entkommen.“<br />

(Info-Broschüre).<br />

Anschließend wurde die „Stettin“ unter die Verwaltung der<br />

Wasser- und Schifffahrtsdirektion Hamburg gestellt und<br />

der Tonnenhof in Wedel wurde ihr neuer Liegeplatz. Bis<br />

1978 war der <strong>Dampf</strong>er im Dienst. Seine Einsatzgebiete<br />

waren die Unterelbe, der Nord-Ostsee-Kanal, die Kieler<br />

Bucht und die Ostsee. 1981 erfolgte die Außerdienststellung,<br />

da der weitere Betrieb des <strong>Dampf</strong>-Eisbrechers <strong>auf</strong>grund<br />

hoher Personal- und Unterhaltungskosten unwirtschaftlich<br />

wurde. Dem „Förderverein Eisbrecher Stettin<br />

e. V.“ ist es zu verdanken, dass das Schiff vor der Verschrottung<br />

bewahrt und fahrfähig der Nachwelt erhalten<br />

wurde. Als technisches Kulturdenkmal wurde es unter<br />

Eine Besichtigung des<br />

<strong>Dampf</strong>-Eisbrechers „Stettin“<br />

im Museumshafen Oevelgönne<br />

ist wahrlich ein<br />

Erlebnis. Auf schmalen<br />

Eisentreppen kann man –<br />

natürlich rückwärts – bis in den Maschinenraum hinabklettern.<br />

Ziemlich eng ist es hier, nichts für große Leute.<br />

Und <strong>auf</strong>gepasst, dass Fotoapparat und Blitzlicht nicht<br />

irgendwo anstoßen! Auch mit Weitwinkelobjektiv ist es<br />

nicht einfach, die riesige <strong>Dampf</strong>maschine – oder besser<br />

gesagt – nur Teile davon zu fotografi eren. Mit der<br />

Scharfeinstellung der Motive klappt es, da eine einigermaßen<br />

ausreichende Beleuchtung vorhanden ist. Da<br />

ich aber gerade der einzige Besucher im Schiffsbauch<br />

bin, kann ich alles in Ruhe bewerkstelligen.<br />

An der Konstruktion<br />

der Heizkessel und<br />

Feuerungsanlagen<br />

erkennt man, dass<br />

die „Stettin“ nicht, wie<br />

häufi g bei anderen<br />

<strong>Dampf</strong>schiffen der Fall,<br />

von Kohle- <strong>auf</strong> Ölfeuerung<br />

umgestellt wurde.<br />

Zwei Schiffs-Flammrohrkessel<br />

mit je drei<br />

Feuerungen müssen<br />

in reinem Handbetrieb<br />

mit Kohle beschickt<br />

werden. Bei normaler<br />

Geschwindigkeit (ca.<br />

12 Knoten) in eisfreiem<br />

Kessel und Feuerbüchse: hier Wasser müssen <strong>auf</strong><br />

müssen kräftig Kohlen geschippt<br />

der „Stettin“ pro Stunde<br />

werden.<br />

ca. 20 Zentner Steinkohle<br />

von Hand bewegt werden. Beim Eisbrecher- Einsatz<br />

waren noch größere Mengen zu bewältigen. Bei bis zu<br />

50 °Celsius Temperatur leisten drei Heizer pro Wache diese<br />

Schwerstarbeit.<br />

15 weitere <strong>Dampf</strong>maschinen an Bord<br />

Außer der Hauptmaschine ist die „Stettin“ mit 15 weiteren<br />

<strong>Dampf</strong>maschinen ausgestattet. Dazu gehören u. a.<br />

Ankerspill, Schleppwinde, Rudermaschine sowie Hilfs-<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 73


Kolben und Kurbelwelle der 2.200 PS-Dreizylinder-<strong>Dampf</strong>maschine:<br />

Auch bei ruhendem Betrieb ist die bullige Kraft spürbar.<br />

Anzeige für Vor- und Rückwärtsfahrt: Bei Höchstfahrt 115 U/<br />

Min. werden 14,2 Knoten erreicht.<br />

maschinen bis zum Windgebläse, das durch künstlichen<br />

Zug zur besseren Verbrennung der Kohle beiträgt. Auch<br />

die Stromerzeugung erfolgt durch dampfgetriebene Generatoren.<br />

Eine bemerkenswerte Leistung erbringt die<br />

<strong>Dampf</strong>-Fremdlenzpumpe, die pro Stunde 500 m 2 Wasser<br />

aus leckgeschlagenen Schiffen herauspumpen kann.<br />

Doch nun zum Herz der „Stettin“: ihre Antriebsmaschine<br />

ist die größte in Deutschland noch vorhandene Kolbendampfmaschine.<br />

Ihre drei Zylinder erbringen eine Leistung<br />

von 2.200 PS. Die Dreifach-Expansionsmaschine<br />

besitzt Stephenson-Exzenter-Steuerung <strong>auf</strong> zwei Kolbenschieber<br />

und einen Flachschieber. Der Kolbenhub beträgt<br />

900 mm und die Länge der Kurbelwelle 5.800 mm. Bei<br />

115 U/Min. wird die volle Leistung abgegeben und eine<br />

Höchstfahrt von 14,2 Knoten erreicht. Dauerbetrieb erfolgt<br />

bei 98 U/Min. Der Schraubendurchmesser beträgt stolze<br />

4.200 mm. Jeder der zwei Kessel enthält 24 t Süßwasser,<br />

die Heizfläche beträgt 217,83 m 2 , die Kohlebunker fassen<br />

186 t Gasflammkohle.<br />

Betreuung durch Förderverein<br />

Einige Mitglieder des Fördervereins der „Stettin“ sind<br />

ständig mit Reparatur- und Restaurierungsarbeiten beschäftigt,<br />

sind aber gern zu Auskünften an wissbegierige<br />

Besucher bereit, wenn sie nicht ohnehin für angemeldete<br />

Gruppen Führungen durch das Schiff anbieten. Einer der<br />

Senioren betonte, dass viele Fahrgäste über den weitgehend<br />

vibrations- und geräuscharmen Betrieb des <strong>Dampf</strong>ers<br />

erstaunt seien, da sie bei der hohen PS-Zahl deutlich<br />

hörbare Geräusche erwarteten. Dies liegt sicher daran,<br />

dass man vom Betrieb der Motorschiffe an einige Dezibel<br />

gewöhnt sei. Die <strong>Dampf</strong>maschine arbeitet jedoch fast<br />

sanft und un<strong>auf</strong>fällig.<br />

Beim Rundgang wird der Besucher ein weiteres charakteristisches<br />

Merkmal der „Stettin“ feststellen: Der<br />

<strong>Dampf</strong>er wurde von seinen Konstrukteuren als reines<br />

Arbeitsschiff konzipiert, das heißt, es wurde <strong>auf</strong> Komfort<br />

oder gar Luxus verzichtet. Die Ausstattung war für<br />

heutige Begriffe recht spartanisch. Die Mannschaften<br />

waren in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, den<br />

Offizieren standen allerdings Kammern mit zwei Kojen<br />

zur Verfügung. Der Kapitän bewohnte eine Kammer für<br />

sich. Jedoch stand für die gesamte Besatzung durch<br />

<strong>Dampf</strong> gewärmtes Waschwasser zur Verfügung und<br />

alle Räume des Schiffes waren mit einer <strong>Dampf</strong>heizung<br />

versehen, <strong>auf</strong> die jedoch die Heizer an den Kesseln<br />

bestimmt verzichten konnten.<br />

Im Sommer <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

Da die „Stettin“ fahrfähig ist und nicht nur untätig im<br />

Museumshafen Oevelgönne liegt, wird für jedes Jahr ein<br />

Fahrplan herausgegeben, so dass Interessierte rechtzeitig<br />

Karten (meist per E-Mail) vorbestellen können. Zum<br />

822. Hamburger Hafengeburtstag finden vom 6.–8. Mai<br />

2011 Fahrten mit der „Stettin“ statt. Nächster Termin ist<br />

Himmelfahrt am 2. und 3. Juni. 2001. Dann stehen die<br />

Fahrten durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Rendsburg<br />

<strong>auf</strong> dem Programm; Rückfahrt erfolgt per Omnibus. Am<br />

nächsten Tag kann man mit dem <strong>Dampf</strong>er zurück nach<br />

Hamburg fahren.<br />

Außerdem sollte man sich folgende Termine vormerken:<br />

Pfingsten ab 11. 6. 2011; 800. Hafengeburtstag Wismar ab<br />

30. 6. 2011; Kieler Woche ab 17. 6. 2011; <strong>Dampf</strong>rundum<br />

Flensburg ab 8. 7. 2011; 21. Hanse Sail in Rostock vom<br />

11. bis 14. 8. 2011.<br />

74 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


<strong>Dampf</strong>antrieb für den Ankerspill; auch hier sind Ölkännchen<br />

unverzichtbar.<br />

Maschinenbedienstand im<br />

Ruderhaus.<br />

Blick vom Steuerstand im Ruderhaus<br />

<strong>auf</strong> den Hamburger Hafen.<br />

Die „Stettin“ kann darüber hinaus zum Beispiel für<br />

Betriebsausflüge, Gäste-Einladungen oder sonstige<br />

Events gechartert werden. So bieten sich viele Gelegenheiten,<br />

das Schiff mit Feuer und <strong>Dampf</strong> zu erleben.<br />

Vermutlich nimmt es der Besucher bzw. Fahrgast gern<br />

in K<strong>auf</strong>, wenn er Spuren von Ruß, Kohle oder Öl vor<br />

allem im Maschinenbereich und vor den Kesseln abbekommt.<br />

Dafür erlebt er mit allen Sinnen den originalen<br />

<strong>Dampf</strong>schiffsbetrieb.<br />

Kartenverk<strong>auf</strong> und weitere Informationen:<br />

Geschäftsstel le <strong>Dampf</strong>-Eisbrecher STETTIN e. V. Hamburg<br />

Tel. +49(0)40/ 56194950; stettin@hoppe-bmt.de<br />

Kartenvorbestellung per<br />

E-Mail: bordkarten@dampf-eisbrecher-stettin.de<br />

Internet-Seiten unter: www.dampf-eisbrecher-stettin.de<br />

<strong>Dampf</strong>-Eisbrecher „Stettin“<br />

Auftraggeber: Industrie- und Handelskammer<br />

zu Stettin<br />

Bauwerft:<br />

Stettiner Oberwerke AG<br />

für Schiff- und Maschinenbau<br />

Bau-Nr.: 769<br />

Auftragserteilung: 31.08.1932<br />

Stapell<strong>auf</strong>: 07.09.1933<br />

Indienststellung: 17.11.1933<br />

Herstellungspreis: 574.000,– RM<br />

Länge:<br />

51,75 m<br />

Breite:<br />

13,43 m<br />

Tiefgang achtern: 5,40 m<br />

Raumgehalt: 836 BRT/783 BRZ<br />

Wasserverdrängung: 1.138 t<br />

Technische Daten der Hauptmaschine<br />

Dreizylinder-Dreifachexpansions-Kolbendampfmaschine mit<br />

Stephenson-Exzenter-Steuerung <strong>auf</strong> zwei Kolbenschieber und<br />

einen Flachschieber (Niederdruckzylinder):<br />

Technische Daten der Kesselanlage<br />

Zwei Schiffs-Flammrohrkessel mit je drei Feuerungen (Schottische<br />

Großwasserraum-Zweizug-Flammrohrkessel)<br />

Bauhöhe:<br />

Baulänge der Kurbelwelle:<br />

Zylinderdurchmesser:<br />

Hochdruck:<br />

Mitteldruck:<br />

Niederdruck:<br />

Kolbenhub:<br />

Maschinenleistung:<br />

dabei Höchstfahrt:<br />

Dauerbetrieb:<br />

Schraubendurchmesser:<br />

Schraubensteigung:<br />

<strong>Dampf</strong>betriebene<br />

Hilfsmaschinen: 15<br />

5.900 mm<br />

(Fundament bis Oberkante<br />

Führung ND-Schieber)<br />

5.800 mm<br />

540 mm<br />

900 mm<br />

1.430 mm<br />

900 mm<br />

2.200 PS bei 115 U/min<br />

14,2 kn<br />

13 kn bei 98 U/min<br />

4.200 mm<br />

4.000 mm<br />

Durchmesser:<br />

Länge:<br />

4.300 mm<br />

3.265 mm<br />

Inhalt je Kessel Süßwasser: 24 t<br />

Heizfläche je Kessel: 217,83 m 2<br />

Höchstzulässiger <strong>Dampf</strong>druck:<br />

14,5 bar<br />

Sattdampftemperatur dabei: 196 °C<br />

Inhalt der Kohlebunker:<br />

Brennstoff:<br />

Feuerung:<br />

Verbrennungsluft:<br />

186 t<br />

Steinkohle (Gasflammkohle)<br />

Handbeschickte<br />

Planrostfeuerung<br />

künstlicher Zug mittels<br />

Windkarre (Gebläse)<br />

Quelle: Informations-Broschüre<br />

<strong>Dampf</strong>-Eisbrecher „Stettin“<br />

Alle Fotos: Klaus-Uwe Hölscher, Leer<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 75


Vareler Mühle als Galerieholländer mit<br />

einer Gesamthöhe von 30 Metern.<br />

DAMPF IM MUSEUM<br />

Windmühlen als<br />

Technikdenkmäler<br />

und Museen<br />

Besuch in der<br />

Vareler Mühle und<br />

Moorseer Mühle<br />

Nordenham<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Auch die Moorseer Mühle ist<br />

wie die Vareler Mühle ein<br />

Galerieholländer.<br />

Während Windmühlen früher das Landschaftsbild<br />

Norddeutschlands prägten und hauptsächlich<br />

zum Mahlen von Getreide und Ölsaaten<br />

oder als Schöpfwerke dienten, sind sie heute<br />

seltener anzutreffen und stehen unter Denkmalschutz.<br />

Umso erfreulicher ist es, wenn diese historischen Zeugnisse<br />

meist durch Heimat- und Museumsvereine oder<br />

manchmal auch durch Privatpersonen in ihrem Bestand<br />

erhalten und als Museen eingerichtet werden. An zwei<br />

Beispielen aus dem Gebiet südlich des Jadebusens<br />

zwischen Wilhelmshaven und Bremerhaven soll das<br />

Fortbestehen dieser Kulturgüter <strong>auf</strong>gezeigt werden.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Friesische Mühlenstraße“<br />

betreut mehrere Windmühlen im Oldenburger Land. Die<br />

fünfstöckige Holländer-Kappenwindmühle in Varel ist<br />

heute noch voll funktionstüchtig. Ursprünglich gehörten<br />

zur Vareler Mühle <strong>auf</strong> ihren drei Korn- und Mehlböden<br />

zwei Roggenmahlgänge, ein Weizenmahlgang, zwei Pellgänge<br />

zum Getreideschälen und ein Extra-Mahlgang für<br />

Viehfutter.<br />

In der Broschüre zur Vareler Mühle heißt es u. a.: „Der<br />

Vareler Galerieholländer wurde 1847/48 mit außergewöhnlichen<br />

Ausmaßen errichtet. Die Gesamthöhe<br />

der Mühle beträgt 30 m, bis zur Galerie sind es schon<br />

15,5 m, und rechnet man die Flügel dazu, beträgt die<br />

76 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Einblick in eine Druckerei: links: Setzmaschine „Linotype“;<br />

rechts: Setzkästen für Handsatz.<br />

Gesamthöhe 39 Meter. Die Ruten<br />

der 1919 mit Jalousien versehenen<br />

Flügel sind stattliche 24 m<br />

lang. Die Windrose, die die reetgedeckte<br />

Kappe in den Wind<br />

dreht, hat einen Durchmesser<br />

von 4,5 m. Der größte der Mühlsteine<br />

hat einen Durchmesser<br />

von 2,05 m und wiegt 4 t.“<br />

Bis 1965 war die Vareler Windmühle<br />

in Betrieb. 1972 k<strong>auf</strong>te<br />

die Stadt Varel die Mühle an und<br />

sicherte damit den Erhalt dieses<br />

Kulturdenkmals. Mit großem<br />

Kosten<strong>auf</strong>wand wurde die Getreidemühle<br />

so instand gesetzt,<br />

dass sie heute noch voll betriebsfähig<br />

präsentiert werden<br />

kann. Den besonderen Reiz der Anlage in Varel macht<br />

eine heimatkundliche Sammlung aus, die in einer zugehörigen<br />

Remise über 2000 Exponate zur Geschichte<br />

Varels und des Nordoldenburger Raumes zeigt.<br />

HANSA-LLOYD – PKW AUS VAREL<br />

Wer kennt heute noch die ehemalige Automobilmarke<br />

„Hansa-Lloyd“? Bereits um die Jahrhundertwende befassten<br />

sich die Geheimräte Dr. Robert Allmers und Dr.<br />

August Sporkhorst mit dem Automobilbau. 1905 entsteht<br />

die Hansa Automobilgesellschaft,<br />

1914 erfolgt die<br />

Umwandlung in eine AG, die<br />

ihren Sitz nach Bremen verlegt.<br />

Dort werden Hansa,<br />

Goliath und Borgward-Fahrzeuge<br />

gebaut, letztere bekannt<br />

geworden durch den<br />

Pkw „Isabella“. Im Vareler<br />

Mühlenmuseum wird die<br />

Erinnerung an die Firma<br />

„Hansa-Lloyd“ durch zwei<br />

Tabakschneidemaschine von 1937 der<br />

Firma A. Heinen aus Varel.<br />

Doppel-Nähmaschine MS 50 in<br />

der Schuhmacher-Werkstatt.<br />

Pkw wach gehalten: Typ<br />

6/20, Baujahr 1919 als Viersitzer-Limousine, dunkelgrün;<br />

Hansa-Lloyd 26 PS Viersitzer-Cabriolet, Baujahr 1924,<br />

hellgrau.<br />

Eindrucksvoll wird in der Remise<br />

der Vareler Mühle gezeigt, wie<br />

vielseitig einheimische Industrieund<br />

Handwerksbetriebe waren.<br />

Zu den Exponaten gehören eine<br />

Kautabak-Schneidemaschine<br />

(um 1900) und eine Tabak-<br />

Schneidemaschine Typ ES 400,<br />

Baujahr 1937: Firma A. Heinen-<br />

Varel, gegründet 1856. Die Firma<br />

Louis Klaus, 1884 in Varel<br />

gegründet und 1961 an die<br />

Firma Bahlsen in Hannover übergegangen,<br />

stellte Honigkuchen-<br />

Formen <strong>auf</strong> Metallwalzen her.<br />

Die im Museum gezeigten Formen<br />

stammen aus den 1920er<br />

Jahren. Außerdem sind Setzmaschinen<br />

für Druckereien und eine Doppelnähmaschine in<br />

einer Schuhmacher-Werkstatt zu besichtigen. Hinzu kommen<br />

komplett eingerichtet eine Schmiede-, Tischler- und<br />

Stellmacherwerkstatt.<br />

Natürlich wird auch landwirtschaftliches Gerät gezeigt,<br />

hier sind eine Bandsäge, hölzerner Dreschkorb, Lanz<br />

Bulldog-Trecker, 20 PS, Baujahr 1930 hervorzuheben.<br />

Auch die Freunde historischer <strong>Dampf</strong>technik gehen in<br />

Varel nicht leer aus. Eine liegende Einzylinder-Kondensations-<strong>Dampf</strong>maschine<br />

mit Präzisions-Schiebersteuerung<br />

kann in Bewegung gesetzt werden. Sie wurde 1936<br />

Liegende Einzylinder-<strong>Dampf</strong>maschine;<br />

Leistung bei<br />

130 U/Min. 27 PS im<br />

Museum Vareler Mühle.<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 77


Tropföler an der <strong>Dampf</strong>maschine:<br />

Funktionalität<br />

und Ästhetik miteinander<br />

vereint.<br />

Zylinder und Kolben der <strong>Dampf</strong>maschine: Durchmesser 250 mm, Hub 400 mm.<br />

von der Braunschweigisch-Hannoverschen Maschinenfabrik<br />

in Alfeld/Leine gebaut und kostete damals ganze<br />

898 Mark! Bei 7,5 atü <strong>Dampf</strong>druck und 130 Umdrehungen<br />

pro Minute leistete sie 27 PS. Hub 400 mm, Zylinder-Durchmesser<br />

250 mm.<br />

GALERIEHOLLÄNDER VON 1840<br />

Von Varel sind es nur ungefähr 30 Kilometer bis zum<br />

Museum Moorseer Mühle in Nordenham-Abbehausen.<br />

Die Mühle befindet sich am Ortsrand und schaut über das<br />

flache Land der Halbinsel Butjadingen hinaus, die vom<br />

Jadebusen und der Wesermündung gebildet wird. Bei der<br />

Moorseer Windmühle handelt es sich ebenso um einen<br />

Galerieholländer wie in Varel. Der gemauerte Unterbau<br />

der Mühle stammt aus dem Jahr 1840. Der hölzerne<br />

Achtkant wurde 1904 nach einem Brand neu errichtet.<br />

Im Faltblatt zur Moorseer Mühle, herausgegeben vom<br />

Rüstringer Heimatbund e. V., wird nicht zuviel versprochen,<br />

wenn es dort heißt: „Das faszinierende Innenleben<br />

des Technikdenkmals – Wind- und Motormahlgänge,<br />

Quetsch- und Schälmaschinen, Walzenstuhl, Plansichter<br />

und Steinkran – ist voll funktionsfähig und wird regelmäßig<br />

in Betrieb gezeigt. Der Galerieholländer bildet heute<br />

den Mittelpunkt eines Fachmuseums für regionale Mühlengeschichte<br />

und -technik. Das museal erschlossene<br />

Gebäudeensemble mit der Mühle, dem Wohnhaus der<br />

Müllerfamilie, den Stall- und Schuppengebäuden ist<br />

Die Moorseer Mühle ist heute<br />

noch voll funktionsfähig und<br />

an den Mühlentagen in<br />

Betrieb.<br />

einmalig in Nordwestdeutschland.“<br />

Und tatsächlich: steigt<br />

man die steilen Stiegen<br />

in der Mühle hin<strong>auf</strong>, gibt<br />

es immer wieder Neues<br />

zu entdecken. In der<br />

Ausstellung ist die Werkstatt<br />

des Mühlenbauers<br />

Hermann Schwarting zu<br />

sehen, der dieser Mühle<br />

am Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

ihr heutiges Aussehen gab. Besonders empfehlenswert<br />

ist das Museum Moorseer Mühle für Radwanderer,<br />

Kindergartengruppen und Schulklassen, da<br />

spezielle technikgeschichtliche und naturkundliche Lernangebote<br />

zum Programm gehören. Hier Auszüge aus dem<br />

Jahresprogramm: Osterbäckerei für Kinder; Naturschutz;<br />

Rund ums Schaf; Tag des Offenen Denkmals; Plattdeutscher<br />

Nachmittag; Der Imker und seine Bienen.<br />

Höhepunkte sind im Juli der <strong>Dampf</strong>tag und im August das<br />

große Mühlenfest. Von April bis Oktober finden Backtage<br />

in der Mühlenbäckerei statt. Im Mühlencafe mit historischem<br />

Ambiente können leckerer Kuchen, Mühlsteinbrot<br />

und Mühlenschwarzbrot verzehrt werden.<br />

LANZ-DAMPFLOKOMOBILE<br />

Eine besondere Attraktion ist die fahrbare <strong>Dampf</strong>lokomobile,<br />

die restauriert und TÜV-abgenommen ist und<br />

am <strong>Dampf</strong>tag vorgeführt wird. Die Maschine ist Fabrikat<br />

Heinrich Lanz-Mannheim, hat die Fabriknummer 29056<br />

und wurde 1911 gebaut. Bei 10 at leistet sie 26 PS. Laut<br />

Lanz-Prospekt lautet die genaue Bezeichnung: „Fahrbare<br />

Sattdampf-Hochdruck-Expansions-Lokomobile mit<br />

Schiebersteuerung mit Lokomotivkessel.“ Der Typ „ZH“<br />

hat als „garantierte effektive Pferdestärken“ bei Normalleistung<br />

18 PS, größte Dauerleistung 23 PS und vorübergehende<br />

Maximalleistung 32 PS. Der Schwungraddurchmesser<br />

beträgt 1520 mm, die <strong>Tour</strong>enzahl ist mit<br />

145 U/Min. angegeben<br />

und das Gewicht mit<br />

Kamin beträgt 4950 kg.<br />

Die im Museum Moorseer<br />

Mühle erhaltene<br />

Lanz-Lokomobile war<br />

bis 1989 in einem Sägewerk<br />

in Guatemala im<br />

Einsatz, ehe sie wieder<br />

in ihre deutsche Heimat<br />

zurückkam. Hauptsächlich<br />

wurden Lokomobilen<br />

zum Antrieb von<br />

Dreschmaschinen verwendet.<br />

Laut Lanz-Pro-<br />

Präzisionsarbeit: Ein Rad<br />

greift ins andere.<br />

78 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


<strong>Dampf</strong>lokomobile Firma Heinrich<br />

Lanz-Mannheim, Baujahr 1911,<br />

26 PS restauriert und TÜV<br />

abgenommen.<br />

Detail<strong>auf</strong>nahmen von der Lanz-<strong>Dampf</strong>lokomobile.<br />

spekt zeichneten sie sich durch leichte, einfache Bedienung,<br />

gutes <strong>Dampf</strong>halten, leichte Fahrbarkeit, hohe Überlastungsfähigkeit,<br />

vorzügliche Regulierung sowie geringen<br />

Kohlen- und Wasserverbrauch aus.<br />

Lanz-Bulldog-Trecker, Baujahr 1938, 20 PS,<br />

im Vareler Museum.<br />

ADRESSEN<br />

Museum Vareler Windmühle: Heimatverein Varel, Mühlenstraße<br />

52, 26316 Varel; Tel. +49(0)4451/82947 bzw.<br />

860801 oder über die Stadt Varel: Tel. 49(0)4451/126134;<br />

www.friesische-muehlenstrasse.de, Öffnungszeiten: 1. Mai<br />

bis 31. Oktober mittwochs, samstags und sonntags und<br />

vom 1. November bis 30. April nur samstags immer<br />

jeweils von 10.00 bis 12.00 Uhr.<br />

Museum Moorseer Mühle, Butjadinger Straße 132,<br />

26954 Nordenham; Tel. 49(0)4731/88983; Fax: 49<br />

(0)4731/206280; info@museum-moorseer-muehle.de;<br />

www.museum-moorseer-muehle.de, Öffnungszeiten: 1.<br />

April bis 31. Oktober: Dienstag bis Sonntag 10.00 –<br />

17.00 Uhr, November bis 31. März: Sonntag 14.00–<br />

17.00 Uhr. Zum Nachbau der Moorseer Mühle ist ein<br />

Modellbau-Bogen erhältlich.<br />

Alle Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 79


DAMPF IM MUSEUM<br />

Nico Miny zeigt in<br />

Junglinster/Luxemburg<br />

erlesene Modellbautechnik<br />

UNTER VOLLDAMPF!<br />

Mechanik, die<br />

80 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


sich sehen lässt<br />

Tipp aus der Redaktion – unterwegs gesehen<br />

K<br />

lein, aber fein, so lässt sich Nico Minys Ausstellung<br />

mit erlesenster dampfbetriebener Modellbautechnik<br />

im luxemburgischen Junglinster wohl<br />

am ehesten umschreiben. Vor dem Hintergrund großfor-<br />

matiger Fotos der bis in die 1950er Jahre viel Qualm in<br />

der Region verbreitenden Schmalspurlokomotive Charly<br />

fi ndet das Auge des Betrachters im Obergeschoss des<br />

Firmensitzes von RC-Machines eine Vielzahl mechanischer<br />

Schätze, die ihre Kraft mal aus tonnenschweren<br />

<strong>Dampf</strong>kesseln, mal aus Zylindern schöpfen, die mitunter<br />

sogar etwas unkonventionell zueinander angeordnet sind.<br />

Nico Minys Leidenschaft für Modellbautechnik wird an<br />

diesem Ort förmlich greifbar. Und damit die Zeit bei einem<br />

Besuch nicht vollends in den Hintergrund rückt, hat der<br />

passionierte Sammler von Motoren jeder Art und Größe<br />

gleich ein paar ebenso fi ligrane wie sehenswerte Uhrwerke<br />

dazugestellt.<br />

All diese, in mehr als zehn Jahren mit viel Liebe zum<br />

Detail zusammengetragenen Exponate können montags<br />

bis freitags von 8.00 bis 17.00 Uhr am Firmensitz von<br />

RC-Machines in Junglinster/Luxemburg besichtigt werden.<br />

Termine nach 17.00 Uhr sowie am Wochenende sind entsprechend<br />

vorheriger Absprache unter der Telefonnummer<br />

+352 787676-1 oder per E-Mail info@rc-machines.<br />

com möglich. Der Eintritt ist frei.<br />

Fotos: Nico Miny<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 81


DAMPF IM MUSEUM<br />

Rathaus aus Gödenroth:<br />

die Glocke im Türmchen<br />

wurde zu den Sitzungen<br />

des Gemeinderates<br />

und auch im Brandfalle<br />

geläutet.<br />

Das Haus aus Masterhausen<br />

beherbergt<br />

einen Krämerladen.<br />

Das Schild „Geschw.<br />

Stolz, Kolonialwaren“<br />

weist dar<strong>auf</strong> hin.<br />

Klaus-Uwe Hölscher<br />

Freilichtmuseum Rosc<br />

Leben unserer Vorfahren<br />

im Hunsrück, an der<br />

Mosel und Saar<br />

Während im Rheinischen Freilichtmuseum<br />

Kommern zwischen Euskirchen und<br />

Mechernich die Regionen Eifel, Westerwald,<br />

Niederrhein und Bergisches Land<br />

vertreten sind, widmet sich das Freilichtmuseum<br />

Roscheider Hof bei Konz<br />

südwestlich von Trier den Landschaften<br />

Hunsrück und Mosel. In Konz fl ießt die<br />

Saar in die Mosel. Der Übergang über<br />

die Saar kurz vor der Mündung gab dem<br />

Ort seine historische Bedeutung. Die<br />

Bei jeder Hausschlachtung unverzichtbar:<br />

Maschine zum Zudrehen<br />

der Fleisch- und Wurstdosen.<br />

Römer schlugen für ihre Straße von Trier<br />

nach Metz eine sechsbogige Brücke<br />

über den Fluss. Im 4. Jahrhundert nach<br />

Christi Geburt wählte Kaiser Valentinian<br />

(364–375) Konz als Sitz für seine Sommerresidenz<br />

und ließ <strong>auf</strong> einer Anhöhe<br />

mit Blick über den Saar-Mosel-Zusammenfl<br />

uss seine prächtige Villa erbauen.<br />

Unser Interesse soll jedoch dem Freilichtmuseum<br />

Roscheider Hof gelten.<br />

Im Jahre 1973 wurde der Verein Volkskunde-<br />

und Freilichtmuseum Roscheider<br />

Hof gegründet, um die früheren<br />

Lebensverhältnisse der Flusstäler von<br />

Saar und Mosel sowie der Mittelgebirgslandschaften<br />

Eifel, Hunsrück und<br />

Einklassige Dorfschule mit großer Schiefertafel<br />

und „Rechenmaschine“; links am Rand das<br />

obligatorische Lehrerpult.<br />

Leiterwagen in der<br />

Hofanlage Roscheider Hof.<br />

82 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Waschküche mit schmiedeeisernem Stangenherd.<br />

heider Hof<br />

Flachs wurde zu<br />

Leinen verarbeitet und<br />

im Webstuhl verwebt.<br />

Saargau zu dokumentieren. Um die nationalstaatlichen<br />

Grenzen dieser Region zu überwinden, bezieht das Freilichtmuseum<br />

seit 1995 auch den moselfränkischen Raum,<br />

also Teile des Saarlandes, Lothringens und Luxemburgs<br />

mit ein. Insofern ist der Roscheider Hof heute nicht nur ein<br />

regionales, sondern auch europäisches Museum.<br />

Ausgangspunkt für die Anlage sind die Gebäude des<br />

ehemaligen Pachthofes der Benediktinerabtei St. Matthias<br />

in Trier, der bereits 1330 erstmals urkundlich erwähnt<br />

wurde. In den geräumigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden<br />

wurden über 3.000 m² Ausstellungsfl äche geschaffen,<br />

<strong>auf</strong> der thematisch geordnet ländliche Volkskultur<br />

präsentiert wird. Das Freigelände <strong>auf</strong> 20 Hektar Fläche<br />

umfasst die Gebäude des Hunsrückweilers, die Häusergruppe<br />

Mosel – Saar und den grünen Pfad mit Streuobstwiese.<br />

Vor drohendem<br />

Verfall bewahrt<br />

Außer den Gebäuden<br />

des ehemaligen Benediktiner-Pachthofes<br />

sind alle Häuser des<br />

Freilichtmuseums an<br />

ihrem ursprünglichen<br />

Standort abgebaut und<br />

im Museum neu errichtet<br />

worden, um sie vor<br />

drohendem Verfall, Abriss und somit Verlust zu bewahren.<br />

Jede dieser Umsetzungen macht viele wichtige Arbeitsschritte<br />

notwendig. Dazu gehören u. a. Aufmaß, Baubeschreibung<br />

und Detailzeichnungen. Der Abbau wird mit<br />

Fotos dokumentiert, zumal man davon ausgehen muss,<br />

Erinnerung an die Unterbringung von<br />

Kriegs gefangenen und Flüchtlingen in den<br />

1940er Jahren im Haus Molz aus Fronhofen.<br />

Ländliche Bäckerei: Die beiden<br />

massiven Klappen im Backofen<br />

sind deutlich zu erkennen.<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 83


dass der Wieder<strong>auf</strong>bau nicht sofort erfolgen kann, sondern<br />

das Gebäude einige Zeit zwischengelagert werden<br />

muss, ehe es am neuen Standort wieder errichtet wird.<br />

Falls einige Teile wie zum Beispiel Holzbalken nicht wieder<br />

verwendet werden können, müssen diese möglichst fachmännisch<br />

und stilecht nachgefertigt werden. Zur Finanzierung<br />

dieser <strong>auf</strong>wändigen Arbeiten und zum Unterhalt des<br />

Freilichtmuseums erhält der Trägerverein Zuschüsse von<br />

der Stadt und Verbandsgemeinde Konz, des Landkreises<br />

Trier-Saarburg und des Landes Rheinland-Pfalz, da die<br />

Eintrittsgelder und Mitgliederbeiträge nur einen kleinen<br />

Teil der Kosten abdecken, die durch den Betrieb des<br />

ganzjährig geöffneten Museums entstehen.<br />

Gebäude im Hunsrückweiler<br />

Beginnen wir unseren Rundgang durch das Freilichtmuseum<br />

mit dem Hunsrückweiler. Diese Bezeichnung bezieht<br />

sich <strong>auf</strong> die vorherrschende Siedlungsform, die aus H<strong>auf</strong>endörfern<br />

und kleineren Weilern besteht. Die ländliche<br />

Zuständig für den Unterhalt dieser „Dienstwohnung“ war<br />

das Amt Büchenbeuren. Offensichtlich war die Kommune<br />

recht sparsam, was aus einem Brief des Würricher Lehrers<br />

Wagner vom 15. Mai 1827 hervorgeht: „Es ist Euer<br />

Wohlgebohren ja bekannt, wie nöthig eine Reparation<br />

(wenigstens von außen) diesem Hause ist, und ebenso<br />

auch im Hause selbst, denn ein einzigesmal seit ich<br />

hier bin, sind die Zimmer geweißet und frißhiert worden,<br />

welches schon im vierten Jahr ist, wo ich also machen<br />

muß als der ärmste Bettler.“<br />

Krämerladen und Poststelle<br />

Das Haus aus Masterhausen stammt aus der Zeit um<br />

1835 und hat durch seinen Wieder<strong>auf</strong>bau im Museum<br />

deutlich an Schönheit gewonnen. Dies wird durch den Vergleich<br />

der Fotos vor und nach dem Wieder<strong>auf</strong>bau deutlich,<br />

da das Fachwerk wieder klar hervortritt. Bis in die 1950er<br />

Jahre waren in vielen Hunsrückdörfern ländlicher Krämerladen<br />

und Poststelle unter dem Dach eines Wohnhauses<br />

Gebäudegruppe aus dem Hunsrück im Freilichtmuseum<br />

Roscheider Hof Konz.<br />

Ländlicher Krämerladen im Haus aus<br />

Mastershausen lädt zum Verweilen ein.<br />

Architektur des Hunsrücks ist vom Fachwerkbau geprägt,<br />

Steinbau spielt nur eine untergeordnete Rolle. Vereinzelt<br />

bestanden die Dacheindeckungen aus Stroh, jedoch dominiert<br />

die Schieferdeckung, da dieses gut spaltbare Material<br />

reichlich vorkommt.<br />

Mit dem Wieder<strong>auf</strong>bau des Schul- und Lehrerwohnhauses<br />

aus Würrich wurde im Freilichtmuseum Roscheider Hof<br />

im Jahre 1997 begonnen. Bereits 1680 wurde das Erdgeschoss<br />

des Wohnteils erbaut, 1762 wurde das Gebäude<br />

<strong>auf</strong>gestockt. Der Lehrer des evangelischen Kirchspiels<br />

Würrich war gleichzeitig auch Küster und betrieb nebenher<br />

eine kleine Landwirtschaft. Deshalb wurde an sein<br />

Wohnhaus auch ein Scheunen- und Stallteil angebaut.<br />

Der Unterricht in dieser „Zwergschule“ wurde in seiner<br />

Stube erteilt.<br />

84<br />

vereint, wie es auch hier gezeigt wird. Für den alltäglichen<br />

Bedarf konnte man recht verschiedene Waren k<strong>auf</strong>en wie<br />

zum Beispiel Schnupftabak, Fliegenfänger, Kräutertees,<br />

Kerzen und Stiefelwichse. Salzheringe, Essig und Salatöl<br />

standen in Fässern oder großen irdenen Krügen zum<br />

Abfüllen bereit. In der Poststelle konnte man Briefmarken<br />

k<strong>auf</strong>en und sogar telefonieren. Noch in den 1950er Jahren<br />

war dies oft das einzige Telefon im Ort, eine „öffentliche<br />

Sprechstelle“, wo auch Telegramme ankamen bzw. <strong>auf</strong>gegeben<br />

werden konnten.<br />

Das Haus „Molz“ aus Fronhofen ist der Typ eines Einhauses,<br />

bei dem Wohnteil, Stall und Scheune unter<br />

einem Dachfi rst liegen. Untergeschoss des Wohnteils<br />

und Stall sind als Steinbau errichtet, Obergeschoss und<br />

Scheunenteil als Fachwerkbau. Besonderheiten dieses<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Hauses sind seine „Schwarze Küche“ (rußgeschwärzte<br />

Wände rund um die Herdstelle) und ein Brunnen in der<br />

Küche. Außerdem waren in diesem Haus in den Jahren<br />

1940/41 für kurze Zeit Kriegsgefangene und nach dem<br />

Krieg Flüchtlinge aus den besetzten Ostgebieten untergebracht.<br />

Schiefer als prägendes Gestein<br />

Das Haus „Sensemichel“ erscheint zwar heute als dunkel-anthrazitfarbener<br />

Bau, ist aber tatsächlich aus Holz,<br />

Lehm und Stroh erbaut, seine Außenwände sind jedoch<br />

mit Dachschiefer bedeckt, um mehr Schutz bei feuchter<br />

Witterung zu bieten. Wie im Rheinischen Schiefergebirge<br />

wurde auch im Hunsrück früher Schiefer im Tage- und Untertagebau<br />

gefördert. Noch heute prägt diese Gesteinsart<br />

das Landschaftsbild. Neben dem Haus Molz liegt der<br />

zugehörige Hausgarten, der mit gewundenen Haselnusszweigen<br />

eingefriedet ist. „Wand“ kommt von „winden“,<br />

was auch diese Flechtzäune verdeutlichen. Eine ähnliche<br />

Hunsrückweiler im Museum<br />

gehören, können hier<br />

aus Platzgründen nur kurz<br />

genannt werden: dazu zählen<br />

die „Bosselstube“ aus<br />

Roth, das „Schuche“-Haus<br />

aus Roth, die Stallscheune<br />

und Schmiede aus Irmenach,<br />

das Haus „Kläsjes“<br />

aus Lieg, das Backhaus<br />

aus Oberkleinich und nicht<br />

minder wichtig ein Toilettenhäuschen,<br />

früher meist „Abtritt“,<br />

„Lokus“ oder „Plumpsklo“<br />

genannt. In der Regel<br />

waren diese spartanischen<br />

Wohnzimmer mit Schreibsekretär<br />

und gusseisernem<br />

Kanonenofen.<br />

Örtlichkeiten an die äußere Stallwand angebaut oder<br />

grenzten an den Misth<strong>auf</strong>en, so dass die Fäkalien sofort<br />

an Ort und Stelle waren, denn sie wurden wie die tierischen<br />

Ausscheidungen als Dünger verwendet.<br />

Trierer Einhaus<br />

Krämerladen und<br />

Poststelle waren oft im<br />

selben Haus vereint.<br />

Technik wurde auch beim Fachwerk angewendet: Flechtwerk<br />

wurde mit Lehm verputzt und füllte dann die Gefache<br />

zwischen den Holzbalken aus.<br />

Im Zentrum des Hunsrückweilers im Freilichtmuseum<br />

steht das Dorfrathaus aus Gödenroth. Wegen seines<br />

achteckigen Glockentürmchens <strong>auf</strong> dem Dach könnte<br />

man es für eine kleine Kirche bzw. Kapelle halten, aber<br />

in Wahrheit diente es als Versammlungsort für den Gemeinderat.<br />

Die Glocke rief zu den Sitzungen, wurde<br />

aber auch im Brandfall geläutet, um die Dorffeuerwehr<br />

zum Löschen zu alarmieren. Die im Jahre 1861 für die<br />

Gemeinde Gödenroth angeschaffte Handdruckspritze<br />

konnte im rechten Teil des Erdgeschosses untergebracht<br />

werden. Somit diente das kleine Dorfrathaus auch als<br />

Spritzenhaus. Weitere Häuser, die außerdem noch zum<br />

Seit 1999 wurde im Freilichtmuseum Roscheider Hof<br />

damit begonnen, Häuser und Gehöfte aus den Tälern<br />

der Mosel und Saar <strong>auf</strong>zubauen. Damit werden auch<br />

Luxemburg und Teile Lothringens in das Museum einbezogen.<br />

Am stattlichsten ist das Trierer Einhaus. Als einziges<br />

Gebäude im Museum ist es kein Original, sondern<br />

der Nachbau eines Hofes aus Köllig und wird als Hausmeisterwohnung<br />

mit Viehhaltung genutzt. Außerdem gehören<br />

zum Mosel-Saar-Ensemble ein Nebengebäude<br />

aus Oberemmel. Aus diesem Stadtteil von Konz stammt<br />

auch die Laubachpumpe. Ihre Pumpzylinder wurden vom<br />

vorbeifl ießenden Bach angetrieben und förderten Brunnenwasser<br />

in einen Hochbehälter, der dann das Leitungssystem<br />

befüllte.<br />

Im Jahr 2000 stellte der Energiekonzern RWE ein nicht<br />

mehr betriebenes Transformatorenhaus aus der Zeit um<br />

1920 zur Verfügung. Seine Verschieferung des Obergeschosses<br />

und das Krüppelwalmdach zeigen, dass es<br />

auch als Industriebauwerk dem Stadt- und Landschaftsbild<br />

seiner Umgebung angepasst war. Zu nennen sind<br />

außerdem die kleine Fachwerkkapelle aus Bürder bei<br />

Neuwied (1729) sowie der Rosengarten mit über 700 Rosenstöcken<br />

und einem Gartenpavillon aus Trier. Das fast<br />

quadratische Häuschen aus der Biedermeierzeit stand im<br />

Garten des Trierer „Marzipan- und Chocolate-Fabricanten“<br />

Johann Wilhelm Maret (1799–1848).<br />

Stationäre <strong>Dampf</strong>maschine von 1939<br />

Ebenso interessant wie die Gebäude im Hunsrückweiler<br />

und im Bereich Mosel-Saar sind die Ausstellungsräume<br />

in der Hofanlage Roscheider Hof. Im Besucherzentrum<br />

als eine Art Mehrzweckraum fi nden Sonderausstellungen<br />

und größere Veranstaltungen statt. Hier sind auch einige<br />

Exponate zu sehen, die die Industrialisierung der Region<br />

dokumentieren. Am <strong>auf</strong>fälligsten ist die große stationäre<br />

<strong>Dampf</strong>maschine, die mit der Fabrik-Nr. 26336 im Jahre<br />

1939 von der Magdeburger Firma Buckau-Wolf gebaut<br />

wurde. Ursprünglich stand sie im Sägewerk Irsch in Saar-<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 85


Geräte zum Pressen von Wein und Obst.<br />

burg und trieb dort Sägegatter an. Befeuert wurde sie mit<br />

Sägespänen und Holzabfällen, die in dem Betrieb reichlich<br />

anfi elen.<br />

Rechts daneben steht eine <strong>Dampf</strong>maschine, deren Kessel<br />

jedoch nicht mehr erhalten ist. Sie leistete ihren Dienst<br />

bis Ende der 1980er Jahre in der Gerberei Rendenbach<br />

in Trier und ist über einen Treibriemen mit einer Blanchiermaschine<br />

verbunden, mit der Fleischreste von Rinderhäuten<br />

abgeschabt wurden, bevor sie zum Gerben in die<br />

Lohgruben gelegt wurden. Neben dem Durchgang zu den<br />

Dauerausstellungen wurde eine Linde-Kühlmaschine <strong>auf</strong>gebaut,<br />

die bis in die 1990er Jahre in der früheren Trierer<br />

Löwen-Brauerei in Betrieb war.<br />

Einen breiten Raum nehmen die Geräte zur Schnapsund<br />

Obstweinherstellung ein, da die Erzeugung von Viez<br />

(das ist der moselfränkische Name für Apfelwein bzw.<br />

Äppelwoi) und Obstbränden in der Region eine lange<br />

Tradition hat. Die Grundlage hierfür bildet ein reichliches<br />

Angebot an Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Mirabellen und<br />

anderen Obstsorten in den milden Tallagen von Mosel<br />

und Saar, deren sonnige Hanglagen eher dem Weinbau<br />

vorbehalten sind.<br />

Reichlicher Branntwein-Genuss<br />

Offensichtlich wurde Branntwein reichlich genossen, wie<br />

aus der Klage eines Kreisarztes aus der Rheinprovinz<br />

im Jahre 1830 hervorgeht. „Ueberhaupt ist der starke<br />

Genuß dieses höchst geistigen Getränks der Gesundheit<br />

sehr nachtheilig … Trotzdem, dass seine Wirkung<br />

<strong>auf</strong> den menschlichen Körper allgemein bekannt ist, wird<br />

er in den hiesigen Berggegenden häufi g getrunken und<br />

selbst junge Leute werden schon früh Sclaven dieses<br />

Getränks …“<br />

Folgende thematische Ausstellungen werden außerdem<br />

im Roscheider Hof den Besuchern angeboten: Weinbau<br />

an Mosel, Saar und Ruwer; Landwirtschaftsausstellung<br />

„Vom Korn zum Brot“; Kulturgeschichte des Waschens;<br />

Große stationäre <strong>Dampf</strong>maschine 1939 gebaut von der Firma<br />

Wolf in Magdeburg-Buckau. Sie leistete Dienst in einem Saarburger<br />

Sägewerk und später in einer Gerberei in Trier.<br />

86<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


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beliebten Apfelwein.<br />

Schnapsbrennen war<br />

weit verbreitet; hier ein<br />

Destilliergerät.<br />

Ladengasse; Gaststube; bürgerliche Wohnkultur; Schulmuseum;<br />

Krämerladen; Kinderwelten; Edelsteinschleiferei;<br />

Ofen- und Takenplatten. Beeindruckend ist die Reichhaltigkeit<br />

der Themen und des Inventars. So kommen alle<br />

Altersgruppen der Besucher <strong>auf</strong> ihre Kosten. Natürlich<br />

sollte man auch einheimische Speisen und den besagten<br />

Viez in der Museumsgaststätte „Hofschänke“ probieren,<br />

da eine Stärkung nach dem weitläufi gen Rundgang durch<br />

das Museum angesagt ist.<br />

Führungen und Projekte<br />

Selbstverständlich werden im Freilichtmuseum Roscheider<br />

Hof auch verschiedene Projekte angeboten. Außer<br />

Führungen zur allgemeinen Museumserklärung und zum<br />

Thema „Wohnverhältnisse im bäuerlichen Haus“ sind<br />

folgende Projekte vor allem für Kinder in den ersten vier<br />

Schuljahren zu nennen: „Oma Kättchen weiß Bescheid<br />

beim Waschen“ bzw. „weiß Bescheid im K<strong>auf</strong>l aden“; „Zuckerbohnen“<br />

als alternative Bonbon-Herstellung; „Arme<br />

Ritter“: Kochen am Holzherd; „Murmeln und Klicker“; „Aus<br />

Korn wird Brot“; „Filzen“: Umgang mit Wolle und Anfertigen<br />

farbiger Filzbälle; Kindergeburtstag und Museumsmalen.<br />

Außerdem gibt es Erkundungsbögen für junge Besucher,<br />

die Arbeits<strong>auf</strong>träge zu den Themen „Wohnen und<br />

Arbeiten“ sowie „Haus- und Küchenarbeiten“ enthalten<br />

und somit zum selbstständigen Nachforschen motivieren.<br />

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führen Maschinen und Zubehör von Optimum, Quantum, RC-Machines, Wabeco,<br />

HBM, HAB, Hegner und anderen.<br />

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Fax 0 63 21 - 3 85 06 17<br />

kontakt@baxmeier.de<br />

Ein gut gestalteter, ausführlicher Museumsführer ist auch<br />

in französischer, englischer und niederländischer Sprache<br />

erhältlich. Ihm sind die meisten Informationen zu diesem<br />

Artikel entnommen.<br />

Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof e. V.<br />

54329 Konz; Tel. +49(0)6501/92710<br />

Fax: +49(0)6501/927111; Internet: www.roscheiderhof.de<br />

E-Mail: info@roscheiderhof.de.<br />

Fotos: Klaus-Uwe Hölscher<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong><br />

87


DAMPF IM MUSEUM<br />

Museum Königszelt<br />

Königszelt P8<br />

Auf Großvaters Spu<br />

88 <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


Königszelt T9.3<br />

Reinhard Laupitz<br />

Jaworzyna Slaska<br />

ehm. Königszelt<br />

Jaworzyna Slaska, bis 1945 Königszelt,<br />

ca. 50 Kilometer südwestlich von<br />

Breslau, Niederschlesien, war der Heimatort<br />

und Einsatzort meines Großvaters<br />

als Lokomotivführer. Die Größe<br />

des Bahnhofes und das umfangreiche<br />

Betriebswerk mit dem großen Ringlokschuppen<br />

lassen erkennen, dass dieser<br />

Bahnhof ein reges Betriebsleben<br />

hatte. Das große, einladende Bahnhofshauptgebäude<br />

gibt es nicht mehr.<br />

Königszelt war Kreuzungspunkt der<br />

Strecken Liegnitz-Striegau-Königszelt-<br />

Schweidnitz und Breslau-Königszelt-<br />

Hirschberg.<br />

Die Fotos lassen erkennen, dass der<br />

Interessengemeinschaft am Erhalt der<br />

Anlage sehr viel liegt und die Anzahl<br />

der Lokomotiven und des rollenden<br />

Materials relativ groß ist, jedoch die<br />

meisten Fahrzeuge reine Standbilder<br />

sind. Es fehlt in der Hauptsache das<br />

Geld. Schade. Zu meiner Freude gab<br />

es eine T9.3 und eine P8. Leider war es<br />

nicht möglich, mit einem Museumsmitarbeiter<br />

ein verständliches Gespräch in<br />

Deutsch oder Englisch zu führen.<br />

ren – <strong>Dampf</strong>nostalgie in Polen<br />

Breslau Hbf<br />

Trotz Großbaustelle konnte ich von dem<br />

schönen Hauptgebäude des Breslauer<br />

Hauptbahnhofes ein Foto machen.<br />

Der Zugang und die Bahnsteige laden<br />

nicht gerade zum Reisen mit der PKP<br />

ein. Auch die Züge und Waggons sind<br />

weit entfernt vom westlichen Standard.<br />

Umso imposanter und kühner fand ich<br />

das Kunstwerk, das im westlichen Teil<br />

der Stadt Breslau <strong>auf</strong>gebaut ist. Es<br />

symbolisiert den „Zug in den Himmel“.<br />

Fotos: Reinhard Laupitz<br />

Breslau HBF<br />

Breslau Zug in den Himmel<br />

<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> 89


Nützliche Adressen bei der Unterkunftssuche<br />

Berlin <strong>Tour</strong>ist Information<br />

Hotels, Tickets, Infos<br />

Berlin-Hotline: +49 (0)30/250025<br />

Fax + 49 -(0)30-25002424<br />

<strong>Tour</strong>ist Information Paderborn<br />

Marienplatz 2a, 33098 Paderborn<br />

Tel. 05251/8829-80, Fax 05251/8829-90<br />

E-Mail: tourist-info@paderborn.de<br />

www.paderborn.de/tourismus<br />

Hamburg <strong>Tour</strong>ismus GmbH<br />

Postfach 10 22 49, 20015 Hamburg<br />

Tel. 040/30051300, Fax 040/30051333<br />

www.hamburg-tourism.de<br />

<strong>Tour</strong>ist-Information in der Burg<br />

Brüggen, Eingang im Burginnenhof<br />

Burgwall 4, 41379 Brüggen<br />

Tel. 02163/57014711<br />

Fax 02163/57018888<br />

www.brueggen.de/de/<strong>Tour</strong>ismus-<br />

Kultur/touristinfo.html<br />

Fremdenverkehrsbüro Markersbach<br />

Annaberger Str. 80, 08352 Markersbach<br />

Tel. 03774/157222, Fax 03774/86186<br />

www.raschau-markersbach.de/<br />

index.php?id=1619<br />

<strong>Tour</strong>ist Info Zuidwolde<br />

Hoofstraat 110, NL-7921 AR Zuidwolde<br />

Tel. +31 528371388, Fax +31 528370646<br />

E-Mail: vvv-zuidwolde@vvvdrentheplus.nl<br />

www.niederlande.de/de/suchen/<br />

detail.jsp?id=2335<br />

Swiss Vapeur Parc<br />

CH-1897 Le Bouveret, Schweiz<br />

Tel. +41 244814410<br />

Fax +41 244815470<br />

Cap Sud Voyages SA<br />

Route du Village 10, CH-1807 Blonay<br />

Tel. +41 219430300, Fax +41 219430301<br />

http://www.capsudvoyages.ch/<br />

Seite<br />

Alu-Verk<strong>auf</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

Baxmeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

Bengs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

Bergbaumuseum Oelsnitz . . . . . . . . . . . 87<br />

Blombach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Burkhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

<strong>Dampf</strong>shop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

GHW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Hartmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

Hielscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

Inserentenverzeichnis<br />

Amberley Working Museum<br />

www.amberleymuseum.co.uk<br />

Where To Stay in Amberley call our<br />

Hotel Telephone Reservations<br />

Line: 0870 4786316<br />

<strong>Tour</strong>ist Information Zinnowitz<br />

Neue Strandstr. 30, 17454 Zinnowitz<br />

Tel. 038377/4920, Fax 038377/42229<br />

E-Mail: info@kv-zinnowitz.de<br />

http://www.zinnowitz.de/<br />

Kurverwaltung Nordseebad Dangast<br />

Am Alten Deich 4–10<br />

26316 Varel-Dangast<br />

Tel. 04451/9114-13<br />

E-Mail: info@dangast.de<br />

http://www.dangast.de/<br />

<strong>Tour</strong>istCenter Hafeninsel<br />

H.-H.-Meier-Straße 6<br />

27568 Bremerhaven<br />

Tel. 0471/94646100, Fax 0471/94646190<br />

E-Mail: touristik@bis-bremerhaven.de<br />

http://www.bremerhaven-tourism.de/<br />

Luxembourg City <strong>Tour</strong>ist Office<br />

B.P. 181, L-2011 Luxembourg<br />

30, place Guillaume II<br />

L-1648 Luxembourg<br />

tél. (352) 222809, fax (352) 467070<br />

E-Mail: touristinfo@lcto.lu<br />

www.lcto.lu<br />

<strong>Tour</strong>ist-Information Konz<br />

54329 Konz, Granastraße 22<br />

Tel. 06501-6018040<br />

Fax 06501-4718<br />

eMail: info-konz(at)saar-obermosel.de<br />

Jaworzyna Slaska (Polen)<br />

Urzad Miejski w Jaworzynie S'laskiej<br />

58-140 Jaworzyna S'laska, ul. Wolnos'ci 9<br />

Tel. centrala: +48 (074) 85-88-230<br />

fax +48 (074) 85-88-253<br />

E-Mail: urzad@jaworzyna.net<br />

Seite<br />

Hoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Hotel Altora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Klever . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Lippken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

Maschinenmuseum Eslohe . . . . . . . . . . 49<br />

MVD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

RC Machines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U 4<br />

Schlechtriem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

Wilms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Firma<br />

RC Machines, L-Stuppicht, bei. Wir bitten um freundliche Beachtung.<br />

Impressum<br />

Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, D-78050<br />

Villingen-Schwenningen, Postfach 1820,<br />

D-78008 Villingen-Schwenningen, Telefon<br />

+ 49 (0) 77 21 / 89 87-0, Telefax + 49 (0) 77 21/<br />

89 87-50, E-Mail: info@neckar-verlag.de,<br />

Internet: www.neckar-verlag.de<br />

Commerzbank AG VS-Villingen (BLZ 694 400<br />

07) Konto-Nr. 1570449, Postbank Stuttgart<br />

(BLZ 600 100 70) Konto-Nr. 9389701<br />

Herausgeber: Ruth Holtzhauer,<br />

Beate Holtzhauer<br />

Redaktion: Udo Mannek<br />

E-Mail: mannek@neckar-verlag.de<br />

Redaktionsassistentin:<br />

Manuela Mannek<br />

Layout: Dietmar Schenk<br />

Anzeigen:<br />

Aline Denkinger + 49 (0) 77 21 / 89 87-73<br />

Uwe Stockburger + 49 (0) 77 21 / 89 87-71<br />

E-Mail: anzeigen@neckar-verlag.de<br />

Telefax + 49 (0) 77 21 89 87-50<br />

Es gilt Anzeigentarif Nr. 5 vom 01.01.2009<br />

Marketing:<br />

Rita Riedmüller<br />

Telefon + 49 (0) 77 21 / 89 87-44<br />

E-Mail: werbung@neckar-verlag.deerscheintertrieb:<br />

Baupläne, Bücher sowie Zeitschriften<br />

Monika Fritschi<br />

Telefon + 49 (0) 77 21 / 89 87-37, -38 u. -48<br />

Telefax + 49 (0) 77 21 / 89 87-50<br />

E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de<br />

Druck:<br />

Gulde-Druck GmbH & Co. KG<br />

72072 Tübingen<br />

Das <strong>Sonderheft</strong> „<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>“ ist eine<br />

Sonderpublikation von <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> &<br />

<strong>Heißluft</strong><br />

Vertriebsbetreuung für das Grosso<br />

und den Babu:<br />

Wolfgang Sieling, Am spitzen Hey 19,<br />

D-38126 Braunschweig,<br />

Tel. + 49 (0) 5 31 / 69 11 07<br />

Ernst Leidecker, Mömlingtalring 91,<br />

D-63785 Obernburg, Tel. + 49 (0) 60 22 / 77 33<br />

Auslieferung für die Schweiz:<br />

WIESER Modellbau-Artikel<br />

Wieslergasse 10, CH-8049 Zürich-Höngg<br />

Telefon + 41 (0) 44 / 340 04 30<br />

Telefax + 41 (0) 44 / 340 04 31<br />

ISSN: 1616-9298<br />

© 2011 Neckar-Verlag GmbH<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichung<br />

kann trotz sorgfältiger Prüfung vom Verlag<br />

und Herausgeber nicht übernommen werden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Der Verlag haftet nicht für unverlangt<br />

eingereichte Manuskripte und Fotos.<br />

Mit Übergabe der Manuskripte und Abbildungen<br />

erteilt der Verfasser dem Verlag das ausschließliche<br />

Verlagsrecht. Er versichert, dass<br />

es sich um Erstveröffentlichungen handelt und<br />

dass keine anderweitigen Copyright- oder<br />

Verlagsverpflichtungen bestehen. Honorierte<br />

Arbeiten gehen in das Verfügungsrecht des<br />

Verlags über.<br />

Produkt- und Warennamen werden ohne<br />

Gewährleistung einer freien Verwendbarkeit<br />

benutzt.<br />

Kein Teil dieser Publikation darf ohne zuvor<br />

erteilte, ausdrückliche schriftliche Genehmigung<br />

des Verlags in irgendeiner Form reproduziert<br />

oder unter Verwendung elektronischer<br />

Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet<br />

werden. Die Nutzung der Inhalte ist nur<br />

zum Zweck der Fortbildung und zum persönlichen<br />

Gebrauch des Lesers gestattet.<br />

Das <strong>Sonderheft</strong> <strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong> ist <strong>auf</strong><br />

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<strong>Dampf</strong> <strong>auf</strong> <strong>Tour</strong>


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Unser <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> informiert Sie vierteljährlich über .......<br />

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und <strong>Heißluft</strong>motoren, historische Vorbilder oder Baupläne und Werkstatt-<br />

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Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

(Jan., April, Juli, Okt.)<br />

Einzelheft je 7,50<br />

zzgl. Versandkosten<br />

Abopreis<br />

28,– (Deutschland)<br />

30,– (Ausland)<br />

inkl. Versandkosten<br />

Neckar-Verlag GmbH • D-78045 Villingen-Schwenningen<br />

Tel. +49 (0)77 21/ 89 87-0 (Fax -50) • E-Mail: bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de


Gültig bis<br />

30. April 2011<br />

249 € 187 €<br />

RC150DT4<br />

Drehtisch Ø 150 mm<br />

für vertikalen und horizontalen Einsatz<br />

Bauhöhe 80 mm<br />

4 T-Nuten<br />

T-Nutenbreite 11 mm<br />

Übersetzungsverhältnis 90:1<br />

Bohrung, Aufnahme MK2<br />

Höhe Zentrum 103 mm<br />

249 € 187 €<br />

X2<br />

Bestellcode: RC10BF<br />

schwenkbar von -45° bis +45°<br />

mit Nullstellung und Spannzangen<br />

Abdrückvorrichtung<br />

max. Bohrleistung in Stahl 13 mm<br />

max. Schaftfräser Durchmesser 13 mm<br />

max. Planfräser Durchmesser 25 mm<br />

Drehzahlbereich (2 x stufenlos)<br />

0 - 1100 und 0 - 2500 U/min. +/- 10%<br />

Tischverfahrweg längs (X) 220 mm<br />

Tischverfahrweg quer (Y) 100 mm<br />

Verfahrweg senkrecht mit Feinzustellung (Z) 220 mm<br />

Ausladung 160 mm<br />

Spindel<strong>auf</strong>nahme MK3<br />

Säule Schwalbenschwanzführung<br />

Tischabmessungen 400 x 100 mm<br />

Motor 230 V / 0,35 kW<br />

T-Nutenbreite 12 mm<br />

749 € 597 €<br />

Original Vertex!<br />

RC150DT<br />

Drehtisch Ø 150 mm<br />

für vertikalen und horizontalen Einsatz<br />

Bauhöhe 80 mm<br />

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T-Nutenbreite 11 mm<br />

Übersetzungsverhältnis 90:1<br />

Bohrung, Aufnahme MK2<br />

Höhe Zentrum 103 mm<br />

Neu<br />

RCST1<br />

Reitstock 89 € 63 €<br />

Höhenverstellung von 97 bis 130 mm<br />

RCDP1<br />

3-tlg. Lochteilscheiben<br />

Drehtisch RC150DTC oder RC150DT4C<br />

inkl. Teilscheiben nur 245 €<br />

SC2 740 €<br />

Bestellcode: RC6120SC2<br />

<strong>auf</strong> Quersupport und Oberschlitten<br />

Spitzenweite 300 mm<br />

Spitzenhöhe 90 mm<br />

empfohlene Drehstahlhöhe 8 mm<br />

max. Drehdurchmesser über Bett 180 mm<br />

max. Drehdurchmesser über Support 110 mm<br />

Spindelbohrung 20 mm<br />

Spindelkonus MK3<br />

Reitstockkonus MK2<br />

Drehzahlbereich 100 - 2500 U/min. +/- 10%<br />

Motor (brushless ) 230 V / 0,5 kW<br />

73 € 63 €<br />

Gewindereparatur Satz<br />

RCGWRS (metrisch) RCGWRS-UNC RCGWRS-UNF<br />

M5 x 0,8 1/4“ x 20 1/4“ x 28<br />

M6 x 1 5/16“ x 18 5/16“ x 24<br />

M8 x 1,25 3/8“ x 16 3/8“ x 24<br />

M10 x 1,5 7/16“ x 14 7/16“ x 20<br />

M12 x 1,75 1/2“ x 13 1/2“ x 20<br />

98 € 96 € 96 €<br />

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Bestellcode: RC10BFSX2<br />

schwenkbar von -45° bis +45°<br />

mit Nullstellung und Spannzangen<br />

Abdrückvorrichtung<br />

max. Bohrleistung in Stahl 13 mm<br />

max. Schaftfräser Durchmesser 16 mm<br />

max. Planfräser Durchmesser 30 mm<br />

Drehzahlbereich (2 x stufenlos)<br />

100 - 2500 U/min. +/- 10%<br />

Tischverfahrweg längs (X) 300 mm<br />

Tischverfahrweg quer (Y) 130 mm<br />

Verfahrweg senkrecht mit Feinzustellung (Z) 220 mm<br />

Ausladung 160 mm<br />

Spindel<strong>auf</strong>nahme MK3<br />

Säule Schwalbenschwanzführung<br />

Tischabmessungen 460 x 120 mm<br />

Motor „Brushless“ 230 V / 0,5 kW<br />

T-Nutenbreite 12 mm<br />

RC6124VLP 1290 €<br />

Drehmaschine<br />

Spitzenweite 450 mm, Spitzenhöhe 105 mm<br />

max. Drehstahlhöhe 8 mm<br />

max. Drehdurchmesser über Bett 210 mm<br />

max. Drehdurchmesser über Support 110 mm<br />

Längs- und Planvorschübe<br />

Spindelbohrung 20 mm<br />

Spindelkonus MK3, Futter<strong>auf</strong>nahme<br />

Reitstockkonus MK2<br />

Reitstockspindelhub 45 mm<br />

Gewindesteigungen metrisch 0,25 - 3 mm<br />

Gewindesteigungen zoll 8 - 24 Gg/Zoll<br />

Drehzahlbereich 150 - 2000 U/min.<br />

Motor „bruschless“ 230 V / 1 kW<br />

Nettogewicht 94 kg, Bruttogewicht 125 kg<br />

RC90GBS tragbare Gehrungsbandsäge 0-45°<br />

schwenkbar mit Untergestell<br />

Schnittleistung 90° rund 90 mm<br />

Schnittleistung 90° rechteckig 90 x 90 mm<br />

Schnittleistung 45° rund 65 mm<br />

Schnittleistung 45° rechteckig 65 x 70 mm<br />

Schnittgeschwindigkeiten 20/29/50 m/min.<br />

Bandabmessungen 1300 x 13 x 0,65 mm<br />

Motorleistung 230 V / 0,40 kW<br />

229 € 179 €<br />

RC1100GBS tragbare Gehrungsbandsäge 0-45°<br />

schwenkbar mit Untergestell<br />

Schnittleistung 90° rund 110 mm<br />

Schnittleistung 90° rechteckig 100 x 150 mm<br />

Schnittleistung 45° rund 100 mm<br />

Schnittleistung 45° rechteckig 85 x 65 mm<br />

Schnittgeschwindigkeiten 20/30/50 m/min.<br />

Bandabmessungen 1630 x 13 x 0,65 mm<br />

Motorleistung 230 V / 0,55 kW<br />

Gewicht 55 kg<br />

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Tel: 00352 78 76 76 - 1<br />

Fax: 00352 78 76 76 - 76<br />

Email: info@rc-machines.de

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