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Teil 1 der Serie zum gerade reformierten<br />
C++-Standard S. 94<br />
Insecurity<br />
Bulletin – Sicherheits schwächen<br />
gut erklärt, diesmal:<br />
Buffer Overflows S. 88<br />
Owncloud 2<br />
Software für einen eigenen<br />
schnüffelfreien Online-<br />
Speicherdienst S. 52<br />
<strong>Virtual</strong> <strong>Machine</strong><br />
Die neuen Monitoring- und HA-<br />
Funktionen für virtualisierte Server<br />
■ Open Stack, Eucalyptus, Open QRM und<br />
ein eigener Cloud-Stack im Ausfall-Check S. 22<br />
■ HA im Selbstbau: Cluster für KVM-Server<br />
mit Pacemaker, DRBD und Opsview S. 30<br />
■ Duell der Mächtigen: Vsphere 5<br />
gegen Xen Server 6 S. 36<br />
■ Virsh: Professionelles Skripten mit<br />
der Libvirt-Bibliothek S. 40<br />
■ Drei Verwaltungstools für Sammlungen<br />
und Lagerbestände im Test S. 46<br />
■ Stromzähler kontaktlos auslesen<br />
und Verbrauch protokollieren S. 63<br />
Ubuntu 11.10: Was das Bedienkonzept von Unity und das neue Softwarecenter taugen S. 44<br />
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Geschichte vom Pferd<br />
Login 12/2011<br />
Editorial<br />
Nachdem der Chaos Computer Club einen Trojaner vom Laptop eines Bodybuilders<br />
gekratzt hat, auf den vor Jahren bayerische LKA-Ermittler ein Auge<br />
geworfen hatten, werden weitere Details der Überwachungspraxis bekannt. Die<br />
schon etwas veraltete CCC-Version der Bayern-Backdoor läuft nur auf PCs mit<br />
32-Bit-Windows. Kaspersky Lab fiel dieser Tage eine neuere Version in die Hände,<br />
die einen 64-Bit-Kerneltreiber für Windows beinhaltet und 15 typische Kommunikationsprogramme<br />
infiziert.<br />
Windows hier, »*.exe« da. Ich fordere einen Bundestrojaner, der auch auf <strong>Linux</strong>und<br />
Mac-OS-Geräten sowie sämtlichen BSD-Abkömmlingen läuft! Verdächtige,<br />
die Nischensysteme nutzen, haben im Sinne des Gleichbehandlungsgrundsatzes<br />
doch ein Anrecht auf Bespitzelung, oder nicht?! Es kann doch nicht angehen,<br />
dass beispielsweise ein des Handels mit Dopingmitteln verdächtiger Bodybuilder Jan Kleinert, Chefredakteur<br />
in den Genuss eines öffentlich finanzierten automatischen Screen shot-Systems<br />
kommt, während sein Muckibude-Trainingspartner auf diesen staatlichen Service verzichten muss – und das nur,<br />
weil der eine Windows- und der andere <strong>Linux</strong>-Benutzer ist. Der von Polizeibehörden verantwortungsvoll regierte<br />
Bürger darf doch erwarten, dass der Staat seinen PC diskriminierungsfrei und umfassend kompromittiert.<br />
Es beschädigt das Image der Alltagstauglichkeit von <strong>Linux</strong>, wenn der Anwender nicht mehr darauf vertrauen<br />
darf, nach einem Push-Update besorgter Fahnder alle neuen Remotefunktionen inklusive Tastaturumleitung und<br />
Cloudbackup privater Daten zur Verfügung gestellt zu bekommen. Auch für die heimischen <strong>Linux</strong>-Dienstleister<br />
stellt es einen massiver Standortnachteil dar, die Zuschauerbank zu drücken, während die Betriebssysteme<br />
eines Herstellers aus Übersee den vollen infiltratorischen Support durch Polizei, Geheimdienste, Zollverwaltung<br />
und Gott weiß durch wen noch alles genießen.<br />
Ähnlich sorglos wie an die Plattformfrage sind die Trojanischen Pferdezüchter an das Softwaredesign des staatlichen<br />
Rappen gegangen: So behauptet BKA-Chef Ziercke vor dem Innenausschuss im Deutschen Bundestag,<br />
dass sich Software und Einsatzserver authentisieren würden. Tatsächlich findet die Anmeldung aber über eine<br />
symmetrische Verschlüsselung mit einer gemeinsamen Chiffre statt. Deren Vertraulichkeit sinkt im Zuge des<br />
Trojaner-Deployments auf das Niveau einer knieenden Ameise.<br />
Hier hätten die Programmierer vielleicht auf ein Zwei-Faktor-System setzen sollen. Die Hardwaretoken könnten<br />
die staatlichen Stellen über Post-Ident ausliefern: Der Verdächtig müsste nur zur nächsten Post gehen, seinen<br />
Personalausweis vorlegen und bekäme seinen PIN-Generator ausgehändigt. Wenn die Kämpfer für das Gute<br />
in der Welt nun ein ungutes Gefühl bekommen und darum den Trojaner aktivieren wollen, beispielsweise um<br />
50 000 Screenshots anzufertigen, dann würde auf dem PC des Verdächtigen ein Popup-Fenster aufgehen, der<br />
ihn auffordert, die PIN einzugeben, die das Token als nächste liefert.<br />
Wären die Quelltexte alle Bundes- und Landestrojaner von Anfang an öffentlich gewesen, dann hätte ein interessiertes<br />
Fachpublikum diese Designschwäche zweifellos früher gefunden, genau wie andere Unzulänglichkeiten.<br />
Daraus kann sich nur eine Forderung ableiten: Stellt das hohle Holzpferd unter die GPL! Neben der Verifikation<br />
durch tatsächlich Kompetenten bildete sich schnell eine Community heraus, die für eine breitere Plattformunterstützung<br />
sorgen würde. Klar, <strong>Linux</strong> wäre eines der ersten Systeme. Ich denke aber auch ans Cloud Computing<br />
und eine Ajax-Version, die jeden modernen Browser nach Linkklick zur Wanze aufwerten kann.<br />
Auch ein breiter Nutzerkreis verbessert die Codequalität. Ich denke einerseits an Privatleute, die ihre Nachbarn<br />
besser kennen lernen wollen, andererseits an die Industrie, die unter der Verschwiegenheit ihrer Mitbewerber<br />
leidet. Und in Zeiten der Globalisierung freuen sich auch die Behörden befreundeter Staaten wie Nordkorea<br />
über Fortschritte in der Softwaretechnik. Also: Wohin mit den jungen Pferden?<br />
www.linux-magazin.de<br />
3
Inhalt<br />
www.linux-magazin.de 12/2011 12/2011<br />
4<br />
Der Schwerpunkt zur Server-<strong>Virtual</strong>isierung fokussiert auf die zu unrecht wenig beachteten<br />
Bereiche Monitoring und Verfügbarkeit – so im ersten Beitrag bei Cloud-Stacks. Ein anderer<br />
beschäftigt sich mit KVM-Clustern, ein dritter analysiert die Komponenten von Vsphere 5<br />
und Xen Server 6. Wer eigene Setups bevorzugt, sollte den Virsh-Artikel nicht verpassen.<br />
Aktuell<br />
Titelthema: <strong>Virtual</strong> <strong>Machine</strong><br />
Software<br />
6 N ew s<br />
n Passwortklau bei Wine<br />
n KDE für Tablets: Plasma Active One<br />
n Erste Apache-Version von Subversion<br />
n Open Suse veröffentlicht Open QA<br />
n Xen Server 6 mit Open Vswitch<br />
22 Cloud-Automatisierung<br />
Titel<br />
Open Stack, Eucalyptus, Open QRM und<br />
der <strong>Linux</strong>-Eigenbau im Test: Wer bringt<br />
wirkliche Hochverfügbarkeit in die Wolke?<br />
43 Einführung<br />
DELUG-DVD: Ubuntu, Univention, IPcop.<br />
44 Ubuntu 11.10<br />
Shuttleworths Ozelot kurz vorgestellt.<br />
HTC bringt mit dem Explorer ein neues Einsteiger-Smartphone<br />
mit Android.<br />
12 Zahlen & Trends<br />
n Berlios macht dicht<br />
n Shuttleworth tauft Precise Pangolin<br />
n Red Hat kauft Gluster<br />
n Die <strong>Linux</strong> Foundation wächst weiter<br />
n Neues von Meego, Tizen und Android<br />
n Wikipedia.it sieht Existenz bedroht<br />
n <strong>Linux</strong> Kernel kehrt heim<br />
n Hans Reiser verlangt faires Verfahren<br />
Open QRM hat ein komplettes Nagios 3 mit<br />
vielen zusätzlichen Funktionen eingebaut.<br />
30 KVM clustern<br />
Den <strong>Virtual</strong>isierungscluster aus freier<br />
Software überwacht Opsview-Monitoring.<br />
36 Xen Server 6 vs. Vsphere 5<br />
In der Königsklasse der <strong>Virtual</strong>isierung<br />
tobt das Duell VMware und Citrix<br />
Auch die Steuerungsinstanz VMware Vcenter<br />
ist hier nur eine virtuelle Maschine, auf SLES 11.<br />
Überarbeitet: Unitiy und das Software Center.<br />
46 Bitparade<br />
Titel<br />
Gcstar, Tellcoo und Shelves: Drei<br />
Sammlungsmanager im Vergleich.<br />
52 Owncloud 2<br />
Titel<br />
Die Alternative zu den Desktop-Clouds<br />
der Datenkraken im Test.<br />
40 Für den Hausgebrauch<br />
Das Kommandozeilenwerk zeug Virsh<br />
überwacht die Cloud und sorgt für HA.<br />
Ein Wölkchen für den Desktop: Own cloud gibt<br />
dem Heimanwender Online-Speicher.<br />
Auch 2012 prämiert der Distributor Univention<br />
wieder herausragende Abschluss-Arbeiten<br />
18 Zacks Kernel-News<br />
n Kernel.org-Server werden sicherer<br />
n Neue Slimbus-Treiber veraltet?<br />
n Ein Kernel 3.0, der sich als 2.6 ausgibt<br />
Die Libvirt mach den Admin wieder zum Herr<br />
im eigenen Maschinenraum.<br />
56 Placecam 3<br />
Wer bis zu 40 <strong>Linux</strong>-, Windows- und<br />
Mac-Desktops zu einer Videokonferenz<br />
verbinden will, ist bei Placecam richtig.<br />
60 Tooltipps<br />
Im Kurztest: CCFE, Dillo, Miniircd,<br />
Nethogs, Source-Highlight und Spey.
12/2011 12/2011<br />
Inhalt<br />
64 Datenautobahn<br />
Open-Source machts möglich: Mit<br />
drei freien Enterprise-Service-Bus-<br />
Werkzeugen gelingt der Einstieg in die<br />
Welt der SOA und der ESBs.<br />
88 Übergelaufen<br />
Buffer Overflows sind gefährlich,<br />
schleichen sich aber immer wieder ein.<br />
Jüngst betroffen: Die <strong>Linux</strong>-Daemons<br />
Rsyslog und Cyrus Imap.<br />
98 Einparkhilfe<br />
Perl als Parkhilfe: Ein Skript zieht Daten<br />
aus der API des Openstreetmap-<br />
Projektes und warnt, wenn der bösen<br />
Straßenkehrer mit dem Ticket winkt.<br />
www.linux-magazin.de<br />
5<br />
Sysadmin<br />
Forum<br />
Programmieren<br />
63 Einführung<br />
Titel<br />
Aus dem Alltag eines Sysadmin: Charly<br />
baut sich einen Stromzähler.<br />
64 Enterprise Service Bus<br />
Das Ende der Spaghetti-Infrastruktur<br />
versprechen drei freie ESB-Projekte:<br />
Mule, Talend und Apache Servicemix.<br />
Mules Studio bildet die IT-Prozesse ab.<br />
72 Univention Desktop Services<br />
<strong>Virtual</strong>isierte Desktops für Unternehmen.<br />
82 Rechts-Rat<br />
Wem gehört das, was Arbeitnehmer<br />
erfinden? Tag-Cloud Wer zahlt Umsatzsteuer? für C++-ReiheIst<br />
Im Mittelpunkt<br />
Software eine C++11Sacheinlage?<br />
Unbedingt verwenden<br />
Lambda-Funktionen<br />
Smart Pointer<br />
Variadic Templates<br />
Type Traits<br />
auto<br />
Move-Semantik<br />
Optional verwenden<br />
Neue Container<br />
function<br />
Tuple<br />
delete<br />
bind<br />
decltype<br />
Leser fragen, Threads der Rechts-Ratgeber antwortet<br />
zu allen Fragen asynchrone des <strong>Linux</strong>-Alltags.<br />
Aktionen<br />
reguläre Ausdrücke<br />
Zufallszahlen<br />
85 Bücher<br />
Bücher über die<br />
LPIC 3-Zertifizierung<br />
und die Basis echter<br />
Softwaresicherheit.<br />
86 Leserbriefe<br />
Auf den Punkt gebracht.<br />
93 Einführung<br />
Die perfekte Programmiersprache gibt<br />
es nicht. Aber alltagstaugliche.<br />
94 C++11 – Folge 1<br />
Titel<br />
Was bringt der neue C-Standard? Der<br />
Einstieg erklärt Lambda-Funktionen.<br />
C++11<br />
asynchrone Aktionen<br />
override<br />
decltype<br />
Move-Semantik<br />
Neue Container<br />
Variadic Templates<br />
Type Traits auto bind<br />
C++11<br />
Alias Templates<br />
Tuple<br />
default<br />
function<br />
Range-basierte<br />
C++11<br />
nullptr<br />
For-Schleife<br />
Zufallszahlen<br />
Zeitbibliothek<br />
delete<br />
final<br />
Benutzerdefinierte Literale<br />
Smart Pointer<br />
Hashtabellen<br />
static_assert<br />
reguläre Ausdrücke<br />
Threads<br />
Lambda-Funktionen<br />
C++11 steht im Mittelpunkt der neuen Serie<br />
Array<br />
des <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong>s.<br />
98 Perl-Snapshot<br />
Perlmeister Schilli schützt vor Knöll<br />
chen und hilft bei der Parkplatzsuche.<br />
Know-how<br />
Es ist angerichtet, behauptet die Bremer <strong>Linux</strong>-Schmiede.<br />
Aber wie gut ist der Service?<br />
DELUG-DVD<br />
TOOL<br />
Doppelseitige DVD, Details auf S. 43<br />
Ubuntu 11.10 32 Bit<br />
TOOL<br />
TOOL<br />
Gerade rausgekommen: Mit Unity<br />
oder klassischer Gnome-Oberfläche<br />
sowie neuem Softwarecenter S. 44<br />
IPcop TOOL2.0<br />
Router- und Firewall-Distribution<br />
als <strong>Virtual</strong> Appliance<br />
TOOL<br />
88 Insecurity Bulletin<br />
Titel<br />
Sicherheitslücken genau erklärt: Buffer<br />
Overflows.<br />
„Xen Kochbuch“<br />
Komplettes E-Book von O`Reilly-<br />
Autor Hans-Jochaim Picht<br />
Mailserver-Konf.<br />
Video-Futter für Admins<br />
Univention Server<br />
TOOL<br />
UCS, zeitlich unbeschränkt nutzbar<br />
Die Parkzonen der Münchner Innenstadt in der<br />
Open-Streetmap-Karte.<br />
Service<br />
3 Editorial<br />
106 IT-Profim.<br />
111 Seminare.<br />
112 Veranstaltungen<br />
112 Inserenten<br />
113 Impressum<br />
114 <strong>Vorschau</strong>
Aktuell<br />
www.linux-magazin.de News 12/2011<br />
6<br />
News<br />
Sabayon 7 mit Gnome, KDE und Xfce<br />
Die Gentoo-basierte Desktop-<br />
Distribution Sabayon <strong>Linux</strong><br />
ist in Version 7 erhältlich.<br />
Die neue Release steht in Varianten<br />
mit Gnome 3.2 und<br />
KDE 4.7 zur Verfügung. Die<br />
Xfce-Ausgabe ist jetzt dem<br />
experimentellen Stadium entwachsen<br />
und bringt Version<br />
4.8 der Desktopumgebung<br />
mit. Mit XBMC 10.0 lässt sich<br />
ein Mediacenter-PC aufsetzen.<br />
Daneben bietet Sabayon<br />
Kernel 3.0 als Standard an,<br />
zudem stehen weitere Systemkerne<br />
zur Auswahl, etwa für<br />
Open VZ oder mit Reiser-4-<br />
Dateisystem. Libre Office ist<br />
in der jüngsten Version 3.4.3<br />
mit wichtigen Sicherheitsupdates<br />
enthalten.<br />
Für Sprachen mit nicht-lateinischen<br />
Schriften und IME-<br />
Eingabemethoden haben die<br />
Entwickler die Unterstützung<br />
zusätzlich verbessert. Seit<br />
Sabayon 6 gab es rund 4000<br />
Programmupdates, schrei ben<br />
die Macher im Release-Announcement.<br />
Sabayon <strong>Linux</strong> erhält fortlaufende<br />
Aktualisierungen nach<br />
dem Rolling-Release-Modell.<br />
Wer eine Installation mit<br />
dem aktuellen Stand vornehmen<br />
möchte, findet die entsprechenden<br />
ISO-Images für<br />
Version 7 auf den Download-<br />
Mirrors [http://www.sabayon.org/<br />
download].<br />
n<br />
Sabayon in der Xfce-Geschmacksrichtung, die mit Version 7 den Teststatus<br />
verlassen hat und zum Standardrepertoire gehört.<br />
Passwortklau: Einbrecher bei Wine<br />
Firefox 7.0.1 repariert – Neues in Beta 8<br />
Mit Bedauern muss Jeremy<br />
White von der hinter der Software<br />
Wine stehenden Firma<br />
Codeweavers bekennen, dass<br />
es einen Einbruch in die Datenbank<br />
mit den Logindaten<br />
gab. Den Angreifern sei es<br />
gelungen, die Datenbankbestände<br />
herunterzuladen, teilt<br />
White auf [http://www.winehq.<br />
org/pipermail/wine‐devel/2011‐Octo‐<br />
ber/092783.html] mit.<br />
Die in der Datenbank gespeicherten<br />
Mails und Passwörter<br />
für die Dienste Appdb und<br />
Bugzilla seien darin enthalten.<br />
Zwar lägen die Passwörter<br />
verschlüsselt vor, abhängig<br />
von der Stärke des von den<br />
Nutzern gewählten Passworts<br />
sei aber dennoch eine Entschlüsselung<br />
denkbar.<br />
Bei Codeweavers ist man nun<br />
dabei, die Passwörter zurückzusetzen<br />
und die Betroffenen<br />
zu informieren. White weist<br />
auf die Gefahr hin, dass Anwender<br />
diese Passwörter auch<br />
für andere Dienste und Zugänge<br />
benutzt haben könnten,<br />
die damit ebenfalls unsicher<br />
seien.<br />
Wie der Angriff erfolgte, ist<br />
noch nicht klar. Das Unternehmen<br />
habe Appdb-Entwicklern<br />
Zugang zu PHP Myadmin gegeben,<br />
möglicherweise sei<br />
dort das Einfallstor zu suchen.<br />
Inzwischen ist der Zugang gesperrt.<br />
Die kompromittierten<br />
Datenbankserver seien abgesehen<br />
vom Kopieren der Daten<br />
nicht verändert worden,<br />
glaubt White.<br />
n<br />
Mozilla hat kurz nach Erscheinen<br />
der Version 7 ein kleines<br />
Update nachschieben müssen<br />
– verschwundene Erweiterungen<br />
sind der Grund für<br />
die Entwicklung von Firefox<br />
7.0.1.<br />
Zudem gibt es, wie im schnellen<br />
Entwicklungszyklus von<br />
Mozilla üblich, die Beta der<br />
kommenden Version 8 zu melden.<br />
Sie enthält eine Twitter-<br />
Suche, mit der sich Hashtags<br />
und Nutzer finden lassen.<br />
Animierte Tabs und bessere<br />
Addon-Verwaltung sind weitere<br />
Neuerungen.<br />
Entwickler finden mit dem<br />
Support von Cross Origin Resource<br />
Sharing (CORS) eine<br />
Möglichkeit, Texturen für Web<br />
GL sicher von anderen Domains<br />
zu laden, heißt es in<br />
der Ankündigung [http://www.<br />
mozilla.org/en‐US/firefox/8.0beta/<br />
releasenotes/].<br />
Darüber hinaus wird das HT-<br />
ML-5-Rechtsklick-Menü jetzt<br />
nativ unterstützt und kann<br />
von Entwicklern via HTML-5-<br />
Markup mit eigenen Einträgen<br />
belegt werden. Unterstützt<br />
wird auch die HTML-5-Media-Elements-Funktion,<br />
mit<br />
der sich Audio- und Video-<br />
Elemente ohne Leistungseinbußen<br />
auf Websites bringen<br />
lassen sollen.<br />
In die Android-Version von<br />
Firefox 8 hat ebenfalls die<br />
Twitter-Suche Aufnahme<br />
gefunden. Außerdem ist die<br />
Masterpasswort-Funktion nun<br />
nutzbar.<br />
n
Mit dem Explorer bietet HTC<br />
zum ersten Mal ein Android-<br />
Smartphone für unter 200<br />
Euro an. Den günstigen Preis<br />
erreicht es durch einige Sparmaßnahmen.<br />
Das 3,2-Zoll-<br />
Display und ein mit 600 MHz<br />
getakteter Prozessor zählen<br />
© HTC<br />
HTC bringt neues Einsteiger-Smartphone Explorer<br />
HTC Explorer: Vergleichsweise günstiges Einsteiger-Smartphone<br />
mit Android.<br />
dazu. HTC Sense ist in Version<br />
3.5 vorinstalliert.<br />
Die Smartphones von HTC<br />
glänzen in der Regel durch<br />
eine gute Verarbeitung. Hier<br />
unterscheidet sich das jetzt<br />
vorgestellte Explorer, das noch<br />
im Oktober in die Läden kommen<br />
soll, von anderen<br />
Modellen in der<br />
200-Euro-Preisklasse.<br />
Abstriche muss<br />
der Kunde beim<br />
Display, internem<br />
Speicher und der<br />
CPU machen.<br />
Das Display löst mit<br />
320 mal 480 Pixeln<br />
auf, was bei einem<br />
3,2-Zoll-Bildschirm<br />
für unverpixelte Darstellung<br />
reicht. Der interne Speicher<br />
ist mit 512 MByte nicht sonderlich<br />
üppig bemessen, HTC<br />
gibt fairerweise an, dass nur<br />
noch rund 90 MByte für Apps<br />
frei sind. Zusätzliche 512<br />
MByte Hauptspeicher sollten<br />
aber dennoch für ein fließendes<br />
Arbeiten genügen, auch<br />
wenn die CPU nur auf 600<br />
MHz getaktet ist.<br />
Auf den ersten Blick ist das<br />
HTC Explorer [http://www.htc.<br />
com/de/smartphones/htc‐explorer/<br />
#overview] ein attraktives Einsteiger-Smartphone,<br />
zumal die<br />
Internetpreise üblicherweise<br />
schnell unter den empfohlenen<br />
Verkaufspreis sinken. n<br />
Ubuntu-One-Client<br />
für Windows<br />
Canonical hat für sein Cloudangebot<br />
Ubuntu One einen<br />
offiziellen Windows-Client gebaut.<br />
Man habe auf die Wünsche<br />
der Nutzer gehört, die<br />
Content gern auf einer Cloudplattform<br />
verwalten, und zwar<br />
von verschiedenen Systemen<br />
und Geräten aus.<br />
Zwischen den Systemen zu<br />
wechseln scheint laut Feedback<br />
recht beliebt zu sein. Ein<br />
weiterer Fall seien Familien<br />
mit zusätzlichen Windows-<br />
Rechnern. Die bei [https://one.<br />
ubuntu.com/downloads/windows/]<br />
erhältliche Windows-Anwendung<br />
bietet alle Funktionen<br />
von Ubuntu One.<br />
n<br />
News 12/2011<br />
Aktuell<br />
www.linux-magazin.de<br />
7<br />
Galaxy Nexus mit Android 4.0<br />
MySQL<br />
aktuell zur Version 5.5 und 5.6<br />
Citrix XenApp 6 und<br />
XenDesktop 5<br />
Samsung und Google haben<br />
das neue Smartphone-Flaggschiff<br />
mit Android 4.0 mit<br />
dem Codenamen Ice Cream<br />
Sandwich vorgestellt. Für<br />
Leistung sorgen ein 1,2 GHz<br />
schneller Dualcore-Prozessor<br />
mit 1 GByte Arbeitsspeicher<br />
und der schnelle Mobilfunkstandard<br />
HSPA+ oder LTE je<br />
nach Region.<br />
Da bereits Smartphones mit<br />
1,5 GHz schnellen<br />
Dualcore-<br />
CPUs auf dem<br />
Markt sind, baut<br />
Samsung mit 1,2<br />
GHz nicht auf<br />
maximale Pferdestärken,<br />
sondern<br />
eher auf die Qualität<br />
des Displays,<br />
das mit 4,65-Zoll<br />
in Super-Amoled<br />
mit der enormen<br />
Auflösung von<br />
1280x720 Pixeln mit Android 4.0.<br />
Neues Flaggschiff von<br />
Google: das Galaxy Nexus<br />
aufwartet. Die Kamera ist<br />
mit 5 Megapixeln, zumindest<br />
nominell, nur Mittelmaß. Es<br />
kommt allerdings wie üblich<br />
mehr auf die Qualität des verbauten<br />
Sensors an als auf die<br />
Megapixel.<br />
Weitere Features: Mit der integrierten<br />
Near Field Communication<br />
(NFC) lassen<br />
sich zum Beispiel Kontakte,<br />
geöffnete Webseiten, Google-<br />
Maps-Karten und<br />
weitere Elemente<br />
von einem Galaxy<br />
Nexus auf ein anderes<br />
übertragen.<br />
Zudem bringt das<br />
Galaxy Nexus ein<br />
Barometer mit.<br />
Preise stehen seitens<br />
des Anbieters<br />
© Samsung<br />
noch nicht fest.<br />
Von europäische<br />
Providern sind inzwischen<br />
680 Euro<br />
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Wissen, wie’s geht.
Aktuell<br />
www.linux-magazin.de News 12/2011<br />
8<br />
Plasma Active One – KDE für Tablets<br />
Mit der auf Touchscreens und<br />
Tablets ausgelegten Desktopumgebung<br />
Plasma Active<br />
One stellt das KDE-Projekt eine<br />
neue Variante seiner Softwaresammlung<br />
vor. Das von<br />
den Entwicklern verwendete<br />
Activities-Konzept erlaubt es<br />
dem Nutzer, verschiedene<br />
Anwendungen, aber auch<br />
Do kumente und Websites unter<br />
einem Activity-Fenster zu<br />
vereinen. Damit bündelt er alles<br />
für ihn Wissens- und Nutzenswerte<br />
zu einem Bereich,<br />
etwa seinen Hobbys.<br />
Wird die jeweilige Aktivität<br />
gestartet, steht die dort vereinte<br />
Auswahl auf einen Blick<br />
zur Verfügung. Die Zahl der<br />
versammelten Features ist unbegrenzt,<br />
die Zahl der möglichen<br />
Aktivitäten ebenfalls.<br />
Zwischen den jeweiligen Activities<br />
schaltet der User bequem<br />
mit dem Activity Switcher<br />
um.<br />
Den Start von Anwendungen<br />
hat KDE ergänzend so gestaltet,<br />
dass sich im so genannten<br />
Application Peek alle laufenden<br />
und installierten Anwendungen<br />
zeigen. Zwischen<br />
den laufenden Anwendungen<br />
wählt der Nutzer dann einfach<br />
aus, nicht gestartete sind<br />
als Icon dargestellt.<br />
Plasma Active One [http://www.<br />
plasma‐active.org] ist als Sourcecode<br />
sowie als Live-Image auf<br />
Open-Suse-Basis vorhanden,<br />
das sich über einen bootfähigen<br />
USB-Stick auf Tablets<br />
testen lasse, so die KDE-<br />
Entwickler. Es gibt aber auch<br />
installierbare Images. Es soll<br />
auch möglich sein, Plasma<br />
Active One in einer virtuellen<br />
Maschine laufen zu lassen.<br />
KDE empfiehlt das Studium<br />
der Installationshinweise.<br />
Dort sind auch die Downloads<br />
verlinkt. Basis sollte stets ein<br />
Tablet sein, um in den Genuss<br />
der Features und des Designs<br />
zu kommen. Meego-basierte<br />
und die Modelle Wetab, Idea-<br />
Pad und Exo PC sind als Beispiele<br />
genannt. In der Theorie<br />
dürfte aber auch der Betrieb<br />
eines Live-Image auf x86-Geräten<br />
klappen, so die Macher.<br />
Noch in diesem Jahr soll der<br />
Nachfolger Plasma Active Two<br />
erscheinen, Anfang 2012 dann<br />
Version Three.<br />
n<br />
Peek and Launch: Anwendungen lassen sich hier starten und gestartete anwählen.<br />
Skrooge 1.0.0: Mehr Übersicht für die Finanzen<br />
Die Entwickler des KDE-Programms<br />
Skrooge haben die<br />
Buchhaltungssoftware für den<br />
Heimgebrauch in der stabilen<br />
Version 1.0.0 veröffentlicht.<br />
Die neue Release erlaubt es<br />
dem Nutzer, Vorgänge, Empfänger,<br />
Konten und andere relevante<br />
Objekte zu Gruppen<br />
zusammenzufassen. Daneben<br />
lassen sich wiederkehrende<br />
Vorgänge jede Woche wiederholen.<br />
Zudem kann der Anwender<br />
Vorgänge nun auch<br />
außerhalb der Anwendung<br />
anlegen, etwa mit einer kurzen<br />
Befehlszeile in Krunner,<br />
was praktisch ist.<br />
Die monatlichen Berichte<br />
verwenden nun die Software<br />
Grantlee als Template-Engine,<br />
die neue Möglichkeiten eröffnet.<br />
Daneben haben die<br />
Entwickler das GUI ein wenig<br />
aufgeräumt: Es gibt weniger<br />
Icons in der Standardkonfiguration,<br />
dafür einen »Fast<br />
Edit«-Button, und die Menüleiste<br />
lässt sich wie im KDE-<br />
Dateimanager Dolphin verbergen.<br />
Ein nützliches Detail:<br />
Skrooge akzeptiert nun Punkt<br />
und Komma als Dezimaltrennzeichen.<br />
Weitere Details<br />
enthält die Ankündigung im<br />
Skrooge-Blog [http://skrooge.<br />
org/node/127].<br />
Skrooge 1.0.0 steht für <strong>Linux</strong>/<br />
Unix im GPL-Quellcode zum<br />
Download bereit. Für Ubuntu<br />
gibt es dagegen bereits fertige<br />
Pakete, die sich im PPA-Archiv<br />
des Entwicklers Stephane<br />
Mankowski finden. n<br />
Durch das Gruppieren von Einträgen soll der Benutzer von Skrooge 1.0.0 mehr<br />
Übersicht über seine Finanzen erlangen.<br />
Xen Server 6 mit<br />
Open Vswitch<br />
Citrix hat sein <strong>Virtual</strong>isierungsprodukt<br />
Xen Server in Version<br />
6 veröffentlicht und möchte<br />
damit den Cloudmarkt bedienen.<br />
Zu diesem Zweck hat der<br />
Hersteller den Open Vswitch<br />
integriert, einen virtuellen<br />
Multilayer-Switch für die<br />
Cloud. Das Kernstück bildet<br />
der freie Hypervisor Xen in<br />
Version 4.1, der unter anderem<br />
Latenzen minimieren soll<br />
und seit Mai 2011 als Open<br />
Source im Einsatz ist.<br />
Daneben hat Citrix den Server<br />
für die Bereitstellung virtueller<br />
Desktopsysteme optimiert.<br />
Xen Server integriert sich<br />
auch in Microsofts System<br />
Center 2012. Die Seite [http://<br />
support.citrix.com/product/xens/<br />
v6.0/] bietet Whitepaper und<br />
Dokumentation.<br />
n
Gnome 3.2 bündelt Online-Dienste und Kontakte<br />
Mit dem halbjährlichen Update<br />
hat das Gnome-Projekt<br />
seine Software kräftig überarbeitet.<br />
Insgesamt sind seit<br />
Erscheinen von Gnome 3.0<br />
rund 38 500 Änderungen<br />
eingeflossen, die von 1270<br />
Entwicklern stammen. In der<br />
ausführlichen Beschreibung<br />
zu Gnome 3.2 [http://library.<br />
gnome.org/misc/release‐notes/3.2/<br />
index.html.de] sind die neuen<br />
Online-Konten genannt, die<br />
dafür sorgen, dass im Web<br />
abgelegte Daten wie Kalender<br />
und Dokumente den Gnome-<br />
Anwendungen zur Verfügung<br />
stehen. Die Anwendungen<br />
Dokumente, Kontakte, Empathy,<br />
Evolution und das<br />
Kalender-Applet nutzen in<br />
Online-Konten eingetragene<br />
Dienste, etwa Google-Konten,<br />
dann automatisch.<br />
Der Verbindung zum WWW<br />
dient auch eine Funktion von<br />
Epiphany, mit der sich Websites<br />
als Anwendung definieren<br />
lassen (über die Tastatur<br />
mit [Strg]+[Umschalt]+[A]<br />
oder das Menü »Datei | Speichern<br />
als Web‐Anwendung«).<br />
Dadurch lassen sich die gewünschten<br />
Websites aus dem<br />
Übersichtsmodus starten und<br />
das gesamte Fenster dient<br />
der Ansicht der Webseite.<br />
Klickt der Gnome-Benutzer<br />
jedoch einen auf der Webseite<br />
vorhandenen Link an, öffnet<br />
sich ein herkömmliches<br />
Browserfenster.<br />
Neu ist auch die Kontakte-<br />
Funktion, die es gestattet, zu<br />
einer Person sämtliche Kontaktmöglichkeiten<br />
zu bündeln,<br />
egal ob online oder in<br />
den Gnome-Anwendungen<br />
hinterlegt. »Kontakte« liefert<br />
diese Personendaten in einer<br />
Übersicht.<br />
Die Anwendung »Dokumente«<br />
ist ebenfalls hinzugekommen<br />
und soll beim Suchen und<br />
Organisieren von Dokumenten<br />
helfen. Neuerungen gibt<br />
es zudem für Touchscreen-<br />
Geräte. Dort löst ein Drehen<br />
automatisch eine Drehung der<br />
Anzeige aus, so schreiben die<br />
Entwickler. Zudem erscheine<br />
auf dem Bildschirm kein<br />
Mauszeiger, es sei denn, eine<br />
Maus ist angeschlossen. n<br />
News 12/2011<br />
Aktuell<br />
www.linux-magazin.de<br />
9<br />
Die Komponenten Dokumente, Kontakte, Empathy, Evolution und das Kalender-<br />
Applet verwenden in Gnome 3.2 Online-Konten.<br />
Subversion 1.7 – erste Apache-Version<br />
Mit Ausgabe 1.7 der Versionsverwaltung<br />
Subversion<br />
bringt die nun federführende<br />
Apache-Foundation diverse<br />
Neuerungen. Die Entwickler<br />
weisen auf mögliche Kompatibilitätsfragen<br />
hin, Client- und<br />
Server-Seite sollten beide auf<br />
dem neuesten Stand sein, um<br />
alle neuen Features nutzen zu<br />
können. Ein Dump oder Reload<br />
der Repositories sei aber<br />
nicht nötig, Subversion 1.7<br />
könne lesend und schreibend<br />
auf Repositories der Vorversionen<br />
zugreifen.<br />
Kompatibilität herrscht auch<br />
zwischen den APIs. Programme<br />
für eine 1.x-Version lassen<br />
sich mit der 1.7 kompilieren<br />
und ausführen. Einige<br />
Ausnahmen davon beschreiben<br />
die API-Errata [http://svn.<br />
apache.org/repos/asf/subversion/<br />
trunk/notes/api‐errata/1.7/]. Zu<br />
den Verbesserungen zählt das<br />
als HTTPv2 bezeichnete abgespeckte<br />
HTTP-Protokoll, es<br />
soll mehr Geschwindigkeit gegenüber<br />
dem von Nutzern als<br />
träge kritisierten bisherigen<br />
HTTP-Einsatz bieten.<br />
Mit dem bearbeiteten Metadaten-Managementsystem<br />
WC-<br />
NG lösen die Entwickler das<br />
in die Jahre gekommene alte<br />
System ab. In den Release Notes<br />
[http://subversion.apache.org/<br />
docs/release‐notes/1.7.html] ist<br />
der Download verlinkt. n
Aktuell<br />
www.linux-magazin.de News 12/2011<br />
10<br />
Kurznachrichten<br />
Hotpatch 0.1: Die <strong>Linux</strong>-Bibliothek Hotpatch kann eine Shared Library<br />
(»*.so«) in einen laufenden Prozess laden. Neu: Die Software ist in<br />
der ersten stabilen Version 0.1 für x86_64 verfügbar. Die Entwickler<br />
haben damit nach eigener Aussage ein <strong>Linux</strong>-Pendant zum Windows-API<br />
»CreateRemoteThread()« geschaffen. Lizenz: BSD [https://github.com/<br />
vikasnkumar/hotpatch]<br />
IPfire 2.11: Populäre Firewall-Router-Distribution. Neu: Die Entwickler haben<br />
Unterstützung für ARM-Prozessoren integriert. Der Port befindet sich<br />
aktuell allerdings noch im Betastadium. Derzeit existiert IPfire 2.1 für die<br />
Sub-Architektur »armv5tel«, die die Macher als „kleinsten gemeinsamen<br />
Nenner“ bezeichnen. Lizenz: GPLv3 [http://www.ipfire.org]<br />
Apitrace 2.0: Ein Open-Source-Tool zum Debuggen von Grafikanwendungen<br />
mit einigen Kommandozeilentools sowie einem in Qt umgesetzten<br />
GUI. Neu: Die Software beherrscht das Tracing von Programmen, die auf<br />
den APIs Open GL oder Direct 3D aufbauen. Die neue Release unterstützt<br />
Open GL bis Version 4.2 und läuft neben <strong>Linux</strong> und Windows auch unter<br />
Mac OS X. Daneben haben die Entwickler das Tracing und Retracing stark<br />
beschleunigt. Lizenz: BSD [https://github.com/apitrace/apitrace]<br />
Pulseaudio 1.0: Freier Soundserver, der in vielen Desktop-Distributionen<br />
steckt. Neu: Konsolidierung stabiler Features im Git-Zweig Master, Lautstärke-Einstellungen<br />
für Source-Outputs, direktes Senden von komprimiertem<br />
Audio an geeignete Hardware (Passthrough) und Echo-Reduktion.<br />
Zudem hat Entwickler Maarten Bosmans die Windows-Unterstützung repariert.<br />
Es gibt auch organisatorische Änderungen beim Pulseaudio-Projekt:<br />
Der Urheber Lennart Poettering zieht sich zugunsten seiner Arbeit am<br />
Init-System Systemd zurück, die Leitung übernimmt Colin Guthrie. Lizenz:<br />
GPL, LGPL [http://www.freedesktop.org/wiki/Software/PulseAudio/]<br />
Tiny Core <strong>Linux</strong> 4.0: Minimalistische <strong>Linux</strong>-Distribution. Neu: Die Release<br />
setzt Kernel 3.0.3 ein, daneben ersetzt Eglibc in Version 2.13 nun die<br />
Glibc. Udev trägt die Nummer 173, auch die Basis-Xlibs erhielten ein Update.<br />
Das Vielzweck-Binary Busybox haben die Entwickler auf 1.9.2 samt<br />
NBD-Unterstützung aktualisiert. Lizenz: GPLv2 [http://distro.ibiblio.org/<br />
tinycorelinux/welcome.html]<br />
GTK+ 3.2: Das Gimp-Toolkit erfuhr viele Überarbeitungen. Neu: Experimentelle<br />
Unterstützung von HTML 5 und Wayland, verbesserter Support<br />
für Themes über CSS-Dateien. Die Funktion für die Größenanpassung von<br />
Fenstern und Elementen namens Width for Height funktioniert nun mit<br />
mehr Widgets als bisher. Lizenz: LGPL 2.1 [http://www.gtk.org]<br />
OAuth 2.0: Emacs-Erweiterung. Neu: Der französische Open-Source-Entwickler<br />
Julien Danjou hat OAuth 2.0 als Erweiterung für den Editor Emacs<br />
umgesetzt. Über OAuth 2.0 authentifiziert sich der Nutzer beispielsweise<br />
bei Diensten wie Google-APIs oder dem Graph-API von Facebook. Der Entwickler<br />
hat seinen Code bereits dem Emacs Lisp Package Archive (ELPA)<br />
zur Verfügung gestellt. Da der Paketmanager Teil der kommenden Emacs-<br />
Release 24 wird, können die Anwender auch die OAuth-2.0-Erweiterung in<br />
Zukunft leicht installieren. Lizenz: GPLv3 [http://bzr.savannah.gnu.org/lh/<br />
emacs/elpa/files/head:/packages/oauth2/]<br />
IPcop 2.0.0: Eine freie Firewall-Distribution. Neu: Die Release verwendet<br />
den <strong>Linux</strong>-Kernel 2.6.32. Der neue Installer ermöglicht die Installation auf<br />
Festplatten und Flashspeicher sowie das Zuordnen der Netzwerkkarten zu<br />
bestimmten Netzen. Als neues Softwarepaket ist Open VPN hinzugekommen,<br />
das IDS Snort muss man nun als Addon installieren. Das GUI ist unter<br />
Port 8443 zu erreichen, alle Weboberflächen verlangen nun die Eingabe<br />
eines Passworts. Lizenz: GPLv2 [http://www.ipcop.org]<br />
Open Suse veröffentlicht Testframework Open QA<br />
Das Open-Suse-Projekt hat<br />
Open QA, sein Framework für<br />
automatisierte Betriebssystemtests,<br />
erstmals in Version<br />
1.0 freigegeben. Open QA sei<br />
im Einsatz, um das Factory-<br />
Repository der Distribution<br />
zu testen, schreibt Open-Suses<br />
Community-Manager Jos<br />
Poortvliet. Damit prüft das<br />
Framework die Software, aus<br />
der die kommende Open-Suse-Version<br />
12.1 entsteht.<br />
Das Testwerkzeug besteht aus<br />
zwei Komponenten: dem Installationsautomaten<br />
OS-autoinst<br />
und einer Weboberfläche<br />
für die Reports. OS-autoinst<br />
unter stützt zahlreiche <strong>Linux</strong>-<br />
Distri bu tionen, Free BSD sowie<br />
den Open-Solaris-Fork<br />
Open Indiana und kann auch<br />
Windows und DOS installieren.<br />
Die Software betreibt die<br />
System-Images in einer virtuellen<br />
Maschine und schickt<br />
dieser automatisierte Tastaturund<br />
Mauseingaben. Bei grafischen<br />
Installationen gibt die<br />
Software sogar ein Video aus,<br />
damit ein menschlicher Tester<br />
den Vorgang besser inspizieren<br />
kann.<br />
Die Weboberfläche ist derzeit<br />
Open-Suse-spezifisch und listet<br />
die Resultate der Installationsversuche<br />
sowie der weiteren<br />
Tests auf, die bestimmte<br />
Administrationsvorgänge<br />
sowie Anwendungen und die<br />
Internetanbindung ausprobieren.<br />
Sowohl OS-autoinst als<br />
auch die Suse-Konfiguration<br />
mit Weboberfläche stehen auf<br />
Gitorious [http://gitorious.org/<br />
os‐autoinst/] im Quelltext bereit.<br />
Open QA ist unter GPLv2<br />
oder neuer lizenziert. n<br />
Open Suses Weboberfläche zeigt die Testergebnisse von Open QA im Überblick.<br />
Parted Magic<br />
schont Akkus<br />
Parted Magic 6.7 verwendet<br />
Kernel 3.0.4 und das Partitionierungsprogramm<br />
Gparted<br />
0.9.1. Als Dateimanager löst<br />
PCMan-Mod den älteren PC-<br />
Man-FM ab, zum CD-/DVD-<br />
Brennen kommt statt Simple<br />
Burn jetzt Xfburn zum Einsatz.<br />
Daneben sind Mozilla Firefox<br />
6.0.2 und Open SSH 5.9p1 an<br />
Bord. Mit der Integration der<br />
Schriftart Luxi haben die Entwickler<br />
die Internationalisierung<br />
verbessert.<br />
Um den Stromverbrauch auf<br />
Laptop-Computern zu drosseln,<br />
lässt sich Frequency<br />
Scaling beim Booten aktivieren.<br />
Weitere Informationen<br />
gibt es auf der Parted-Magic-<br />
Homepage [http://partedmagic.<br />
com]. Dort finden sich auch<br />
ISO-Images für i486, i686 und<br />
x86_64 zum Download. (azi/<br />
jcb/mhu/uba)<br />
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www.linux-magazin.de Zahlen & Trends 12/2011<br />
12<br />
Zahlen & Trends<br />
Alles Wurst: Fedora 17 heißt Beefy Miracle<br />
Die Benennung von Fedora<br />
17 als „Beefy Miracle“ hat<br />
unter den Entwicklern einiges<br />
Unverständnis ausgelöst.<br />
Der mehrheitlich gewählte<br />
Codename geht auf eine Art<br />
Für einige Fedora-Entwickler ein wahres Kultobjekt<br />
– das Beefy Miracle.<br />
Insider-Scherz zurück, den<br />
manches Fedora-Mitglied als<br />
kindisch ansieht.<br />
Traditionell folgt Fedora mit<br />
seinen Codenamen der Vorgabe,<br />
dass der künftige in Verbindung<br />
mit dem<br />
Vorgänger stehen<br />
soll. Im Fall des<br />
Beefy Miracle haben<br />
es sich die<br />
Fans mit der Verbindung<br />
zu Fedora<br />
16 „Verne“ – nach<br />
Jules Verne benannt<br />
– einfach<br />
gemacht: Beefy Miracle sei<br />
wie Verne bereits ein Vorschlag<br />
für Fedora 16 gewesen.<br />
Mit 1182 Stimmen hat sich<br />
Beefy Miracle durchgesetzt,<br />
verkündet Projektleiter Jared<br />
K. Smith. Die Anhänger des<br />
Beefy-Miracle-Kults, für den<br />
es eine eigene Interessengruppe<br />
[https://fedoraproject.org/<br />
wiki/Meat_SIG] bei Fedora gibt<br />
und eine Website, die sich der<br />
Historie des Insider-Scherzes<br />
widmet, können jubeln.<br />
Andere Stimmen sind eher<br />
entrüstet, sehen einen Verstoß<br />
gegen die Namensrichtlinien<br />
und nennen die Aktion<br />
„unkomisch“. Der Name höre<br />
sich an wie eine neue Hundefuttermarke,<br />
schimpft ein<br />
Community-Mitglied.<br />
Das von vielen rührigen Anhängern<br />
verehrte Beefy Miracle<br />
verdankt seine unernste<br />
Entstehung der Entwicklerkonferenz<br />
Fudcon Anfang<br />
2011 und hat sich seitdem verselbstständigt.<br />
Es sind mittlerweile<br />
sogar T-Shirts im Angebot<br />
und ein Hot-Dog-Theme<br />
als Bootsplash.<br />
n<br />
Aus DZUG wird Python Software Verband<br />
Prämienwürdige Abschlussarbeiten<br />
Die „Deutschsprachige Zope<br />
User Group“ öffnet sich für<br />
vielfältige Python-Projekte<br />
und ändert ihren Namen in<br />
„Python Software Verband“.<br />
So hat die Mitgliederversammlung<br />
des DZUG e.V. einstimmig<br />
auf der ersten deutschen<br />
Python-Konferenz beschlossen,<br />
die vom 4. bis 9. Oktober<br />
in Leipzig stattfand [http://de.<br />
pycon.org/2011/home].<br />
Der Verband möchte die Interessen<br />
von Python-Anwendern<br />
in Deutschland, Österreich<br />
und der deutschsprachigen<br />
Schweiz vertreten. Dabei<br />
verstehe er sich als Dienstleister<br />
der vielgestaltigen<br />
Community, teilt der 1. stellvertretende<br />
Vorsitzende Jan<br />
Ulrich Hasecke der Redaktion<br />
mit: Die Organisation unterstützt<br />
Anwendergruppen bei<br />
Veranstaltungen und bietet<br />
ihnen eine technische Infrastruktur.<br />
Daneben soll der Verband<br />
der Python-Community als<br />
Marketingabteilung für die<br />
Programmiersprache und<br />
ihre Anwendungen dienen.<br />
Schließlich will die Vereinigung<br />
auch Lobbyarbeit<br />
für den Python-Einsatz und<br />
Open-Source-Software im Allgemeinen<br />
leisten und gegen<br />
Softwarepatente eintreten.<br />
Die Umbenennung muss noch<br />
ins Vereinsregister eingetragen<br />
werden, als neue Domain ist<br />
Python-verband.de in Vorbereitung.<br />
In der Zwischenzeit<br />
gibt es weitere Informationen<br />
auf der DZUG-Website [http://<br />
www.dzug.org].<br />
n<br />
Der <strong>Linux</strong>-Distributor Univention<br />
sucht auch 2012 wieder<br />
Abschlussarbeiten, die sich<br />
mit Open Source auseinandersetzen.<br />
In diesem Jahr winkt<br />
neben den drei regulären eine<br />
Sonderprämie in Höhe von<br />
1000 Euro für eine Arbeit zum<br />
Thema Cloud. Das thematische<br />
Spektrum reiche dabei<br />
von der Untersuchung nützlicher<br />
Open-Source-Komponenten<br />
für Cloudanbieter über<br />
Analysen bis hin zu Software-<br />
Entwicklungen.<br />
Wer eine Arbeit einreichen<br />
will, kann sie bis 15. Februar<br />
2012 an [absolventenpreis@univention.de]<br />
schicken. Der Absolventenpreis<br />
soll die „Verbreitung<br />
von Open-Source-<br />
Software im professionellen<br />
Umfeld und die Entwicklung<br />
von innovativen Ideen für freie<br />
und quelloffene Anwendungen<br />
vorantreiben“. Eine Jury,<br />
zu der auch <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong>-<br />
Chefredakteur Jan Kleinert<br />
zählt, entscheidet. Preisverleihung<br />
ist beim <strong>Linux</strong>tag in<br />
Berlin. Teilnahmebedingungen<br />
finden sich unter [http://<br />
www.absolventenpreis.de]. n<br />
Preisträger 2011: Andreas Wolke mit<br />
seiner Diplomarbeit „Eine Cloudbasierte<br />
Softwareplattform für den<br />
Betrieb horizontal skalierbarer Web-<br />
Anwendungen“.
Schuppentier: Shuttleworth tauft Ubuntu<br />
Namenspatron von Ubuntu 12.04 LTS: Das Schuppentier,<br />
hier in einer Abbildung aus Hubert Ludwigs<br />
„Schul-Naturgeschichte“ aus dem Jahre 1891.<br />
Zur Tradition von Ubuntu-Releases<br />
gehört die Benennung<br />
der Version durch Ubuntu-<br />
Gründer und ‐Finanzier Mark<br />
Shuttleworth. Für die 12.04,<br />
die nächste Version mit Long<br />
Term Support (LTS), hat Shuttleworth<br />
in seinem Blog den<br />
Precise Pangolin ausgewählt.<br />
Die Idee zum präzisen Pangolin,<br />
einem Schuppentier,<br />
das sich von Ameisen und<br />
Termiten ernährt, kam Mark<br />
Shuttleworth bei einer Tour<br />
durch die Kalahari, bei der er<br />
ein Pangolin verfolgte.<br />
Wie Shuttleworth in seinem<br />
Blog [http://www.markshuttleworth. <br />
com/archives/784] schreibt, sei<br />
das Pangolin passend, weil es<br />
„präzise“ jeden Ameisenhügel<br />
ansteuert und weil seine<br />
Schuppen ein Wunder an Detailreichtum<br />
und damit schon<br />
ein Fashion Statement seien.<br />
Letzteres bezieht Shuttleworth<br />
auf die hauseigene Desktopumgebung<br />
Unity, deren Design<br />
bisher jedoch nicht auf<br />
ungeteilte Zustimmung gestoßen<br />
ist.<br />
Nicht zuletzt kann sich das<br />
Pangolin hervorragend schützen<br />
und so auch den Angriffen<br />
von Löwen standhalten. Diese<br />
Eigenschaften, so der Canonical-Chef,<br />
seien für Ubuntu<br />
LTS ebenfalls zutreffend,<br />
weshalb er die alternativen<br />
Namen Perspicacious Panda,<br />
Predatory Panther, Peccable<br />
Peccary, Pawky Python, Perfidious<br />
Puku und Porangi Packhorse<br />
verworfen habe.<br />
Die Codenamen der Ubuntu-<br />
Versionen folgen dem Alphabet,<br />
die nächste<br />
Version bekommt<br />
dann ein Wappentier<br />
mit „Q“. Zuvor<br />
erscheint aber<br />
noch Mitte Oktober<br />
Ubuntu 11.10<br />
mit dem Codenamen<br />
Oneiric Ocelot.<br />
Precise Pangolin<br />
ist für April<br />
2012 anvisiert. n<br />
Cloud-Zuwachs bei der <strong>Linux</strong> Foundation<br />
Drei namhafte Open-Source-<br />
Firmen sind der <strong>Linux</strong> Foundation<br />
beigetreten. Mit den<br />
Neuzugängen Nebula, Eucalyptus<br />
und <strong>Virtual</strong> Bridges<br />
stärkt die Organisation vor allem<br />
ihre Kompetenz in Sachen<br />
Cloud Computing, und dies in<br />
verschiedene Richtungen. Das<br />
neue Mitglied Nebula entwickelt<br />
eine Hardware-Appliance<br />
für große Private Clouds. Eucalyptus<br />
bietet ebenfalls unter<br />
<strong>Linux</strong> eine Infrastructure-as-a-<br />
Service-Lösung.<br />
Der Firmenchef und frühere<br />
CEO der MySQL AB Marten<br />
Mickos ist überzeugt: <strong>Linux</strong>und<br />
Open-Source-Hypervisors<br />
sind die wichtigsten Bausteine<br />
von Clouds. Die Firma<br />
<strong>Virtual</strong> Bridges schließlich<br />
beschäftigt sich mit Desktop-<br />
<strong>Virtual</strong>isierung.<br />
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www.linux-magazin.de Zahlen & Trends 12/2011<br />
14<br />
Red Hat kauft Storage-Profi Gluster<br />
Das <strong>Linux</strong>-Unternehmen Red<br />
Hat verleibt sich die auf Storage-Lösungen<br />
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Open-Source-Firma Gluster<br />
ein. Red Hat will mit der im<br />
Userspace implementierten<br />
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Gluster [http://www.gluster.com]<br />
unterscheide sich als reine<br />
Softwarelösung und durch<br />
seine Spezialisierung auf die<br />
Verwaltung von großen Contentmengen<br />
von anderen Storage-Lösungen,<br />
heißt es in der<br />
Ankündigung. Der Einsatz auf<br />
günstiger Hardware dank dieses<br />
Software-Ansatzes sei ein<br />
Kaufkriterium gewesen, die<br />
Konkurrenz benötige oft teure<br />
Spezialhardware.<br />
Bestehende Angebote des<br />
im Privatbesitz befindlichen<br />
Gluster will Red Hat weiterführen.<br />
Red Hat zahlt 136 Millionen<br />
US-Dollar in bar und<br />
löst im Sperrbesitz befindliche<br />
Firmenanteile ab. Die Übernahme<br />
soll bereits im Oktober<br />
abgeschlossen sein. Gluster<br />
hat seinen Sitz in Sunnyvale,<br />
Kalifornien.<br />
n<br />
HP und Ubuntu kooperieren bei Cloud<br />
Bei der Open-Stack-Konferenz<br />
in Boston hat Canonical-Geschäftsführerin<br />
Jane Silber im<br />
Oktober eine Zusammenarbeit<br />
mit Hewlett-Packard bei<br />
Public-Cloud-Angeboten angekündigt.<br />
HP hat sich demnach<br />
für Ubuntu als Basis für<br />
die Open-Stack-Plattform entschieden<br />
und will Angebote<br />
für Entwickler, ISVs und Firmen<br />
schnüren.<br />
Ubuntu, so wird Jane Silber<br />
im Canonical-Blog zitiert, soll<br />
bei HPs Public-Cloud-Services<br />
als Host- und Gastsystem zum<br />
Einsatz kommen. Derzeit sind<br />
die Kooperationspartner mit<br />
dem Testen einer Betaversion<br />
befasst, was allerdings nicht<br />
öffentlich geschieht. Herauskommen<br />
soll danach eine<br />
skalierbare und sichere Lösung<br />
für Unternehmen aller<br />
Größen.<br />
Beide Partner setzten auf Open<br />
Source, sagte Jane Silber, und<br />
beide engagierten sich in der<br />
Open-Stack-Community. Die<br />
inzwischen bei Open Stack<br />
versammelten 117 Mitglieder<br />
stellten ein kaum zu übersehendes<br />
Schwergewicht in der<br />
künftigen Entwicklung beim<br />
Cloud Computing dar, urteilt<br />
die Geschäftsführerin. n<br />
Android geht in den<br />
USA an die Spitze<br />
Marktforscher Nielsen hat bei<br />
seiner Smartphone-Erhebung<br />
im August in den USA einen<br />
Anteil von 43 Prozent für das<br />
Betriebssystem Android gemessen.<br />
Auf die vergangenen<br />
drei Monate bezogen sieht<br />
der Marktanteil noch besser<br />
aus: 56 Prozent der Smartphonekäufer<br />
haben in diesem<br />
Zeitraum auf Android-Handys<br />
gesetzt. Apple liegt mit 28<br />
Prozent auf Rang zwei – sowohl<br />
in der August-Umfrage<br />
als auch bei den Käufern im<br />
Dreimonatszeitraum.<br />
Nielsen merkt an, dass mit<br />
dem neuen iPhone die Apple-<br />
Zahlen wieder steigen. RIMs<br />
Blackberry liegt im August bei<br />
18 Prozent, rutscht aber in der<br />
Dreimonatssicht auf 9 Prozent.<br />
43 Prozent der Kunden<br />
in den USA hatten im August<br />
ein Smartphone. 56 Prozent<br />
der Käufer haben sich in den<br />
vergangenen drei Monaten für<br />
eins entschieden.<br />
n<br />
Mozillas Rückblick und Ausblick<br />
Die Mozilla Foundation hat<br />
einen Jahresbericht für 2010<br />
mit einem Ausblick auf künftige<br />
Entwicklungen veröffentlicht.<br />
Der im Web in vielen<br />
Sprachen verfügbare Bericht<br />
hält Rückschau auf das vergangene<br />
Jahr und formuliert<br />
zugleich Ziele für Mozillas<br />
Produkte wie etwa Firefox.<br />
Neben dem Desktop soll der<br />
Browser in den nächsten<br />
Jahren auf möglichst vielen<br />
Mobilgeräten laufen, schreibt<br />
das Projekt. Firefox Mobile für<br />
Android sei ein erster Schritt<br />
in diese Richtung.<br />
Mozilla hat mit der Mozilla<br />
Foundation und allen Tochtergesellschaften<br />
im Jahr 2010<br />
Einnahmen von 123 Millionen<br />
US-Dollar erzielt, was ein Plus<br />
von rund 18 Prozent gegenüber<br />
2009 darstelle, heißt es<br />
in den Erläuterungen zum<br />
Jahres bericht [http://www.<br />
mozilla.org/de/foundation/annualreport/2010/faq/].<br />
Der Löwenanteil<br />
davon komme von den im<br />
Browser aufrufbaren Suchfunktionen,<br />
also von Suchmaschinenbetreibern<br />
wie Google.<br />
Noch steht allerdings nicht<br />
fest, ob der bei den Einnahmen<br />
herausragende Suchmaschinenriese<br />
Google den Vertrag<br />
mit Mozilla über das Jahr<br />
2011 hinaus verlängert.<br />
Als weitere Meilensteine des<br />
Jahres 2010 nennt der Bericht<br />
die raschere Versionsabfolge<br />
sowie die Privacy-Funktion<br />
„Do Not Track“, daneben<br />
Community-Aktivitäten in der<br />
arabischen Welt, Afrika und<br />
Indonesien.<br />
Der Bericht schließt mit einer<br />
Videobotschaft der Vorsitzenden<br />
Mitchell Baker. Sie warnt<br />
vor der Protokollierung, Regulierung<br />
und wirtschaftlichen<br />
Verwertung der Webnutzer<br />
und wirbt dafür, das Web offen<br />
zu halten.<br />
Mozillas Jahresbericht ist auf<br />
den Seiten der Stiftung in<br />
deutscher Sprache zu finden,<br />
die darin enthaltenen Webvideos<br />
nur auf Englisch. n<br />
Setzt auf Veränderung und Hoffnung: Die Mozilla-Vorsitzende Mitchell Baker in<br />
einem recht emotionalen Video-Ausblick auf die kommenden Jahre.
Wikipedia Italien bangt um Unabhängigkeit<br />
Die Betreiber der Wikipedia<br />
Italien fürchten um die weitere<br />
Existenz der freien Online-Enzyklopädie.<br />
Das italienische<br />
Parlament berät derzeit<br />
über ein Gesetz, das Websites<br />
zur Korrektur innerhalb von<br />
48 Stunden verpflichtet, wenn<br />
Persönlichkeitsrechte verletzt<br />
werden.<br />
Dass diese Vorgabe ohne richterliche<br />
Begutachtung eines<br />
entsprechenden Vorwurfs umgesetzt<br />
werden soll, hält die<br />
Wikipedia in Italien für eine<br />
Erschütterung der Grundsätze<br />
einer unabhängigen und<br />
freien Wissensdatenbank. Es<br />
genüge, so heißt es in [http://<br />
it.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Comunicato_4_ottobre_2011/de],<br />
dass<br />
ein Betroffener diese Forderung<br />
an die Websitebetreiber<br />
richte. Dass davon in Italien<br />
alle Websites betroffen wären,<br />
und damit auch jedes Blog<br />
ohne weitere Diskussion die<br />
geforderte Korrektur umsetzen<br />
müsste, halten die italienischen<br />
Wikipedianer für<br />
nicht hinnehmbar und sehen<br />
darin einen schwerwiegenden<br />
Eingriff in ihre Freiheit und<br />
Unabhängigkeit.<br />
Bei dem fraglichen Gesetzesentwurf<br />
handelt es sich laut<br />
Wikipedia um den Paragraphen<br />
29 des so genannten<br />
„DDL intercettazioni“, was<br />
mit Abhörmaßnahmen übersetzt<br />
wird. Eine Wikipedia,<br />
wie es sie derzeit in Italien<br />
gebe, sei damit nicht mehr<br />
denkbar. Im Brief heißt es:<br />
„Die sich aus Paragraph 29<br />
ergebende Verpflichtung, die<br />
Korrektur ohne Recht auf<br />
Diskussion und Überprüfung<br />
der Inhalte veröffentlichen<br />
zu müssen, würde zu einer<br />
Offener Brief statt Inhalten – Italiens Wikipedia sieht Existenz bedroht.<br />
inakzeptablen Beschneidung<br />
der Freiheit und Unabhängigkeit<br />
der Wikipedia führen, zur<br />
Beschädigung der Prinzipien,<br />
auf denen Wikipedia steht, ja<br />
letztlich zum Ende des Projektes,<br />
wie wir es bis heute<br />
kennen.“<br />
Inzwischen hat der zuständige<br />
Ausschuss die Gesetzesvorlage<br />
entschärft. Die Zustimmung<br />
des Parlaments stehe<br />
aber noch aus, warnt Ilario<br />
Valdelli, der den Protest mitgetragen<br />
hat. Die politische<br />
Aktion der ansonsten neutral<br />
auftretenden Wikipedia ist<br />
teils auf Kritik gestoßen, hat<br />
aber mehrheitlich Zuspruch<br />
von Anhängern gefunden. n<br />
Zahlen & Trends 12/2011<br />
Aktuell<br />
www.linux-magazin.de<br />
15<br />
Hans Reiser verlangt ein neues Verfahren<br />
Heimkehr des <strong>Linux</strong>-Kernels<br />
Hans Reiser, Erfinder des nach<br />
ihm benannten Dateisystems,<br />
der seit 2008 in den USA eine<br />
15-jährige Gefängnisstrafe verbüßt,<br />
möchte eine Neuauflage<br />
seines Verfahrens erwirken.<br />
Reiser hatte 2008 gestanden,<br />
seine russischstämmige Frau<br />
Nina ermordet zu haben, und<br />
führte wenige Monate danach<br />
die Polizei zur Leiche der bis<br />
dahin vermissten Frau.<br />
Nun sieht sich Reiser selbst<br />
als Opfer einer Verschwörung<br />
des amerikanischen Gerichts,<br />
seines Anwalts und diverser<br />
Zeugen. Alle Beteiligten, von<br />
der Polizei über die Richter<br />
und das ganze juristische System<br />
teilten sich einen Geisteszustand,<br />
der seine Verurteilung<br />
praktisch erzwungen<br />
hätte, zitiert die Zeitschrift<br />
„Wired“ aus Reisers 117 Seiten<br />
langer handschriftlichen<br />
Eingabe. Sie liegt dem amerikanischen<br />
<strong>Magazin</strong> als PDF-<br />
Dokument [http://www.wired.<br />
com/images_blogs/threatlevel/2011/<br />
09/reiser2.pdf] vor.<br />
Dort ist auch der Vorwurf Reisers<br />
gegen seinen Verteidiger<br />
DuBois nachzulesen, der ihn<br />
zur Aussage gezwungen habe.<br />
Das wiederum lässt Anwalt<br />
DuBois nicht auf sich sitzen<br />
und sagte in einem Telefoninterview<br />
mit Wired: „Wahrscheinlich<br />
kann er der Wahrheit<br />
einfach nicht mehr ins<br />
Gesicht sehen und versucht<br />
die Last jetzt auf andere abzuwälzen.<br />
Niemand hat ihn<br />
gezwungen.“<br />
n<br />
Linus Torvalds hat nach den<br />
erfolgten Nachforschungsund<br />
Absicherungsarbeiten<br />
wegen des Servercracks auf<br />
Kernel.org ein offizielles Git-<br />
Repository wieder in Betrieb<br />
genommen. Aus Anlass des<br />
Release Candidate 9 für die<br />
kommende <strong>Linux</strong>-Version<br />
3.1 hat der Kernel-Chef sein<br />
Repository unter der alten<br />
Adresse auf Git.kernel.org aktualisiert.<br />
Gleichzeitig erfuhr<br />
auch das in der Zwischenzeit<br />
verwendete Github-Konto ein<br />
Update.<br />
Der Release Candidate bringt<br />
laut Torvalds nur kleine Verbesserungen:<br />
Fixes gab es beispielsweise<br />
im DRM-Code für<br />
Radeon- und i915-Grafikchips,<br />
für Netzwerktreiber sowie<br />
für das verteilte Dateisystem<br />
Ceph. Auch der Sparc-Port<br />
bekam kleine Änderungen<br />
verabreicht.<br />
Daneben besitzt Linus nun einen<br />
stärkeren GPG-Schlüssel,<br />
der bereits von mehr Parteien<br />
unterschrieben ist, als der<br />
alte es je war. Damit nimmt<br />
er an der Sicherheitsstruktur<br />
für Kernel.org teil, die H. Peter<br />
Anvin und andere Admins<br />
nach dem Einbruch aufbauen.<br />
Wer den neuen Schlüssel importiert,<br />
kann mit dem Kommando<br />
»git verify-tag« die<br />
Signatur der getaggten Kernelreleases<br />
prüfen. Bezugsquelle<br />
und Fingerprint nennt<br />
Torvalds in seiner Mail an die<br />
Kernel-Mailingliste [https://<br />
lkml.org/lkml/2011/10/4/451]. n
Aktuell<br />
www.linux-magazin.de Zahlen & Trends 12/2011<br />
16<br />
Meego ist tot – es lebe Tizen<br />
Die <strong>Linux</strong> Foundation hat<br />
eine neue Mobilplattform namens<br />
Tizen angekündigt, die<br />
Meego ablösen soll. Intel und<br />
Samsung sind die Hauptsponsoren<br />
des <strong>Linux</strong>-Betriebssystems<br />
für mobile Geräte. Tizen<br />
soll sich vornehmlich Apps<br />
widmen, die auf HTML 5 basieren.<br />
Zudem will sich Tizen<br />
an die beim Mobile World<br />
Congress im Frühjahr gegründete<br />
Wholesale Applications<br />
Community (WAC) und deren<br />
Plattformvorgaben halten.<br />
Deshalb, so Imad Sousou, Director<br />
von Intels Open Source<br />
Technology Center, an die<br />
Meego-Community, sei es<br />
nicht sinnvoll, Meego weiterzuentwickeln.<br />
Tizen solle auch nicht nur eine<br />
Web-Runtime für ein existierendes<br />
<strong>Linux</strong>-System wie<br />
Meego sein, sondern mehr,<br />
so Sousou. Die Integration innerhalb<br />
der <strong>Linux</strong> Foundation<br />
bleibe aber ungefähr gleich.<br />
Es gebe wie bei Meego ein<br />
Steuerungsgremium, es käme<br />
die gewohnte Infrastruktur<br />
zum Einsatz und Tizen sei<br />
Open Source, schreibt Sousou<br />
in seinem Beitrag. In den<br />
nächsten Monaten werde man<br />
den Meego-Nutzern und Entwicklern<br />
beim Übergang zu<br />
Tizen unter die Arme greifen.<br />
Eine erste Tizen-Version sei<br />
im ersten Quartal 2012 zu erwarten,<br />
heißt es vom zuständigen<br />
Intel-Mann.<br />
Intel selbst betont in einer<br />
Mitteilung die Geräteunabhängigkeit<br />
der geplanten<br />
Plattform, die auf den Stärken<br />
von Meego und Limo<br />
aufbaue. Beim Tizen-Projekt<br />
selbst ist von Meego nicht die<br />
Rede. Smartphones, Tablets,<br />
Netbooks, In-Vehicle Infotainment<br />
nebst TV-Geräten sind<br />
unter [https://www.tizen.org] als<br />
Zielplattformen genannt. Das<br />
von Intel und Nokia initiierte<br />
Meego hat damit einen kurzen<br />
und erfolglosen Lebenszyklus<br />
hinter sich. Entsprechend<br />
enttäuscht zeigen sich<br />
die Meego-Entwickler. n<br />
Open-Source-Repository Berlios schließt<br />
Bilanz der SoC-Projekte bei KDE<br />
Das vor rund zehn Jahren<br />
vom Fraunhofer-Institut für<br />
Offene Kommunikationssysteme<br />
(Fokus) entwickelte<br />
Projekt Berlin Open Source,<br />
kurz Berlios, stellt zum Jahresende<br />
den Betrieb ein, heißt<br />
es in einer Mitteilung auf der<br />
Webseite.<br />
Gefördert wurde das Projekt<br />
Berlios durch Mittel<br />
des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Technologie<br />
und einigen Geldgebern aus<br />
der Industrie. Der Betreiber<br />
Fraunhofer Fokus nennt als<br />
Kennzahlen, dass Berlios<br />
2011 rund 4800 Projekte hoste,<br />
rund 50 000 registrierte Nutzer<br />
zähle sowie über 2,6 Millionen<br />
Downloads pro Monat<br />
verzeichne.<br />
Es fehle dem Projekt nun die<br />
Anschlussfinanzierung. Die<br />
Suche nach Sponsoren sei ergebnislos<br />
verlaufen. Der 31.<br />
Dezember 2011 gilt deshalb<br />
als Schlusspunkt. Ob Interessenten<br />
wie Ubuntu, die sich<br />
anschließend gemeldet haben,<br />
eine Fortführung bewirken, ist<br />
fraglich.<br />
Ein Leitfaden [http://developer.<br />
berlios.de/docman/display_doc.php?<br />
docid=2055&group_id=2] gibt<br />
Hinweise für den Umzug. n<br />
Das KDE-Projekt hat eine<br />
erste Zwischenbilanz der ihm<br />
zugeordneten Projekte beim<br />
von Google finanzierten Summer<br />
of Code (SoC) gezogen.<br />
Es sind 51 KDE-Projekte beim<br />
SoC angenommen und mit<br />
studentischen Stipendiaten<br />
besetzt, die sich dem dafür<br />
nötigen Code widmen. 47<br />
seien bereits vollendet, heißt<br />
es beim KDE-Projekt.<br />
Lydia Pintscher, die sich um<br />
die Koordination zwischen<br />
Studenten und Projektmitgliedern<br />
kümmert, zieht eine<br />
erfreuliche Bilanz und würde<br />
die Teilnehmer am liebsten<br />
zum weiteren Mitwirken beim<br />
KDE-Projekt bewegen.<br />
Die von den jungen Programmierern<br />
angepackten Aufgaben<br />
verteilen sich auf verschiedenste<br />
Bereiche. So habe<br />
sich etwa José Millán Soto der<br />
Zusammenarbeit von Qt-Programmen<br />
mit Accessibility-<br />
Tools gewidmet, was Mail,<br />
Kopete und Dolphin zugute<br />
komme. Eine weitere Zusammenfassung<br />
soll folgen. Die<br />
einzelnen Projekte sind auf<br />
einer Summer-of-Code-Übersichtsseite<br />
[http://community.<br />
kde.org/GSoC/2011/StatusReports]<br />
zusammengefasst. n<br />
Open Stack bekommt eine Stiftung<br />
Rackspace – der amerikanische<br />
Provider und Initiator<br />
des Cloud-Computing-Projekts<br />
Open Stack – will schon 2012<br />
alle Markenrechte und Warenzeichen<br />
an eine Stiftung unter<br />
dem Namen Open Stack Foundation<br />
übergeben. Lew Moorman,<br />
Chefstratege und bei<br />
Rackspace für die Cloud zuständig,<br />
gab auf dem Open<br />
Stack Design Summit in Boston<br />
entsprechende Pläne bekannt.<br />
Einen Zusammenhang mit der<br />
jüngst erfolgten Kritik – etwa<br />
von Red Hat – an der Führung<br />
des Projekts, verneint Chief<br />
Technology Officer Jonathan<br />
Bryce. Vielmehr sei es immer<br />
schon der Plan gewesen, eine<br />
Stiftung zu gründen. Open<br />
Stack setzt als Cloud-Management-Plattform<br />
auf eine Struktur<br />
aus vier Komponenten:<br />
Netzwerk, Storage, Computing<br />
und Image-Manager. An dem<br />
Konsortium beteiligen sich inzwischen<br />
117 Firmen, darunter<br />
finden sich Citrix, Dell,<br />
AMD, Intel und Canonical.<br />
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Aktuell<br />
www.linux-magazin.de Kernel-News 12/2011<br />
18<br />
Zacks Kernel-News<br />
Server von Kernel.org sollen sicherer werden<br />
Nach dem erfolgreichen Einbruch<br />
auf Kernel.org diskutiert<br />
die Mailingliste, wie man<br />
den Serverbetrieb und die<br />
Entwicklung sicherer gestalten<br />
kann. Git-Maintainer Junio<br />
C. Hamano fragte die<br />
Kernelentwickler, ob er mit<br />
einem neuen Feature der Versionsverwaltung<br />
helfen könne,<br />
die Quelltext-Repositories<br />
abzusichern. Er schlägt vor,<br />
alle Push-Aktionen kryptographisch<br />
zu signieren. Daneben<br />
soll Git bei bestimmten Fehlern<br />
umfassendere Meldungen<br />
ausgeben.<br />
Linus Torvalds findet längere<br />
Fehlermeldungen gut, bei<br />
den Signaturen ist er aber<br />
skeptisch: „Kryptographische<br />
Signaturen, das klingt natürlich<br />
toll. Echtes Vertrauen<br />
lässt sich aber nur zwischen<br />
Menschen aufbauen. Ehrlich<br />
gesagt habe ich zwar in letzter<br />
Zeit wegen der Probleme<br />
mit Kernel.org ein paar Signaturen<br />
überprüft, ich vertraue<br />
dem Code aber hauptsächlich<br />
wegen der begleitenden Mails<br />
und Commit-Messages. Das<br />
ist zwar keine Kryptographie,<br />
aber unbewusst nimmt man<br />
das vertraute Verhalten einer<br />
Person wahr, sozusagen ihre<br />
persönliche Handschrift.“<br />
„Technische Maßnahmen<br />
kann man unterlaufen“, fährt<br />
der Kernel-Chef fort, „daher<br />
sollten wir an die soziale Seite<br />
denken.“ Dennoch lässt sich<br />
offenbar ein wenig Kryptographie<br />
nicht vermeiden, denn<br />
H. Peter Anvin vom Admin-<br />
Team hat eine Anleitung<br />
veröffentlicht, nach der die<br />
Kernelentwickler das Web of<br />
Trust ihrer Gnu-PG-Schlüssel<br />
herstellen sollen. Mit Hilfe<br />
der Schlüssel dürfen einige<br />
Entwickler auch wieder die<br />
Git-Repositories auf Kernel.<br />
org bearbeiten.<br />
Viele Entwickler schicken ihre<br />
Patches aber per E-Mail ein<br />
und brauchen keine Schlüssel<br />
zu erzeugen oder Keysigning-<br />
Kurse zu besuchen. Laut<br />
Theo dore Ts’o können sie weiterhin<br />
Code in unsignierten<br />
Mails einsenden. Zugleich fordert<br />
er aber jene, die Gnu PG<br />
einsetzen, auf, am Vertrauensnetzwerk<br />
der Kernel-Community<br />
mitzuwirken.<br />
Daneben besteht die Sicherheitsstrategie<br />
der Kernel.org-<br />
Administratoren darin, den<br />
Shellzugriff auf die Server einzuschränken.<br />
Hat ein Angreifer<br />
nämlich erst einmal ein<br />
Benutzerpasswort geknackt,<br />
kann er sich unter Umständen<br />
über Sicherheitslücken<br />
Rootrechte verschaffen. Entwickler,<br />
die lediglich Zugang<br />
zu den Git-Repositories benötigen,<br />
müssen in Zukunft das<br />
Tool Gitolite verwenden, um<br />
mit dem Versionskontrollsystem<br />
zu arbeiten. Zugriff auf<br />
das Betriebssystem erhalten<br />
sie nicht mehr.<br />
Daneben teilte H. Peter Anvin<br />
mit, weitere Dienste der<br />
Kernel.org-Infrastruktur würden<br />
im Laufe der Zeit wieder<br />
zur Verfügung stehen. Die<br />
Systemadministratoren arbeiteten<br />
daran, diese möglichst<br />
gut abzusichern.<br />
n<br />
Nach dem Einbruch auf den Kernel.org-Servern waren die dortigen Dienste mehrere<br />
Wochen lang nicht verfügbar.<br />
Slimbus-Treiber: Alter Wein in neuen Schläuchen?<br />
Der Qualcomm-Entwickler<br />
Kenneth Heitke hat ein Patch<br />
eingereicht, das ursprünglich<br />
von seinem Kollegen Sagar<br />
Dharia stammt. Es implementiert<br />
die Slimbus-Spezifikation,<br />
einen Standard zur Kommunikation<br />
mit Audio-Hardware<br />
und anderen Peripheriegeräten<br />
über zwei Leitungen.<br />
Slimbus soll künftig eine Vielzahl<br />
anderer Busse als einziger<br />
Standard ersetzen.<br />
Arnd Bergmann lobt die Arbeit<br />
der beiden, die sich gut<br />
in den Kernel einfüge und ordentliche<br />
Dokumentation mitbringe.<br />
Allerdings findet er die<br />
Art, wie der Code die Geräte<br />
beim Betriebssystem anmeldet,<br />
recht veraltet. Er schlägt<br />
vor, dass sich die Programmierer<br />
an neueren Methoden<br />
orientieren.<br />
Russell King dagegen meint,<br />
dass der Treiber das Gleiche<br />
tut wie der Code für die Busse<br />
SPI und I 2 C. Auf einer Konferenz<br />
habe er noch von einer<br />
weiteren Lösung für denselben<br />
Zweck gehört. Er schlägt<br />
vor, die vier Busse auf einer<br />
gemeinsamen Basis zu konsolidieren.<br />
Jean Delvare erklärt<br />
sich die Ähnlichkeiten damit,<br />
dass sowohl SPI als auch I 2 C<br />
ursprünglich von David Brownell<br />
stammen, auch Slimbus<br />
sei vermutlich von diesem<br />
Design beeinflusst. n
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
ACADEMY<br />
Falsches Spiel mit Versionsnummern<br />
Der Intel-Entwickler Andi<br />
Kleen wirbt weiter für sein<br />
Patch, mit dem sich 3.0-Kernel<br />
als Version 2.6 ausgeben. Mit<br />
dem Trick soll <strong>Linux</strong>-Software,<br />
die nur in Binärform vorliegt,<br />
auch auf Systemen mit dem<br />
neuen Kernel laufen. Laut Andi<br />
gibt es nämlich allerhand<br />
Software, die nur für den Kernelzweig<br />
2.6 gemacht ist.<br />
Der Kernelentwickler gesteht<br />
ein, dass es sich um eine<br />
unschöne Lösung für dieses<br />
Problem handelt. Er ist aber<br />
der Meinung, dass sie als<br />
permanentes Feature in den<br />
offiziellen <strong>Linux</strong>-Kernel eingehen<br />
sollte. „Binärkompatibilität<br />
ist einfach wichtig. Sie ist<br />
einer der Faktoren, die <strong>Linux</strong><br />
zum Erfolg verholfen haben“,<br />
schreibt der Deutsche.<br />
Linus Torvalds möchte das<br />
Patch jedoch nicht ohne<br />
zwingenden Grund aufnehmen.<br />
Ihn stört, dass Andi<br />
die problematische Software<br />
nicht näher bezeichnet, und<br />
fordert: „Details. Beispiele.<br />
Nenne den Mist beim Namen,<br />
Schande darüber!“ Eric<br />
Dumazet berichtet, verschiedene<br />
Management-Software<br />
von Hewlett-Packard erkenne<br />
Controller nur, wenn sich der<br />
Kernel als Version 2.6 ausgibt.<br />
Andi erzählt, ursprünglich<br />
habe er sein Patch geschrieben,<br />
um das Entwicklerwerkzeug<br />
Pintool zum Laufen zu<br />
bringen, das mittlerweile aber<br />
nachgebessert sei.<br />
Der Open-Source-Entwickler<br />
Colin Walters wies darauf<br />
hin, dass die Python-Funktion<br />
»sys.platform()« unter Kernel<br />
3.0 »linux3« statt »linux2« zurückliefert.<br />
Daraufhin recherchierte<br />
Andi Kleen mit Google<br />
Codesearch und fand viele<br />
Beispiele dafür, dass auch Python-Programme<br />
nicht mehr<br />
funktionieren könnten.<br />
Sogar das Kernel-eigene Tool<br />
Ketchup fiel dem Versionswechsel<br />
auf 3.0 zum Opfer,<br />
wie Pavel Machek schreibt. Es<br />
dient Entwicklern zum Umschalten<br />
zwischen verschiedenen<br />
Kernelversionen und<br />
lässt sich nicht so leicht reparieren:<br />
Gibt sich Kernel 3.0<br />
als 2.6 aus, versucht Ketchup,<br />
Version 2.6 herunterzuladen.<br />
Stratos Psomadakis von der<br />
Distribution Gentoo arbeitet<br />
derzeit an Ketchup, um es<br />
für neuere Kernelversionen<br />
brauchbar zu machen.<br />
Linus hielt sich aus der weiteren<br />
Diskussion heraus. Daher<br />
bleibt es unklar, was mit Andis<br />
Patch geschieht. n<br />
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Leiche im Framebuffer<br />
Florian Tobias Schandinat, seit<br />
August Maintainer der Framebuffer-Schicht,<br />
hat dort unbenutzten<br />
Code entfernt. Dieser<br />
stammt von James Simmons<br />
und implementiert Low-Level-<br />
Kontrolle über eine Konsole.<br />
Laut Florian ist der Code vier<br />
Jahre alt und hat keine Anwender<br />
im Kernel, vermutlich<br />
auch anderswo nicht. James<br />
erklärt: „Der Code sollte eigentlich<br />
ein Framework für<br />
textbasierte LCD-Anzeigen,<br />
beispielsweise von Crystalfontz,<br />
bieten. Aber offenbar<br />
hat sich niemand dafür interessiert<br />
und alle schreiben<br />
ihre eigenen Konsolentreiber.“<br />
(Zack Brown/mhu) n<br />
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Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Cloud-Automatisierung 12/2011<br />
22<br />
Automatisierte Überwachung in Cloud-Umgebungen<br />
Dunkle Wolken<br />
Konturarm präsentieren sich gängige Open-Source-Cloudlösungen in Sachen Hochverfügbarkeit. Dieser Artikel<br />
testet Open Stack, Eucalyptus, Open QRM und vergleicht die Fähigkeiten, die ein <strong>Linux</strong>-Eigenbau bietet. Gerade<br />
bei der Standardausstattung der drei Fertigprodukte kam manch schauderhaftes Detail zutage. Martin Loschwitz<br />
© Zacarias da Mata, Fotolia<br />
Cloud Stacks versprechen Wolken problemlos<br />
zu installieren, zu konfigurieren<br />
und zu warten. Klick, klick – und schon<br />
hat der Kunde eine weitere virtuelle Maschine<br />
in der Cloud, zum Beispiel für den<br />
nächsten Webserver im Cluster, geklont<br />
aus dem bewährten Image im Storage.<br />
Doch rational betrachtet müssen Cloud<br />
Stacks wesentlich mehr bieten als das<br />
einfache Anlegen virtueller Maschinen.<br />
In einem Rechnerpark, der Hunderte Nodes<br />
vereint, ist es in der Praxis mehr als<br />
wahrscheinlich, dass regelmäßig einzelne<br />
Knoten ausfallen.<br />
Der ideale Cloud Stack verfügt daher<br />
über ein eingebautes, automatisiertes<br />
Monitoring, fängt Probleme auch ohne<br />
Interaktion eines Admin ab und weiß sie<br />
gar zu umgehen, indem er defekte Nodes<br />
deaktiviert und ersetzt. <strong>Virtual</strong>isierungs-<br />
Platzhirsch VMware macht das fast perfekt<br />
vor, lässt sich dafür aber auch teuer<br />
bezahlen ([1], siehe auch den Vergleich<br />
mit Citrix Xen Server in diesem Heft).<br />
Das <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> hat sich die drei prominentesten<br />
Open-Source-Cloudlösungen<br />
vorgeknöpft und ihre HA-Fähigkeiten<br />
auf den Prüfstand gestellt. Den Anfang<br />
im Test machen mit Open Stack ([2],<br />
[3]) und Eucalyptus ([4], [5]) zwei<br />
Projekte, die mit dem Ziel antreten,<br />
Admins ein umfassendes Interface fürs<br />
Cloud Computing an die Hand zu geben.<br />
Noch deutlich weiter geht der Kandidat<br />
Nummer drei, Open QRM ([6], [7]). Abschließend<br />
zeigt der Artikel, dass auch<br />
der Eigenbau aus <strong>Linux</strong>-Bordmitteln und<br />
bewährten HA-Tools keine Wolkenschlösser<br />
produziert.<br />
E Open Stack<br />
Open Stack enthält als relativ neues Projekt<br />
Komponenten von Open Nebula, der<br />
Cloudplattform der US-Weltraumbehörde<br />
Nasa, aber auch Bestandteile der Plattform<br />
von Rackspace [8]. Sowohl die<br />
Nasa als auch Rackspace entschlossen<br />
sich 2010 fast zeitgleich dazu, ihre internen<br />
Lösungen zu veröffentlichen. Schnell<br />
verfielen sie auf die Idee, aus der Arbeit<br />
mit dem gleichen Ziel eine gemeinsames<br />
Projekt zu machen, und hoben Open<br />
Stack aus der Taufe.<br />
Open Stack besteht aus drei Kernkomponenten:<br />
Swift, Glance und Nova. Swift<br />
ist eine Abstraktionsschicht für Storage,<br />
basiert auf einem Objekt-Modell und<br />
ist prinzipiell vergleichbar mit Amazon<br />
S3 [9]. Admins kommissionieren damit<br />
schnell und unkompliziert zusätzlichen<br />
Speicher für neue VMs. Glance kümmert<br />
sich um die Verwaltung von Images für<br />
virtuelle Maschinen (Abbildung 1). Ein<br />
Administrator soll so eine neue virtuelle<br />
Maschine auf Basis eines schon vorhandenen<br />
VM-Image innerhalb von wenigen<br />
Sekunden anlegen können.<br />
Nova schließlich ist die Open-Stack-Komponente,<br />
mit deren Hilfe der IaaS-Dienst<br />
realisiert ist: Sie stellt per Klick oder Befehl<br />
auf der Kommandozeile virtuelle<br />
Maschinen bereit und benutzt dazu die<br />
Infrastruktur, die Swift und Glance ausbreiten.<br />
HA: Fehlanzeige<br />
Die Pflicht erfüllt Open Stack locker,<br />
aber die Kür fällt weniger schön aus:<br />
Im Test bewahrheitete sich das Vorurteil,<br />
dass Hochverfügbarkeit als integriertes<br />
Konzept bei Open Stack praktisch keine<br />
Rolle spielt. Ein einfacher Versuch macht<br />
das deutlich: Ein Open-Stack-Setup, das<br />
sich über mehrere Rechner erstreckt, erhält<br />
mittels Kommandozeile den Auftrag,<br />
Storage für eine neue VM zur Verfügung<br />
zu stellen. Danach startet der Tester via<br />
Nova ein vorgefertigtes Image. Solange<br />
auf dem Host für die virtuelle Maschine
Client A<br />
Client B<br />
Glance-Registry<br />
Glance-API<br />
Datenbank<br />
Adapter<br />
Filesystem-Storage<br />
Amazon S3<br />
Swift-Storage<br />
Abbildung 1: Unter der Haube von Open Stack stellen die Dienste Swift und Glance Images und Storage zur<br />
Verfügung. Die dritte Komponente Nova ist die Schnittstelle zu Administrator und Web-GUI.<br />
alles in Ordnung ist, wähnt sich der<br />
Cloudbenutzer in Sicherheit.<br />
Die erweist sich schlagartig als trügerisch,<br />
wenn das Hostsystem aufgrund<br />
eines Ausfalls nicht mehr erreichbar ist:<br />
Die VM des Benutzers hängt so lange, bis<br />
das Hostsystem wieder funktioniert und<br />
die virtuelle Maschine neu gestartet ist.<br />
Ein Mechanismus, der Open Stack die<br />
VM auf einem anderen Host im Cluster<br />
neu starten ließe, existiert nicht. Keine<br />
Spur von Hochverfügbarkeit, ein automatisches<br />
Abfangen von Ausfällen ist<br />
nicht vorgesehen. Die Nutzer der Cloud-<br />
Dienste haben auf die Wiederbelebung<br />
der VMs praktisch keinen Einfluss; sie<br />
sind den Admins der Cloud ausgeliefert.<br />
E Eucalyptus<br />
Eucalyptus ist einer der ältesten Cloud-<br />
Stacks. Zu Redaktionsschluss war die<br />
Version 3 [10] laut Hersteller bereits fertig,<br />
auf der Open-Eucalyptus-Seite stand<br />
aber für den Test leider nur Version 2<br />
zum Download bereit. Das ist schade,<br />
weil gerade die dritte Ausgabe deutliche<br />
Verbesserungen im Bereich der Hochverfügbarkeit<br />
zu bieten hat. Doch schon in<br />
der zweiten Ausgabe steht die Infrastruktur<br />
eigentlich parat, die notwendig wäre,<br />
um den Ausfall von Nodes zu kompensieren<br />
und gestörte virtuelle Maschinen<br />
neu zu starten.<br />
Eucalyptus zeichnet sich insbesondere<br />
durch seine Kompatibilität zu Amazons<br />
EC2 [11] aus. So lassen sich virtuelle Maschinen<br />
aus einer privaten Eucalyptus-<br />
Wolke in den „Amazonas“ migrieren und<br />
vice versa.<br />
Viele Controller<br />
Die Software besteht aus fünf Komponenten:<br />
Der Cloud Controller (CLC) ist die<br />
Instanz für den Betrieb der Cloud, in der<br />
alle Fäden zusammenlaufen. Er wickelt<br />
auf Wunsch auch die Kommunikation<br />
mit der EC2 ab. Daneben übernimmt<br />
Walrus [12], eines der beiden Storage<br />
Interfaces von Eucalyptus, die Verwaltung<br />
des physikalischen Speichers der<br />
einzelnen Nodes. Der Cluster Controller<br />
(CC) stellt Images für virtuelle Maschinen<br />
bereit und startet oder stoppt virtuelle<br />
Maschinen auf den verfügbaren<br />
Nodes nach Bedarf.<br />
Der Storage Controller (SC) ist das Gegenstück<br />
zu Amazons EBS und erlaubt<br />
das Speichern von Images irgendwo in<br />
der Cloud, ohne auf genau spezifizierten<br />
physikalischen Speicher angewiesen zu<br />
sein. Last but not least kümmert sich<br />
der Node Controller (NC) darum, dass<br />
auf den vorhandenen Nodes die Cloud-<br />
Dienste nach Anweisung starten oder<br />
stoppen.<br />
Wie bei Open Stack ist aber auch bei<br />
Eucalyptus 2 die Situation in Hinblick<br />
auf Hochverfügbarkeit eher trist. Fällt ein<br />
Node aus, merkt der Cloud Controller das<br />
zwar. Er korrigiert anschließend auch die<br />
maximale Kapazität in seiner eigenen Datenbank<br />
und hört auf, dem ausgefallenen
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Cloud-Automatisierung 12/2011<br />
24<br />
Knoten neue VMs zuzuweisen. Die VMs<br />
aber, die zum Zeitpunkt des Node-Crash<br />
auf dem Knoten noch aktiv waren, fallen<br />
vorerst unter den Tisch – so lange, bis<br />
ein Cloud-Admin sie händisch auf einem<br />
anderen Node neu startet.<br />
Erst Eucalyptus 3 bringt<br />
Hochverfügbarkeit<br />
Offensichtlich hatten aber auch die Macher<br />
bei Eucalyptus gemerkt, dass der<br />
Zustand ohne Hochverfügbarkeitsfunktionen<br />
eigentlich untragbar ist, und bei<br />
der neuen Version 3 entsprechend nachgebessert.<br />
Eucalyptus 3 (Abbildung 2)<br />
kommt gewissermaßen frisch aus der<br />
Presse – Eucalyptus-CEO Marten Mickos<br />
ließ in diversen Interviews im August<br />
[13] keinen Zweifel daran, welches Feature<br />
sich die Admins und Nutzer von<br />
Eucalyptus am dringlichsten gewünscht<br />
hatten: Hochverfügbarkeit.<br />
Und darum haben die Entwickler wohl<br />
auch einige Arbeit in das Thema HA gesteckt:<br />
Eucalyptus 3 verspricht seine eigenen<br />
Komponenten wie die verschiedenen<br />
Controller innerhalb des Eucalyptus-Universums<br />
redundant auszulegen. Außerdem<br />
unterstützt der Node Controller in<br />
Kombination mit dem Cluster Controller<br />
jetzt Notfallaktionen: Merkt der CC, dass<br />
ein Knoten nicht mehr zur Verfügung<br />
steht, streicht er ihn – wie bisher – aus<br />
der Cloud.<br />
Anders als in Version 2 stellt Eucalyptus<br />
3 auch fest, welche Cloud-Dienste auf<br />
dem just ausgefallenen Knoten liefen,<br />
und startet sie deshalb jetzt auf einem<br />
anderen Node neu.<br />
E Open QRM<br />
Der dritte Bolide im Test ist Open QRM,<br />
und schon auf den ersten Blick zeigen<br />
sich im Vergleich mit Eucalyptus und<br />
Open Stack sehr deutliche Unterschiede.<br />
Während die beiden letzten ausdrücklich<br />
als Framework für Cloud Computing<br />
daherkommen, will Open QRM mehr<br />
sein als das. Die Suite bezeichnet der<br />
Hersteller vollmundig als „Data-Center<br />
Management Platform“ und legt damit<br />
die Messlatte reichlich hoch: Mit Open<br />
QRM sollen sich die Abläufe eines gesamten<br />
Rechenzentrums umfassend kontrollieren<br />
und steuern lassen, inklusive des<br />
Einrichtens von virtuellen Domains für<br />
Kunden und des Betriebs der VMs über<br />
Hardware-Ausfälle hinweg.<br />
Der Dreh- und Angelpunkt einer Open-<br />
QRM-Architektur ist der zentrale Server,<br />
dessen Administrationsinterface die<br />
Wolke verwaltet (Abbildung 3). Die Administration<br />
der Storage-Einheiten, die<br />
Open QRM zur Verfügung stehen, erledigt<br />
der Admin hier. Ebenso legt er in diesem<br />
GUI fest, welche virtuellen Maschinen es<br />
gibt und welche Netzwerkverbindungen<br />
diese miteinander haben.<br />
Der Kern von Open QRM ist modular aufgebaut.<br />
In einem schlanken Framework<br />
sind integriert: Konfigurationsplugins für<br />
diverse Aufgaben, ein Modul für Storage-<br />
Verwaltung, eines für Monitoring, eines<br />
für das Provisioning und sogar ein Modul,<br />
das sich explizit um Hochverfügbarkeit<br />
kümmert. Die einzelnen Plugins<br />
greifen ineinander und führen die Tasks<br />
durch, die der Administrator per Browser<br />
in Auftrag gibt.<br />
Abstraktion extrem<br />
Ein gewisses Maß an Abstraktion gehört<br />
bei Cloudlösungen fest dazu. So ist es<br />
für den Endanwender, der eine virtuelle<br />
Maschine für einen bestimmten Zweck<br />
braucht, völlig irrelevant, woher der Speicher<br />
für diese VM kommt, auf welchen<br />
Festplatten innerhalb der Cloud seine Daten<br />
lagern und wie das Netzwerk funktioniert.<br />
Es zählt nur, ob die Cloud die<br />
erwartete Leistung bringt.<br />
Open QRM führt die Abstraktion auch im<br />
Konfigurationsinterface ein. Zwar müssen<br />
Admins noch immer festlegen, an welchem<br />
Speicher eine mit Open QRM realisierte<br />
<strong>Virtual</strong>isierungslösung sich bedient<br />
und auf welchen Nodes die virtuellen<br />
Maschinen starten, aber das Open-QRM-<br />
Webinterface bietet dafür vielfältige Werkzeuge<br />
und eine eigene Logik.<br />
Unter der Haube kombiniert der so genannte<br />
Storage Abstraction Layer alle zur<br />
Verfügung stehenden Storage-Devices zu<br />
einfachen Speicherpools. Er sorgt dafür,<br />
dass Programme und Werkzeuge<br />
innerhalb des Open-QRM-Universums<br />
stets mit den gleichen Befehlen auf Speicherplatz<br />
zugreifen können. Somit ist es<br />
© Eucalyptus<br />
Abbildung 2: Eucalyptus 3 bekommt endlich eine vollständige HA-Lösung:<br />
Ähnlich wie bei Open QRM klappt hier künftig das Neustarten von abgestürzten<br />
virtuellen Maschinen völlig automatisch.<br />
Abbildung 3: Die Abstraktion spiegelt sich bei Open QRM nur zum Teil im Interface<br />
für Admins – das ist wohl besser so: »KVM anlegen« klingt eindeutiger als<br />
»<strong>Virtual</strong>isierungsressource anlegen«.
Netapp<br />
I-SCSI-Target<br />
NFS-Server<br />
Storage<br />
Abstraction Layer<br />
Open-QRM-Server<br />
• Server-Management<br />
• Storage-Management<br />
• Deployment<br />
• Provisioning<br />
• Remote Administration<br />
• Local Server Integration<br />
• High-Availability<br />
• Real-Time Monitoring<br />
Ressource<br />
Abstraction Layer<br />
(Partition Bridge)<br />
KVM<br />
Echte<br />
Hardware<br />
VMware ESX<br />
Citrix Xen<br />
Xen<br />
AOE-Blade<br />
Open-QRM-Bootservice<br />
• PXE-Boot-Environment<br />
• Server-Assignment<br />
• Image-Deployment<br />
Vserver<br />
VMware<br />
Server<br />
Abbildung 4: Open QRM setzt verstärkt auf Abstraktion. Alles ist entweder ein Storage oder eine Ressource.<br />
Das zahlt sich schnell aus, vor allem beim automatischen Start abgestürzter VMs.<br />
letztlich egal, ob der Speicher-Zugriff auf<br />
ein per I-SCSI angebundenes SAN oder<br />
ein DRBD-Laufwerk auf einem Storage-<br />
Cluster erfolgt: In Open QRM sieht jeder<br />
Speicherplatz gleich aus, was gerade für<br />
die Automatisierungsfunktionen an Bedeutung<br />
gewinnt.<br />
Die Abstraktion gilt übrigens nicht nur<br />
im Hinblick auf denStorage, sondern<br />
auch für virtuelle und echte Geräte. Alle<br />
Dienste in Open QRM betrachtet das<br />
Management-Center einfach als Ressourcen.<br />
Nicht-virtualisierte Systeme lassen<br />
sich mithin genauso als Ressource verwalten<br />
wie virtuelle Maschinen (siehe<br />
Abbildung 4).<br />
Bootservice<br />
In unmittelbarem Zusammenhang mit<br />
der Steuerung von Computersystemen<br />
steht der Open-QRM-Bootservice. Der<br />
Dienst wirkt auf den ersten Blick wie eine<br />
Nebensache, ist aber eminent wichtig:<br />
Von ihm erfahren physikalische und virtuelle<br />
Systeme, welches System sie booten<br />
sollen. Indirekt sorgt er dafür, dass<br />
aus Systemen überhaupt erst Ressourcen<br />
im Open-QRM-Sinne werden. Der<br />
Bootservice wird aktiv, wenn auf einem<br />
System ein bestimmtes Software-Image<br />
deployt werden soll. Er erfüllt aber auch<br />
eine wichtige Rolle, wenn physikalische<br />
oder virtuellle Maschinen ein neues System<br />
booten sollen.<br />
Fällt eine Instanz unter Open QRM aus,<br />
dann bleibt das dem eingebauten Monitoringsystem,<br />
einem internen Nagios<br />
3 (Abbildung 5), nicht verborgen. Um<br />
dessen Konfiguration braucht der Admin<br />
sich nicht zu kümmern: Es landet zusammen<br />
mit Open QRM automatisch auf dem<br />
zentralen Server und ist für Open QRM<br />
gleich passend konfiguriert. Wesentlich<br />
angenehmer als bei einem reinen Nagios<br />
gestaltet sich das Hinzufügen neuer<br />
Hosts: Per Mausklick erweitern Admins<br />
die Konfiguration, sodass das Monitoring<br />
neue Hosts in Sekundenschnelle erfasst<br />
und überwacht.<br />
Aber Open QRM kann auch etwas unternehmen,<br />
wenn eine Ressource etwa<br />
nach dem Ausfall einer Hardwarekomponente<br />
nicht mehr funktioniert. Hier greift<br />
das Abstraktionsmodell: Nach Lage der<br />
Dinge reanimiert Open QRM die abgestürzte<br />
Ressource entweder auf anderer<br />
Hardware, wandelt sie unmittelbar in ein<br />
physikalisches System um oder – und das<br />
ist durchhaus beachtlich – bootet mittels<br />
IPMI (Intelligent Platform Management<br />
Interface, eine Schnittstellensammlung<br />
zur Wartung und Administration von<br />
Rechnern, [14]) einen zusätzlichen Server,<br />
um die Ressource dort zu starten<br />
(siehe Abbildung 6).<br />
Nahtlos transparent<br />
Die so versprochene „intelligente Hochverfügbarkeit“<br />
funktioniert auch in der<br />
Praxis sehr gut: Weil das Open-QRM-Kontrollzentrum<br />
die Kommunikation zwischen<br />
dem Storage auf der einen und den<br />
Ressourcen auf der anderen Seite nahtlos<br />
transparent abwickelt, verschwimmen<br />
die Grenzen zwischen physikalischen<br />
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Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Cloud-Automatisierung 12/2011<br />
26<br />
Abbildung 5: Open QRM hat Nagios 3 eingebaut, nimmt aber dem Admin viel lästige Konfigurationsarbeit ab.<br />
Open-QRM-Bootservice erfährt ein physikalischer<br />
Computer oder eine VM beim<br />
Systemstart, welches Betriebssystem zu<br />
booten ist.<br />
Auch ein fixes Widmen einzelner Maschinen<br />
ist möglich, meist aber nicht<br />
sinnvoll. Über den Open-QRM-Kern erfährt<br />
das bootende System auch, wo es<br />
seine Daten findet. Damit kennt es alle<br />
wichtigen Details und kann seine Arbeit<br />
aufnehmen.<br />
Open QRM Enterprise verspricht die physikalischen<br />
in virtuelle Systeme nahtlos<br />
zu überführen, ebenso virtuelle in physikalische<br />
und virtuelle in andere virtuelle<br />
Systeme. Das Ganze verwaltet der Admin<br />
mit grafischen Tools, zum Beispiel dem<br />
Baukasten des Visual Infrastructure Designers<br />
aus Abbildung 7.<br />
Intelligente Hochverfügbarkeit<br />
dank Green IT<br />
Ebenfalls enthalten sind in Open QRM<br />
Features, die die Entwickler als Green<br />
IT bezeichnen. Ausgehend von der Beschreibung<br />
eines typischen HA-Clusters –<br />
ein System betreibt einen Dienst und das<br />
andere System langweilt sich – rechnen<br />
sie vor, dass Open-QRM-gesteuerte Rechenzentren<br />
wesentlich umweltfreundlicher<br />
sind. Weil jedes System auf jedem<br />
Host laufen kann und es sehr unwahrscheinlich<br />
ist, dass alle Server gleichzeitig<br />
Abbildung 6: Hochverfügbarkeit im Webinterface einstellen, das kann nur Open QRM mit dem HA-Manager-<br />
Plugin. Wer das mit IPMI kombinieren will, braucht aber die Enterprise-Variante.<br />
ausfallen, lässt sich in einem typischen<br />
HA-Szenario die Zahl der Standby-Server<br />
massiv reduzieren. Per IPMI-Protokoll aktiviert<br />
die Enterprise-Variante von Open<br />
QRM dann bei Bedarf zusätzliche Server,<br />
und stellt so sicher, dass der Webauftritt<br />
auch einen plötzlichen Ansturm interessierter<br />
Neukunden meistert.<br />
E Die Eigenbau-Cloud<br />
Wer auf ein Cloud-typisches Konfigurationsinterface<br />
verzichtet, kann sich mit<br />
den Bordmitteln jeder <strong>Linux</strong>-Distribution<br />
eine Mini-Cloud bauen, die in Sachen<br />
Hochverfügbarkeit wesentlich mehr Features<br />
hat als mancher Softwarestack von<br />
der Stange. Das alternative Konzept fußt<br />
auf der Idee, dass die typische Aufgabe<br />
einer Cloud darin besteht, Benutzern<br />
Ressourcen zum Betrieb virtueller Maschinen<br />
zu verschaffen, und dass es außerdem<br />
schnell und einfach geht, neue<br />
VMs zu erstellen.<br />
Am Anfang steht immer der Storage.<br />
Damit virtuelle Maschinen in größerem<br />
Maßstab laufen können, muss Plattenplatz<br />
vorhanden sein. In einer typischen<br />
Cloud handelt es sich dabei fast zwangsläufig<br />
um Shared Storage. Nur der macht<br />
die Cloud später problemlos an gestiegene<br />
Bedürfnisse anpassbar – wovon der<br />
Admin besser von Anfang an ausgeht.<br />
Welche Art von geteiltem Speicher zum<br />
Einsatz kommt, ist der Präferenz des<br />
Admin sowie den finanziellen und zeitlichen<br />
Ressourcen überlassen.<br />
Klassische SANs verfügen meist über<br />
ordentliche Frontends für die Administration<br />
und funktionieren dank aktueller<br />
FC-Treiber für <strong>Linux</strong> problemlos [15],<br />
verursachen bei der Anschaffung jedoch<br />
horrende Kosten und binden eine Plattform<br />
zumindest über den Zeitraum der<br />
Garantie (meist handelt es sich um fünf<br />
Jahre) an den Hersteller des SAN.<br />
Wer einen kleineren Geldbeutel hat, greift<br />
auf DRBD [16] zurück: Zwei Server von<br />
der Stange, LVM und DRBD sorgen dafür,<br />
dass sich Platz nahtlos zuweisen lässt. In<br />
Kombination mit Pacemaker und einem<br />
der verschiedenen I-SCSI-Targets wird<br />
aus den Stangen-Rechnern ein echter Ersatz<br />
für SAN-Devices – der auch den Ausfall<br />
eines Knotens ohne Schwierigkeiten<br />
überlebt. Das Verwalten des verfügbaren<br />
Speichers passiert in diesem Falle nicht
über ein Webinterface, sondern über die<br />
jeweiligen Kommandozeilen-Werkzeuge.<br />
Alternativ steht die <strong>Linux</strong> Cluster Management<br />
Console LCMC [17] zur Verfügung,<br />
mit der sich die Administration<br />
auch grafisch erledigen lässt.<br />
Frontends, Monitoring, HA<br />
Wo der Speicherplatz für virtuelle Maschinen<br />
herkommt, ist damit klar – es<br />
fehlen aber noch die Server, auf denen<br />
die virtuellen Maschinen tatsächlich<br />
laufen. Bei der hier vorgestellten Mini-<br />
Cloud unterliegen Admins im Hinblick<br />
auf die <strong>Virtual</strong>isierung keinen Zwängen.<br />
Sämtliche mit einem I-SCSI-Terminator<br />
ausgestatteten <strong>Linux</strong>-Distributionen sind<br />
mögliche Zielsysteme, genauso aber auch<br />
VMware oder Citrix Xen Server. Vorteilhaft<br />
ist freilich der Einsatz von <strong>Linux</strong>-<br />
Distributionen, die mit Pacemaker [18]<br />
ausgestattet sind.<br />
Dann lassen sich nämlich auch die<br />
Front ends in die Clusterverwaltung des<br />
SAN-Ersatzes aufnehmen. Pacemaker<br />
kümmert sich darum, dass tatsächlich<br />
all jene VMs laufen, die auch laufen sollen.<br />
Stürzt ein <strong>Virtual</strong>isierungsfrontend<br />
ab, merkt Pacemaker das und startet die<br />
fehlenden VMs auf einem der anderen<br />
Hosts. Mit der eingebauten Monitoringfunktion<br />
von Pacemaker lässt sich dieses<br />
Prinzip so weit aufbohren, dass es bei<br />
einzelnen VMs auch prüft, ob die Prozesse<br />
tatsächlich da sind.<br />
Unverzichtbar ist in einem Cloudsetup<br />
dennoch auch ein leistungsfähiges und<br />
umfassendes externes Monitoringsystem.<br />
Es stellt sicher, dass Admins von Ausfällen<br />
einzelner Rechner zumindest frühzeitig<br />
erfahren. Verfügen die Nodes der eigenen<br />
<strong>Virtual</strong>isierungsplattform über Managementkarten<br />
mit IPMI-Schnittstelle,<br />
lassen sie sich auch direkt aus Nagios<br />
heraus rebooten. Über Shellskripte lässt<br />
sich sogar eine nahezu automatische<br />
Verwaltung der virtuellen Maschinen realisieren.<br />
Über die gleiche Monitoringfunktion, die<br />
per IPMI den Reboot durchführt, wäre<br />
es freilich auch möglich, die virtuellen<br />
Maschinen wieder zu starten, die einem<br />
bestimmten Node zugeordnet sind. Der<br />
Aufwand, ein solches Setup nachzubauen,<br />
ist aber beträchtlich.<br />
Auch die Cloudkunden haben die Möglichkeit,<br />
sich durch die typischen Tools<br />
des <strong>Linux</strong>-Cluster-Stack innerhalb ihrer<br />
virtuellen Maschinen zu schützen. Dazu<br />
müssen sie jedoch mindestens zwei virtuelle<br />
Maschinen zur Verfügung haben<br />
– und diese sollten nicht auf demselben<br />
Host laufen. Neben einer gemeinsamen,<br />
Abbildung 7: Die eigene Cloud-Infrastruktur entwerfen per Drag & Drop, das verspricht der Open QRM Visual<br />
Infrastructure Designer.<br />
Cloud-Automatisierung 12/2011<br />
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de<br />
27
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Cloud-Automatisierung 12/2011<br />
28<br />
alternierenden Service-IP bedarf es noch<br />
der typischen Werkzeuge Corosync oder<br />
Heartbeat für die Kommunikation der<br />
Clustermanager in den VMs, Pacemaker<br />
als Cluster Resource Manager und möglicherweise<br />
auch DRBD, um sicherzustellen,<br />
dass beide virtuellen Maschinen stets<br />
die neuesten Daten erhalten.<br />
Eine ausführliche Anleitung vom Autor<br />
dieses Artikels, die sich mit der Einrichtung<br />
von Pacemaker beschäftigt, findet<br />
sich unter [19] und [20], zwei weitere<br />
Artikel in der Titelstrecke dieser <strong>Linux</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong>-Ausgabe schildern den Eigenbau-Ansatz<br />
von mehreren Seiten.<br />
The Winner is ... Open QRM<br />
Die oben vorgestellten Komplettlösungen<br />
zielen darauf ab, Admins ein möglichst<br />
umfassendes und nützliches Werkzeug<br />
zur Cloudadministration zu geben. Open<br />
QRM erfüllt diese Aufgabe gut, ist aber<br />
eigentlich nicht Cloud-spezifisch und<br />
bringt einige Funktionen mit, die für<br />
Cloudadmins keinen Nutzen haben. Eucalyptus<br />
und Open Stack eignen sich perfekt,<br />
um Kunden schnell ein Plätzchen<br />
in der Wolke herzurichten, Verrechnung<br />
und dergleichen inklusive. Dafür hapert<br />
es in Sachen Hochverfügbarkeit und Verlässlichkeit<br />
bei Ausfällen.<br />
Open QRM ist im Gegensatz zu Eucalyptus<br />
und Open Stack eine sehr elegante<br />
Lösung zum automatisierten Überwachen<br />
von virtuellen Maschinen innerhalb<br />
der Cloud. Die verschiedenen Abstraktionsschichten<br />
beweisen, dass sich die<br />
Entwickler einige Gedanken zu diesem<br />
Thema gemacht haben. Die Umsetzung<br />
von <strong>Virtual</strong>isierung in Open QRM und<br />
die damit verbundene Option, nahtlos<br />
zwischen einer virtuellen Maschine und<br />
einem physikalischen Server hin und her<br />
zu schwenken, überzeugen. In Sachen<br />
<strong>Virtual</strong>isierung unterstützt Open QRM<br />
neben den üblichen Verdächtigen KVM<br />
und Xen auch VMware sowie Hosts mit<br />
Citrix Xen Server, Open VZ, Lxc oder<br />
<strong>Virtual</strong>box.<br />
Auch beim Storage gibt sich die Umgebung<br />
kontaktfreudig und spricht I-SCSI,<br />
AOE und lässt sich auch mit einer Netapp-Appliance<br />
verbinden. Unterstützung<br />
für DRBD ist ebenso enthalten, genauso<br />
wie für verschiedene LVM-Funktionen.<br />
Open QRM ist eine runde Sache, auch<br />
wenn der Funktionsumfang wohl über<br />
die Grenzen dessen hinausschießt, was<br />
viele Admins brauchen. Wer Open QRM<br />
ausprobieren möchte, kann das auf praktisch<br />
allen gängigen Distributionen tun.<br />
Es gibt zwei Varianten der Umgebung:<br />
Die Open-Source-Version sowie die Enterprise-Version.<br />
Letztere bietet vor allem<br />
ein Modul für elektronische Zahlungsabwicklung<br />
(Billing) mit eigener Währung.<br />
Auch die im Artikel beschriebenen<br />
Funktionen für IPMI-Management sind<br />
der kostenpflichtigen Enterprise-Version<br />
vorenthalten.<br />
Bedingt empfehlenswert:<br />
Eucalyptus und Open Stack<br />
Eucalyptus 2 und Open Stack versagen<br />
beim Thema Hochverfügbarkeit in der<br />
Cloud vollständig. Angesichts der Tatsache,<br />
dass HA-Clustering in der IT seit<br />
mindestens 15 Jahren ein Thema ist, erscheint<br />
es fast schon gruselig, dass die<br />
Entwickler der gängigen Cloudlösungen<br />
dieses Thema bisher fast komplett ausgeklammert<br />
haben. Gerade ein Service,<br />
der vielen Benutzern gleichzeitig eine<br />
Dienstleistung verspricht, müsste an dieser<br />
Stelle mehr leisten.<br />
Ein wohltuender Lichtblick ist da zweifellos<br />
Eucalyptus 3: In der noch dampfenden<br />
neuen Release der ehemaligen<br />
Ubuntu-Standardcloud haben die Entwickler<br />
das Thema Hochverfügbarkeit<br />
tief verankert. Mit Eucalyptus 3 schlafen<br />
Admins besser, denn selbst wenn einer<br />
von den diversen Knoten einer Cloud<br />
mal den Geist aufgibt, kümmert sich die<br />
Eucalyptus-3-Zentrale darum, dass die<br />
fehlenden Dienste woanders ins Leben<br />
zurückgeholt werden.<br />
Wer auf Open Stack oder Eucalyptus 2<br />
festgenagelt ist, muss sich seine Hochverfügbarkeit<br />
auf Umwegen gewährleisten.<br />
Ohne GUIs: Der Eigenbau<br />
Die Eigenbau-Cloud bietet gerade im<br />
Hinblick auf Automatisierung gegenüber<br />
den Clouds von der Stange gewichtige<br />
Vorteile. Im Gegenzug müssen Admins<br />
auf praktische Frontends für Ressourcen-<br />
Nutzung, -Verwaltung und ‐Verrechnung<br />
verzichten. Wer die Dienste seiner Cloud<br />
nicht an etliche Endkunden durchreicht<br />
und auf buchhalterische Features verzich-<br />
ten kann, sollte die Cloud auf Grundlage<br />
des <strong>Linux</strong>-HA-Clusterstacks aber zumindest<br />
in seine Überlegungen mit einbeziehen.<br />
Wer mehr will, greift derzeit am<br />
Besten zu Open QRM. (mfe) n<br />
Infos<br />
[1] Charly Kühnast, Marcel Schynowski, Markus<br />
Feilner, Norbert Graf, „Wählerischer<br />
Platzhirsch“: <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 08/10, S. 70<br />
[2] Open Stack: [http:// www. openstack. org]<br />
[3] Stefan Seyfried und Christian Behrendt,<br />
„Cactus im Anmarsch“: <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 05/<br />
11, S. 72, [http:// www. linux‐magazin. de/<br />
Heft‐Abo/ Ausgaben/ 2011/ 05/ Open‐Stack]<br />
[4] Eucalyptus Community:<br />
[http:// open. eucalyptus. com]<br />
[5] Christian Baumann, André Nähring,<br />
„Zu ver lässiger Antrieb“: <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
07/11, S. 40<br />
[6] Open QRM: [http:// www. openqrm. org]<br />
[7] Markus Klimke, „Rollenspiele“: <strong>Linux</strong><br />
Technical Review 04, S. 90<br />
[8] Rackspace: [http:// www. rackspace. com]<br />
[9] Markus Feilner, „Wolkenkratzer“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 05/10, S. 40<br />
[10] Eucalyptus 3: [http:// www. eucalyptus.<br />
com/ products/ eee]<br />
[11] Amazon EC2:<br />
[http:// www. amazon. com/ ec2]<br />
[12] Eucalytus Walrus:<br />
[http:// open. eucalyptus. com/ wiki/<br />
EucalyptusWalrusInteracting_v1. 6]<br />
[13] Eucalyptus-CEO Mickos im Interview:<br />
[http:// infochachkie. com/ marten‐mickos/]<br />
[14] IPMI Details von Intel:[http:// www. intel.<br />
com/ design/ servers/ ipmi/]<br />
[15] Michael Lorenz, „Canale Grande“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 05/09, S. 52<br />
[16] DRBD: [http:// www. drbd. org]<br />
[17] LCMC: [http:// lcmc. sf. net]<br />
[18] Pacemaker: [http:// www. clusterlabs. org]<br />
[19] Martin Loschwitz, „Der Cluster-Leitstand“:<br />
Admin-<strong>Magazin</strong> 04/2011, S. 68<br />
[20] Martin Loschwitz, „Eigene Clouds“:<br />
Admin-<strong>Magazin</strong> 05/2011, S. 98<br />
Der Autor<br />
Martin Gerhard Loschwitz<br />
arbeitet als Principal Consultant<br />
bei der Firma hastexo.<br />
Er beschäftigt sich dort<br />
intensiv mit Hochverfügbarkeitslösungen<br />
und pflegt<br />
in seiner Freizeit den <strong>Linux</strong>-Cluster-Stack für<br />
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Titelthema<br />
www.linux-magazin.de KVM-HA-Monitoring 12/2011<br />
30<br />
Opsview-Monitoring eines KVM-Servers im Clusterbetrieb<br />
Pulsmesser<br />
Gerade im Notfall will der Admin schnell informiert sein, wenn ein System in der privaten Wolke streikt. Weder<br />
Monitoring- noch Hochverfügbarkeits-Konfiguration müssen dabei kompliziert sein, auch ein einfaches Setup<br />
mit KVM, Pacemaker, DRBD und Opsview hilft in den meisten Fällen. Thilo Uttendorfer, Valentin Höbel, Markus Feilner<br />
einer der beiden <strong>Virtual</strong>isierungshosts<br />
ab, booten die VMs ganz automatisch<br />
neu. Dann aber laufen alle Instanzen auf<br />
einem Knoten. Die Mitarbeiter können<br />
nach kurzer Zeit weiterarbeiten, genügend<br />
Ressourcen auf dem verbleibenden<br />
Node vorausgesetzt.<br />
© Gina Sanders, Fotolia<br />
Seit der Release 2.6.20 des <strong>Linux</strong>-Kernels<br />
im Februar 2007 ist die Kernel-based <strong>Virtual</strong><br />
<strong>Machine</strong> KVM ([1], [2]) auf dem<br />
besten Weg, andere <strong>Virtual</strong>isierungslösungen<br />
in vielen Bereichen vom Markt<br />
zu verdrängen. Nicht selten dient KVM<br />
auch als Grundlage für einen <strong>Virtual</strong>isierungscluster,<br />
der mehrere Gäste in einer<br />
hochverfügbaren Umgebung betreibt –<br />
dank Open-Source-Tools wie Heartbeat<br />
[3] und Pacemaker [4].<br />
Nur wenig Monitoring<br />
Dennoch sehen immer noch viele Systemverwalter<br />
bei Clustern keine Notwendigkeit,<br />
die Hosts und virtuellen Gäste<br />
zu monitoren. Heartbeat und Pacemaker<br />
bieten eingebaute Alerting-Funktionen.<br />
Vielen Admins reicht es, per E-Mail über<br />
den neuen Status des Clusters informiert<br />
zu werden. Doch mit einem einheitlichen,<br />
zentralen Monitoring, das auch<br />
die virtuellen Gastsysteme einer privaten<br />
Wolke einbindet, erhält der Admin eine<br />
nicht zu unterschätzende Notfallzentrale,<br />
in der er alle Systeme auf einen Blick<br />
überwachen und im Ernstfall sofort eingreifen<br />
kann.<br />
Doch noch vor dem Monitoring stehen<br />
grundsätzliche Überlegungen zum<br />
Cluster-Setup: Eine simple Kombination<br />
aus Heartbeat und Pacemaker mit der<br />
<strong>Virtual</strong>isierung KVM sowie Logical Volumes<br />
und DRBD [5] kann vielleicht nicht<br />
mit dem Funktionsumfang von VMware<br />
mithalten, dafür muss der Admin aber<br />
auch nicht so tief in die Tasche greifen<br />
(Abbildung 1). Mit wenig Aufwand erhält<br />
er ein System, in dem immer eine virtuelle<br />
Instanz verfügbar ist.<br />
Permanente Datensynchronisation mit<br />
DRBD sorgt dafür, dass zumindest die<br />
auf der virtuellen Festplatte gespeicherten<br />
Daten sofort wieder verfügbar sind,<br />
nur ungesicherte Session-Daten der Anwender<br />
gehen verloren, ähnlich wie bei<br />
einem lokalen Systemabsturz. Raucht<br />
DRBD und Logical Volumes<br />
Abbildung 1 zeigt das Beispiel eines <strong>Linux</strong>-Clusters<br />
mit zwei Knoten auf Basis<br />
des <strong>Linux</strong>-Systems Corebiz VSB (<strong>Virtual</strong><br />
Server Base, [6]) der Münchner LIS AG.<br />
Für die virtuelle Festplatte einer VM besteht<br />
der Stack aus dem physikalischen<br />
Speicher (in der Regel ein Raidsystem),<br />
einer LVM-Partition und für die Datenreplikation<br />
zwischen den beiden Knoten einem<br />
DRBD-Container. Der wird entweder<br />
der virtuellen Maschine direkt zugewiesen<br />
oder alternativ auf dem Cluster eingebunden<br />
und als Partition für eine Imagedatei<br />
(Qcow2, Vmdk, …) genutzt.<br />
Dem Cluster-Management dient die Kombination<br />
aus Heartbeat 3 und Pacemaker<br />
([7], [8]). Ersteres sorgt dafür, dass die<br />
VM 1 VM 2 VM 3 VM 4<br />
DRBD<br />
Container<br />
DRBD<br />
Container<br />
Pacemaker<br />
Heartbeat<br />
DRBD<br />
Container<br />
Host 1 Host 2<br />
DRBD<br />
Container<br />
Abbildung 1: Zwei leistungsstarke Server als Gastgeber<br />
sowie Heartbeat, Pacemaker und DRBD bilden<br />
das Gerüst der Corebiz <strong>Virtual</strong> Server Base. Die<br />
Überwachung des Ganzen übernimmt Opsview.
Abbildung 2: Die richtigen Checks sind die halbe Miete: Hier prüft ein Monitoringsystem,<br />
ob der Libvirtd läuft.<br />
Knoten miteinander kommunizieren können,<br />
und prüft, ob das „Herzklopfen“<br />
eines Knotens noch zu hören, also ob der<br />
Node noch verfügbar ist. Pacemaker als<br />
Cluster Resource Manager (CRM) weiß,<br />
welche Dienste im Cluster voneinander<br />
abhängen, und kennt zu jedem Zeitpunkt<br />
deren Zustand.<br />
Fürs Monitoring ist besonders Pacemaker<br />
von Interesse. Um den Zustand der<br />
Cluster-Ressourcen festzustellen, nutzt<br />
er so genannte OCF-Agenten (Open<br />
Cluster Framework, [9]). Die sind eine<br />
Art Weiterentwicklung der Ressourcen-<br />
Agenten der <strong>Linux</strong> Standard Base (LSB),<br />
die Admins als Init-Skripte unter »/etc/<br />
init.d« auf einem <strong>Linux</strong>-System finden.<br />
Ein solcher Agent stellt typischerweise<br />
folgende Funktionen bereit:<br />
n »start«: Startet die Ressource<br />
n »stop«: Stoppt die Ressource<br />
n »monitor«: Gibt Auskunft über den<br />
Status der Ressource<br />
n »meta‐data«: Gibt Informationen über<br />
die Ressource<br />
Einen OCF-Agenten kann der Admin<br />
zwar in einer beliebigen Programmieroder<br />
Skriptsprache erstellen, die meisten<br />
Agenten sind jedoch simple Shellskripte.<br />
Weitere Parameter, die viele Agenten benötigen,<br />
um die oben genannten Aktionen<br />
durchführen zu können, sind in<br />
der Konfiguration der Pacemaker-Ressourcen<br />
festgelegt. Darüber hinaus muss<br />
der Admin noch Timeouts und Monitor-<br />
Intervalle definieren.<br />
Jeder Ressource im Cluster weist der<br />
Admin einen passenden Agenten zu und<br />
gibt ihm die nötige Konfiguration mit. Der<br />
KVM-Cluster braucht einen Agenten für<br />
DRBD und das Management der virtuellen<br />
Maschinen. Für Letzeres bietet sich meist<br />
der Agent »ocf:heartbeat:<strong>Virtual</strong>Domain«<br />
an, bei Corebiz kommt eine Eigenentwicklung<br />
zum Zug.<br />
Neben dem Starten und Stoppen prüft<br />
Pacemaker diese Ressourcen auch automatisch<br />
und regelmäßig mit dem<br />
Monitor-Kommando der OCF-Agenten.<br />
Auf diese Weise weiß der Cluster ständig<br />
über den Zustand<br />
seiner Ressourcen<br />
Bescheid.<br />
Per Default prüfen<br />
der Corebiz-OCFund<br />
auch der <strong>Virtual</strong>-Domain-Agent<br />
lediglich,<br />
ob eine KVM-Instanz aktiv, aber<br />
nicht, ob ein einzelner Dienst erreichbar<br />
ist. Doch »ocf:heartbeat:<strong>Virtual</strong>Domain«<br />
erlaubt weitere Checks, um die Verfügbarkeit<br />
beliebiger Dienste zu prüfen und<br />
diese automatisch auch auf anderen<br />
Hosts neu zu startet. Die Ursache des<br />
Ausfalls ist damit aber nicht behoben.<br />
Agenten, Agenten!<br />
Ist der Stand-alone-KVM-Host oder gleich<br />
ein ganzer Cluster auf Basis der oben<br />
beschriebenen Komponenten in Betrieb<br />
genommen, kann die Überwachung der<br />
einzelnen Ressourcen beginnen. Jetzt<br />
muss sich der Admin zunächst Gedanken<br />
über die richtigen Werkzeuge und die<br />
zu überwachenden Ressourcen machen.<br />
Weil im Falle von Software- oder Hardware-Versagen<br />
der oder die Hosts nicht<br />
wissen können, welche Anwendungen<br />
innerhalb der abgeschotteten virtuellen<br />
Umgebungen laufen, muss der Planer<br />
sein Hauptaugenmerk auf die Dienste,<br />
Prozesse und Anwendungen innerhalb<br />
der Gäste legen.<br />
Zusätzlich muss er sicherstellen, dass die<br />
entsprechende KVM-Instanz auch aktiv<br />
ist. Im Cluster stößt er darüber hinaus<br />
auf das Problem, dass die Monitoring-<br />
Anwendung nicht wissen kann, auf welchem<br />
Knoten die virtuelle Maschine aktiv<br />
ist – sie prüft meist nur die Dienste in<br />
Form einer IP-Adresse in Verbindung mit<br />
einzelnen Ports.<br />
Da ist es sinnvoll, das Überwachen von<br />
KVM-Instanzen Pacemaker zu überlassen,<br />
da dieser über alle im Cluster vorhandenen<br />
Ressourcen Bescheid weiß.<br />
Das Monitoringtool der Wahl sollte sich<br />
daher – zumindest im Cluster – auf das<br />
Monitoring des Schrittmachers konzentrieren.<br />
Das vorliegende Beispiel realisiert<br />
diese Anforderung mit dem Nagios-<br />
Plug in »check_crm«, wobei »crm« für den<br />
Cluster Resource Manager steht.<br />
Im Stand-alone-Betrieb ist es ratsam, den<br />
Host direkt mit den Standardchecks zu<br />
überprüfen. In Frage kommen dafür die<br />
Erreichbarkeit übers lokale Netzwerk, die<br />
Systemauslastung und der SSH-Zugang<br />
– schließlich möchte der Admin stets<br />
wissen, ob der Fernzugriff auf den Host<br />
möglich ist. Für den KVM-Host muss er<br />
daher mindestens folgende Ressourcen<br />
im Blick behalten:<br />
n Connectivity (LAN)<br />
n Unix-Load<br />
n RAM/Swap-Auslastung<br />
n Storage Utilisation<br />
n SSH-Verfügbarkeit (meist auf Port 22)<br />
n Optionale Erweiterungen: Bei Verwendung<br />
von Libvirt lässt sich beispielsweise<br />
prüfen, ob der Daemon Libvirtd<br />
läuft (Abbildung 2).<br />
Diese Checks genügen in den meisten<br />
Fällen, um zuverlässig Auskunft über<br />
den Zustand des Hosts geben zu können.<br />
Abbildung 3: Nagios für Einsteiger: Opsview wartet mit einem schlanken und übersichtlichen Webinterface<br />
auf, erlaubt es aber auch, neue Hosts und Services via GUI hinzuzufügen.<br />
© Quelle: Opsview<br />
KVM-HA-Monitoring 12/2011<br />
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de<br />
31
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de KVM-HA-Monitoring 12/2011<br />
32<br />
Wer das KVM-System dann, wie oben<br />
beschrieben, zum Cluster ausbaut, sollte<br />
mindestens noch die Dienste CRM und<br />
DRBD ins Monitoring integrieren.<br />
Keine Ahnung vom Gast<br />
Weil der Cluster selbst keine Kenntnis<br />
über die Vorgänge in der virtuellen Maschine<br />
besitzt, muss das Monitoring-System<br />
auch diese überwachen. Für<br />
jeden <strong>Linux</strong>-Gast ergeben sich<br />
daher fast identische Anforderungen<br />
wie für das Host-System<br />
(siehe oben).<br />
Zu den Basischecks kommen<br />
aber pro Gast noch (meist mehrere)<br />
individuelle Erweiterungen,<br />
weil je nach Anwendungsszenario<br />
auch die Dienste zu<br />
überwachen sind, die die virtuellen<br />
Gäste anbieten. Für einen<br />
Webserver wären dies etwa die<br />
Erreichbarkeit des Apache via<br />
HTTP, FTP und einer Datenbank,<br />
falls vorhanden.<br />
Windows-Gäste lassen sich anhand<br />
der Verfügbarkeit folgender<br />
Systemressourcen überwachen:<br />
n Connectivity (LAN)<br />
n CPU-Auslastung<br />
n Arbeitsspeicher<br />
n Auslagerungsdatei<br />
n Freie Kapazitäten auf den<br />
Lauf werken<br />
n Verfügbarkeit des RDP-Zugangs<br />
für die Fernverwaltung<br />
n Überwachung der Windows-<br />
Event-Logs »Application«,<br />
»Se cu rity« und »System«<br />
Zusätzlich kommt auch hier niemand<br />
um das Monitoring der<br />
Applikationen herum, zu deren<br />
Zweck der Windows-Gast aufgesetzt<br />
wurde. Bei dem Einsatz von<br />
Branchensoftware ist es möglich,<br />
kontinuierlich nach bestimmten<br />
laufenden Diensten und Prozessen<br />
zu suchen. Segnet der<br />
zuständige Dienst zu einer Anwendung<br />
das Zeitliche, kann so<br />
der Admin zumindest informiert<br />
werden.<br />
Bei der Frage nach dem richtigen<br />
Monitoringtool liegt der Griff<br />
zu Altbewährtem nahe, Nagios<br />
[10] scheint die erste Wahl.<br />
Dank der Anzahl der frei verfügbaren<br />
Check-Plugins und Erweiterungen ist es<br />
in vielen Fällen das Tool der Wahl, um<br />
einen Stand-alone-Server oder auch den<br />
Cluster im Auge zu behalten. Dagegen<br />
spricht, dass die Datei-basierte Konfiguration<br />
von Nagios so manchem Neuling<br />
Probleme bereitet. Für Quereinsteiger<br />
oder Freunde von simplen Konfigurationen<br />
in komplexen Umgebungen bietet<br />
sich ein modifizierten Nagios an, zum<br />
Beispiel Opsview [11]. Das Tool setzt auf<br />
Nagios auf, erweitert es um zahlreiche<br />
Features und bietet ein komfortables und<br />
modernes Webinterface. Anders als in<br />
manch anderen Weboberflächen kann<br />
der Admin hier zusätzlich die gesamte<br />
Nagios-Konfiguration vornehmen, neue<br />
Hosts anlegen oder einzelne Service-<br />
Checks feintunen (Abbildung 3).<br />
Der perfekte Auftritt macht<br />
unseren Erfolg: auf dem Laufsteg<br />
und im Web.<br />
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Opsview speichert alle Einstellungen in<br />
MySQL-Datenbanken und generiert daraus<br />
die Konfigurationsdateien für Nagios.<br />
Auch zusätzliche Service-Checks,<br />
zum Beispiel für das Überwachen der<br />
Unix-Load, sind möglich. Für alle Hosts,<br />
die denselben Check zur Überwachung<br />
zugeteilt bekommen, greifen dann die allgemeinen<br />
Parameter des Service-Checks.<br />
Da die überwachten Systeme jedoch<br />
meist auch verschiedenen Zwecken dienen,<br />
lassen sich die Service-Checks auch<br />
über Attribute detaillierter spezifizieren<br />
und für jeden einzelnen Host individuell<br />
festlegen.<br />
Ein weiteres Schmankerl von Opsview<br />
stellen die Benachrichtigungsprofile dar,<br />
die sogar für kleinere KVM-Installationen<br />
schon sinnvoll sind. Sie ermöglichen es<br />
beispielsweise, jeweils nur den Inhaber<br />
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30.11.2011!<br />
Jetzt bestellen unter: strato.de / hosting<br />
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(0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.)<br />
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€/Mon.*<br />
für 3 Monate<br />
der virtuellen Instanz über Ausfälle zu<br />
benachrichtigen, was dritte Personen vor<br />
für sie uninteressanten Benachrichtigungen<br />
bewahrt.<br />
Argumentationsgrundlagen<br />
für SLA-Agreements<br />
Für Fans von Statistiken und größeren<br />
Auswertungen gibt es zudem die Möglichkeit,<br />
die einzelnen zugewiesenen<br />
Checks mit Schlüsselwörtern<br />
zu versehen und somit<br />
Ressourcen zu gruppieren. Das<br />
Feature »Report erstellen« von<br />
Opsview wertet diese Keywords<br />
aus und erzeugt PDF-Dateien,<br />
die nützliche Statistiken über<br />
die Verfügbarkeit der einzelnen<br />
Ressourcen beinhalten. Unternehmen,<br />
die mit SLAs arbeiten,<br />
können mit Hilfe dieser Reports<br />
ihren Kunden gegenüber verdeutlichen,<br />
dass sie alle Vereinbarungen<br />
eingehalten haben<br />
(Abbildung 4).<br />
Doch Vorsicht: Der Admin sollte<br />
immer darauf achten, nur einen<br />
Report zur gleichen Zeit zu erstellen.<br />
Denn selbst Opsview-<br />
Installationen mit einer geringen<br />
Anzahl an Service-Checks können<br />
andernfalls eine hohe Systemlast<br />
verursachen. Auch ein<br />
Blick auf die Webseite des Herstellers<br />
lohnt sich: Dort gibt es<br />
nützliche Tipps zur Optimierung<br />
von MySQL, was bei entsprechender<br />
Anwendung auch im<br />
Alltagsbetrieb der Monitoring-<br />
Software Vorteile bei der Performance<br />
mit sich bringt.<br />
Eine App für den<br />
Admin-Androiden<br />
Eingefleischte Open-Source-Anwender<br />
können sich zusätzlich<br />
über eine Android-App sowie<br />
ein Browser-Plugin für Google<br />
Chrome freuen, womit sie alle<br />
Server stets im Auge behalten.<br />
Besonders fleißigen Systemadministratoren,<br />
die ihr KVM-System<br />
auch unterwegs observieren<br />
möchten, bietet sich die kostenlose<br />
Android-App Opsview Mo-<br />
KVM-HA-Monitoring 12/2011<br />
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de<br />
33<br />
13.10.11 15:37
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de KVM-HA-Monitoring 12/2011<br />
34<br />
Abbildung 4: Der Beispiel-Report von Opsview zeigt die RAM-Auslastung einer virtuellen Maschine über einen<br />
Zeitraum von vier Tagen.<br />
© Quelle: Opsview<br />
Der Parameter »‐d ALL« weist den Agenten<br />
an, den Check auf allen DRBD-Devices<br />
auszuführen (Abbildung 6). Auch<br />
den Status der CRM-Ressourcen ermittelt<br />
er auf ähnliche Weise. Auf jedem<br />
KVM-Host findet sich das Perl-Skript<br />
»check_crm«, das »/usr/sbin/crm_mon«<br />
aufruft und die Ausgabe auf Fehler prüft.<br />
Wie bei der Überprüfung von DRBD wird<br />
der Service-Check selbst ebenfalls mit<br />
»check_by_SSH« angelegt:<br />
check_by_ssh ‐H Adresse_des_Hosts U<br />
‐l Benutzername ‐C U<br />
"/usr/lib/nagios/plugins/check_crm"<br />
Nagios verbindet sich daraufhin in regelmäßigen<br />
Abständen via SSH mit dem<br />
zu überwachenden Server und führt das<br />
angegebene Kommando aus.<br />
bile an ([12], Abbildung 5). Nach dem<br />
Eingeben der API-URL zu Opsview sowie<br />
der Login-Credentials zeigt die App den<br />
Status der überwachten Systeme zumindest<br />
dann, wenn der Monitoring-Server<br />
übers Internet erreichbar ist.<br />
Für die Überwachung von Windows-<br />
Systemen steht der Opsview Agent for<br />
Windows in einer 32- und 64-Bit-Variante<br />
zur Verfügung. Der Agent läuft<br />
auch auf älteren Windows-2000-Server-<br />
Installationen und legt die Grundlage für<br />
das Einbinden von Microsoft-Gästen ins<br />
Monitoring. Das auf Nsclient++ [13]<br />
basierende Tool installiert sich wie jede<br />
andere gewöhnliche Software.<br />
SNMP-Traps und LDAP<br />
Für Unternehmen hingegen bietet Opsview<br />
die Möglichkeit, SNMP-Traps auszuwerten,<br />
eine LDAP-Anbindung vorzunehmen<br />
oder die im vorgestellten Setup<br />
nützliche Option, das Monitoringtool auf<br />
mehrere Server zu verteilen. Weitere Unterschiede<br />
zwischen Nagios und der frei<br />
erhältlichen Erweiterung Opsview zeigt<br />
[14]. Von Opsview gibt es auch eine<br />
Enterprise-Variante, die je nach Ausstattung<br />
zwischen knapp 10 000 und 50 000<br />
Dollar kostet. Für die meisten Setups<br />
reicht jedoch die Community-Edition<br />
vollkommen aus.<br />
Sowohl für DRBD als auch den Cluster<br />
Resource Manager Pacemaker liefert Opsview<br />
je ein Plugin, das deren aktuellen<br />
Zustand zuverlässig abfragt. Die Plug-<br />
ins sind auf den KVM-Hosts meist unter<br />
»/usr/lib/nagios/plugins« zu finden. Das<br />
für die Überwachung von DRBD zuständige<br />
Perl-Skript heißt »check_drbd« und<br />
lässt sich auch in der Shell ausführen. Es<br />
wertet die Ausgabe von »/proc/drbd« aus<br />
und gibt bei Unregelmäßigkeiten die Zustände<br />
»OK«, »WARNING«, »CRITICAL«<br />
und »UNKNOWN« zurück.<br />
In Opsview selbst lässt sich zum Auswerten<br />
dieser Übergabe ein gewöhnlicher<br />
»check_by_SSH«-Check anlegen:<br />
check_by_ssh ‐H Adresse_des_Hosts ‐l U<br />
Benutzername ‐C "/usr/lib/nagios/plugins/U<br />
check_drdb ‐d All"<br />
Abbildung 5: Die kostenlose Opsview-App gibt’s<br />
auch im Android Market.<br />
Automatische Aktionen<br />
Neben der gewöhnlichen Überwachung<br />
von Ressourcen und dem Alerting im<br />
Notfall kann das Monitoring auch als<br />
Grundlage für weiterführende Aktionen<br />
dienen. Denkbar wäre, dass bestimmte<br />
Service-Checks bei der Rückgabe des<br />
»WARNING«-Status automatisiert Aktionen<br />
auslösen, um einem Ausfall vorzubeugen.<br />
Deutet sich beispielsweise die<br />
Überlastung eines Cluster-Node an, so<br />
könnte der Hypervisor zuvor definierte<br />
virtuelle Gäste automatisch auf den zweiten<br />
Knoten migrieren. Der unter Volllast<br />
stehende Knoten hätte auf diese Weise<br />
die Gelegenheit, sich regelrecht zu erholen,<br />
und läuft gar nicht erst Gefahr, den<br />
Cluster durch einen kompletten Ausfall<br />
zu belasten.<br />
Tatsächlich sind solche automatisierten<br />
Umschaltungen zwischen aktiven Hosts<br />
nur dann möglich, wenn der Ausfall der<br />
betroffenen virtuellen Maschinen für zumindest<br />
wenige Minuten verkraftbar ist.<br />
Geht das nicht, könnte eine Live-Migration<br />
der Gäste helfen. Die aber gestaltet<br />
mit Konzepten wie Multi-Primary und<br />
Fencing das Cluster-Setup sowie die Administration<br />
deutlich komplexer.<br />
Für die Administration eines Pacemaker-<br />
Clusters gibt es mehrere GUI-Tools, die<br />
das Management von Ressourcen vereinfachen.<br />
Die wahrscheinlich umfangreichste<br />
Implementation ist die so genannte<br />
DRBD Management Console [15]<br />
des in Wien ansässigen Unternehmens
opensourcepress.de<br />
BÜCHER<br />
DRBD 1 DRBD 2 DRBD... DRBD...<br />
LV 1 LV 2 LV... LV...<br />
LVM<br />
Raid<br />
Abbildung 6: Wer DRBD einsetzt, sollte seine<br />
Nagios-Checks anweisen jedes DRBD-Device in<br />
jedem Volume zu prüfen.<br />
Linbit. Der Name ist dabei etwas irreführend,<br />
da es weit über das Management<br />
von DRBD hinausgeht und sämtliche<br />
Komponenten eines <strong>Linux</strong>-Clusters verwaltet,<br />
auch Pacemaker, Corosync, Heartbeat,<br />
DRBD, KVM, Xen und LVM.<br />
DRBD MC wird LCMC<br />
Einen neuen Namen brachte der jüngste<br />
Fork der DRBD MC. Der vermeintliche<br />
Nachfolger firmiert als <strong>Linux</strong> Cluster<br />
Management Console (LCMC, [16], Abbildung<br />
7). Die genauen Gründe dafür<br />
lassen sich in der Ankündigung unter<br />
[17] nachlesen. Es bleibt spannend, wie<br />
sich die LCMC in Zukunft weiterentwickeln<br />
wird, da der bisherige Entwickler<br />
das Projekt [18] künftig in seiner Freizeit<br />
fortführen wird.<br />
n<br />
Infos<br />
[1] KVM: [http://www.linux-kvm.org]<br />
[2] Thorsten Scherf, „Senkrechtstarter“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 03/09, S. 30<br />
[3] Heartbeat: [http:// linux‐ha. org]<br />
[4] Pacemaker: [http:// www. clusterlabs. org]<br />
[5] DRBD: [http:// www. drbd. org]<br />
[6] Corebiz <strong>Virtual</strong> Server Base: [http:// www.<br />
linux-ag.com/produkte/CB-<strong>Virtual</strong>isierung/]<br />
[7] Andreas Sebald, „Reservespieler“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 07/04, S. 60<br />
[8] Michael Kromer, „Schrittmacherdienste“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 11/10, S. 86<br />
[9] OCF-Agenten: [http:// linux‐ha. org/ wiki/<br />
OCF_Resource_Agents]<br />
[10] Nagios: [http:// www. nagios. org]<br />
[11] Opsview: [http:// www. opsview. com]<br />
[12] Opsview Mobile:<br />
[https:// market. android. com/ details?<br />
id=com. opsview. android]<br />
[13] Nsclient++: [http:// www.nsclient. org]<br />
[14] Unterschiede zwischen Nagios und<br />
Opsview: [http:// www. opsview. com/<br />
community/ compare‐opsview]<br />
[15] DRBD MC: [http:// oss. linbit. com/ drbd‐mc]<br />
[16] <strong>Linux</strong> Cluster Management Console:<br />
[http:// lcmc. sf. net]<br />
[17] Announcing LCMC:<br />
[http:// oss. clusterlabs. org/ pipermail/<br />
pacemaker/ 2011‐October/ 011574. html]<br />
[18] LCMC-Sourcecode:<br />
[https://github.com/rasto/lcmc]<br />
Die Autoren<br />
Thilo Uttendorfer ist als Diplom-Informatiker bei<br />
der LIS AG in München beschäftigt und leitet<br />
dort die Entwicklungsabteilung. Seine aktuellen<br />
Schwerpunkte sind <strong>Virtual</strong>isierungs- und Cluster-<br />
Technologien.<br />
Valentin Höbel ist gelernter Fachinformatiker<br />
bei der LIS AG in München und spezialisiert auf<br />
Migration von Windows-Systemen nach Corebiz<br />
<strong>Linux</strong> und das Monitoring von heterogenen IT-<br />
Umgebungen mit Opsview.<br />
ISBN 978-3-941841-44-4<br />
301 Seiten · brosch. · 24,90 [D]<br />
ISBN 978-3-941841-43-7<br />
492 Seiten · brosch. · 34,90 [D]<br />
ISBN 978-3-941841-49-9 · englisch<br />
331 Seiten · brosch. · 39,90 [D]<br />
opensourceschool.de<br />
Okt.<br />
2011<br />
ISBN 978-3-941841-02-4<br />
264 Seiten · brosch. · 29,90 [D]<br />
ISBN 978-3-941841-42-0<br />
328 Seiten · brosch. · 29,90 [D]<br />
ISBN 978-3-941841-26-0<br />
248 Seiten · brosch. · 24,90 [D]<br />
Abbildung 7: Bau von Clustern mit der <strong>Linux</strong> Cluster Management Console.<br />
TRAINING<br />
Nagios<br />
C++<br />
SUSE<br />
Git<br />
Apache LPI 301<br />
JavaScript<br />
Novell<br />
TYPO3<br />
Inhouse-Schulungen<br />
Android<br />
Metasploit<br />
Asterisk<br />
Kerberos<br />
CSS3<br />
Samba<br />
PostgreSQL<br />
Hadoop<br />
Lua<br />
ExtJS<br />
Nmap<br />
HTML5<br />
OTRS Bacula<br />
LPIC-2<br />
LPIC-1<br />
UML<br />
PHP<br />
Perl<br />
Qt<br />
KVM Magento<br />
Mainframe<br />
IPv6<br />
OpenLayers<br />
jQuery<br />
Anfragen unter:
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Vsphere vs. Xen 12/2011<br />
36<br />
Vsphere 5 vs. Xen Server 6<br />
Duell in der Königsklasse<br />
Auf dem Markt für virtualisierte Standardserver agieren VMware und Citrix auf Augenhöhe. Seit Kurzem führen<br />
beide Spieler neue Versionen ins Feld, um den Gegner in Schach zu halten. Der folgende Artikel stellt beide<br />
Produkte gegenüber und bewertet insbesondere die Strategien bei HA und Monitoring. Marcel Schynowski<br />
© kozinia, 123RF<br />
Laut der Analyse [1] halten VMware und<br />
Citrix drei Viertel des deutschen Hypervisor-Markts<br />
(siehe Abbildung 1). Seit<br />
Sommer 2011 zieht die Version Vsphere<br />
5 [2] aus dem Hause VMware in die<br />
Serverracks ein. Mitten in die Recherchen<br />
zu diesem Artikel platzte passenderweise<br />
Citrix mit der Veröffentlichung von Xen<br />
Server 6.0 [3]. Damit stehen die Kunden<br />
vor der Qual der Wahl – der Artikel soll<br />
ihnen beim Sondieren helfen.<br />
Gern hätte die Redaktion das Marktaußenseiter-Produkt<br />
Red Hat Enterprise <strong>Virtual</strong>ization<br />
[4] in der kommenden Version<br />
3 in den Test aufgenommen. Die Rothüte<br />
waren Apple-artig aber auch nach internen<br />
Konsilien nicht bereit, den laufenden<br />
Betatest für die Presse zu öffnen.<br />
Zurück zum Marktführer: Konnten VMware-Kunden<br />
bei Vsphere 4 pro CPU-Sockel<br />
noch – je nach Lizenzmodell – sechs<br />
oder zwölf Cores betreiben, führt Vsphere<br />
5 ein neues Modell ein, das sowohl auf<br />
CPU-Sockel als auch auf den so genannten<br />
VRAMs fußt. Das Lizenzkonstrukt<br />
VRAM errechnet sich aus den aktiven<br />
virtuellen Maschinen (VMs) und deren<br />
zugeordnetem RAM. Kunden einer Enterprise-Lizenz<br />
hätten beispielsweise maximal<br />
32 GByte RAM pro CPU-Sockel einsetzen<br />
dürfen (siehe Tabelle 1, Spalte<br />
„Alt“). Wer die Schwelle überschreitet,<br />
muss Sockel-Lizenzen nachordern. Da<br />
offenbar wichtige Kunden gegen das neue<br />
Modell ins Feld zogen, revidierte VMware<br />
die Pläne [5] und hob die VRAM-Limits<br />
an (Tabelle 1, Spalte „Neu“).<br />
Limits fallen<br />
Zur Technik: Xen Server 6.0, der auf Xen<br />
4.1 basiert, ist in der Lage, einer <strong>Virtual</strong><br />
<strong>Machine</strong> 128 GByte RAM und 16 virtuelle<br />
CPUs bereitzustellen [6]. Vsphere 5 kann<br />
einer Instanz laut VMware maximal 32<br />
virtuelle CPUs und 1 TByte RAM [7]<br />
zuordnen – das Vierfache gegenüber dem<br />
Vorgänger.<br />
Steht die Migration von einer 4er Version<br />
auf Vsphere 5 an, so ist ein Update der jeweiligen<br />
virtuellen Maschine zwar keine<br />
Pflicht für den Admin, wird aber nötig,<br />
wenn er in den Genuss der neuen Funktionen<br />
und der VM-Hardware-Version 8<br />
kommen will – beispielsweise UEFI oder<br />
USB 3.0. Die Umstellung erfolgt analog<br />
zu der früheren Migration: Backup der<br />
VM, Installation der aktuellen VMware-<br />
Tools, Shutdown der VM, Rechtsklick auf<br />
die VM und »Upgrade <strong>Virtual</strong> Hardware«,<br />
einschalten und testen.<br />
Mit Vsphere 5 gelingt es VMware, auch<br />
Apple-Serverbetriebssysteme als virtuelle<br />
Maschinen zu betreiben. Offiziell unterstützt<br />
VMware Mac OS X 10.6 Server. Voraussetzung<br />
ist eine VM mit EFI, da Apple<br />
seine Hardwaresysteme seit Langem nur<br />
mit EFI ausliefert.<br />
Die Version 8 von VM Hardware bietet<br />
erstmals eine Grafik-3-D-Beschleunigung.<br />
Sie unterstützt die Aero-Funktionalität<br />
virtueller Windows-Systeme. Citrix geht<br />
einen Schritt weiter und unterstützt offiziell<br />
GPU-Passthrough, das direkte Zuordnen<br />
physikalischer Grafikkarten zu<br />
einer virtuellen Maschine. Des Weiteren<br />
stockt Xen Server 6.0 den Gastsupport<br />
um sieben Betriebssysteme auf.<br />
Mit Xen Server 6.0 und Vsphere 5 erweitern<br />
beide Hersteller die Partitionsgrößen<br />
für virtuelle Maschinen von 2 TByte auf<br />
bis zu 64 TByte (VMware). Jedoch lassen<br />
sich weiterhin virtuelle Festplatten nur<br />
bis 2 TByte anlegen [8].<br />
Als wichtige Neuerung entfernt VMware<br />
den ESX Server aus dem Portfolio. Den so<br />
Tabelle 1: VRAM-Lizenzmodell<br />
Lizenz Alt Neu<br />
Essentials 24 GByte 32 GByte<br />
Essentials Plus 24 GByte 32 GByte<br />
Standard 24 GByte 32 GByte<br />
Enterprise 32 GByte 64 GByte<br />
Enteprise Plus 48 GByte 96 GByte
genannte Gold-Standard bedient ab sofort<br />
der ESXi Server. Er bietet ein schlankes<br />
System, das problemlos auf einem USB-<br />
Stick oder einer SD-Karte installierbar ist.<br />
VMware verspricht sich eine einfachere<br />
Updatepolitik, da nicht zwei Server, ESX<br />
und ESXi, zu pflegen sind. Citrix bietet<br />
weiterhin mit dem schlanken Xen Server<br />
ein Hypervisor-Produkt an.<br />
Hochverfügbarkeit<br />
Clusterdienste wie VMware HA hat der<br />
Hersteller für Vsphere 5 komplett neu geschrieben.<br />
Ein isolierter Host sorgte beispielsweise<br />
im Falle eines Netzwerkausfalls<br />
in der Vergangenheit nämlich für<br />
Probleme: Er unterbrach die Erreichbarkeit<br />
von ESX Server und damit die Kommunikation<br />
mit anderen Clustermitgliedern.<br />
Das sorgte je nach Cluster-Einrichtung<br />
für einen ungewollten Shutdown<br />
der virtuellem Maschine.<br />
Um dem vorzubeugen, bietet VMware<br />
nun die Funktion an, den Cluster-Heartbeat<br />
auf Storage-Ebene einzusetzen.<br />
Voraussetzung hierfür sind allerdings<br />
zwei VMFS-Datastores (ESX-Vspherespezifische<br />
Da teisysteme, in denen die<br />
VMDK-Containerdateien der Gastsysteme<br />
liegen, [9]). So sind die ESXi Server in<br />
der Lage, im Falle eines Netzwerkausfalls<br />
auf der separaten I-SCSI- oder Fibre-<br />
Channel-SAN-Infrastruktur weiterhin zu<br />
kommunizieren.<br />
Damit gewinnt der Admin an Sicherheit,<br />
da das Setup die Kommunikation auf<br />
zwei unabhängigen Wegen garantiert.<br />
Außerdem ändert Vsphere 5 das Clusterkonzept<br />
vom Primary-Secondary- in ein<br />
Master-Slave-Konzept, bei dem der erste<br />
ESXi Server die Master-, jedes weitere<br />
Clustermitglied die Slave-Rolle zugeordnet<br />
bekommt [10].<br />
Die neue Version hält jetzt alle HA-Aktivitäten<br />
in einer einzigen Logdatei fest –<br />
jedes Clustermitglied schreibt im »/var/<br />
log/fdm.log« des Fault-Domain-Managers<br />
die gesamte Kommunikation nieder. VMwares<br />
Hochverfügbarkeit arbeitet nun auf<br />
Basis von IP-Adressen und nicht mit<br />
DNS-Namen. Zuvor ließ bei jedem DNS-<br />
Ausfall der Crash des HA-Clusters nicht<br />
lange auf sich warten, wenn der Admin<br />
die DNS-Einträge der Clustermitglieder<br />
nicht vorsorglich in die »/etc/hosts« aller<br />
ESX(i) Server eingetragen hatte.<br />
Andere<br />
VMware ESX(i),<br />
Vsphere<br />
Citrix verfolgte schon früher den Ansatz<br />
der Quorum-Disk. Dabei legt Xen Server<br />
eine virtuelle Disk an, die so genannte<br />
Shared Quorum Disc, die jeder physikalische<br />
Xen-Server verwendet, um über<br />
seinen Status zu informieren. Anders als<br />
beim ESXi Server, der den SAN-Weg nur<br />
als Backup benutzt, setzt Citrix auf beide<br />
Wege. Hier kommunizieren alle Clustermitglieder<br />
immer gleichzeitig via LAN<br />
und SAN. Mit Version 6.0 kann Citrix<br />
die Heartbeat-Kommunikation außerdem<br />
über einen NFS-Server abwickeln.<br />
Storage DRS<br />
Eine neue Funktion, die das Portfolio<br />
an Clusterdiensten von VMware ergänzt<br />
Vshpere 5<br />
46%<br />
Hersteller: VMware [2]<br />
Art: x86-Hypervisor für VMs mit fast allen<br />
Betriebssystemen, umfangreiche Management-<br />
und Monitoringlösung<br />
Lizenz: Proprietär<br />
Kosten: Zurzeit weist der Hersteller nur US-<br />
Dollar-Preise ohne Umsatzsteuer aus. Die<br />
kleinste Konfiguration „Essentials Kit“ gilt<br />
für drei Hosts (ohne HA) und jeweils zwei<br />
CPUs und 192 GByte VRAM: ca. 500 Dollar<br />
plus jährlich 65 oder 300 Dollar Support.<br />
Preise bis 22 000 Dollar, vollständige Liste:<br />
[http:// www. vmware. com/ products/ vsphere/<br />
pricing. html]<br />
Testversion: 60 Tage, [https://www.vmware.<br />
com/ de/ tryvmware/ ? p=vmware‐vsphere5‐ent<br />
& lp=default]<br />
Marktanteil<br />
2%<br />
30%<br />
22%<br />
Abbildung 1: Anteile am deutschen Markt primärer Hypervisors. (Quelle: [1])<br />
und ab der „Enterprise Plus“-Ausgabe<br />
dazugehört, ist der Storage Distributed<br />
Resource Scheduler. SDRS verschiebt auf<br />
SAN-Ebene virtuelle Systeme automatisiert.<br />
Das Migrieren einer VM auf Plattenebene<br />
erfolgt beispielsweise bei schlechten<br />
Latenzwerten, um bestimmte Plattenbereiche<br />
zu entlasten. Es gewährleistet<br />
darüber hinaus, dass die VMFS-Partition<br />
stets einen festgelegten Füllstand einhält<br />
(siehe Abbildung 2).<br />
Interessant ist Storage DRS für Systeme<br />
mit hoher Performance, die unter keinen<br />
Umständen Latenzprobleme bereiten<br />
dürfen. Je mehr virtuelle Systeme auf<br />
einem Plattenbereich agieren, desto mehr<br />
wachsen dessen Latenzwerte. Steigt nun<br />
beispielsweise bei einer LUN auf SATA-<br />
Xen Server 6<br />
Microsoft Hyper-V<br />
Citrix Xen<br />
Hersteller: Citrix [3]<br />
Art: x86-Hypervisor für VMs mit fast allen<br />
Betriebssystemen, umfangreiche Management-<br />
und Monitoringlösung<br />
Lizenz: Proprietär mit Open-Source-Komponenten<br />
Kosten: Zurzeit weist der Hersteller nur<br />
die offiziellen US-Dollar-Preise aus, die<br />
bei [http:// store. citrix. com/ store/ citrixus/<br />
en_US/ pd/ productID. 180691700] genannten<br />
Euro-Preise sind errechnet und ohne Umsatzsteuer:<br />
Advanced Edition ca. 750 Euro, Enterprise<br />
Edition ca. 1800 Euro, Platinum Edition<br />
ca. 3700 Euro pro Server und einschließlich<br />
einem Jahr Support<br />
Testversion: [http://www.citrix.com/English/<br />
ps2/products/feature.asp?contentID=2300356]<br />
Vsphere vs. Xen 12/2011<br />
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de<br />
37
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Vsphere vs. Xen 12/2011<br />
38<br />
Abbildung 2: Vsphere 5 lässt sich so konfigurieren, dass der Storage Distributed Resource Scheduler automatisch<br />
die virtuellen Maschinen einer überlasteten LUN migriert.<br />
Festplatten die I/O-Latenz an, da zu<br />
viel Traffic darauf lastet, so verschiebt<br />
Vsphe re VMs von einer LUN auf eine<br />
SAS- oder SSD-LUN, die dem I/O-Bedarf<br />
gerecht wird.<br />
Wann umverteilen?<br />
Bis auf HA nutzten alle Vsphere-5-Komponenten<br />
im Betrieb das Vcenter. So ist<br />
etwa DRS für die dynamische Lastverteilung<br />
abhängig von dessen Funktionieren.<br />
Ist es als Dienst nicht erreichbar, fällt<br />
das dynamische Verteilen der virtuellen<br />
Maschinen flach – und damit das kontrollierte<br />
Auslasten der ESXi Server.<br />
Xen Server 6.0 verfolgt eine andere Strategie:<br />
Eine <strong>Virtual</strong> Appliance, die Ci trix<br />
auf Basis eines <strong>Linux</strong>-Systems bereitstellt,<br />
verteilt pro eingerichtetem Pool die virtuellen<br />
Systeme dynamisch. Vorteil: Ist das<br />
Xen Center mal nicht erreichbar, bleibt<br />
diese virtuelle Appliance in Kontakt mit<br />
allen im Pool eingerichteten Xen Servern,<br />
was weiterhin die dynamische Verteilung<br />
virtueller Systeme gewährleistet. Das von<br />
Citrix Workload Balancing getaufte Verfahren<br />
benötigt eine dedizierte Appliance<br />
pro eingerichtetem Pool.<br />
Sowohl VMware als auch Citrix haben<br />
ihre Switch-Technik überarbeitet, um den<br />
Datenverkehr besser zu steuern. VMware<br />
optimiert den Distributed Switch durch<br />
den Switched Port Analyzer (SPAN, eine<br />
offenbar von Cisco übernommene Terminologie)<br />
und das Link Layer Discovery<br />
Protocol (LLDP), was sowohl bei der Fehlerbehebung<br />
als auch der Überwachung<br />
hilfreich sein soll. Citrix hat das bis zur<br />
Version 5.6 eingesetzte <strong>Linux</strong>-Bridging<br />
durch das Produkt Open Vswitch abgelöst,<br />
um das NIC-Bonding (zwei Network<br />
Interface Cards teilen sich eine MAC-Adresse<br />
und ein Device) zu verbessern.<br />
Die Management-Zentralen<br />
Alle großen <strong>Virtual</strong>isierungslandschaften<br />
erfordern eine zentrale Monitoring- und<br />
Management-Plattform. Sowohl Vcenter<br />
als auch Xen Center bieten die Möglichkeit,<br />
mehrere ESX beziehungsweise Xen<br />
Server samt ihren virtuellen Systemen zu<br />
administrieren. VMware sah als Basis für<br />
die Managementplattform aller Versionen<br />
vor Vsphere 5 ein Windows-Betriebssystem<br />
vor. Mit Vsphere 5 führen die Amerikaner<br />
nun alternativ ein Vcenter als<br />
<strong>Virtual</strong> Appliance ein, die SLES 11 SP1 in<br />
der 64-Bit-Variante als Unterlage benutzt<br />
(Abbildung 3).<br />
Wenige Handgriffen genügen, um das<br />
aufgesetzte System einer Vsphere-Umgebung<br />
hinzuzufügen. Innerhalb von<br />
Minuten steht es bereit und der Admin<br />
ist in der Lage, ESX(i) und die virtuellen<br />
Maschinen zu administrieren. Es deutet<br />
einiges darauf hin, dass VMware künftig<br />
die Vcenter-Lösung mit <strong>Linux</strong>-Appliance<br />
vorziehen wird und die Windows-Variante<br />
vielleicht gänzlich abschafft. Anders<br />
Xen Server 6: Der braucht weiterhin ein<br />
Windows-Betriebssystem.<br />
Fürs Anmelden an beiden Lösungen benötigt<br />
der Admin weiterhin einen Windows-Client.<br />
VMware hat dies offenbar<br />
als Problem identifiziert und wertet seinen<br />
Webclient auf. So ist der neue in der<br />
Lage, ESX(i) Server in den Wartungsmodus<br />
zu setzen und per Drag & Drop Migrationen<br />
auf Basis von Vmotion zu absolvieren.<br />
Damit eignet sich der Webclient<br />
etwa für Administrationsarbeiten in der<br />
Cloud, die Kunden virtueller Systeme<br />
selbst via Web erledigen sollen.<br />
Monitoring<br />
Sowohl Xen Center als auch Vcenter<br />
bieten dem Admin an, die eingesetzten<br />
Systeme zu überwachen, beispielsweise<br />
die Gesamtauslastung von CPU, RAM,<br />
Netzwerk und Festplatte aufzurufen. Wer<br />
nachvollziehen will, wie groß der Bedarf<br />
an Ressourcen der letzten Zeit gewesen<br />
ist – vielleicht auch, um die Ressourcen<br />
für die Zukunft und Aufrüstungen planen<br />
zu können –, greift zu der Performance-<br />
Anzeige in Form von Graphen (Abbildung<br />
4). Die zeigt den Ablauf in Echtzeit<br />
oder tage-, wochen-, monatsweise oder<br />
aufgeteilt in Jahre.<br />
VMware Vcenter hat eine Reihe vordefinierter<br />
Alarme eingerichtet (Abbildung<br />
5). So kann das System bei Ausfall<br />
eines ESX(i) Server per SNMP-Trap<br />
oder E-Mail Alarm schlagen, damit der<br />
Admin schnellstmöglich den Fehler beheben<br />
kann. Darüber hinaus protokolliert<br />
V sphere alle Events und manuell durchgeführten<br />
Tasks – das ist Gold wert für<br />
Abbildung 3: VMware Vcenter als <strong>Virtual</strong> Appliance mit Suse <strong>Linux</strong> Enterprise Server 11.
Abbildung 4: Graphen zeichnen den Verlauf der Ressourcennutzung beim Xen Server nach.<br />
jeden Systemverwalter, der Ungereimtheiten<br />
zu analysieren hat.<br />
Eines trübt das heile Bild in Sachen<br />
VMware-Überwachung: Gestattete es die<br />
ESX-Plattform dem Admin noch, RPM-<br />
Pakete auf dem Hostsystem zu installieren,<br />
um Überwachungsagenten des<br />
jeweiligen Hardwareherstellers einzurichten,<br />
versagt ein ESXi Server ohne Vcenter<br />
dem Admin dieses Vorgehen. Der Weg,<br />
um die Firmware eines ESXi nachträglich<br />
anzupassen, führt künftig nur über den<br />
VMware Update Manager. Der verteilt<br />
via Vcenter die so genannten Extensions<br />
auf die ESXi. Dann installiert der Admin<br />
eine virtuelle Appliance, die sich auf das<br />
Monitoring beispielsweise der Hardwaresensoren<br />
konzentriert.<br />
Wenn zum Beispiel eine Festplatte im<br />
Raid-Verbund ausfällt, ist diese Appliance<br />
des Serverherstellers in der Lage, die<br />
Hardware auszulesen und ein SNMP-Trap<br />
oder eine E-Mail an den Admin zu versenden.<br />
Weitere besondere Alarme des<br />
Hardwareherstellers ergänzen die von<br />
VMware ursprünglich angelegten. Serverhersteller<br />
bieten Xen Server auch als<br />
angepasste Version an. Damit installiert<br />
der Admin den Xen Server mit Agenten<br />
auf einen Rutsch. Anschließend nimmt<br />
er diesen in seine vorhandene Überwachungssoftware<br />
auf.<br />
Wettkampfwertung<br />
technische Frage, ob ein einziger Backendserver<br />
zum Management noch zeitgemäß<br />
ist, denn bei Vcenter ballen sich<br />
die Abhängigkeiten. Citrix verfolgt mit<br />
dem Clustered Management Layer wohl<br />
den aussichtsreicheren Weg, er stellt<br />
viele Funktionen als <strong>Virtual</strong> Appliances<br />
bereit, zum Beispiel Workload Balancing<br />
und Vswitch Controller.<br />
Vsphere 5 beginnt mit Vcenter als virtueller<br />
<strong>Linux</strong>-Appliance aber die offene<br />
Flanke zu decken. Gleichwohl verfolgen<br />
beide Lösungen des Systemmanagements<br />
aber eine zögerliche <strong>Linux</strong>-Strategie, da<br />
viele Funktionen nur mit dem Vspherebeziehungsweise<br />
Xen-Center-Client für<br />
Windows nutzbar sind. Wie das angekündigte<br />
RHEV 3.0 wohl aussehen und<br />
ob damit ein dritter König oder ein Opfer-<br />
Bauer das Spielfeld betreten wird, weiß<br />
zurzeit nur Red Hat. (jk)<br />
n<br />
Infos<br />
[1] V-index: [http:// www. v‐index. com]<br />
[2] Vsphere:<br />
[http:// www. vmware. com/ de/ products/<br />
datacenter‐virtualization/ vsphere]<br />
[3] Xen Server 6: [http:// support. citrix. com/<br />
product/ xens/ v6. 0/]<br />
[4] RHEV: [http:// www. redhat. com/<br />
virtualization/ rhev/]<br />
[5] „VMware ändert neues Lizenzmodell nach<br />
Kritik“:<br />
[http:// www. golem. de/ 1108/ 85468. html]<br />
[6] Xen Server 6.0 Release Notes: [http://<br />
support. citrix. com/ article/ CTX130418]<br />
[7] What’s New in VMware Vsphere 5?:<br />
[http:// www. vmware. com/<br />
files/ pdf/ products/ vsphere/<br />
vmware‐what‐is‐new‐vsphere5. pdf]<br />
[8] VMware „Configuration Maximums“:<br />
[http:// www. vmware. com/ pdf/ vsphere5/<br />
r50/ vsphere‐50‐configuration‐maximums.<br />
pdf]<br />
[9] VMware Vstorage VMFS:<br />
[http:// www. vmware. com/ files/ pdf/<br />
VMware‐vStorage‐VMFS‐DS‐EN. pdf]<br />
[10] What’s New in VMware Vsphere 5.0 – Availability:<br />
[http:// www. vmware. com/ files/ pdf/<br />
techpaper/ Whats‐New‐VMware‐vSphere<br />
‐50‐Availability‐Technical‐Whitepaper. pdf]<br />
Der Autor<br />
Marcel Schynowski arbeitet als Systemadministrator<br />
in der Hochschule Rhein-Waal, wo er sich<br />
mit der Server- und Desktopvirtualisierung beschäftigt.<br />
Seine Freizeit draußen ist dem Joggen<br />
und der Modellfliegerei gewidmet.<br />
Vsphere vs. Xen 12/2011<br />
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de<br />
39<br />
VMware und Citrix haben ihre neuen<br />
Produkte durchaus mit interessanten<br />
Features ausgestattet – zum Wohle der<br />
zahlungsbereiten Kundschaft. Mit Blick<br />
auf Vsphere 5 stellt sich aber langsam die<br />
Abbildung 5: In VMwares Vcenter verwaltet der Admin vordefinierte und eigene Alarme.
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Virsh 12/2011<br />
40<br />
Virtuelle Maschinen fernsteuern mit Virsh<br />
Herr im Maschinenraum<br />
Wer mit der Bibliothek Libvirt seine virtuellen Maschinen jongliert, findet das kleine Kommandozeilen-Werkzeug<br />
»virsh« auf der Festplatte. Es fragt blitzschnell die virtuelle Maschine nach ihrem Befinden, startet sie<br />
oder fährt sie herunter. Bequem sind diese Tasks in Skripte einzubinden. Tim Schürmann<br />
© kay_1, photocase.com<br />
zwar automatisch mit der Installation der<br />
Libvirt-Pakete. Manchmal ist aber Handarbeit<br />
gefragt, unter Open Suse 11.3 per<br />
»rclibvirtd start«. Nun sollte »virsh version«<br />
aber brav die Versionsnummern<br />
der beteiligten Komponenten ausspucken<br />
und auf weitere Befehle warten.<br />
URIg<br />
Einen Überblick über die gerade laufenden<br />
virtuellen Maschinen verschafft die<br />
Eingabe der Zeile:<br />
Das Libvirt-Projekt hat es sich zum Ziel<br />
gesetzt, eine einheitliche Verwaltungszentrale<br />
für unterschiedliche <strong>Virtual</strong>isierungslösungen<br />
und Hypervisoren zu<br />
schaffen [1]. In der Praxis kennen es viele<br />
Administratoren nur als die bunte Oberfläche<br />
»virt‐manager«, die virtuelle Maschinen<br />
mit Qemu/KVM verwaltet. Dabei<br />
gehört der »virt‐manager« gar nicht zum<br />
Libvirt-Projekt. Letzteres liefert nur eine<br />
Handvoll Kommandozeilen-Programme<br />
aus. Darunter befindet sich auch das zu<br />
Unrecht übersehene, in vielen Lebenslagen<br />
äußerst nützliche »virsh«.<br />
Bauhaus<br />
Wie alle anderen Libvirt-Werkzeuge, basiert<br />
»virsh« auf der Libvirt-Bibliothek.<br />
Die bildet wiederum die Schnittstelle<br />
zum »libvirtd«-Daemon. Er läuft auf dem<br />
Rechner mit den virtuellen Maschinen,<br />
dem so genannten Knoten (Node), und<br />
übernimmt die eigentliche Steuerung<br />
der Hypervisoren. Libvirtd ist somit gewissermaßen<br />
der verlängerte Arm des<br />
Admin. Das Zusammenspiel verdeutlicht<br />
Abbildung 1.<br />
Nach der Installation von »libvirt« lässt<br />
sich »virsh« sofort nutzen – normalerweise.<br />
Viele Distributionen lagern Libvirt-Tools<br />
in ein eigenes Paket aus. Dazu<br />
gehören Debian und Ubuntu, bei denen<br />
der Admin »virsh« unter Umständen erst<br />
über das Paket »libvirt‐bin« hinzuholen<br />
muss. Unter Open Suse heißt das Pendant<br />
»libvirt‐client«.<br />
Ob das so auf der Platte angekommene<br />
Progrämmchen einsatzfähig ist, prüft die<br />
Eingabe von »virsh version«. Gibt es eine<br />
Fehlermeldung, sollte der Nutzer sich<br />
Rootrechte beschaffen und sein Glück<br />
erneut probieren. Fabuliert »virsh« etwas<br />
von einem Verbindungsfehler, gilt es,<br />
noch den Libvirtd-Daemon zu aktivieren.<br />
Die meisten Distributionen starten ihn<br />
virsh ‐c qemu:///system list ‐‐all<br />
Sie verbindet Virsh (»‐c« für Connect)<br />
mit Qemu auf dem aktuellen System und<br />
»list«-et alle vorhandenen virtuellen Maschinen<br />
auf, darunter die laufenden und<br />
die pausierten (»--all«). Das kryptische<br />
»qemu:///system« ist ein Uniform Resource<br />
Identifier (URI), der »virsh« die<br />
genutzte <strong>Virtual</strong>isierungslösung mitteilt.<br />
Im Beispiel ist dies Qemu/KVM. Tabelle<br />
1 zeigt weitere mögliche URIs. Libvirt und<br />
»Virsh«<br />
»Libvirt«<br />
»Libvirtd«<br />
Qemu/KVM<br />
VM mit Debian<br />
VM mit Ubuntu<br />
Abbildung 1: Virsh leitet die Befehle an die übrigen<br />
Komponenten des Libvirt-Pakets weiter.
Tel. 0 64 32 / 91 39-749<br />
Fax 0 64 32 / 91 39-711<br />
vertrieb@ico.de<br />
www.ico.de/linux<br />
SEIT 1982<br />
somit auch »virsh« steuern<br />
prinzipiell die virtuellen<br />
Maschinen von Qemu/<br />
KVM, Xen, LXC, Open<br />
VZ, <strong>Virtual</strong>box, Microsoft<br />
Hyper-V sowie VMware<br />
ESX, GSX, Workstation<br />
und Player.<br />
Dies setzt aber voraus,<br />
dass Libvirt mit entsprechender<br />
Unterstützung<br />
übersetzt wurde (oder die<br />
entsprechenden Treiber<br />
vorhanden sind). In den<br />
Libvirt-Paketen der Distributionen<br />
schlummern<br />
häufig nur Fassungen, die<br />
mit Qemu/KVM umgehen<br />
können. Die folgenden<br />
Beispiele beschränken<br />
sich auf diese <strong>Virtual</strong>isierungslösung.<br />
Sofern die virtuellen Maschinen<br />
auf einem entfernten Rechner<br />
vor sich hin werkeln, integriert der Administrator<br />
noch die IP-Adresse beziehungsweise<br />
den Domainnamen in den<br />
URI. Der Befehl<br />
virsh ‐c qemu://example.com/systemU<br />
list ‐‐all<br />
gibt eine Liste aller auf dem Rechner<br />
»example.com« laufenden virtuellen Maschinen<br />
aus. Falls nötig, gibt der Admin<br />
noch die Verbindungsart an:<br />
virsh ‐c qemu+ssh://admin example.com/U<br />
system list ‐‐all<br />
Abbildung 2: Auf diesem Rechner laufen zwei virtuelle Maschinen, die mit<br />
dem Namen »debian« nutzt nur eine CPU, obwohl der echte Prozessor ihr<br />
mehr abgeben könnte. Die Informationen landen in der Standardausgabe<br />
und lassen sich dann etwa mit Grep auseinandernehmen.<br />
cherte SSH-Verbindung. Weitere Beispiele<br />
zum Aufbau der URIs zeigt [2].<br />
Um Tipparbeit zu sparen, legt man den<br />
URI in der Umgebungsvariablen »VIRSH<br />
_DEFAULT_CONNECT_URI« ab und<br />
braucht ihn künftig beim Aufruf von<br />
»virsh« nicht mehr:<br />
export VIRSH_DEFAULT_CONNECT_URI=U<br />
qemu:///system<br />
virsh list ‐‐all<br />
Konkretere Informationen zur virtuellen<br />
Maschine »debian« liefert:<br />
virsh ‐c qemu:///system dominfo debian<br />
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In diesem Beispiel verbindet sich »virsh«<br />
mit dem Rechner »example.com« und mit<br />
dem Benutzer »admin« über eine gesi-<br />
Tabelle 1: URIs und ihre Bedeutung<br />
URI<br />
lxc:///<br />
qemu:///system<br />
xen:///<br />
openvz:///system<br />
vbox:///session<br />
hyperv://example.com<br />
esx://example.com<br />
gsx://example.com<br />
vmwareplayer:///session<br />
vmwarews:///session<br />
Hypervisor<br />
LXC<br />
Qemu/KVM<br />
Xen<br />
Open VZ<br />
<strong>Virtual</strong>box<br />
Microsoft<br />
Hyper-V<br />
VMware ESX<br />
VMware GSX<br />
VMware Player<br />
VMware Workstation<br />
Den aktuellen Zustand des Gastrechners<br />
zeigt<br />
virsh ‐c qemu:///system nodeinfo<br />
dem Admin an (siehe Abbildung 2).<br />
Ausgeführt<br />
Eine gerade Däumchen drehende virtuelle<br />
Maschine mit dem Namen »debian«<br />
fährt<br />
virsh ‐c qemu://system shutdown debian<br />
via ACPI herunter. Sollte die VM nicht<br />
darauf reagieren, kann<br />
virsh ‐c qemu:///system destroy debian<br />
sie auch unsanft töten. Im auf die eine<br />
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u. in die Schweiz
Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Virsh 12/2011<br />
42<br />
ten Zustand lässt sich jetzt die Konfiguration<br />
der virtuellen Maschine via<br />
virsh ‐c qemu:///system edit debian<br />
einsehen und anpassen. Es startet der<br />
Vim und öffnet die zugehörige XML-Datei.<br />
Wem der Editor zu spartanisch ist,<br />
der schiebt die XML- in eine Textdatei<br />
virsh ‐c qemu:///system dumpxml debian >U<br />
/tmp/debian.xml<br />
und verändert diese dann per Hand und<br />
erstellt auf ihrer Basis die virtuelle Maschine<br />
neu:<br />
virsh ‐c qemu:///system create U<br />
/tmp/debian.xml<br />
Auf den ersten Blick erscheint dieses Management<br />
fummeliger als über eine grafische<br />
Oberfläche. Die Befehle lassen sich<br />
jedoch in ein (Bash-)Skript einbetten, um<br />
so etwa eine ganze Reihe von virtuellen<br />
Maschinen halbautomatisch zu starten<br />
oder nachträglich umzukonfigurieren.<br />
Schrauber und Schieber<br />
Um die Speichernutzung und die Anzahl<br />
der Prozessoren einer virtuellen<br />
Maschine zu ändern, braucht der Admin<br />
keinen Eingriff in die XML-Datei. Hierfür<br />
Tabelle 2: Virsh-Befehle im Überblick<br />
Befehl<br />
list --all<br />
list --inactive<br />
dominfo VM<br />
nodeinfo<br />
edit VM<br />
start VM<br />
shutdown VM<br />
destroy VM<br />
suspend VM<br />
resume VM<br />
console VM<br />
dumpxml VM<br />
create vm.xml<br />
undefine VM<br />
setmem VM Speicher<br />
setvcpus VM Zahl<br />
migrate VM URI<br />
console VM<br />
Bedeutung<br />
Listet alle virtuellen Maschinen<br />
Abbildung 3: »virt‐top« verrät kontinuierlich die Auslastung der virtuellen Maschinen.<br />
gibt es jeweils einen praktischen, kurzen<br />
Befehl. So weist<br />
virsh ‐c qemu:///system setmem debian 250000<br />
der VM »debian« 250 000 KByte Speicher<br />
zu. Dazu spendiert<br />
virsh ‐c qemu:///system setvcpus debian 2<br />
zwei virtuelle CPUs. Der Einsatz des<br />
»migrate«-Befehls schiebt eine virtuelle<br />
Maschine auf einen anderen Rechner:<br />
virsh ‐c qemu:///system migrate ‐‐liveU<br />
debian qemu://example.com/system<br />
Dabei wandert die Maschine »debian« auf<br />
den Server »example.com«. Das »‐‐live«<br />
erzwingt die Migration.<br />
Muschel<br />
Listet alle inaktiven virtuellen Maschinen<br />
Liefert Informationen zur virtuellen Maschine mit dem Namen »VM«<br />
Liefert Informationen zum Gastsystem<br />
Ändert die Einstellungen der virtuellen Maschine mit dem Namen »VM«<br />
Startet die virtuelle Maschine mit dem Namen »VM«<br />
Fährt die virtuelle Maschine mit dem Namen »VM« geordnet herunter<br />
Killt die virtuelle Maschine mit dem Namen »VM«<br />
Pausiert die virtuelle Maschine »VM«<br />
Weckt die pausierte virtuelle Maschine »VM« wieder auf<br />
Ruft die Konsole der virtuellen Maschine »VM« auf<br />
Druckt die XML-Konfigurationsdatei der virtuellen Maschine »VM« in die<br />
Standardausgabe<br />
Erzeugt eine neue virtuelle Maschine auf Basis der Konfigurationsdatei<br />
»vm.xml«<br />
Löscht die komplette virtuelle Maschine »VM«<br />
Erzwingt für die virtuelle Maschine »VM« eine Speichernutzung von »Speicher«<br />
KByte<br />
Die virtuelle Maschine »VM« erhält »Zahl« virtuelle CPUs<br />
Migriert die virtuelle Maschine »VM« auf das von »URI« genannte Gastsystem<br />
Aktiviert die Managementkonsole der virtuellen Maschine »VM«<br />
Virsh kennt auch einen interaktiven Modus.<br />
Den betritt automatisch, wer Parameter<br />
weglässt wie bei »virsh -c quemu///<br />
system«. Dort darf er angehängte Befehle<br />
ausführen, etwa »list --all«. Ein »quit«<br />
kehrt zur Shell zurück. Auf Wunsch<br />
wechselt<br />
virsh ‐c qemu:///system console debian<br />
zu der Konsole einer laufenden virtuellen<br />
Maschine.<br />
Fazit<br />
Die Syntax von »virsh« ist gewöhnungsbedürftig.<br />
Nach kurzer Probezeit lässt<br />
sich das Werkzeug jedoch einfach in eigene<br />
Bash-Skripte integrieren. Ein kurzer<br />
Statusbericht über alle laufenden<br />
Systeme verlangt zudem nur eine Zeile,<br />
die schneller abgesetzt ist, als man sich<br />
im Virt‐Manager zur Statistik durchgeklickt<br />
hat. Virsh kennt noch mehr Befehle<br />
(Tabelle 2) und Aktionen (siehe Kasten<br />
„Alles Top!“). Eine erste Übersicht zeigt<br />
»virsh help«, eine lückenhafte Referenz<br />
wartet unter [3]. (uba)<br />
n<br />
Infos<br />
[1] Libvirt-Projekt: [http://libvirt.org]<br />
[2] Informationen zu den URIs: <br />
[http://libvirt.org/drivers.html]<br />
[3] Virsh-Befehelsreferenz: <br />
[http://libvirt.org/virshcmdref.html]<br />
[4] Virt-top: [http://people.redhat.com/<br />
~rjones/virt‐top/]Q de<br />
Alles Top!<br />
Virsh ergänzt auch noch das in der Regel über<br />
den Paketmanager separat zu installierende<br />
»virt‐top« [4]. Es zeigt die Lastverteilung<br />
aller gerade laufenden virtuellen Maschinen<br />
an (Abbildung 3), für Qemu/KVM beispielsweise<br />
mit:<br />
virt‐top ‐c qemu:///system<br />
»virt‐top« funktioniert ähnlich wie das bekannte<br />
»top«, lässt sich also auch per [q]-<br />
Taste beenden.
In eigener Sache: DELUG-DVD<br />
Ubuntu 11.10, Univention, Xen, IPcop<br />
Einführung 12/2010 12/2011<br />
Software<br />
Auch diesen Monat bekommen die DELUG-Käufer die doppelte Datenmenge zum einfachen Preis: Auf der einen<br />
Seite der DVD findet sich die neueste Ubuntu-Version „Oneiric Ocelot“, auf der anderen liegen Univentions<br />
Manage mentsuite, eine Firewall-Appliance und das E-Book „Xen Kochbuch“, Videos und viel Software. Markus Feilner<br />
www.linux-magazin.de<br />
43<br />
Inhalt<br />
44 Ubuntu 11.10<br />
Shuttleworth’s neueste Version „Oneiric<br />
Ocelot“ im Überblick.<br />
46 Bitparade<br />
Drei freie Sammlungsmanager im Test:<br />
Gcstar, Tellico und Shelves.<br />
52 Owncloud<br />
Was leistet Version 2 des Desktop-Wölkchens<br />
für den Heimanwender?<br />
56 Placecam 3<br />
Bis zu 40 Windows-, <strong>Linux</strong>- und Mac-<br />
Desktops per Videokonferenz verbindet<br />
Placecam.<br />
60 Tooltipps<br />
CCFE, Dillo, Miniircd, Nethogs, Source-<br />
Highlight und Spey.<br />
Neben einem normalen <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
ohne Datenträger gibt es die DELUG-<br />
Ausgabe mit Monats-DVD, bei der die<br />
Redaktion den Datenträger nach einem<br />
speziellen Konzept zusammenstellt: In<br />
einer Art modularem System enthält er<br />
Programme und Tools, die in der jeweiligen<br />
<strong>Magazin</strong>-Ausgabe getestet und besprochen<br />
werden. Zudem gibt es nicht<br />
im Heft abgehandelte Software, die die<br />
Redaktion besonders empfiehlt – alles<br />
gebündelt unter einer HTML-Oberfläche.<br />
Die ganze zweite Seite der DVD füllt diesen<br />
Monat Ubuntu 11.10.<br />
Ubuntu 11.10<br />
Die Oktober-Ausgabe von Canonicals<br />
Distribution ist bereits die 15. Version<br />
und bringt unter anderem ein komplett<br />
überarbeitetes Softwarecenter als leicht<br />
zu bedienende Schaltzentrale für die<br />
schnelle Software-Installation (Abbildung<br />
1). Auch die umstrittene Unity-Oberfläche<br />
haben Shuttleworth’s Mannen neu überarbeitet.<br />
Wer die neue Version testen<br />
will, bootet einfach von Seite 2<br />
der DELUG-DVD die offizielle<br />
32-Bit-Variante. Support und<br />
Updates gibt’s dazu noch bis<br />
April 2013, einen Artikel darüber<br />
auf Seite 44.<br />
Univention und IPcop<br />
Von der ersten Seite der DVD<br />
bootet das neueste Produkt aus<br />
der Bremer Softwareschmiede<br />
Univention in der „Free for<br />
personal use“-Edition, passend<br />
zum Artikel auf Seite 72. Die<br />
dort beschriebenen Desktop<br />
<strong>Virtual</strong>ization Services aktiviert<br />
der Anwender bereits bei<br />
der Installation über den Menü-Eintrag<br />
»UCS DVS«, wonach der Installer sie von<br />
Univentions Server herunterlädt.<br />
Als virtuelle Maschine findet der sicherheitsbewusste<br />
Admin die neueste Version<br />
2.0 der beliebten Router- und Firewall-<br />
Abbildung 2: Komplett und kostenlos auf der<br />
DELUG-DVD: Hans-Joachim Pichts „Xen Kochbuch“<br />
aus dem Hause O’Reilly.<br />
Abbildung 1: Füllt eine ganze Seite der DELUG-DVD: Ubuntu 11.10<br />
alias Oneiric Ocelot.<br />
Distribution IPcop, auf die deren Fans<br />
seit zwei Jahren gewartet haben. Jetzt<br />
ist sie da und bringt den Kernel 2.6.32,<br />
Open VPN 2.2.1 als IPsec-Ersatz und<br />
vieles mehr, administrierbar mit einem<br />
intuitiven Web-GUI.<br />
Software, Mailserver-<br />
Konferenz-Videos, E-Book<br />
Wer diese Seite der DVD nicht bootet,<br />
sondern per Browser die »index.html«<br />
öffnet, findet gleich als Zweites den<br />
Menüpunkt »Exklusiv«, der zum kompletten<br />
E-Book von O’Reilly’s Klassiker<br />
„Xen Kochbuch“ (Abbildung 2) führt.<br />
Das passt thematisch zum Schwerpunkt<br />
dieses <strong>Magazin</strong>s und unterstützt nicht<br />
nur die Einsteiger in die <strong>Virtual</strong>isierungstechnik<br />
mit Xen.<br />
Zu den Tools aus dem Titelthema „<strong>Virtual</strong><br />
<strong>Machine</strong>“, der Bitparade und den<br />
Tooltipps gesellen sich auf der DVD auch<br />
noch Videos von der hochkarätig besetzten<br />
Mailserver-Konferenz der Heinlein<br />
Akademie 2011 in Berlin.<br />
n
Software<br />
www.linux-magazin.de Ubuntu 11.10 12/2011<br />
44<br />
Ubuntu 11.10 – Oneiric Ocelot<br />
Cloud-Katze<br />
Mit Ubuntu 11.10 setzt Canonical eindeutig auf den hauseigenen Unity-Desktop. Auf dem Server gibt es eine<br />
Vielfalt an Software fürs Cloud Computing. Kristian Kißling, Mathias Huber<br />
© hotshotsworldwide, 123RF<br />
Auf dem Desktop hat die neue Ubuntu-<br />
Version 11.10 (Codename „Oneiric Ocelot“,<br />
der verträumte Ozelot) auf den ersten<br />
Blick kaum spektakuläre Neuerungen<br />
zu bieten. Sieht man genau hin, lassen<br />
sich aber signifikante Änderungen ausmachen.<br />
Die Migration zu Gnome 3 und<br />
GTK+ 3 stand im Mittelpunkt. Gleichwohl<br />
ist die Desktopumgebung Gnome<br />
3.2 nicht vorinstalliert, lässt sich aber aus<br />
den normalen Softwarequellen nachrüsten.<br />
Das Paket heißt »gnome« und zieht<br />
etwa 120 MByte an Daten auf den Rechner.<br />
Der klassische Gnome-Look versteckt<br />
sich in »gnome‐session‐fallback«.<br />
Unity<br />
Ubuntus hauseigener Unity-Desktop [1]<br />
setzt Open GL in Version 1.4 voraus sowie<br />
die Unterstützung für einige Open-<br />
GL-Erweiterungen. Genügt<br />
der Rechner diesen Anforderungen<br />
nicht, springt Unity<br />
2D in die Bresche. Der setzt<br />
keine 3-D-Beschleunigung<br />
voraus und läuft daher auch<br />
auf älteren Rechnern und<br />
ARM-Geräten, die keinen<br />
3-D-Support bieten.<br />
Mit folgendem Befehl lässt<br />
sich prüfen, wie es um den<br />
Open-GL-Support eines Systems<br />
steht:<br />
/usr/lib/nux/unity_support_U<br />
test ‐p<br />
Unity 3D kann im aktuellen<br />
Ubuntu 11.10 einige Änderungen<br />
vorweisen. Ubuntus<br />
Entwickler haben den<br />
Umgang mit der grafischen<br />
Oberfläche konsistenter gestaltet<br />
und weitere Details<br />
ergänzt. So fällt gleich nach dem Start<br />
auf, dass im Launcher die Icons für die<br />
Anwendungs- und Datei-Linsen (Lenses)<br />
fehlen. Bei den Linsen handelt es<br />
sich um Filter, die aus der Masse der<br />
Dateien bestimmte Typen herausfiltern.<br />
Die Anwendungs- und Datei-Linsen sind<br />
noch da, aber nun in das Dash integriert<br />
(Abbildung 1, unten). Dieses lässt sich<br />
über das Icon ganz oben oder mit der<br />
Windows-Taste aufrufen.<br />
Musik drin<br />
Eine Neuerung ist die Musik-Linse. Ist die<br />
Musiksammlung vom Player Banshee indiziert,<br />
landen die gefundenen Titel in<br />
dieser Linse, die auf die Tastenkombination<br />
[Windows]+[M] hin erscheint. Gibt<br />
der Anwender nun einen Titel ein, spielt<br />
Ubuntu 11.10 ihn in Banshee ab. Neu ist<br />
das Menü ganz rechts, in dem sich auch<br />
die Systemeinstellungen befinden. Hier<br />
stehen allerlei bekannte, aber auch neue<br />
Anwendungen zur Konfiguration des Systems<br />
bereit (Abbildung 2). Der Button<br />
»Alle Einstellungen« führt von der Detailansicht<br />
zurück zur Übersicht.<br />
Ebenfalls neu an Bord ist die Möglichkeit,<br />
Farbprofile für einzelne Anwendungen<br />
anzulegen. Ein weiterer Punkt dient<br />
dem Einbinden von Grafiktabletts des<br />
Herstellers Wacom. Unter dem Eintrag<br />
»Wechselmedien« stellt man ein, was geschieht,<br />
wenn der Anwender eine CD<br />
ins Laufwerk legt oder einen USB-Stick<br />
ansteckt. Der Startmedien-Ersteller und<br />
die Laufwerksverwaltung finden sich hingegen<br />
nur über das Dash.<br />
Software<br />
Mit jeder neuen Release bringt Ubuntu<br />
neue Software mit und trennt sich von<br />
alten Zöpfen – meist aus Platzgründen.<br />
Nicht mehr dabei sind der Rechner-Hausmeister,<br />
der Video-Editor Pitivi und die<br />
Paketverwaltungsoberfläche Synaptic.<br />
Sie lassen sich nachinstallieren, finden<br />
aber auf der Standard-CD keinen Platz.<br />
Beim Wechsel zu Gnome 3 ging auch der<br />
Bildschirmschoner verloren, der aber vermutlich<br />
in der nächsten Ubuntu-Version<br />
wiederkehrt.<br />
Hinzugekommen sind die Backup-Lösung<br />
Déjà Dup und der E-Mail-Client<br />
Thunderbird in Version 7, der Evolution<br />
ablöst. Der Instant Messenger Gwibber<br />
wurde ebenso überarbeitet wie das Soft-<br />
Ubuntu 11.10<br />
DELUG-DVD<br />
Auf der Seite B der DELUG-DVD<br />
dieses <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong>s finden Sie das bootfähige<br />
Ubuntu 11.10 Desktop in 32 Bit.
Abbildung 1: Die Linsen bieten nun die Möglichkeit, die Suchergebnisse noch feiner zu filtern.<br />
ware-Center. Letzteres bringt unter anderem<br />
eine Option mit, die es erlaubt, die<br />
aktuelle Softwarekonfiguration mittels<br />
Ubuntu One auch auf andere Rechner zu<br />
übertragen. Ganz neu ist außerdem der<br />
Login-Manager Light DM: Er ist schlanker<br />
als sein Vorgänger GDM und lässt<br />
sich einfacher konfigurieren.<br />
Unter der Haube<br />
Der Kernel trägt mittlerweile offiziell<br />
die Versionsnummer 3.0, die wohl bemerkenswerteste<br />
Änderung für Ubuntu<br />
11.10. Leider haben sich die Bootzeiten<br />
von Ubuntu seit Version 10.04 wieder<br />
verschlechtert. Das dürfte nicht zuletzt<br />
daran liegen, dass der Upstart-Hauptentwickler<br />
Scott James Remnant das Unternehmen<br />
Canonical verlassen hat.<br />
Eine gute Nachricht gibt es für Benutzer<br />
von 64-Bit-Systemen: Sie können nun<br />
dank Multilib-Konfiguration auch 32-Bit-<br />
Pakete auf ihrem 64-Bit-Ubuntu laufen<br />
lassen, was insbesondere für Wine-Anwender<br />
nützlich ist. Alles in allem haben<br />
Ubuntus Entwickler mit Oneiric Ocelot<br />
den Sprung zu Unity und Gnome 3 abgeschlossen<br />
und feilen nun an den Details.<br />
Das ist sicherlich nicht verkehrt, wenn<br />
Ubuntu 12.04 eine stabile LTS-Version<br />
werden soll.<br />
In der Server-Edition bringt Oneiric Ocelot<br />
aktualisierte Software wie Apache 2.2,<br />
Tomcat 7.0, MySQL 5.1, PostgreSQL 9.1<br />
und Postfix 2.8. Programmierer finden<br />
unter anderem GCC 4.6, Open JDK 7, Perl<br />
5.12 sowie die Python-Versionen 2.7 und<br />
3.2 im neuen Ubuntu. Ansonsten stellt<br />
der Ubuntu-Hersteller Canonical alle<br />
Weichen in Richtung Cloud Computing.<br />
Es existiert beispielsweise ein eigenes<br />
Betriebssystem-Image namens Ubuntu<br />
Cloud Guest, das auf Amazons Elastic<br />
Cloud 2 abgestimmt ist [2]. Daneben hat<br />
Hewlett-Packard Ubuntu als Distribution<br />
für Host- und Gastsysteme seiner Public<br />
Cloud ausgewählt.<br />
Open Stack für die Cloud<br />
Canonical setzt statt auf Eucalyptus nun<br />
auf Open Stack [3] als Cloud-Architektur<br />
und ist Mitglied der gleichnamigen Industrievereinigung.<br />
Ubuntu Server 11.10<br />
verwendet diesen Cloud-Stack in Version<br />
2011.3 (Diablo) vom September 2011. Eine<br />
für das Cloud Computing angepasste Installationsmethode<br />
von Ubuntu-Systemen<br />
hält die Toolsammlung<br />
Orchestra bereit,<br />
die auf dem<br />
Cobbler-Projekt [4]<br />
basiert. Sie übernimmt<br />
neben dem<br />
Provisioning auch<br />
Management, Monitoring<br />
und Logging.<br />
Das Metapaket<br />
»ubuntu‐orchestra‐server«<br />
bringt<br />
die Komponenten<br />
für diese Aufgaben<br />
ins System.<br />
Was Orchestra für<br />
die Serverinfrastruktur<br />
leistet, übernimmt der<br />
Ensemble-Nachfolger Juju<br />
[5] auf Ebene der Dienste,<br />
derzeit aber nur innerhalb<br />
von Amazons EC2-Cloud. Die<br />
Python-Tools für die Kommandozeile<br />
machen es einfach,<br />
Dienste wie beispielsweise<br />
ein Wiki, dessen Datenbank,<br />
einen Cache und einen<br />
Loadbalancer jeweils als einzelne<br />
EC2-Instanzen in der<br />
Cloud zu installieren und für<br />
die Zusammenarbeit zu konfigurieren.<br />
Daneben bedient Canonical<br />
mit Version 11.10 seines<br />
Servers erstmals die ARM-<br />
Architektur. Die energiesparenden<br />
Prozessoren tauchen außer in<br />
Smartphones und Tablets nun auch in so<br />
genannten Micro-Servern auf. Allerdings<br />
hat es der Hersteller nicht geschafft, ein<br />
aktualisiertes ARM-Image von Ubuntu<br />
gleichzeitig mit den PC-Architekturen zu<br />
veröffentlichen.<br />
n<br />
Infos<br />
[1] Desktopumgebung Unity:<br />
[http:// unity. ubuntu. com]<br />
[2] Ubuntu Cloud Guest:<br />
[http:// cloud. ubuntu. com/ ami/]<br />
[3] Christian Berendt, Stefan Seyfried, „Cactus<br />
im Anmarsch: Die neue Open-Stack-<br />
Version vereinfacht das Cloud Computing“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 05/11, S. 72<br />
[4] Cobbler:<br />
[https:// fedorahosted. org/ cobbler]<br />
[5] Juju: [http:// juju. ubuntu. com]<br />
Abbildung 2: Einige Anwendungen finden sich in den neuen Systemeinstellungen<br />
nicht mehr, andere, etwa die Farbenverwaltung, sind hinzugekommen.<br />
Ubuntu 11.10 12/2011<br />
Software<br />
www.linux-magazin.de<br />
45
Software<br />
www.linux-magazin.de Bitparade 12/2011<br />
46<br />
Drei Sammlungsmanager im Test<br />
Klasse Kataloge<br />
An den akribisch aufgezeichneten Buch- und DVD-Listen erkennt man einen gut geführten Nerd-Haushalt. Bei<br />
der Datenerfassung helfen Sammlungsmanager, deren Talente aber nicht auf den Privatbereich beschränkt<br />
sind. Bei der Büroinventur stellen Gcstar, Tellico und Shelves ihre Fähigkeiten unter Beweis. Mela Eckenfels<br />
© Pratya Chutipattarasakul, 123Rf<br />
Briefmarken, Schuhe, Bierdeckel, DVDs,<br />
alte Hardware – Sammelleidenschaft<br />
kennt keine Grenzen. Doch nicht nur<br />
in Privathaushalten häufen sich Gegenstände<br />
an, auch der Arbeitsplatz bleibt<br />
nicht verschont von Stapeln verschiedenster<br />
Art. Sammlungsmanager (Collection<br />
Manager) bringen Ordnung ins<br />
Geschehen. Sie verwalten außer den privaten<br />
Buch- und Filmdatenbanken auch<br />
Arbeitsmaterialien, inventarisieren Büros,<br />
helfen dabei, Einkaufslisten vorzubereiten,<br />
und sorgen für mehr Übersicht<br />
im firmeneigenen Lager.<br />
Im Test stellen drei Tools ihre Organisationstalente<br />
unter Beweis und zeigen,<br />
welche unterschiedlichen Sammlungsarten<br />
sie verwalten, wie sie Daten erfassen,<br />
diese sortieren und filtern. Auch die Imund<br />
Exportformate spielen eine Rolle. Die<br />
beiden altgedienten Desktoptools Gcstar<br />
und Tellico bekommen von einer Android-App<br />
namens Shelves Konkurrenz.<br />
Sie zeigt, dass die Zeit nicht stehen bleibt<br />
und Smartphones bewährte Technik mit<br />
neuen Features kombinieren.<br />
E Gcstar<br />
Der erste Testkandidat war ursprünglich<br />
für Cineasten konzipiert. Gcstar [1] ging<br />
2006 aus der Filmdatenbank Gcfilms hervor.<br />
Der Sammlungsmanager ist nicht nur<br />
für <strong>Linux</strong>, sondern auch für Free BSD,<br />
Mac OS X und Windows verfügbar – ideal<br />
für Büros mit heterogener Rechnerlandschaft.<br />
Auf der Projekthomepage stehen<br />
die Quellen zum Download bereit. Die<br />
meisten aktuellen Distributionen halten<br />
die Software auch als fertiges Paket vor.<br />
Im Test trat Version 1.5.0 unter Ubuntu<br />
11.04 an.<br />
Nach dem Start entscheidet sich der Anwender<br />
zunächst für einen vordefinierten<br />
Sammlungstyp. Insgesamt zwölf davon<br />
stehen zur Wahl. Neben den zu erwar-<br />
tenden für Bücher, Briefmarken, Filme,<br />
Musik, Zeitschriften, TV-Serien-Episoden<br />
und Videospiele bietet das Tool Typen<br />
für Comics, Münzen, Wein und sogar<br />
Fahrzeugminiaturen. Die Webseite verrät,<br />
dass die Anzahl fertiger Kompilationen<br />
stetig steigt. Die aktuelle Version 1.6.2<br />
hat bereits 15 in petto.<br />
Wer hier nicht fündig wird, der hat die<br />
Möglichkeit, eine eigene Sammlung zu<br />
erstellen oder eine Kollektion zu importieren.<br />
Gcstar versteht und verarbeitet<br />
unter anderem die Formate Alexandria,<br />
Ant Movie, DVD Profiler, Gcfilms und Tellico.<br />
Für eine benutzerdefinierte Sammlung<br />
legt der Anwender zunächst die Datenfelder<br />
fest. Tooltips helfen dabei, die<br />
richtigen Kategorien zu definieren (siehe<br />
Abbildung 1).<br />
Füttert der Nutzer eine Gcstar-Sammlung<br />
mit neuen Elementen, speichert das Programm<br />
in der Voreinstellung nach jedem<br />
neuen Eintrag. Dies ist eine sinnvolle Option,<br />
die der Anwender in den Programmeinstellungen<br />
zwar deaktivieren kann,<br />
aber nicht sollte. Zu oft stürzte Gcstar<br />
auf dem Testsystem ab – einen Preis für<br />
das stabilste <strong>Linux</strong>-Programm gewinnt<br />
der Sammlungsmanager nicht.<br />
Zeigt her eure Daten<br />
Gcstar bietet die Möglichkeit, Bilder zu<br />
seinen Kollektionen hinzuzufügen (siehe<br />
Abbildung 2). Dies geschieht wahlweise<br />
per Drag & Drop ins Dialogfenster oder<br />
per Rechtsklick auf das Icon und den<br />
Datei-Auswahldialog. Das Kontextmenü<br />
der rechten Maustaste bietet ebenfalls<br />
einen Eintrag »Öffnen mit« an, über den<br />
der Anwender die Grafik in einem Bildbearbeitungsprogramm<br />
anpasst. Film-,<br />
DVD- und Fernsehserien-Sammlungen
LINUX<br />
Lassen Sie Ihre <strong>Linux</strong>-Projekte von einem<br />
Team erledigen, das Sie GLÜCKLICH macht.<br />
Abbildung 1: Gcstar hat einen praktischen Feldeditor an Bord, der den Anwender beim Erstellen von benutzerdefinierten<br />
Sammlungen unterstützt.<br />
nehmen auch Videodateien in die Detailbeschreibungen<br />
auf. Ein Klick auf den<br />
kleinen grünen Pfeil in der Symbolleiste<br />
startet den Standard-Videoplayer, der<br />
eine bewegte <strong>Vorschau</strong> bietet.<br />
Wer nicht alles von Hand eingeben<br />
möchte, der nutzt die Onlinesuche. Gcstar<br />
bietet für mehrere Sammlungstypen eine<br />
Internetrecherche an, die über Plugins<br />
implementiert ist. Je nach Datenbank<br />
kontaktiert das Programm dazu unterschiedliche<br />
Quellen, etwa die deutschen<br />
und amerikanischen Amazon-Webseiten,<br />
bekannte Film-, Briefmarken- sowie Brettspieledatenbanken.<br />
Da Gcstar zusammen<br />
mit den Informationen auch geschützte<br />
Inhalte wie Cover und Buchhüllen herunterlädt,<br />
ist ein entsprechender Copyright-<br />
Hinweis vorhanden, den der Anwender<br />
im Vorfeld abnicken muss.<br />
FACHLICH GUT.<br />
... unterstützt uns seit einigen<br />
Jahren fachkundig und rund um die<br />
Uhr bei Betrieb und Troubleshooting<br />
unserer für den Flugbetrieb wichtigen<br />
<strong>Linux</strong>-Cluster.<br />
Markus Haake, Head of IT-Infrastructure<br />
EFFIZIENT.<br />
...lange Diskussionen und Planungen<br />
waren unnötig. Die Heinleins haben<br />
mit ihrer Erfahrung ein überzeugendes<br />
Konzept fertig auf den Tisch gelegt.<br />
Marcus Lindner, Head of Corporate Network/Office-IT<br />
FERTIG.<br />
... innerhalb der recht sportlichen<br />
Vorgabe von zwei Wochen wurden<br />
alle Punkte umgesetzt.<br />
Holger Bürger, Director Site Operations<br />
Abbildung 2: Das Auge isst mit: Gcstar fügt auf Wunsch Bilder zu seinen Einträgen hinzu. So sehen Anwender<br />
auf einen Blick alle Elemente in der Sammlung.<br />
http://www.heinlein-support.de
Software<br />
www.linux-magazin.de Bitparade 12/2011<br />
48<br />
Abbildung 3: Im Tellico-Feldeditor definieren Anwender Beschreibungs- und Katalogisierungsoptionen für<br />
ihre benutzerdefinierten Sammlungen.<br />
Die Suche im Netz klappt unterschiedlich<br />
gut. Einige Anbieter liefern prompt und<br />
bieten umfangreiche Detailinformationen<br />
zum Import an, bei anderen zeigt Gcstar<br />
lediglich einen blinkenden Suchbalken<br />
an, und es tut sich nichts. Für solche<br />
Fälle und auch für eigene Sammlungen,<br />
die keine Internetsuche erlauben, bleibt<br />
nur der mühsame Weg – der Nutzer trägt<br />
alles von Hand ein.<br />
Ist die Sammlung erst einmal beieinander,<br />
erweist sich Gcstar als durchdachter<br />
Manager, der mit seiner Übersichtlichkeit<br />
punktet. Mit diversen Filterfunktion<br />
sortieren Anwender auch umfangreiche<br />
Kollektionen. Praktisch ist ebenfalls, dass<br />
Anwender ihre Suchanfragen speichern<br />
können. Das spart Zeit und Tipparbeit<br />
auch. Als Sahnehäubchen<br />
gibt’s oben drauf eine<br />
Ausleihverwaltung mit<br />
integriertem Mailversand.<br />
So erinnert der Sammlungsmanager<br />
per Mausklick<br />
säumige Anwender<br />
daran, einen Gegenstand<br />
doch bitte bald zurückzugeben.<br />
Gcstar bietet acht Exportformate:<br />
Tar.gz, CSV,<br />
HTML, Latex, Palm PDB,<br />
SQL, XML und Tellico.<br />
Letzteres ist das Format<br />
der Wahl, wenn Nutzer<br />
ihre Daten mit dem nächsten<br />
Testkandidaten wei-<br />
terbearbeiten möchten. Auch wenn der<br />
KDE-Sammlungsmanager Gcstar-Dateien<br />
versteht, ging trotzdem beim Im- und Export<br />
im Test das eine oder andere Coverbild<br />
verloren.<br />
E Tellico<br />
Auch das KDE-Tool hat bereits einige<br />
Jährchen auf dem Buckel und verwaltet<br />
seit 2002 Sammlungen. Die ersten zwei<br />
Jahre hieß die Anwendung noch Bookcase;<br />
2004 änderten die Entwickler wegen<br />
eines Markenkonflikts den Namen<br />
zu Tellico [2] – keine schlechte Idee,<br />
wie sich zeigte, denn Tellico konzentriert<br />
sich längst nicht mehr auf die Inventarisierung<br />
von Bibliotheken. Auch dieser<br />
altgediente Manager ist Bestandteil der<br />
meisten <strong>Linux</strong>-Distributionen; im Test<br />
trat Version 2.2 an.<br />
Nach dem Start präsentiert Tellico eine<br />
jungfräuliche Bücherdatenbank – wie<br />
noch zu Bookcase-Zeiten. Der Knopf<br />
»Neu« mit dem grünen Pluszeichen führt<br />
jedoch zu weiteren Sammlungstypen.<br />
Zwölf vordefinierte bietet das KDE-Tool<br />
an, darunter Bibliografien, Comics, Videos,<br />
Münzen, Briefmarken, Wein und<br />
verschiedene Spiele. Für die Bestandsaufnahme<br />
im Büro wählt der Anwender den<br />
13. Menüpunkt namens »Neue benutzerdefinierte<br />
Sammlung«.<br />
In einer solchen gilt es zunächst, Felder<br />
über den gleichnamigen Menüpunkt zu<br />
definieren (Abbildung 3). Dies erweist<br />
sich als mühsamer Vorgang, den Tellico<br />
weder durch überwältigende Benutzerfreundlichkeit,<br />
noch durch Kontexthilfen<br />
unterstützt. Eine aufmerksame Lektüre<br />
des Benutzerhandbuchs ist dringend angeraten.<br />
Der Entwurf eigener Felder sollte<br />
außerdem im Vorfeld gut überlegt sein.<br />
Zwar kann der Nutzer jederzeit neue zur<br />
Sammlung hinzufügen und Tellico modifiziert<br />
danach automatisch vorhandene<br />
Einträge, der Feldinhalt ist davon jedoch<br />
unbeeinträchtigt. Das bedeutet, dass Anwender<br />
jeden bestehenden Eintrag erneut<br />
anfassen müssen.<br />
Sind diese Hürden erst einmal genommen,<br />
beginnt das Einpflegen der Büroausstattung.<br />
Hier lauert die nächste<br />
Usability-Panne: Die Toolbar enthält<br />
gleich zweimal den Button »Neu«. Diesmal<br />
gilt es, den rechten für einen neuen<br />
Eintrag zu wählen, nicht den für eine<br />
Abbildung 4: Tellico bietet über eine Schaltfläche im Eintragseditor die Möglichkeit, Bilder für die eigene Sammlung einzuscannen.<br />
Dazu nutzt es die Standardanwendung zum Scannen, etwa Xsane, Simple Scan oder Skanlite.
neue Sammlung. Das Editorfenster ist<br />
darüber hinaus missverständlich. Klickt<br />
der Anwender auch auf »Eintrag speichern«,<br />
so muss er vor der Bearbeitung<br />
eines weiteren Gegenstands auf jeden<br />
Fall auch »Neuer Eintrag« betätigen – andernfalls<br />
überschreibt Tellico die zuvor<br />
angelegten.<br />
Bezugsquellen<br />
Auch Tellico fügt optional Bilder zu den<br />
Einträgen hinzu – allerdings nicht beim<br />
Import aus Internet-Datenquellen. Dafür<br />
erlaubt dieser Sammlungsmanager<br />
aus dem Eintragseditor heraus nicht nur<br />
Zugriff auf Grafiken auf der Festplatte,<br />
sondern auch auf einen angeschlossenen<br />
Scanner (siehe Abbildung 4). Ein Klick<br />
auf »Öffnen mit« ruft auch bei dieser<br />
Anwendung einen Bildbearbeiter auf den<br />
Plan, sodass Anwender für kleine Anpassungen<br />
an den Schnappschüssen das<br />
Tool nicht verlassen müssen.<br />
Ein Klick auf den Button »Suchen« mit<br />
dem Zauberstab-Icon generiert für einige<br />
Sammlungen automatisch neue Einträge<br />
aus Onlinequellen. Diese Funktion eignet<br />
sich nicht für benutzerdefinierte<br />
oder die exotischeren Sammlungen wie<br />
Spielkarten, selbst wenn ein EAN-Feld<br />
(European Article Number, eine international<br />
eindeutige Produktkennzeichnung)<br />
vorhanden ist. Fürs Erfassen von Büroartikeln<br />
bleiben daher nur der mühsame<br />
Weg zu Fuß oder der Import aus anderen<br />
Anwendungen. Tellico kennt über<br />
15 Importformate, darunter CSV, Bibtex,<br />
Audio-CD-Metadaten, Alexandria und<br />
Delicious-Bibliotheksdaten.<br />
Es ist sehr ratsam, nach jedem Neueintrag<br />
die gesamte Sammlung zu speichern,<br />
denn der Button »Eintrag speichern« fügt<br />
einen Gegenstand nur zur Datenbank<br />
hinzu, speichert aber nicht die Tellico-<br />
Datei auf der Festplatte. Auch dieser<br />
Sammlungsmanager zeigte sich nicht<br />
besonders stabil. Der Berichtsgenerator<br />
beispielsweise brachte das Programm<br />
im Test reproduzierbar zum Absturz.<br />
Mit großen Überraschungen und nützlichen<br />
Features wartet Tellico nicht auf.<br />
Filter- und Suchfunktionen sind selbstverständlich<br />
vorhanden; Funktionen, um<br />
Verliehenes im Auge zu behalten oder<br />
Anschaffungslisten zu erstellen, fehlen.<br />
E Shelves<br />
Während die ersten beiden Kandidaten<br />
schon ein paar Jährchen auf dem Buckel<br />
haben, bringt die Android-App Shelves<br />
[3] frischen Wind ins Geschehen. Zwar<br />
kann das Tool im direkten Vergleich mit<br />
Gcstar und Tellico nicht ganz so viel<br />
bieten, verknüpft die Sammlungen aber<br />
geschickt mit anderen Apps. Im Test trat<br />
Version 3.1.6.6 auf einem Motorola Milestone<br />
mit Cyanogenmod 7 [4], basierend<br />
auf der Android-Version Gingerbread<br />
2.3.5, an. In der kostenlosen Variante<br />
blendet die App Werbung ein und erzeugt<br />
Bitparade 12/2011<br />
Software<br />
www.linux-magazin.de<br />
49<br />
1. Lernen Sie!<br />
Ja, „training-on-the-job“, oft praktiziert, aber nicht<br />
überzeugend. Denn die Kollegen haben nie Zeit<br />
für echte Erklärungen, außerdem werden „Neue“<br />
sofort von dem vereinnahmt, was im Unternehmen<br />
schon seit Ewigkeiten tradiert wird. Warum gibt's<br />
seit 2000 Jahren Schulen und Universitäten?<br />
„LERNEN“ ist eine vollwertige Tätigkeit, auf die<br />
man sich konzentrieren muß, die man nicht 'mal<br />
eben so nebenbei tun kann, und die immer auch<br />
eine Prise „Erneuerung“ beinhalten sollte!<br />
2. Ineffiziente Arbeit nicht akzeptieren!<br />
Je spezialisierter Sie arbeiten, desto weniger<br />
echte, fachliche Kollegen haben Sie in Ihrem eigenen<br />
Unternehmen. Wir stellen deshalb Gruppen<br />
zusammen, in denen Sie neben hilfsbereiten<br />
Kollegen mit ähnlichen Kenntnissen an IHREM<br />
Projekt arbeiten. Und ständig ist ein fachlicher Berater<br />
anwesend.<br />
„Guided Coworking“ nennen wir das, und es<br />
könnte DIE Lösung für so manches Projekt sein,<br />
das in Ihrer Firma „hakt“.<br />
3. Hintergrund<br />
Wer den riesigen OpenSource-Baukasten schnell<br />
beherrschen muß, geht zu einer unserer über 100<br />
Schulungen. Wer das bereits kann, aber schneller<br />
mit seinen Projekten vorankommen will, der<br />
kommt mit seiner Arbeit zum Guided Coworking.<br />
Wir sind eine der erfolgreichsten Schulungseinrichtungen<br />
im gesamten Bereich „OpenSource“<br />
- sowohl für Admins, als auch für Entwickler.<br />
Siehe www.linuxhotel.de
Software<br />
www.linux-magazin.de Bitparade 12/2011<br />
50<br />
Abbildung 5: Kleines Display, große Übersicht:<br />
Die Android-App Shelves bringt eine vordefinierte<br />
Sammlung namens »Werkzeuge« mit, die sich gut<br />
für die Büroinventur eignet.<br />
neue Einträge nur aus Onlinequellen und<br />
nicht von Hand. Doch der Shelves Unlocker<br />
kostet im Market rund 3 Euro und<br />
behebt dieses Problem. Außerdem erlaubt<br />
es die Vollversion, mehrere Einträge<br />
gleichzeitig zum Taggen, Bewerten oder<br />
Löschen auszuwählen und Wunschzettel<br />
zu verfassen.<br />
Shelves bietet zehn fertige Sammlungstypen<br />
an, darunter ausgefallene wie »Kleidung«.<br />
Wer also Schuhe oder Krawatten<br />
sammelt … Eine Möglichkeit, eigene Kollektionen<br />
zu erstellen, gibt es nicht. Mit<br />
den vorhandenen Vorlagen für »Gadgets«<br />
und »Werkzeuge« sind allerdings schon<br />
die richtigen Typen für die Büroinventur<br />
dabei (siehe Abbildung 5). Neue Einträge<br />
erstellt der Anwender per Onlinesuche,<br />
über eine Barcode-Scanner-App oder<br />
von Hand. Während sich die Suche im<br />
Netz manchmal etwas zickig präsentiert,<br />
klappt das Scannen umso zuverlässiger,<br />
und es ist nur selten nötig, von Hand<br />
nachzubessern.<br />
Artikelbilder importiert das Tool ebenfalls<br />
aus dem Netz. Bei Bedarf ersetzen Nutzer<br />
die Grafiken durch eigene Schnappschüsse.<br />
Leider greift die App nicht direkt<br />
auf die Kamera des Smartphones zu, sondern<br />
bietet nur den Umweg über die Ga-<br />
lerie an. Diese gab sich im Test mitunter<br />
etwas sperrig, sodass es performanter ist,<br />
auf die Suche mit einem Dateimanager<br />
auszuweichen.<br />
Neues und Altes<br />
Etwas problematisch gestaltet sich die<br />
Internetrecherche bei Gegenständen, die<br />
nicht mehr ganz so taufrisch sind und<br />
daher auch in den Onlineshops fehlen.<br />
Einen älteren Eee PC 4G fand die App<br />
genauso wenig im Netz wie einen angestaubten<br />
Philips Powerpack. In solchen<br />
Fällen bleibt nur, den Gegenstand von<br />
Hand zu erfassen.<br />
Für eine vollständige Inventarisierung<br />
fehlt ebenfalls eine Mengenverwaltung.<br />
Derzeit gibt es keine Möglichkeit, die Anzahl<br />
von Textmarkern, Kulis oder Ähnlichem<br />
einzutragen. Während es Gcstar<br />
und Tellico über ihren Feldeditor erlauben,<br />
nachträglich ein Feld für die Mengenangabe<br />
einzufügen, muss der Anwender sich<br />
bei Shelves mit den vorhandenen Feldern<br />
begnügen oder die Stückzahl in der Freitextbeschreibung<br />
eintragen. Ein weiterer<br />
Wermutstropfen in der aktuellen Version<br />
ist, dass die Andoid-App von jedem Typ<br />
nur eine Sammlung verwaltet.<br />
Dafür punktet Shelves bei den Filterfunktionen,<br />
die sogar nach EAN-Barcodes<br />
sortieren. Wirklich praktisch ist auch<br />
die Ausleihverwaltung. Der Sammlungsmanager<br />
arbeitet mit der Kalender-App<br />
zusammen, die dann zuverlässig daran<br />
erinnert, wo sich ein Gegenstand befindet<br />
(siehe Abbildung 6). Das Wunschliste-<br />
Feature hilft beim Einkaufen. Sind die<br />
Heftklammern, die Ethernet-Kabel oder<br />
der Toner ausgegangen, markiert der Anwender<br />
die Objekte entsprechend, beim<br />
nächsten Gang zum Bürobedarf hat er<br />
die Einkaufsliste schon fertig in der Hosentasche.<br />
Beide Funktionen offenbaren<br />
sich nach einem langen Fingertipp auf<br />
ein Objekt im Regal.<br />
Natürlich beherrscht Shelves auch den<br />
Im- und Export. Neben dem eigenen Format<br />
versteht die App Delicious Library,<br />
liest Textdateien ein, die eine EAN pro<br />
Zeile enthalten, und versteht Online-<br />
Sammlungsverwaltungen wie Librarything<br />
oder Boardgamegeek. Per Fingertipp<br />
sendet der Android-Sammlungsmanager<br />
Daten nicht nur an den Kalender,<br />
sondern schickt Inhalte auch an Google<br />
Abbildung 6: Wer sich öfter wundert, wo Textmarker,<br />
Locher oder Scheren stecken, verwendet die<br />
Kalenderfunktion bei der Shelves-Ausleihe. Die<br />
Android-App nutzt dazu den Google-Kalender.<br />
Docs und erzeugt damit Spreadsheets.<br />
Last but not least überzeugt Shelves mit<br />
seiner Stabilität. Im Vergleich mit den<br />
beiden Desktoptools hat die Android-App<br />
hier eindeutig die Nase vorn.<br />
Ausgezählt<br />
Wer ein Homeoffice oder eine Hobbywerkstatt<br />
inventarisieren möchte, der<br />
kann dies gut mit allen drei Testkandidaten<br />
erledigen. Allerdings benötigen Gcstar<br />
und Tellico dringend etwas frisches Blut,<br />
ein paar neue Ideen und eine Usability-<br />
Beratung. Auch bei der Zusammenarbeit<br />
mit anderen Anwendungen können sich<br />
die beiden altgedienten Desktoptools etwas<br />
bei Shelves abschauen, das natürlich<br />
sehr von den technischen Fähigkeiten eines<br />
Smartphone profitiert und alles unter<br />
einer Haube vereint. (hej)<br />
n<br />
Infos<br />
[1] Gcstar: [http:// www. gcstar. org]<br />
[2] Tellico: [http:// tellico‐project. org]<br />
[3] Shelves für Android:<br />
[http:// www. shelvesforandroid. com]<br />
[4] Cyanogenmod 7 for Milestone:<br />
[http:// android. doshaska. net/ cm7]
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Software<br />
www.linux-magazin.de Owncloud 12/2011<br />
52<br />
Test: Eigene Daten mit Owncloud 2.0 verwalten<br />
Eigenes Quellwölkchen<br />
Mit Owncloud schafft sich der Anwender selbst eine Alternative zu den vielen Online-Speicherdiensten, deren<br />
Datenschutzversprechen wolkig ausfallen. Vor wenigen Tagen hat das Projekt die Version 2 der Open-Source-<br />
Software veröffentlicht. Ahmad Hammad, Ariel García<br />
© spacejunkie, photocase.com<br />
Owncloud ist eine quelloffene Software,<br />
die Privatanwendern und Communities<br />
hilft einen persönlichen Cloudspeicher<br />
auf einem Root- oder Intranetserver einzurichten.<br />
Damit behalten Anwender anders<br />
als bei geschlossenen Diensten wie<br />
Google Docs, Dropbox oder Ubuntu One<br />
die Hoheit über ihre Daten.<br />
Owncloud [1] startete im Frühjahr 2010<br />
als KDE-Projekt, das auf offene Standards<br />
setzt, aber keine KDE-Anwendungen voraussetzt.<br />
Es ist freie Software unter der<br />
Affero-General-Public-Lizenz (Version 3)<br />
und liegt seit 11. Oktober 2011 in der Version<br />
2 vor. Eine Online-Demoinstallation<br />
kann jedermann unter [2] testen.<br />
Ein Owncloud-Server speichert die Benutzerdaten<br />
und bietet die Schnittstellen<br />
an, über die Clients zugreifen. Die<br />
Daten können sowohl normale Dateien<br />
wie Dokumente, Musik oder Bilder als<br />
auch Datensätze wie<br />
Kontakte oder Termine<br />
sein. Der Datenzugriff<br />
gelingt über Webdav<br />
und Brow ser von jedem<br />
<strong>Linux</strong>-, Mac- oder Windows-System<br />
und mobilen<br />
Geräten. Das integrierte<br />
Plugin-System<br />
erweitert Owncloud<br />
etwa um einen HTML-<br />
5-Musikplayer, einen<br />
synchronisierbaren Kalender<br />
oder ein Adressbuch<br />
und ermöglicht<br />
es, weitere Funktionen<br />
zu entwickeln.<br />
Die Software ist auf<br />
einem privaten Rootoder<br />
Firmenserver unter<br />
<strong>Linux</strong>, Windows<br />
oder Mac OS installierbar.<br />
Der Betrieb einer Owncloud-Instanz<br />
setzt PHP, Apache sowie MySQL oder<br />
SQLite als Datenbank-Backend voraus.<br />
Einige <strong>Linux</strong>-Distributionen halten ein<br />
Owncloud-Paket vor – selten aber die Version<br />
2. Neue Releases und Entwicklungsversionen<br />
sind direkt im Git-Repository<br />
[3] oder als Tarball zu finden.<br />
Für diesen Artikel haben die Tester Owncloud<br />
2 als Tarball auf einem Ubuntu<br />
11.04 installiert. Dafür reicht die Installationsanleitung<br />
auf [1]. Beim ersten Aufruf<br />
im Browser fragt Owncloud Konfigurationsparameter<br />
ab, und schon ist die eigene<br />
Cloud betriebsbereit.<br />
Lobenswert ist, dass bei falsch vergebenen<br />
Zugriffsrechten des Speicherverzeichnisses<br />
das Owncloud-Webinterface eine<br />
Fehlermeldung anzeigt. Apropos Sicherheit:<br />
Es zu empfehlen, auf die Daten nur<br />
über verschlüsselte Verbindungen zuzu-<br />
greifen und zudem die PHP-Sicherheitserweiterung<br />
Suhosin [4] einzusetzen.<br />
Bedienen<br />
Auf das Owncloud-Speicherverzeichnis<br />
greift der Benutzer mit gängigen Dateimanagern<br />
per Webdav oder Secure Webdav<br />
transparent zu. Unter <strong>Linux</strong> kann er<br />
auch mit Dateisystemtreibern wie Davfs2<br />
das Webdav-Speicherverzeichnis als lokales<br />
Dateisystem einbinden und somit für<br />
alle Anwendungen systemweit zugänglich<br />
machen. Dateirechte in der Cloud<br />
über Webdav zu ändern funktioniert aber<br />
nicht. Auch das lokale Zwischenspeichern<br />
der Daten für den Offlinebetrieb<br />
ist mit Owncloud 2 nicht möglich, ein<br />
Synchronisationsclient befindet sich aber<br />
in Entwicklung.<br />
Obwohl primär Webdav für das Management<br />
von Dateien vorgesehen ist, kommt<br />
das Owncloud-eigene Webinterface dem<br />
Anwender wie dem Administrator entgegen.<br />
Die auf Ajax fußende Weboberfläche<br />
im modernen Design ist benutzerfreundlich<br />
und reagiert schnell. Die aktuelle<br />
Version arbeitet mit den meisten gängigen<br />
Browsern, wenn auch mit kleinen<br />
Unterschieden. Mit Firefox klappte der<br />
Aufruf der Seiten im Test am besten. Die<br />
Darstellung auf Smartphones ist möglich,<br />
wenn auch die Entwickler das Layout<br />
entsprechend anpassen sollten.<br />
Wer per Webinterface zugreift, darf Dateien<br />
hoch- und herunterladen, löschen<br />
und Ordner anlegen. Er kann aber auch<br />
mehrere Dateien auswählen oder ganze<br />
Ordner herunterladen, die Owncloud vorher<br />
automatisch als Zip-Datei verpackt.<br />
Allerdings fehlen einige Rückmeldungen<br />
an den Benutzer, so beim Überschreiben<br />
von gleichnamigen Dateien oder wenn je-
www.linux-magazin.de<br />
Owncloud 12/2011<br />
Software<br />
53<br />
Abbildung 1: Der Nutzer kann Files für einzelne oder alle Benutzer freigeben.<br />
Abbildung 2: Der Musikplayer Amarok unterstützt das Ampache-API und spielt<br />
die Musikdateien aus der Owncloud direkt ab.<br />
mand die Menge der maximal hochladbaren<br />
Dateien überschreitet – voreingestellt<br />
sind das nur 20 Stück.<br />
Zum Dateitausch bestimmt der Anwender<br />
mit den Share-Icons im Webinterface,<br />
ob er eine Datei mit ausgewählten<br />
Benutzern teilen oder für alle zugänglich<br />
machen will (Abbildung 1). Owncloud<br />
setzt mit dem Austausch und der Kollaboration<br />
zwischen den Anwendern den<br />
sozialen Aspekt des aktuellen Internets<br />
um. Das Webinterface hilft Benutzer und<br />
Gruppen zu verwalten und deren Speicherressourcen<br />
(Quota) zu limitieren.<br />
Zur Authentifikation unterstützt Owncloud<br />
auch LDAP und Open ID.<br />
Own Music<br />
Hochgeladene Musikdateien und ‐alben<br />
erkennt Ownclouds Media-Plugin automatisch<br />
und trägt sie in die Playliste ein.<br />
Der erwähnte HTML-5-Audioplayer spielt<br />
die Stücke im Browser ab. Das Media-<br />
Plugin bildet auch das Ampache-API [5]<br />
nach, was den Weg zum Audio-Streaming-Server<br />
ebnet. Desktop-Mediaplayer,<br />
die mit Ampache klarkommen, spielen<br />
die Musik von Owncloud auch direkt – so<br />
wie Amarok im Test (Abbildung 2).<br />
Zum Erkennen der Musik-Metadaten<br />
nutzt Owncloud das »mp3info«-Tool, was<br />
naturgemäß bei MP3-Dateien gut klappt.<br />
Musikformate wie Ogg, WAV oder WMA<br />
trägt Owncloud dagegen entweder nicht<br />
in den Musikkatalog ein oder der Browser<br />
spielt sie schlicht nicht ab.<br />
Den Zugriff auf Musik, Kalender, Adressbuch<br />
oder weitere Funktionen der Owncloud-Plugins<br />
regelt die Software über<br />
URLs, die im Web-GUI unter »Einstellungen<br />
| Persönlich« einsehbar sind. Der Benutzer<br />
trägt diese in die entsprechenden<br />
Applikationen seiner Clients ein. Owncloud<br />
2 setzt dabei auf offene Standards<br />
(Tabelle 1). Im Test gelang es, Kalender-<br />
und Adressbucheinträge mit einem<br />
Android-2.1-Smartphone auszutauschen<br />
– dessen internes Adressbuch und eine<br />
externe Kalender-Anwendung reichten.<br />
Dies für ein Apple-IOS-Gerät zu wiederholen,<br />
klappte hingegen nicht.<br />
Als KDE-Projekt legt Owncloud großen<br />
Wert auf die Verzahnung mit lokalen<br />
Anwendungen. So unterstützt Owncloud<br />
das Open-Collaboration-Services-API [6]<br />
und will damit wichtige Benachrichtigungen<br />
an OCS-kompatible Clientanwendungen<br />
übermitteln, etwa dass der Speicher<br />
ausgeht oder ein Zugriffskonflikt auf eine<br />
Ressource auftritt. Dieses Zusammenspiel<br />
verschloss sich im Rahmen dieses Artikels<br />
aber Mangels Dokumentation einem<br />
Funktionstest.<br />
Trotz einiger Unzulänglichkeiten der 2er<br />
Version hat das Owncloud-Projekt offenbar<br />
noch viel vor, denn es entwickelt an<br />
Funktionen wie einer Bildergalarie, an<br />
Deteiverschlüsselung und einem Online-<br />
Texteditor. Außerdem arbeitet das Team<br />
an einer breiteren Unterstützung für Mediendaten<br />
und am Code zum Anbinden<br />
und Synchronisieren von Android- und<br />
Web-OS-Geräten. Die längerfristige Planung<br />
sieht das Versionieren und Wiederherstellen<br />
von Dateien vor.<br />
Selber machen<br />
Owncloud 2 ist ein vielversprechender<br />
Clouddaten-Speicher mit nützlichen<br />
Funktionen. Das Besondere jedoch<br />
bleibt der Do-it-yourself-Charakter, dessen<br />
Vorteil man Datenschutz-bewussten<br />
Anwendern nicht lange erläutern muss.<br />
Angesichts des derzeitigen Entwicklungsstands<br />
der Software sollten Datenkraken-<br />
Dissidenten aber zugleich experimentierfreudige<br />
Naturen sein. (jk) n<br />
Tabelle 1: Unterstützte offene Standards<br />
Standard<br />
Datentyp<br />
HTML 5<br />
Auszeichnungssprache für Webinhalte<br />
Webdav<br />
Zugriffsprotokoll für Dateien<br />
Ampache<br />
Zugriffsprotokoll für Musik-Metadaten<br />
Carddav<br />
Zugriffsprotokoll für Kontaktdaten<br />
Caldav<br />
Zugriffsprotokoll für Kalenderdaten<br />
Open Collaboration Services Webservice-API für soziale Netze<br />
Infos<br />
[1] Owncloud: [http:// owncloud. org]<br />
[2] Online-Demo: [http:// demo. owncloud. org]<br />
[3] Repository: [git:// gitorious. org/ owncloud]<br />
[4] Suhosin:<br />
[http:// www. hardened‐php. net/ suhosin/]<br />
[5] Streamingserver Ampache:<br />
[http:// ampache. org]<br />
[6] OCS: [http:// www. open‐collaborationservices.<br />
org/ ocs/]
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Software<br />
www.linux-magazin.de Placecam 3 12/2011<br />
56<br />
Multipoint-Videokonferenzsystem im Test<br />
Trefflich<br />
Kollegen aus der ganzen Welt treffen sich zum Gedankenaustausch im Netz – live und in Farbe. Alles, was sie<br />
brauchen, sind Webcam, Mikrofon und eine Videokonferenzsoftware. Placecam 3 lädt bis zu 40 Leute zum Gespräch<br />
ein, verspricht gute Ton- und Bildqualität und ist jetzt auch für <strong>Linux</strong> verfügbar. Christoph Langner<br />
© TONO BALAGUER, 123RF<br />
International operierende Unternehmen<br />
setzen seit Jahren auf den Austausch per<br />
Videokonferenz. So vermeiden sie Reisekosten,<br />
ohne auf das persönliche Gespräch<br />
zu verzichten. Früher kamen dazu<br />
ausschließlich teure Spezialsysteme zum<br />
Einsatz. Heute reicht schon ein einfacher<br />
Desktoprechner mit Webcam, Mikrofon<br />
und einer Spezialsoftware. Die Anforderungen<br />
an ein solches Programm sind<br />
groß: Das System soll flexibel sein, mit<br />
mehreren Plattformen und unterschiedlichster<br />
Hardware zusammenarbeiten,<br />
viele Teilnehmer verkraften und sich gut<br />
in die Netzwerk-Infrastruktur des Unternehmens<br />
integrieren.<br />
Placecam [1] verspricht all dies und noch<br />
mehr. Die Konferenzsoftware verbindet<br />
die Peer-to-Peer-Technologie mit einem<br />
Client-Server-System und verschlüsselt<br />
die Daten mit dem AES-Algorithmus<br />
(256 Bit). Als Server nutzen Anwender<br />
wahlweise den vom Hersteller angebotenen<br />
oder einen eigenen. Der Anbieter<br />
stellt diese Komponente auf Anfrage für<br />
Windows und <strong>Linux</strong> bereit. Läuft ein<br />
Placecam-Server inhouse, ist bei den<br />
Gesprächen nur die eigene Infrastruktur<br />
involviert, was zusätzliche Sicherheit<br />
bringt. Ein solcher Server ist auch nötig,<br />
wenn Placecam mit bestehenden Videokonferenzsystemen<br />
von Polycom, Tandberg<br />
oder Cisco zusammenarbeiten soll.<br />
Gut platziert<br />
Placecam für Windows ist seit über vier<br />
Jahren erhältlich; Mac-OS-X-Nutzer konferieren<br />
damit schon seit Monaten. Seit<br />
August 2011 bietet die Daviko GmbH eine<br />
<strong>Linux</strong>-Variante an. Neben dem Programm<br />
selbst benötigen Anwender einen Account<br />
auf einem Placecam-Server. Unter<br />
[2] registrieren sie sich für einen kostenlosen<br />
Testzugang beim Berliner Hersteller.<br />
Dieser ist 30 Tage lang gültig. Privatanwender<br />
verlängern ihn, indem sie das<br />
Formular einfach erneut ausfüllen.<br />
Zur Wahl stehen ein einfacher Teilnehmeraccount,<br />
ein Zugang mit Application Sharing<br />
oder ein Moderatoraccount. Ohne<br />
einen Moderator sind maximal drei Teilnehmer<br />
möglich, sonst bis zu 40. Auch<br />
die Freigabe des eigenen Desktops oder<br />
einzelner Programme ist einfachen Benutzern<br />
nicht gestattet. Sie benötigen die<br />
Application-Sharing-Variante.<br />
Die Preise für Placecam 3 für <strong>Linux</strong> unterscheiden<br />
sich nicht von denen für die<br />
restlichen Plattformen. Laut telefonischer<br />
Auskunft des Herstellers erlaubt der Kauf<br />
einer 450 Euro teuren Einzelplatzlizenz<br />
die freie Wahl des Betriebssystems. Wer<br />
Placecam nicht kaufen möchte, der kann<br />
die Software monatsweise für 30 Euro<br />
mieten. Für größere Umgebungen bietet<br />
Daviko ein Concurrent-User-Modell an,<br />
bei dem ein eigener Server die gekauften<br />
Lizenzen verwaltet. Diese Serverkomponente<br />
kostet aktuell 950 Euro. Alle Preise<br />
sind Nettopreise.<br />
Bislang verzichtet Daviko bei der <strong>Linux</strong>-<br />
Ausgabe des Desktopclients auf distributionsspezifische<br />
Pakete; stattdessen steht<br />
ein Tar.gz-Archiv mit einer vorkompilierten<br />
Binärdatei inklusive aller benötigten<br />
Bibliotheken zum Download bereit. Im<br />
Test startete Placecam 3.2.6 ohne zu<br />
murren unter Debian 6.0, Fedora 15 und<br />
Ubuntu 11.04. Das Programm setzt auf<br />
ein Qt-Framework und integriert sich<br />
nahtlos in den <strong>Linux</strong>-Desktop. In puncto<br />
Look & Feel unterscheidet es sich nicht<br />
Placecam 3<br />
DELUG-DVD<br />
Auf der DELUG-DVD finden<br />
Sie den <strong>Linux</strong>-Client. Die Datei »PlaceCam_<br />
v3.2.6.tar.gz« stellt nach dem Auspacken ein<br />
vorkompiliertes Binary bereit, das auf aktuellen<br />
Distributionen sofort einsatzbereit ist.
von der Windows- und der Mac-OS-X-<br />
Variante und überzeugt mit einer klar<br />
strukturierten Oberfläche, in der sich<br />
auch Neulinge schnell zurechtfinden.<br />
Gesprächsbereit<br />
Placecam 3 12/2011<br />
Software<br />
Bei der Einrichtung tragen Nutzer zunächst<br />
die Zugangsdaten zum Server ein.<br />
Außerdem sollten sie unter <strong>Linux</strong> einen<br />
Blick auf die Konfiguration der Ein- und<br />
Ausgabegeräte werfen. Die meisten modernen<br />
Distributionen setzen auf den<br />
Soundserver Pulseaudio, der exklusiven<br />
Zugriff auf die Soundkarte(n) des Systems<br />
besitzt. Daher sollten Nutzer »pulse« als<br />
Gerät bei den Audio-Einstellungen aussuchen.<br />
Die weiteren Konfigurationsoptionen<br />
beziehen sich auf die automatische<br />
Rufannahme, die Bitrate des Audiosignals,<br />
die Bildgröße und die verwendete<br />
Webcam. Placecam setzt auf V4L und<br />
unterstützt somit alle Modelle, die dieses<br />
API nutzen.<br />
Über das Suchformular auf dem Reiter<br />
»Verbinden« fahnden Anwender nach<br />
Kontakten und fügen diese zu einer Liste<br />
hinzu. Einen Klick später klingelt es beim<br />
Gesprächspartner – die Videokonferenz<br />
steht (Abbildung 1). Solange sich die<br />
Teilnehmer im selben Netz befinden,<br />
überträgt Placecam die Daten direkt von<br />
Peer zu Peer. Sofern externe Kontakte<br />
an der Konferenz beteiligt sind, läuft die<br />
Kommunikation über den Zugangsserver.<br />
So spart das Programm Bandbreite und<br />
der Administrator kann entsprechende<br />
Firewallregeln setzen.<br />
An den Konferenzen können bis zu 40<br />
Gesprächspartner gleichzeitig teilnehmen,<br />
wobei aber immer nur zehn zur<br />
selben Zeit aktiv sind, also Bild und Ton<br />
übertragen dürfen. Alle anderen verfolgen<br />
das Geschehen und melden sich bei<br />
Gesprächsbedarf über die Chatzeile beim<br />
Moderator. Dieser schaltet Mitglieder<br />
hinzu, sodass diese für die anderen zu<br />
sehen und zu hören sind. So stellt Placecam<br />
sicher, dass die Konferenz selbst bei<br />
einem großen Teilnehmerfeld nicht aus<br />
dem Ruder läuft.<br />
Auf einige Features, die die Windows-Version<br />
schon länger beherrscht, müssen <strong>Linux</strong>-Anwender<br />
noch verzichten. So ist es<br />
etwa unmöglich, einzelne Anwendungsfenster<br />
für die Konferenzpartner freizugeben.<br />
Über den Reiter »Zusammenarbeit«<br />
Abbildung 1: Placecam 3 ist nun auch für <strong>Linux</strong> verfügbar. Das Bild zeigt eine Konferenz mit fünf Teilnehmern,<br />
von denen der Windows-Nutzer ein Browserfenster für die anderen freigegeben hat.<br />
schalten <strong>Linux</strong>er bisher lediglich den<br />
kompletten Desktop frei. Auch das Mitschneiden<br />
einer Unterhaltung ist derzeit<br />
nur Windows-Benutzern mit Moderatorzugang<br />
möglich. Aber diverse Player zeigen<br />
auf diese Weise erstellte Aufnahmen<br />
auch unter <strong>Linux</strong> nach Installation der<br />
nötigen Codecs problemlos an.<br />
Placecam lieferte im Test durchweg gute<br />
Bild- und Tonqualität. Obwohl im <strong>Linux</strong>-<br />
Client eine aktive Echo-Unterdrückung<br />
fehlt, waren Headsets nicht erforderlich,<br />
es kam zu keinen Rückkopplungen. Auch<br />
das Videobild konnte sich sehen lassen.<br />
Bis zu 640 mal 384 Pixel sind möglich.<br />
Die voreingestellten 320 mal 192 Pixel<br />
reichen aber aus, um sich ein Bild von<br />
den Gesprächspartnern zu machen.<br />
Raum für Entwicklung<br />
Placecam 3 ist eine durchdachte Lösung<br />
für Unternehmen, die auf reibungslose<br />
Kommunikation zwischen ihren Standorten<br />
angewiesen sind und die auf mehreren<br />
Plattformen arbeiten. Von einigen<br />
Einschränkungen abgesehen bietet die<br />
<strong>Linux</strong>-Variante der Software die gleichen<br />
Funktionen und Features wie die<br />
Windows- und Mac-OS-X-Versionen und<br />
arbeitet meist klaglos mit den anderen<br />
Plattformen zusammen. Dass die Freigabe<br />
von einzelnen Programmfenstern<br />
derzeit noch nicht unter <strong>Linux</strong> funktioniert<br />
und Placecam den gesamten Desktop<br />
überträgt, ist schade, aber kein Ausschlusskriterium.<br />
Etwas problematisch zeigte sich im Test<br />
jedoch die CPU-Auslastung. Placecam<br />
übernimmt auf <strong>Linux</strong>-Systemen das Skalieren<br />
von Videos selbst, sodass ab drei<br />
bis vier Teilnehmern der Prozessor kräftig<br />
ins Schwitzen gerät. Selbst auf einem<br />
Testsystem mit Intel-Core-i3-CPU war an<br />
eine Konferenz mit größerer Teilnehmerzahl<br />
nicht zu denken. Bild und Ton fielen<br />
öfter aus, die Videos der anderen Teilnehmer<br />
waren noch zu sehen. Laut eigenen<br />
Aussagen ist dem Hersteller das Problem<br />
bekannt und er arbeitet aktuell an einer<br />
Umstellung der Grafikausgabe auf Open<br />
GL. Ende des Jahres soll es so weit sein,<br />
und dann – so verspricht Daviko – gibt<br />
Placecam auch unter <strong>Linux</strong> mehrere Videostreams<br />
fließend aus. (hej) n<br />
Infos<br />
[1] Placecam 3: [http:// www. daviko. com/<br />
videokonferenz/ 22‐0‐PlaceCam‐3. html]<br />
[2] Kostenlosen Testzugang beantragen:<br />
[http:// www. daviko. com/ videokonferenz/<br />
6‐0‐Kontakt. html]<br />
Der Autor<br />
Christoph Langner arbeitet für die PTV AG Karlsruhe<br />
im Bereich des Testmanagements und ist<br />
seit Jahren in der Open-Source-Szene aktiv. Sein<br />
Blog rund um GNU/<strong>Linux</strong> befindet sich unter<br />
[http:// linuxundich. de].<br />
www.linux-magazin.de<br />
57
Software<br />
www.linux-magazin.de Tooltipps 12/2011<br />
60<br />
Werkzeuge im Kurztest<br />
Tooltipps<br />
CCFE 1.51<br />
Curses-Oberflächen einfach erstellen<br />
Quelle: [http:// ccfe. altervista. org]<br />
Lizenz: GPLv2<br />
Alternativen: Dialog, Zenity<br />
Dillo 3.0. 1<br />
Schlanker Webbrowser<br />
Quelle: [http:// www. dillo. org]<br />
Lizenz: GPLv3<br />
Alternativen: Arora, Midori<br />
Miniircd 0.3<br />
Minimalistischer IRC-Daemon<br />
Quelle: [https:// github. com/ jrosdahl/ miniircd]<br />
Lizenz: GPLv2<br />
Alternativen: Babel-ircd, Crackalaka<br />
Das Curses Command Frontend (CCFE)<br />
greift Entwicklern unter die Arme, die<br />
menügesteuerte, interaktive Curses-Oberflächen<br />
erstellen. Dazu gehören nicht nur<br />
einfache Menüs, über welche die Nutzer<br />
Ereignisse auslösen oder Programme<br />
starten, sondern auch Formularoberflächen,<br />
bei denen der Programmierer die<br />
Felder selbst benennt, ihre maximale<br />
Länge festlegt und Pflichtfelder definiert.<br />
Die Nutzereingaben dieser Felder kann<br />
CCFE als Parameter beim Aufruf an Drittprogramme<br />
weiterreichen.<br />
Entwickler legen unterschiedliche Konfigurationsdateien<br />
im Verzeichnis »/usr/<br />
local/ccfe/lib/ccfe« an, welche die Formulare<br />
oder Auswahlmenüs enthalten.<br />
Ruft der Nutzer CCFE dann zusammen<br />
mit einer solchen Datei auf, zeigt das<br />
Tool die gewünschte Oberfläche an.<br />
In der allgemeinen Einrichtungsdatei<br />
»/etc/ccfe.conf« passen Entwickler das<br />
Screenlayout, die Belegung der Funktionstasten,<br />
die Benutzershell und den<br />
Loglevel an. Zwar ist eine gewisse<br />
Einarbeitungszeit erforderlich, die ausführliche<br />
Dokumentation enthält aber<br />
aussagekräftige Beispiele.<br />
★★★★★ CCFE ist der ideale Helfer, um<br />
auf der Konsole interaktive Curses-Interfaces<br />
für Shellskripte und Kommandozeilentools<br />
zu erstellen.<br />
n<br />
Dillo ist eine gute und schlanke Alternative<br />
für alle, die Firefox & Co. zu Ressourcen-hungrig,<br />
Lynx und W3m jedoch zu<br />
wenig komfortabel finden. Der Browser<br />
konzentriert sich auf die Darstellung<br />
von statischen Elementen. Dynamische<br />
Inhalte wie Flash, Javascript oder Ähnliches<br />
unterstützt er nicht, was einige<br />
Seiten unbenutzbar macht. Im Gegenzug<br />
erhält der Anwender ein erhöhtes Maß<br />
an Sicherheit, zudem werden Websites<br />
äußerst flott geladen.<br />
Auf einen gewissen Bedienkomfort müssen<br />
Nutzer dennoch nicht verzichten.<br />
Dillo bietet Tabbed Browsing und den<br />
direkten Zugriff auf Suchmaschinen. Außerdem<br />
prüft der Browser beim Laden einer<br />
Seite den Quellcode auf Fehler. Wird<br />
er fündig, präsentiert ein Klick auf das<br />
Käfersymbol unten rechts eine Liste mit<br />
Problemen.<br />
Aktuelle Versionen des Browsers setzen<br />
auf die FLTK-Bibliothek und nicht länger<br />
auf GTK+. Auch die Zusammenarbeit<br />
mit unterschiedlichen Suchmaschinen<br />
ist inzwischen über den »search_url«-<br />
Parameter möglich. Neue Dillo-Versionen<br />
unterstützen auch IPv6 und kommen mit<br />
einer verbesserten Dokumentation.<br />
★★★★★ Dillo ist eine gute Lösung für<br />
alle, die einen schlanken Webbrowser<br />
bevorzugen und auf Javascript oder Flash<br />
verzichten können.<br />
n<br />
Der Internet Relay Chat, kurz IRC, ist<br />
schon fast so alt wie das Internet selbst.<br />
Wer für ein Ad-hoc-Netzwerk oder das<br />
heimische LAN schnell einen eigenen<br />
IRC-Server an den Start bringen möchte,<br />
der sollte einen Blick auf Miniircd werfen.<br />
Das Tool erfordert keinerlei Installation,<br />
sondern ist nach dem Entpacken des<br />
Archivs sofort lauffähig.<br />
Wie der Name vermuten lässt, unterstützt<br />
das Programm nur die grundlegenden<br />
Funktionen des IRC-Protokolls<br />
und die wichtigsten Befehle. Miniircd<br />
führt keinen »ident‐lookup« durch. Auch<br />
Channel- oder IRC-Operatoren kennt der<br />
Server nicht, Vernetzungen mit anderen<br />
IRC-Servern oder DNS-Lookups sind<br />
ebenfalls nicht möglich.<br />
In der Voreinstellung läuft Miniircd im<br />
Vordergrund. Über die Option »‐d« startet<br />
der Admin den Server im Daemon-Modus.<br />
Falls er über den Parameter »‐‐ports«<br />
keine Liste von alternativen Ports angegeben<br />
hat, lauscht der schlanke IRC-<br />
Daemon am Standardport 6667 auf eingehende<br />
Verbindungen.<br />
★★★★★ Miniircd eignet sich als schnelle<br />
Lösung für Ad-hoc-Netze oder das eigene<br />
LAN. Wer seinen IRC-Nutzern jedoch<br />
differenzierte Zugangsberechtigungen<br />
oder eine sichere Kommunikation bieten<br />
möchte, der sollte lieber auf einen anderen<br />
IRC-Server setzen.<br />
n
Nethogs 0.8.0<br />
Netzwerkdurchsatz von Prozessen ermitteln<br />
Quelle: [http:// nethogs. sourceforge. net]<br />
Lizenz: GPLv3<br />
Alternativen: Pksh, Iptraf<br />
Source-Highlight 3.1.5<br />
Quellcode im Web präsentieren<br />
Quelle: [http:// www. gnu. org/ software/<br />
src‐highlite]<br />
Lizenz: GPLv3<br />
Alternativen: Luminous<br />
Spey 1.0<br />
SMTP-Proxy zum Filtern von Spam<br />
Quelle: [http:// spey. sourceforge. net]<br />
Lizenz: GPLv2<br />
Alternativen: Antispam SMTP Proxy, Greylite<br />
Tooltipps 12/2011<br />
Software<br />
www.linux-magazin.de<br />
61<br />
Den aktuellen Ressourcenbedarf der laufenden<br />
Prozesse zeigt Top an. Geht es<br />
aber um den Netzwerkverkehr von Prozessen,<br />
ist Nethogs das Mittel der Wahl.<br />
Anders als andere Monitoringtools, die<br />
den Datendurchsatz nach Nutzer oder<br />
Protokoll gebündelt anzeigen, ermittelt<br />
Nethogs den Netzwerkdurchsatz des jeweiligen<br />
Prozesses. Damit hilft das Tool<br />
allen Nutzern, die herausfinden möchten,<br />
welches laufende Programm gerade<br />
die ganze Bandbreite konsumiert.<br />
Nethogs läuft mit Rootrechten, ein spezieller<br />
Kernel ist aber nicht erforderlich.<br />
Seine Informationen bezieht das Tool<br />
aus dem »/proc«-Verzeichnis. In der Voreinstellung<br />
beobachtet es das Interface<br />
»eth0«. Andere Schnittstellen definiert<br />
der Nutzer beim Aufruf und gibt sie<br />
durch Leerzeichen getrennt an.<br />
Nethogs beschränkt sich auf die Analyse<br />
von TCP-Verbindungen. UDP erkennt die<br />
Spürnase nicht, auch eine IPv6-Unterstützung<br />
fehlt bislang. Falls nicht anders<br />
beim Aufruf definiert, aktualisiert das<br />
Tool die Anzeige im Sekundentakt. Mit<br />
dem Parameter »‐d« lässt sich das Intervall<br />
an eigene Wünsche anpassen.<br />
Die erfassten Daten listet Nethogs genau<br />
wie Top übersichtlich untereinander auf.<br />
Die einzelnen Spalten zeigen die PID, die<br />
Benutzerkennung des Prozesses sowie<br />
den eingehenden und den ausgehenden<br />
Datendurchsatz an. Für einige Dienste<br />
(»pop3«, »sshd«, »smbd« und so weiter)<br />
gibt Nethogs auch die Netzwerkschnittstelle<br />
an.<br />
★★★★★ Dank Nethogs sehen Administratoren<br />
auf einen Blick, welcher Prozess<br />
das Netz auslastet und am meisten Bandbreite<br />
verschlingt.<br />
n<br />
Die optische Aufbereitung von Quellcode<br />
für Webseiten ist mitunter ein mühseliges<br />
Unterfangen. In Source-Highlight finden<br />
Programmierer einen praktischen Helfer.<br />
Das Tool erkennt selbstständig die<br />
Syntax von über 150 Sprachen, Konfigurationsdateien<br />
und Logformaten und<br />
hebt Schlüsselelemente farblich hervor.<br />
Es lernt ständig dazu und unterstützt<br />
nicht nur Ada und C, das Syslog- und<br />
das XML-Format, sondern auch Oldtimer<br />
wie Cobol und Exoten wie D.<br />
Falls nicht anders beim Aufruf definiert,<br />
erzeugt Source-Highlight HTML-Code,<br />
generiert auf Wunsch aber auch ganze<br />
HTML-Seiten mit Headern, Footern und<br />
Stylesheets. Im Lieferumfang sind 47<br />
Dateien mit verschiedenen CSS-Layouts<br />
enthalten. Zusätzlich existieren Optionen,<br />
die XHTML-, Latex-, Javadoc- und<br />
Docbook-Code produzieren.<br />
Source-Highlight bietet an, nur bestimmte<br />
Elemente eines Textes zu verarbeiten.<br />
Dazu steht einerseits »‐‐line‐range« zur<br />
Verfügung, was einen Bereich von Zeilennummern<br />
bestimmt. Andererseits<br />
versteht das Tool dank der neuen Option<br />
»‐‐regexp‐range« nun auch reguläre<br />
Ausdrücke. Webentwickler dürften sich<br />
in der aktuellen Version über die verbesserte<br />
Verarbeitung von eingebettetem<br />
PHP- und CSS-Code freuen.<br />
★★★★★ Wer regelmäßig Quellcode<br />
oder Protokollauszüge für die Veröffentlichung<br />
im Web aufbereiten muss, der<br />
sollte Source-Highlight unbedingt ausprobieren.<br />
Das Tool kennt sehr viele Formate<br />
und liefert gute Ergebnisse. n<br />
Auch wenn Experten von nachlassendem<br />
Spamaufkommen sprechen, kursieren<br />
nach wie Tonnen von Werbemüll<br />
im Netz. Spey dämmt mit Greylisting die<br />
Junkmail-Flut ein und positioniert sich<br />
damit als SMTP-Proxy zwischen dem eigenen<br />
Mailserver und anderen im Netz.<br />
Das Tool nimmt eingehende Verbindungen<br />
entgegen und analysiert sie. In der<br />
Konfiguration legt der Admin auffällige<br />
Muster fest – wird Spey fündig, bricht es<br />
den Kontakt ab; andernfalls reicht es die<br />
Daten an den Mailserver weiter.<br />
Die Konfiguration der Verbindungsparameter<br />
erfolgt auf der Kommandozeile.<br />
Hier definiert der Admin IP-Adresse und<br />
Port für die eintreffende Post und die<br />
Adresse des Mailservers, der die zugelassenen<br />
Nachrichten weiterreicht. In der<br />
Voreinstellung läuft Spey als eigenständiger<br />
Dienst, arbeitet auf Wunsch aber<br />
auch mit Inetd zusammen.<br />
Die Spamanalyse selbst richtet der Admin<br />
in der SQLite-Datenbankdatei »/var/lib/<br />
spey/spey.db« ein, er bearbeitet sie mit<br />
dem Tool »speyctl«. Spey nutzt die Verarbeitungstabellen<br />
»trust«, »recipient«,<br />
»whitelist« und »blacklist«, in die der<br />
Systemverwalter die IP-Adressen einträgt.<br />
Auch andere Einstellungen wie etwa die<br />
Quarantänedauer einer Mail, den Socket-<br />
Timeout oder TLS-Zertifikate sind in der<br />
Datei »spey.db« möglich. Wer Spey mit<br />
unterschiedlichen Konfigurationen betreiben<br />
möchte, der erstellt weitere Datenbankdateien.<br />
★★★★★ Spey eignet sich besonders für<br />
kleinere Mailserver ohne eigene Antispam-Routinen.<br />
Dank seiner einfachen<br />
Konfiguration ist das Tool schnell einsatzbereit.<br />
(U. Vollbracht/hej)<br />
n
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Einsendeschluss ist der 15.12.2011<br />
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Aus dem Alltag eines Sysadmin: E-Log<br />
Watt denn mehr?!<br />
Einführung 12/2011<br />
Sysadmin<br />
Wer zum Begleichen der letzten Stromrechnung <strong>Linux</strong>-Zeitschriften austragen muss, kann anhand der folgenden<br />
Anleitung nach den Ursachen forschen. Voraussetzung ist ein Energiezähler neuerer Bauart. Charly Kühnast<br />
Inhalt<br />
64 Enterprise Service Bus<br />
Drei freie Projekte im Vergleich: Mule<br />
ESB, Apache Servicemix, Talent ESB.<br />
72 Desktop-<strong>Virtual</strong>isierung<br />
<strong>Linux</strong>- und Windows-PCs aus der eigenen<br />
Wolke verteilen und verwalten, das nimmt<br />
sich die <strong>Linux</strong>-Firma Univention vor.<br />
www.linux-magazin.de<br />
63<br />
Vor einigen Jahren präsentierte mir mein<br />
Energieversorger eine für ihn höchst erfreuliche<br />
Rechnung. Die bescheinigte mir,<br />
nur eine Handvoll Kilowattstunden vom<br />
automatischen Wechsel in den Großabnehmertarif<br />
entfernt zu sein. In der fraglichen<br />
Zeit bildeten wir einen Haushalt mit zwei<br />
Erwachsenen, einem Säugling und zwei<br />
19-Zoll-Schränken. Meine Einlassung:<br />
„Da sieht man mal, was Fläschchenwärmer<br />
und Babyphon so anrichten!“, nahm<br />
meine Holde zwar mit Humor. Mich sensibilisierte<br />
der finanzielle Strom-Schlag<br />
jedoch, beim nächsten Hardwarekauf<br />
nicht nur auf GHz zu achten.<br />
Der Zähler war seinerzeit ein schwarzer<br />
Kasten, in dem sich eine Metallscheibe<br />
im Rhythmus des Strombezugs dreht.<br />
Mittlerweile sonnt sich eine Photovolta<br />
ik anlage auf dem Dach, in deren Gefolge<br />
es auch einen neuen, jetzt digitalen<br />
Zähler gab. Wie fast alle modernen besitzt<br />
mein Zähler eine Infrarot-LED, die<br />
Daten morst. Zum Auslesen genügt ein<br />
Fotohalbleiter, der die Daten des Zählers<br />
empfängt und nach einer Pegelwandlung<br />
an die serielle Schnittstelle eines <strong>Linux</strong>-<br />
Rechners weitergibt.<br />
Der Autor<br />
Charly Kühnast administriert<br />
Unix-Syste me im Rechenzentrum<br />
Niederrhein. Zu seinen<br />
Aufgaben gehören Sicherheit<br />
und Verfügbarkeit der<br />
Firewalls und der DMZ.<br />
Abbildung 1: Den Verbrauch des Kühnast’schen Haushalts zeigt die rote Linie, die Solar-Einspeisung ist grün.<br />
Elektrotechnisch Begabte bauen das Gerät<br />
anhand von [1] selbst, das benötigte<br />
Material kostet unter 10 Euro. Lötkolbenscheues<br />
Gesindel wie ich bezieht den fertigen<br />
Optokopf von ei nem Fachhändler.<br />
Da mein <strong>Linux</strong>-Server, der praktischerweise<br />
nur zwei Meter vom Stromzähler<br />
entfernt werkelt, keine serielle Schnittstelle<br />
besitzt, habe ich zusätzlich ein<br />
Ethernet-Modul erworben, das die Daten<br />
sekündlich übers Netz bereitstellt.<br />
Kurzer Blackout<br />
Jetzt gelangen die Datenblöcke in den<br />
Rechner (Listing 1), beim Aufdröseln<br />
hilft mir [2]: Es läuft darauf hinaus, das<br />
Smart-Meter-Language-Format zu durchsuchen.<br />
Als Momentanverbrauch brauche<br />
ich den Wert für „Wirkarbeit Bezug“.<br />
Der Datenblock beginnt mit hexadezimal<br />
»77070100010800FF«. Einige Bytes später<br />
taucht die Sequenz »621E52FF« auf, die<br />
besagt, dass der Zählerstand in Wattstunden<br />
mit einer Nachkommastelle portioniert<br />
sein wird. Die zwischen »56« und<br />
»01« stehende Zahlenfolge ist der Zählerstand,<br />
den ich nur von Hex nach Dezimal<br />
wandeln muss. Ich wiederhole die<br />
Messung nach einer Stunde und erhalte<br />
aus der Differenz beider Werte meinen<br />
Verbrauch in Wattstunden.<br />
Die meisten Zähler liefern noch andere<br />
Werte. Das ist sinnvoll für Tarife, wenn<br />
Tag- und Nachtstrom unterschiedlich teuer<br />
sind oder die von Solarmodulen eingespeiste<br />
Energie zu bestimmen ist. Zum<br />
Visualisieren der Daten (Abbildung 1)<br />
greife ich zu RRDtool [3]. Um die Datenbank<br />
zu füttern, muss der <strong>Linux</strong>-Server<br />
natürlich Tag und Nacht laufen – zur<br />
Freude meines Energieversorgers. (jk)n<br />
Infos<br />
[1] IR-Lesekopf: [http:// wiki. volkszaehler. org/<br />
hardware/ controllers/ ir‐lesekopf]<br />
[2] SML: [http:// wiki. volkszaehler. org/<br />
software/ sml# aufbau_sml‐datei],<br />
[http:// itrona. ch/ stuff/ F2‐2_PJM_5_Beschreibung%20SML%20Datenprotokoll%<br />
20V1. 0_28. 02. 2011. pdf]<br />
[3] RRDtool: [http:// oss. oetiker. ch/ rrdtool/]<br />
Listing 1: Hex-Code vom Zähler<br />
01 mac=00:08:DC:17:5D:B1<br />
02 boot=1<br />
03 fw=02.00<br />
04 time=1259877154<br />
05 zpb=DE0000000000000000000000000000002<br />
06 SML(1B1B1B1B0101010176070012003D458C620062007263<br />
010176010107001200116<br />
07 [...]<br />
08 0000001B1B1B1B1A034D1F)
Sysadmin<br />
www.linux-magazin.de Enterprise Service Bus 12/2011<br />
64<br />
Drei freie Enterprise-Service-Bus-Projekte im Vergleich<br />
Datenautobahn<br />
Ein Enterprise Service Bus als zentrale „Autobahn“ für Daten und Dienste im Unternehmen kümmert sich um<br />
die Kommunikation, erledigt aber auch Orchestrierung, Message-Routing oder Event-Analyzing. Dieser Artikel<br />
stellt drei freie Produkte anhand einfacher Einsteigerszenarien vor. Arne Roßmann, Christine König, Markus Feilner<br />
© Ying Feng Johansson, 123RF<br />
Admins, die vor der Aufgabe stehen,<br />
die IT-Landschaft ihres Unternehmens<br />
auf die Themen Service-Orientierung<br />
und Enterprise Service Bus zu trimmen,<br />
brauchen nicht gleich zu kostspieligen,<br />
proprietären Produkten mit garantiertem<br />
Vendor-Lock-in zu greifen. Dieser Artikel<br />
hilft das komplexe Thema zu verstehen<br />
und präsentiert drei leistungsfähige<br />
Open-Source-Tools anhand einfacher Beispiele,<br />
die die unterschiedlichen Ansätze<br />
deutlich machen.<br />
Ein kleines oder mittelständische Unternehmen<br />
muss seinen Fokus nicht mal in<br />
der IT haben, um sich mit den Themen<br />
Was ist ein ESB?<br />
Ein Enterprise Service Bus ist die zentrale Komponente<br />
einer Service-orientierten Architektur<br />
(SOA). Eine SOA-kompatible IT tauscht Informationen<br />
in Form von standardisierten Nachrichten<br />
zwischen verschiedenen Systemen aus.<br />
Der ESB ist der Nachrichtenbus, über den der<br />
Austausch stattfindet. Als zentrale Strecke für<br />
Daten und Dienste unterstützt er die Integration<br />
unterschiedlicher Komponenten in heterogenen<br />
Anwendungslandschaften.<br />
Enterprise Service Bus (ESB, [1], Kasten<br />
„Was ist ein ESB?“) oder Service-orientierte<br />
Architekturen (SOA, [2]) konfrontiert<br />
zu sehen: Immer öfter winken<br />
ein großer Auftrag oder ein dauerhaftes<br />
Projekt nur dann, wenn die Firmen-IT mit<br />
den vom Auftraggeber vorgegebenen Datenschnittstellen<br />
harmoniert – und schon<br />
sieht sich der lokale Admin mit einer Fülle<br />
von Spezifikationen und Anforderungen<br />
konfrontiert, die weit über die bisherige<br />
Organisationsform hinausgeht.<br />
Vor allem in der hochgradig vernetzten<br />
Automobilindustrie sind derartige Service-Schnittstellen<br />
gang und gäbe. Dort<br />
Größter Vorteil des ESB ist die Möglichkeit,<br />
verschiedenste Systeme anzudocken, im Idealfall<br />
ohne oder mit nur geringen Anpassungen<br />
an den laufenden Diensten. Das Verwalten der<br />
Verbindungen, des Routing und der Konfiguration<br />
erledigt der ESB, die IT-Struktur der Firma<br />
ist dort in unterschiedlichen Formaten hinterlegt.<br />
Abbildung 2 zeigt, wie ein ESB als Zentrale<br />
agiert und so viele einzelne Schnittstellen zwischen<br />
den Diensten unnötig macht.<br />
muss sich der Zulieferer anmelden und<br />
bekommt über klar definierte Formate,<br />
meist XML-Strukturen, die Daten geliefert,<br />
die er in seinem ERP-System benötigt.<br />
Darüber hinaus erwartet der Automobilkonzern<br />
selbstverständlich auch,<br />
dass der Zulieferer seine Daten wieder<br />
im gleichen Format upstream gibt, also<br />
per Datenschnittstelle in die Konzern-IT<br />
einspeist. Es läge nahe, hier einfach einen<br />
Konnektor als Client zu bauen, vielleicht<br />
reicht sogar ein simples Perl-Skript. Doch<br />
wäre dies an die Clientsoftware gebunden<br />
und ließe sich nur mit neuem Entwicklungsaufwand<br />
an später neu eingeführte<br />
Software anpassen.<br />
Spaghetti-Architekturen<br />
Sollen gar mehrere Systeme mit den vom<br />
Kunden angebotenen Diensten kommunizieren,<br />
droht außerdem eine Art Spaghetti-Architektur<br />
(siehe Abbildung 1).<br />
Spätestens dann ist es ratsam, über die<br />
Einführung einer Service-orientierten Architektur<br />
mit der Integration eines Enterprise<br />
Service Bus nachzudenken. Der<br />
ergibt auch innerhalb eines Unternehmens<br />
bereits bei mittelmäßig komplexen<br />
IT-Strukturen Sinn.<br />
Die Einführung eines ESB ist jedoch eine<br />
durchaus kostspielige und weitreichende<br />
Entscheidung. Selbst kleinere Setups erfordern<br />
einen mittleren fünfstelligen Betrag,<br />
wobei sich die Ausgaben gleichermaßen<br />
auf das umfangreiche Consulting<br />
und die darauf folgende Programmierung<br />
aufteilen. Die ESB-Hersteller verkünden<br />
unisono, dass sich die Investition lohne,<br />
weil so ein System später deutlich einfacher<br />
zu warten und zu erweitern sei.<br />
Dennoch muss sich jeder IT-Leiter oder<br />
Admin bewusst sein, dass die Wahl des
Abbildung 1: Sollen fünf Dienste miteinander kommunizieren,<br />
entsteht schnell eine solche Spaghetti-<br />
Architektur. Im schlimmsten Fall muss die Firmen-IT<br />
jeden Konnektor selbst programmieren und warten.<br />
ESB eine langfristige Festlegung auf ein<br />
Produkt darstellt, aus der das Unternehmen<br />
nicht oder nur mit hohem Aufwand<br />
wieder herauskommt.<br />
Allein die Tatsache, dass erhebliche Teile<br />
der Geschäftsprozesse in Form von Konfigurationsdateien<br />
auf dem ESB hinterlegt<br />
sind, zeigt die Bedeutung dieser Entscheidung<br />
für den künftigen IT-Betrieb und<br />
lässt die Aufwände bei einem Wechsel<br />
der ESB-Software erahnen.<br />
Angesichts der zu erwartenden Umsätze<br />
ist der Markt für ESBs im Aufschwung,<br />
auch weil in immer mehr Firmen die Integration<br />
verteilter Dienste in heterogene<br />
Unternehmensanwendungen an Relevanz<br />
gewinnt. Da tummeln sich Hersteller<br />
proprietärer Produkte wie IBM Websphere<br />
[3], Microsoft Biztalk [4], Oracle<br />
Integration Adapters [5] oder Red Hat<br />
Jboss Enterprise SOA Platform [6] neben<br />
freien Produkten wie Mule ESB [7], Apache<br />
Servicemix [8] und Talend ESB [9]<br />
(ehemals Sopera, [10]).<br />
Auch die mittlerweile in der Open Source<br />
Business Alliance aufgegangene Lisog hat<br />
in ihrem Cloud Stack [11] dem ESB eine<br />
zentrale Rolle zuerkannt, wobei hier auf<br />
Produktebene Sopera und Mule gleichberechtigte<br />
freie Alternativen sind.<br />
Enterprise Service Bus<br />
Abbildung 2: In einer IT-Landschaft mit einem ESB<br />
bedarf es nur eines Konnektors pro Service, was<br />
Administrations- und Integrationsaufwände deutlich<br />
verringert.<br />
Consultants sind sich jedoch in einem<br />
Punkt einig: Eine allgemeine Empfehlung,<br />
wer in welcher Situation welches ESB-<br />
Produkt verwenden sollte, lässt sich nicht<br />
geben. Es kommt immer auf den Einzelfall<br />
an, auf die Fähigkeiten der beteiligten<br />
Enterprise Service Bus 12/2011<br />
Sysadmin<br />
www.linux-magazin.de<br />
65<br />
Tabelle 1: Drei Open-Source-ESB-Anbieter im Überblick<br />
Mule ESB Apache Servicemix Talend ESB (Sopera)<br />
Aktuelle Version 3.1.2 4.3.0 4.2.1<br />
Lizenz<br />
Community Edition (CPAL)/Enterprise<br />
Edition mit kommerziellem Support<br />
Apache License 2.0<br />
Eclipse Public License (Community Edition)<br />
bzw. Sopera License (Enterprise Edition)<br />
Architektur Java, zentral Java, zentral Java, auf Wunsch auch verteilt<br />
Community<br />
aktive Muleforge-Community mit aktives Forum, Mailinglisten Forum, Blog, Onlineseminare<br />
Mule Extensions und I-Beans, Forum,<br />
diverse Mailinglisten<br />
Support<br />
Kontaktpersonen, Software-Updates,<br />
8x5- oder 24x7-Support, Servicepacks<br />
Diskussionsforen, 8x5- oder<br />
24x7-Support, Servicepacks<br />
Hotline, Helpdesk, kostenfreie Updates, Servicepacks<br />
Unterstützte Betriebssysteme<br />
<strong>Linux</strong>, Windows, Solaris, AIX, HP-UX,<br />
Mac OS X<br />
Windows XP, Windows 2000,<br />
Solaris, HP-UX, <strong>Linux</strong>, Mac OS X<br />
Stand-alone ja ja ja<br />
Unterstützte Application<br />
Geronimo, Jboss, Jonas<br />
Server<br />
Sprachunterstützung für<br />
Services/Komponenten<br />
Entwicklungsunterstützung<br />
Business Process Management:<br />
Überwachung<br />
Verfügbarkeit<br />
Nachrichtenpersistenz<br />
Transaktionen<br />
Geronimo, Jboss, Weblogic, Websphere,<br />
Oracle Application Server, Sun<br />
One, Tcat, Tomcat, Resin, Jetty, Spring<br />
Framework<br />
Groovy, Java, Javascript, Jaxen,<br />
Jython (Python), Jruby, Jxpath<br />
Eclipse Mule IDE, Mule Studio, Profiler,<br />
Japex, Data Integrator IDE, Ant, Maven<br />
Java, Groovy, Jruby, Rhino<br />
Javascript<br />
Web Console für Deployment<br />
von JBI-Komponenten<br />
Windows XP, Vista, Server 2003, Solaris, <strong>Linux</strong><br />
Jboss, Geronimo, Weblogic, Websphere, SAP<br />
Netweaver, Tomcat, Jetty<br />
Java, Dotnet<br />
eigene Toolsuite (Eclipse)<br />
JBPM, BPEL BPEL (Apache ODE), Bpm Script Sopera BPM (basierend auf Intalio BPM),<br />
Apache ODE, SAG, Web Methods BPMS<br />
Management und Überwachung,<br />
Patchmanagement, Migrationswerkzeuge<br />
(Enterprise Edition)<br />
Hochverfügbarkeit und Failover, Retry<br />
Policies für Self-Healing Connectivity<br />
persistente VM-Queues (um interne<br />
SEDA-Queues persistent zu machen)<br />
transportunabhängig, z.B. JDBC, XA,<br />
JMS, Message Acknowledgement,<br />
Multi-Resource Transactions (EE)<br />
JMX, Ant Tasks<br />
Hochverfügbarkeit und Clustering<br />
von Containern<br />
JMS, JDBC<br />
JMS, JCA<br />
Toolsuite (Eclipse), Managementoberfläche für<br />
die Service Registry, JMX, Sopera HQ<br />
verteilte Architektur<br />
JMS<br />
JMS, JDBC
Sysadmin<br />
www.linux-magazin.de Enterprise Service Bus 12/2011<br />
66<br />
Dienste und die Anforderungen des Szenarios.<br />
Für die drei im Folgenden vorgestellten<br />
Open-Source-Systeme (Mule ESB,<br />
Apache Servicemix und Talend ESB) hilft<br />
die von den Autoren zusammengestellte<br />
Tabelle 1, um herauszufinden, ob eines<br />
der drei für ein spezielles Setup in Frage<br />
kommt. Der Kasten „ESB-Analysen“<br />
zeigt einen Überblick über Meinungen,<br />
die Technologie- und Marktforschungsunternehmen<br />
in Studien zusammengetragen<br />
haben. Die Untersuchungen von<br />
Forrester Research, zum Beispiel [12],<br />
erweisen sich mit nicht weniger als 109<br />
Kriterien als die umfassendsten.<br />
E Mule ESB<br />
Mulesofts ESB ist mit mehr als 1,5 Millionen<br />
Downloads und über 2500 Unternehmensanwendern<br />
die weltweit ge-<br />
fragteste ESB-Anwendung auf Basis von<br />
Open-Source-Software. Der Hersteller<br />
bietet außerdem einen Enterprise Tomcat<br />
Server (Tcat) und Mule I-ON an, eine<br />
Cloud-basierte Integrationsplattform als<br />
Service. Der Mule ESB ist in Java geschrieben,<br />
bereits existierende Systeme<br />
mit Komponenten wie JMS, Webservices<br />
und HTTP lassen sich vergleichsweise<br />
einfach integrieren. Zudem wirbt Mulesoft<br />
mit hoher Skalierbarkeit, die es erlaubt,<br />
sehr viele Anwendungen miteinander<br />
zu verbinden.<br />
Mule ESB eignet sich sowohl für SOA-<br />
Szenarien als auch für das Einbetten von<br />
Anwendungen in zentrale Plattformen<br />
und unterstützt die gängigen Enterprise<br />
Integration Patterns. Für die Konfiguration<br />
existiert ein eigener XML-Dialekt,<br />
der sich stark an die Spring-Konfiguration<br />
anlehnt und es beispielsweise auch erlaubt,<br />
JDBC-Verbindungen in der Spring-<br />
Syntax zu definieren.<br />
Das Beispiel in Listing 1 konfiguriert eine<br />
simple Anwendung in Mule ESB. Sie erhält<br />
über eine URL einen Namen und gibt<br />
diesen String anschließend wieder aus.<br />
Der Code setzt zunächst den Namespace<br />
für die benötigten Komponenten. Nach<br />
einem kurzen Kommentar in »description«<br />
(Zeile 12) eröffnet die Anwendung<br />
den „Flow“. Als Flow bezeichnet Mule<br />
einen Ablauf, bei dem Module wie Endpoints<br />
oder Komponenten Einsatz finden.<br />
In diesen Fluss übernimmt der ESB die<br />
Eingaben, die über die URL eintreffen,<br />
definiert durch das »inbound‐endpoint«-<br />
Tag (Zeile 19).<br />
Eingaben kommen über den Webservice<br />
per Jaxws (Java API for XML Web Services),<br />
Mule leitet sie an die selbst geschriebene<br />
Echo-Komponente »org.mule.ex-<br />
Listing 1: Mule-Konfiguration<br />
01 <br />
02 <br />
12 This config builds a JAX‐WS service with CXF. We use a<br />
"serviceClass" which is a JAX‐WS<br />
13 interface we've defined. It allows us to ensure that the WSDL is<br />
14 only generated for the "echo" method (as opposed to all the other<br />
methods on the EchoComponent).<br />
15 This keeps our WSDL nice in clean ‐ but it is not required.<br />
16 To invoke the Echo service hit the following URL ‐ http://<br />
localhost:65082/services/EchoUMO/echo/text/hello<br />
17 To view the WSDL for the Echo service go to ‐ http://localhost:65082/<br />
services/EchoUMO?wsdl<br />
18 <br />
19 <br />
22 <br />
25 <br />
26 <br />
27 <br />
28 <br />
29 <br />
ESB-Analysen<br />
Die Marktforschungsunternehmen Forrester<br />
und Gartner haben in den vergangenen Jahren<br />
immer wieder ESBs unter die Lupe genommen.<br />
Die besten Produkte schneiden dabei als Leader<br />
ab, Strong Performer sind ebenfalls gut. Als<br />
Cool Vendor bezeichnet Gartner Unternehmen,<br />
die innovative Lösungen oder Technologien im<br />
Portfolio haben, deren Nutzen auch Einfluss auf<br />
den User hat.<br />
Insgesamt können Kandidaten in den Studien<br />
pro Merkmal eine Wertung von 0 (sehr schwach)<br />
bis 5,0 (sehr stark) erzielen. Die Ergebnisse im<br />
Überblick:<br />
n Der auf Apache Servicemix basierende Fuse<br />
ESB 4.0 wurde 2011 in der ESB-Studie von<br />
Forrester als Leader gelistet. Seine Orchestration<br />
erhielt eine volle Wertung von 5,00,<br />
die Architektur 4,88 und Connection 4,70.<br />
n Auch Microsoft Biztalk hat Forrester 2010<br />
in einer Studie als Leader ausgezeichnet.<br />
Untersucht hatten die Analysten den Biztalk<br />
Server 2010 und das ESB Toolkit. Besonders<br />
gut, mit Werten von 5,0, hat Biztalk im Bereich<br />
Strategie abgeschnitten.<br />
n Ebenfalls das Prädikat Leader bekam IBM<br />
2011 in einer ESB-Studie mit seinen Produkten<br />
Websphere Enterprise Service Bus<br />
Registry Edition (WESBRE) und Websphere<br />
Message Broker (WMB). IBM Websphere<br />
Enterprise Service Bus (WESB) konnte immerhin<br />
einen Platz im Bereich der Strong<br />
Perfomer erzielen.<br />
n Die ESB-Studie von Forrester von 2011 sieht<br />
Mule ESB 3 als Strong Performer. Besonders<br />
vorteilhaft seien Connection (5,0), Architektur<br />
(4,70) sowie Change and Control<br />
(4,47), so meint die Untersuchung.<br />
n Die Version Jboss Enterprise SOA Platform<br />
5.0.2 ist seit 2011 von Forrester als Strong<br />
Performer gelistet, mit Bewertungen von<br />
3,98 für Mediation, 3,37 für Change and<br />
Control und 3,33 für Connection.<br />
n Gartner ernannte Sopera im Jahr 2010 zum<br />
Cool Vendor in Platform and Integration<br />
Middleware.
ample.echo.Echo« aus<br />
Listing 2 weiter. Und<br />
die gibt einfach nur<br />
den eingegebenen Namen<br />
wieder aus. Das<br />
mitgelieferte Mule Studio<br />
stellt den entsprechenden<br />
Flow noch<br />
grafisch (siehe Abbildung<br />
3) dar.<br />
User der kostenpflichtigen<br />
Enterprise Edition<br />
können weitere<br />
Integrationstools wie<br />
den Native Websphere MQ und Premium<br />
JDBC nutzen. Außerdem sind Performance<br />
Management und Steuerung über<br />
die Mule Management Console möglich.<br />
Mit dieser können Admins seit Version<br />
3.2 auch Clustering und Deployment<br />
nutzen. Für die Konfliktanalyse arbeitet<br />
der Benutzer meist mit einem eigenen<br />
Service Flow Analyzer. Dazu gibt’s auf<br />
Wunsch erweiterten Support, zusätzliche<br />
Sicherheitsmechanismen wie SAML und<br />
rollenbasierte Zugangskontrolle.<br />
E Apache Servicemix<br />
Apache Servicemix ist eine ESB-Softwarelösung,<br />
die bereits in vielen verschiedenen<br />
Softwareprodukten und IT-<br />
Unternehmen Anwendung findet. Sie<br />
basiert auf der Java-Spezifikation Java<br />
Business Integration (JBI, [13]). Die definiert<br />
eine Standardarchitektur, die sich<br />
für Java-Tools ebenso wie für den ESB<br />
eignet. Die Architektur sieht Komponenten<br />
vor, Integrationsprodukte lassen sich<br />
durch Plugins anbinden. Komponenten<br />
können dabei Serviceleistungen sowohl<br />
anbieten als auch konsumieren. Ein gutes<br />
Beispiel dafür ist das Bereitstellen von<br />
XSLT-Transformationen.<br />
Apache Servicemix implementiert diese<br />
JBI-Spezifikation in der Version 1.0 (JSR<br />
208) und bringt bereits einige Komponenten<br />
mit. Zu den wichtigsten zählen:<br />
n »servicemix‐bean«: Benutzt POJOs<br />
(Plain Old Java Objects)<br />
n »servicemix‐eip«: Eine Service-Engine,<br />
mit Router-Implementierungen nach<br />
EIP (Enterprise Integration Patterns)<br />
n »servicemix‐file«: Zugriff aufs Dateisystem<br />
n »servicemix‐http«: Zugriff auf SOAP<br />
und HTTP-Services<br />
Abbildung 3: Eine einfache Beispielanwendung im Mule Studio.<br />
n »servicemix‐jms«: Zugriff auf JMS-<br />
Implementierungen wie Apache Active<br />
MQ<br />
Ein einfaches Beispiel anhand eines automatisierten<br />
File-Kopierers zeigt, wie<br />
Admins mit Apache Servicemix arbeiten:<br />
Der Kopierer soll jede Datei, die in<br />
einem Verzeichnis (»/home/servicemix/<br />
input«) erstellt wird, auch im Verzeichnis<br />
»/home/servicemix/output« hinterlegen.<br />
Zunächst legt der Admin ein neues Verzeichnis<br />
für das Projekt an und editiert<br />
die Datei »pom.xml« für die Konfiguration<br />
von Maven [14], einem Software-<br />
Projektmanagementtool aus dem Apache-Projekt.<br />
Anschließend erzeugt er mit<br />
diesem Befehl die Service Unit:<br />
mvn archetype:create ‐DarchetypeArtifactIdU<br />
=servicemix‐service‐unit ‐DarchetypeGroupIdU<br />
=org.apache.servicemix.tooling U<br />
‐DartifactId=tutorial‐file‐su<br />
Nun fügt er die Abhängigkeiten von Apache<br />
Servicemix in der Datei »pom.xml«<br />
hinzu (Listing 3).<br />
Jetzt fehlt noch die Konfiguration der Datei-Endpunkte.<br />
Hier benötigt der Admin<br />
einen File-Sender (Datei übertragen) und<br />
einen File-Poller (Änderungen überwachen).<br />
Listing 4 zeigt die dafür nötige<br />
Datei »xbean.xml«. Dann muss er alles<br />
noch in einer Service Assembly zusammenfassen:<br />
mvn archetype:create ‐DarchetypeArtifactId=U<br />
servicemix‐service‐assembly U<br />
‐DarchetypeGroupId=org.apache.servicemix.U<br />
tooling ‐DartifactId=tutorial‐sa<br />
In »pom.xml« ändert er noch den Projektnamen<br />
und fügt die Abhängigkeiten zur<br />
Service Unit hinzu (Listing 5).<br />
Fürs Hot Deployment muss der Admin<br />
ins Verzeichnis mit dem Beispielprojekt<br />
Kennen Sie<br />
den schon?<br />
Stefan Semmelroggen baut<br />
schon seit Anfang der 90er<br />
Jahre Netzwerke auf und ist<br />
seit 1995 zur <strong>Linux</strong> Gemeinde<br />
gestoßen. Freiberuflich war er<br />
jahrelang als <strong>Linux</strong>/UNIX-Administrator und<br />
Consultant für viele namhafte Unternehmen<br />
tätig und gibt sein Praxiswissen in Schulungen<br />
gerne weiter. Bei Heinlein Support löst er<br />
im CompetenceCall auch schwere Notfälle.<br />
Seine nächsten Kurse:<br />
Sicherheit für <strong>Linux</strong> Server<br />
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30.11.<br />
21.11.<br />
28.11.<br />
05.12.<br />
21.11.<br />
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68<br />
01 @WebService<br />
02 public class Echo<br />
03 {<br />
01 <br />
02 [...]<br />
03 <br />
04 <br />
»tutorial‐sa« wechseln und mit »mvn<br />
install« das Projekt kompilieren. Dabei<br />
erhält er eine Zip-Datei, die er in das<br />
Verzeichnis »$SERVICEMIX_HOME/hotdeploy«<br />
kopiert. Mehr Details zu Apache<br />
Servicemix gibt’s unter [15].<br />
Die Enterprise-Variante von Apache Servicemix<br />
hört auf den Namen Fuse ESB<br />
und wird von der Firma Fuse Source [16]<br />
angeboten. Neben mehr Funktionalität<br />
04 @WebResult(name="text")<br />
01 <br />
02 <br />
03 org.apache.servicemix<br />
04 servicemix‐file<br />
05 ${servicemix‐version}<br />
06 <br />
07 <br />
01 <br />
03 <br />
04 <br />
05 <br />
06 <br />
09 <br />
05 org.apache.servicemix.tutorial<br />
06 tutorial‐file‐su<br />
07 1.0‐SNAPSHOT<br />
08 <br />
09 <br />
10 [...]<br />
11 <br />
Listing 2: Echo-Komponente<br />
05 public String echo(@WebParam(name="text") String<br />
string)<br />
06 {<br />
07 return string;<br />
08 }<br />
09 }<br />
Listing 3: »pom.xml«<br />
Listing 4: »xbean.xml«<br />
Listing 5: »pom.xml«<br />
sind in der Enterprise Edition noch der<br />
Fuse Message Broker (basiert auf Apache<br />
Active MQ), ein Fuse Mediation Router<br />
(verwendet Apache Camel [17]) und das<br />
Fuse Service Framework (mit Apache<br />
CXF) verfügbar. Entwickler nutzen außerdem<br />
die Fuse IDE als integrierte Entwicklungsumgebung<br />
und die grafische<br />
Oberfläche des Fuse HQ, um den ESB<br />
zu verwalten und zu überwachen. Wer<br />
will, findet bei Fuse Soft auch Support,<br />
Schulungen und Trainings.<br />
E Talend ESB<br />
Sopera ASF ist eine Service-orientierte Integrationsplattform,<br />
die die Sopera GmbH<br />
für Integrationsprojekte der Deutschen<br />
Post AG entwickelt hat. Seit 2008 bietet<br />
der Hersteller die Software als Open<br />
Source an. Im November 2010 hat Talend<br />
die Sopera GmbH übernommen und führt<br />
das Produkt unter dem Namen Talend<br />
ESB weiter. Der Talend ESB ist modular<br />
aufgebaut, die Anwendungen, Prozesse,<br />
Daten und SOA-Lösungen anderer Hersteller<br />
speist er in die eigene SOA ein.<br />
Sowohl Basisstandards, beispielsweise<br />
SOAP, WSDL, XML, als auch erweiterte<br />
Standards wie UDDI, WS Policy, BPEL<br />
kommen zum Einsatz.<br />
Eine andere SOA-Spielart, die sich in Talend<br />
ESB findet, ist wieder Apache Camel.<br />
Das Framework für Open-Source-Integrationen<br />
ermöglicht Enterprise Integration<br />
Patterns (EIP), um Mediationsregeln zu<br />
vereinbaren. Weil das Framework auf<br />
simplen URLs basiert, kann der Admin<br />
mit fast beliebigen Transportmodellen arbeiten,<br />
beispielsweise HTTP, JMS (Active<br />
MQ und weitere JMS-Implementierungen)<br />
oder JBI.<br />
Anwender können Talend ESB in Javaund<br />
Microsoft-Umgebungen und diese<br />
wieder über ein standardisiertes SOA-<br />
Framework miteinander vernetzen.<br />
Hierbei unterstützt Talend ESB die Java-<br />
Standards J2SE, J2EE sowie die Windows<br />
Communication Foundation (WCF) des<br />
Dotnet-3.0-Framework.<br />
Verteilte Architektur<br />
Talend ESB weist eine verteilte Architektur<br />
auf und lässt sich auch in verteilten,<br />
räumlich voneinander getrennten Umgebungen<br />
einsetzen. Verteilt heißt in diesem<br />
Fall aber auch, dass ein zentraler Bus kein<br />
zwingendes Merkmal ist. An dessen Stelle<br />
laufen die Funktionen in so genannte Service<br />
Backbone Libraries.<br />
Das folgende Beispiel zeigt, wie eine<br />
SOA-Anwendungen innerhalb von Talend<br />
ESB gestaltet ist. Die Talend ESB Standard<br />
Edition ist quasi ein Talend Open Studio<br />
mit einer eigenen Ansicht, dem Service<br />
Builder und entsprechenden ESB-Komponenten.<br />
Im Beispiel soll ein Webservice<br />
dazu dienen, eine Eingabe einfach wieder<br />
auszugeben (Echo). Ein Consumer<br />
füttert den Dienst mit Daten, ein Provider<br />
stellt den entsprechenden Service bereit.<br />
Ein detailliertes Tutorial über die Konfiguration<br />
findet sich unter [18].<br />
Um einen Consumer wie in Abbildung 4<br />
zu erstellen, ist zunächst ein neuer Job<br />
nötig. Anschließend definiert der Admin<br />
über die Komponente »FixedFlowInput«<br />
eine simulierte Eingabe und transformiert<br />
diese über »tXMLMap« in eine<br />
XML-Nachricht. Die gelangt dann zum<br />
»tESBConsumer«, der den Webservice-<br />
Aufruf an den ESB-Provider durchführt.<br />
Hier lässt sich auch die benötigte WSDL-<br />
Datei konfigurieren.<br />
Nun bedarf es noch des Providers mit<br />
zwei ESB-Provider-Komponenten (Abbildung<br />
5). Eine, die den Request entgegennimmt,<br />
und eine, die die Response<br />
zurückschickt. Für den Provider ist wieder<br />
ein neuer Job nötig, beide Komponenten<br />
verbindet ein »tLogRow«, sodass<br />
der Datenstrom zwischen ihnen auf der<br />
Kommandozeile landet. Der »tESBProviderRequest«<br />
muss mit der gleichen<br />
WSDL-Datei konfiguriert sein wie der<br />
eben erstellte Consumer.<br />
Abschließend startet der Admin erst den<br />
Provider, damit er entsprechende Dienste<br />
bereitstellt. Dies erfolgt über den Tab<br />
»Starte«, der sich im unteren Bereich der<br />
Oberfläche findet. Anschließend erhält<br />
der Consumer über denselben Mechanismus<br />
den Befehl loszulegen.<br />
Auch in die Enterprise Edition von Talend<br />
ESB lassen sich weitere kommerzielle<br />
Plugins einbinden. Durch Option<br />
Packs kann der Benutzer auch Sopera<br />
ESB Dotnet, Sopera BPM, Sopera Application<br />
and Data Integration sowie Sopera<br />
HQ (Service and System Management)<br />
für sich nutzen. Außerdem bedient der<br />
Hersteller zusätzliche kommerzielle Laufzeitumgebungen<br />
und bietet Support. Die
Enterprise-Version unterliegt (statt der<br />
EPL bei der Community Edition) einer<br />
eigenen Sopera License.<br />
Interessant machen die Enterprise Edition<br />
von Talend ESB die verbesserte Zusammenarbeit<br />
von Admin-Teams über das<br />
Talend Repository und die einheitliche<br />
Administrationskonsole für die zentrale<br />
Kontrolle von Service-Aktivitäten und die<br />
Lokalisierung.<br />
Communities,<br />
Support und IDEs<br />
Die Community ist bei allen<br />
drei ESB-Anbietern recht gut<br />
ausgeprägt, am umfangreichsten<br />
ist sie sicherlich bei Mule,<br />
wo die Community-Mitglieder<br />
viel nützliche Unterstützung<br />
in Foren und Mailinglisten anbieten<br />
und selbst entwickelte<br />
Extensions und I-Beans zur<br />
Verfügung stellen. Auch im Git-<br />
Repository finden sich zahlreiche<br />
Plugins.<br />
Durch die Akquisition von<br />
Sopera durch Talend profitiert<br />
der Benutzer von einer sehr<br />
starken Anwendergemeinschaft.<br />
Mit dem Talend Open<br />
Studio hat sich eine sehr lebhafte<br />
Community entwickelt,<br />
die sich rege über Foren austauscht<br />
und selbst entwickelte<br />
Komponenten bereitstellt. Bei<br />
Apache Servicemix oder Fuse<br />
ESB ist zwar eine Community<br />
vorhanden, sie ist allerdings<br />
deutlich weniger aktiv als bei<br />
Mule oder Talend.<br />
Support für ihre Enterprise-<br />
Ausgaben bieten alle drei<br />
Softwarehersteller. Der Kunde<br />
kann zwischen verschiedenen<br />
Modellen mit unterschiedlichen<br />
Verfügbarkeiten wählen.<br />
Unternehmen greifen tendenziell<br />
eher zur Enterprise Edition<br />
mit ihren Supportgarantien,<br />
vor allem bei geschäftskritischen<br />
Anwendungen. Dann<br />
ist die Firmen-IT im Katastrophenfall<br />
nicht auf die Hilfe der<br />
Community angewiesen.<br />
Alle drei ESB-Hersteller bieten<br />
für ihre Anwendung Entwicklungsunterstützung<br />
an. Neben der auf<br />
Eclipse aufsetzenden Mule IDE hat Mule<br />
Soft noch das neu entwickelte Mule Studio<br />
im Portfolio. Damit modelliert der<br />
Anwender den Flow grafisch und konfiguriert<br />
die Komponenten, beispielsweise<br />
eine JDBC-Verbindung. So definiert er in<br />
angemessen kurzer Zeit den generellen<br />
Flow. Derweil können sich die Entwickler<br />
auf den Zusammenbau der nötigen Komponenten<br />
konzentrieren.<br />
Nach der Übernahme von Sopera durch<br />
Talend existiert in der aktuellen Version<br />
4.2 ein grafisches Tool, mit dem Admins<br />
ihre SOA aufbauen können. Der Benutzer<br />
findet hier – wie auch schon in den bekannteren<br />
Tools Talend Open Studio und<br />
Data Profiler – eine grafische Oberfläche,<br />
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69
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70<br />
Abbildung 4: Die Talend-ESB-Syntax unterscheidet zwischen Consumer und Provider.<br />
in der er die jeweiligen Komponenten auf<br />
eine Art Leinwand zieht, sie miteinander<br />
verbindet und konfiguriert.<br />
Wie bei Mule Studio kann er sich so ganz<br />
auf die Entwicklung der Java-Komponenten<br />
konzentrieren. Auch Fuse bietet mit<br />
der Fuse IDE ein Tool, bei dem der Benutzer<br />
in einer grafischen Oberfläche die<br />
Komponenten auf die Oberfläche zieht,<br />
sie verbindet und konfiguriert. Alle drei<br />
Lösungen basieren auf Eclipse.<br />
Außer Konkurrenz: IBM, Red<br />
Hat, Microsoft<br />
Die proprietäre Konkurrenz bedient sehr<br />
unterschiedliche Zielgruppen. Hilfe finden<br />
die Anwender stets in Foren, Usergroups,<br />
Blogs, Webcasts und Wikis. Microsofts<br />
proprietäres Biztalk bietet sich<br />
vor allem für Kunden an, die ohnehin<br />
schon Komplettlösungen aus Redmond<br />
einsetzen, und existiert ausschließlich für<br />
Windows-Plattformen. Red Hats Jboss<br />
SOA Platform erschafft ein proprietäres<br />
API, kommt als Stand-alone-Anwendung<br />
ohne Tomcat oder ähnliche Middleware<br />
daher und hat Stärken vor allem im wichtigen<br />
Bereich des Messaging. Und IBMs<br />
Die Autoren<br />
Christine König ist seit 2010<br />
freie Mitarbeiterin in Presse<br />
und Marketing bei der Ancud<br />
IT-Beratung GmbH. Sie war<br />
für Zeitungen wie die „Nürnberger<br />
Zeitung“ und die<br />
„Fürther Nachrichten“ tätig.<br />
Arne Roßmann arbeitet seit<br />
2010 als IT-Consultant für<br />
die Ancud IT-Beratung GmbH.<br />
Seine Aufgabenschwerpunkte<br />
liegen in den Bereichen<br />
Business Intelligence,<br />
Data Warehousing und SOA.<br />
Websphere ist eine der teuersten Lösungen,<br />
kann solventen Kunden allerdings<br />
auch für fast alle Anwendungsfälle Lösungen<br />
bieten.<br />
Open-Source-ESBs: Für<br />
jeden was dabei<br />
Jede der drei freien ESB-Lösungen hat<br />
ihre Vorzüge, und Support für die Enterprise<br />
Editionen gibt es bei allen Softwareherstellern.<br />
Stets kann der Kunde<br />
zwischen Modellen wählen, die in der<br />
Regel unterschiedliche Verfügbarkeiten<br />
bieten. Für die Community Edition stellen<br />
die Hersteller keinen Support zur Verfügung,<br />
sondern verweisen da lieber auf<br />
die „starke Community“.<br />
Mule ESB hat den Vorteil einer sehr großen<br />
Community. Zudem sind mit der Version<br />
Mule ESB 3 viele Konnektoren für<br />
Cloud-Dienste wie Salesforce, Amazon<br />
Web Services oder Twitter bereits vorhanden.<br />
Das erleichtert wiederum das<br />
Entwickeln von ESB-Lösungen, die auf<br />
Cloud-Dienste zugreifen, zumal die Integration<br />
Cloud-basierter Dienste mit Legacy-Anwendungen<br />
in Zukunft vermehrt<br />
Zuspruch finden dürfte.<br />
Talend bietet hingegen eine sehr intuitive<br />
IDE, mit der sich ESB-basierte Lösungen<br />
entwickeln lassen. Talend hat sein Portfolio<br />
um eine ESB-Lösung erweitert und<br />
nähert sich ein Stückchen dem führenden<br />
Open-Source-Hersteller Mule an. Apache<br />
Servicemix und Fuse ESB bringen im Vergleich<br />
zu den anderen beiden Anbietern<br />
längere Einarbeitungszeiten mit sich und<br />
sind deswegen eher für erfahrene Entwickler<br />
geeignet.<br />
Doch erweist sich bei ihnen als vorteilhaft,<br />
dass sie eine sehr gute Interoperabili tät<br />
mit anderen relevanten Apache-Projekten<br />
wie Active MQ, Camel oder CXF aufweisen.<br />
Des Weiteren wurde mit der OSGI<br />
(Open Services Gateway initiative, [19])<br />
Abbildung 5: Der Consumer füttert den Provider (im Bild) mit Daten, die<br />
der Provider als Service bereitstellt.<br />
als Integrationsplattform eine zukunftssichere<br />
Basis geschaffen, die auf einem<br />
anerkannten Standard aufbaut. n<br />
Infos<br />
[1] Enterprise Service Bus: [http:// en.<br />
wikipedia. org/ wiki/ Enterprise_service_bus]<br />
[2] SOA: [http:// en. wikipedia. org/ wiki/<br />
Service‐oriented_architecture]<br />
[3] IBM Webspere: [http:// www‐01. ibm. com/<br />
software/ integration/ wsesb/]<br />
[4] Microsoft Biztalk: [http:// www. microsoft.<br />
com/ biztalk/ en/ us/ default. aspx]<br />
[5] Oracles Integration Adapters: [http:// www.<br />
oracle. com/ technetwork/ middleware/<br />
adapters/ overview/ index. html]<br />
[6] Jboss Enterprise SOA Platform: [http://<br />
www. Jboss. com/products/platform/soa]<br />
[7] Mulesoft: [http:// www. mulesoft. org]<br />
[8] Apache Servicemix:<br />
[http://servicemix. apache. org]<br />
[9] Talend: [http:// de. talend. com/ products<br />
‐application‐integration/ index. php]<br />
[10] Sopera: [http://www. sopera. de]<br />
[11] Markus Feilner, „Virtuos Gestapelt“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 04/11, S. 48<br />
[12] Forrester Research, „The Forrester Wave:<br />
Enterprise Service Bus, Q2 2011“:<br />
[http:// www. oracle. com/ us/ corporate/<br />
analystreports/ infrastructure/ forrester<br />
‐wave‐esb‐q2‐2011‐395900. pdf]<br />
[13] JBI: [http:// en. wikipedia. org/ wiki/Java_<br />
Business_Integration]<br />
[14] Apache Maven: [http:// maven.apache.org]<br />
[15] Beginner’s Guide zu Apache Service Mix:<br />
[http:// servicemix. apache. org/ 2‐beginner<br />
‐using‐maven‐to‐develop‐jbi‐applications.<br />
html]<br />
[16] Fuse Source: [http:// fusesource. com]<br />
[17] Apache Camel: [http:// camel. apache. org]<br />
[18] Talend ESB Tutorial: [http:// www.<br />
talendforge. org/ tutorials/ tutorial. php?<br />
language=english& idTuto=94.]<br />
[19] Open Services Gateway Initiative:<br />
[http:// www. osgi. org]
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5. Secure <strong>Linux</strong> Administration Conference am 1./2. Dezember<br />
Frösche haben einen Blickwinkel von 330 Grad.<br />
Samba<br />
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DevOps<br />
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72<br />
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<strong>Linux</strong>- und Windows-Desktops aus der eigenen Wolke verteilen und auch noch zentral verwalten – das ist kein<br />
Kinderspiel, und ansprechende <strong>Linux</strong>-Rezepte dafür sind rar. Auf der Karte der Bremer <strong>Linux</strong>-Küche Univention<br />
steht seit Kurzem auch eine Desktopvirtualisierung. Andrej Radonic<br />
Die Bremer <strong>Linux</strong>-Company setzt das<br />
neue Produkt nahtlos auf dem komplexen<br />
UCS auf ([4] und Kasten „Preise und<br />
Verfügbarkeit“). Die zentral betriebenen<br />
und verwalteten Windows- und <strong>Linux</strong>-<br />
Desktops sollen mittels <strong>Virtual</strong>isierung<br />
Kosten und Aufwand mindern und die<br />
Hardware besser ausnutzen.<br />
Integrierte Architektur<br />
© fuzzbones, 123Rf<br />
Während <strong>Linux</strong>-basierte Hypervisoren in<br />
letzter Zeit maßgeblich daran beteiligt<br />
waren, die private Cloud massentauglich<br />
zu machen [1], scheint die Open-Source-<br />
Szene das Thema Desktopvirtualisierung<br />
verschlafen zu haben: Bislang finden<br />
sich kaum quelloffene Lösungen für das<br />
zentrale Deployment von Desktops in<br />
virtuellen Maschinen. Dabei haben Unternehmen<br />
das Thema <strong>Virtual</strong> Desktop<br />
VDI im Kommen<br />
VDI (<strong>Virtual</strong> Desktop Infrastructure) verlagert<br />
physische PC-Desktops in virtuelle Maschinen<br />
auf einigen wenigen Servern, die sie zentral<br />
verwalten und betreiben. Damit vereinfacht<br />
VDI das Management, erhöht die Sicherheit<br />
und die Verfügbarkeit der Systeme und spart<br />
Kosten bei Betrieb und Hardware.<br />
Zudem verbessert sich die Flexibilität der gesamten<br />
IT: Neue Desktops lassen sich in Sekundenschnelle<br />
bereitstellen, zum Beispiel für<br />
neue Mitarbeiter oder für kurzfristige spezielle<br />
Aufgaben. Gegenüber anderen Varianten der<br />
Infrastructure (VDI) als eine der zentralen<br />
Aufgaben der nächsten Jahre identifiziert<br />
(siehe [2] und den Kasten „VDI<br />
im Kommen“).<br />
UCS DVS<br />
Diese Lücke will Univention [3] mit den<br />
Univention Corporate Server Desktop <strong>Virtual</strong>ization<br />
Services (UCS DVS) schließen.<br />
Desktopvirtualisierung wie Terminalservern hat<br />
VDI den großen Vorteil, dass sich individuelle<br />
Arbeitsumgebungen besser abbilden lassen,<br />
da jeder Mitarbeiter seine eigene Umgebung in<br />
Form einer separaten und privaten VM erhält,<br />
die sich im Wesentlichen identisch zu einem<br />
physischen Desktop verhält.<br />
Weitere Anreize, sich mit Desktopvirtualisierung<br />
zu befassen, sind aktuelle Themen wie das<br />
Auslaufen des Microsoft-Supports für Windows<br />
2000 sowie die bei manchen Unternehmen anstehende<br />
Migration auf Windows 7.<br />
UCS DVS setzen auf dem Univention<br />
<strong>Virtual</strong> <strong>Machine</strong> Manager (UVMM) auf<br />
und virtualisieren die Desktops auf Basis<br />
von KVM. Die in UVMM vorhandene<br />
Xen-Unterstützung steht dafür nicht zur<br />
Verfügung. Die DVS erben aber die ganze<br />
Palette der UCS-Features: komfortables,<br />
Web-basiertes und zentrales Management,<br />
Verteilung der Management- und<br />
<strong>Virtual</strong>isierungs-Infrastruktur auf mehrere<br />
Server zur Verbesserung der Verfügbarkeit<br />
sowie LDAP-basiertes UCS-<br />
Identitymanagement.<br />
Mit den Desktop <strong>Virtual</strong>ization Services<br />
können IT-Verantwortliche Desktops auf<br />
Preise und Verfügbarkeit<br />
Desktop <strong>Virtual</strong>ization Services (DVS) ist<br />
ein optional verfügbares Zusatzprodukt des<br />
<strong>Linux</strong>-Serverbetriebssystems Univention<br />
Corporate Server (UCS). UCS DVS enthält die<br />
UCS Thin Client Services (UCS TCS) zur Bereitstellung<br />
von Desktopsystemen auf Thin-<br />
Client-Arbeitsplätzen. Enthalten ist auch der<br />
Univention Corporate Desktop (UCD), sodass<br />
der <strong>Linux</strong>-Desktop sich ohne weitere Lizenzkosten<br />
virtualisiert betreiben lässt.<br />
UCS Desktop <strong>Virtual</strong>ization Services, inklusive<br />
UCD und UCS TCS, sind zum Staffelpreis<br />
erhältlich und kosten im ersten Jahr zwischen<br />
38 und 52 Euro pro Client. Im Folgejahr betragen<br />
die Kosten für Maintenance und Support<br />
zwischen 15 und 21 Euro je Client.
Abbildung 1: Die modulare UCS-DVS-Architektur in der schematischen Darstellung.<br />
Basis von Windows XP, Windows 7 (32<br />
und 64 Bit) sowie Univention Corporate<br />
Desktop virtualisiert betreiben.<br />
Das Desktop-<strong>Virtual</strong>isierungssystem erzeugt<br />
dabei je Anwender individuelle<br />
Desktop-VMs automatisch auf Basis von<br />
Vorlagen. Jedem Anwender sind dabei<br />
im Univention-System virtuelle Desktops<br />
zugeordnet, die der Server beim Start<br />
aus der Vorlage klont. Die virtualisierten<br />
Desktops sind in die UCS- oder in eine<br />
Active-Directory-Domäne integriert und<br />
Teil des Vertrauenskontexts. Anwender<br />
greifen auf ihren virtualisierten Desktop<br />
So haben wir getestet<br />
Der Test erfolgte auf einem<br />
Tower-Server Fujitsu Primergy<br />
TX300 S6 mit Intel<br />
Xeon E5620 Quadcore, 12<br />
GByte RAM und drei 1-TByte-<br />
SATA-Festplatten.<br />
entweder von einem Thin Client oder<br />
von einem Windows- oder <strong>Linux</strong>-PC aus<br />
zu, auf dem der native DVS-Client installiert<br />
ist. Je nach Desktop-Betriebssystem<br />
nutzt er RDP oder X2GO, um sich mit der<br />
virtuellen Maschine zu verbinden. Drucker-<br />
und Audiostreams der Windows-<br />
Desktops werden dabei auf Wunsch auf<br />
den Client weitergeleitet.<br />
Eine DVS-Umgebung ist modular aufgebaut<br />
und besteht aus folgenden Komponenten<br />
(Abbildung 1):<br />
n Das UCS-Managementsystem hält die<br />
Domänendaten in einem zentralen<br />
Univention-Desktop 12/2011<br />
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73<br />
MAGAZIN<br />
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<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> newsLetter<br />
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74<br />
LDAP-Verzeichnis – etwa die Benutzer-<br />
und Rechnerkonten – und ist über<br />
ein Web-basiertes GUI steuerbar.<br />
n DVS-Nodes sind KVM-Hosts, die die<br />
virtualisierten Desktops betreiben.<br />
Diese lassen sich für besseren Lastausgleich<br />
und Hochverfügbarkeit auf beliebig<br />
viele DVS-Nodes verteilen. Fällt<br />
ein Node aus, verschiebt der Server<br />
die laufenden Desktops automatisch<br />
auf einen anderen Knoten.<br />
n Der Session-Broker ist die zentrale<br />
Komponente jeder VDI-Umgebung.<br />
Sie übernimmt die Verwaltung der<br />
laufenden Benutzersitzungen. Benutzer<br />
melden sich über diesen Dienst an<br />
und erhalten dabei die Informationen<br />
über die zu verwendende Gastinstanz.<br />
Der Session-Broker regelt auch den<br />
Start und das Pausieren der Benutzersitzungen<br />
bei An- und Abmeldung<br />
oder nach Erreichen eines Timeout.<br />
Zum Lastausgleich sind auch mehrere<br />
Session-Broker pro DVS-Umgebung<br />
möglich.<br />
n Ein oder mehrere Thin-Client-Server<br />
stellen Thin Clients ihr Bootimage bereit.<br />
Ein bootender Thin Client bindet<br />
das Unterverzeichnis entweder via<br />
NFS oder vom lokalen Compact-Flashoder<br />
vom USB-Speicher als sein Rootverzeichnis<br />
ein.<br />
Listing 1: Installation der DVS-Basispakete<br />
01 # Komponenten TCS und DVS über das Repository einbinden<br />
Aufgrund des komplexen<br />
Aufbaus ist<br />
der Admin gut beraten,<br />
sein Setup<br />
vorab gründlich zu<br />
planen. UCS-Server<br />
bedienen sich<br />
für die Administration<br />
eines umfangreichen<br />
Rollenkonzepts.<br />
Rollen<br />
Für den Betrieb Benutzern zuordnen.<br />
einer DVS-Umgebung<br />
bedarf es mindestens eines Servers<br />
in der Rolle als Domänencontroller-<br />
Master. Wem Ausfallsicherheit wichtig<br />
ist, der sollte auch einen entsprechenden<br />
DC-Backup-Server vorsehen. Soll die Umgebung<br />
hochverfügbar gestaltet sein, benötigt<br />
er zentralen Speicher auf Basis von<br />
NFS, I-SCSI oder FC für das Speichern der<br />
DVS-Vorlagen.<br />
Auf dieser Grundlage lassen sich dann<br />
die benötigten Dienste Session-Broker,<br />
Thin-Client-Umgebung und DVS-Node<br />
beliebig auf weitere Rechner mit der<br />
Rolle Domänencontroller-Slaves verteilen,<br />
wo dann jeweils ein DVS-Node läuft.<br />
DVS muss in der Lage sein, über das<br />
02 univention‐config‐registry set repository/online/component/dvs=yes repository/online/component/dvs/<br />
version=current<br />
03 univention‐config‐registry set repository/online/component/tcs=yes repository/online/component/tcs/<br />
version=current<br />
04 # Pakete univention‐dvs‐schema und univention‐thin‐client‐schema installieren<br />
05 univention‐install univention‐dvs‐schema<br />
06 univention‐install univention‐thin‐client‐schema<br />
07 # Installation eines DVS‐Nodes<br />
08 univention‐install univention‐dvs‐node<br />
Abbildung 2: UCS DVS arbeitet mit Vorlagen, die Instanzen lassen sich einzelnen<br />
UCS-Managementsystem die Namen und<br />
IP-Adressen der virtuellen Instanzen zu<br />
vergeben. Hierfür benötigt die Umgebung<br />
ein funktionierendes DNS und DHCP.<br />
Beides bringt UCS mit.<br />
Testumgebung<br />
Für die Testumgebung genügt das Aufsetzen<br />
eines Univention-Servers in der<br />
Systemrolle als Domaincontroller-Master.<br />
Auf dem Master installiert der Sysadmin<br />
das Managementsystem, also den Univention<br />
Directory Manager, und Infrastrukturkomponenten<br />
wie Open LDAP,<br />
PKI, Kerberos und DNS-Server.<br />
Zum Test bietet sich die „Free for personal<br />
Use“-Edition an ([5], auch auf der<br />
DELUG-DVD). Bei Redaktionsschluss<br />
stand die in Version 2.4 bereit, wobei<br />
die Installation mit einem menügeführten<br />
Textinstaller erfolgt. Um die <strong>Virtual</strong>isierungskomponenten<br />
einzurichten, muss<br />
der Admin bei der Software-Auswahl<br />
»<strong>Virtual</strong> <strong>Machine</strong> Manager (UVMM)«<br />
und »KVM« auswählen. Danach ist das<br />
Update auf die aktuelle Version fällig:<br />
09 univention‐run‐join‐scripts<br />
10 # Installation des Thin‐Client‐Servers<br />
11 univention‐install univention‐thin‐client<br />
12 univention‐install univention‐thin‐client‐dvs<br />
13 univention‐run‐join‐scripts<br />
14 # Installation des Session‐Brokers<br />
15 univention‐install univention‐dvs‐sessionbroker<br />
16 univention‐run‐join‐scripts<br />
17 reboot<br />
Listing 2: Vorlage erstellen<br />
01 univention‐config‐registry set repository/online/component/dvs=yes<br />
02 univention‐install univention‐dvs‐sysprep‐ucd‐boot<br />
univention‐updater net ‐‐updateto 2.4‐3<br />
Mit den Kommandos aus Listing 1 installiert<br />
er auf der Kommandozeile die<br />
Pakete für DVS, Terminalclient-Server<br />
und Session-Broker sowie die zugehörigen<br />
LDAP-Schemata. Alle Installationen<br />
lassen sich auch über das Web-GUI des<br />
UMC durchführen.<br />
Hat der Administrator das Aufsetzen<br />
der Server und Dienste hinter sich, beginnt<br />
die eigentliche Arbeit: In mehreren<br />
Schritten (Abbildung 2) installiert er den<br />
künftigen Desktop als virtuelle Maschine,
generiert daraus eine Vorlage und ordnet<br />
diese anschließend Benutzern zu.<br />
Univentions Managementkonsole erweist<br />
sich hier als hilfreiches Werkzeug: Via<br />
»UVMM | Node | Hinzufügen | Erstellen<br />
einer virtuellen Instanz« wählt der<br />
Administrator die Systemparameter der<br />
VM und installiert darin Windows oder<br />
<strong>Linux</strong> von einem DVD-Laufwerk oder aus<br />
einer ISO-Datei, die als DVD-Laufwerk<br />
eingebunden ist.<br />
Virtio-Treiber<br />
Univention-Desktop 12/2011<br />
Sysadmin<br />
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75<br />
Wer Wert auf hohe Performance legt,<br />
sollte das Festplattenlaufwerk sowie<br />
die Netzwerkkarte mit paravirtualisierten<br />
Virtio-Treibern ausstatten. Für Windows-VMs<br />
muss dabei das Image mit<br />
den Virtio-Treibern als Diskettenlaufwerk<br />
eingebunden sein, damit die Treiber beim<br />
Windows-Start laden können.<br />
Da diese erste VM zum „Golden Master“<br />
avanciert, sollte der Admin den Desktop<br />
Abbildung 3: Im UMC-Dialog erstellt der Admin eine DVS-Vorlage.<br />
mit allen Updates sowie Applikationen<br />
ausstatten, die er für den späteren Betrieb<br />
benötigt. Außerdem muss er in der Windows-Firewall<br />
den RDP-Port freigeben.<br />
Mit »net user administrator /active:yes«<br />
aktiviert er den Administrator-Account<br />
und ordnet ihm dann ein Passwort zu.<br />
Anschließend fährt er die VM herunter<br />
und erstellt sicherheitshalber einen<br />
Snapshot des aktuellen Zustands mit der<br />
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76<br />
Sicherungspunkte-Funktion des UVMM.<br />
Für den Fall, dass statt einer frischen<br />
Installation ein bereits installierter physischer<br />
Client als Vorlage dienen soll, hält<br />
Univention im Wiki ein entsprechendes<br />
Rezept bereit [6].<br />
DVS-Vorlage erstellen<br />
Über das Modul »DVS‐Vorlagen« (Abbildung<br />
3) auf dem Server, auf dem der<br />
Session-Broker läuft, macht sich der<br />
Admin im nächsten Schritt daran, die<br />
vorbereitete virtuelle Instanz in eine DVS-<br />
Vorlage umzuwandeln. Hierzu vergibt er<br />
im Vorlagen-Assistenten einen Namen<br />
und wählt die zuvor erstellte virtuelle<br />
Maschine als Instanz aus. Dabei sollte<br />
er die Option »Für das Erstellen der Vorlage<br />
eine Kopie dieser Instanz erzeugen<br />
und verwenden« aktivieren, damit die<br />
ursprüngliche Installation der VM erhalten<br />
bleibt und für die Erstellung anderer<br />
Vorlagen verwendet werden kann.<br />
Die Option »Instanz für SysPrep starten«<br />
bereitet die DVS-Vorlage auf die Individualisierung<br />
mit Sysprep vor. Dies sorgt<br />
später beim Start der individuellen Desktop-Instanz<br />
für den jeweiligen Benutzer<br />
dafür, dass der Desktop automatisch die<br />
korrekten Netzwerkeigenschaften, eine<br />
neue MAC-Adresse, den Lizenz-Schlüssel<br />
und Anmeldeinformationen eingeprägt<br />
bekommt (Abbildung 4 ).<br />
Nachdem er die Vorlage kopiert hat, verbindet<br />
sich der Administrator per VNC<br />
mit dem Desktop, um jetzt die Sysprep-<br />
Abbildung 4: Die UCS-Rechnerobjekte spiegeln die virtuellen Desktops wieder.<br />
Einstellungen vorzunehmen. Er kann<br />
dabei entweder eine XML-Konfigurationsdatei<br />
editieren, um die benötigten<br />
Einstellungen zu hinterlegen, oder die<br />
interaktive Variante wählen, für die er allerdings<br />
zunächst das Windows-AIK-Paket<br />
installieren muss. Die erforderlichen<br />
Schritte beschreibt das DVS-Handbuch<br />
[7] ausführlich.<br />
Nach dem Editieren der »sysprep.xml«,<br />
die der Server bereitstellt, und dem Ausführen<br />
der Batchdatei »UCS‐DVS‐sysprep‐noninteractive.bat«<br />
fährt der Desktop<br />
herunter, der Administrator wechselt<br />
nun in die Management Console (Abbildung<br />
5) zurück. Im abschließenden<br />
Dialog kann er noch auswählen, ob das<br />
Generieren der Benutzer-Desktops aus<br />
der Vorlage die Option »Copy-on-Write«<br />
verwenden soll. Ist sie aktiviert, speichert<br />
DVS pro Benutzerdesktop nur die Abweichung<br />
vom Vorlagesystem. Dieser Ansatz<br />
spart bisweilen deutlich Speicherplatz.<br />
Ein Klick auf »Fertigstellen« schließt das<br />
Zusammenbasteln der Vorlage ab. Diese<br />
erscheint nun auch in der Übersichtsliste<br />
des Moduls und lässt sich dort den Benutzern<br />
zuweisen.<br />
Univention-<strong>Linux</strong>-Vorlage<br />
erstellen<br />
Auch <strong>Linux</strong>-Vorlagen bedürfen der Vorbereitung.<br />
Hierzu verbindet sich der<br />
Sysadmin per SSH oder VNC mit der<br />
Basisinstallation und installiert das DVS-<br />
Paket sowie das UCD-Vorbereitungspaket<br />
(Listing 2)<br />
Anschließend führt der DVS-Manager<br />
das Kommando »univention‐dvs‐sysprep‐ucd«<br />
aus und gibt Benutzernamen<br />
und Kennwort für den Zugriff auf die<br />
DVS-Freigabe ein. Danach gilt es, die Vor-<br />
Abbildung 5: Die Univention Management Console mit DVS-Modulen.<br />
DELUG-DVD<br />
Auf der DELUG-DVD finden Sie<br />
DELUG-DVD<br />
die Free-for-personal-use-Edition von UCS<br />
[5]. Zum Test der Desktopvirtualisierungs-<br />
Softwarepakete muss bei der Installation von<br />
UCS die Komponente »UCS DVS« aktiviert<br />
sein. Dann kann der Tester die UCS-DVS-<br />
Pakete aus Univentions Repository einfach<br />
nachinstallieren. Eine detaillierte Anleitung<br />
dazu findet sich im Univention Wiki [9].
ereitungsskripte zu laden, die Maschine<br />
auf DHCP umzustellen und ein Init-Skript<br />
zu installieren, welches das System beim<br />
nächsten Start in die Domäne holt. Nach<br />
der Einrichtung der Vorlage fährt die virtuelle<br />
Maschine herunter.<br />
Fragile Einrichtung<br />
Nun ist die <strong>Virtual</strong>isierungs-Infrastruktur<br />
fast fertiggestellt. Der Admin wechselt abschließend<br />
in das Modul »DVS‐Vorlagen«<br />
und verbindet dort die entsprechende,<br />
zuvor erstellte DVS-Vorlage mit dem gewünschten<br />
Benutzer. Die DVS generieren<br />
dann einen Klon des Desktops und<br />
führen automatisch den Sysprep-Vorgang<br />
zur Individualisierung der Anwender-VM<br />
durch. Dabei trägt der Server automatisch<br />
im Univention-Manager ein Rechner-Objekt<br />
mit dem passenden UCS-Konto sowie<br />
den DNS- und DHCP-Records ein.<br />
Bei diesem Schritt erschien der Einrichtungsprozess<br />
im Test des <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />
noch etwas fragil. Es gelang nicht immer,<br />
den ersten Sysprep-Vorgang auf Anhieb<br />
zum Erfolg zu führen. Problematisch ist<br />
dabei, dass das übersichtliche Web-GUI<br />
einen aufgetretenen Fehler zwar anzeigt,<br />
aber nicht näher erläutert. Dem Administrator<br />
bleibt also gar nicht anderes<br />
übrig, als sich selbst in den Logfiles auf<br />
die Suche zu machen.<br />
Auch ist schade, dass die Hardwareparameter<br />
wie RAM und Anzahl der CPUs<br />
bereits bei der Erstellung der Vorlage<br />
anzugeben sind. Möchte der Admin für<br />
einen User oder eine Gruppe die Einstellungen<br />
ändern, muss er hierfür die Konfiguration<br />
jeder VM einzeln bearbeiten.<br />
Eine Sammeloperation im Sinne einer<br />
Standardeinstellung, die für eine Gruppe<br />
von Desktops gilt, fehlt.<br />
Jetzt steht der Desktop, der automatisch<br />
der UCS-Domäne beitritt, dem Anwender<br />
mit seinem normalen Domänen-Login zur<br />
Verfügung. Für maximalen Nutzen kommen<br />
dabei typischerweise Thin Clients<br />
zum Einsatz, womit sich die dezentrale<br />
Pflege von Desktops komplett erübrigt.<br />
Eher für Einzelfälle ist der native DVS-<br />
Clien t vorgesehen, für den zunächst Python<br />
und Qt auf dem <strong>Linux</strong>- oder Windows-PC<br />
zu installieren sind.<br />
Hat der Administrator beim Erstellen der<br />
DVS-Vorlage die Option »Automatische<br />
Ermittlung« gewählt, werden die virtuellen<br />
Desktops beim Start dynamisch auf<br />
die verfügbaren DVS-Nodes verteilt. Das<br />
Zuteilungsverhalten kann er dabei über<br />
Soft- und Hardlimits flexibel bestimmen.<br />
Die DVS schicken auch automatisch VMs,<br />
die gerade nicht in Benutzung sind, in<br />
die Pause. Der Hypervisor schaltet sie<br />
in den Suspended-Modus, der Session-<br />
Broker weckt sie auf, sobald der Benutzer<br />
wieder auf sie zugreift.<br />
Tief verwurzelt<br />
Univention hat die DVS sehr tief im UCS<br />
integriert. Das zeigt sich auch daran, dass<br />
Univention-Desktop 12/2011<br />
Sysadmin<br />
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78<br />
Abbildung 6: Interaktiv verwaltet der Admin die DVS-Vorlagen in der Univention Management Console.<br />
der Admin im Univention Directory Manager<br />
(UDM) festlegen kann, beim Anlegen<br />
eines neuen Benutzers solle der Server<br />
diesem automatisch einen bestimmten<br />
Desktop oder einen spezifischen DVS-<br />
Knoten zuordnen (Abbildung 6).<br />
Etwas befremdlich mutet allerdings an,<br />
dass die DVS es zwar ohne Weiteres ermöglichen,<br />
Anwendern beliebig viele<br />
VMs zuzuordnen, dem User jedoch immer<br />
nur entweder die als Standard markierte<br />
oder die zuletzt angelegte VM anbietet<br />
(Abbildung 7). Auswählen darf er<br />
selber (noch) nicht, dieses Feature ist laut<br />
Univention jedoch bereits geplant.<br />
User-Profile und<br />
durchdachte Verwaltung<br />
Die Arbeit hört für den Admin an dieser<br />
Stelle aber noch nicht auf. Wie es für<br />
VDI-Szenarien typisch ist, muss er die<br />
Benutzerdaten sowie deren Userprofile<br />
unabhängig vom Betriebssystem-Image<br />
vorhalten, damit sich die Desktopvorlagen<br />
zentral pflegen und aktualisieren<br />
lassen. Nur unter dieser Voraussetzung<br />
kann er über neue DVS-Vorlagen frische<br />
Systeme ohne Datenverlust an die Anwender<br />
ausliefern.<br />
Mit Univentions Desktop <strong>Virtual</strong>ization<br />
Services erhalten Administratoren eine<br />
zuverlässige und einfach zu administrierende<br />
Lösung für die <strong>Virtual</strong>isierung<br />
von Desktops, die alle benötigten Komponenten<br />
in einem Paket liefert. Die Services<br />
überzeugen vor allem durch die<br />
durchgängige und vor allem einheitliche<br />
Verwaltung aller Funktionen. Sie stellen<br />
nicht nur Benutzer-bezogene VMs bereit,<br />
sondern kümmern sich auch um die Ausfallsicherheit,<br />
sinnvolle Lastverteilung<br />
sowie das durchgängige Benutzermanagement<br />
insbesondere in heterogenen<br />
Windows-Netzwerken.<br />
Mit Univentions DVS sorgt die IT-Abteilung<br />
für eine verbesserte Hardwarenutzung,<br />
spart Aufwand beim Desktopmanagement<br />
und ermöglicht den Anwendern<br />
einen standortunabhängigen Zugriff<br />
auf ihre individuellen Desktops.<br />
Kleiner Funktionsumfang<br />
zum kleinen Preis<br />
Auch die Protokollunterstützung erweist<br />
sich als etwas eingeschränkt. So stehen<br />
auf Desktopvirtualisierung spezialisierte<br />
Protokolle wie Red Hats Spice [8] nicht<br />
zur Verfügung, ebenso fehlen von anderen<br />
Anbietern bekannte Beschleunigungsverfahren.<br />
Für die Integration weiterer<br />
RDP-Beschleunigungsfeatures arbeitet<br />
Univention mit der Open Thin Client Initiative<br />
zusammen – hier verspricht man<br />
sich vom geplanten Umstieg von Rdesktop<br />
auf Freerdp in der nächsten Univention-TCS-Release<br />
bereits Verbesserungen<br />
bei der Grafikperformance.<br />
Insgesamt eignet sich das Univention-<br />
System damit eher für kleinere <strong>Virtual</strong>isierungsprojekte<br />
sowie für Endanwender<br />
ohne High-End-Ansprüche. Es dürfte aber<br />
gerade für bestehende UCS-Kunden interessant<br />
sein. Testen lässt sich das anhand<br />
der freien Version [5] oder dem Image<br />
auf der DELUG-DVD. (mfe) n<br />
Infos<br />
[1] Titelthema „Start in die Wolken“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 07/11, S. 26 bis 51<br />
[2] Titelthema „Simplify your desks“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 03/11, S. 25 bis 54<br />
[3] Univention: [http:// www. univention. de]<br />
[4] Markus Klimke, „Fenster rausputzen“:<br />
<strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> 04/05, S. 60<br />
[5] Freie Version von Univention:<br />
[http:// www. univention. de/ download/<br />
free‐for‐personal‐use‐edition/ download/]<br />
[6] Wiki zur Transformation eines echten<br />
Rechners: [http:// wiki. univention. de/ index.<br />
php? title=Erstellung_eines_DVS‐Desktop_<br />
aus_einem_physikalischen_Rechner]<br />
[7] UCSDVS-Handbuch: [http:// www.<br />
univention. de/ fileadmin/ download/<br />
dokumentation_ucsdvs/ dvs‐handbuch. pdf]<br />
[8] Spicespace: [http:// www. spicespace. org]<br />
[9] Quickstart Guide:<br />
[http:// wiki. univention. de/ ? title=UCS_<br />
Desktop_<strong>Virtual</strong>ization_Services_Quickstart]<br />
Abbildung 7: Anwendersicht: So sieht die Anmeldung<br />
an einer DVS-Sitzung im Thin Client aus.<br />
Allerdings erweist sich der Funktionsumfang<br />
von UCS DVS im Vergleich zu<br />
etablierten kommerziellen Lösungen als<br />
spürbar kleiner. So ist etwa noch kein<br />
Pooling von Desktops eingebaut. Werkzeuge,<br />
mit denen sich Userprofile und<br />
Anwendungen vom System-Image trennen<br />
lassen, müssen Admins zudem bei<br />
Drittherstellern erwerben.<br />
Der Autor<br />
Der Autor Andrej Radonic ist<br />
IT-Journalist und außerdem<br />
als Vorstand der Intersales<br />
AG in Köln tätig sowie Autor<br />
des Buches „Xen 3.2“. Seine<br />
Spezialgebiete sind die<br />
<strong>Virtual</strong>isierung, Open-Source-Unternehmenslösungen<br />
sowie der Bereich E-Commerce.
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um Hard- und<br />
Software-Vertrieb ins europäische Ausland<br />
und die anfallende Umsatzsteuer<br />
sowie um die Gründung von IT-Gesellschaften.<br />
Meine Erfindung gehört<br />
imir, oder?<br />
Ich habe für meinen im Medienbereich tätigen<br />
Arbeitgeber eine Softwarelösung entwickelt,<br />
die eine Reihe von Produktionsabläufen automatisiert,<br />
die bis jetzt noch umständlich manuell<br />
durchgeführt werden. Die Software spart im Einsatz<br />
monatlich mehrere Manntage an Arbeitszeit<br />
ein. Ich habe alles außerhalb meiner Arbeitszeit<br />
erstellt und zu Hause entwickelt. Derzeit befindet<br />
sich die Software aber bereits in einem<br />
Testlauf auf einem unserer Server im Einsatz.<br />
Wenn ich meinen Arbeitsplatz nun wechseln<br />
möchte/muss, würde ich gerne einen finanziellen<br />
Nutzen ziehen und meinem derzeitigen Arbeitgeber<br />
eine Lizenz verkaufen. Geht das oder<br />
darf der die Software etwa auch gegen meinen<br />
Willen weiterhin benutzen?<br />
Anonym<br />
Die entscheidende Frage ist, ob Sie die<br />
Software im Rahmen Ihrer betrieblichen<br />
Aufgaben entwickelt haben oder „über<br />
ihre arbeitsvertraglich geschuldeten, eigentlichen<br />
Aufgaben hinaus“. Dass Sie<br />
die Software zu Hause entwickelt haben,<br />
spricht für eine Betriebsaufgabenunabhängige<br />
Entwicklung. Dann wäre<br />
Ihr Programm nicht den betrieblichen<br />
Aufgaben zuzurechnen und dürfte eine<br />
Arbeitnehmererfindung sein.<br />
Die Vorschriften des deutschen Arbeitnehmererfindungsgesetzes<br />
(AErfG oder<br />
ArbNErfG, [1]) umfassen Erfindungen<br />
und technische Verbesserungsvorschläge<br />
von Arbeitnehmern im privaten und öffentlichen<br />
Dienst, von Beamten und Soldaten.<br />
Erfindungen sind dabei solche, die<br />
patent- oder gebrauchsmusterfähig sind;<br />
technische Verbesserungsvorschläge sind<br />
alle übrigen Vorschläge für sonstige technische<br />
Neuerungen.<br />
Die Rechtsfolgen dieser Einordnung unterscheiden<br />
sich erheblich: Bei „registerfähigen“<br />
Erfindungen gleicht das AErfG<br />
die Interessen des privaten Erfinders und<br />
des Arbeitgebers aus. Diese sind jeweils<br />
in eigenen Gesetzen berücksichtigt. Nach<br />
dem Arbeitsrecht soll jede Leistung, die<br />
seitens des Arbeitnehmers aus einem bestehenden<br />
Arbeitsverhältnis entsteht,<br />
dem Arbeitgeber „gehören“, jede innerhalb<br />
des Arbeitsverhältnisses durch den<br />
Arbeitnehmer erbrachte Leistung steht<br />
also dem Arbeitgeber zu.<br />
Das Patentrecht schützt dagegen den Erfinder,<br />
er soll alleine darüber verfügen<br />
und den wirtschaftlichen Nutzen daraus<br />
ziehen können. Bei Erfindungen, die im<br />
Rahmen eines Arbeitsverhältnisses entstehen,<br />
hat das Verfassungsgericht diese<br />
rechtliche Sonderkonstellation geregelt,<br />
die inzwischen die überwiegende Anzahl<br />
der Erfindungen ausmacht: Fast neun von<br />
zehn Patentanmeldungen in Deutschland<br />
beruhen auf Arbeitnehmererfindungen.<br />
Bei technischen Verbesserungsvorschlägen<br />
gibt es keine vergleichbare Kollision,<br />
der Arbeitnehmer genießt nach den Vorschriften<br />
des Verfassungsgerichts nicht<br />
den gleichen Schutz wie bei patentfähigen<br />
Erfindungen.<br />
Abhängig davon, ob man Software inzwischen<br />
als patentfähig betrachtet oder<br />
nicht, sind unterschiedliche Vorgehensweisen<br />
ratsam: Soweit man die Patentfähigkeit<br />
der Software überhaupt ablehnt,<br />
regelt Paragraf 20 des AErfG lediglich,<br />
dass ein Anspruch des Arbeitnehmers
Mailen Sie uns Ihre Fragen!<br />
Im monatlichen Wechsel mit aktuellen Fachbeiträgen<br />
lässt das <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> in der Serie<br />
„Rechts-Rat“ Leserfragen durch einen<br />
Rechtsanwalt kompetent beantworten. Was<br />
immer Sie beschäftigt oder ärgert oder was<br />
Sie einfach nur wissen möchten: Schreiben<br />
Sie eine entsprechende E-Mail an die Adresse<br />
[rechtsrat@linux-magazin. de].<br />
Die Themen dürfen von Software lizenzen bis<br />
zum Hardwarekauf reichen. Die Redaktion<br />
behält es sich vor, abgedruckte Zuschriften<br />
zu kürzen und eventuell enthaltene persönliche<br />
Daten zu ändern.<br />
gegen den Arbeitgeber entsteht, sobald<br />
dieser einen technischen Verbesserungsvorschlag<br />
verwertet. Es bestehen keine<br />
schriftlichen Meldepflichten und die<br />
Ausgestaltung der Vergütung bleibt den<br />
Parteien überlassen. Für diesen Fall sind,<br />
auch wenn das Gesetz lediglich Tarifverträge<br />
oder Betriebsvereinbarungen nennt,<br />
individualvertragliche Vereinbarungen<br />
zulässig. Hier sagt das AErfG also nur,<br />
dass der Arbeitnehmer einen Vergütungsanspruch<br />
haben soll, trifft jedoch keine<br />
weiteren Aussagen.<br />
Bejaht man die Patentfähigkeit von Software,<br />
dann könnte es sich bei dem entwickelten<br />
Programm um eine Diensterfindung<br />
handeln. Das VerfG unterscheidet<br />
zwischen echten Diensterfindungen und<br />
freien Erfindungen (Abbildung 1). Ist eine<br />
Erfindung während des Arbeitsverhältnisses<br />
entstanden und damit entweder<br />
aus der dem Arbeitnehmer obliegenden<br />
Tätigkeit (Aufgabenerfindung) oder maßgeblich<br />
auf Erfahrungen oder Arbeiten<br />
des Betriebs beruhend (Erfahrungserfindung),<br />
handelt es sich um eine Diensterfindung.<br />
Alle anderen Erfindungen sind<br />
so genannte freie Erfindungen.<br />
In jedem Fall hat der Arbeitnehmer seine<br />
Erfindung unverzüglich schriftlich dem<br />
Arbeitgeber zu melden, wobei er die Erfindung<br />
als solche bezeichnen muss und<br />
Aufgabe, Lösung und das Zustandekommen<br />
darzulegen hat. Außerdem muss der<br />
Arbeitnehmer in der Meldung angeben,<br />
ob er sie als eine freie Erfindung oder<br />
eine Diensterfindung ansieht.<br />
Als Nächstes muss der Arbeitgeber auf<br />
diese Meldung innerhalb verschiedener<br />
Fristen reagieren: Hat der Arbeitnehmer<br />
eine aus seiner Sicht freie Erfindung gemeldet,<br />
gilt sie als solche, wenn der Arbeitgeber<br />
dies anerkennt oder nicht innerhalb<br />
von drei Monaten<br />
bestreitet.<br />
Aus freien Erfindungen<br />
lassen sich keine<br />
Ansprüche wie aus<br />
Dienst erfindung mehr<br />
ab leiten. Ein Vorrecht<br />
der Inanspruchnahme<br />
durch den Arbeitgeber<br />
erlischt und es entstehen<br />
keine Vergütungsansprüche,<br />
wenn der<br />
Arbeitgeber die Erfindung<br />
nicht verwertet.<br />
Der Arbeitnehmer<br />
muss dem Arbeitgeber<br />
aber eine Benutzerlizenz<br />
anbieten (einfaches,<br />
nicht ausschließliches<br />
Nutzungsrecht),<br />
bevor er die Erfindung bei bestehendem<br />
Arbeitsverhältnis anderweitig verwertet.<br />
Ist das Arbeitsverhältnis beendet, darf<br />
der Arbeitnehmer seine Erfindung ohne<br />
diese Beschränkung vermarkten.<br />
Meldet der Arbeitnehmer eine Diensterfindung,<br />
kann der Arbeitgeber sie durch<br />
Erklärung in Anspruch nehmen. Die Inanspruchnahme<br />
gilt auch als erfolgt, wenn<br />
der Arbeitgeber nicht innerhalb von vier<br />
Monaten die Erfindung schriftlich gegenüber<br />
dem Arbeitnehmer freigibt.<br />
Mit Inanspruchnahme gehen alle vermögenswerten<br />
Rechte aus der Erfindung<br />
auf den Arbeitgeber über, das bedeutet,<br />
dass er alleine über den Einsatz und<br />
der Verwertung entscheiden kann. Der<br />
Arbeitgeber hat das alleinige Recht, ein<br />
Schutzrecht auf die Erfindung anzumelden.<br />
Dazu ist er auch verpflichtet.<br />
Im Gegenzug erhält der Arbeitnehmer<br />
Anspruch auf angemessene Vergütung.<br />
Deren Höhe ist gesetzlich nicht bestimmt,<br />
daher hat der Bundesminister für Arbeit<br />
eine Richtlinie erlassen, die Empfehlungen<br />
enthält. Doch liegt die letzte Anpassung<br />
viele Jahre zurück. Kommt es bei<br />
der Höhe der Vergütung zu keiner Einigung,<br />
steht das Patentgericht für Schiedsverfahren<br />
und Klage bereit.<br />
In Ihrem Fall liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
eine Diensterfindung in Form einer<br />
Erfahrungserfindung vor. Die Rechtsprechung<br />
und die gängige Praxis haben<br />
inzwischen die Patentfähigkeit von<br />
Software bestätigt. Also spricht viel für<br />
diese Einschätzung – zumindest wenn<br />
Abbildung 2: Steuerfragen können für rauchende Köpfe sorgen.<br />
die Software die erforderliche Erfindungshöhe<br />
erreicht. Wenn die Meldung an den<br />
Arbeitgeber noch nicht erfolgt ist, sollten<br />
Sie das sofort nachholen.<br />
Nimmt der Arbeitgeber die Erfindung an,<br />
entsteht ein Anspruch auf angemessene<br />
Vergütung, den Sie notfalls ohne konkret<br />
geforderte Summe einklagen können.<br />
Das Gericht bestimmt dann die Höhe der<br />
Vergütung. Außer dem Recht, als Erfinder<br />
genannt zu werden, gehen alle vermögenswerten<br />
Rechte aus der Erfindung auf<br />
den Arbeitgeber über. Übrigens: Wenn<br />
das Arbeitsverhältnis in der Zwischenzeit<br />
endet, berührt das die Ansprüche und die<br />
Regelungen des AErfG nicht.<br />
i Umsatzsteuer – <br />
ja oder nein?<br />
Ich möchte über einen Webshop IT-Hardware,<br />
Waren und Programme online anbieten. Wenn ich<br />
ins europäische Ausland verkaufe – welche steuerlichen<br />
Aspekte muss ich berücksichtigen?<br />
Karl F.<br />
Beim gewerblichen Verkauf von Waren<br />
und Dienstleistungen innerhalb der EU<br />
ist insbesondere die Umsatzsteuer von<br />
Bedeutung. Die Umsatzsteuer ist eine<br />
Verbrauchsteuer, soll also ausschließlich<br />
den Endverbraucher treffen. Der Gesetzgeber<br />
erreicht dieses Ziel, indem er im<br />
Prinzip alle gewerblichen Geschäfte der<br />
Umsatzsteuer unterwirft – also gleich, ob<br />
zwischen Unternehmern oder zwischen<br />
Unternehmer und Verbraucher –, aber<br />
© Galina Peshkova, 123RF<br />
Rechts-Rat 12/2011<br />
Forum<br />
www.linux-magazin.de<br />
83
Forum<br />
www.linux-magazin.de Rechts-Rat 12/2011<br />
84<br />
Abbildung 3: Schwankende Lage: Beim Versand von Waren sind steuerliche Besonderheiten zu beachten.<br />
den Unternehmern erlaubt, die von ihnen<br />
bezahlte Umsatzsteuer als Vorsteuer<br />
abzuziehen.<br />
Unternehmer müssen die Umsatzsteuer,<br />
die auf ihre verkauften Waren oder erbrachten<br />
Dienstleistungen entfällt, zusammen<br />
mit dem Kaufpreis oder Entgelt<br />
von ihren Kunden einziehen und – sozusagen<br />
stellvertretend für diese – an das<br />
Finanzamt abführen. Weil beim grenzüberschreitenden<br />
Waren- und Dienstleistungsverkehr,<br />
nicht nur innerhalb der EU,<br />
der Verbrauch als steuerbegründendes<br />
Merkmal meist außerhalb des Hoheitsgebiets<br />
des jeweils steuererhebenden<br />
Staates liegt, sind für die Umsatzsteuer<br />
Sonderregelungen notwendig.<br />
Zunächst kommt es auf die Art der Lieferungen<br />
(Abbildung 3) oder Leistungen<br />
an: Sie exportieren Waren und vertreiben<br />
Software, Letzteres entspricht dem<br />
Einräumen urheberrechtlicher Nutzungsrechte.<br />
Der Export von Waren innerhalb<br />
der EU ist von der Umsatzsteuer befreit,<br />
wenn der Empfänger ein Unternehmer<br />
mit gültiger Umsatzsteuer-Identifikationsnummer<br />
(Ust-ID) ist. Damit Sie die<br />
Umsatzsteuer nicht in der Rechnung ausweisen,<br />
einziehen und abführen müssen,<br />
reicht es dann, die Gültigkeit der vom<br />
Handelspartner angegebenen Ust-ID zu<br />
prüfen – das geht online [2].<br />
Hat der Unternehmer im Ausland keine<br />
gültige Ust-ID (oder gibt keine an), müssen<br />
Sie die Umsatzsteuer in der Rechnung<br />
ausweisen, einziehen und abführen. Das<br />
Gleiche gilt, wenn es sich beim Kunden<br />
um eine Privatperson handelt. Beim Vertrieb<br />
von Software sieht es anders aus:<br />
Die Einräumung urheberrechtlicher Nutzungsrechte<br />
ist keine Lieferung, sondern<br />
eine sonstige Leistung im Sinne des Umsatzsteuerrechts.<br />
Bei Verträgen zwischen<br />
Unternehmern im Sinne des Umsatzsteuerrechts<br />
gilt eine sonstige Leistung als am<br />
Ort des Empfängers ausgeführt und ist<br />
daher nicht besteuerbar.<br />
Handelt es sich bei Kunden um Nichtunternehmer,<br />
gilt die Einräumung urheberrechtlicher<br />
Nutzungsrechte als Katalogleistung<br />
nach Paragraf 3a Absatz 4<br />
Ziffer 1 des UstG [3] und die Leistung gilt<br />
ebenfalls als am Ort des Empfängers ausgeführt.<br />
Der Onlinevertrieb von Software<br />
ist daher stets ohne Ausweis, Einzug und<br />
Abfuhr der Umsatzsteuer möglich.<br />
Software als<br />
iSacheinlage<br />
Wir möchten eine Gesellschaft gründen mit dem<br />
Ziel, <strong>Linux</strong>-basierte Lösungen für Daten-Rettung<br />
und ‐Wiederherstellung anzubieten. Die Gründung<br />
soll als GmbH erfolgen. Wir sind mehrere<br />
Personen, die zum Teil Räume, Hardware oder<br />
auch nur Know-how als Startkapital zusammenlegen<br />
möchten und auf diese Weise die für eine<br />
GmbH-Gründung nötige Bareinlage ersetzen.<br />
Geht das?<br />
P. W.<br />
Das Mindestkapital für die Gründung<br />
einer GmbH, einer Gesellschaft mit beschränkter<br />
Haftung nach dem deutschen<br />
© bayberry, 123RF<br />
GmbH-Gesetz [4], beträgt zurzeit 25 000<br />
Euro. Davon muss bei Gründung ein Viertel<br />
einbezahlt sein, die Einbringung von<br />
Sachwerten ist möglich. Dabei muss es<br />
sich aber um echte Sachwerte handeln,<br />
also etwa um ein Fahrzeug, Büroausstattung,<br />
Hardware und dergleichen.<br />
Angemietete Räume stellen lediglich eine<br />
Rechtsposition dar, die nicht verkörpert<br />
ist, also keinen Sachwert. Software hat<br />
dagegen einen wirtschaftlichen Wert und<br />
kann daher unter die Aktivposten einer<br />
Bilanz aufgenommen werden, ist damit<br />
auch prinzipiell sacheinlagefähig. Für die<br />
Bewertung der Sacheinlagen ist ein Sachgründungsbericht<br />
nötig, der detailliert<br />
den wirtschaftlichen Wert der Einlagen<br />
beschreibt.<br />
Als Alternative zur GmbH bietet sich in<br />
Ihrem Fall eventuell die Gründung einer<br />
Unternehmergesellschaft (UG) an, die<br />
rechtlich einer GmbH gleichgestellt ist<br />
(Paragraf 5a GmbHG), aber wesentliche<br />
Erleichterungen bei der Gründung und<br />
Eintragung vorsieht. So ist die UG bereits<br />
mit nur einem Gesellschafter gründungsfähig<br />
und die für die Eintragung nötige<br />
Einlage beträgt lediglich 1 Euro. Zum<br />
Schutz der Gläubiger dürfen hier Gewinne<br />
allerdings erst ausgeschüttet, also<br />
an die Gesellschafter ausbezahlt werden,<br />
wenn die Gesellschaft ein Stammkapital<br />
von 25 000 Euro erreicht hat. Die UG<br />
wird landläufig auch als „Mini-GmbH“<br />
bezeichnet. (uba)<br />
n<br />
Infos<br />
[1] Arbeitnehmererfindungsgesetz: [http://<br />
www. gesetze‐im‐internet. de/ arbnerfg/]<br />
[2] Mehrwertsteuer-Informationsaustauschsystem<br />
der EU:<br />
[http:// ec. europa. eu/ taxation_customs/<br />
vies/ lang. do? fromWhichPage=vieshome&<br />
selectedLanguage=DE]<br />
[3] Umsatzsteuergesetz:<br />
[http:// www. gesetze‐im‐internet. de/<br />
ustg_1980/ index. html]<br />
[4] GmbH-Gesetz:<br />
[http:// www. gesetze‐im‐internet. de/<br />
gmbhg/ index. html]<br />
Der Autor<br />
RA Fred Andresen ist Mitglied der Rechtsanwaltskammer<br />
München und der Arbeitsgemeinschaft<br />
Informationstechnologie im Deutschen Anwaltverein<br />
(DAVIT).
Bücher über LPIC 3 sowie Softwaresicherheit<br />
Tux liest<br />
Bücher 12/2011<br />
Forum<br />
Das <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> stellt das derzeit einzige deutschsprachige Buch zu Stufe 3 der LPI-Zertifizierung vor.<br />
Der zweite Titel möchte Programmierer für das Thema Sicherheit sensibilisieren. Hans-Georg Eßer, Michael Müller<br />
www.linux-magazin.de<br />
85<br />
Das <strong>Linux</strong> Professional Institute (LPI)<br />
hat sich als herstellerneutraler Zertifizierungsanbieter<br />
für <strong>Linux</strong> etabliert: Während<br />
Red-Hat- oder Novell-Zertifikate sich<br />
nur auf eine Distribution konzentrieren,<br />
prüft das LPI generisches <strong>Linux</strong>-Wissen.<br />
Marktlücke<br />
Die ersten beiden Zertifizierungsstufen,<br />
LPIC 1 und LPIC 2, sind schon länger<br />
durch vorbereitende Literatur gut abgedeckt,<br />
für die dritte Stufe – LPIC 3, Senior<br />
Level <strong>Linux</strong> Professional – gab es aber<br />
bisher kein Lehrbuch. Diesen Mangel hat<br />
der Verlag Open Source Press nun behoben<br />
und mit „LPI 301“ von Thorsten<br />
Robers ein Buch veröffentlicht, das die<br />
Themen abhandelt, die für die einzige zu<br />
absolvierende Prüfung LPI 301 relevant<br />
sind. Genauer: „das“ Thema, denn in<br />
der 301er Prüfung dreht sich fast alles um<br />
den Verzeichnisdienst LDAP.<br />
Die 330 Seiten des Buches folgen im Aufbau<br />
der Themenliste, die das LPI auf<br />
seinen Webseiten vorgibt. Es gibt also<br />
beispielsweise ein Hauptkapitel 301 mit<br />
den Unterkapiteln 301.1 bis 301.3, welche<br />
die Inhalte der entsprechenden Prüfungsabschnitte<br />
behandeln. Der Autor<br />
schreibt praxisnah und in angenehm lesbarem<br />
Stil, etliche Beispiele illustrieren<br />
die LDAP-Mechanismen und den Einsatz<br />
der Open-LDAP-Tools.<br />
Zum Einstieg liefert Robers ein paar<br />
grundlegende Erläuterungen zu LDAP,<br />
doch dann steigert er das Tempo rasch.<br />
Das Buch eignet sich dennoch zum parallelen<br />
Erlernen der LDAP-Administration,<br />
auch wenn sich die Lektüre dann deutlich<br />
in die Länge zieht. Doch schon im<br />
Vorwort weist dieser Titel – wie auch<br />
die meisten anderen LPI-Bücher – darauf<br />
hin, dass bloße Lektüre keine angemessene<br />
Vorbereitung ist, weil die LPI-Prüfungen<br />
Praxiserfahrung testen. Intensives<br />
Arbeiten mit Open LDAP ist also eine<br />
zwingende Voraussetzungen, bevor das<br />
Antreten zur Prüfung in Frage kommt.<br />
Sehr schön: Jedes Teilkapitel endet mit<br />
einem Abschnitt „Vorbereitung auf die<br />
Prüfung“, in dem noch einmal steht, worauf<br />
es ankommt.<br />
Thorsten Robers hat ein bisher einzigartiges<br />
Buch geschrieben, das zögernden<br />
LPIC-3-Kandidaten den letzten nötigen<br />
Motivationsschub bieten kann.<br />
Softwaresicherheit<br />
Technische Maßnahmen wie Firewalls<br />
und Virenscanner erhöhen zwar die Sicherheit<br />
von Computernetzen. Vor allem<br />
muss der Programmierer aber die<br />
Software selbst sicher gestalten, damit<br />
sie Angriffen per SQL-Injection oder mit<br />
subtileren Methoden widersteht. Das<br />
Buch „Basiswissen – Sichere Software“<br />
widmet sich diesem Thema ausführlich.<br />
Zudem eignet es sich laut Verlag zur Vorbereitung<br />
auf die Prüfung zum „Certified<br />
Professional for Secure Software Engineering“<br />
des Verbands ISSECO. Dabei gehe<br />
es, so der Autor, über das für die Prüfung<br />
erforderliche Wissen hinaus.<br />
Wer nun ein trockenes Lehrbuch erwartet,<br />
wird erstaunt sein, dass dieser<br />
Band recht locker geschrieben ist. Am<br />
Info<br />
Thorsten Robers:<br />
LPI 301<br />
Open Source Press, 2011<br />
330 Seiten<br />
35 Euro<br />
ISBN 978-3-941841-36-9<br />
Rande der Kapitel erzählt Sachar Paulus<br />
die Geschichte von Ben, dem in Sachen<br />
Sicherheit zunächst naiven Teamleiter,<br />
und seinem Gegenspieler, dem Cracker<br />
Jewgeni. Entsprechend den Themen des<br />
Buchs entwickelt sich auch Ben.<br />
Was ist Sicherheit überhaupt? Wie sehen<br />
es Kunde und Entwickler, wie der Angreifer?<br />
Welche Methoden zur Entwicklung<br />
sicherer Software gibt es? Welche<br />
Angriffsvektoren sind zu beachten? Auf<br />
welche muss der Software-Entwickler<br />
achten, auf welche ist mit technischen<br />
Systemen zu antworten? Mit diesen Fragen<br />
beschäftigt sich das Buch und erörtert<br />
zudem, wie man Software auf Sicherheit<br />
prüft. Wie soll der Programmierer<br />
mit Schwachstellen umgehen und welche<br />
Schwachstellen darf er in Kauf nehmen?<br />
Schließlich muss er die Software irgendwann<br />
fertig ausliefern.<br />
Auch wenn das Buch fast keinen Sourcecode<br />
enthält, ist es doch für Software-<br />
Entwickler gedacht. Es rückt ein Thema<br />
in den Mittelpunkt, an das viele Programmierer<br />
seltener denken als an die<br />
Implementierung toller Features. Im Hinblick<br />
auf die Zertifizierung gibt es zudem<br />
einen Teil mit Fragen, darüber hinaus<br />
ein Glossar und ein Literaturverzeichnis.<br />
Nach der Lektüre geht der Entwickler<br />
mit geschärftem Sicherheitsbewusstsein<br />
an die tägliche Arbeit. Dann hat sich das<br />
Buch gelohnt. (mhu)<br />
n<br />
Info<br />
Sachar Paulus:<br />
Basiswissen – Sichere<br />
Software<br />
Dpunkt, 2011<br />
300 Seiten<br />
40 Euro<br />
ISBN 978-3-89864-726-7
Forum<br />
www.linux-magazin.de Leserbriefe 12/2011<br />
86<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Leserbriefe<br />
Haben Sie Anregungen, Statements oder Kommentare? Dann schreiben Sie an [redaktion@linux-magazin.de].<br />
Die Redaktion behält es sich vor, die Zuschriften und Leserbriefe zu kürzen. Sie veröffentlicht alle Beiträge mit<br />
Namen, sofern der Autor nicht ausdrücklich Anonymität wünscht.<br />
<strong>Linux</strong>-Leid<br />
09/11, S. 44: Zu den Erklärungsversuchen,<br />
weshalb sich <strong>Linux</strong> als Desktop-Betriebsystem<br />
nicht durchsetzt: Ich denke,<br />
es ist der seit rund zwei Jahren fehlende<br />
funktionale Desktop. Es geht um <strong>Linux</strong><br />
als Arbeitsumgebung, also den Einsatz<br />
als Werkzeug, und nicht um Innovation<br />
oder Coolness.<br />
Wer den auf Erfahrung beruhenden, intuitiven<br />
Umgang mit Werkzeugen vernichtet,<br />
vernichtet Produktivität. Genau<br />
das passiert, wenn sich die Bedienung<br />
ändert, ohne dass damit ein erkennbarer<br />
Funktionsgewinn einhergeht. Das ist<br />
bei KDE 4.x und den wesentlichen KDE-<br />
Programmen der Fall. Das Erlernen des<br />
Neuen bringt keinen Gewinn, es ersetzt<br />
nur entwertetes Wissen. Der Anwender<br />
beschäftigt sich statt mit seiner Arbeit mit<br />
dem Werkzeug. Dazu ist er nachvollziehbar<br />
nicht bereit.<br />
KDE 3.5 war noch okay, KDE 4.x ist<br />
meiner Meinung nach indiskutabel, eine<br />
Sammlung von Design-Ideen, die jedes<br />
Wissen über Ergonomie vermissen lässt.<br />
Diese Seuche betrifft fast alle Betriebsysteme.<br />
Bei Windows kann man den pastellfarbenen<br />
Playmobil-Kindergeburtstag<br />
mit ein paar Klicks abschalten. Das tun<br />
auch die meisten. Bei KDE vermisse ich<br />
die Möglichkeit, auf KDE 3.5 zurückzuschalten.<br />
Gnome hat sogar gerade die<br />
Einstellmöglichkeiten entfernt.<br />
Erratum<br />
10/11, S. 59: Die Seite zur DELUG-DVD erweckte<br />
den Eindruck, das Buch „Android-<br />
Entwicklung“ sei vollständig auf dem Datenträger<br />
enthalten. Die DVD enthält aber nur<br />
die ersten 60 Seiten, wie es andernorts im<br />
Heft auch korrekt stand.<br />
Wer die Experimentierfreudigen unter 25<br />
Jahren anvisiert, sollte sich wegen der<br />
Alterspyramide und geburtenschwacher<br />
Jahrgänge über sinkende Marktanteile<br />
nicht wundern. Eine Diskussion zum<br />
Thema „Wie soll Software zum Arbeiten<br />
aussehen und geändert werden“ halte ich<br />
für überfällig.<br />
Werner Heisch, per E-Mail<br />
GTK+ auf dem Mac<br />
11/11, S. 30: Im GTK+-Artikel heißt es<br />
im Fazit: „Unter Mac OS X bleibt eine<br />
einfach zu installierende GTK+-Implementierung<br />
weiterhin wünschenswert.“<br />
Seit ein paar Wochen gibt es diese endlich<br />
im Rahmen des Zero-Install-Projekts.<br />
Unter [http://sourceforge.net/projects/<br />
macpkg/files/PyGTK/2.24.0/PyGTK.pkg]<br />
befindet sich ein dem Windows-Py-GTK-<br />
All-in-one-Paket gleichwertiges Paket für<br />
Mac OS X. Es leistet zumindest unter Mac<br />
OS X 10.6 gute Dienste.<br />
Henri Wahl, per E-Mail<br />
<strong>Linux</strong>-Leidenschaft<br />
11/11, S. 42: Das Interview mit Miguel de<br />
Icaza, der den <strong>Linux</strong>-Desktop abschreibt,<br />
hat mich sehr traurig gemacht. Meine<br />
<strong>Linux</strong>-Erfahrung begann mit Suse in Version<br />
5.1, das ist also schon einige Zeit<br />
her. Ich habe zunächst zu Hause damit<br />
experimentiert und es dann als Zweitsystem<br />
in der Firma auf meinem Desktop<br />
installiert.<br />
Nach einiger Zeit habe ich verstanden,<br />
dass dies keinen Sinn ergibt, und vor etwa<br />
fünf Jahren <strong>Linux</strong> als einziges Betriebssystem<br />
installiert, mit all den Schmerzen,<br />
die dies anfangs bereitet hat. Wenn<br />
man ständig mit <strong>Linux</strong> arbeitet, versteht<br />
man aber irgendwann, welch hohes Gut<br />
freie Software ist, und begreift den Unterschied<br />
zwischen Freiheit und Freibier im<br />
Sinne von Richard Stallman.<br />
Aktuell arbeite ich mit Mint Debian, das<br />
auf das Rolling-Release-Modell setzt.<br />
Die fortlaufende Aktualisierung zwingt<br />
mich, mich ständig ein wenig mit meinem<br />
Rechner zu beschäftigen – mit dem<br />
Effekt, dass ich ständig dazulerne.<br />
Mit der Zeit hat sich ein Unterschied zwischen<br />
mir und meinen Kollegen, die das<br />
„Standardbetriebssystem“ verwenden,<br />
herausgebildet. Meist funktioniert bei ihnen<br />
ja alles und wenn nicht, äußert sich<br />
das in Verwünschungen. Ich sage dann<br />
immer, dass ich erst mal sehen muss,<br />
wie ich das hinbekommen kann, und<br />
irgendwie funktioniert es dann auch fast<br />
immer. Es gibt so viele Möglichkeiten,<br />
die ich mit einem freien und offenen Betriebssystem<br />
und ebensolcher Software<br />
habe, die mir mit proprietärer Software<br />
versperrt blieben.<br />
Ich liebe mein OS und auch den Desktop.<br />
Das alles haben Leute programmiert, die<br />
ähnlich denken wie ich, und sie stellen<br />
es mir frei zur Verfügung. Bei allen Ungereimtheiten,<br />
von denen Miguel spricht,<br />
es ist die Community, die das alles trägt,<br />
und für mich ist dies auch ein Stück<br />
Freiheit des Geistes, die für mich sehr<br />
wichtig ist.<br />
Natürlich ist <strong>Linux</strong> auf dem Desktop<br />
nichts für Leute, für die sich ein Rechner<br />
nicht prinzipiell von einem Toaster<br />
unterscheiden soll. Aber es gibt ja noch<br />
die anderen, und für die ist der <strong>Linux</strong>-<br />
Desktop wichtig, auch wenn es nur 0,7<br />
Prozent sind. Insofern denke ich schon,<br />
dass der <strong>Linux</strong>-Desktop eine Zukunft hat<br />
und es sich lohnt, dafür zu kämpfen.<br />
Christian Bechmann, per E-Mail n
Ein Roboter,<br />
der was macht?!<br />
Zitter doch<br />
nicht so!<br />
Wenn ich das<br />
nur früher<br />
gewusst hätte...<br />
Gut zu wissen!<br />
Und das geht<br />
wirklich?<br />
Das beste<br />
Betriebssystem<br />
So sieht die<br />
Zukunft aus!
Know-how<br />
www.linux-magazin.de Insecurity Bulletin 12/2011<br />
88<br />
Insecurity Bulletin – Buffer Overflows<br />
Übergelaufen<br />
Die neue Reihe „Insecurity Bulletin“ widmet sich Sicherheitslücken in <strong>Linux</strong> und Open-Source-Software. Dabei<br />
dienen aktuelle Schwachstellen als Anschauungsmaterial für typische Programmierfehler. Die erste Folge behandelt<br />
zwei Fälle von Buffer Overflow. Mark Vogelsberger<br />
© complize, photocase.com<br />
Der Buffer Overflow ist eine Sicherheitslücke,<br />
vor der sich der C-Programmierer<br />
stets in Acht nehmen muss. Zu den<br />
jüngsten Opfern dieser Schwäche gehören<br />
zwei <strong>Linux</strong>-/Unix-Daemons.<br />
E Rsyslog<br />
Das GPLv3-lizenzierte Rsyslog implementiert<br />
und erweitert das unter <strong>Linux</strong> und<br />
Unix verbreitete Syslog-Protokoll zum<br />
Überwachen von Systemereignissen. Die<br />
Filterfunktionen der Software helfen umfangreiche<br />
Protokolldaten<br />
effizient zu verarbeiten.<br />
Ein im September entdeckter<br />
Buffer Overflow<br />
[1] führte dazu, dass ein<br />
Angreifer das Programm<br />
zum Absturz bringen<br />
konnte.<br />
Rsyslog erlaubt es dem<br />
Admin, jeder Nachricht<br />
ein Tag zuzuordnen, sodass<br />
sich die Logdatei<br />
später einfach mit Grep<br />
durchsuchen lässt. Für<br />
das Verarbeiten dieser<br />
Tags ist »parseLegacySyslogMsg()«<br />
in der Datei<br />
»tools/syslogd.c« zuständig<br />
(Listing 1). Die Funktion<br />
liest das Tag ein und legt es im Puffer<br />
»bufParseTAG« ab, wobei sie dafür eine<br />
Maximallänge von »CONF_TAG_MAX-<br />
SIZE« Zeichen vorsieht. Der Code in<br />
Listing 1 bearbeitet alle Nachrichten, die<br />
nicht im RFC-5424-Format vorliegen, also<br />
auch solche im RFC-3164-Format.<br />
Der Programmierfehler tritt in der While-<br />
Schleife ab Zeile 6 auf. Die dortigen Anweisungen<br />
füllen sukzessive den Puffer<br />
»bufParseTAG«, die Variable »i« überwacht<br />
dabei die aktuelle Position im Puffer.<br />
Sie kommt kurz darauf ins Spiel, um<br />
an das Ende der Zeichenkette ein oder<br />
zwei zusätzliche Zeichen anzuhängen:<br />
»:\0« oder nur »\0«.<br />
Zwei zu viel<br />
Die Schwäche besteht darin, dass die<br />
While-Schleife bei langen Tag-Strings erst<br />
abbricht, wenn »i« so groß wie »CONF_<br />
TAG_MAXSIZE« ist (Zeile 6). Der Puffer<br />
bekommt später aber noch ein oder<br />
zwei Zeichen hinzugefügt (Zeilen 13 und<br />
16). Einem Angreifer wäre es also möglich,<br />
mit einem Tag, das länger ist als in<br />
»CONF_TAG_MAXSIZE« festgelegt, den<br />
Puffer um ein oder zwei Zeichen überlaufen<br />
zu lassen.<br />
Die Auswirkungen eines Überlaufs sind<br />
plattform- und systemspezifisch: Entscheidend<br />
ist die Reihenfolge der Funktionsvariablen<br />
auf dem Stack und ob es<br />
sich um ein Little- oder Big-Endian System<br />
handelt. Beispielsweise kann es zum<br />
Überschreiben der Variablen »i« kommen,<br />
falls sie im Speicher nach »bufParseTAG«<br />
abgelegt ist.<br />
Diese Sicherheitslücke betrifft die Rsyslog-Versionen<br />
4.6.0 bis 4.6.7 sowie 5.2.0<br />
bis 5.8.4. Auf Systemen mit einem Buffer-<br />
Overflow-Schutz wie Stack Guard kann<br />
es passieren, dass die Schutzvariable<br />
(siehe Kasten „Schutzmechanismen“)<br />
Listing 1: »tools/syslogd.c«<br />
01 [...]<br />
02 int i; /* general index for parsing */<br />
03 uchar bufParseTAG[CONF_TAG_MAXSIZE];<br />
04 uchar bufParseHOSTNAME[CONF_HOSTNAME_MAXSIZE];<br />
05 [...]<br />
06 while(lenMsg > 0 && *p2parse != ':' && *p2parse<br />
!= ' ' && i < CONF_TAG_MAXSIZE) {<br />
07 bufParseTAG[i++] = *p2parse++;<br />
08 ‐‐lenMsg;<br />
09 }<br />
10 if(lenMsg > 0 && *p2parse == ':') {<br />
11 ++p2parse;<br />
12 ‐‐lenMsg;<br />
13 bufParseTAG[i++] = ':';<br />
14 }<br />
15 [...]<br />
16 bufParseTAG[i] = '\0'; /* terminate string */<br />
Der Autor<br />
Mark Vogelsberger ist derzeit wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institute for Theory and Computation<br />
der Harvard University, wo er sich mit<br />
Simulationen zur Strukturbildung im Universum<br />
beschäftigt. Er war von 1999 bis 2010 Autor<br />
der „Insecurity News“ des <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong>s und<br />
schreibt nun auf [http:// www. linux‐magazin. de]<br />
die Online-Ausgabe des „Insecurity Bulletin“.
direkt nach der Variablen »bufParseTAG«<br />
im Speicher angesiedelt ist. In diesem<br />
Fall führt der Overflow zum Beenden von<br />
Rsyslog, weil Stack Guard merkt, dass<br />
diese Variable modifiziert wurde.<br />
E Cyrus IMAP<br />
Auch der IMAP-Server Cyrus wurde im<br />
September Opfer eines Stack Buffer Overflow<br />
[3]. Verantwortlich ist eine Schwachstelle<br />
im NNTP-Code, die es einem<br />
entfernten Angreifer unter Umständen<br />
erlaubt, Befehle auf dem System auszuführen.<br />
Der Fehler steckt in der Funktion<br />
»split_wildmats()« in der Datei »imap/<br />
nntpd.c« und tritt beim Verarbeiten von<br />
NNTP-Wildmat-Daten auf. Wildmat ist<br />
ein Pattern-Matching-Format, das in RFC<br />
3977 für NNTP definiert ist.<br />
Der Fehler besteht darin, dass Cyrus die<br />
Funktion »strcpy()« zum Behandeln der<br />
Wildmat-Daten verwendet. Schon die<br />
Manpage zu »strcpy()« macht aber klar,<br />
warum das keine gute Idee ist: Die Funktion<br />
kopiert eine Zeichenkette bis zum<br />
Terminierungszeichen von einem String,<br />
auf den das erste Argument zeigt, in den<br />
Puffer, auf den das zweite zeigt.<br />
Ob diese Daten auch wirklich in den<br />
für das Ziel allozierten Speicher passen,<br />
prüft »strcpy()« aber nicht. Diese<br />
Funktion ist daher für unzählige Buffer-<br />
Overflow-Schwachstellen verantwortlich<br />
– ja, es ist schlechte Programmierpraxis,<br />
sie überhaupt zu verwenden. Grundsätzlich<br />
sollte statt »strcpy()« die Funktion<br />
»strncpy()« zum Einsatz kommen, die<br />
als drittes Argument die Anzahl der zu<br />
kopierenden Zeichen annimmt. Wenn<br />
sichergestellt ist, dass diese Zeichenzahl<br />
in den allozierten Speicher passt, ist die<br />
Gefahr gebannt.<br />
Wie die Schwachstelle in der Funktion<br />
»split_wildmats()« aussieht, zeigt Listing<br />
2. In dieser Schleife kopiert »strcpy()«<br />
die Zeichenkette (Zeile 14), was bei bestimmten<br />
Eingaben zum Überlauf führen<br />
kann. Zuvor wird nämlich in derselben<br />
Funktion Folgendes gesetzt:<br />
char pattern[MAX_MAILBOX_BUFFER] =U<br />
"", *p, *c;<br />
p = pattern + strlen(pattern);<br />
Der Puffer »pattern« besitzt damit nur<br />
eine feste Größe von »MAX_MAILBOX_<br />
BUFFER«. Diese Schwachstelle lässt<br />
sich einfach beheben, indem man die<br />
»strcpy()«-Funktion durch die sichere<br />
Alternative »strncpy()« samt der korrekt<br />
berechneten Zeichenzahl ersetzt:<br />
strncpy(p, wild[n].not ? c + 1 : c, U<br />
pattern+sizeof(pattern) ‐ p);<br />
pattern[sizeof(pattern)‐1] = '\0';<br />
Sollte die Option »allowanonymouslog in«<br />
in »imap.conf« gesetzt sein, lässt sich<br />
diese Sicherheitslücke sogar ohne Authen<br />
tifikation ausnutzen.<br />
Falsche Entwarnung<br />
Kurz nach Bekanntwerden des Fehlers<br />
hieß es, dass Systeme, die mit der<br />
»FORTIFY_SOURCE«-Option kompiliert<br />
wurden, nicht betroffen seien, also beispielsweise<br />
RHEL 5 und 6 sowie Fedora.<br />
Diese Meldung ist jedoch nicht korrekt,<br />
allenfalls lässt sich ein Angriff detektieren,<br />
falls Cyrus IMAP mit einem Buffer-<br />
Overflow-Schutz wie Stack Smashing<br />
Protector (SSP) übersetzt wird. Betroffen<br />
sind die Cyrus-IMAP-Versionen 2.3 vor<br />
2.3.17 und 2.4 vor 2.4.11. (mhu) n<br />
Infos<br />
[1] „Potential DoS with malformed tag“ (CVE-<br />
2011-3200): [http:// www. rsyslog. com/<br />
potential‐dos‐with‐malformed‐tag/]<br />
[2] Stack Guard:<br />
[http:// immunix. org/ stackguard. html]<br />
[3] „Latest Updates“ zu Cyrus IMAP (CVE-<br />
2011-3208): [http:// www. cyrusimap. org/<br />
mediawiki/ index. php/ Latest_Updates]<br />
Listing 2: »imap/nntpd.c«<br />
01 do {<br />
02 if ((c = strrchr(str, ',')))<br />
03 *c++ = '\0';<br />
04 else<br />
05 c = str;<br />
06 <br />
07 if (!(n % 10)) /* alloc some more */<br />
08 wild = xrealloc(wild, (n + 11) * sizeof(struct<br />
wildmat));<br />
09 <br />
10 if (*c == '!') wild[n].not = 1; /* not */<br />
11 else if (*c == '@') wild[n].not = ‐1; /* absolute<br />
not (feeding) */<br />
12 else wild[n].not = 0;<br />
13 <br />
14 strcpy(p, wild[n].not ? c + 1 : c);<br />
15 wild[n++].pat = xstrdup(pattern);<br />
16 } while (c != str);<br />
Insecurity Bulletin 12/2011<br />
Know-how<br />
www.linux-magazin.de<br />
89<br />
Schutzmechanismen<br />
Es gibt Schutzmechanismen, um Overflows wie<br />
im Fall von Rsyslog zu verhindern. Dazu gehört<br />
die Software Stack Guard [2], die GCC um die<br />
entsprechende Schutzfunktion erweitert. Diese<br />
Mechanismen sortieren die Daten auf dem Stack<br />
Frame von Funktionsaufrufen um und erweitern<br />
sie um Schutzvariablen.<br />
Bei einer Funktion wie der folgenden legt der<br />
Compiler die Variablen in einer bestimmten<br />
Reihenfolge auf dem Stack ab:<br />
int function()<br />
{<br />
int a;<br />
char b[5];<br />
char c[4];<br />
[...]<br />
}<br />
Der Stack sieht dann folgendermaßen aus:<br />
c<br />
b<br />
a<br />
[...]<br />
Return-Adresse<br />
Lässt ein Angreifer nun »c« oder »b« überlaufen,<br />
kann er »a« verändern – unter Umständen<br />
sogar den Kontrollfluss des Programms, wenn<br />
er die Return-Adresse auf von ihm erzeugten<br />
Code lenkt.<br />
Stack Guard und andere Buffer-Overflow-<br />
Schutzprogramme wie Pro Police oder Stack<br />
Ghost sortieren die gefährdeten Variablen um,<br />
sodass beispielsweise beim angegebenen Funktionscode<br />
der Stack mit Schutzmaßnahmen wie<br />
folgt aussähe:<br />
a<br />
c<br />
b<br />
Canary‐Variable<br />
[...]<br />
Return-Adresse<br />
Hier ist zum einen die Variable »a« verschoben,<br />
sodass sie von einem möglichen Überlauf der<br />
anderen Puffer nicht betroffen ist. Zum anderen<br />
hat der Schutzmechanismus am Ende des Variablenblocks<br />
auf dem Stack eine Schutzvariable<br />
hinzugefügt, die so genannte Canary-Variable.<br />
Läuft beispielsweise die Variable »b« über, so<br />
verändert das auch die benachbarte Canary-<br />
Variable. Sie warnt vor dem Overflow – wie der<br />
Kanarienvogel den Bergmann vor Grubengas,<br />
daher der Name.
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Auswahl unter den Programmiersprachen<br />
Mehrsprachig<br />
Einführung 12/2011<br />
Programmieren<br />
Viele verschiedene Programmiersprachen zu lernen macht Spaß und erweitert den Horizont. Doch der Entwickler<br />
braucht auch eine vertraute Sprache für seinen Arbeitsalltag. Mathias Huber<br />
Inhalt<br />
94 C++11 in der Praxis<br />
Zeitgemäß C++ programmieren: Die<br />
neue Reihe startet mit einem Einblick in<br />
Lambda-Funktionen.<br />
98 Perl-Snapshot<br />
Freie Karten von Openstreetmap und<br />
ein paar Zeilen Perl helfen bei der Parkplatzsuche.<br />
www.linux-magazin.de<br />
93<br />
Vor wenigen Jahren passierte mir in einer<br />
Fachbuchhandlung etwas, das mich<br />
sprachlos machte. Auf meine Frage nach<br />
einem bestimmten PHP-Buch antwortete<br />
der Verkäufer: „Was wollen Sie denn mit<br />
PHP? Lernen Sie lieber Python, das ist im<br />
Kommen!“ Ich war so verdutzt, als hätte<br />
mir jemand vor meinem Italienurlaub geraten,<br />
doch lieber Chinesisch zu lernen<br />
– weil das mehr Sprecher hat.<br />
Neulich schrieb ein Leser an die Redaktion<br />
und fragte, warum wir immer noch<br />
regelmäßig den Perl-Snapshot veröffentlichen.<br />
Die Sprache sei doch veraltet und<br />
es gäbe doch so schöne neue wie Python,<br />
Lua und Scala. Selbstverständlich<br />
widmet das <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> ihnen immer<br />
wieder Artikel, auch Go und Squirrel haben<br />
schon im Heft Platz gefunden.<br />
Vertraut<br />
Doch der Perl-Snapshot hat eine feste<br />
Fangemeinde, wie die Redaktion an den<br />
Leserbriefen merkt. Viele Leser haben<br />
nicht nur Freude an den kreativen Programmierbeispielen,<br />
die sich Mike Schilli<br />
immer wieder einfallen lässt – sie fühlen<br />
sich offenbar in Perl zu Hause, weil sie es<br />
selbst in ihrer Arbeit verwenden.<br />
Die Vielfalt der Sprachen ist etwas Wunderbares.<br />
Es ist für jeden Entwickler lehrreich,<br />
sich mit ihm fremden Sprachen zu<br />
beschäftigen, etwa mit Hilfe von Bruce<br />
Tates Buch „Sieben Wochen, sieben Sprachen“,<br />
das jetzt auch auf Deutsch erhältlich<br />
ist [1]. Was der Programmierer hier<br />
über Haskell, Prolog und Erlang lernt,<br />
kann die tägliche Arbeit in seiner Hauptsprache<br />
befruchten.<br />
Genauso wünschenswert ist es aber, eine<br />
oder wenige Sprachen auf hohem Niveau<br />
und in allen Feinheiten zu beherrschen.<br />
Daher arbeiten Entwickler, Teams oder<br />
ganze Firmen oft durchgehend in einer<br />
einzigen Programmiersprache. Eine der<br />
verbreitetsten für den Alltagseinsatz ist<br />
C++, das in freier Software wie KDE,<br />
Libre Office und Mozilla Firefox steckt.<br />
Bei einer Stichprobe auf dem Softwareportal<br />
Freshmeat.net kommt C++ mit<br />
5496 Einträgen auf den ersten Platz, vor<br />
C mit 997 und Python mit 292.<br />
Die populäre Sprache erfuhr dieses Jahr<br />
eine bedeutende Reform, die unter dem<br />
Namen C++11 firmiert. Deshalb widmet<br />
das <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> dem neuen C++ eine<br />
kleine Reihe. Sie zeigt, wie ein Entwickler<br />
mit dem neuen Standard effizienter und<br />
eleganter programmiert. Sie belegt aber<br />
auch, dass C++ Einflüsse aus anderen<br />
Sprachen aufgenommen hat. Beispielsweise<br />
hat sich C++11 die Lambda-Funktionen<br />
bei den funktionalen Sprachen<br />
abgeschaut. Mit diesem Thema startet<br />
der Autor Rainer Grimm in diesem Heft<br />
seine Reihe.<br />
Unvollkommen<br />
Selbstverständlich machen auch die<br />
neuen Features C++11 nicht zu einer<br />
vollkommenen Programmiersprache.<br />
Aber wie sagt der C++-Erfinder Bjarne<br />
Stroustrup? „Jeder, der zu einem kommt<br />
und behauptet, er habe die perfekte Sprache,<br />
ist entweder naiv oder er möchte<br />
etwas verkaufen.“<br />
Eine besondere Rolle spielt die Unvollkommenheit<br />
der Programmiersprachen<br />
bei der Sicherheit von Software. Sie erlaubt<br />
es den Entwicklern nämlich, bestimmte<br />
Fehler zu machen, die Software<br />
abstürzen lassen oder anderen Schaden<br />
anrichten. Damit beschäftigt sich Mark<br />
Vogelsbergers „Insecurity Bulletin“ in der<br />
Rubrik Know-how, das ebenfalls in dieser<br />
Ausgabe startet.<br />
n<br />
Infos<br />
[1] Bruce A. Tate, „Sieben Wochen, sieben<br />
Sprachen“: O’Reilly 2011, ISBN 978-3-<br />
89721-322-7<br />
Robert Lerich, 123RF
Programmieren<br />
www.linux-magazin.de C++11 12/2011<br />
Modernes C++ in der Praxis – Folge 1<br />
Die Elf spielt auf<br />
bisherigen Konvention folgend heißt er<br />
C++11, weil er im Jahr 2011 verabschiedet<br />
wurde. Die Standardisierungsbehörde<br />
ISO bietet die Spezifikation zum Kauf<br />
an, Spracherfinder Bjarne Stroustrup hat<br />
den letzten kostenlosen Entwurf unter [1]<br />
verlinkt. Der Standard präsentiert sich im<br />
stolzen Umfang von gut 1300 Seiten. Da<br />
war sein Vorgänger von 2003 mit knapp<br />
700 Seiten deutlich schmaler.<br />
Bedeutender als der Umfang ist der Inhalt<br />
des neuen C++11: Er bietet vieles, was<br />
den Einstieg erleichtert und den Profi<br />
unterstützt. Der Einsteiger profitiert da-<br />
94<br />
Die jüngste Reform der Programmiersprache C++ ist abgeschlossen. Das <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong> widmet dem neuen<br />
Standard C++11 eine Artikelserie, die dem Programmierer zeigt, wie er in der Praxis von den Neuerungen profitiert.<br />
Die erste Folge stellt Lambda-Funktionen vor. Rainer Grimm<br />
C++11<br />
asynchrone Aktionen<br />
override<br />
decltype Wer genauer wissen will, welche Features<br />
C++11 zu bieten hat, der sei auf<br />
Move-Semantik<br />
Neue Container<br />
auto<br />
die Artikel des <strong>Linux</strong>-<strong>Magazin</strong>s zur Er-<br />
Variadic Templates<br />
weiterung der Kernsprache [2] und zu<br />
bind den neuen Bibliotheken in C++ [3] ver-<br />
Type Traits<br />
wiesen. Wer es noch genauer nachlesen<br />
C++11<br />
Alias Templates<br />
Tuple möchte, greift zu Pete Beckers Buch über<br />
die Bibliotheks erweiterung [4] oder zum<br />
default<br />
function<br />
Band über die neue Multithreading-Funk-<br />
Range-basierte<br />
C++11<br />
tionalität von Anthony Williams [5].<br />
nullptr<br />
For-Schleife<br />
Zufallszahlen<br />
Zeitbibliothek<br />
delete<br />
final<br />
Das bessere Benutzerdefinierte Literale<br />
Smart Pointer Diese Artikelserie soll keinen vollstän-<br />
Hashtabellen<br />
static_assert<br />
reguläre Ausdrücke digen Überblick über den neuen C++-<br />
Threads Standard bieten. Das ist Aufgabe der<br />
Lambda-Funktionen<br />
Array<br />
oben erwähnten Bücher. Sie möchte alle<br />
zwei Monate nur einzelne Komponenten<br />
in der Anwendung zeigen und demonstrieren,<br />
Nach langer Arbeit trägt der neue C++- von, dass der Compiler seine Datentypen<br />
dass sich der Umstieg auf die<br />
Standard jetzt auch einen Namen: Der automatisch bestimmt, Klassen einfacher moderne Variante lohnt – nicht nur für<br />
den C++-Entwickler, denn die Zeichen<br />
verdichten sich, dass die Sprache vor einer<br />
Renaissance steht [6].<br />
Als Einstieg dienen in dieser ersten Folge<br />
die Lambda-Funktionen. In den folgenden<br />
Beispielen kommen sie zum Einsatz,<br />
um die Elemente eines »std::vector« zu<br />
Feedback erwünscht<br />
Fehlt Ihnen ein wichtiges C++11-Feature?<br />
Hat der Artikel einen wichtigen Aspekt<br />
übergangen? Unter [cpp@linux‐magazin. de]<br />
erreichen Sie den Autor Rainer Grimm sowie<br />
die Redaktion. Ihr Feedback ist herzlich<br />
willkommen!<br />
zu definieren sind und sich Daten einheitlich<br />
initialisieren lassen. Das ist aber<br />
noch lange nicht alles: Dem C++-Novizen<br />
gibt der neue Standard außerdem<br />
mächtige Bibliotheken an die Hand, die<br />
Strings verarbeiten, das Speichermanagement<br />
von Variablen automatisieren und<br />
die CPUs seines Rechners ausreizen.<br />
Das alles erfreut auch den Profi.<br />
Doch für ihn beginnt damit das<br />
Angebot erst richtig: Er darf sich<br />
auf Algorithmen freuen, die<br />
sich dank Lambda-Funktionen<br />
mit der Leichtigkeit einer Interpreter-Sprache<br />
implementieren<br />
lassen. Daneben erwarten<br />
ihn deutlich leistungsfähigere<br />
Werkzeuge zur Template-Programmierung,<br />
mit denen er Datenstrukturen<br />
für seine Anforderungen<br />
maßschneidert.<br />
Funktionen<br />
Funktionsobjekte<br />
Lambda-Funktionen<br />
C++11<br />
C++<br />
Abbildung 1: Sprachhistorie: Von den Funktionen in C hat die<br />
Entwicklung über die Funktionsobjekte in C++ bis zu den<br />
Lambda-Funktionen in C++11 geführt.<br />
C
C++11 12/2011<br />
Programmieren<br />
Abbildung 2: Listing 1 – auf der Kommadozeile ausgeführt – verändert die Elemente<br />
eines Vektors mittels einer Funktion.<br />
modifizieren. In der Evolution von den<br />
C-Funktionen über die C++-Funktionsobjekte<br />
bilden die Lambda-Funktionen<br />
in C++11 das letzte Glied der Kette (Abbildung<br />
1).<br />
Kompakter Code<br />
Um Platz zu sparen, setzt das Listing 1<br />
gleich mehrere C++11-Features ein: Die<br />
Standardaufgabe, den »std::vector« zu<br />
initialisieren, geht in C++11 aufgrund<br />
der neuen Initialisierer-Liste »{1,2,3,4,<br />
5,6,7,8,9,10}« in Zeile 13 leicht von der<br />
Hand. Die Range-basierte For-Schleife<br />
»for (auto v: myVec1)« in Zeile 16 reduziert<br />
das Iterieren über einen Container<br />
auf die nötigste Schreibarbeit. Zusätzlich<br />
ist die automatische Typableitung mit<br />
»auto« im Einsatz, die den Typ »int« für<br />
»v« ermittelt.<br />
Die eigentliche Aufgabe, das Modifizieren<br />
des Vektors, löst Zeile 15 in klassischer<br />
C-Manier. Um jedes Element eines<br />
»std::vector« um 3 zu erhöhen, bietet<br />
sich in der Standard Template Library<br />
(STL) der Algorithmus »std::for_each« in<br />
Kombination mit der Funktion »add3« in<br />
Zeile 15 an. Da jedes Element des Vektors<br />
verändert wird, muss das Argument von<br />
»add3« als Referenz in »std::for_each«<br />
adressiert sein. Abbildung 2 zeigt das<br />
Ausführen des Programms in einem Terminalfenster.<br />
Soll das Programm jedoch jedes Element<br />
um einen beliebigen Wert verändern, endet<br />
die Flexibilität einer Funktion – das<br />
Listing 1: Funktionen<br />
01 #include <br />
02 #include <br />
03 #include <br />
04 #include <br />
05 <br />
06 void add3(int& i){<br />
07 i +=3;<br />
08 }<br />
09 <br />
10 int main(){<br />
11 std::cout
Programmieren<br />
www.linux-magazin.de C++11 12/2011<br />
96<br />
01 #include <br />
02 #include <br />
03 #includefff <br />
04 #include <br />
05 <br />
06 class AddN{<br />
07 public:<br />
schlägt die Stunde der Lambda-Funktionen.<br />
Eine Lambda-Funktion, die direkt<br />
den Algorithmus »std::for_each« parametrisiert,<br />
kann beliebige Funktionalität<br />
umsetzen. In Listing 3 modifiziert in<br />
Zeile 13 die Lambda-Funktion »[](int& i)<br />
{i=3*i+5;}« die Elemente des Vektors.<br />
Dabei leitet »[]« die Lambda-Funktion<br />
ein, »int& i« bezeichnet ihr Argument<br />
und »{i=3*i+5;}« stellt ihren Funktionskörper<br />
dar.<br />
Ähnlich kompakt gestalten sich die<br />
Lambda-Funktionen »[](int& i){i=i*i;}«<br />
in Zeile 19, die jedes Element des Vektors<br />
auf sein Quadrat, sowie die »[](double&<br />
i){i=sqrt(i);}« in Zeile 24, die jedes Element<br />
des Vektors auf seine Wurzel abbildet.<br />
Abbildung 4 zeigt die Ausgabe des<br />
Programmcode.<br />
08 AddN(int n):num(n){};<br />
09 void operator()(int& i){<br />
10 i +=num;<br />
11 }<br />
12 private:<br />
13 int num;<br />
14 };<br />
15 <br />
16 int main(){<br />
17 std::cout
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pedantische kartografieren auch gleich die Eigenheiten der Parkzone ihres Viertels. Michael Schilli<br />
© Arnd_Drifte, photocase.com<br />
ren Teil der Datei auch als Node-Definitionen<br />
sichtbar.<br />
Neben den geografischen Koordinaten<br />
»lat« und »lon« für die geografische<br />
Breite und Länge im Digitalformat listet<br />
ein Node auch noch auf, wer (»user«) ihn<br />
wann (»timestamp«) erfasst hat und in<br />
welchem »changeset« die Daten an den<br />
OSM-Server hochgeladen wurden.<br />
Ways formen Straßen<br />
Ein Blick auf die Openstreetmap-Karte<br />
der Münchner Innenstadt (Abbildung<br />
1) offenbart in akribischer Kleinstarbeit<br />
gesammelte und frisch gehaltene Kartendaten.<br />
Das OSM-Projekt verwöhnt nicht<br />
nur mit Straßenverläufen und ‐namen,<br />
sondern auch mit Bushaltestellen, Bahnlinien<br />
und Radwegen. Bei Geschäften<br />
und Restaurants, deren Standorte sich oft<br />
von einem Monat zum anderen ändern,<br />
ist Openstreetmap (OSM) mit seinem so<br />
genannten Crowdsource-Verfahren mittlerweile<br />
aktueller als so mancher professionelle<br />
Anbieter.<br />
Freie Datenwahl<br />
Vorteil gegenüber kommerziellen Anbietern<br />
ist der freie Datenexport. Per Knopfdruck<br />
auf der Webseite oder programmatisch<br />
per API auf [api. openstreetmap.<br />
org] darf jedermann die XML-Daten<br />
herunterladen, auf denen die Karten<br />
basieren. Damit öffnet sich die Tür für<br />
kreative Basteleien. Das Datenmodell ist<br />
denkbar simpel: So genannte Nodes bezeichnen<br />
Wegpunkte, die ihren Standort<br />
in der realen Welt mittels Koordinaten in<br />
geografischer Breite und Länge angeben.<br />
Der Verlauf einer Straße ergibt sich dann<br />
durch das Verbinden dieser Nodes mit<br />
Wegstrecken, den so genannten Ways.<br />
Import/Export<br />
Abbildung 2 zeigt die XML-Darstellung<br />
der OSM-Daten der Sonnenstraße am<br />
Stachus in München. Beim Klick auf den<br />
Reiter »Export« in der Kartendarstellung<br />
erscheint der Dialog in Abbildung 5.<br />